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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 11 Wer sich selten kempt, der reufft die Haar. - Petri, II, 763.


Kammer.

1 Kleine Kammern, kleine Thüren.

Holl.: Kleine kamers hebben kleine portalen. (Harrebomee, I, 378b.)

2 Leddige Kameren gitt dulle Dameren. (Waldeck.) - Curtze, 328, 174.

3 Man ist in der Kammer Gott nicht näher als im Keller. - Sprichwörterschatz, 39.

Lat.: In Camera non est Christus. (Pistor., IV, 44.)

4 Volle Kammern machen kluge Frauen. - Simrock, 5392; Blum, 332; Braun, I, 1738.

Hausfrauen, die an nichts, was zur Wirthschaft gehört, Mangel leiden, kommen leicht in den Ruf musterhafter Wirthinnen, während dies Lob eigentlich nur diejenigen verdienen, welche das, was ihnen abgeht, mit dem, was sie haben, zu ersetzen, und das, was sie nur kärglich haben, so einzutheilen wissen, dass sie dennoch damit ausreichen. Volle Kammern machen nicht klug, sie geben nur Gelegenheit, die Klugheit in der Ausübung sehen zu lassen.

*5 Kämern im Koppe hewwen. (Westf.)

Ironisch mit dem Zusatz: äs en Kaustall. Gescheit sein.


Kämmerchen.

*1 Er hat Kämmerchen in seinem Kopfe zu vermiethen.

Um etwa zu sagen: er ist ein Narr.

Frz.: Il a des chambres vuides dans sa tete. (Kritzinger, 728b.)

*2 Kämmerchen spielen.

Einander vergeblich suchen, umeinander herumlaufen, einander gegenseitig einen Vortheil abgewinnen.

Frz.: Jouer aux barres.


Kammerdiener.

Vor dem Kammerdiener gibt es keine Excellenz.

Bei Büchmann (S. 168) lautet das Wort: "Für einen Kammerdiener gibt es keine Helden." Fräulein Aisse führt es in ihren von J. Ravenel (Paris 1853) herausgegebenen Briefen (S. 161) auf Madame Cornuel, eine geistreiche, zum Kreise der sogenannten Precieusen des 17. Jahrhunderts gehörende Dame, zurück. Es findet sich aber auch in Montaigne's Essais (III, 2) eine Stelle, der es entlehnt sein könnte, wenn es nicht ebenso gut der deutsche Volkswitz erfunden haben kann. Die Stelle lautet: "Mancher ist ein Wundermann gewesen, an dem seine Frau und seine Dienstboten nicht einmal etwas Bemerkenswerthes gesehen haben. Wenige Menschen sind von ihren Bedienten bewundert worden." Coste, einer der Herausgeber Montaigne's, bemerkt dazu: "Man muss in hohem Grade Held sein, sagte der Marschall Catinat, um es in den Augen seines Kammerdieners zu sein." - Die Chinesen sagen: Niemand spricht so kühn vom General wie der Trossbube. (Cahier, 2141.)

Frz.: Il n'y a point de heros pour son valet de chambre. (Bohn I, 25.) - On n'est jamais grand homme pour son valet de chambre. (Cahier, 866.)


Kammergericht.

Kammergericht - Jammergericht. - Petri, II, 413.

Volksurtheil über das ehemalige Reichskammergericht zu Wetzlar.


Kammerjungfer.

Wer Kammerjungfern freit und gern Kaldaunen isst, der frage nicht nachher, was drin gewesen ist. - Körte, 3274; Simrock, 5393; Braun, I, 1739.


Kammerkätzchen.

* Dat is'n Kammerkätschen. - Dähnert, 216a.

Spottname auf ein Kammermädchen.


Kammerlauge.

*1 Einem eine Kammerlauge geben. - Brandt, Nsch., 62; Nsp., 62.

Zudringliche Menschen vom Hause durch Entleeren der Nachtgeschirre vertreiben. "Vnd kummen auss der Gassen nit, biss man ein Kammerlaug jn gibt." (Kloster, I, 557.)

Lat.: Mordaci lotus aceto. (Persius.) - Non abeunt, donec fundatur urina matellis in caput, aut donec saxa vel olla volant. - Lotio suffusus. (Eiselein, 360.)

*2 Mit Kammerlauge begossen. - Eiselein, 360; Braun, I, 1737.


Kammerlehen.

Kammerlehen ist kein recht Lehen. - Graf, 558, 35.

Unter Kammer-, Küchen- oder Kellerehen versteht man die Verleihung eines Ertrags als Sod. Es ist dies kein wahres Lehen mit rechter Gewere, weil der Gegenstand, welcher den Ertrag liefert, nicht in die Gewalt des Lehnmanns kommt. Ebenso wenig das Burglehen.


[Spaltenumbruch]
Kämmerlein.

1 Das heist am Kämmerlein geklopfft, wann einer mit der Thür gar hinein felt. - Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 13.

2 Im Kämmerlein der Wahrheit frieren, ist besser als im Lügenpelz stolziren.

3 Warum bist du nicht ins Kämmerlein gegangen, sprach der Barbier zu Schaffhausen zu seiner Frau, als er einen andern auf ihr gefunden; denk, wenn ein Fremder dazu gekommen! - Eiselein, 543; Hoefer, 42; Reinsberg V, 105.

4 Wer im Kämmerlein säet, wird auf dem Markte ernten.


Kammermädchen.

Je schöner das Kammermädchen, je hässlicher die Frau.

Manchem ist das Kammermädchen lieber als die Frau.

Holl.: Die slechts geleerdheid zoekt, en wijsheid daar niet bij, slaapt bij de kamenier, en gaat de vrouw voorbij. (Harrebomee, I, 377b.)


Kammhaken.

* Nimm es beim Kammhaken. (Estn.)

D. h. Kopf; greife es beherzt an.


Kammjungfrau.

Es ist der Kamjungfrawen nicht gut Bawmwollen abzukauffen. - Mathesy, 171b.


Kammrad.

1 Wenn das Kammrad schlecht ist, gehen auch die andern übel. - Parömiakon, 3410.

Wirkung des bösen Beispiels, besonders hochgestellter Personen.

2 Wenn 't man ierst dörch 't Kammrad is, säd' de oll Fru, kümmt 't ok wol dörch 't Norsgatt. - Hoefer, 325.

Kammrad in der Mühle, hier scherzhaft von den Zähnen gebraucht.

*3 'S Kommproad hot Loise. (Oberlausitz.)

Gebräuchlich in Bezug auf Mühlen, in denen es unsauber aussieht und hergeht.


Kamp.

*1 Dat geit kamp up. - Lübben.

*2 Einem af'n Kamb1 treten. - Schöpf, 300.

1) Kamp = das Kammrad in der Mühle. (Vgl. Mittelhochdeutsches Wörterbuch, I, 783.)

*3 Up des kösters kamp kamen.

Kamp = ein eingehegtes Stück Feld, Wiese, Land überhaupt, auch: Aue, die Bedeutung nach örtlichem Gebrauch wechselnd. (Vgl. Grimm, V, 134.) Kösters Kamp = Kirchhof.


Kampf.

1 Besser Kampf als den Hals entzwei. (S. Kämpfen 1.) - Simrock, 5394; Körte, 3275; Körte2, 4084.

Mhd.: Ir habt gehort vor manegen zeiten: bezzer kampf, denn hals ab. (Teichner.) (Zingerle, 79.)

Niederd.: Beter camp dan hals ontwe. (Reineke Fuchs, 236.)

Holl.: Beter kamp dan de hals gebroken (verloren). (Harrebomee, I, 378a.)

2 Des Kampfes Grimm verwandelt die Stimm'. - Eiselein, 259.

3 Es ist ein grosaer kampff mit sich mit dem glück kempffen. - Gruter, I, 33; Petri, II, 260; Henisch, 1161, 68.

4 Es ist ein ungleicher Kampf, der Hase mit dem Hund.

Lat.: Epops cum cygnis certat. - Rana cum locusta. (Philippi, I, 134; Seybold, 147 u. 519.)

5 Ich hab' einen guten Kampf gekämpft, sagte Hans, als ihn seine Frau unter den Tisch geschleudert hatte.

Holl.: Dat is dubbel wel gevochten, zei Hansje, en hij had zijne vrouw wat gefoold. (Harrebomee, I, 284.)

6 Im Kampfe muss man alles wagen, muss Hiebe geben, Hiebe tragen. - Eiselein, 360.

Lat.: Caedimus et totidem plagis consumimus hostem. - Caedimus, inque vicem praebemus crura sagittis. (Persius.) (Eiselein, 360.)

7 In Kampf und Zwist keiner des andern Bruder ist.

Das schliesst aber Anstand, Mässigung, Menschlichkeit nicht aus. In dieser Beziehung sagen die Aegypter: Kämpfe mit mir, aber verschone die empfindlichen (eigentlich obscönen) Theile (meines Körpers). (Burckhardt, 383.) Von den Schlägereien oder den Wettkämpfen der ägyptischen Bauern entlehnt, bei denen der Schwächere seinen Gegner oft auf eine Art fasst, die gefährlich ist, ja tödlich werden kann.

[Spaltenumbruch] 11 Wer sich selten kempt, der reufft die Haar.Petri, II, 763.


Kammer.

1 Kleine Kammern, kleine Thüren.

Holl.: Kleine kamers hebben kleine portalen. (Harrebomée, I, 378b.)

2 Leddige Kâmeren gitt dulle Dâmeren. (Waldeck.) – Curtze, 328, 174.

3 Man ist in der Kammer Gott nicht näher als im Keller.Sprichwörterschatz, 39.

Lat.: In Camera non est Christus. (Pistor., IV, 44.)

4 Volle Kammern machen kluge Frauen.Simrock, 5392; Blum, 332; Braun, I, 1738.

Hausfrauen, die an nichts, was zur Wirthschaft gehört, Mangel leiden, kommen leicht in den Ruf musterhafter Wirthinnen, während dies Lob eigentlich nur diejenigen verdienen, welche das, was ihnen abgeht, mit dem, was sie haben, zu ersetzen, und das, was sie nur kärglich haben, so einzutheilen wissen, dass sie dennoch damit ausreichen. Volle Kammern machen nicht klug, sie geben nur Gelegenheit, die Klugheit in der Ausübung sehen zu lassen.

*5 Kämern im Koppe hewwen. (Westf.)

Ironisch mit dem Zusatz: äs en Kaustall. Gescheit sein.


Kämmerchen.

*1 Er hat Kämmerchen in seinem Kopfe zu vermiethen.

Um etwa zu sagen: er ist ein Narr.

Frz.: Il a des chambres vuides dans sa tête. (Kritzinger, 728b.)

*2 Kämmerchen spielen.

Einander vergeblich suchen, umeinander herumlaufen, einander gegenseitig einen Vortheil abgewinnen.

Frz.: Jouer aux barres.


Kammerdiener.

Vor dem Kammerdiener gibt es keine Excellenz.

Bei Büchmann (S. 168) lautet das Wort: „Für einen Kammerdiener gibt es keine Helden.“ Fräulein Aissé führt es in ihren von J. Ravenel (Paris 1853) herausgegebenen Briefen (S. 161) auf Madame Cornuel, eine geistreiche, zum Kreise der sogenannten Precieusen des 17. Jahrhunderts gehörende Dame, zurück. Es findet sich aber auch in Montaigne's Essais (III, 2) eine Stelle, der es entlehnt sein könnte, wenn es nicht ebenso gut der deutsche Volkswitz erfunden haben kann. Die Stelle lautet: „Mancher ist ein Wundermann gewesen, an dem seine Frau und seine Dienstboten nicht einmal etwas Bemerkenswerthes gesehen haben. Wenige Menschen sind von ihren Bedienten bewundert worden.“ Coste, einer der Herausgeber Montaigne's, bemerkt dazu: „Man muss in hohem Grade Held sein, sagte der Marschall Catinat, um es in den Augen seines Kammerdieners zu sein.“ – Die Chinesen sagen: Niemand spricht so kühn vom General wie der Trossbube. (Cahier, 2141.)

Frz.: Il n'y a point de héros pour son valet de chambre. (Bohn I, 25.) – On n'est jamais grand homme pour son valet de chambre. (Cahier, 866.)


Kammergericht.

Kammergericht – Jammergericht.Petri, II, 413.

Volksurtheil über das ehemalige Reichskammergericht zu Wetzlar.


Kammerjungfer.

Wer Kammerjungfern freit und gern Kaldaunen isst, der frage nicht nachher, was drin gewesen ist.Körte, 3274; Simrock, 5393; Braun, I, 1739.


Kammerkätzchen.

* Dat is'n Kammerkätschen.Dähnert, 216a.

Spottname auf ein Kammermädchen.


Kammerlauge.

*1 Einem eine Kammerlauge geben.Brandt, Nsch., 62; Nsp., 62.

Zudringliche Menschen vom Hause durch Entleeren der Nachtgeschirre vertreiben. „Vnd kummen auss der Gassen nit, biss man ein Kammerlaug jn gibt.“ (Kloster, I, 557.)

Lat.: Mordaci lotus aceto. (Persius.) – Non abeunt, donec fundatur urina matellis in caput, aut donec saxa vel olla volant. – Lotio suffusus. (Eiselein, 360.)

*2 Mit Kammerlauge begossen.Eiselein, 360; Braun, I, 1737.


Kammerlehen.

Kammerlehen ist kein recht Lehen.Graf, 558, 35.

Unter Kammer-, Küchen- oder Kellerehen versteht man die Verleihung eines Ertrags als Sod. Es ist dies kein wahres Lehen mit rechter Gewere, weil der Gegenstand, welcher den Ertrag liefert, nicht in die Gewalt des Lehnmanns kommt. Ebenso wenig das Burglehen.


[Spaltenumbruch]
Kämmerlein.

1 Das heist am Kämmerlein geklopfft, wann einer mit der Thür gar hinein felt.Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 13.

2 Im Kämmerlein der Wahrheit frieren, ist besser als im Lügenpelz stolziren.

3 Warum bist du nicht ins Kämmerlein gegangen, sprach der Barbier zu Schaffhausen zu seiner Frau, als er einen andern auf ihr gefunden; denk, wenn ein Fremder dazu gekommen!Eiselein, 543; Hoefer, 42; Reinsberg V, 105.

4 Wer im Kämmerlein säet, wird auf dem Markte ernten.


Kammermädchen.

Je schöner das Kammermädchen, je hässlicher die Frau.

Manchem ist das Kammermädchen lieber als die Frau.

Holl.: Die slechts geleerdheid zoekt, en wijsheid daar niet bij, slaapt bij de kamenier, en gaat de vrouw voorbij. (Harrebomée, I, 377b.)


Kammhaken.

* Nimm es beim Kammhaken. (Estn.)

D. h. Kopf; greife es beherzt an.


Kammjungfrau.

Es ist der Kamjungfrawen nicht gut Bawmwollen abzukauffen.Mathesy, 171b.


Kammrad.

1 Wenn das Kammrad schlecht ist, gehen auch die andern übel.Parömiakon, 3410.

Wirkung des bösen Beispiels, besonders hochgestellter Personen.

2 Wenn 't man ierst dörch 't Kammrad is, säd' de oll Fru, kümmt 't ok wol dörch 't Norsgatt.Hoefer, 325.

Kammrad in der Mühle, hier scherzhaft von den Zähnen gebraucht.

*3 'S Kommproad hôt Loise. (Oberlausitz.)

Gebräuchlich in Bezug auf Mühlen, in denen es unsauber aussieht und hergeht.


Kamp.

*1 Dat geit kamp up.Lübben.

*2 Einem af'n Kamb1 treten.Schöpf, 300.

1) Kamp = das Kammrad in der Mühle. (Vgl. Mittelhochdeutsches Wörterbuch, I, 783.)

*3 Up des kösters kamp kamen.

Kamp = ein eingehegtes Stück Feld, Wiese, Land überhaupt, auch: Aue, die Bedeutung nach örtlichem Gebrauch wechselnd. (Vgl. Grimm, V, 134.) Kösters Kamp = Kirchhof.


Kampf.

1 Besser Kampf als den Hals entzwei. (S. Kämpfen 1.) – Simrock, 5394; Körte, 3275; Körte2, 4084.

Mhd.: Ir habt gehôrt vor manegen zîten: bezzer kampf, denn hals ab. (Teichner.) (Zingerle, 79.)

Niederd.: Beter camp dan hals ontwê. (Reineke Fuchs, 236.)

Holl.: Beter kamp dan de hals gebroken (verloren). (Harrebomée, I, 378a.)

2 Des Kampfes Grimm verwandelt die Stimm'.Eiselein, 259.

3 Es ist ein grosaer kampff mit sich mit dem glück kempffen.Gruter, I, 33; Petri, II, 260; Henisch, 1161, 68.

4 Es ist ein ungleicher Kampf, der Hase mit dem Hund.

Lat.: Epops cum cygnis certat. – Rana cum locusta. (Philippi, I, 134; Seybold, 147 u. 519.)

5 Ich hab' einen guten Kampf gekämpft, sagte Hans, als ihn seine Frau unter den Tisch geschleudert hatte.

Holl.: Dat is dubbel wel gevochten, zei Hansje, en hij had zijne vrouw wat gefoold. (Harrebomée, I, 284.)

6 Im Kampfe muss man alles wagen, muss Hiebe geben, Hiebe tragen.Eiselein, 360.

Lat.: Caedimus et totidem plagis consumimus hostem. – Caedimus, inque vicem praebemus crura sagittis. (Persius.) (Eiselein, 360.)

7 In Kampf und Zwist keiner des andern Bruder ist.

Das schliesst aber Anstand, Mässigung, Menschlichkeit nicht aus. In dieser Beziehung sagen die Aegypter: Kämpfe mit mir, aber verschone die empfindlichen (eigentlich obscönen) Theile (meines Körpers). (Burckhardt, 383.) Von den Schlägereien oder den Wettkämpfen der ägyptischen Bauern entlehnt, bei denen der Schwächere seinen Gegner oft auf eine Art fasst, die gefährlich ist, ja tödlich werden kann.

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[[563]/0569] 11 Wer sich selten kempt, der reufft die Haar. – Petri, II, 763. Kammer. 1 Kleine Kammern, kleine Thüren. Holl.: Kleine kamers hebben kleine portalen. (Harrebomée, I, 378b.) 2 Leddige Kâmeren gitt dulle Dâmeren. (Waldeck.) – Curtze, 328, 174. 3 Man ist in der Kammer Gott nicht näher als im Keller. – Sprichwörterschatz, 39. Lat.: In Camera non est Christus. (Pistor., IV, 44.) 4 Volle Kammern machen kluge Frauen. – Simrock, 5392; Blum, 332; Braun, I, 1738. Hausfrauen, die an nichts, was zur Wirthschaft gehört, Mangel leiden, kommen leicht in den Ruf musterhafter Wirthinnen, während dies Lob eigentlich nur diejenigen verdienen, welche das, was ihnen abgeht, mit dem, was sie haben, zu ersetzen, und das, was sie nur kärglich haben, so einzutheilen wissen, dass sie dennoch damit ausreichen. Volle Kammern machen nicht klug, sie geben nur Gelegenheit, die Klugheit in der Ausübung sehen zu lassen. *5 Kämern im Koppe hewwen. (Westf.) Ironisch mit dem Zusatz: äs en Kaustall. Gescheit sein. Kämmerchen. *1 Er hat Kämmerchen in seinem Kopfe zu vermiethen. Um etwa zu sagen: er ist ein Narr. Frz.: Il a des chambres vuides dans sa tête. (Kritzinger, 728b.) *2 Kämmerchen spielen. Einander vergeblich suchen, umeinander herumlaufen, einander gegenseitig einen Vortheil abgewinnen. Frz.: Jouer aux barres. Kammerdiener. Vor dem Kammerdiener gibt es keine Excellenz. Bei Büchmann (S. 168) lautet das Wort: „Für einen Kammerdiener gibt es keine Helden.“ Fräulein Aissé führt es in ihren von J. Ravenel (Paris 1853) herausgegebenen Briefen (S. 161) auf Madame Cornuel, eine geistreiche, zum Kreise der sogenannten Precieusen des 17. Jahrhunderts gehörende Dame, zurück. Es findet sich aber auch in Montaigne's Essais (III, 2) eine Stelle, der es entlehnt sein könnte, wenn es nicht ebenso gut der deutsche Volkswitz erfunden haben kann. Die Stelle lautet: „Mancher ist ein Wundermann gewesen, an dem seine Frau und seine Dienstboten nicht einmal etwas Bemerkenswerthes gesehen haben. Wenige Menschen sind von ihren Bedienten bewundert worden.“ Coste, einer der Herausgeber Montaigne's, bemerkt dazu: „Man muss in hohem Grade Held sein, sagte der Marschall Catinat, um es in den Augen seines Kammerdieners zu sein.“ – Die Chinesen sagen: Niemand spricht so kühn vom General wie der Trossbube. (Cahier, 2141.) Frz.: Il n'y a point de héros pour son valet de chambre. (Bohn I, 25.) – On n'est jamais grand homme pour son valet de chambre. (Cahier, 866.) Kammergericht. Kammergericht – Jammergericht. – Petri, II, 413. Volksurtheil über das ehemalige Reichskammergericht zu Wetzlar. Kammerjungfer. Wer Kammerjungfern freit und gern Kaldaunen isst, der frage nicht nachher, was drin gewesen ist. – Körte, 3274; Simrock, 5393; Braun, I, 1739. Kammerkätzchen. * Dat is'n Kammerkätschen. – Dähnert, 216a. Spottname auf ein Kammermädchen. Kammerlauge. *1 Einem eine Kammerlauge geben. – Brandt, Nsch., 62; Nsp., 62. Zudringliche Menschen vom Hause durch Entleeren der Nachtgeschirre vertreiben. „Vnd kummen auss der Gassen nit, biss man ein Kammerlaug jn gibt.“ (Kloster, I, 557.) Lat.: Mordaci lotus aceto. (Persius.) – Non abeunt, donec fundatur urina matellis in caput, aut donec saxa vel olla volant. – Lotio suffusus. (Eiselein, 360.) *2 Mit Kammerlauge begossen. – Eiselein, 360; Braun, I, 1737. Kammerlehen. Kammerlehen ist kein recht Lehen. – Graf, 558, 35. Unter Kammer-, Küchen- oder Kellerehen versteht man die Verleihung eines Ertrags als Sod. Es ist dies kein wahres Lehen mit rechter Gewere, weil der Gegenstand, welcher den Ertrag liefert, nicht in die Gewalt des Lehnmanns kommt. Ebenso wenig das Burglehen. Kämmerlein. 1 Das heist am Kämmerlein geklopfft, wann einer mit der Thür gar hinein felt. – Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 13. 2 Im Kämmerlein der Wahrheit frieren, ist besser als im Lügenpelz stolziren. 3 Warum bist du nicht ins Kämmerlein gegangen, sprach der Barbier zu Schaffhausen zu seiner Frau, als er einen andern auf ihr gefunden; denk, wenn ein Fremder dazu gekommen! – Eiselein, 543; Hoefer, 42; Reinsberg V, 105. 4 Wer im Kämmerlein säet, wird auf dem Markte ernten. Kammermädchen. Je schöner das Kammermädchen, je hässlicher die Frau. Manchem ist das Kammermädchen lieber als die Frau. Holl.: Die slechts geleerdheid zoekt, en wijsheid daar niet bij, slaapt bij de kamenier, en gaat de vrouw voorbij. (Harrebomée, I, 377b.) Kammhaken. * Nimm es beim Kammhaken. (Estn.) D. h. Kopf; greife es beherzt an. Kammjungfrau. Es ist der Kamjungfrawen nicht gut Bawmwollen abzukauffen. – Mathesy, 171b. Kammrad. 1 Wenn das Kammrad schlecht ist, gehen auch die andern übel. – Parömiakon, 3410. Wirkung des bösen Beispiels, besonders hochgestellter Personen. 2 Wenn 't man ierst dörch 't Kammrad is, säd' de oll Fru, kümmt 't ok wol dörch 't Norsgatt. – Hoefer, 325. Kammrad in der Mühle, hier scherzhaft von den Zähnen gebraucht. *3 'S Kommproad hôt Loise. (Oberlausitz.) Gebräuchlich in Bezug auf Mühlen, in denen es unsauber aussieht und hergeht. Kamp. *1 Dat geit kamp up. – Lübben. *2 Einem af'n Kamb1 treten. – Schöpf, 300. 1) Kamp = das Kammrad in der Mühle. (Vgl. Mittelhochdeutsches Wörterbuch, I, 783.) *3 Up des kösters kamp kamen. Kamp = ein eingehegtes Stück Feld, Wiese, Land überhaupt, auch: Aue, die Bedeutung nach örtlichem Gebrauch wechselnd. (Vgl. Grimm, V, 134.) Kösters Kamp = Kirchhof. Kampf. 1 Besser Kampf als den Hals entzwei. (S. Kämpfen 1.) – Simrock, 5394; Körte, 3275; Körte2, 4084. Mhd.: Ir habt gehôrt vor manegen zîten: bezzer kampf, denn hals ab. (Teichner.) (Zingerle, 79.) Niederd.: Beter camp dan hals ontwê. (Reineke Fuchs, 236.) Holl.: Beter kamp dan de hals gebroken (verloren). (Harrebomée, I, 378a.) 2 Des Kampfes Grimm verwandelt die Stimm'. – Eiselein, 259. 3 Es ist ein grosaer kampff mit sich mit dem glück kempffen. – Gruter, I, 33; Petri, II, 260; Henisch, 1161, 68. 4 Es ist ein ungleicher Kampf, der Hase mit dem Hund. Lat.: Epops cum cygnis certat. – Rana cum locusta. (Philippi, I, 134; Seybold, 147 u. 519.) 5 Ich hab' einen guten Kampf gekämpft, sagte Hans, als ihn seine Frau unter den Tisch geschleudert hatte. Holl.: Dat is dubbel wel gevochten, zei Hansje, en hij had zijne vrouw wat gefoold. (Harrebomée, I, 284.) 6 Im Kampfe muss man alles wagen, muss Hiebe geben, Hiebe tragen. – Eiselein, 360. Lat.: Caedimus et totidem plagis consumimus hostem. – Caedimus, inque vicem praebemus crura sagittis. (Persius.) (Eiselein, 360.) 7 In Kampf und Zwist keiner des andern Bruder ist. Das schliesst aber Anstand, Mässigung, Menschlichkeit nicht aus. In dieser Beziehung sagen die Aegypter: Kämpfe mit mir, aber verschone die empfindlichen (eigentlich obscönen) Theile (meines Körpers). (Burckhardt, 383.) Von den Schlägereien oder den Wettkämpfen der ägyptischen Bauern entlehnt, bei denen der Schwächere seinen Gegner oft auf eine Art fasst, die gefährlich ist, ja tödlich werden kann.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [563]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/569>, abgerufen am 24.11.2024.