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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Kain.

* Kain's Keule ist ihr Heiligthum.

Herberger schildert damit am Tage Pauli Bekehrung die Verfolgungssüchtigen.

Böhm.: Kainovska vlidnost. - Nechei ja byti jemu Kainem. (Celakovsky, 17.)


Kaiphas.

* Sich bei Caiphas fewer wermen. - Fischer Psalter, 686, 1.


Kaiser.

1 Dem Kaiser, was des Kaisers ist. - Eiselein, 356.

Lat.: Caesaribus censum, solvite vota Deo. (Eiselein, 356.)

2 Den Kaiser macht das Heer. - Graf, 28, 7.

Wie das Heer den Kaiser wählt, so gebietet er über dasselbe.

Mhd.: Den keiser macht daz heer. (Daniels, 207, 42.)

3 Der alte Kaiser lebt noch. - Eiselein, 356; Simrock, 5368.

4 Der Kaiser bezahlt alles. - Lohrengel, II, 122.

5 Der Kaiser bringt das Geleit mit sich. - Pistor., V, 47; Eisenhart, 630; Hertius, II, 13; Hillebrand, 241; Eiselein, 357; Simrock, 5356; Graf, 29, 32.

Unter Geleit wird hier das Recht verstanden, einem andern Sicherheit auf der Strasse wider alle ungebührlichen Anfälle zu leisten, ein Recht, das seinen Ursprung in den Fehdezeiten des langen Zwischenreichs hat. (S. Majestät.)

6 Der Kaiser hat kein Recht über des Menschen Leib. - Graf, 350, 375.

Mhd.: Der keiser hat kein recht über des menschen lib. (Senckenberg, Kl. Kaiserr., II, 55.)

7 Der Kaiser hat lange Hände und starke Arme. - Bertram, 64.

8 Der Kaiser hat Macht, Friede und Gnade zu thun. - Graf, 397, 614.

Das Landesoberhaupt hat das Begnadigungsrecht.

Mhd.: Der keyser hod macht frede unn gnade czu thonde. (Kl. Kaiserr., II, 69, 3.)

9 Der Kaiser hat mich lieb und werth; wo wäre, der mich nicht begehrt, spricht der Pfennig. - Simrock, 7835.

10 Der Kaiser ist aller Aeltern Vormund. - Petri, II, 97; Henisch, 875, 53; Sailer, 249; Körte, 3255; Simrock, 5364; Graf, 172, 167.

D. h. das Staatsoberhaupt übt ein Oberaufsichtsrecht über die Erziehung und schützt die Pflegebefohlenen gegen etwaige Ungebühr ihrer Aeltern und Vormünder.

11 Der Kaiser ist auch nur ein Mensch.

In Siebenbürgen: Uch der Keiser äs nor a Mäinjtsch. (Schuster, 1115.)

Frz.: L'empereur n'est qu'un homme. (Leroux, II, 61.)

12 Der Kaiser ist das Geleit selbst. - Eiselein, 357.

13 Der Kaiser ist dem mindesten gleich, wenn er unrecht thut. - Graf, 286, 24.

D. h. er wird ebenso zur Verantwortung gezogen, wie der Niedrigste; denn ein vernünftiges Volk wählt sich keinen Fürsten, um sich von ihm tyrannisiren zu lassen.

Mhd.: Der keyser ist dem minsten gleich, tut er unrecht. (Kl. Kaiserr., II, 117.)

14 Der Kaiser ist der Stärkste, er ist aller andern Herr. - Graf, 486, 4.

15 Der Kaiser1 ist ein Vater des Rechts. - Graf, 17, 201.

1) D. i. der Träger der höchsten Staatsgewalt, durch den der Gesammtwille zum Ausdruck kommt. (S. Gesetz 16.)

Mhd.: Der keysir ist eyn vatir des rechtin. (Ortloff, II, 20, 689.)

16 Der Kaiser ist ein Vater des Reichs. - Graf, 28, 6.

Mhd.: Der kayser ist vater des reichs. (Homeyer, Richtsteig, 215, I, 2.)

17 Der Kaiser ist Herr über Könige. - Graf, 486, 5.

18 Der (deutsche) Kaiser ist Herr über Könige, der Spanier über Pferde, der Franzose über Esel und der Engländer über Teufel. - Pistor., VI, 40; Sutor, 219.

Es möge hier noch ein japanisches Sprichwort einen Platz finden, welches daran erinnert, dass der japanische Kaiser zu den Grossen seines Reichs in einem ähnlichen Verhältnisse steht, wie einst der deutsche Kaiser gestanden hat, nämlich: "Es muss schlecht um den Kaiser stehen, wenn der Satzuma zwei Jahre ausbleibt." Nach der Reichsverfassung des japanischen Reichs soll jeder Edelmann täglich den Hof des Taikuns (Wahlkaisers) zu Yeddo besuchen, um auf Begehr seinen Rath zu ertheilen; aber viele Daimios (Edelleute) bleiben jahrelang auf ihren Gebieten und begnügen sich, [Spaltenumbruch] ihren Erben, der noch ein Kind sein kann, oder ihre Gemahlin in Yeddo als Geisel zurückzulassen. Der Fürst von Satzuma, einer der 24 Kurfürsten oder Kaiserwähler, der im obigen Sprichwort erwähnt ist, pflegt sogar sein Misfallen der Regierung durch Fernbleiben von der Hauptstadt auszudrücken. Und der Glanz seiner Abwesenheit wirkt so stark, dass obiges Landessprichwort entstanden ist. (Vgl. Politische Mysterien vom Hofe von Yeddo im Pionnier von K. Heinzen, Boston 1863, Nr. 12.)

Frz.: L'empereur d'Allemagne est le roy des roys; le roy d'Espagne roy des hommes, le roy de Trance roy des anes, et le roy d'Angleterre roy des diables. (Bohn I, 33.)

19 Der Kaiser ist Richter über alle andern Richter. - Graf, 28, 25.

Denn alle andern sprechen nur als seine Stellvertreter und in seinem Namen. (S. König.)

Mhd.: De keyser eyn richter ys ouer alle ander richtere. (Lappenberg, 193, 1.)

Böhm.: Kralovsky vyrok nepodleha soudu. (Celakovsky, 342.)

20 Der Kaiser setzt dem Vogt den Bann. - Graf, 28.

Der Bann ist die Befugniss mit Ordnungsstrafen und Hülfsvollstreckung rechtsförmlich Gehorsam zu erzwingen. Dies Recht an des Menschen Leib zu sprechen, die Rache mit dem Schwerte, ist ein königliches Recht und konnte nur von dem geübt werden; der von dem Könige den Gerichtsbann erhielt.

Mhd.: Der keiser setzet dem voget den Ban. (Gaupp, XI, 51.)

21 Der Kaiser sitzt an Gottes Statt des Menschen Schirmer. (S. König.) - Graf, 27, 2.

Mhd.: Der keiser sitzet an gotes stat dez menschen schirmer. (Endemann, IV, 8, 231.)

22 Der Kaiser soll Kaiser sein, so lange er recht thut. - Graf, 286, 23.

Die Deutschen haben nie anerkannt, dass ihre Fürsten eine absolute Gewalt über sie üben können. Nach dem deutschen Recht steht das Gesetz über dem Könige. Was das Volk beschliesst, wird vom Könige bestätigt. Und die beschränkte Höhe königlicher Gewalt und Macht wird auch durch das obige Sprichwort ausgedrückt. Nur so lange, als er recht thut, soll er Kaiser sein.

Mhd.: Der keyser sol keyser seyn diwile er recht thut. (Kl. Kaiserr., II, 117.)

23 Der keyser ligt krangk, den pfaffen ist die weyle langk, Herzogk moritz legt sich ins feldt, der gefangne Churfürst zog heim vnd hett kein geldt, do kam der margkgraff mit seyner leren daschen, die pfaffen soltens im foll vassen. - Latendorf, Jahrbuch, 267.

24 Des Kaisers Geschworene haben des Kaisers Mund mit dem Urtheil. - Graf, 414, 108.

Der Spruch, den die Schöffen thun, ist so gut wie des Kaisers Spruch; der oberste Vertreter des Rechts spricht durch sie.

Mhd.: Des keisers gesworn hant dez keisers munt mit dem urteil. (Endemann, I, 36, 32.)

25 Des Kaisers Knecht soll über ihn kein Urtheil geben. - Graf, 436, 288.

In Bezug auf die Zuständigkeit des Gerichts, welche von verschiedenen Umständen abhängig war. Das obige Sprichwort weist darauf hin, dass die Partei persönlich dem Ortsrichter unterworfen sein muss und dass ein Höherstehender sich nicht vor Richtern niedern Standes zu verantworten nöthig habe, wie die Priester nicht vor Laienrichtern (s. Affen 8-10) und Edelleute nicht vor dem eines andern Edelmanns (s. Edelmann 12). "Des Keysers Knecht sall nicht oerdell geven over eme." (Steinen, I, 1746.)

26 Des Kaisers Recht soll gemein sein. - Graf, 17, 204.

Mhd.: Des keisers recht sal gemein sin. (Endemann, II, 72.)

27 Des Kaisers1 redlicher Wille ist Recht. - Graf, 17, 199.

1) Als Vertreters der Gesammtheit; denn nur als solcher setzt er die Rechte. (S. König.)

Mhd.: Des keisers redeliche wille is ein recht. (Daniels, 217, 4; Spangenberg, 114, 6.)

28 Eines Kaisers Wort darf man nicht drehen oder deuteln. - Graf, 28, 18.

Ausspruch Kaiser Konrad's III. bei Gelegenheit der Belagerung von Weinsberg. Der Kaiser hatte den Frauen erlaubt, ihr Liebstes mitzunehmen; als sie nun ihre Männer hinaustrugen, wollte die Umgebung des Kaisers darin eine Misdeutung der Worte desselben finden. So, sagte man, sei das Versprechen des Kaisers nicht zu verstehen; worauf aber Konrad antwortete: "Eines Kaisers Wort will sich nicht gebühren zu trehen oder zu deuteln." (Zinkgref, I, 26.J) (S. Fürstenwort.)

29 Es ist niemand Keiser noch Bapst vmb des namens willen. - Klingen, 22a, 2.

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Kain.

* Kain's Keule ist ihr Heiligthum.

Herberger schildert damit am Tage Pauli Bekehrung die Verfolgungssüchtigen.

Böhm.: Kainovská vlídnost. – Nechei já býti jemu Kainem. (Čelakovsky, 17.)


Kaiphas.

* Sich bei Caiphas fewer wermen.Fischer Psalter, 686, 1.


Kaiser.

1 Dem Kaiser, was des Kaisers ist.Eiselein, 356.

Lat.: Caesaribus censum, solvite vota Deo. (Eiselein, 356.)

2 Den Kaiser macht das Heer.Graf, 28, 7.

Wie das Heer den Kaiser wählt, so gebietet er über dasselbe.

Mhd.: Den keiser macht daz heer. (Daniels, 207, 42.)

3 Der alte Kaiser lebt noch.Eiselein, 356; Simrock, 5368.

4 Der Kaiser bezahlt alles.Lohrengel, II, 122.

5 Der Kaiser bringt das Geleit mit sich.Pistor., V, 47; Eisenhart, 630; Hertius, II, 13; Hillebrand, 241; Eiselein, 357; Simrock, 5356; Graf, 29, 32.

Unter Geleit wird hier das Recht verstanden, einem andern Sicherheit auf der Strasse wider alle ungebührlichen Anfälle zu leisten, ein Recht, das seinen Ursprung in den Fehdezeiten des langen Zwischenreichs hat. (S. Majestät.)

6 Der Kaiser hat kein Recht über des Menschen Leib.Graf, 350, 375.

Mhd.: Der keiser hat kein recht über des menschen lib. (Senckenberg, Kl. Kaiserr., II, 55.)

7 Der Kaiser hat lange Hände und starke Arme.Bertram, 64.

8 Der Kaiser hat Macht, Friede und Gnade zu thun.Graf, 397, 614.

Das Landesoberhaupt hat das Begnadigungsrecht.

Mhd.: Der keyser hod macht frede unn gnade czu thonde. (Kl. Kaiserr., II, 69, 3.)

9 Der Kaiser hat mich lieb und werth; wo wäre, der mich nicht begehrt, spricht der Pfennig.Simrock, 7835.

10 Der Kaiser ist aller Aeltern Vormund.Petri, II, 97; Henisch, 875, 53; Sailer, 249; Körte, 3255; Simrock, 5364; Graf, 172, 167.

D. h. das Staatsoberhaupt übt ein Oberaufsichtsrecht über die Erziehung und schützt die Pflegebefohlenen gegen etwaige Ungebühr ihrer Aeltern und Vormünder.

11 Der Kaiser ist auch nur ein Mensch.

In Siebenbürgen: Uch der Kîser äs nor a Mäinjtsch. (Schuster, 1115.)

Frz.: L'empereur n'est qu'un homme. (Leroux, II, 61.)

12 Der Kaiser ist das Geleit selbst.Eiselein, 357.

13 Der Kaiser ist dem mindesten gleich, wenn er unrecht thut.Graf, 286, 24.

D. h. er wird ebenso zur Verantwortung gezogen, wie der Niedrigste; denn ein vernünftiges Volk wählt sich keinen Fürsten, um sich von ihm tyrannisiren zu lassen.

Mhd.: Der keyser ist dem minsten gleich, tut er unrecht. (Kl. Kaiserr., II, 117.)

14 Der Kaiser ist der Stärkste, er ist aller andern Herr.Graf, 486, 4.

15 Der Kaiser1 ist ein Vater des Rechts.Graf, 17, 201.

1) D. i. der Träger der höchsten Staatsgewalt, durch den der Gesammtwille zum Ausdruck kommt. (S. Gesetz 16.)

Mhd.: Der keysir ist eyn vatir des rechtin. (Ortloff, II, 20, 689.)

16 Der Kaiser ist ein Vater des Reichs.Graf, 28, 6.

Mhd.: Der kayser ist vater des reichs. (Homeyer, Richtsteig, 215, I, 2.)

17 Der Kaiser ist Herr über Könige.Graf, 486, 5.

18 Der (deutsche) Kaiser ist Herr über Könige, der Spanier über Pferde, der Franzose über Esel und der Engländer über Teufel.Pistor., VI, 40; Sutor, 219.

Es möge hier noch ein japanisches Sprichwort einen Platz finden, welches daran erinnert, dass der japanische Kaiser zu den Grossen seines Reichs in einem ähnlichen Verhältnisse steht, wie einst der deutsche Kaiser gestanden hat, nämlich: „Es muss schlecht um den Kaiser stehen, wenn der Satzuma zwei Jahre ausbleibt.“ Nach der Reichsverfassung des japanischen Reichs soll jeder Edelmann täglich den Hof des Taikuns (Wahlkaisers) zu Yeddo besuchen, um auf Begehr seinen Rath zu ertheilen; aber viele Daimios (Edelleute) bleiben jahrelang auf ihren Gebieten und begnügen sich, [Spaltenumbruch] ihren Erben, der noch ein Kind sein kann, oder ihre Gemahlin in Yeddo als Geisel zurückzulassen. Der Fürst von Satzuma, einer der 24 Kurfürsten oder Kaiserwähler, der im obigen Sprichwort erwähnt ist, pflegt sogar sein Misfallen der Regierung durch Fernbleiben von der Hauptstadt auszudrücken. Und der Glanz seiner Abwesenheit wirkt so stark, dass obiges Landessprichwort entstanden ist. (Vgl. Politische Mysterien vom Hofe von Yeddo im Pionnier von K. Heinzen, Boston 1863, Nr. 12.)

Frz.: L'empereur d'Allemagne est le roy des roys; le roy d'Espagne roy des hommes, le roy de Trance roy des ânes, et le roy d'Angleterre roy des diables. (Bohn I, 33.)

19 Der Kaiser ist Richter über alle andern Richter.Graf, 28, 25.

Denn alle andern sprechen nur als seine Stellvertreter und in seinem Namen. (S. König.)

Mhd.: De keyser eyn richter ys ouer alle ander richtere. (Lappenberg, 193, 1.)

Böhm.: Královský výrok nepodléhá soudu. (Čelakovsky, 342.)

20 Der Kaiser setzt dem Vogt den Bann.Graf, 28.

Der Bann ist die Befugniss mit Ordnungsstrafen und Hülfsvollstreckung rechtsförmlich Gehorsam zu erzwingen. Dies Recht an des Menschen Leib zu sprechen, die Rache mit dem Schwerte, ist ein königliches Recht und konnte nur von dem geübt werden; der von dem Könige den Gerichtsbann erhielt.

Mhd.: Der keiser setzet dem voget den Ban. (Gaupp, XI, 51.)

21 Der Kaiser sitzt an Gottes Statt des Menschen Schirmer. (S. König.) – Graf, 27, 2.

Mhd.: Der keiser sitzet an gotes stat dez menschen schirmer. (Endemann, IV, 8, 231.)

22 Der Kaiser soll Kaiser sein, so lange er recht thut.Graf, 286, 23.

Die Deutschen haben nie anerkannt, dass ihre Fürsten eine absolute Gewalt über sie üben können. Nach dem deutschen Recht steht das Gesetz über dem Könige. Was das Volk beschliesst, wird vom Könige bestätigt. Und die beschränkte Höhe königlicher Gewalt und Macht wird auch durch das obige Sprichwort ausgedrückt. Nur so lange, als er recht thut, soll er Kaiser sein.

Mhd.: Der keyser sol keyser seyn diwile er recht thut. (Kl. Kaiserr., II, 117.)

23 Der keyser ligt krangk, den pfaffen ist die weyle langk, Herzogk moritz legt sich ins feldt, der gefangne Churfürst zog heim vnd hett kein geldt, do kam der margkgraff mit seyner leren daschen, die pfaffen soltens im foll vassen.Latendorf, Jahrbuch, 267.

24 Des Kaisers Geschworene haben des Kaisers Mund mit dem Urtheil.Graf, 414, 108.

Der Spruch, den die Schöffen thun, ist so gut wie des Kaisers Spruch; der oberste Vertreter des Rechts spricht durch sie.

Mhd.: Des keisers gesworn hant dez keisers munt mit dem urteil. (Endemann, I, 36, 32.)

25 Des Kaisers Knecht soll über ihn kein Urtheil geben.Graf, 436, 288.

In Bezug auf die Zuständigkeit des Gerichts, welche von verschiedenen Umständen abhängig war. Das obige Sprichwort weist darauf hin, dass die Partei persönlich dem Ortsrichter unterworfen sein muss und dass ein Höherstehender sich nicht vor Richtern niedern Standes zu verantworten nöthig habe, wie die Priester nicht vor Laienrichtern (s. Affen 8-10) und Edelleute nicht vor dem eines andern Edelmanns (s. Edelmann 12). „Des Keysers Knecht sall nicht oerdell geven over eme.“ (Steinen, I, 1746.)

26 Des Kaisers Recht soll gemein sein.Graf, 17, 204.

Mhd.: Des keisers recht sal gemein sin. (Endemann, II, 72.)

27 Des Kaisers1 redlicher Wille ist Recht.Graf, 17, 199.

1) Als Vertreters der Gesammtheit; denn nur als solcher setzt er die Rechte. (S. König.)

Mhd.: Des keisers redeliche wille is ein recht. (Daniels, 217, 4; Spangenberg, 114, 6.)

28 Eines Kaisers Wort darf man nicht drehen oder deuteln.Graf, 28, 18.

Ausspruch Kaiser Konrad's III. bei Gelegenheit der Belagerung von Weinsberg. Der Kaiser hatte den Frauen erlaubt, ihr Liebstes mitzunehmen; als sie nun ihre Männer hinaustrugen, wollte die Umgebung des Kaisers darin eine Misdeutung der Worte desselben finden. So, sagte man, sei das Versprechen des Kaisers nicht zu verstehen; worauf aber Konrad antwortete: „Eines Kaisers Wort will sich nicht gebühren zu trehen oder zu deuteln.“ (Zinkgref, I, 26.J) (S. Fürstenwort.)

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[[547]/0553] Kain. * Kain's Keule ist ihr Heiligthum. Herberger schildert damit am Tage Pauli Bekehrung die Verfolgungssüchtigen. Böhm.: Kainovská vlídnost. – Nechei já býti jemu Kainem. (Čelakovsky, 17.) Kaiphas. * Sich bei Caiphas fewer wermen. – Fischer Psalter, 686, 1. Kaiser. 1 Dem Kaiser, was des Kaisers ist. – Eiselein, 356. Lat.: Caesaribus censum, solvite vota Deo. (Eiselein, 356.) 2 Den Kaiser macht das Heer. – Graf, 28, 7. Wie das Heer den Kaiser wählt, so gebietet er über dasselbe. Mhd.: Den keiser macht daz heer. (Daniels, 207, 42.) 3 Der alte Kaiser lebt noch. – Eiselein, 356; Simrock, 5368. 4 Der Kaiser bezahlt alles. – Lohrengel, II, 122. 5 Der Kaiser bringt das Geleit mit sich. – Pistor., V, 47; Eisenhart, 630; Hertius, II, 13; Hillebrand, 241; Eiselein, 357; Simrock, 5356; Graf, 29, 32. Unter Geleit wird hier das Recht verstanden, einem andern Sicherheit auf der Strasse wider alle ungebührlichen Anfälle zu leisten, ein Recht, das seinen Ursprung in den Fehdezeiten des langen Zwischenreichs hat. (S. Majestät.) 6 Der Kaiser hat kein Recht über des Menschen Leib. – Graf, 350, 375. Mhd.: Der keiser hat kein recht über des menschen lib. (Senckenberg, Kl. Kaiserr., II, 55.) 7 Der Kaiser hat lange Hände und starke Arme. – Bertram, 64. 8 Der Kaiser hat Macht, Friede und Gnade zu thun. – Graf, 397, 614. Das Landesoberhaupt hat das Begnadigungsrecht. Mhd.: Der keyser hod macht frede unn gnade czu thonde. (Kl. Kaiserr., II, 69, 3.) 9 Der Kaiser hat mich lieb und werth; wo wäre, der mich nicht begehrt, spricht der Pfennig. – Simrock, 7835. 10 Der Kaiser ist aller Aeltern Vormund. – Petri, II, 97; Henisch, 875, 53; Sailer, 249; Körte, 3255; Simrock, 5364; Graf, 172, 167. D. h. das Staatsoberhaupt übt ein Oberaufsichtsrecht über die Erziehung und schützt die Pflegebefohlenen gegen etwaige Ungebühr ihrer Aeltern und Vormünder. 11 Der Kaiser ist auch nur ein Mensch. In Siebenbürgen: Uch der Kîser äs nor a Mäinjtsch. (Schuster, 1115.) Frz.: L'empereur n'est qu'un homme. (Leroux, II, 61.) 12 Der Kaiser ist das Geleit selbst. – Eiselein, 357. 13 Der Kaiser ist dem mindesten gleich, wenn er unrecht thut. – Graf, 286, 24. D. h. er wird ebenso zur Verantwortung gezogen, wie der Niedrigste; denn ein vernünftiges Volk wählt sich keinen Fürsten, um sich von ihm tyrannisiren zu lassen. Mhd.: Der keyser ist dem minsten gleich, tut er unrecht. (Kl. Kaiserr., II, 117.) 14 Der Kaiser ist der Stärkste, er ist aller andern Herr. – Graf, 486, 4. 15 Der Kaiser1 ist ein Vater des Rechts. – Graf, 17, 201. 1) D. i. der Träger der höchsten Staatsgewalt, durch den der Gesammtwille zum Ausdruck kommt. (S. Gesetz 16.) Mhd.: Der keysir ist eyn vatir des rechtin. (Ortloff, II, 20, 689.) 16 Der Kaiser ist ein Vater des Reichs. – Graf, 28, 6. Mhd.: Der kayser ist vater des reichs. (Homeyer, Richtsteig, 215, I, 2.) 17 Der Kaiser ist Herr über Könige. – Graf, 486, 5. 18 Der (deutsche) Kaiser ist Herr über Könige, der Spanier über Pferde, der Franzose über Esel und der Engländer über Teufel. – Pistor., VI, 40; Sutor, 219. Es möge hier noch ein japanisches Sprichwort einen Platz finden, welches daran erinnert, dass der japanische Kaiser zu den Grossen seines Reichs in einem ähnlichen Verhältnisse steht, wie einst der deutsche Kaiser gestanden hat, nämlich: „Es muss schlecht um den Kaiser stehen, wenn der Satzuma zwei Jahre ausbleibt.“ Nach der Reichsverfassung des japanischen Reichs soll jeder Edelmann täglich den Hof des Taikuns (Wahlkaisers) zu Yeddo besuchen, um auf Begehr seinen Rath zu ertheilen; aber viele Daimios (Edelleute) bleiben jahrelang auf ihren Gebieten und begnügen sich, ihren Erben, der noch ein Kind sein kann, oder ihre Gemahlin in Yeddo als Geisel zurückzulassen. Der Fürst von Satzuma, einer der 24 Kurfürsten oder Kaiserwähler, der im obigen Sprichwort erwähnt ist, pflegt sogar sein Misfallen der Regierung durch Fernbleiben von der Hauptstadt auszudrücken. Und der Glanz seiner Abwesenheit wirkt so stark, dass obiges Landessprichwort entstanden ist. (Vgl. Politische Mysterien vom Hofe von Yeddo im Pionnier von K. Heinzen, Boston 1863, Nr. 12.) Frz.: L'empereur d'Allemagne est le roy des roys; le roy d'Espagne roy des hommes, le roy de Trance roy des ânes, et le roy d'Angleterre roy des diables. (Bohn I, 33.) 19 Der Kaiser ist Richter über alle andern Richter. – Graf, 28, 25. Denn alle andern sprechen nur als seine Stellvertreter und in seinem Namen. (S. König.) Mhd.: De keyser eyn richter ys ouer alle ander richtere. (Lappenberg, 193, 1.) Böhm.: Královský výrok nepodléhá soudu. (Čelakovsky, 342.) 20 Der Kaiser setzt dem Vogt den Bann. – Graf, 28. Der Bann ist die Befugniss mit Ordnungsstrafen und Hülfsvollstreckung rechtsförmlich Gehorsam zu erzwingen. Dies Recht an des Menschen Leib zu sprechen, die Rache mit dem Schwerte, ist ein königliches Recht und konnte nur von dem geübt werden; der von dem Könige den Gerichtsbann erhielt. Mhd.: Der keiser setzet dem voget den Ban. (Gaupp, XI, 51.) 21 Der Kaiser sitzt an Gottes Statt des Menschen Schirmer. (S. König.) – Graf, 27, 2. Mhd.: Der keiser sitzet an gotes stat dez menschen schirmer. (Endemann, IV, 8, 231.) 22 Der Kaiser soll Kaiser sein, so lange er recht thut. – Graf, 286, 23. Die Deutschen haben nie anerkannt, dass ihre Fürsten eine absolute Gewalt über sie üben können. Nach dem deutschen Recht steht das Gesetz über dem Könige. Was das Volk beschliesst, wird vom Könige bestätigt. Und die beschränkte Höhe königlicher Gewalt und Macht wird auch durch das obige Sprichwort ausgedrückt. Nur so lange, als er recht thut, soll er Kaiser sein. Mhd.: Der keyser sol keyser seyn diwile er recht thut. (Kl. Kaiserr., II, 117.) 23 Der keyser ligt krangk, den pfaffen ist die weyle langk, Herzogk moritz legt sich ins feldt, der gefangne Churfürst zog heim vnd hett kein geldt, do kam der margkgraff mit seyner leren daschen, die pfaffen soltens im foll vassen. – Latendorf, Jahrbuch, 267. 24 Des Kaisers Geschworene haben des Kaisers Mund mit dem Urtheil. – Graf, 414, 108. Der Spruch, den die Schöffen thun, ist so gut wie des Kaisers Spruch; der oberste Vertreter des Rechts spricht durch sie. Mhd.: Des keisers gesworn hant dez keisers munt mit dem urteil. (Endemann, I, 36, 32.) 25 Des Kaisers Knecht soll über ihn kein Urtheil geben. – Graf, 436, 288. In Bezug auf die Zuständigkeit des Gerichts, welche von verschiedenen Umständen abhängig war. Das obige Sprichwort weist darauf hin, dass die Partei persönlich dem Ortsrichter unterworfen sein muss und dass ein Höherstehender sich nicht vor Richtern niedern Standes zu verantworten nöthig habe, wie die Priester nicht vor Laienrichtern (s. Affen 8-10) und Edelleute nicht vor dem eines andern Edelmanns (s. Edelmann 12). „Des Keysers Knecht sall nicht oerdell geven over eme.“ (Steinen, I, 1746.) 26 Des Kaisers Recht soll gemein sein. – Graf, 17, 204. Mhd.: Des keisers recht sal gemein sin. (Endemann, II, 72.) 27 Des Kaisers1 redlicher Wille ist Recht. – Graf, 17, 199. 1) Als Vertreters der Gesammtheit; denn nur als solcher setzt er die Rechte. (S. König.) Mhd.: Des keisers redeliche wille is ein recht. (Daniels, 217, 4; Spangenberg, 114, 6.) 28 Eines Kaisers Wort darf man nicht drehen oder deuteln. – Graf, 28, 18. Ausspruch Kaiser Konrad's III. bei Gelegenheit der Belagerung von Weinsberg. Der Kaiser hatte den Frauen erlaubt, ihr Liebstes mitzunehmen; als sie nun ihre Männer hinaustrugen, wollte die Umgebung des Kaisers darin eine Misdeutung der Worte desselben finden. So, sagte man, sei das Versprechen des Kaisers nicht zu verstehen; worauf aber Konrad antwortete: „Eines Kaisers Wort will sich nicht gebühren zu trehen oder zu deuteln.“ (Zinkgref, I, 26.J) (S. Fürstenwort.) 29 Es ist niemand Keiser noch Bapst vmb des namens willen. – Klingen, 22a, 2.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [547]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/553>, abgerufen am 24.11.2024.