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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch]

Der Mittelstand ohne Ueberfluss dauert am längsten und macht am glücklichsten.

Lat.: Temperata fortuna optima. (Binder II, 3297; Philippi, I, 213; Seybold, 597.)

941 Zu eim glück zehen vnglück. - Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 10.

In Aegypten hat man, um den Gedanken auszudrücken, dass ein Unglück selten allein kommt, das ironische Sprichwort: Zum Glück meines Hochzeitfestes kam die Kürze der Nacht und die Reue der Sängerinnen. (Burckhardt, 422.) Die Hochzeit ging nicht glücklich vor sich, wozu sich mehrere unangenehme Umstände vereinigten.

942 Zu grossem Glück ist nicht zu trauen. - Gaal, 756; Reinsberg II, 100.

Böhm.: Prilisne stesti, pouhe nestesti. (Celakovsky, 152.)

Frz.: Un trop grand bonheur est a la fin un malheur. (Kritzinger, 696a.)

943 Zu gutem Glück ist nichts zu spät. - Petri, II, 823.

944 Zu vil glück ist vnglück. - Henisch, 1669, 3; Petri, II, 828.

945 Zu vil glück macht muthwillig. - Henisch, 1659, 31; Petri, II, 828.

946 Zu vil glück macht Narren. - Henisch, 1659, 30; Petri, II, 828.

947 Zum Glück des Lebens gehört nicht gar zu scharf zu sehen.

948 Zum Glück gehört mehr als Schönheit.

Es liegt nicht in Aeusserlichkeiten.

*949 Andern das Glück in die Hände spielen.

Wenn uns etwas nicht nach Wunsch gelingt, und ein anderer davon den von uns beabsichtigten Vortheil erhält. Vom Würfelspiel entlehnt; wenn man so wirft, dass man verliert und ein anderer gewinnt.

*950 Auf gut Glück!

Es sei gewagt, es mag gehen, wie es will. Auf alle Fälle, auf gut Glück, auf Gerathewohl.

Frz.: Vaille que vaille. (Lendroy, 1505.) - Vogue la galere.

*951 Aufs gachi Glück. (Oberösterreich.)

Aufs Gerathewohl.

*952 Da schlag Glück zu, wie zu denen von Kappel Kuh. - Kirchhofer, 69; Eiselein, 150; Wurzbach II, 53; Henisch, 1655, 68; Klosterspiegel, 26, 21.

Friedrich, der letzte Graf von Toggenburg, hatte einen Maler, der von einem kappeler Mönche im Scherz gefragt wurde, ob er auch eine Kuh malen könne. Um seine Kunst zu zeigen, malte er sie, jedoch mit Anspielungen, die ein Böswilliger, der dabei war, als eine von dem Convent absichtlich angestellte Verspottung der Schweizer verbreitete. Diese zogen nun, noch ganz besonders durch den Krieg um das toggenburgische Erbe dazu veranlasst, nach Kappel und verwüsteten das Kloster so, dass es jahrelang verödet dalag. Das Volk aber spottete desselben, indem es sang, denen von Kappel habe ihre Kuh viel Glück gebracht.

*953 Das Glück beim Schopfe ergreifen. - Lohrengel, II, 70.

*954 Das Glück die Stiegen hinunterschlagen. - Parömiakon, 1051.

*955 Das Glück ertappen ohne Strick. - Parömiakon, 495.

Stehlen, ohne ergriffen zu werden.

*956 Das Glück hat ihm den Rücken gewandt.

Wollte Sälde, eine der deutschen Göttinnen, einem Menschen gnädig sein, so wandte sie ihm ihr Antlitz zu, wo nicht, den Rücken. (Vgl. Mühlhausen, Urreligion, S. 16.)

Holl.: Het qeluk heeft hem den rug toegekeerd. (Harrebomee, I, 226.)

*957 Das glück ist jm vom himmel kommen. - Franck, II, 34b.

Um auszudrücken, dass jemand auf sehr leichte, angenehme Weise sein Glück gemacht habe, sagen die Franzosen: Er ist auf einem Sammtwege dazu gelangt. (Il est arrive a la fortune par un chemin de velours.) Die Redensart wird dem Dr. Gui-Crescent Fagon zugeschrieben, der um das Jahr 1680 erster Leibarzt der französischen Kronprinzessin war. Dr. Gillot hatte hervorragende Anlagen in ihm bemerkt, ihn zum Studium der Arzneiwissenschaft aufgefordert, ihn in jeder Weise unterstützt; und sein Schützling hatte so sehr seine Erwartungen befriedigt, seine Hoffnungen erfüllt, dass er ihn durch seine Empfehlungen in die günstigsten Stellungen beförderte und auch in die eines Leibarztes der Kronprinzessin. Dr. Fagon war dadurch von solcher Dankbarkeit für seinen väterlichen Freund erfüllt, dass er stets, wenn er ihm begegnete, aus dem Wagen stieg, um denselben zu begrüssen. "Aber mein lieber Fagon", sagte eines Tags Gillot zu ihm, "kehren Sie doch zu Ihrem Wagen zurück, das Pflaster ist sehr böse." - "Glauben Sie", erwiderte Fagon, "dass ich vergessen [Spaltenumbruch] habe, wie Sie mich auf sammtenem Wege zu meinem Glück geführt?" Diese Antwort wurde bekannt, oft wiederholt und soll auf diese Weise Sprichwort geworden sein. (Lendroy, 363.)

*958 Das glück ist mir beschert. - Henisch, 1656, 30.

*959 Das glück lacht mich an. - Henisch, 1656, 25; Körte, 2286.

Holl.: Het geluk heeft ons vriendelijk aangezien. (Harrebomee, I, 226.)

*960 Das Glück läuft ihm in den Arsch.

*961 Das Glück will ihme.

Nämlich wohl, ist ihm günstig.

Lat.: Tibi fautor est mercurius. (Seybold, 605.)

*962 Das ist gut fürs gache Glück. (Oberösterreich.) - Baumgarten.

Wenn jemand etwas Unangenehmes begegnet, so sagt er: es ist gut für's jähe Glück, weil man es als Abwehr eines zu grossen, d. i. unheilverkündenden Glücks betrachtet.

*963 Das stehet beym glück. - Henisch, 1656, 1.

*964 Dat Glück lopt äm to Dören und Fensters in. - Frommann, II, 537, 146; Hauskalender, III; Bueren, 267; Eichwald, 645.

Den Venetiern springt es in die Hand, ins Bett. (Reinsberg IV, 105.)

*965 Dem Glück im Schose sitzen. - Körte, 2286; Lohrengel, II, 98.

Die Czechen sagen von einem, dem es sehr wohl geht und den wir ein Schoskind des Glücks nennen: Er sitzt in Gottes Schose. (Reinsberg VI, 136.)

Frz.: C'est le fils de la poule blanche.

*966 Der hat Glück gehabt. - Parömiakon, 2590.

*967 Dei hot det Gläck um Zäppen (Zipfel). (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 32, 26.

*968 Der hat 's Glück; wenn er zum Anrichten kommt, ist der Napf umgekehrt. - Kirchhofer, 340.

Ein ägyptisches Sprichwort lässt den Unglücklichen sagen: Wenn du mein Glück sähest, du trätest es mit Füssen. (Burckhardt, 572.)

*969 Du hast mehr Glück als Fer-dinand.

Statt der durch rechtzeitige und vorsichtige Selbstcorrectur unterdrückten Redensart: Du hast mehr Glück als Verstand.

*970 Ein handuol glück. - Franck, I, 14a.

*971 Er hat allezeit das Glück, das dem Donnerwetter vorausgeht. - Körte, 2286; Reinsberg II, 101.

*972 Er hat das Glück nicht auf seiner Seite.

Lat.: Fortuna me nigrum pinxit. (Seybold, 192.)

*973 Er hat das Glück vom Goj (Nichtjuden, Fremden). - Tendlau, 606.

*974 Er hat dem Glück einen Pathenbrief geschickt und das Unglück steht Gevatter.

*975 Er hat eh's Glück im Sack. (Oberösterreich.)

Er hat ohnehin viel Glück, ist dessen durchaus sicher.

*976 Er hat glück über glück. - Franck, I, 14a.

*977 Er hat Glück und Strick zugleich. - Parömiakon, 1430.

Von denen, die in grossem Glück zugleich ein Unglück trifft.

*978 Er hat Glück wider recht. - Eyering, II, 301.

*979 Er hat Glück wie eine Faust dick; was er anfasst, wird Gold. - Reinsberg IV, 135.

*980 Er hat Glücks vollauf.

Holl.: Het is al geluk, waar hij de hand aanslaat. (Harrebomee, I, 226.)

Lat.: Semper feliciter cadunt Jovis taxilli. (Seybold, 548.)

*981 Er hat mehr Glück als Vergnügen. - Braun, II, 512.

*982 Er hat mehr glücks als frombkeit. - Henisch, 1656, 50.

*983 Er hat mehr glücks als Verstand (Witz). - Abh., 36; Mayer, I, 128; Eiselein, 243; Kirchhofer, 156; Braun, I, 889; Simrock, 3817; Lohrengel, II, 379; Sutor, 277.

Er ist ohne sein Verdienst und Würdigkeit in Verhältnisse gekommen, welche den Wohlstand fast ohne weiteres zur Folge haben. Als jemand einen Philosophen fragte, wer glücklich sei, antwortete er: Irgendwo ein Lump.

Frz.: Il a plus d'heur que de sagesse (science). (Kritzinger, 374b.)

Holl.: Het is meer geluk dan wijsheid. (Harrebomee, I, 227; Bohn I, 332.)

Lat.: Atheniensium (inconsulta) temeritas. (Binder I, 101; II, 272; Germsberg, I, 7; Tappius, 214b; Erasm., 330; Philippi I, 46; Seybold, 643.) - Foelicior est quam sapiens.

[Spaltenumbruch]

Der Mittelstand ohne Ueberfluss dauert am längsten und macht am glücklichsten.

Lat.: Temperata fortuna optima. (Binder II, 3297; Philippi, I, 213; Seybold, 597.)

941 Zu eim glück zehen vnglück.Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 10.

In Aegypten hat man, um den Gedanken auszudrücken, dass ein Unglück selten allein kommt, das ironische Sprichwort: Zum Glück meines Hochzeitfestes kam die Kürze der Nacht und die Reue der Sängerinnen. (Burckhardt, 422.) Die Hochzeit ging nicht glücklich vor sich, wozu sich mehrere unangenehme Umstände vereinigten.

942 Zu grossem Glück ist nicht zu trauen.Gaal, 756; Reinsberg II, 100.

Böhm.: Přílišné štĕstí, pouhé neštĕstí. (Čelakovský, 152.)

Frz.: Un trop grand bonheur est à la fin un malheur. (Kritzinger, 696a.)

943 Zu gutem Glück ist nichts zu spät.Petri, II, 823.

944 Zu vil glück ist vnglück.Henisch, 1669, 3; Petri, II, 828.

945 Zu vil glück macht muthwillig.Henisch, 1659, 31; Petri, II, 828.

946 Zu vil glück macht Narren.Henisch, 1659, 30; Petri, II, 828.

947 Zum Glück des Lebens gehört nicht gar zu scharf zu sehen.

948 Zum Glück gehört mehr als Schönheit.

Es liegt nicht in Aeusserlichkeiten.

*949 Andern das Glück in die Hände spielen.

Wenn uns etwas nicht nach Wunsch gelingt, und ein anderer davon den von uns beabsichtigten Vortheil erhält. Vom Würfelspiel entlehnt; wenn man so wirft, dass man verliert und ein anderer gewinnt.

*950 Auf gut Glück!

Es sei gewagt, es mag gehen, wie es will. Auf alle Fälle, auf gut Glück, auf Gerathewohl.

Frz.: Vaille que vaille. (Lendroy, 1505.) – Vogue la galère.

*951 Aufs gachi Glück. (Oberösterreich.)

Aufs Gerathewohl.

*952 Da schlag Glück zu, wie zu denen von Kappel Kuh.Kirchhofer, 69; Eiselein, 150; Wurzbach II, 53; Henisch, 1655, 68; Klosterspiegel, 26, 21.

Friedrich, der letzte Graf von Toggenburg, hatte einen Maler, der von einem kappeler Mönche im Scherz gefragt wurde, ob er auch eine Kuh malen könne. Um seine Kunst zu zeigen, malte er sie, jedoch mit Anspielungen, die ein Böswilliger, der dabei war, als eine von dem Convent absichtlich angestellte Verspottung der Schweizer verbreitete. Diese zogen nun, noch ganz besonders durch den Krieg um das toggenburgische Erbe dazu veranlasst, nach Kappel und verwüsteten das Kloster so, dass es jahrelang verödet dalag. Das Volk aber spottete desselben, indem es sang, denen von Kappel habe ihre Kuh viel Glück gebracht.

*953 Das Glück beim Schopfe ergreifen.Lohrengel, II, 70.

*954 Das Glück die Stiegen hinunterschlagen.Parömiakon, 1051.

*955 Das Glück ertappen ohne Strick.Parömiakon, 495.

Stehlen, ohne ergriffen zu werden.

*956 Das Glück hat ihm den Rücken gewandt.

Wollte Sälde, eine der deutschen Göttinnen, einem Menschen gnädig sein, so wandte sie ihm ihr Antlitz zu, wo nicht, den Rücken. (Vgl. Mühlhausen, Urreligion, S. 16.)

Holl.: Het qeluk heeft hem den rug toegekeerd. (Harrebomée, I, 226.)

*957 Das glück ist jm vom himmel kommen.Franck, II, 34b.

Um auszudrücken, dass jemand auf sehr leichte, angenehme Weise sein Glück gemacht habe, sagen die Franzosen: Er ist auf einem Sammtwege dazu gelangt. (Il est arrivé à la fortune par un chemin de velours.) Die Redensart wird dem Dr. Gui-Crescent Fagon zugeschrieben, der um das Jahr 1680 erster Leibarzt der französischen Kronprinzessin war. Dr. Gillot hatte hervorragende Anlagen in ihm bemerkt, ihn zum Studium der Arzneiwissenschaft aufgefordert, ihn in jeder Weise unterstützt; und sein Schützling hatte so sehr seine Erwartungen befriedigt, seine Hoffnungen erfüllt, dass er ihn durch seine Empfehlungen in die günstigsten Stellungen beförderte und auch in die eines Leibarztes der Kronprinzessin. Dr. Fagon war dadurch von solcher Dankbarkeit für seinen väterlichen Freund erfüllt, dass er stets, wenn er ihm begegnete, aus dem Wagen stieg, um denselben zu begrüssen. „Aber mein lieber Fagon“, sagte eines Tags Gillot zu ihm, „kehren Sie doch zu Ihrem Wagen zurück, das Pflaster ist sehr böse.“ – „Glauben Sie“, erwiderte Fagon, „dass ich vergessen [Spaltenumbruch] habe, wie Sie mich auf sammtenem Wege zu meinem Glück geführt?“ Diese Antwort wurde bekannt, oft wiederholt und soll auf diese Weise Sprichwort geworden sein. (Lendroy, 363.)

*958 Das glück ist mir beschert.Henisch, 1656, 30.

*959 Das glück lacht mich an.Henisch, 1656, 25; Körte, 2286.

Holl.: Het geluk heeft ons vriendelijk aangezien. (Harrebomée, I, 226.)

*960 Das Glück läuft ihm in den Arsch.

*961 Das Glück will ihme.

Nämlich wohl, ist ihm günstig.

Lat.: Tibi fautor est mercurius. (Seybold, 605.)

*962 Das ist gut fürs gache Glück. (Oberösterreich.) – Baumgarten.

Wenn jemand etwas Unangenehmes begegnet, so sagt er: es ist gut für's jähe Glück, weil man es als Abwehr eines zu grossen, d. i. unheilverkündenden Glücks betrachtet.

*963 Das stehet beym glück.Henisch, 1656, 1.

*964 Dat Glück lôpt äm to Dören und Fensters in.Frommann, II, 537, 146; Hauskalender, III; Bueren, 267; Eichwald, 645.

Den Venetiern springt es in die Hand, ins Bett. (Reinsberg IV, 105.)

*965 Dem Glück im Schose sitzen.Körte, 2286; Lohrengel, II, 98.

Die Czechen sagen von einem, dem es sehr wohl geht und den wir ein Schoskind des Glücks nennen: Er sitzt in Gottes Schose. (Reinsberg VI, 136.)

Frz.: C'est le fils de la poule blanche.

*966 Der hat Glück gehabt.Parömiakon, 2590.

*967 Dî hôt det Gläck um Zäppen (Zipfel). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 26.

*968 Der hat 's Glück; wenn er zum Anrichten kommt, ist der Napf umgekehrt.Kirchhofer, 340.

Ein ägyptisches Sprichwort lässt den Unglücklichen sagen: Wenn du mein Glück sähest, du trätest es mit Füssen. (Burckhardt, 572.)

*969 Du hast mehr Glück als Fer–dinand.

Statt der durch rechtzeitige und vorsichtige Selbstcorrectur unterdrückten Redensart: Du hast mehr Glück als Verstand.

*970 Ein handuol glück.Franck, I, 14a.

*971 Er hat allezeit das Glück, das dem Donnerwetter vorausgeht.Körte, 2286; Reinsberg II, 101.

*972 Er hat das Glück nicht auf seiner Seite.

Lat.: Fortuna me nigrum pinxit. (Seybold, 192.)

*973 Er hat das Glück vom Goj (Nichtjuden, Fremden).Tendlau, 606.

*974 Er hat dem Glück einen Pathenbrief geschickt und das Unglück steht Gevatter.

*975 Er hat eh's Glück im Sack. (Oberösterreich.)

Er hat ohnehin viel Glück, ist dessen durchaus sicher.

*976 Er hat glück über glück.Franck, I, 14a.

*977 Er hat Glück und Strick zugleich.Parömiakon, 1430.

Von denen, die in grossem Glück zugleich ein Unglück trifft.

*978 Er hat Glück wider recht.Eyering, II, 301.

*979 Er hat Glück wie eine Faust dick; was er anfasst, wird Gold.Reinsberg IV, 135.

*980 Er hat Glücks vollauf.

Holl.: Het is al geluk, waar hij de hand aanslaat. (Harrebomée, I, 226.)

Lat.: Semper feliciter cadunt Jovis taxilli. (Seybold, 548.)

*981 Er hat mehr Glück als Vergnügen.Braun, II, 512.

*982 Er hat mehr glücks als frombkeit.Henisch, 1656, 50.

*983 Er hat mehr glücks als Verstand (Witz).Abh., 36; Mayer, I, 128; Eiselein, 243; Kirchhofer, 156; Braun, I, 889; Simrock, 3817; Lohrengel, II, 379; Sutor, 277.

Er ist ohne sein Verdienst und Würdigkeit in Verhältnisse gekommen, welche den Wohlstand fast ohne weiteres zur Folge haben. Als jemand einen Philosophen fragte, wer glücklich sei, antwortete er: Irgendwo ein Lump.

Frz.: Il a plus d'heur que de sagesse (science). (Kritzinger, 374b.)

Holl.: Het is meer geluk dan wijsheid. (Harrebomée, I, 227; Bohn I, 332.)

Lat.: Atheniensium (inconsulta) temeritas. (Binder I, 101; II, 272; Germsberg, I, 7; Tappius, 214b; Erasm., 330; Philippi I, 46; Seybold, 643.) – Foelicior est quam sapiens.

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[[886]/0914] Der Mittelstand ohne Ueberfluss dauert am längsten und macht am glücklichsten. Lat.: Temperata fortuna optima. (Binder II, 3297; Philippi, I, 213; Seybold, 597.) 941 Zu eim glück zehen vnglück. – Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 10. In Aegypten hat man, um den Gedanken auszudrücken, dass ein Unglück selten allein kommt, das ironische Sprichwort: Zum Glück meines Hochzeitfestes kam die Kürze der Nacht und die Reue der Sängerinnen. (Burckhardt, 422.) Die Hochzeit ging nicht glücklich vor sich, wozu sich mehrere unangenehme Umstände vereinigten. 942 Zu grossem Glück ist nicht zu trauen. – Gaal, 756; Reinsberg II, 100. Böhm.: Přílišné štĕstí, pouhé neštĕstí. (Čelakovský, 152.) Frz.: Un trop grand bonheur est à la fin un malheur. (Kritzinger, 696a.) 943 Zu gutem Glück ist nichts zu spät. – Petri, II, 823. 944 Zu vil glück ist vnglück. – Henisch, 1669, 3; Petri, II, 828. 945 Zu vil glück macht muthwillig. – Henisch, 1659, 31; Petri, II, 828. 946 Zu vil glück macht Narren. – Henisch, 1659, 30; Petri, II, 828. 947 Zum Glück des Lebens gehört nicht gar zu scharf zu sehen. 948 Zum Glück gehört mehr als Schönheit. Es liegt nicht in Aeusserlichkeiten. *949 Andern das Glück in die Hände spielen. Wenn uns etwas nicht nach Wunsch gelingt, und ein anderer davon den von uns beabsichtigten Vortheil erhält. Vom Würfelspiel entlehnt; wenn man so wirft, dass man verliert und ein anderer gewinnt. *950 Auf gut Glück! Es sei gewagt, es mag gehen, wie es will. Auf alle Fälle, auf gut Glück, auf Gerathewohl. Frz.: Vaille que vaille. (Lendroy, 1505.) – Vogue la galère. *951 Aufs gachi Glück. (Oberösterreich.) Aufs Gerathewohl. *952 Da schlag Glück zu, wie zu denen von Kappel Kuh. – Kirchhofer, 69; Eiselein, 150; Wurzbach II, 53; Henisch, 1655, 68; Klosterspiegel, 26, 21. Friedrich, der letzte Graf von Toggenburg, hatte einen Maler, der von einem kappeler Mönche im Scherz gefragt wurde, ob er auch eine Kuh malen könne. Um seine Kunst zu zeigen, malte er sie, jedoch mit Anspielungen, die ein Böswilliger, der dabei war, als eine von dem Convent absichtlich angestellte Verspottung der Schweizer verbreitete. Diese zogen nun, noch ganz besonders durch den Krieg um das toggenburgische Erbe dazu veranlasst, nach Kappel und verwüsteten das Kloster so, dass es jahrelang verödet dalag. Das Volk aber spottete desselben, indem es sang, denen von Kappel habe ihre Kuh viel Glück gebracht. *953 Das Glück beim Schopfe ergreifen. – Lohrengel, II, 70. *954 Das Glück die Stiegen hinunterschlagen. – Parömiakon, 1051. *955 Das Glück ertappen ohne Strick. – Parömiakon, 495. Stehlen, ohne ergriffen zu werden. *956 Das Glück hat ihm den Rücken gewandt. Wollte Sälde, eine der deutschen Göttinnen, einem Menschen gnädig sein, so wandte sie ihm ihr Antlitz zu, wo nicht, den Rücken. (Vgl. Mühlhausen, Urreligion, S. 16.) Holl.: Het qeluk heeft hem den rug toegekeerd. (Harrebomée, I, 226.) *957 Das glück ist jm vom himmel kommen. – Franck, II, 34b. Um auszudrücken, dass jemand auf sehr leichte, angenehme Weise sein Glück gemacht habe, sagen die Franzosen: Er ist auf einem Sammtwege dazu gelangt. (Il est arrivé à la fortune par un chemin de velours.) Die Redensart wird dem Dr. Gui-Crescent Fagon zugeschrieben, der um das Jahr 1680 erster Leibarzt der französischen Kronprinzessin war. Dr. Gillot hatte hervorragende Anlagen in ihm bemerkt, ihn zum Studium der Arzneiwissenschaft aufgefordert, ihn in jeder Weise unterstützt; und sein Schützling hatte so sehr seine Erwartungen befriedigt, seine Hoffnungen erfüllt, dass er ihn durch seine Empfehlungen in die günstigsten Stellungen beförderte und auch in die eines Leibarztes der Kronprinzessin. Dr. Fagon war dadurch von solcher Dankbarkeit für seinen väterlichen Freund erfüllt, dass er stets, wenn er ihm begegnete, aus dem Wagen stieg, um denselben zu begrüssen. „Aber mein lieber Fagon“, sagte eines Tags Gillot zu ihm, „kehren Sie doch zu Ihrem Wagen zurück, das Pflaster ist sehr böse.“ – „Glauben Sie“, erwiderte Fagon, „dass ich vergessen habe, wie Sie mich auf sammtenem Wege zu meinem Glück geführt?“ Diese Antwort wurde bekannt, oft wiederholt und soll auf diese Weise Sprichwort geworden sein. (Lendroy, 363.) *958 Das glück ist mir beschert. – Henisch, 1656, 30. *959 Das glück lacht mich an. – Henisch, 1656, 25; Körte, 2286. Holl.: Het geluk heeft ons vriendelijk aangezien. (Harrebomée, I, 226.) *960 Das Glück läuft ihm in den Arsch. *961 Das Glück will ihme. Nämlich wohl, ist ihm günstig. Lat.: Tibi fautor est mercurius. (Seybold, 605.) *962 Das ist gut fürs gache Glück. (Oberösterreich.) – Baumgarten. Wenn jemand etwas Unangenehmes begegnet, so sagt er: es ist gut für's jähe Glück, weil man es als Abwehr eines zu grossen, d. i. unheilverkündenden Glücks betrachtet. *963 Das stehet beym glück. – Henisch, 1656, 1. *964 Dat Glück lôpt äm to Dören und Fensters in. – Frommann, II, 537, 146; Hauskalender, III; Bueren, 267; Eichwald, 645. Den Venetiern springt es in die Hand, ins Bett. (Reinsberg IV, 105.) *965 Dem Glück im Schose sitzen. – Körte, 2286; Lohrengel, II, 98. Die Czechen sagen von einem, dem es sehr wohl geht und den wir ein Schoskind des Glücks nennen: Er sitzt in Gottes Schose. (Reinsberg VI, 136.) Frz.: C'est le fils de la poule blanche. *966 Der hat Glück gehabt. – Parömiakon, 2590. *967 Dî hôt det Gläck um Zäppen (Zipfel). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 26. *968 Der hat 's Glück; wenn er zum Anrichten kommt, ist der Napf umgekehrt. – Kirchhofer, 340. Ein ägyptisches Sprichwort lässt den Unglücklichen sagen: Wenn du mein Glück sähest, du trätest es mit Füssen. (Burckhardt, 572.) *969 Du hast mehr Glück als Fer–dinand. Statt der durch rechtzeitige und vorsichtige Selbstcorrectur unterdrückten Redensart: Du hast mehr Glück als Verstand. *970 Ein handuol glück. – Franck, I, 14a. *971 Er hat allezeit das Glück, das dem Donnerwetter vorausgeht. – Körte, 2286; Reinsberg II, 101. *972 Er hat das Glück nicht auf seiner Seite. Lat.: Fortuna me nigrum pinxit. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [886]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/914>, abgerufen am 21.11.2024.