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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Tunn., 23, 6; Reinsberg III, 69; Eiselein, 117 n. 222; Hillebrand, 211, 304; Fallersleben, 614; Graf, 364, 451; Sailer, 256; Kirchhofer, 144; Mayer, I, 154; für Waldeck: Curtze, 351, 455; niederdeutsch bei Bueren, 477; Hauskalender, I.

Sie weckt und reizt Begierden, die sonst nicht erwacht oder doch in ihren Grenzen geblieben wären. Daher sagt ein talmudisches Sprichwort: Die Lücke lockt die Diebe herbei. Es galt daher im ältern Strafrecht die Ansicht, dass ein Vergehen, das blos bei Gelegenheit begangen werde, nicht so strafbar sei, als ein mit Vorsatz und Ueberlegung ausgeführtes. In solcher Allgemeinheit ist aber der Milderungsgrund des Sprichworts nicht richtig. Auch bedroht die neuere Gesetzgebung den hierher gehörenden Hausdiebstahl gerade mit schärferer Strafe. (Vgl. Hillebrand a. a. O.) - Thut man aber der Gelegenheit nicht unrecht, wenn man sie blos das Böse begünstigen lässt? Sollte sie nicht auch ebenso viel Gutes veranlassen? - Oettinger fragt auch, ob es nicht richtiger wäre zu sagen: Gelegenheit macht Dichter.

Mhd.: State machet manegen diep. (Freidank.) (Zingerle, 48.) - Wan stunt und stat vil dieben macht. (Boner.) - Die stat lert den diep steln. (Heidin.) - Wann den dewb macht die stat. (Vintler.) (Zingerle, 49.)

Böhm.: Prilezitost dela zlodeje. (Celakovsky, 144.)

Engl.: Opportunity makes a thief. (Eiselein, 222; Gaal, 663.)

Frz.: Abandon fait larron. - Le trou et l'occasion invitent le larron. (Leroux, II, 250.) - L'occasion fait le larron. (Loysel, 820; Gaal, 663; Lendroy, 706; Leroux, II, 123; Starschedel, 282.)

Holl.: De gelegenheid maakt een' dief. (Harrebomee, I, 223.)

It.: All' arca aperta il giusto vi pecca. (Gaal, 663.) - Il bel rubar fa l'uomo ladro. (Gaal, 663.) - La commodita fa l'huomo ladro. (Pazzaglia, 62 u. 186, 9; Gaal, 663.) - L'occasione fa l'huomo ladro. (Pazzaglia, 247, 1.)

Kroat.: Prilika cini tata. (Celakovsky, 144.)

Lat.: Hora, locus faciunt, quod fures non sua tollunt. (Binder II, 1341; Neander, 284.) - Occasio facit furem. (Egenolff, 91a; Henisch, 1456; Binder II, 2340; Fischer, 161, 6; Gaal, 663; Philippi, II, 60; Seybold, 399; Sutor, 566.) - Occasiones solent aditus aperire peccatis. (Zeiller, 38.) - Opportunitas latronem facit. (Binder II, 2340.)

Slow.: Priloznost lepa grehe dela.

Span.: En casa abierta el justo peca. - Puerta abierta al santo tenta.

Ung.: Az alkalmatossag es a hely teszen tolvaja. (Gaal, 663.)

15 Gelegenheit macht Hurer vnd Dieb.

Dän.: Leilighed giör horer og tyve. (Prov. dan., 381.)

Lat.: Occasione duntaxat opus improbitati. (Fischer, 161, 7.) - Occasiones solent aditus aperire peccatis. (Zeiller, 38.)

16 Gelegenheit macht Liebe, Muth und Diebe. - Parömiakon, 354 u. 1714.

17 Gelegenheit macht (bringt oft in) Verlegenheit.

Holl.: Gelegenheid maakt genegenheid. (Harrebomee, I, 223.)

18 Gelegenheit reit auff der Post; wer sie ereylet, der hats. - Lehmann, 258, 15.

19 Gelegenheit wird schwer erlangt, aber leicht verloren.

Lat.: Occasio agre offertur, facile amittitur. (Philippi, II, 60; Seybold, 399; Sutor, 566.)

20 Gute Gelegenheit kommt nicht alle Tage.

Die Tage folgen sich, aber sie gleichen sich nicht, sagen die Franzosen. (Reinsberg III, 7.)

Dän.: Man har ei leilighed i ermer. (Prov. dan., 381.)

21 Hüte dich vor der Gelegenheit, so wird dich Gott vor der Sünde bewahren. - Winckler, XIII, 12.

22 Ist die Gelegenheit vorbei, so hat man die Schale für das Ei.

Holl.: Het is verloren geval, als de gelegenheid voorbij is. (Harrebomee, I, 223.)

23 Lass die Gelegenheit nicht gehen aus den Händen, du weisst nicht, ob sie wird sich wieder zu dir wenden.

Lat.: Fluvius non semper fert secures. (Philippi, I, 157.)

24 Man muss der Gelegenheit aussm weg gehen. - Lehmann, 198, 5.

25 Man muss der Gelegenheit die Hand bieten.

Der Gedanke: man muss die Gelegenheit, sobald sie sich bietet, ergreifen und benutzen, findet sich, weil ein allgemeiner Erfahrunssatz, bei den meisten Völkern sprichwörtlich ausgesprochen. Der Araber der Wüste mahnt: Ergreife die Gelegenheit, verliere in Geschäften keine Zeit; das Kamel, das zuletzt zur Cisterne kommt, läuft Gefahr kein Wasser mehr zu finden. Der Hindu empfiehlt: Wascht euch die Hände im fliessenden Wasser, denn dem Klugen geziemt es, der Zeit nachzugeben, sowie der Schwimmende dem fliessenden Wasser nachgibt. Der Engländer räth, die Gelegenheit bei der Stirnlocke, der Holländer: den Zufall beim Haar, der Franzose den Hasen beim Kragen [Spaltenumbruch] zu fassen, und der Czeche empfiehlt: Halte den Hasen, wenn du ihn hast, wenn du ihn loslässest, siehst du ihn nicht mehr. Der Lette: Man muss das Brot nicht an der Thür vorübergehen lassen. (S. Ball 13 und Ferkel 18.)

Frz.: L'occasion est chauve, profitez-en. (Lendroy, 359.)

Lat.: Anima actionum omnium occasio est. - Opus perit, cujus perit occasio.

26 Man muss die Gelegenheit am Stirnhaar (oder Schopf) fassen. - Simrock, 3343.

Dän.: Grib leilighed for til, hvor den har haar, og ei bag til, hvor den er skaldet. (Prov. dan., 381.)

Engl.: An opportunity which presents itself must not be lost.

Holl.: Men moet de gelegenheid bij de hand nemen (of: bij het haar grijpen). (Harrebomee, I, 224.)

It.: Occasion persa non s'acquista mai. (Pazzaglia, 247, 2.)

Lat.: Cum pluit molendum. (Binder I, 265; II, 652; Philippi, I, 103; Seybold, 102.) - Occasioni inserviendum. (Binder II, 2341.)

27 Man muss die Gelegenheit benutzen, wenn sie sich bietet, sagte der Dieb, als er eine Thür offen fand.

28 Man muss die Gelegenheit brauchen (in Acht nehmen), wenn man sie hat. - Kirchhofer, 345.

Frz.: Il faut puiser tant que la corde est au puits. (Lendroy, 1258.) - Pendant que la corde est au puits il faut tirer de l'eau. (Kritzinger, 173a.)

Holl.: Als de gelegenheid zieh aanbiedt, moet men toetasten. (Harrebomee, I, 223.)

Lat.: Qui deserit occasionem, deseritur ab occasione. (Binder I, 1461; II, 2767; Seybold, 485.)

29 Viel Gelegenheit, aber wenig Verwegenheit.

Kein Muth, sie kühn zu ergreifen.

Holl.: Wel gelegenheid, maar geen genegenheid. (Harrebomee, I, 224.)

30 Wenn die gelegenheit einen grüsset, soll er ihr dancken. - Lehmann, 267, 7; Eiselein, 222; Simrock, 3345; Körte, 1980; Braun, I, 714.

Daher riethen schon die alten Römer und rathen nach ihnen die Engländer, die Gelegenheit bei der Stirnlocke zu fassen, weil das Hinterhaupt kahl ist. (Reinsberg III, 6.)

Engl.: Hold opportunity by fore-lock, before she turns her tail.

Frz.: Il faut prendre l'occasion aux cheveux. (Lendroy, 1093; Starschedel, 282.)

Holl.: De geboorte van eene goede occasie wil eene vaardige hand van de vroedvrouw hebben. (Harrebomee, I, 208.)

Lat.: Accipe quam primum, brevis est occasio lucri. (Philippi, I, 5.)

31 Wenn die Gelegenheit warm, nimm sie beim Arm.

Frz.: L'occasion est chauve. (Starschedel, 282.)

32 Wenn man keine Gelegenheit hat, muss man eine machen. - Kirchhofer, 345; Körte, 1981; Simrock, 3346; Braun, I, 713.

33 Wenn uns die Gelegenheit anlacht, so muss man sie küssen. - Winckler, III, 3.

Die Russen sagen aber: Die Gelegenheit soll man nicht küssen, die mit schmuzigem Munde kommt. (Altmann VI, 429.)

34 Wer die Gelegenheit nicht ergreift, der wird von ihr geschleift.

Dän.: Leiligheds forsömmelse er vis tegn til daarskab. (Prov. dan., 381.)

35 Wer die gelegenheit nicht vorn am Kopf ergreifft, der erwischt sie hernach am ort, wo man die Hand bescheisst. - Lehmann, 258, 12; Eiselein, 222.

"Wol de gelegenheit gelückseligen gebruken wyl, de vate se vörne vnd hölt se stille; vorsümet he se vnd se entspringet, vorgefflick herna he darna ringet, bringt sik in't Vngelücke gar dep henin, bekümpt den Spot thom schaden syn." (Gryse, 8.)

Dän.: Grib leiligheden for an, ellers vender hun dig bagen til. (Prov. dan., 381.)

Frz.: Qui refuse muse. (Leroux, II, 308.) - Tel refuse, qui apres muse. (Kritzinger, 473a.)

Holl.: Daar men lang bezig is met toerusten, gaat de gelegenheid verloren. (Harrebomee, I, 223.)

36 Wer die Gelegenheit versäumt, dem zeigt sie das Gesäss. - Lehmann, 258, 14; Eiselein, 222; Simrock, 3342.

Gott gab den Schatz, sagen die Russen, aber du verstandest nicht, ihn zu nehmen. (Reinsberg III, 6.)

Holl.: Die de gelegenheid van voren niet aangrijpt, heeft daaraan van achteren geen vat (Harrebomee, I, 223.)

Lat.: Fronte capillata est posthac occasio calva. (Luther, 400.) - Is spretui rem habet, quem mox poenitet. (Bovill, I, 33.) - Rem tibi quam nosces aptam dimittere noli. (Philippi, II, 154.)

[Spaltenumbruch] Tunn., 23, 6; Reinsberg III, 69; Eiselein, 117 n. 222; Hillebrand, 211, 304; Fallersleben, 614; Graf, 364, 451; Sailer, 256; Kirchhofer, 144; Mayer, I, 154; für Waldeck: Curtze, 351, 455; niederdeutsch bei Bueren, 477; Hauskalender, I.

Sie weckt und reizt Begierden, die sonst nicht erwacht oder doch in ihren Grenzen geblieben wären. Daher sagt ein talmudisches Sprichwort: Die Lücke lockt die Diebe herbei. Es galt daher im ältern Strafrecht die Ansicht, dass ein Vergehen, das blos bei Gelegenheit begangen werde, nicht so strafbar sei, als ein mit Vorsatz und Ueberlegung ausgeführtes. In solcher Allgemeinheit ist aber der Milderungsgrund des Sprichworts nicht richtig. Auch bedroht die neuere Gesetzgebung den hierher gehörenden Hausdiebstahl gerade mit schärferer Strafe. (Vgl. Hillebrand a. a. O.) – Thut man aber der Gelegenheit nicht unrecht, wenn man sie blos das Böse begünstigen lässt? Sollte sie nicht auch ebenso viel Gutes veranlassen? – Oettinger fragt auch, ob es nicht richtiger wäre zu sagen: Gelegenheit macht Dichter.

Mhd.: State machet manegen diep. (Freidank.) (Zingerle, 48.) – Wan stunt und stat vil dieben macht. (Boner.) – Die stat lêrt den diep steln. (Heidin.) – Wann den dewb macht die stat. (Vintler.) (Zingerle, 49.)

Böhm.: Příležitost dĕlá zlodĕje. (Čelakovský, 144.)

Engl.: Opportunity makes a thief. (Eiselein, 222; Gaal, 663.)

Frz.: Abandon fait larron. – Le trou et l'occasion invitent le larron. (Leroux, II, 250.) – L'occasion fait le larron. (Loysel, 820; Gaal, 663; Lendroy, 706; Leroux, II, 123; Starschedel, 282.)

Holl.: De gelegenheid maakt een' dief. (Harrebomée, I, 223.)

It.: All' arca aperta il giusto vi pecca. (Gaal, 663.) – Il bel rubar fa l'uomo ladro. (Gaal, 663.) – La commodità fà l'huomo ladro. (Pazzaglia, 62 u. 186, 9; Gaal, 663.) – L'occasione fà l'huomo ladro. (Pazzaglia, 247, 1.)

Kroat.: Prilika činí tata. (Čelakovský, 144.)

Lat.: Hora, locus faciunt, quod fures non sua tollunt. (Binder II, 1341; Neander, 284.) – Occasio facit furem. (Egenolff, 91a; Henisch, 1456; Binder II, 2340; Fischer, 161, 6; Gaal, 663; Philippi, II, 60; Seybold, 399; Sutor, 566.) – Occasiones solent aditus aperire peccatis. (Zeiller, 38.) – Opportunitas latronem facit. (Binder II, 2340.)

Slow.: Priložnost lepa grehe dela.

Span.: En casa abierta el justo peca. – Puerta abierta al santo tenta.

Ung.: Az alkalmatosság es a hely tészen tolvajá. (Gaal, 663.)

15 Gelegenheit macht Hurer vnd Dieb.

Dän.: Leilighed giør horer og tyve. (Prov. dan., 381.)

Lat.: Occasione duntaxat opus improbitati. (Fischer, 161, 7.) – Occasiones solent aditus aperire peccatis. (Zeiller, 38.)

16 Gelegenheit macht Liebe, Muth und Diebe.Parömiakon, 354 u. 1714.

17 Gelegenheit macht (bringt oft in) Verlegenheit.

Holl.: Gelegenheid maakt genegenheid. (Harrebomée, I, 223.)

18 Gelegenheit reit auff der Post; wer sie ereylet, der hats.Lehmann, 258, 15.

19 Gelegenheit wird schwer erlangt, aber leicht verloren.

Lat.: Occasio agre offertur, facile amittitur. (Philippi, II, 60; Seybold, 399; Sutor, 566.)

20 Gute Gelegenheit kommt nicht alle Tage.

Die Tage folgen sich, aber sie gleichen sich nicht, sagen die Franzosen. (Reinsberg III, 7.)

Dän.: Man har ei leilighed i ermer. (Prov. dan., 381.)

21 Hüte dich vor der Gelegenheit, so wird dich Gott vor der Sünde bewahren.Winckler, XIII, 12.

22 Ist die Gelegenheit vorbei, so hat man die Schale für das Ei.

Holl.: Het is verloren geval, als de gelegenheid voorbij is. (Harrebomée, I, 223.)

23 Lass die Gelegenheit nicht gehen aus den Händen, du weisst nicht, ob sie wird sich wieder zu dir wenden.

Lat.: Fluvius non semper fert secures. (Philippi, I, 157.)

24 Man muss der Gelegenheit aussm weg gehen.Lehmann, 198, 5.

25 Man muss der Gelegenheit die Hand bieten.

Der Gedanke: man muss die Gelegenheit, sobald sie sich bietet, ergreifen und benutzen, findet sich, weil ein allgemeiner Erfahrunssatz, bei den meisten Völkern sprichwörtlich ausgesprochen. Der Araber der Wüste mahnt: Ergreife die Gelegenheit, verliere in Geschäften keine Zeit; das Kamel, das zuletzt zur Cisterne kommt, läuft Gefahr kein Wasser mehr zu finden. Der Hindu empfiehlt: Wascht euch die Hände im fliessenden Wasser, denn dem Klugen geziemt es, der Zeit nachzugeben, sowie der Schwimmende dem fliessenden Wasser nachgibt. Der Engländer räth, die Gelegenheit bei der Stirnlocke, der Holländer: den Zufall beim Haar, der Franzose den Hasen beim Kragen [Spaltenumbruch] zu fassen, und der Czeche empfiehlt: Halte den Hasen, wenn du ihn hast, wenn du ihn loslässest, siehst du ihn nicht mehr. Der Lette: Man muss das Brot nicht an der Thür vorübergehen lassen. (S. Ball 13 und Ferkel 18.)

Frz.: L'occasion est chauve, profitez-en. (Lendroy, 359.)

Lat.: Anima actionum omnium occasio est. – Opus perit, cujus perit occasio.

26 Man muss die Gelegenheit am Stirnhaar (oder Schopf) fassen.Simrock, 3343.

Dän.: Grib leilighed for til, hvor den har haar, og ei bag til, hvor den er skaldet. (Prov. dan., 381.)

Engl.: An opportunity which presents itself must not be lost.

Holl.: Men moet de gelegenheid bij de hand nemen (of: bij het haar grijpen). (Harrebomée, I, 224.)

It.: Occasion persa non s'acquista mai. (Pazzaglia, 247, 2.)

Lat.: Cum pluit molendum. (Binder I, 265; II, 652; Philippi, I, 103; Seybold, 102.) – Occasioni inserviendum. (Binder II, 2341.)

27 Man muss die Gelegenheit benutzen, wenn sie sich bietet, sagte der Dieb, als er eine Thür offen fand.

28 Man muss die Gelegenheit brauchen (in Acht nehmen), wenn man sie hat.Kirchhofer, 345.

Frz.: Il faut puiser tant que la corde est au puits. (Lendroy, 1258.) – Pendant que la corde est au puits il faut tirer de l'eau. (Kritzinger, 173a.)

Holl.: Als de gelegenheid zieh aanbiedt, moet men toetasten. (Harrebomée, I, 223.)

Lat.: Qui deserit occasionem, deseritur ab occasione. (Binder I, 1461; II, 2767; Seybold, 485.)

29 Viel Gelegenheit, aber wenig Verwegenheit.

Kein Muth, sie kühn zu ergreifen.

Holl.: Wel gelegenheid, maar geen genegenheid. (Harrebomée, I, 224.)

30 Wenn die gelegenheit einen grüsset, soll er ihr dancken.Lehmann, 267, 7; Eiselein, 222; Simrock, 3345; Körte, 1980; Braun, I, 714.

Daher riethen schon die alten Römer und rathen nach ihnen die Engländer, die Gelegenheit bei der Stirnlocke zu fassen, weil das Hinterhaupt kahl ist. (Reinsberg III, 6.)

Engl.: Hold opportunity by fore-lock, before she turns her tail.

Frz.: Il faut prendre l'occasion aux cheveux. (Lendroy, 1093; Starschedel, 282.)

Holl.: De geboorte van eene goede occasie wil eene vaardige hand van de vroedvrouw hebben. (Harrebomée, I, 208.)

Lat.: Accipe quam primum, brevis est occasio lucri. (Philippi, I, 5.)

31 Wenn die Gelegenheit warm, nimm sie beim Arm.

Frz.: L'occasion est chauve. (Starschedel, 282.)

32 Wenn man keine Gelegenheit hat, muss man eine machen.Kirchhofer, 345; Körte, 1981; Simrock, 3346; Braun, I, 713.

33 Wenn uns die Gelegenheit anlacht, so muss man sie küssen.Winckler, III, 3.

Die Russen sagen aber: Die Gelegenheit soll man nicht küssen, die mit schmuzigem Munde kommt. (Altmann VI, 429.)

34 Wer die Gelegenheit nicht ergreift, der wird von ihr geschleift.

Dän.: Leiligheds forsømmelse er vis tegn til daarskab. (Prov. dan., 381.)

35 Wer die gelegenheit nicht vorn am Kopf ergreifft, der erwischt sie hernach am ort, wo man die Hand bescheisst.Lehmann, 258, 12; Eiselein, 222.

„Wol de gelegenheit gelückseligen gebruken wyl, de vate se vörne vnd hölt se stille; vorsümet he se vnd se entspringet, vorgefflick herna he darna ringet, bringt sik in't Vngelücke gar dêp henin, bekümpt den Spot thom schaden syn.“ (Gryse, 8.)

Dän.: Grib leiligheden for an, ellers vender hun dig bagen til. (Prov. dan., 381.)

Frz.: Qui refuse muse. (Leroux, II, 308.) – Tel refuse, qui après muse. (Kritzinger, 473a.)

Holl.: Daar men lang bezig is met toerusten, gaat de gelegenheid verloren. (Harrebomée, I, 223.)

36 Wer die Gelegenheit versäumt, dem zeigt sie das Gesäss.Lehmann, 258, 14; Eiselein, 222; Simrock, 3342.

Gott gab den Schatz, sagen die Russen, aber du verstandest nicht, ihn zu nehmen. (Reinsberg III, 6.)

Holl.: Die de gelegenheid van voren niet aangrijpt, heeft daaraan van achteren geen vat (Harrebomée, I, 223.)

Lat.: Fronte capillata est posthac occasio calva. (Luther, 400.) – Is spretui rem habet, quem mox poenitet. (Bovill, I, 33.) – Rem tibi quam nosces aptam dimittere noli. (Philippi, II, 154.)

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[[765]/0793] Tunn., 23, 6; Reinsberg III, 69; Eiselein, 117 n. 222; Hillebrand, 211, 304; Fallersleben, 614; Graf, 364, 451; Sailer, 256; Kirchhofer, 144; Mayer, I, 154; für Waldeck: Curtze, 351, 455; niederdeutsch bei Bueren, 477; Hauskalender, I. Sie weckt und reizt Begierden, die sonst nicht erwacht oder doch in ihren Grenzen geblieben wären. Daher sagt ein talmudisches Sprichwort: Die Lücke lockt die Diebe herbei. Es galt daher im ältern Strafrecht die Ansicht, dass ein Vergehen, das blos bei Gelegenheit begangen werde, nicht so strafbar sei, als ein mit Vorsatz und Ueberlegung ausgeführtes. In solcher Allgemeinheit ist aber der Milderungsgrund des Sprichworts nicht richtig. Auch bedroht die neuere Gesetzgebung den hierher gehörenden Hausdiebstahl gerade mit schärferer Strafe. (Vgl. Hillebrand a. a. O.) – Thut man aber der Gelegenheit nicht unrecht, wenn man sie blos das Böse begünstigen lässt? Sollte sie nicht auch ebenso viel Gutes veranlassen? – Oettinger fragt auch, ob es nicht richtiger wäre zu sagen: Gelegenheit macht Dichter. Mhd.: State machet manegen diep. (Freidank.) (Zingerle, 48.) – Wan stunt und stat vil dieben macht. (Boner.) – Die stat lêrt den diep steln. (Heidin.) – Wann den dewb macht die stat. (Vintler.) (Zingerle, 49.) Böhm.: Příležitost dĕlá zlodĕje. (Čelakovský, 144.) Engl.: Opportunity makes a thief. (Eiselein, 222; Gaal, 663.) Frz.: Abandon fait larron. – Le trou et l'occasion invitent le larron. (Leroux, II, 250.) – L'occasion fait le larron. (Loysel, 820; Gaal, 663; Lendroy, 706; Leroux, II, 123; Starschedel, 282.) Holl.: De gelegenheid maakt een' dief. (Harrebomée, I, 223.) It.: All' arca aperta il giusto vi pecca. (Gaal, 663.) – Il bel rubar fa l'uomo ladro. (Gaal, 663.) – La commodità fà l'huomo ladro. (Pazzaglia, 62 u. 186, 9; Gaal, 663.) – L'occasione fà l'huomo ladro. (Pazzaglia, 247, 1.) Kroat.: Prilika činí tata. (Čelakovský, 144.) Lat.: Hora, locus faciunt, quod fures non sua tollunt. (Binder II, 1341; Neander, 284.) – Occasio facit furem. (Egenolff, 91a; Henisch, 1456; Binder II, 2340; Fischer, 161, 6; Gaal, 663; Philippi, II, 60; Seybold, 399; Sutor, 566.) – Occasiones solent aditus aperire peccatis. (Zeiller, 38.) – Opportunitas latronem facit. (Binder II, 2340.) Slow.: Priložnost lepa grehe dela. Span.: En casa abierta el justo peca. – Puerta abierta al santo tenta. Ung.: Az alkalmatosság es a hely tészen tolvajá. (Gaal, 663.) 15 Gelegenheit macht Hurer vnd Dieb. Dän.: Leilighed giør horer og tyve. (Prov. dan., 381.) Lat.: Occasione duntaxat opus improbitati. (Fischer, 161, 7.) – Occasiones solent aditus aperire peccatis. (Zeiller, 38.) 16 Gelegenheit macht Liebe, Muth und Diebe. – Parömiakon, 354 u. 1714. 17 Gelegenheit macht (bringt oft in) Verlegenheit. Holl.: Gelegenheid maakt genegenheid. (Harrebomée, I, 223.) 18 Gelegenheit reit auff der Post; wer sie ereylet, der hats. – Lehmann, 258, 15. 19 Gelegenheit wird schwer erlangt, aber leicht verloren. Lat.: Occasio agre offertur, facile amittitur. (Philippi, II, 60; Seybold, 399; Sutor, 566.) 20 Gute Gelegenheit kommt nicht alle Tage. Die Tage folgen sich, aber sie gleichen sich nicht, sagen die Franzosen. (Reinsberg III, 7.) Dän.: Man har ei leilighed i ermer. (Prov. dan., 381.) 21 Hüte dich vor der Gelegenheit, so wird dich Gott vor der Sünde bewahren. – Winckler, XIII, 12. 22 Ist die Gelegenheit vorbei, so hat man die Schale für das Ei. Holl.: Het is verloren geval, als de gelegenheid voorbij is. (Harrebomée, I, 223.) 23 Lass die Gelegenheit nicht gehen aus den Händen, du weisst nicht, ob sie wird sich wieder zu dir wenden. Lat.: Fluvius non semper fert secures. (Philippi, I, 157.) 24 Man muss der Gelegenheit aussm weg gehen. – Lehmann, 198, 5. 25 Man muss der Gelegenheit die Hand bieten. Der Gedanke: man muss die Gelegenheit, sobald sie sich bietet, ergreifen und benutzen, findet sich, weil ein allgemeiner Erfahrunssatz, bei den meisten Völkern sprichwörtlich ausgesprochen. Der Araber der Wüste mahnt: Ergreife die Gelegenheit, verliere in Geschäften keine Zeit; das Kamel, das zuletzt zur Cisterne kommt, läuft Gefahr kein Wasser mehr zu finden. Der Hindu empfiehlt: Wascht euch die Hände im fliessenden Wasser, denn dem Klugen geziemt es, der Zeit nachzugeben, sowie der Schwimmende dem fliessenden Wasser nachgibt. Der Engländer räth, die Gelegenheit bei der Stirnlocke, der Holländer: den Zufall beim Haar, der Franzose den Hasen beim Kragen zu fassen, und der Czeche empfiehlt: Halte den Hasen, wenn du ihn hast, wenn du ihn loslässest, siehst du ihn nicht mehr. Der Lette: Man muss das Brot nicht an der Thür vorübergehen lassen. (S. Ball 13 und Ferkel 18.) Frz.: L'occasion est chauve, profitez-en. (Lendroy, 359.) Lat.: Anima actionum omnium occasio est. – Opus perit, cujus perit occasio. 26 Man muss die Gelegenheit am Stirnhaar (oder Schopf) fassen. – Simrock, 3343. Dän.: Grib leilighed for til, hvor den har haar, og ei bag til, hvor den er skaldet. (Prov. dan., 381.) Engl.: An opportunity which presents itself must not be lost. Holl.: Men moet de gelegenheid bij de hand nemen (of: bij het haar grijpen). (Harrebomée, I, 224.) It.: Occasion persa non s'acquista mai. (Pazzaglia, 247, 2.) Lat.: Cum pluit molendum. (Binder I, 265; II, 652; Philippi, I, 103; Seybold, 102.) – Occasioni inserviendum. (Binder II, 2341.) 27 Man muss die Gelegenheit benutzen, wenn sie sich bietet, sagte der Dieb, als er eine Thür offen fand. 28 Man muss die Gelegenheit brauchen (in Acht nehmen), wenn man sie hat. – Kirchhofer, 345. Frz.: Il faut puiser tant que la corde est au puits. (Lendroy, 1258.) – Pendant que la corde est au puits il faut tirer de l'eau. (Kritzinger, 173a.) Holl.: Als de gelegenheid zieh aanbiedt, moet men toetasten. (Harrebomée, I, 223.) Lat.: Qui deserit occasionem, deseritur ab occasione. (Binder I, 1461; II, 2767; Seybold, 485.) 29 Viel Gelegenheit, aber wenig Verwegenheit. Kein Muth, sie kühn zu ergreifen. Holl.: Wel gelegenheid, maar geen genegenheid. (Harrebomée, I, 224.) 30 Wenn die gelegenheit einen grüsset, soll er ihr dancken. – Lehmann, 267, 7; Eiselein, 222; Simrock, 3345; Körte, 1980; Braun, I, 714. Daher riethen schon die alten Römer und rathen nach ihnen die Engländer, die Gelegenheit bei der Stirnlocke zu fassen, weil das Hinterhaupt kahl ist. (Reinsberg III, 6.) Engl.: Hold opportunity by fore-lock, before she turns her tail. Frz.: Il faut prendre l'occasion aux cheveux. (Lendroy, 1093; Starschedel, 282.) Holl.: De geboorte van eene goede occasie wil eene vaardige hand van de vroedvrouw hebben. (Harrebomée, I, 208.) Lat.: Accipe quam primum, brevis est occasio lucri. (Philippi, I, 5.) 31 Wenn die Gelegenheit warm, nimm sie beim Arm. Frz.: L'occasion est chauve. (Starschedel, 282.) 32 Wenn man keine Gelegenheit hat, muss man eine machen. – Kirchhofer, 345; Körte, 1981; Simrock, 3346; Braun, I, 713. 33 Wenn uns die Gelegenheit anlacht, so muss man sie küssen. – Winckler, III, 3. Die Russen sagen aber: Die Gelegenheit soll man nicht küssen, die mit schmuzigem Munde kommt. (Altmann VI, 429.) 34 Wer die Gelegenheit nicht ergreift, der wird von ihr geschleift. Dän.: Leiligheds forsømmelse er vis tegn til daarskab. (Prov. dan., 381.) 35 Wer die gelegenheit nicht vorn am Kopf ergreifft, der erwischt sie hernach am ort, wo man die Hand bescheisst. – Lehmann, 258, 12; Eiselein, 222. „Wol de gelegenheit gelückseligen gebruken wyl, de vate se vörne vnd hölt se stille; vorsümet he se vnd se entspringet, vorgefflick herna he darna ringet, bringt sik in't Vngelücke gar dêp henin, bekümpt den Spot thom schaden syn.“ (Gryse, 8.) Dän.: Grib leiligheden for an, ellers vender hun dig bagen til. (Prov. dan., 381.) Frz.: Qui refuse muse. (Leroux, II, 308.) – Tel refuse, qui après muse. (Kritzinger, 473a.) Holl.: Daar men lang bezig is met toerusten, gaat de gelegenheid verloren. (Harrebomée, I, 223.) 36 Wer die Gelegenheit versäumt, dem zeigt sie das Gesäss. – Lehmann, 258, 14; Eiselein, 222; Simrock, 3342. Gott gab den Schatz, sagen die Russen, aber du verstandest nicht, ihn zu nehmen. (Reinsberg III, 6.) Holl.: Die de gelegenheid van voren niet aangrijpt, heeft daaraan van achteren geen vat (Harrebomée, I, 223.) Lat.: Fronte capillata est posthac occasio calva. (Luther, 400.) – Is spretui rem habet, quem mox poenitet. (Bovill, I, 33.) – Rem tibi quam nosces aptam dimittere noli. (Philippi, II, 154.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [765]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/793>, abgerufen am 18.06.2024.