Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] galt immer weniger, als das Werthlose, aber in eitler Pracht Glänzende, was von auswärts kam, wofür man hohen Zoll bezahlen musste oder was man durch Schmuggel erhalten hatte. (Wurzbach I, 52.) 120 Jedes Jahr fordert Haar. Lat.: Singula de nobis anni praedantur euntes. (Horaz.) (Philippi, II, 188.) 121 Jedes Jahr will eigenes Nest und eigene Junge haben. 122 Jung an Jahren, alt an Verstand. Lat.: Senex duodecim annorum. (Bovill, I, 152.) 123 Kein Jahr hat zwei Sommer. Aber wir haben zuweilen Jahre, die im strengen Sinne des Worts gar keinen haben. 124 Man darf kein Jahr warten, um zu wissen, ob ein Kraut (Baum) Frucht bringen wird. Schon am Kinde bemerkt man die Anlagen zu einem rechtschaffenen Menschen. 125 Man hat allemal mehr Jahre und Sünden als man bekennt. - Winckler, XVIII, 100. 126 Man hat wol alle Jahre, aber nicht alle Tage Geld. Von den Beamten oder auf festen Gehalt angestellten Personen entlehnt, welche nur zu bestimmten Zeiten Hauptausgaben berichtigen können, weil ihre Einnahme ebenfalls nicht alle Tage, sondern monatlich, vierteljährlich u. s. w. erfolgt. 127 Man kann das Jahr an keinen Pfahl binden. - Winckler, XI, 77. Lat.: Annus prae foribus, veteri post terga relicto. 128 Man kommt alle Jahr dem Tode näher. 129 Man soll ein Jahr weder loben noch schelten, ehe es nicht vorüber ist. Holl.: Spreek geen kwaad van't jaar, dan in het volgende jaar (tot dat het om is). (Harrebomee, I, 354a.) - Teinden jaers sal men ierst hilic loven. (Harrebomee, I, 350.) It.: Non dir mal dell' anno finche passato non sia. (Bohn I, 112.) Lat.: Laudetur thorus primo dum transiit annus. (Fallersleben, 640.) Port.: Nao digas mal do anno, ate que nao seja passado. (Bohn I, 285.) Span.: No digais mal del anno hasta que sea pasado. (Bohn I, 235.) 130 Mit achtzehn Jahren wohlgethan, mit zweiundzwanzig geht's noch an, mit dreissig Jahren bewahr' uns Gott, mit sechsunddreissig Kinderspott. Diesen Spruch fand ich um das Jahr 1863 in einer Zeitschrift auf die Trägerinnen der Amazonenhüte angewandt. 131 Mit den Jahren kommt der Verstand (die Weisheit). Lat.: Sapientiae aetas condimentum est. (Plautus.) (Philippi, II, 166.) 132 Mit dreissig Jahren ist der Mann schön, mit vierzig Jahren kommt er zu Verstande, mit funfzig macht er Vermögen und speist mit sechzig vom Segen (gibt Feste). (It.) 133 Mit zwanzig Jahren Mädchen, mit dreissig schöne Frau, mit vierzig Vollgestalt (vollendete Form), mit funfzig alte Närrin bald. (Ven.) 134 Mit zwölf Jahren begräbt man seine Kindheit, mit achtzehn Jahren seine Jugend, mit zwanzig seine erste Liebe, mit dreissig seinen Glauben an die Menschen, mit vierzig seine Hoffnungen, mit funfzig seine Wünsche, mit sechzig begräbt man allmählich seine fünf Sinne. 135 Moren gät hundert Joare weier an. (Marsberg.) - Firmenich, I, 322, 33. Morgen gehen wieder hundert Jahre an. 136 Nach einem vollen Jahre kommt ein mageres. 137 Nass Jahr ist kalt Jahr und Nothjahr. - Sutor, 970. 138 Neblig Jahr macht fruchtbar gar. Frz.: Annee nubileuse, annee plantureuse. (Leroux, I, 61.) 139 Neu Jahr, neu Haar. Frz.: An de nouveau tout nous est beau. (Leroux, I, 61.) 140 New Jahr, new Gefahr. - Lehmann, II, 426, 73. 141 Nur allein die Jahre bringen Verstand und Haare. - Eiselein, 638. Lat.: Non venit ante suos prudentia nobilis annos. (Eiselein, 683.) [Spaltenumbruch] 142 Olli Joa wiad a Fäld la. (Niederösterreich.) - Frommann, III, 390, 23. Alle Jahre wird ein Feld leer. 143 Oewert Jahr heft de Foss andre Haar. - Frischbier, 355; Frischbier2, 1784. 144 'S Johr hed es wits Mul und e grosse Mage. (Luzern.) - Schweiz, II, 243, 28. 145 Sieben Jahr ein Kind. - Eisenhart, 26; Hillebrand, 13. Dies deutsche Sprichwort ist wahrscheinlich aus dem römischen Rechte entlehnt, weil die Römer die ersten sieben Jahre des menschlichen Lebens die Jahre der Kindheit zu nennen pflegten, obgleich sie auch zuweilen die Kinderjahre weiter hinaussetzen. Vielleicht ist es auch aus der Meinung entstanden, dass alle sieben Jahre mit dem menschlichen Körper eine merkliche Veränderung vorgehe. Es hat die Absicht, die Zeit der Kinderjahre zu bestimmen, da in den Gesetzen manches zum Besten der Kinder verordnet ist. Es scheint dieser Abschnitt auch der günstigste Zeitpunkt für die Schulreife der Kinder zu sein, die leider hier und da früher angesetzt ist. 146 Siebenzig Jahre machens nicht wie fünfzig. - Petri, II, 522. 147 Trocken Jahr kein theures Jahr. (Rhein.) - Boebel, 125. 148 Ueber hundert Jahr haben wir weder Haut noch Haar. - Luther, 390. In Sicilien: In hundert Jahren, von jetzt ab, sind wir alle ohne Nasen. In Venetien: In hundert Jahren und hundert Monden ziehen die Wasser dahin, wo sie wohnten. (Reinsberg II, 138.) Holl.: Over honderd jaar zijn wij toch dood. (Harrebomee, I, 351.) Span.: A cabo de cien annos todos seremos calvos. - Antes de mil annos todos seremos calvos. (Bohn I, 193 u. 200.) 149 Uebers Jahr hat der Fuchs ander Haar. 150 Uebers Jahr kann man sehen, ob's wird zu schelten sein oder zu loben gehen. 151 Vbers Jahr lobt man erst die Freye (Heirath, Hochzeit). - Henisch, 1207, 62; Petri, II, 554; Lehmann, II, 787, 20; Simrock, 2671. Lat.: Laudatur thorus primo, cum transit annus. (Sutor, 463.) 152 Viel Jahr sind eine schwere Last. - Petri, II, 573. 153 Viel Jahr, viel Bürden. Lat.: Est longa vita plena multis casibus. (Henisch, 1414, 2.) - Longaeva vita mille parit molestias. (Seybold, 282; Henisch, 1414, 3.) 154 Viel Jahr vnd Gefahr bringt weissheit gar. - Henisch, 1414, 4; Lehmann, II, 790, 69; Körte, 3128. Dän.: Mange aar megen möde. (Prov. dan., 3.) 155 Vier Jahre vor dem Gransprung1 und vier Jahre hernach ist lussam2 zu freien. - Eiselein, 256. 1) Dem ersten Barthaar. 2) Lustig. 156 Vier Jahre vorm Bartscheren und vier Jahre hernach ist am besten ein Weib nehmen. - H. von Schweinichen, I, 99; Körte, 3220. 157 Vierzehn Jahr und sieben Wochen. Also vollkommen heirathsreif. Verdankt seinen Ursprung einer Gellert'schen Fabel, die es auch am besten erklären wird. 158 Vil jar sind nit alweg gut für thorheyt. - Franck, I, 101a; Petri, II, 575; Gruter, I, 68; Lehmann, II, 790, 68. 159 Vil jar, vil gefar. - Franck, I, 80b; Gruter, I, 68; Egenolff, 339b; Petri, II, 573; Henisch, 1414, 1; Philippi, I, 228; Sailer, 70; Winckler, XVII, 97; Körte, 3127. Lat.: Optimum non nasci, proximum cito mori. (Plinius.) (Philippi, II, 76; Seybold, 419.) 160 Vor hundert Jahren waren wir nicht hier; nach hundert Jahren sind wir nicht hier. - Petri, II, 582. 161 Vor Jahren war gut fahren. - Frischbier2, 1779. Zum Lobe der "guten alten Zeit". 162 Wann man ein Jahr vor einem den Hut abgezogen, so sihet man, was hinder jhm ist vnd wie fromb er ist. - Petri, II, 667; Lehmann, 12, 9. 163 Wär negenneunzig Jar deint, het det hundertste kein Brad. - Schambach, II, 138. Schildert das traurige Schicksal der dienenden Klasse im hohen Alter. 164 War ver dem verzigste Johr reit, muss noh dem verzigste Johr gieh (gehen). (Nassau.) - Kehrein, VI, 77.
[Spaltenumbruch] galt immer weniger, als das Werthlose, aber in eitler Pracht Glänzende, was von auswärts kam, wofür man hohen Zoll bezahlen musste oder was man durch Schmuggel erhalten hatte. (Wurzbach I, 52.) 120 Jedes Jahr fordert Haar. Lat.: Singula de nobis anni praedantur euntes. (Horaz.) (Philippi, II, 188.) 121 Jedes Jahr will eigenes Nest und eigene Junge haben. 122 Jung an Jahren, alt an Verstand. Lat.: Senex duodecim annorum. (Bovill, I, 152.) 123 Kein Jahr hat zwei Sommer. Aber wir haben zuweilen Jahre, die im strengen Sinne des Worts gar keinen haben. 124 Man darf kein Jahr warten, um zu wissen, ob ein Kraut (Baum) Frucht bringen wird. Schon am Kinde bemerkt man die Anlagen zu einem rechtschaffenen Menschen. 125 Man hat allemal mehr Jahre und Sünden als man bekennt. – Winckler, XVIII, 100. 126 Man hat wol alle Jahre, aber nicht alle Tage Geld. Von den Beamten oder auf festen Gehalt angestellten Personen entlehnt, welche nur zu bestimmten Zeiten Hauptausgaben berichtigen können, weil ihre Einnahme ebenfalls nicht alle Tage, sondern monatlich, vierteljährlich u. s. w. erfolgt. 127 Man kann das Jahr an keinen Pfahl binden. – Winckler, XI, 77. Lat.: Annus prae foribus, veteri post terga relicto. 128 Man kommt alle Jahr dem Tode näher. 129 Man soll ein Jahr weder loben noch schelten, ehe es nicht vorüber ist. Holl.: Spreek geen kwaad van't jaar, dan in het volgende jaar (tot dat het om is). (Harrebomée, I, 354a.) – Teinden jaers sal men ierst hilic loven. (Harrebomée, I, 350.) It.: Non dir mal dell' anno finchè passato non sia. (Bohn I, 112.) Lat.: Laudetur thorus primo dum transiit annus. (Fallersleben, 640.) Port.: Nào digas mal do anno, até que não seja passado. (Bohn I, 285.) Span.: No digais mal del año hasta que sea pasado. 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galt immer weniger, als das Werthlose, aber in eitler Pracht Glänzende, was von auswärts kam, wofür man hohen Zoll bezahlen musste oder was man durch Schmuggel erhalten hatte. (Wurzbach I, 52.)
120 Jedes Jahr fordert Haar.
Lat.: Singula de nobis anni praedantur euntes. (Horaz.) (Philippi, II, 188.)
121 Jedes Jahr will eigenes Nest und eigene Junge haben.
122 Jung an Jahren, alt an Verstand.
Lat.: Senex duodecim annorum. (Bovill, I, 152.)
123 Kein Jahr hat zwei Sommer.
Aber wir haben zuweilen Jahre, die im strengen Sinne des Worts gar keinen haben.
124 Man darf kein Jahr warten, um zu wissen, ob ein Kraut (Baum) Frucht bringen wird.
Schon am Kinde bemerkt man die Anlagen zu einem rechtschaffenen Menschen.
125 Man hat allemal mehr Jahre und Sünden als man bekennt. – Winckler, XVIII, 100.
126 Man hat wol alle Jahre, aber nicht alle Tage Geld.
Von den Beamten oder auf festen Gehalt angestellten Personen entlehnt, welche nur zu bestimmten Zeiten Hauptausgaben berichtigen können, weil ihre Einnahme ebenfalls nicht alle Tage, sondern monatlich, vierteljährlich u. s. w. erfolgt.
127 Man kann das Jahr an keinen Pfahl binden. – Winckler, XI, 77.
Lat.: Annus prae foribus, veteri post terga relicto.
128 Man kommt alle Jahr dem Tode näher.
129 Man soll ein Jahr weder loben noch schelten, ehe es nicht vorüber ist.
Holl.: Spreek geen kwaad van't jaar, dan in het volgende jaar (tot dat het om is). (Harrebomée, I, 354a.) – Teinden jaers sal men ierst hilic loven. (Harrebomée, I, 350.)
It.: Non dir mal dell' anno finchè passato non sia. (Bohn I, 112.)
Lat.: Laudetur thorus primo dum transiit annus. (Fallersleben, 640.)
Port.: Nào digas mal do anno, até que não seja passado. (Bohn I, 285.)
Span.: No digais mal del año hasta que sea pasado. (Bohn I, 235.)
130 Mit achtzehn Jahren wohlgethan, mit zweiundzwanzig geht's noch an, mit dreissig Jahren bewahr' uns Gott, mit sechsunddreissig Kinderspott.
Diesen Spruch fand ich um das Jahr 1863 in einer Zeitschrift auf die Trägerinnen der Amazonenhüte angewandt.
131 Mit den Jahren kommt der Verstand (die Weisheit).
Lat.: Sapientiae aetas condimentum est. (Plautus.) (Philippi, II, 166.)
132 Mit dreissig Jahren ist der Mann schön, mit vierzig Jahren kommt er zu Verstande, mit funfzig macht er Vermögen und speist mit sechzig vom Segen (gibt Feste). (It.)
133 Mit zwanzig Jahren Mädchen, mit dreissig schöne Frau, mit vierzig Vollgestalt (vollendete Form), mit funfzig alte Närrin bald. (Ven.)
134 Mit zwölf Jahren begräbt man seine Kindheit, mit achtzehn Jahren seine Jugend, mit zwanzig seine erste Liebe, mit dreissig seinen Glauben an die Menschen, mit vierzig seine Hoffnungen, mit funfzig seine Wünsche, mit sechzig begräbt man allmählich seine fünf Sinne.
135 Moren gät hundert Joare weier an. (Marsberg.) – Firmenich, I, 322, 33.
Morgen gehen wieder hundert Jahre an.
136 Nach einem vollen Jahre kommt ein mageres.
137 Nass Jahr ist kalt Jahr und Nothjahr. – Sutor, 970.
138 Neblig Jahr macht fruchtbar gar.
Frz.: Année nubileuse, année plantureuse. (Leroux, I, 61.)
139 Neu Jahr, neu Haar.
Frz.: An de nouveau tout nous est beau. (Leroux, I, 61.)
140 New Jahr, new Gefahr. – Lehmann, II, 426, 73.
141 Nur allein die Jahre bringen Verstand und Haare. – Eiselein, 638.
Lat.: Non venit ante suos prudentia nobilis annos. (Eiselein, 683.)
142 Olli Joa wiad a Fäld la. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 23.
Alle Jahre wird ein Feld leer.
143 Oewert Jahr heft de Foss andre Haar. – Frischbier, 355; Frischbier2, 1784.
144 'S Johr hed es wits Mul und e grosse Mage. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 28.
145 Sieben Jahr ein Kind. – Eisenhart, 26; Hillebrand, 13.
Dies deutsche Sprichwort ist wahrscheinlich aus dem römischen Rechte entlehnt, weil die Römer die ersten sieben Jahre des menschlichen Lebens die Jahre der Kindheit zu nennen pflegten, obgleich sie auch zuweilen die Kinderjahre weiter hinaussetzen. Vielleicht ist es auch aus der Meinung entstanden, dass alle sieben Jahre mit dem menschlichen Körper eine merkliche Veränderung vorgehe. Es hat die Absicht, die Zeit der Kinderjahre zu bestimmen, da in den Gesetzen manches zum Besten der Kinder verordnet ist. Es scheint dieser Abschnitt auch der günstigste Zeitpunkt für die Schulreife der Kinder zu sein, die leider hier und da früher angesetzt ist.
146 Siebenzig Jahre machens nicht wie fünfzig. – Petri, II, 522.
147 Trocken Jahr kein theures Jahr. (Rhein.) – Boebel, 125.
148 Ueber hundert Jahr haben wir weder Haut noch Haar. – Luther, 390.
In Sicilien: In hundert Jahren, von jetzt ab, sind wir alle ohne Nasen. In Venetien: In hundert Jahren und hundert Monden ziehen die Wasser dahin, wo sie wohnten. (Reinsberg II, 138.)
Holl.: Over honderd jaar zijn wij toch dood. (Harrebomée, I, 351.)
Span.: A cabo de cien años todos seremos calvos. – Antes de mil años todos seremos calvos. (Bohn I, 193 u. 200.)
149 Uebers Jahr hat der Fuchs ander Haar.
150 Uebers Jahr kann man sehen, ob's wird zu schelten sein oder zu loben gehen.
151 Vbers Jahr lobt man erst die Freye (Heirath, Hochzeit). – Henisch, 1207, 62; Petri, II, 554; Lehmann, II, 787, 20; Simrock, 2671.
Lat.: Laudatur thorus primo, cum transit annus. (Sutor, 463.)
152 Viel Jahr sind eine schwere Last. – Petri, II, 573.
153 Viel Jahr, viel Bürden.
Lat.: Est longa vita plena multis casibus. (Henisch, 1414, 2.) – Longaeva vita mille parit molestias. (Seybold, 282; Henisch, 1414, 3.)
154 Viel Jahr vnd Gefahr bringt weissheit gar. – Henisch, 1414, 4; Lehmann, II, 790, 69; Körte, 3128.
Dän.: Mange aar megen møde. (Prov. dan., 3.)
155 Vier Jahre vor dem Gransprung1 und vier Jahre hernach ist lussam2 zu freien. – Eiselein, 256.
1) Dem ersten Barthaar.
2) Lustig.
156 Vier Jahre vorm Bartscheren und vier Jahre hernach ist am besten ein Weib nehmen. – H. von Schweinichen, I, 99; Körte, 3220.
157 Vierzehn Jahr und sieben Wochen.
Also vollkommen heirathsreif. Verdankt seinen Ursprung einer Gellert'schen Fabel, die es auch am besten erklären wird.
158 Vil jar sind nit alweg gut für thorheyt. – Franck, I, 101a; Petri, II, 575; Gruter, I, 68; Lehmann, II, 790, 68.
159 Vil jar, vil gefar. – Franck, I, 80b; Gruter, I, 68; Egenolff, 339b; Petri, II, 573; Henisch, 1414, 1; Philippi, I, 228; Sailer, 70; Winckler, XVII, 97; Körte, 3127.
Lat.: Optimum non nasci, proximum cito mori. (Plinius.) (Philippi, II, 76; Seybold, 419.)
160 Vor hundert Jahren waren wir nicht hier; nach hundert Jahren sind wir nicht hier. – Petri, II, 582.
161 Vor Jahren war gut fahren. – Frischbier2, 1779.
Zum Lobe der „guten alten Zeit“.
162 Wann man ein Jahr vor einem den Hut abgezogen, so sihet man, was hinder jhm ist vnd wie fromb er ist. – Petri, II, 667; Lehmann, 12, 9.
163 Wär nêgenneunzig Jâr deint, het det hundertste kein Brâd. – Schambach, II, 138.
Schildert das traurige Schicksal der dienenden Klasse im hohen Alter.
164 War ver dem verzigste Johr reit, muss noh dem verzigste Johr gieh (gehen). (Nassau.) – Kehrein, VI, 77.
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