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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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geringe Schwierigkeiten, wobei Wiederholungen der verschiedenen Gesichtspunkte wegen, die zu berücksichtigen sind, nicht gänzlich vermieden werden können. Bei näherm Eingehen in den Sinn der gleichen oder ähnlich scheinenden Sprichwörter wird man sich aber, wie ich hoffe, sehr bald überzeugen, dass nicht alles überflüssige Wiederholungen sind, die man im ersten Augenblick dafür halten könnte. Es finden zwischen verschiedenen Sprichwörtern, deren Sinn derselbe scheint, und es in der Hauptsache auch wol ist, oft sehr wesentliche Bedeutungsschattirungen statt; und es schien mir nicht unwichtig, diese, da sie zur Charakteristik der verschiedenen Ort- oder Landschaften beitragen, zur Anschauung zu bringen. Gern gebe ich zu, dass ich dabei nicht immer das rechte Mass gefunden haben mag. Oft tritt auch der Fall ein, dass ein Sprichwort in seiner alten und seiner modernen Form der alphabetischen Ordnung wegen an verschiedenen Stellen aufgeführt werden muss, was denn wol einzelnen Kritikern Gelegenheit bietet, mir wegen meiner Unwissenheit den Text zu lesen, z. B. die Blätter für literarische Unterhaltung, welche mir in der oben erwähnten Nr. 30 wegen Aufnahme des Sprichworts "Armuth" 157, Sp. 143, eine Lection ertheilen. Ich soll dort das gute alte Wort "ereren" in "ernähren" verstümmelt haben. "Bei S. Franck", heisst es, "würde Wander gefunden haben: 'Wer mehr will verzehren, denn sein Pflug mag ereren.'" Wander hat in der That diese Form nicht nur bei S. Franck, sondern auch bei Neander und Latendorf (II, 30) gefunden, aber in dieser Form gehört es unter das Stichwort "verzehren", wo es sich auch finden wird. In die unter "Armuth" 157 befindliche moderne Form das Wort "ereren" zu bringen, hielt ich und halte ich noch für ganz unpassend. Uebrigens steht schon in der plattdeutschen Fassung des Sprichworts (Ebstorf 21) "erneren", woraus man ersehen mag, dass mir der moderne Frevel nicht zur Last fällt.

Es war anfänglich die Absicht, um Anführungen und Verweisungen zu erleichtern, die Sprichwörter nach dem Vorgange von Körte und Simrock wenigstens innerhalb eines Bandes fortlaufend zu zählen; es musste aber davon Abstand genommen werden, nicht allein, weil ganze Reihen und Säulen vier- und fünfstelliger Ziffern für das Auge widerwärtig sein würden, sondern hauptsächlich weil dadurch dem Texte viel Raum unnöthig entzogen und das Werk nicht unbedeutend an Bogenzahl gewachsen sein würde. Schon seit der dritten Lieferung würde sich die Zählung in fünfstelligen Zahlen bewegen; also den sechsten oder siebenten Theil jeder Zeile einnehmen. Es ist dafür der einfachere und raumersparende Weg eingeschlagen worden, die Sprichwörter unter jedem Stichwort besonders zu zählen, wobei man, und auch nur in seltenen Fällen, höchstens vier Ziffern bedarf. Die Verweisungen sind durch Stichwort und Ziffer sehr leicht und bestimmt. Um aber auch diejenigen zufriedenzustellen, welche die Zahl der Sprichwörter, die in einem Bande enthalten sind, wissen wollen, habe ich dieselben, auch um in Bezug auf Redaction das Verhältniss der fremden zu den deutschen stets zu kennen, vom ersten Bogen ab spaltenweis gezählt und für mich ein Verzeichniss angelegt, aus dem ich den Inhalt jeder Lieferung ersehen kann. Die bisjetzt erschienenen 15 Lieferungen, die den ersten Band bilden, enthalten danach in runder Zahl 45000 deutsche und 15000 fremde, zusammen 60000 Sprichwörter.

Ich habe endlich hier, was die innere Einrichtung betrifft, noch zu bemerken, dass die sprichwörtlichen Redensarten von den eigentlichen Sprichwörtern unter dem entsprechenden Stichwort fortlaufend gezählt werden, doch als eine besondere Schar durch * und alphabetische Ordnung geschieden worden sind, was, soviel ich vernommen, allgemeinen Beifall gefunden hat.

Nur von einer Seite habe ich die Ansicht aussprechen hören, es wäre besser gewesen, die sprichwörtlichen Redensarten ganz auszuscheiden. Aber abgesehen davon, dass die Grenze zwischen Sprichwort und sprichwörtlicher Redensart oft so schwer zu finden ist, weil derselbe Gedanke bald als Sprichwort, bald als Redensart auftritt, dass mir diese Scheidung geradezu als unausführbar erscheint, würde ein Sprichwörterschatz ohne die sprichwörtlichen Redensarten kaum halben Werth besitzen. In sprachlicher Hinsicht erscheint die elastische, überall eindringende und sich anschmiegende Schar der sprichwörtlichen Redensarten noch bedeutsamer und wichtiger als die Sprichwörter selbst. Auch ist mir in der Sprichwörterliteratur nicht eine einzige Schrift bekannt, welche eine solche Sonderung vorgenommen hätte.

Weit mehr Schwierigkeiten machte mir aber die Oekonomie des Raums in Betreff eines andern Punktes. Während nämlich jedes hochdeutsche Sprichwort Aufnahme finden musste, entstand die Frage: soll ein Sprichwort, das hochdeutsch aufgenommen ist, auch in einer Mundart aufgenommen werden? Und, wenn es in vielen vorhanden ist, in welcher? So interessant es auch sein möchte, dasselbe Sprichwort in einer Anzahl Mundarten beieinander zu haben, so war dies doch im allgemeinen aus obiger Rücksicht nicht gestattet. Ich habe mich dabei nun durch folgende Grundsätze leiten lassen. Wenn ein und dasselbe Sprichwort hochdeutsch und mundartlich in völliger Sinngleichheit vorlag, so nahm ich es vorherrschend mundartlich auf und verwies auf die hochdeutsche Quelle, falls ich eine solche kannte; in seltenen Fällen umgekehrt, nämlich dann, wenn es wünschenswerth erschien, das Sprichwort nach den hochdeutschen Quellen zu drucken, in welchem Fall ich auf die mundartlichen verwies. Wenn das Sprichwort in mehrern Mundarten vorlag, so wurde es bei Sinnschattirungen in mehrern, bei Sinngleichheit in einer aufgenommen und auf die andern verwiesen, falls nicht besondere sprachliche Rücksichten eine Abweichung geboten. Bei der Entscheidung darüber, welche von den Mundarten im letztern Fall zu wählen sei, wählte ich gern diejenige,

geringe Schwierigkeiten, wobei Wiederholungen der verschiedenen Gesichtspunkte wegen, die zu berücksichtigen sind, nicht gänzlich vermieden werden können. Bei näherm Eingehen in den Sinn der gleichen oder ähnlich scheinenden Sprichwörter wird man sich aber, wie ich hoffe, sehr bald überzeugen, dass nicht alles überflüssige Wiederholungen sind, die man im ersten Augenblick dafür halten könnte. Es finden zwischen verschiedenen Sprichwörtern, deren Sinn derselbe scheint, und es in der Hauptsache auch wol ist, oft sehr wesentliche Bedeutungsschattirungen statt; und es schien mir nicht unwichtig, diese, da sie zur Charakteristik der verschiedenen Ort- oder Landschaften beitragen, zur Anschauung zu bringen. Gern gebe ich zu, dass ich dabei nicht immer das rechte Mass gefunden haben mag. Oft tritt auch der Fall ein, dass ein Sprichwort in seiner alten und seiner modernen Form der alphabetischen Ordnung wegen an verschiedenen Stellen aufgeführt werden muss, was denn wol einzelnen Kritikern Gelegenheit bietet, mir wegen meiner Unwissenheit den Text zu lesen, z. B. die Blätter für literarische Unterhaltung, welche mir in der oben erwähnten Nr. 30 wegen Aufnahme des Sprichworts „Armuth“ 157, Sp. 143, eine Lection ertheilen. Ich soll dort das gute alte Wort „ereren“ in „ernähren“ verstümmelt haben. „Bei S. Franck“, heisst es, „würde Wander gefunden haben: 'Wer mehr will verzehren, denn sein Pflug mag ereren.'“ Wander hat in der That diese Form nicht nur bei S. Franck, sondern auch bei Neander und Latendorf (II, 30) gefunden, aber in dieser Form gehört es unter das Stichwort „verzehren“, wo es sich auch finden wird. In die unter „Armuth“ 157 befindliche moderne Form das Wort „ereren“ zu bringen, hielt ich und halte ich noch für ganz unpassend. Uebrigens steht schon in der plattdeutschen Fassung des Sprichworts (Ebstorf 21) „erneren“, woraus man ersehen mag, dass mir der moderne Frevel nicht zur Last fällt.

Es war anfänglich die Absicht, um Anführungen und Verweisungen zu erleichtern, die Sprichwörter nach dem Vorgange von Körte und Simrock wenigstens innerhalb eines Bandes fortlaufend zu zählen; es musste aber davon Abstand genommen werden, nicht allein, weil ganze Reihen und Säulen vier- und fünfstelliger Ziffern für das Auge widerwärtig sein würden, sondern hauptsächlich weil dadurch dem Texte viel Raum unnöthig entzogen und das Werk nicht unbedeutend an Bogenzahl gewachsen sein würde. Schon seit der dritten Lieferung würde sich die Zählung in fünfstelligen Zahlen bewegen; also den sechsten oder siebenten Theil jeder Zeile einnehmen. Es ist dafür der einfachere und raumersparende Weg eingeschlagen worden, die Sprichwörter unter jedem Stichwort besonders zu zählen, wobei man, und auch nur in seltenen Fällen, höchstens vier Ziffern bedarf. Die Verweisungen sind durch Stichwort und Ziffer sehr leicht und bestimmt. Um aber auch diejenigen zufriedenzustellen, welche die Zahl der Sprichwörter, die in einem Bande enthalten sind, wissen wollen, habe ich dieselben, auch um in Bezug auf Redaction das Verhältniss der fremden zu den deutschen stets zu kennen, vom ersten Bogen ab spaltenweis gezählt und für mich ein Verzeichniss angelegt, aus dem ich den Inhalt jeder Lieferung ersehen kann. Die bisjetzt erschienenen 15 Lieferungen, die den ersten Band bilden, enthalten danach in runder Zahl 45000 deutsche und 15000 fremde, zusammen 60000 Sprichwörter.

Ich habe endlich hier, was die innere Einrichtung betrifft, noch zu bemerken, dass die sprichwörtlichen Redensarten von den eigentlichen Sprichwörtern unter dem entsprechenden Stichwort fortlaufend gezählt werden, doch als eine besondere Schar durch * und alphabetische Ordnung geschieden worden sind, was, soviel ich vernommen, allgemeinen Beifall gefunden hat.

Nur von einer Seite habe ich die Ansicht aussprechen hören, es wäre besser gewesen, die sprichwörtlichen Redensarten ganz auszuscheiden. Aber abgesehen davon, dass die Grenze zwischen Sprichwort und sprichwörtlicher Redensart oft so schwer zu finden ist, weil derselbe Gedanke bald als Sprichwort, bald als Redensart auftritt, dass mir diese Scheidung geradezu als unausführbar erscheint, würde ein Sprichwörterschatz ohne die sprichwörtlichen Redensarten kaum halben Werth besitzen. In sprachlicher Hinsicht erscheint die elastische, überall eindringende und sich anschmiegende Schar der sprichwörtlichen Redensarten noch bedeutsamer und wichtiger als die Sprichwörter selbst. Auch ist mir in der Sprichwörterliteratur nicht eine einzige Schrift bekannt, welche eine solche Sonderung vorgenommen hätte.

Weit mehr Schwierigkeiten machte mir aber die Oekonomie des Raums in Betreff eines andern Punktes. Während nämlich jedes hochdeutsche Sprichwort Aufnahme finden musste, entstand die Frage: soll ein Sprichwort, das hochdeutsch aufgenommen ist, auch in einer Mundart aufgenommen werden? Und, wenn es in vielen vorhanden ist, in welcher? So interessant es auch sein möchte, dasselbe Sprichwort in einer Anzahl Mundarten beieinander zu haben, so war dies doch im allgemeinen aus obiger Rücksicht nicht gestattet. Ich habe mich dabei nun durch folgende Grundsätze leiten lassen. Wenn ein und dasselbe Sprichwort hochdeutsch und mundartlich in völliger Sinngleichheit vorlag, so nahm ich es vorherrschend mundartlich auf und verwies auf die hochdeutsche Quelle, falls ich eine solche kannte; in seltenen Fällen umgekehrt, nämlich dann, wenn es wünschenswerth erschien, das Sprichwort nach den hochdeutschen Quellen zu drucken, in welchem Fall ich auf die mundartlichen verwies. Wenn das Sprichwort in mehrern Mundarten vorlag, so wurde es bei Sinnschattirungen in mehrern, bei Sinngleichheit in einer aufgenommen und auf die andern verwiesen, falls nicht besondere sprachliche Rücksichten eine Abweichung geboten. Bei der Entscheidung darüber, welche von den Mundarten im letztern Fall zu wählen sei, wählte ich gern diejenige,

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[XI/0009] geringe Schwierigkeiten, wobei Wiederholungen der verschiedenen Gesichtspunkte wegen, die zu berücksichtigen sind, nicht gänzlich vermieden werden können. Bei näherm Eingehen in den Sinn der gleichen oder ähnlich scheinenden Sprichwörter wird man sich aber, wie ich hoffe, sehr bald überzeugen, dass nicht alles überflüssige Wiederholungen sind, die man im ersten Augenblick dafür halten könnte. Es finden zwischen verschiedenen Sprichwörtern, deren Sinn derselbe scheint, und es in der Hauptsache auch wol ist, oft sehr wesentliche Bedeutungsschattirungen statt; und es schien mir nicht unwichtig, diese, da sie zur Charakteristik der verschiedenen Ort- oder Landschaften beitragen, zur Anschauung zu bringen. Gern gebe ich zu, dass ich dabei nicht immer das rechte Mass gefunden haben mag. Oft tritt auch der Fall ein, dass ein Sprichwort in seiner alten und seiner modernen Form der alphabetischen Ordnung wegen an verschiedenen Stellen aufgeführt werden muss, was denn wol einzelnen Kritikern Gelegenheit bietet, mir wegen meiner Unwissenheit den Text zu lesen, z. B. die Blätter für literarische Unterhaltung, welche mir in der oben erwähnten Nr. 30 wegen Aufnahme des Sprichworts „Armuth“ 157, Sp. 143, eine Lection ertheilen. Ich soll dort das gute alte Wort „ereren“ in „ernähren“ verstümmelt haben. „Bei S. Franck“, heisst es, „würde Wander gefunden haben: 'Wer mehr will verzehren, denn sein Pflug mag ereren.'“ Wander hat in der That diese Form nicht nur bei S. Franck, sondern auch bei Neander und Latendorf (II, 30) gefunden, aber in dieser Form gehört es unter das Stichwort „verzehren“, wo es sich auch finden wird. In die unter „Armuth“ 157 befindliche moderne Form das Wort „ereren“ zu bringen, hielt ich und halte ich noch für ganz unpassend. Uebrigens steht schon in der plattdeutschen Fassung des Sprichworts (Ebstorf 21) „erneren“, woraus man ersehen mag, dass mir der moderne Frevel nicht zur Last fällt. Es war anfänglich die Absicht, um Anführungen und Verweisungen zu erleichtern, die Sprichwörter nach dem Vorgange von Körte und Simrock wenigstens innerhalb eines Bandes fortlaufend zu zählen; es musste aber davon Abstand genommen werden, nicht allein, weil ganze Reihen und Säulen vier- und fünfstelliger Ziffern für das Auge widerwärtig sein würden, sondern hauptsächlich weil dadurch dem Texte viel Raum unnöthig entzogen und das Werk nicht unbedeutend an Bogenzahl gewachsen sein würde. Schon seit der dritten Lieferung würde sich die Zählung in fünfstelligen Zahlen bewegen; also den sechsten oder siebenten Theil jeder Zeile einnehmen. Es ist dafür der einfachere und raumersparende Weg eingeschlagen worden, die Sprichwörter unter jedem Stichwort besonders zu zählen, wobei man, und auch nur in seltenen Fällen, höchstens vier Ziffern bedarf. Die Verweisungen sind durch Stichwort und Ziffer sehr leicht und bestimmt. Um aber auch diejenigen zufriedenzustellen, welche die Zahl der Sprichwörter, die in einem Bande enthalten sind, wissen wollen, habe ich dieselben, auch um in Bezug auf Redaction das Verhältniss der fremden zu den deutschen stets zu kennen, vom ersten Bogen ab spaltenweis gezählt und für mich ein Verzeichniss angelegt, aus dem ich den Inhalt jeder Lieferung ersehen kann. Die bisjetzt erschienenen 15 Lieferungen, die den ersten Band bilden, enthalten danach in runder Zahl 45000 deutsche und 15000 fremde, zusammen 60000 Sprichwörter. Ich habe endlich hier, was die innere Einrichtung betrifft, noch zu bemerken, dass die sprichwörtlichen Redensarten von den eigentlichen Sprichwörtern unter dem entsprechenden Stichwort fortlaufend gezählt werden, doch als eine besondere Schar durch * und alphabetische Ordnung geschieden worden sind, was, soviel ich vernommen, allgemeinen Beifall gefunden hat. Nur von einer Seite habe ich die Ansicht aussprechen hören, es wäre besser gewesen, die sprichwörtlichen Redensarten ganz auszuscheiden. Aber abgesehen davon, dass die Grenze zwischen Sprichwort und sprichwörtlicher Redensart oft so schwer zu finden ist, weil derselbe Gedanke bald als Sprichwort, bald als Redensart auftritt, dass mir diese Scheidung geradezu als unausführbar erscheint, würde ein Sprichwörterschatz ohne die sprichwörtlichen Redensarten kaum halben Werth besitzen. In sprachlicher Hinsicht erscheint die elastische, überall eindringende und sich anschmiegende Schar der sprichwörtlichen Redensarten noch bedeutsamer und wichtiger als die Sprichwörter selbst. Auch ist mir in der Sprichwörterliteratur nicht eine einzige Schrift bekannt, welche eine solche Sonderung vorgenommen hätte. Weit mehr Schwierigkeiten machte mir aber die Oekonomie des Raums in Betreff eines andern Punktes. Während nämlich jedes hochdeutsche Sprichwort Aufnahme finden musste, entstand die Frage: soll ein Sprichwort, das hochdeutsch aufgenommen ist, auch in einer Mundart aufgenommen werden? Und, wenn es in vielen vorhanden ist, in welcher? So interessant es auch sein möchte, dasselbe Sprichwort in einer Anzahl Mundarten beieinander zu haben, so war dies doch im allgemeinen aus obiger Rücksicht nicht gestattet. Ich habe mich dabei nun durch folgende Grundsätze leiten lassen. Wenn ein und dasselbe Sprichwort hochdeutsch und mundartlich in völliger Sinngleichheit vorlag, so nahm ich es vorherrschend mundartlich auf und verwies auf die hochdeutsche Quelle, falls ich eine solche kannte; in seltenen Fällen umgekehrt, nämlich dann, wenn es wünschenswerth erschien, das Sprichwort nach den hochdeutschen Quellen zu drucken, in welchem Fall ich auf die mundartlichen verwies. Wenn das Sprichwort in mehrern Mundarten vorlag, so wurde es bei Sinnschattirungen in mehrern, bei Sinngleichheit in einer aufgenommen und auf die andern verwiesen, falls nicht besondere sprachliche Rücksichten eine Abweichung geboten. Bei der Entscheidung darüber, welche von den Mundarten im letztern Fall zu wählen sei, wählte ich gern diejenige,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/9>, abgerufen am 21.11.2024.