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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 3 Der Kachelofen sol mehr gelten als eine Kachel. - Fischart, Gesch.

4 Die Kachelöfen und die Deutschen sind schwer zu heizen, halten aber lange warm.

*5 Achtern Kachelaven liggen. - Dähnert, 213a.

Faulenzen, oder die Arbeit in der Kälte scheuen. Das Brem. Wb. (II, 713) bemerkt in Bezug hierauf: "Zwischen dem geräumigen Ofengebäude und der Wand ein genügender Raum mit einer Bank, sich von Kälte und Beschwerde, von des Tages Noth zu erholen, aber auch Raum genug für einen oder zwei zu einem warmen Nachtlager, aussen am Ofengestelle bleibend angebracht, um Kleider u. s. w. zu trocknen, kurz der Kachelofen einst der wesentlichste Theil des häuslichen Behagens."

*6 Der Kachelofen steht im Wege.

*7 Einen Kachelofen für ein Bierglas ansehen. - Parömiakon, 2626.

*8 Er ist nicht weit vom Kachelofen weggekommen.

Hat keine Erfahrungen in der Welt gesammelt, ist nicht vom öffentlichen Leben geschult.

Frz.: Il n'a jamais rien vu que par le trou d'une bouteille.

*9 Er sieht einen Kachelofen für ein Kalb an.

Die Redensart erklärt sich (nach Grimm, V, 13) aus einer Erzählung Th. Plattner's (S. 15), wo es heisst: "Als wiener über den berg Grimslen nachts in ein wörtshus kamen, hatt ich nie kein kachelofen gesächen, und schien der mon in d' kachlen, do wond ich, es weri so ein gross kalb, dan ich gsach nur zwo kachlen schinen, das meint ich die ougen sein."

*10 Hinter dem Kachelofen ist er ein Held.

Frz.: Il est brave en peinture. (Kritzinger, 512.)

*11 Ich habe nicht allezeit hinter dem Kachelofen gesessen. - Schuppius, 611.

"Sondern bin unter leuten gewesen."

*12 Plautz, Kachelofen.

Ausruf bei einem unvermutheten, plumpen Falle.

*13 Und wenn man den Kachelofen einschlägt.

Es bleibt so, es wird dadurch nicht geändert. Bei ausbrechenden Händeln ward er wol zertrümmert. (Vgl. Brem. Wb., II, 713.) "Fürsten bleiben Fürsten, wenn jhr schon die Kachelöfen einschlagt." (Kloster, VIII, 353.)


Kachelfritz.

* Hei öss e Kachelfrötsch. - Frischbier2, 1842.

In allgemeinen ein Freund des warmen Ofens, insbesondere ein Einwohner des Kirchdorfes Germau (Girmo, Provinz Preussen, Regierungsbezirt Königsberg, Kreis Fischhausen).


Kackemilch.

* Er ist ein Musje Kackemilch. (Thüringen.)


Kacken.

1 De kacken will, mutt de Eers dartodon. - Eichwald, 401.

2 Ik will di wat kacken twischen Hemd un Hacken. (Holst.) - Schütze, II, 213.

3 Kacken geiht vör Danzen. (Sauerland.)

4 Kacken un Sorgen kumt alle Morgen. (Holst.) - Schütze, II, 112; Eichwald, 932.

5 Kacken und pissen kann niemand missen. (Breslau.)

6 Wer kackt, macht krumme Bene. (Oberlausitz.)

7 Wer lang kackt, den watt de Hinnelst (Hintere) kolt; wer lang freigt, den watt de Leiw old. (Mecklenburg.) - Günther, III.

*8 Dat du nicht kackst, dat wundert mie. (Ukermark.)

Von denen, die sich sehr gefährlich bei etwas geberden.

*9 De kacken alle op einen Häup. (Sauerland.)

*10 De kackt di vör de Dor un bringt di ken Bessem (Besen) mit. (Ostfries.) - Hauskalender, IV.

*11 He het got kacken, he hett'n Eers bi sick. - Eichwald, 402.

*12 He kackt as en Rapphon. (Holst.) - Schütze, II, 212.

Nach Rebhuhnart, d. i. oft.

*13 Hei kackt onn de Hand on krömelt ferr (für) de Hehner. - Frischbier2, 1844.

Ein classischer Geizhals.

*14 Hei kackt op e Schneiball on frett em op. - Frischbier2, 1845.

*15 Ich will dir was kacken. - Grimm, V, 13.

Derbe Abweisung.


Kackern.

* Daorüm kackert mi uk so. (Pommern.)

Prahlereien oder Drohungen gegenüber ganz wie das studentische: Darum stinkt's auch so!


[Spaltenumbruch]
Kaddighopser.

* Er ist ein Kaddighopser. - Frischbier2, 1846.

Ein Kaddighüpfer, Kaddigspringer. Spitzname für die Füsiliere. Kaddig oder Kaddik = Wachholder. (Vgl. Dähnert, 213a, und ausführlicher Grimm, V, 17.)


Kadet.

Ich bin ein Kadet, sagte der Junge zum Bettelvogt, meine Mutter ist eine geborene von Habenichts.

Holl.: Wel zeker ben je een kadet; je moers aars bestond. uit twee kwartieren. (Harrebomee, I, 462b.)


Kadreier.

* Er ist ein Kadreier. - Frischbier, 365; Frischbier2, 1847.

Ein Zwischenträger; von dem Verbum kadreiern.


Kaduk.

* Er ist kaduk. - Frischbier, 365a; Frischbier2, 1848.

Caducus bei Hennig, 113.


Käfer.

1 Dem Käfer ergeht es schlecht, der sich einmiethet beim Specht.

Die Russen: Der ist ein närrischer Käfer, der sich dem Specht anvertraut. (Altmann VI, 444.)

2 Der Käfer auf der dreck'gen Kuh bläht sich wie ein Kakadu.

3 Der Käfer hat kurzen Lauf, fliegt er zu hoch hinauf.

Mhd.: Der kever sich selbe triuget, swenner ze hohe fliuget. (Freidank.) (Zingerle, 79.)

4 Der Käfer will dem Adler helfen Eier legen (brüten).

5 Die Käfer fliegen so lange in der Luft herum, bis sie endlich auf einen Rossdreck fallen. - Winckler, II, 52.

Mhd.: Die kevern fliegent unbedaht, des vellet maneger in ein baht. (Freidank.) (Zingerle, 78.)

6 Ein Käfer weiss sich viel auf seinem Kuhfladen.

7 Ein Keffer kan auch eim Adler zu schaffen geben vnd viel leids thun. - Lehmann, 264, 52.

8 Jagt mir doch die Käfer weg, sie sind von euerm Scheitel. - Frischbier, 365b; Frischbier2. 1849.

9 Was dem Käfer entrinnt, fressen die Raupen. - Eiselein, 356; Simrock, 5351; Körte, 3244; Braun, I, 1711.

*10 Du willst mir einen Käfer für eine Nachtigall verkaufen. (Türk.)

*11 Ein Käfer würde eher Honig machen und ein Floh Milch geben.

*12 Er hat einen Käfer. (Breslau.)

Ist angetrunken. (S. Ansehen 29.)


Käferlein.

* 'S is a Käferli oder a Käfertrülle. (Schweiz.)

Trülle = Hure.


Kaff.

1 Er hat Kaff1 geborgt und muss Weizen wiedergeben. - Laus. Magazin, 30, 251.

1) Spreu. Im niedersächsischen Sprachgebiet meist zweisilbig; sonst Kaf, Kaff, Kav, Kaw. (Vgl. Schmidt, 78; Danneil, 94a; Stürenburg, 100b; Frommann, V, 65, 58, II, 120; IV, 31; Richey, 106; Dähnert, 214; Beneke-Müller, I, 778; Müller-Weitz, 97.)

2 Wär sek mank de Kaw menget; den frätet de Sweine. (S. Kleien und Träber.) - Schambach, II, 563.

*3 Dat is man Kaff. (Altmark.) - Danneil, 94; Frischbier2, 1850.

Um etwas als werthlos zu bezeichnen.


Kaffbrot.

Eigenes Kaffbrot1 ist besser als fremde Semmel. - Reinsberg III, 110.

1) Brot, mit Spreu vermischt.


Kaffee.

1 Bann (wenn) me sprecht: Kaffee, Schossee, Adje, da hat me' ke gaut Zeit me. (Meiningen.) - Frommann, II, 410.

2 Der Kaffe ist gut, wie viel Quart von der Bohne?

Spottlob auf mehr langen als kräftigen Kaffee.

3 Ein Kaffee ohne Schnupftaback es we en Vesper ohne Magnificat. (Köln.) - Weyden, III, 10.

Weyden, Köln am Rhein vor funfzig Jahren.

4 Herzke, du wetst, Kaffee mot sön, sewe Bohne, vertie Tasse. - Frischbier2, 1854.

5 Kaffee, Cigarren, Töpfchen und Pfeif' machen in der Wirthschaft Unterschleif. (Leipzig.)

[Spaltenumbruch] 3 Der Kachelofen sol mehr gelten als eine Kachel.Fischart, Gesch.

4 Die Kachelöfen und die Deutschen sind schwer zu heizen, halten aber lange warm.

*5 Achtern Kachelaven liggen.Dähnert, 213a.

Faulenzen, oder die Arbeit in der Kälte scheuen. Das Brem. Wb. (II, 713) bemerkt in Bezug hierauf: „Zwischen dem geräumigen Ofengebäude und der Wand ein genügender Raum mit einer Bank, sich von Kälte und Beschwerde, von des Tages Noth zu erholen, aber auch Raum genug für einen oder zwei zu einem warmen Nachtlager, aussen am Ofengestelle bleibend angebracht, um Kleider u. s. w. zu trocknen, kurz der Kachelofen einst der wesentlichste Theil des häuslichen Behagens.“

*6 Der Kachelofen steht im Wege.

*7 Einen Kachelofen für ein Bierglas ansehen.Parömiakon, 2626.

*8 Er ist nicht weit vom Kachelofen weggekommen.

Hat keine Erfahrungen in der Welt gesammelt, ist nicht vom öffentlichen Leben geschult.

Frz.: Il n'a jamais rien vu que par le trou d'une bouteille.

*9 Er sieht einen Kachelofen für ein Kalb an.

Die Redensart erklärt sich (nach Grimm, V, 13) aus einer Erzählung Th. Plattner's (S. 15), wo es heisst: „Als wiener über den berg Grimslen nachts in ein wörtshus kamen, hatt ich nie kein kachelofen gesächen, und schien der mon in d' kachlen, do wônd ich, es weri so ein gross kalb, dan ich gsach nur zwo kachlen schinen, das meint ich die ougen sein.“

*10 Hinter dem Kachelofen ist er ein Held.

Frz.: Il est brave en peinture. (Kritzinger, 512.)

*11 Ich habe nicht allezeit hinter dem Kachelofen gesessen.Schuppius, 611.

„Sondern bin unter leuten gewesen.“

*12 Plautz, Kachelofen.

Ausruf bei einem unvermutheten, plumpen Falle.

*13 Und wenn man den Kachelofen einschlägt.

Es bleibt so, es wird dadurch nicht geändert. Bei ausbrechenden Händeln ward er wol zertrümmert. (Vgl. Brem. Wb., II, 713.) „Fürsten bleiben Fürsten, wenn jhr schon die Kachelöfen einschlagt.“ (Kloster, VIII, 353.)


Kachelfritz.

* Hei öss e Kachelfrötsch.Frischbier2, 1842.

In allgemeinen ein Freund des warmen Ofens, insbesondere ein Einwohner des Kirchdorfes Germau (Girmo, Provinz Preussen, Regierungsbezirt Königsberg, Kreis Fischhausen).


Kackemilch.

* Er ist ein Musje Kackemilch. (Thüringen.)


Kacken.

1 De kacken will, mutt de Eers dartodon.Eichwald, 401.

2 Ik will di wat kacken twischen Hemd un Hacken. (Holst.) – Schütze, II, 213.

3 Kacken geiht vör Danzen. (Sauerland.)

4 Kacken un Sorgen kumt alle Morgen. (Holst.) – Schütze, II, 112; Eichwald, 932.

5 Kacken und pissen kann niemand missen. (Breslau.)

6 Wer kackt, macht krumme Bêne. (Oberlausitz.)

7 Wer lang kackt, den watt de Hinnelst (Hintere) kolt; wer lang frîgt, den watt de Leiw old. (Mecklenburg.) – Günther, III.

*8 Dat du nicht kackst, dat wundert mie. (Ukermark.)

Von denen, die sich sehr gefährlich bei etwas geberden.

*9 De kacken alle op einen Häup. (Sauerland.)

*10 De kackt di vör de Dor un bringt di kên Bessem (Besen) mit. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.

*11 He het got kacken, he hett'n Eers bi sick.Eichwald, 402.

*12 He kackt as en Rapphôn. (Holst.) – Schütze, II, 212.

Nach Rebhuhnart, d. i. oft.

*13 Hei kackt onn de Hand on krömelt ferr (für) de Hehner.Frischbier2, 1844.

Ein classischer Geizhals.

*14 Hei kackt op e Schneiball on frett em op.Frischbier2, 1845.

*15 Ich will dir was kacken.Grimm, V, 13.

Derbe Abweisung.


Kackern.

* Daorüm kackert mi uk so. (Pommern.)

Prahlereien oder Drohungen gegenüber ganz wie das studentische: Darum stinkt's auch so!


[Spaltenumbruch]
Kaddighopser.

* Er ist ein Kaddighopser. – Frischbier2, 1846.

Ein Kaddighüpfer, Kaddigspringer. Spitzname für die Füsiliere. Kaddig oder Kaddik = Wachholder. (Vgl. Dähnert, 213a, und ausführlicher Grimm, V, 17.)


Kadet.

Ich bin ein Kadet, sagte der Junge zum Bettelvogt, meine Mutter ist eine geborene von Habenichts.

Holl.: Wel zeker ben je een kadet; je moêrs aars bestond. uit twee kwartieren. (Harrebomée, I, 462b.)


Kadreier.

* Er ist ein Kadreier.Frischbier, 365; Frischbier2, 1847.

Ein Zwischenträger; von dem Verbum kadreiern.


Kaduk.

* Er ist kaduk.Frischbier, 365a; Frischbier2, 1848.

Caducus bei Hennig, 113.


Käfer.

1 Dem Käfer ergeht es schlecht, der sich einmiethet beim Specht.

Die Russen: Der ist ein närrischer Käfer, der sich dem Specht anvertraut. (Altmann VI, 444.)

2 Der Käfer auf der dreck'gen Kuh bläht sich wie ein Kakadu.

3 Der Käfer hat kurzen Lauf, fliegt er zu hoch hinauf.

Mhd.: Der kever sich selbe triuget, swenner ze hôhe fliuget. (Freidank.) (Zingerle, 79.)

4 Der Käfer will dem Adler helfen Eier legen (brüten).

5 Die Käfer fliegen so lange in der Luft herum, bis sie endlich auf einen Rossdreck fallen.Winckler, II, 52.

Mhd.: Die kevern fliegent unbedâht, des vellet maneger in ein bâht. (Freidank.) (Zingerle, 78.)

6 Ein Käfer weiss sich viel auf seinem Kuhfladen.

7 Ein Keffer kan auch eim Adler zu schaffen geben vnd viel leids thun.Lehmann, 264, 52.

8 Jagt mir doch die Käfer weg, sie sind von euerm Scheitel.Frischbier, 365b; Frischbier2. 1849.

9 Was dem Käfer entrinnt, fressen die Raupen.Eiselein, 356; Simrock, 5351; Körte, 3244; Braun, I, 1711.

*10 Du willst mir einen Käfer für eine Nachtigall verkaufen. (Türk.)

*11 Ein Käfer würde eher Honig machen und ein Floh Milch geben.

*12 Er hat einen Käfer. (Breslau.)

Ist angetrunken. (S. Ansehen 29.)


Käferlein.

* 'S is a Käferli oder a Käfertrülle. (Schweiz.)

Trülle = Hure.


Kaff.

1 Er hat Kaff1 geborgt und muss Weizen wiedergeben.Laus. Magazin, 30, 251.

1) Spreu. Im niedersächsischen Sprachgebiet meist zweisilbig; sonst Kaf, Kaff, Kav, Kaw. (Vgl. Schmidt, 78; Danneil, 94a; Stürenburg, 100b; Frommann, V, 65, 58, II, 120; IV, 31; Richey, 106; Dähnert, 214; Beneke-Müller, I, 778; Müller-Weitz, 97.)

2 Wär sek mank de Kâw menget; den frätet de Swîne. (S. Kleien und Träber.) – Schambach, II, 563.

*3 Dat is man Kaff. (Altmark.) – Danneil, 94; Frischbier2, 1850.

Um etwas als werthlos zu bezeichnen.


Kaffbrot.

Eigenes Kaffbrot1 ist besser als fremde Semmel.Reinsberg III, 110.

1) Brot, mit Spreu vermischt.


Kaffee.

1 Bann (wenn) me sprecht: Kaffée, Schossée, Adje, da hat me' ke gût Zeit mé. (Meiningen.) – Frommann, II, 410.

2 Der Kaffe ist gut, wie viel Quart von der Bohne?

Spottlob auf mehr langen als kräftigen Kaffee.

3 Ein Kaffee ohne Schnupftaback es we en Vesper ohne Magnificat. (Köln.) – Weyden, III, 10.

Weyden, Köln am Rhein vor funfzig Jahren.

4 Herzke, du wêtst, Kaffee mot sön, sêwe Bohne, vêrtië Tasse.Frischbier2, 1854.

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[[544]/0550] 3 Der Kachelofen sol mehr gelten als eine Kachel. – Fischart, Gesch. 4 Die Kachelöfen und die Deutschen sind schwer zu heizen, halten aber lange warm. *5 Achtern Kachelaven liggen. – Dähnert, 213a. Faulenzen, oder die Arbeit in der Kälte scheuen. Das Brem. Wb. (II, 713) bemerkt in Bezug hierauf: „Zwischen dem geräumigen Ofengebäude und der Wand ein genügender Raum mit einer Bank, sich von Kälte und Beschwerde, von des Tages Noth zu erholen, aber auch Raum genug für einen oder zwei zu einem warmen Nachtlager, aussen am Ofengestelle bleibend angebracht, um Kleider u. s. w. zu trocknen, kurz der Kachelofen einst der wesentlichste Theil des häuslichen Behagens.“ *6 Der Kachelofen steht im Wege. *7 Einen Kachelofen für ein Bierglas ansehen. – Parömiakon, 2626. *8 Er ist nicht weit vom Kachelofen weggekommen. Hat keine Erfahrungen in der Welt gesammelt, ist nicht vom öffentlichen Leben geschult. Frz.: Il n'a jamais rien vu que par le trou d'une bouteille. *9 Er sieht einen Kachelofen für ein Kalb an. Die Redensart erklärt sich (nach Grimm, V, 13) aus einer Erzählung Th. Plattner's (S. 15), wo es heisst: „Als wiener über den berg Grimslen nachts in ein wörtshus kamen, hatt ich nie kein kachelofen gesächen, und schien der mon in d' kachlen, do wônd ich, es weri so ein gross kalb, dan ich gsach nur zwo kachlen schinen, das meint ich die ougen sein.“ *10 Hinter dem Kachelofen ist er ein Held. Frz.: Il est brave en peinture. (Kritzinger, 512.) *11 Ich habe nicht allezeit hinter dem Kachelofen gesessen. – Schuppius, 611. „Sondern bin unter leuten gewesen.“ *12 Plautz, Kachelofen. Ausruf bei einem unvermutheten, plumpen Falle. *13 Und wenn man den Kachelofen einschlägt. Es bleibt so, es wird dadurch nicht geändert. Bei ausbrechenden Händeln ward er wol zertrümmert. (Vgl. Brem. Wb., II, 713.) „Fürsten bleiben Fürsten, wenn jhr schon die Kachelöfen einschlagt.“ (Kloster, VIII, 353.) Kachelfritz. * Hei öss e Kachelfrötsch. – Frischbier2, 1842. In allgemeinen ein Freund des warmen Ofens, insbesondere ein Einwohner des Kirchdorfes Germau (Girmo, Provinz Preussen, Regierungsbezirt Königsberg, Kreis Fischhausen). Kackemilch. * Er ist ein Musje Kackemilch. (Thüringen.) Kacken. 1 De kacken will, mutt de Eers dartodon. – Eichwald, 401. 2 Ik will di wat kacken twischen Hemd un Hacken. (Holst.) – Schütze, II, 213. 3 Kacken geiht vör Danzen. (Sauerland.) 4 Kacken un Sorgen kumt alle Morgen. (Holst.) – Schütze, II, 112; Eichwald, 932. 5 Kacken und pissen kann niemand missen. (Breslau.) 6 Wer kackt, macht krumme Bêne. (Oberlausitz.) 7 Wer lang kackt, den watt de Hinnelst (Hintere) kolt; wer lang frîgt, den watt de Leiw old. (Mecklenburg.) – Günther, III. *8 Dat du nicht kackst, dat wundert mie. (Ukermark.) Von denen, die sich sehr gefährlich bei etwas geberden. *9 De kacken alle op einen Häup. (Sauerland.) *10 De kackt di vör de Dor un bringt di kên Bessem (Besen) mit. (Ostfries.) – Hauskalender, IV. *11 He het got kacken, he hett'n Eers bi sick. – Eichwald, 402. *12 He kackt as en Rapphôn. (Holst.) – Schütze, II, 212. Nach Rebhuhnart, d. i. oft. *13 Hei kackt onn de Hand on krömelt ferr (für) de Hehner. – Frischbier2, 1844. Ein classischer Geizhals. *14 Hei kackt op e Schneiball on frett em op. – Frischbier2, 1845. *15 Ich will dir was kacken. – Grimm, V, 13. Derbe Abweisung. Kackern. * Daorüm kackert mi uk so. (Pommern.) Prahlereien oder Drohungen gegenüber ganz wie das studentische: Darum stinkt's auch so! Kaddighopser. * Er ist ein Kaddighopser. – Frischbier2, 1846. Ein Kaddighüpfer, Kaddigspringer. Spitzname für die Füsiliere. Kaddig oder Kaddik = Wachholder. (Vgl. Dähnert, 213a, und ausführlicher Grimm, V, 17.) Kadet. Ich bin ein Kadet, sagte der Junge zum Bettelvogt, meine Mutter ist eine geborene von Habenichts. Holl.: Wel zeker ben je een kadet; je moêrs aars bestond. uit twee kwartieren. (Harrebomée, I, 462b.) Kadreier. * Er ist ein Kadreier. – Frischbier, 365; Frischbier2, 1847. Ein Zwischenträger; von dem Verbum kadreiern. Kaduk. * Er ist kaduk. – Frischbier, 365a; Frischbier2, 1848. Caducus bei Hennig, 113. Käfer. 1 Dem Käfer ergeht es schlecht, der sich einmiethet beim Specht. Die Russen: Der ist ein närrischer Käfer, der sich dem Specht anvertraut. (Altmann VI, 444.) 2 Der Käfer auf der dreck'gen Kuh bläht sich wie ein Kakadu. 3 Der Käfer hat kurzen Lauf, fliegt er zu hoch hinauf. Mhd.: Der kever sich selbe triuget, swenner ze hôhe fliuget. (Freidank.) (Zingerle, 79.) 4 Der Käfer will dem Adler helfen Eier legen (brüten). 5 Die Käfer fliegen so lange in der Luft herum, bis sie endlich auf einen Rossdreck fallen. – Winckler, II, 52. Mhd.: Die kevern fliegent unbedâht, des vellet maneger in ein bâht. (Freidank.) (Zingerle, 78.) 6 Ein Käfer weiss sich viel auf seinem Kuhfladen. 7 Ein Keffer kan auch eim Adler zu schaffen geben vnd viel leids thun. – Lehmann, 264, 52. 8 Jagt mir doch die Käfer weg, sie sind von euerm Scheitel. – Frischbier, 365b; Frischbier2. 1849. 9 Was dem Käfer entrinnt, fressen die Raupen. – Eiselein, 356; Simrock, 5351; Körte, 3244; Braun, I, 1711. *10 Du willst mir einen Käfer für eine Nachtigall verkaufen. (Türk.) *11 Ein Käfer würde eher Honig machen und ein Floh Milch geben. *12 Er hat einen Käfer. (Breslau.) Ist angetrunken. (S. Ansehen 29.) Käferlein. * 'S is a Käferli oder a Käfertrülle. (Schweiz.) Trülle = Hure. Kaff. 1 Er hat Kaff1 geborgt und muss Weizen wiedergeben. – Laus. Magazin, 30, 251. 1) Spreu. Im niedersächsischen Sprachgebiet meist zweisilbig; sonst Kaf, Kaff, Kav, Kaw. (Vgl. Schmidt, 78; Danneil, 94a; Stürenburg, 100b; Frommann, V, 65, 58, II, 120; IV, 31; Richey, 106; Dähnert, 214; Beneke-Müller, I, 778; Müller-Weitz, 97.) 2 Wär sek mank de Kâw menget; den frätet de Swîne. (S. Kleien und Träber.) – Schambach, II, 563. *3 Dat is man Kaff. (Altmark.) – Danneil, 94; Frischbier2, 1850. Um etwas als werthlos zu bezeichnen. Kaffbrot. Eigenes Kaffbrot1 ist besser als fremde Semmel. – Reinsberg III, 110. 1) Brot, mit Spreu vermischt. Kaffee. 1 Bann (wenn) me sprecht: Kaffée, Schossée, Adje, da hat me' ke gût Zeit mé. (Meiningen.) – Frommann, II, 410. 2 Der Kaffe ist gut, wie viel Quart von der Bohne? Spottlob auf mehr langen als kräftigen Kaffee. 3 Ein Kaffee ohne Schnupftaback es we en Vesper ohne Magnificat. (Köln.) – Weyden, III, 10. Weyden, Köln am Rhein vor funfzig Jahren. 4 Herzke, du wêtst, Kaffee mot sön, sêwe Bohne, vêrtië Tasse. – Frischbier2, 1854. 5 Kaffee, Cigarren, Töpfchen und Pfeif' machen in der Wirthschaft Unterschleif. (Leipzig.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [544]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/550>, abgerufen am 24.11.2024.