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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 6 Kaffee ist ein schleichendes Gift, sagte Walter1 als er siebzig Jahre alt war.

1) Ursprünglich ein Ausspruch Voltaire's, woraus wol der Volksmund Walter gemacht hat. Voltaire, Friedrich der Grosse und Napoleon I. waren leidenschaftliche Kaffeetrinker.

7 Kaffee ohne Taback ist eine Speise ohne Salz.

8 Kaffee und Liebe sind heiss am besten.

"Wenn der Kaffee gut sein soll", versicherte Talleyrand, "so muss er schwarz sein, wie der Teufel, heiss wie die Hölle und süss wie die Liebe." Die Schotten sagen: Puddings und Liebschaften müssen heiss angefasst werden. Die Portugiesen und Spanier wollen Suppe und Liebe heiss genossen haben. (Magazin für die Literatur des Auslandes, Leipzig 1863, Nr. 47.)

9 Kaffee und Zucker machen den Beutel lucker. (Schles.)

10 Kalter Kaffe macht hübsch. - Frischbier2, 1852.

Ein Scherz, kein Dogma.

11 Man soll den Kaffee rösten, aber nicht verbrennen. - Reinsberg IV, 122.

So allgemein der Kaffee jetzt getrunken wird, so selten versteht man, ihn gut zuzubereiten. Das erste Versehen geschieht schon beim Rösten. Nach J. von Liebig dürfen die Bohnen nur langsam und in einer Ausdehnung gerüstet werden, dass sie eine hellbraune Farbe angenommen haben, da in dunkelbraun gerösteten Bohnen das Kaffein zerstört ist. (Vgl. Kafeebereitung nach der Vorschrift des Prof. J. von Liebig, in den Hausblättern, Stuttgart 1867, III, 318.)

12 Schwarzer Kaffee macht schön. (Kamnitz.)

13 Wei hät Kaffee un Braud, lit kenn Nauth. (Waldeck.) - Curtze, 34.

14 Wer Kaffee trinkt, der wirft sein Geld ins Wasser; wer Taback raucht, der bläst es in die Luft.

*15 A sech brinkala Kaffee doas eis schuck eiw'r a Goatten. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 452.

Das ist von gar keinem Belang.

*16 Das geht über schwarzen Kaffee. - Jer. Gotthelf, Bauernspiegel, 125.

*17 Das ist schlechter Kaffee. - Schles. Provinzialbl., 1862, 370.

In Thüringen nennt man schlechten Kaffee (der in Sachsen Blümchenkaffee genannt wird, weil er bei den mit Blumen bemalten Tassen dem Trinker das Anschauen der Gemälde nicht verkümmert) zum Unterschiede von bairischem oder starkem Kaffee "preussischen Kaffee". (Reinsberg V, 64.) Man könnte ihn aber genauer und zutreffender kohlfurter oder hansdorfer nennen, weil der Kaffee der Bahnhöfe zu Kohlfurt und Hansdorf nach dieser Seite hin einen Ruf erlangt zu haben scheint. (Vgl. Niederschlesische Zeitung 1868, Nr. 177.)

18 Der Kaffee hat zwei Tugenden, er ist warm und nass.

Es hat jemand dazu bemerkt: Die vom Kaffee nicht mehr verstahn, soll'n ihn ungetrunken la'n. Zuweilen ist er allerdings blos nass und nicht einmal warm, aber in guter Bereitung hat er andere und mehr Tugenden.

Holl.: Koffij heeft twee deugden: ze is warm en nat. (Harrebomee, I, 428b; Bohn I, 330.)

*19 Dieser Kaffee ist mir zu stark. - Schles. Zeitung, 1868, Nr. 173.

*20 Du wellst a sech Träppla Kaffee, wo'n Rod'- hacke denne schwemmt. (Oesterr.-Schles.) - Petri, 451.

*21 Kurischen Kaffee trinken. - Frischbier2, 1851.

*22 Man kann eine Tasse Kaffee auf seinem Rücken trinken.

So sagen die Araber in Afrika von einem gutgezogenen Kamel in Bezug auf seinen sanften Gang und zwar von der unter dem Namen Dromedar bekannten Art.

*23 Tau den Koffee hett Simson dat Water edragen un Lazarus de Bohnen ebrocht, segt de Junghansche. (Hildesheim.) - Hoefer, 501.

*24 Wo se den Kaffee möt Läpels ete, wo se dat Gold möt Schepels mäte. - Frischbier2, 1855.

Um eine sehr reiche Gegend zu bezeichnen.


Kaffeehaus.

Kaffeehaus - Gotteshaus; Branntweinschänke - Teufelstränke.

In Konstantinopel hiessen die ersten Kaffeehäuser "Schulen der Erkenntniss". Dichter und Weise versammelten sich dort. Auf Veranlassung der Geistlichen, denen am Glauben mehr als an der Erkenntniss liegt, schloss sie Murad II.; sie wurden aber später wieder geöffnet und es erschien sogar ein türkisches Gesetz, [Spaltenumbruch] dahin lautend, dass eine Frau Grund zur Scheidung habe, wenn ihr Mann ihr Kaffee verweigere. (Natur, 1856, 16.) Ein Fürstbischof von Paderborn, Wilh. Anton von Asseburg, verbot mittels Mandat vom 25. Febr. 1777 das Kaffeetrinken. Man trank aber fort, ja man gab auf dem Markte ein grosses Kaffeebanket, wogegen der Fürst Truppen aufbot, die aber mit den Kaffeetrinkern sympathisirten. (Modezeitung, Leipzig 1816, S. 384.) Der Kaffee hat die geistliche und weltliche Macht besiegt. Das erste Kaffeehaus in Deutschland wurde 1683 in Wien von G. F. Koltschitzky gegründet, der als Belohnung für seine Tapferkeit im Türkenkriege das Privilegium dazu erhielt.


Kaffeekanne.

1 Die Kaffekanne macht munter die schläfrigste Hanne.

2 In der Kaffeekanne ist Deutschlands Kraft ertrunken.

Lat.: Latifundia perdidere Italiam.

3 Kaffeekanne und Spucknapf haben beide ihren besondern Platz.


Kaffeetopf.

* Nach dem sächsischen Kaffeetopf schmecken.

Wie sich der Volkswitz mit ganzen Städten neckt, so auch mit Volksstämmen; wie er von "blinden Hessen" u. s. w. redet, so erzählt er von den Sachsen, sie nagelten alljährlich in der Sylvesternacht auf den Boden ihres Kaffeetopfes eine Bohne, die mit viel Wasser und Genügsamkeit die nächsten zwölf Monate der Familie zur Bereitung ihres Lieblingsgetränks diene.


Kaffer.

Kaffer, licke Fott, denn schittst de Botter. (Braunschweig.)


Käfig.

1 Aus einem Käfig von Stroh brüllt kein Löwe.

Nur gute Nahrung erzeugt Lebenslust.

2 Der goldene Käfig nährt die Nachtigall nicht.

Holl.: Eene mooije kooi maakt den vogel niet vet. (Harrebomee, I, 433a.)

It.: La bella gabbia non nudrisce l'uccello. (Cahier, 2934.)

3 Ein goldener Käfig stillt den Hunger nicht.

Die schöne Wohnung macht niemand satt.

Frz.: La belle cage ne nourrit pas l'oiseau. (Bohn I, 28; Leroux, II, 114.)

4 Erst den Käfig, dann den Vogel.

Holl.: Eerst het kooitje klaar, en dan een vogeltje erin. - Men moet eerst voor de kooi zorgen, en daarna voor den vogel. (Harrebomee, I, 433a.)

5 Im Käfig lernt der Vogel singen. - Eiselein, 356; Simrock, 5352; Braun, I, 1712.

6 Im Käfig singt die Nachtigall nie so schön als im Freien.

7 Je enger der Käfig, je süsser (schöner erscheint) die Freiheit.

8 Me mott erst de Kau (Käfig) hebben, ehr me de Vögel köpt. (Meurs.) - Firmenich, I, 400, 42.

9 Schöner Käfig nährt (speist) den Vogel nicht.

10 Was nutzt es, den Käfig schliessen, wenn der Vogel hinaus ist.

Holl.: Het is te laat de kooi gesloten, als het vogeltje gevlogen is. (Harrebomee, I, 433a.)

It.: Quando l'ucello e fuggito, poco rileva riserrar la gabbia. (Gaal, 258.)

11 Weil man den Käffig macht, so fleucht der Vogel davon. - Lehmann, 452, 21.

Frz.: Quand la cage est faite l'oiseau s'envole. (Leroux, II, 114; Bohn I, 47.)

12 Wenn du nur den Käfig hast, zum Vogel wird schon Rath werden. (Wend. Lausitz.)

*13 Den Käfig zuschliessen, wenn die Vögel heraus sind. - Reinsberg IV, 28.

*14 Der Käfig ist schön, aber was für ein Vogel ist darin?


Kaftan.

1 Der Kaftan verhüllt das Hemd und das Hemd verhüllt die Haut. (Aegypt.)

2 Ein eigener Kaftan wärmt mehr als fremder Bärenpelz.


Kahl.

1 Bistu kal, so bock mit keinem wider. - Egenolff, 303b; Eyering, I, 231; Petri, II, 46; Gruter, I, 8; Schottel, 1113a; Eiselein, 356; Gaal, 978; Sailer, 269; Simrock, 5355; Körte, 6810; Reinsberg IV, 53.

It.: Chi ha testa di vetro, non vadi a battaglia di sassi. (Gaal, 978.)

Lat.: Calvus cum sis, ne adversa fronte obnue arieti. (Eiselein, 356.)

[Spaltenumbruch] 6 Kaffee ist ein schleichendes Gift, sagte Walter1 als er siebzig Jahre alt war.

1) Ursprünglich ein Ausspruch Voltaire's, woraus wol der Volksmund Walter gemacht hat. Voltaire, Friedrich der Grosse und Napoleon I. waren leidenschaftliche Kaffeetrinker.

7 Kaffee ohne Taback ist eine Speise ohne Salz.

8 Kaffee und Liebe sind heiss am besten.

„Wenn der Kaffee gut sein soll“, versicherte Talleyrand, „so muss er schwarz sein, wie der Teufel, heiss wie die Hölle und süss wie die Liebe.“ Die Schotten sagen: Puddings und Liebschaften müssen heiss angefasst werden. Die Portugiesen und Spanier wollen Suppe und Liebe heiss genossen haben. (Magazin für die Literatur des Auslandes, Leipzig 1863, Nr. 47.)

9 Kaffee und Zucker machen den Beutel lucker. (Schles.)

10 Kalter Kaffe macht hübsch.Frischbier2, 1852.

Ein Scherz, kein Dogma.

11 Man soll den Kaffee rösten, aber nicht verbrennen.Reinsberg IV, 122.

So allgemein der Kaffee jetzt getrunken wird, so selten versteht man, ihn gut zuzubereiten. Das erste Versehen geschieht schon beim Rösten. Nach J. von Liebig dürfen die Bohnen nur langsam und in einer Ausdehnung gerüstet werden, dass sie eine hellbraune Farbe angenommen haben, da in dunkelbraun gerösteten Bohnen das Kaffeïn zerstört ist. (Vgl. Kafeebereitung nach der Vorschrift des Prof. J. von Liebig, in den Hausblättern, Stuttgart 1867, III, 318.)

12 Schwarzer Kaffee macht schön. (Kamnitz.)

13 Wei hät Kaffee un Braud, lit kenn Nauth. (Waldeck.) – Curtze, 34.

14 Wer Kaffee trinkt, der wirft sein Geld ins Wasser; wer Taback raucht, der bläst es in die Luft.

*15 A sech brinkala Kaffee doas îs schuck îw'r a Goatten. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 452.

Das ist von gar keinem Belang.

*16 Das geht über schwarzen Kaffee.Jer. Gotthelf, Bauernspiegel, 125.

*17 Das ist schlechter Kaffee.Schles. Provinzialbl., 1862, 370.

In Thüringen nennt man schlechten Kaffee (der in Sachsen Blümchenkaffee genannt wird, weil er bei den mit Blumen bemalten Tassen dem Trinker das Anschauen der Gemälde nicht verkümmert) zum Unterschiede von bairischem oder starkem Kaffee „preussischen Kaffee“. (Reinsberg V, 64.) Man könnte ihn aber genauer und zutreffender kohlfurter oder hansdorfer nennen, weil der Kaffee der Bahnhöfe zu Kohlfurt und Hansdorf nach dieser Seite hin einen Ruf erlangt zu haben scheint. (Vgl. Niederschlesische Zeitung 1868, Nr. 177.)

18 Der Kaffee hat zwei Tugenden, er ist warm und nass.

Es hat jemand dazu bemerkt: Die vom Kaffee nicht mehr verstahn, soll'n ihn ungetrunken la'n. Zuweilen ist er allerdings blos nass und nicht einmal warm, aber in guter Bereitung hat er andere und mehr Tugenden.

Holl.: Koffij heeft twee deugden: ze is warm en nat. (Harrebomée, I, 428b; Bohn I, 330.)

*19 Dieser Kaffee ist mir zu stark.Schles. Zeitung, 1868, Nr. 173.

*20 Du wellst a sech Träppla Kaffee, wô'n Rôd'- hacke denne schwemmt. (Oesterr.-Schles.) – Petri, 451.

*21 Kurischen Kaffee trinken.Frischbier2, 1851.

*22 Man kann eine Tasse Kaffee auf seinem Rücken trinken.

So sagen die Araber in Afrika von einem gutgezogenen Kamel in Bezug auf seinen sanften Gang und zwar von der unter dem Namen Dromedar bekannten Art.

*23 Tau den Koffee hett Simson dat Water edrâgen un Lazarus de Bohnen ebrocht, segt de Junghansche. (Hildesheim.) – Hoefer, 501.

*24 Wo se den Kaffee möt Läpels ête, wo se dat Gold möt Schepels mäte.Frischbier2, 1855.

Um eine sehr reiche Gegend zu bezeichnen.


Kaffeehaus.

Kaffeehaus – Gotteshaus; Branntweinschänke – Teufelstränke.

In Konstantinopel hiessen die ersten Kaffeehäuser „Schulen der Erkenntniss“. Dichter und Weise versammelten sich dort. Auf Veranlassung der Geistlichen, denen am Glauben mehr als an der Erkenntniss liegt, schloss sie Murad II.; sie wurden aber später wieder geöffnet und es erschien sogar ein türkisches Gesetz, [Spaltenumbruch] dahin lautend, dass eine Frau Grund zur Scheidung habe, wenn ihr Mann ihr Kaffee verweigere. (Natur, 1856, 16.) Ein Fürstbischof von Paderborn, Wilh. Anton von Asseburg, verbot mittels Mandat vom 25. Febr. 1777 das Kaffeetrinken. Man trank aber fort, ja man gab auf dem Markte ein grosses Kaffeebanket, wogegen der Fürst Truppen aufbot, die aber mit den Kaffeetrinkern sympathisirten. (Modezeitung, Leipzig 1816, S. 384.) Der Kaffee hat die geistliche und weltliche Macht besiegt. Das erste Kaffeehaus in Deutschland wurde 1683 in Wien von G. F. Koltschitzky gegründet, der als Belohnung für seine Tapferkeit im Türkenkriege das Privilegium dazu erhielt.


Kaffeekanne.

1 Die Kaffekanne macht munter die schläfrigste Hanne.

2 In der Kaffeekanne ist Deutschlands Kraft ertrunken.

Lat.: Latifundia perdidere Italiam.

3 Kaffeekanne und Spucknapf haben beide ihren besondern Platz.


Kaffeetopf.

* Nach dem sächsischen Kaffeetopf schmecken.

Wie sich der Volkswitz mit ganzen Städten neckt, so auch mit Volksstämmen; wie er von „blinden Hessen“ u. s. w. redet, so erzählt er von den Sachsen, sie nagelten alljährlich in der Sylvesternacht auf den Boden ihres Kaffeetopfes eine Bohne, die mit viel Wasser und Genügsamkeit die nächsten zwölf Monate der Familie zur Bereitung ihres Lieblingsgetränks diene.


Kaffer.

Kaffer, licke Fott, denn schittst de Botter. (Braunschweig.)


Käfig.

1 Aus einem Käfig von Stroh brüllt kein Löwe.

Nur gute Nahrung erzeugt Lebenslust.

2 Der goldene Käfig nährt die Nachtigall nicht.

Holl.: Eene mooije kooi maakt den vogel niet vet. (Harrebomée, I, 433a.)

It.: La bella gabbia non nudrisce l'uccello. (Cahier, 2934.)

3 Ein goldener Käfig stillt den Hunger nicht.

Die schöne Wohnung macht niemand satt.

Frz.: La belle cage ne nourrit pas l'oiseau. (Bohn I, 28; Leroux, II, 114.)

4 Erst den Käfig, dann den Vogel.

Holl.: Eerst het kooitje klaar, en dan een vogeltje erin. – Men moet eerst voor de kooi zorgen, en daarna voor den vogel. (Harrebomée, I, 433a.)

5 Im Käfig lernt der Vogel singen.Eiselein, 356; Simrock, 5352; Braun, I, 1712.

6 Im Käfig singt die Nachtigall nie so schön als im Freien.

7 Je enger der Käfig, je süsser (schöner erscheint) die Freiheit.

8 Me mott erst de Kau (Käfig) hebben, ehr me de Vögel köpt. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 42.

9 Schöner Käfig nährt (speist) den Vogel nicht.

10 Was nutzt es, den Käfig schliessen, wenn der Vogel hinaus ist.

Holl.: Het is te laat de kooi gesloten, als het vogeltje gevlogen is. (Harrebomée, I, 433a.)

It.: Quando l'ucello è fuggito, poco rileva riserrar la gabbia. (Gaal, 258.)

11 Weil man den Käffig macht, so fleucht der Vogel davon.Lehmann, 452, 21.

Frz.: Quand la cage est faite l'oiseau s'envole. (Leroux, II, 114; Bohn I, 47.)

12 Wenn du nur den Käfig hast, zum Vogel wird schon Rath werden. (Wend. Lausitz.)

*13 Den Käfig zuschliessen, wenn die Vögel heraus sind.Reinsberg IV, 28.

*14 Der Käfig ist schön, aber was für ein Vogel ist darin?


Kaftan.

1 Der Kaftan verhüllt das Hemd und das Hemd verhüllt die Haut. (Aegypt.)

2 Ein eigener Kaftan wärmt mehr als fremder Bärenpelz.


Kahl.

1 Bistu kal, so bock mit keinem wider.Egenolff, 303b; Eyering, I, 231; Petri, II, 46; Gruter, I, 8; Schottel, 1113a; Eiselein, 356; Gaal, 978; Sailer, 269; Simrock, 5355; Körte, 6810; Reinsberg IV, 53.

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[[545]/0551] 6 Kaffee ist ein schleichendes Gift, sagte Walter1 als er siebzig Jahre alt war. 1) Ursprünglich ein Ausspruch Voltaire's, woraus wol der Volksmund Walter gemacht hat. Voltaire, Friedrich der Grosse und Napoleon I. waren leidenschaftliche Kaffeetrinker. 7 Kaffee ohne Taback ist eine Speise ohne Salz. 8 Kaffee und Liebe sind heiss am besten. „Wenn der Kaffee gut sein soll“, versicherte Talleyrand, „so muss er schwarz sein, wie der Teufel, heiss wie die Hölle und süss wie die Liebe.“ Die Schotten sagen: Puddings und Liebschaften müssen heiss angefasst werden. Die Portugiesen und Spanier wollen Suppe und Liebe heiss genossen haben. (Magazin für die Literatur des Auslandes, Leipzig 1863, Nr. 47.) 9 Kaffee und Zucker machen den Beutel lucker. (Schles.) 10 Kalter Kaffe macht hübsch. – Frischbier2, 1852. Ein Scherz, kein Dogma. 11 Man soll den Kaffee rösten, aber nicht verbrennen. – Reinsberg IV, 122. So allgemein der Kaffee jetzt getrunken wird, so selten versteht man, ihn gut zuzubereiten. Das erste Versehen geschieht schon beim Rösten. Nach J. von Liebig dürfen die Bohnen nur langsam und in einer Ausdehnung gerüstet werden, dass sie eine hellbraune Farbe angenommen haben, da in dunkelbraun gerösteten Bohnen das Kaffeïn zerstört ist. (Vgl. Kafeebereitung nach der Vorschrift des Prof. J. von Liebig, in den Hausblättern, Stuttgart 1867, III, 318.) 12 Schwarzer Kaffee macht schön. (Kamnitz.) 13 Wei hät Kaffee un Braud, lit kenn Nauth. (Waldeck.) – Curtze, 34. 14 Wer Kaffee trinkt, der wirft sein Geld ins Wasser; wer Taback raucht, der bläst es in die Luft. *15 A sech brinkala Kaffee doas îs schuck îw'r a Goatten. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 452. Das ist von gar keinem Belang. *16 Das geht über schwarzen Kaffee. – Jer. Gotthelf, Bauernspiegel, 125. *17 Das ist schlechter Kaffee. – Schles. Provinzialbl., 1862, 370. In Thüringen nennt man schlechten Kaffee (der in Sachsen Blümchenkaffee genannt wird, weil er bei den mit Blumen bemalten Tassen dem Trinker das Anschauen der Gemälde nicht verkümmert) zum Unterschiede von bairischem oder starkem Kaffee „preussischen Kaffee“. (Reinsberg V, 64.) Man könnte ihn aber genauer und zutreffender kohlfurter oder hansdorfer nennen, weil der Kaffee der Bahnhöfe zu Kohlfurt und Hansdorf nach dieser Seite hin einen Ruf erlangt zu haben scheint. (Vgl. Niederschlesische Zeitung 1868, Nr. 177.) 18 Der Kaffee hat zwei Tugenden, er ist warm und nass. Es hat jemand dazu bemerkt: Die vom Kaffee nicht mehr verstahn, soll'n ihn ungetrunken la'n. Zuweilen ist er allerdings blos nass und nicht einmal warm, aber in guter Bereitung hat er andere und mehr Tugenden. Holl.: Koffij heeft twee deugden: ze is warm en nat. (Harrebomée, I, 428b; Bohn I, 330.) *19 Dieser Kaffee ist mir zu stark. – Schles. Zeitung, 1868, Nr. 173. *20 Du wellst a sech Träppla Kaffee, wô'n Rôd'- hacke denne schwemmt. (Oesterr.-Schles.) – Petri, 451. *21 Kurischen Kaffee trinken. – Frischbier2, 1851. *22 Man kann eine Tasse Kaffee auf seinem Rücken trinken. So sagen die Araber in Afrika von einem gutgezogenen Kamel in Bezug auf seinen sanften Gang und zwar von der unter dem Namen Dromedar bekannten Art. *23 Tau den Koffee hett Simson dat Water edrâgen un Lazarus de Bohnen ebrocht, segt de Junghansche. (Hildesheim.) – Hoefer, 501. *24 Wo se den Kaffee möt Läpels ête, wo se dat Gold möt Schepels mäte. – Frischbier2, 1855. Um eine sehr reiche Gegend zu bezeichnen. Kaffeehaus. Kaffeehaus – Gotteshaus; Branntweinschänke – Teufelstränke. In Konstantinopel hiessen die ersten Kaffeehäuser „Schulen der Erkenntniss“. Dichter und Weise versammelten sich dort. Auf Veranlassung der Geistlichen, denen am Glauben mehr als an der Erkenntniss liegt, schloss sie Murad II.; sie wurden aber später wieder geöffnet und es erschien sogar ein türkisches Gesetz, dahin lautend, dass eine Frau Grund zur Scheidung habe, wenn ihr Mann ihr Kaffee verweigere. (Natur, 1856, 16.) Ein Fürstbischof von Paderborn, Wilh. Anton von Asseburg, verbot mittels Mandat vom 25. Febr. 1777 das Kaffeetrinken. Man trank aber fort, ja man gab auf dem Markte ein grosses Kaffeebanket, wogegen der Fürst Truppen aufbot, die aber mit den Kaffeetrinkern sympathisirten. (Modezeitung, Leipzig 1816, S. 384.) Der Kaffee hat die geistliche und weltliche Macht besiegt. Das erste Kaffeehaus in Deutschland wurde 1683 in Wien von G. F. Koltschitzky gegründet, der als Belohnung für seine Tapferkeit im Türkenkriege das Privilegium dazu erhielt. Kaffeekanne. 1 Die Kaffekanne macht munter die schläfrigste Hanne. 2 In der Kaffeekanne ist Deutschlands Kraft ertrunken. Lat.: Latifundia perdidere Italiam. 3 Kaffeekanne und Spucknapf haben beide ihren besondern Platz. Kaffeetopf. * Nach dem sächsischen Kaffeetopf schmecken. Wie sich der Volkswitz mit ganzen Städten neckt, so auch mit Volksstämmen; wie er von „blinden Hessen“ u. s. w. redet, so erzählt er von den Sachsen, sie nagelten alljährlich in der Sylvesternacht auf den Boden ihres Kaffeetopfes eine Bohne, die mit viel Wasser und Genügsamkeit die nächsten zwölf Monate der Familie zur Bereitung ihres Lieblingsgetränks diene. Kaffer. Kaffer, licke Fott, denn schittst de Botter. (Braunschweig.) Käfig. 1 Aus einem Käfig von Stroh brüllt kein Löwe. Nur gute Nahrung erzeugt Lebenslust. 2 Der goldene Käfig nährt die Nachtigall nicht. Holl.: Eene mooije kooi maakt den vogel niet vet. (Harrebomée, I, 433a.) It.: La bella gabbia non nudrisce l'uccello. (Cahier, 2934.) 3 Ein goldener Käfig stillt den Hunger nicht. Die schöne Wohnung macht niemand satt. Frz.: La belle cage ne nourrit pas l'oiseau. (Bohn I, 28; Leroux, II, 114.) 4 Erst den Käfig, dann den Vogel. Holl.: Eerst het kooitje klaar, en dan een vogeltje erin. – Men moet eerst voor de kooi zorgen, en daarna voor den vogel. (Harrebomée, I, 433a.) 5 Im Käfig lernt der Vogel singen. – Eiselein, 356; Simrock, 5352; Braun, I, 1712. 6 Im Käfig singt die Nachtigall nie so schön als im Freien. 7 Je enger der Käfig, je süsser (schöner erscheint) die Freiheit. 8 Me mott erst de Kau (Käfig) hebben, ehr me de Vögel köpt. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 42. 9 Schöner Käfig nährt (speist) den Vogel nicht. 10 Was nutzt es, den Käfig schliessen, wenn der Vogel hinaus ist. Holl.: Het is te laat de kooi gesloten, als het vogeltje gevlogen is. (Harrebomée, I, 433a.) It.: Quando l'ucello è fuggito, poco rileva riserrar la gabbia. (Gaal, 258.) 11 Weil man den Käffig macht, so fleucht der Vogel davon. – Lehmann, 452, 21. Frz.: Quand la cage est faite l'oiseau s'envole. (Leroux, II, 114; Bohn I, 47.) 12 Wenn du nur den Käfig hast, zum Vogel wird schon Rath werden. (Wend. Lausitz.) *13 Den Käfig zuschliessen, wenn die Vögel heraus sind. – Reinsberg IV, 28. *14 Der Käfig ist schön, aber was für ein Vogel ist darin? Kaftan. 1 Der Kaftan verhüllt das Hemd und das Hemd verhüllt die Haut. (Aegypt.) 2 Ein eigener Kaftan wärmt mehr als fremder Bärenpelz. Kahl. 1 Bistu kal, so bock mit keinem wider. – Egenolff, 303b; Eyering, I, 231; Petri, II, 46; Gruter, I, 8; Schottel, 1113a; Eiselein, 356; Gaal, 978; Sailer, 269; Simrock, 5355; Körte, 6810; Reinsberg IV, 53. It.: Chi ha testa di vetro, non vadi a battaglia di sassi. (Gaal, 978.) Lat.: Calvus cum sis, ne adversa fronte obnue arieti. (Eiselein, 356.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [545]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/551>, abgerufen am 24.11.2024.