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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] Bande und fügt, zu den Räubern gewendet, hinzu, dass noch mehrere unter ihnen für ein ähnliches Schicksal reif sind. Insbesondere wendet er sich au Spiegelberg mit den Worten: "Ich kenne dich, Spiegelberg. Aber ich will nächstens unter euch treten und fürchterlich Musterung halten!"

*71 Ich kenne dich mit Haut und Haar.

Frz.: Je ne le connois ni peu ni prou. (Kritzinger, 536b.)

*72 Ich kenne dich mit Stumpf und Stiel.

*73 Ich kenne ihn mit Vor- und Zunamen.

Sehr genau, von innen und aussen.

*74 Ich kenne ihn innen und aussen.

Lat.: Ex stipula cognoscere. (Sutor, 117.)

*75 Ich kenne ihn von aussen und innen.

Frz.: Connoitre quelqu'un comme pain. (Kritzinger, 166a.)

Lat.: Ego te intus et in cute novi. (Persius.) (Binder I, 398; II, 933; Seybold, 145; Philippi, I, 207; Hauer, Liij2.)

*76 Ich kenne jhn in der Haut. - Moscherosch, 384.

Frz.: Je le cognois iusques an foye.

*77 Ich kenne meine Pappenheimer. - Lohrengel, II, 326.

*78 Ick kenne jüch, ji kommt alle Misse. (Braunschweig.)

*79 Man kenn' ihn wie a böser Schillinger. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Man kennt ihn, wie einen bösen, falschen Schilling.

Poln.: Znaja go jak zly szelag. (Lompa, 36.)

*80 Sie kennen den Samiklaus (s. d.). (Schweiz.) - Wurzbach III, 87.

Verderbt aus Sanct-Nikolaus, soviel wie unser Knecht Ruprecht. Von Mädchen, die geschlechtliche Erfahrung besitzen.

*81 War'n nich kennt, dar keft'n. - Gomolcke, 1065.

In Schlesien: War'n kennt, dar keft'n nich. (Gomolcke, 842.)

*82 Wer dich kent, der kaufft dich nit. - Eyering, II, 494; Gruter, III, 107; Guttenstein, 146, 33; Lehmann, II, 873, 193; Herberger, I, 568; Keller, 141b; Lohrengel, II, 499; Eiselein, 370; Körte, 6770.

Von einem, der seinen Bekannten verdächtig geworden ist. Auch in der Ehe wird oft geklagt: Hätte ich ihn (sie) gekannt, ich hätte ihn (sie) nicht genommen. (Reinsberg I, 145.) "Ein arglistiger, loser Mann, der sehr vil Leut auch hetzet an, drumb wer jn kennt, der kaufft jn nicht, wie denn das alte Sprichwort gicht." (H. Sachs, III, LXIIII, 1.)

Dän.: Hvo ham kiender kiöber ham ikke. - Jeg kiender ham vel; jeg kiöbte kaal af ham i fior, han gav mig en stok til. (Prov. dan., 336.)

Frz.: Quiconque le connaeitra, le saura l'apprecier, ne se liera point avec lui.

Lat.: Tollat te, qui non novit. (Philippi, II, 220; Seybold, 606.)


Kenntniss.

1 Kenntniss geht über Reichthum.

Böhm.: Lepe neco znati, nez mnoho miti. (Celakovsky, 214.)

Span.: Mas vale saber que haber. (Celakovsky, 214.)

2 Kenntniss ist Macht.

Ein talmudisches Sprichwort lautet: Kenntnisse sind schwer zu erwerben, wie goldene Gefässe; aber es ist leicht darumzukommen, wie um Glasgeschirr.

3 Kenntniss ohne Brauch (Anwendung) ist Mangel an Feuer bei viel Rauch.

4 Kenntniss und Kunst essen niemand Brot ab. (Eifel.)


Kerbe.

1 Seine Kerbe (Fehler) hat jeder.

*2 Er macht sich eine Kerbe ins Ohr. (Nürtingen.)

Er merkt es sich.

*3 Er soll mir die Kerben küssen. (S. Ellenbogen 6.)


Kerbelkraut.

Das Kerbelkraut schmeckt der Jugend nicht (mehr). (Oesterreich.)

"Sie wirft den Strohsack vor die Thür und buhlt öffentlich." (Megerle.)


Kerbelsuppe.

* He het Kerbelsuppe gegessen. (Deutz.)

Er sieht nicht richtig. Man soll nach dem Genuss, von Kerbelsuppe alles doppelt sehen.


Kerbholz.

1 Wer vffs kerffholtz zehret, der muss auch rechnen vnd zahlen. - Lehmann, 922b, 7.

Die Seiten 922 und 923 sind in der von mir benutzten Ausgabe Lehmann's doppelt.

*2 Auf dem Kerbholz stehen. - Eiselein, 370.

Schulden haben.

*3 Auffs Kerbholtz borgen. - Musculus, Hosen Teufelf, im Theatrum Diabolorum, 432b.

"Ich schneid offt an ein Kerbholtz an, das hab' ich manchen Wirt gethan." (Kloster, I, 835.)

[Spaltenumbruch] *4 Auffs Kerbholtz sündigen. - Herberger, I, 650; II, 242.

Holl.: Hij zondigt al op den ouden kerfstok aan. (Harrebomee, I, 393a.)

*5 Aufs Kerbholz nemen. - Herberger, I, 326.

*6 Aufs Kerbholz reden. - Murner, Schelm., 7; Eiselein, 370; Körte, 3341.

Von denen, die viel versprechen und wenig halten, namentlich gern mit Versprechungen bezahlen. "Vnd hab oft an ein Kerb geredt, da niemand kein bezalung thedt." - "Der viel verheisst an eim Kerbholtz, zuletst dir fidert einen Boltz." - "Vnd wenn der Wirt will haben gelt, triff ich das loch weit übers feld. Mit meinen fersen bezalt ich das, so an der kerben zeichnet was, mein Herr mir selber also thett, der mich auch an das kerbholtz red." (Kloster, I, 835.) Man bediente sich früher, als nur wenige lesen und schreiben konnten, in vielen Angelegenheiten eines einfachen Stück Holzes zur Buch- und Rechnungführung, wie zu Bekanntmachungen u. dgl. Darauf bezieht sich das dänische Sprichwort: Lende budstikken om, og byde i leding, ved et stykke trae med kongens naon i enderne; d. i.: Sende die Botschaft herum und lade mit diesem Stückchen Holz, an dessen Ende sich des Königs Namen befindet, zur Versammlung ein. Dies Holz gab der Vogt aus, um von Mann zu Mann zu gehen. Noch früher sandte man einen am Ende gebrannten Weidenzweig unter die Bauern, wenn sie gegen den Feind ausrücken sollten. Wer nicht zum Zuge stiess, wurde in seinem Bezirke gehängt und sein Haus wurde angezündet. (Vgl. Prov. dan., 94.)

*7 Aufs Kerbholz zehren.

Frz.: Il recommence sur nouveaux frais. (Kritzinger, 589a.)

*8 Das kerbholtz zerschneiden. - Franck, II, 84b.

*9 Das soll auf mein Kerbholz nicht kommen.

Holl.: Ik wil dat alles niet op mijn' kerfstok hebben. (Harrebomee, I, 393a.)

*10 Du bist mir noch auf dem Kerbholz. - Eiselein, 370.

*11 Einem ein kerbholtz schicken.

" ...Vnd es fahen seine benachbarten gewercken ein hader mit jhm an vnd wöllen jhn ausstreiben vnd auff die halte setzen, schicken jhm ein kerbholz vnd lassen jhn vorfordern." (Mathesy, Sarepta, XXIb.)

*12 Einem etwas an eyn kerbholtz schneiden. - Franck, Paradoxa, 119b.

*13 Einem etwas auffs Kerbholz schreiben. - Fischer, Psalter, 17d.

*14 Er hat es aufs Kerbholz zugesagt.

*15 Er hat sein Kerbholz voll.

Holl.: Zijn kerfstok is vol. (Harrebomee, I, 393a.)

*16 Er hat viel auf seinem Kerbholz.

Das Kerbholz war ein viereckig zugehobelter Stab von 1 Fuss Länge, worauf der Wirth, Bäcker u. s. w. mit römischen Ziffern oder Kerben einschnitt, wie viel dieser oder jener an Wein, Brot u. s. w. empfangen habe. "Ich schneid offt an ein Kerbholz an, das hab ich manchem Wirt gethan, der sich des gebens nit beschampt vnd schrib mirs an die kerb alls sampt." (Kloster, I, 835.)

Holl.: Hij heeft veel op zijn' kerfstok. (Harrebomee, I, 393a.)

*17 Er nimmt's auf sein Kerbholz.

Holl.: Hij doet het op zijn eigen houtje. (Harrebomee, I, 335.)

*18 Er steht noch auf meinem Kerbholz. - Braun, I, 1810.

Ist mir noch schuldig.


Kerbredner.

* Ein Kerbredner werden. - Murner, Schelm., 7.

Zusagen geben, ohne sie zu erfüllen. "Es ist kein glaub mehr auff erden, die Herrn selbs kerbenredner werden, die dir versigeln vnd verschreiben dz all dein freund nit von jn treiben." (Kloster, I, 836.)


Kerbstock.

*1 Das geht über den Kerbstock.

Wenn etwas alles Mass überschreitet.

Holl.: De kerfstok loopt te hoog. - Het loopt over den kerfstok. (Harrebomee, I, 393a.)

*2 Etwas am Kerbstock abzählen.

Andern die erwiesenen Gefälligkeiten, erzeigten Wohlthaten, erfolgten freundschaftlichen Besuche u. s. w. vorhalten.

*3 Up de Karvstock löss sündigen. - Stürenburg, 103b.


Kergei.

Kergei on Schmertläder bringt dat Geld wedder; Kortun on Cordwon lehrt barft gon. (Danziger Nehrung.) - Frischbier2, 1951.

Kergei ist ein Kleiderstoff im 15. und 16. Jahrhundert, der seiner Haltbarkeit wegen in gutem Rufe stand.


[Spaltenumbruch] Bande und fügt, zu den Räubern gewendet, hinzu, dass noch mehrere unter ihnen für ein ähnliches Schicksal reif sind. Insbesondere wendet er sich au Spiegelberg mit den Worten: „Ich kenne dich, Spiegelberg. Aber ich will nächstens unter euch treten und fürchterlich Musterung halten!“

*71 Ich kenne dich mit Haut und Haar.

Frz.: Je ne le connois ni peu ni prou. (Kritzinger, 536b.)

*72 Ich kenne dich mit Stumpf und Stiel.

*73 Ich kenne ihn mit Vor- und Zunamen.

Sehr genau, von innen und aussen.

*74 Ich kenne ihn innen und aussen.

Lat.: Ex stipula cognoscere. (Sutor, 117.)

*75 Ich kenne ihn von aussen und innen.

Frz.: Connoitre quelqu'un comme pain. (Kritzinger, 166a.)

Lat.: Ego te intus et in cute novi. (Persius.) (Binder I, 398; II, 933; Seybold, 145; Philippi, I, 207; Hauer, Liij2.)

*76 Ich kenne jhn in der Haut.Moscherosch, 384.

Frz.: Je le cognois iusques an foye.

*77 Ich kenne meine Pappenheimer.Lohrengel, II, 326.

*78 Ick kenne jüch, ji kommt alle Misse. (Braunschweig.)

*79 Man kenn' ihn wie a böser Schillinger. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Man kennt ihn, wie einen bösen, falschen Schilling.

Poln.: Znaja go jak zły szeląg. (Lompa, 36.)

*80 Sie kennen den Samiklaus (s. d.). (Schweiz.) – Wurzbach III, 87.

Verderbt aus Sanct-Nikolaus, soviel wie unser Knecht Ruprecht. Von Mädchen, die geschlechtliche Erfahrung besitzen.

*81 War'n nich kennt, dar kêft'n.Gomolcke, 1065.

In Schlesien: War'n kennt, dar kêft'n nich. (Gomolcke, 842.)

*82 Wer dich kent, der kaufft dich nit.Eyering, II, 494; Gruter, III, 107; Guttenstein, 146, 33; Lehmann, II, 873, 193; Herberger, I, 568; Keller, 141b; Lohrengel, II, 499; Eiselein, 370; Körte, 6770.

Von einem, der seinen Bekannten verdächtig geworden ist. Auch in der Ehe wird oft geklagt: Hätte ich ihn (sie) gekannt, ich hätte ihn (sie) nicht genommen. (Reinsberg I, 145.) „Ein arglistiger, loser Mann, der sehr vil Leut auch hetzet an, drumb wer jn kennt, der kaufft jn nicht, wie denn das alte Sprichwort gicht.“ (H. Sachs, III, LXIIII, 1.)

Dän.: Hvo ham kiender kiøber ham ikke. – Jeg kiender ham vel; jeg kiøbte kaal af ham i fior, han gav mig en stok til. (Prov. dan., 336.)

Frz.: Quiconque le connaîtra, le saura l'apprécier, ne se liera point avec lui.

Lat.: Tollat te, qui non novit. (Philippi, II, 220; Seybold, 606.)


Kenntniss.

1 Kenntniss geht über Reichthum.

Böhm.: Lépe nĕco znátí, než mnoho miti. (Čelakovsky, 214.)

Span.: Mas vale saber que haber. (Čelakovsky, 214.)

2 Kenntniss ist Macht.

Ein talmudisches Sprichwort lautet: Kenntnisse sind schwer zu erwerben, wie goldene Gefässe; aber es ist leicht darumzukommen, wie um Glasgeschirr.

3 Kenntniss ohne Brauch (Anwendung) ist Mangel an Feuer bei viel Rauch.

4 Kenntniss und Kunst essen niemand Brot ab. (Eifel.)


Kerbe.

1 Seine Kerbe (Fehler) hat jeder.

*2 Er macht sich eine Kerbe ins Ohr. (Nürtingen.)

Er merkt es sich.

*3 Er soll mir die Kerben küssen. (S. Ellenbogen 6.)


Kerbelkraut.

Das Kerbelkraut schmeckt der Jugend nicht (mehr). (Oesterreich.)

„Sie wirft den Strohsack vor die Thür und buhlt öffentlich.“ (Megerle.)


Kerbelsuppe.

* He het Kerbelsuppe gegessen. (Deutz.)

Er sieht nicht richtig. Man soll nach dem Genuss, von Kerbelsuppe alles doppelt sehen.


Kerbholz.

1 Wer vffs kerffholtz zehret, der muss auch rechnen vnd zahlen.Lehmann, 922b, 7.

Die Seiten 922 und 923 sind in der von mir benutzten Ausgabe Lehmann's doppelt.

*2 Auf dem Kerbholz stehen.Eiselein, 370.

Schulden haben.

*3 Auffs Kerbholtz borgen.Musculus, Hosen Teufelf, im Theatrum Diabolorum, 432b.

„Ich schneid offt an ein Kerbholtz an, das hab' ich manchen Wirt gethan.“ (Kloster, I, 835.)

[Spaltenumbruch] *4 Auffs Kerbholtz sündigen.Herberger, I, 650; II, 242.

Holl.: Hij zondigt al op den ouden kerfstok aan. (Harrebomée, I, 393a.)

*5 Aufs Kerbholz nemen.Herberger, I, 326.

*6 Aufs Kerbholz reden.Murner, Schelm., 7; Eiselein, 370; Körte, 3341.

Von denen, die viel versprechen und wenig halten, namentlich gern mit Versprechungen bezahlen. „Vnd hab oft an ein Kerb geredt, da niemand kein bezalung thedt.“ – „Der viel verheisst an eim Kerbholtz, zuletst dir fidert einen Boltz.“ – „Vnd wenn der Wirt will haben gelt, triff ich das loch weit übers feld. Mit meinen fersen bezalt ich das, so an der kerben zeichnet was, mein Herr mir selber also thett, der mich auch an das kerbholtz red.“ (Kloster, I, 835.) Man bediente sich früher, als nur wenige lesen und schreiben konnten, in vielen Angelegenheiten eines einfachen Stück Holzes zur Buch- und Rechnungführung, wie zu Bekanntmachungen u. dgl. Darauf bezieht sich das dänische Sprichwort: Lende budstikken om, og byde i leding, ved et stykke træ med kongens naon i enderne; d. i.: Sende die Botschaft herum und lade mit diesem Stückchen Holz, an dessen Ende sich des Königs Namen befindet, zur Versammlung ein. Dies Holz gab der Vogt aus, um von Mann zu Mann zu gehen. Noch früher sandte man einen am Ende gebrannten Weidenzweig unter die Bauern, wenn sie gegen den Feind ausrücken sollten. Wer nicht zum Zuge stiess, wurde in seinem Bezirke gehängt und sein Haus wurde angezündet. (Vgl. Prov. dan., 94.)

*7 Aufs Kerbholz zehren.

Frz.: Il recommence sur nouveaux frais. (Kritzinger, 589a.)

*8 Das kerbholtz zerschneiden.Franck, II, 84b.

*9 Das soll auf mein Kerbholz nicht kommen.

Holl.: Ik wil dat alles niet op mijn' kerfstok hebben. (Harrebomée, I, 393a.)

*10 Du bist mir noch auf dem Kerbholz.Eiselein, 370.

*11 Einem ein kerbholtz schicken.

„ ...Vnd es fahen seine benachbarten gewercken ein hader mit jhm an vnd wöllen jhn ausstreiben vnd auff die halte setzen, schicken jhm ein kerbholz vnd lassen jhn vorfordern.“ (Mathesy, Sarepta, XXIb.)

*12 Einem etwas an eyn kerbholtz schneiden.Franck, Paradoxa, 119b.

*13 Einem etwas auffs Kerbholz schreiben.Fischer, Psalter, 17d.

*14 Er hat es aufs Kerbholz zugesagt.

*15 Er hat sein Kerbholz voll.

Holl.: Zijn kerfstok is vol. (Harrebomée, I, 393a.)

*16 Er hat viel auf seinem Kerbholz.

Das Kerbholz war ein viereckig zugehobelter Stab von 1 Fuss Länge, worauf der Wirth, Bäcker u. s. w. mit römischen Ziffern oder Kerben einschnitt, wie viel dieser oder jener an Wein, Brot u. s. w. empfangen habe. „Ich schneid offt an ein Kerbholz an, das hab ich manchem Wirt gethan, der sich des gebens nit beschampt vnd schrib mirs an die kerb alls sampt.“ (Kloster, I, 835.)

Holl.: Hij heeft veel op zijn' kerfstok. (Harrebomée, I, 393a.)

*17 Er nimmt's auf sein Kerbholz.

Holl.: Hij doet het op zijn eigen houtje. (Harrebomée, I, 335.)

*18 Er steht noch auf meinem Kerbholz.Braun, I, 1810.

Ist mir noch schuldig.


Kerbredner.

* Ein Kerbredner werden.Murner, Schelm., 7.

Zusagen geben, ohne sie zu erfüllen. „Es ist kein glaub mehr auff erden, die Herrn selbs kerbenredner werden, die dir versigeln vnd verschreiben dz all dein freund nit von jn treiben.“ (Kloster, I, 836.)


Kerbstock.

*1 Das geht über den Kerbstock.

Wenn etwas alles Mass überschreitet.

Holl.: De kerfstok loopt te hoog. – Het loopt over den kerfstok. (Harrebomée, I, 393a.)

*2 Etwas am Kerbstock abzählen.

Andern die erwiesenen Gefälligkeiten, erzeigten Wohlthaten, erfolgten freundschaftlichen Besuche u. s. w. vorhalten.

*3 Up de Karvstock löss sündigen.Stürenburg, 103b.


Kergei.

Kergei on Schmertläder bringt dat Geld wedder; Kortun on Cordwon lehrt barft gon. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 1951.

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[[622]/0628] Bande und fügt, zu den Räubern gewendet, hinzu, dass noch mehrere unter ihnen für ein ähnliches Schicksal reif sind. Insbesondere wendet er sich au Spiegelberg mit den Worten: „Ich kenne dich, Spiegelberg. Aber ich will nächstens unter euch treten und fürchterlich Musterung halten!“ *71 Ich kenne dich mit Haut und Haar. Frz.: Je ne le connois ni peu ni prou. (Kritzinger, 536b.) *72 Ich kenne dich mit Stumpf und Stiel. *73 Ich kenne ihn mit Vor- und Zunamen. Sehr genau, von innen und aussen. *74 Ich kenne ihn innen und aussen. Lat.: Ex stipula cognoscere. (Sutor, 117.) *75 Ich kenne ihn von aussen und innen. Frz.: Connoitre quelqu'un comme pain. (Kritzinger, 166a.) Lat.: Ego te intus et in cute novi. (Persius.) (Binder I, 398; II, 933; Seybold, 145; Philippi, I, 207; Hauer, Liij2.) *76 Ich kenne jhn in der Haut. – Moscherosch, 384. Frz.: Je le cognois iusques an foye. *77 Ich kenne meine Pappenheimer. – Lohrengel, II, 326. *78 Ick kenne jüch, ji kommt alle Misse. (Braunschweig.) *79 Man kenn' ihn wie a böser Schillinger. (Jüd.-deutsch. Brody.) Man kennt ihn, wie einen bösen, falschen Schilling. Poln.: Znaja go jak zły szeląg. (Lompa, 36.) *80 Sie kennen den Samiklaus (s. d.). (Schweiz.) – Wurzbach III, 87. Verderbt aus Sanct-Nikolaus, soviel wie unser Knecht Ruprecht. Von Mädchen, die geschlechtliche Erfahrung besitzen. *81 War'n nich kennt, dar kêft'n. – Gomolcke, 1065. In Schlesien: War'n kennt, dar kêft'n nich. (Gomolcke, 842.) *82 Wer dich kent, der kaufft dich nit. – Eyering, II, 494; Gruter, III, 107; Guttenstein, 146, 33; Lehmann, II, 873, 193; Herberger, I, 568; Keller, 141b; Lohrengel, II, 499; Eiselein, 370; Körte, 6770. Von einem, der seinen Bekannten verdächtig geworden ist. Auch in der Ehe wird oft geklagt: Hätte ich ihn (sie) gekannt, ich hätte ihn (sie) nicht genommen. (Reinsberg I, 145.) „Ein arglistiger, loser Mann, der sehr vil Leut auch hetzet an, drumb wer jn kennt, der kaufft jn nicht, wie denn das alte Sprichwort gicht.“ (H. Sachs, III, LXIIII, 1.) Dän.: Hvo ham kiender kiøber ham ikke. – Jeg kiender ham vel; jeg kiøbte kaal af ham i fior, han gav mig en stok til. (Prov. dan., 336.) Frz.: Quiconque le connaîtra, le saura l'apprécier, ne se liera point avec lui. Lat.: Tollat te, qui non novit. (Philippi, II, 220; Seybold, 606.) Kenntniss. 1 Kenntniss geht über Reichthum. Böhm.: Lépe nĕco znátí, než mnoho miti. (Čelakovsky, 214.) Span.: Mas vale saber que haber. (Čelakovsky, 214.) 2 Kenntniss ist Macht. Ein talmudisches Sprichwort lautet: Kenntnisse sind schwer zu erwerben, wie goldene Gefässe; aber es ist leicht darumzukommen, wie um Glasgeschirr. 3 Kenntniss ohne Brauch (Anwendung) ist Mangel an Feuer bei viel Rauch. 4 Kenntniss und Kunst essen niemand Brot ab. (Eifel.) Kerbe. 1 Seine Kerbe (Fehler) hat jeder. *2 Er macht sich eine Kerbe ins Ohr. (Nürtingen.) Er merkt es sich. *3 Er soll mir die Kerben küssen. (S. Ellenbogen 6.) Kerbelkraut. Das Kerbelkraut schmeckt der Jugend nicht (mehr). (Oesterreich.) „Sie wirft den Strohsack vor die Thür und buhlt öffentlich.“ (Megerle.) Kerbelsuppe. * He het Kerbelsuppe gegessen. (Deutz.) Er sieht nicht richtig. Man soll nach dem Genuss, von Kerbelsuppe alles doppelt sehen. Kerbholz. 1 Wer vffs kerffholtz zehret, der muss auch rechnen vnd zahlen. – Lehmann, 922b, 7. Die Seiten 922 und 923 sind in der von mir benutzten Ausgabe Lehmann's doppelt. *2 Auf dem Kerbholz stehen. – Eiselein, 370. Schulden haben. *3 Auffs Kerbholtz borgen. – Musculus, Hosen Teufelf, im Theatrum Diabolorum, 432b. „Ich schneid offt an ein Kerbholtz an, das hab' ich manchen Wirt gethan.“ (Kloster, I, 835.) *4 Auffs Kerbholtz sündigen. – Herberger, I, 650; II, 242. Holl.: Hij zondigt al op den ouden kerfstok aan. (Harrebomée, I, 393a.) *5 Aufs Kerbholz nemen. – Herberger, I, 326. *6 Aufs Kerbholz reden. – Murner, Schelm., 7; Eiselein, 370; Körte, 3341. Von denen, die viel versprechen und wenig halten, namentlich gern mit Versprechungen bezahlen. „Vnd hab oft an ein Kerb geredt, da niemand kein bezalung thedt.“ – „Der viel verheisst an eim Kerbholtz, zuletst dir fidert einen Boltz.“ – „Vnd wenn der Wirt will haben gelt, triff ich das loch weit übers feld. Mit meinen fersen bezalt ich das, so an der kerben zeichnet was, mein Herr mir selber also thett, der mich auch an das kerbholtz red.“ (Kloster, I, 835.) Man bediente sich früher, als nur wenige lesen und schreiben konnten, in vielen Angelegenheiten eines einfachen Stück Holzes zur Buch- und Rechnungführung, wie zu Bekanntmachungen u. dgl. Darauf bezieht sich das dänische Sprichwort: Lende budstikken om, og byde i leding, ved et stykke træ med kongens naon i enderne; d. i.: Sende die Botschaft herum und lade mit diesem Stückchen Holz, an dessen Ende sich des Königs Namen befindet, zur Versammlung ein. Dies Holz gab der Vogt aus, um von Mann zu Mann zu gehen. Noch früher sandte man einen am Ende gebrannten Weidenzweig unter die Bauern, wenn sie gegen den Feind ausrücken sollten. Wer nicht zum Zuge stiess, wurde in seinem Bezirke gehängt und sein Haus wurde angezündet. (Vgl. Prov. dan., 94.) *7 Aufs Kerbholz zehren. Frz.: Il recommence sur nouveaux frais. (Kritzinger, 589a.) *8 Das kerbholtz zerschneiden. – Franck, II, 84b. *9 Das soll auf mein Kerbholz nicht kommen. Holl.: Ik wil dat alles niet op mijn' kerfstok hebben. (Harrebomée, I, 393a.) *10 Du bist mir noch auf dem Kerbholz. – Eiselein, 370. *11 Einem ein kerbholtz schicken. „ ...Vnd es fahen seine benachbarten gewercken ein hader mit jhm an vnd wöllen jhn ausstreiben vnd auff die halte setzen, schicken jhm ein kerbholz vnd lassen jhn vorfordern.“ (Mathesy, Sarepta, XXIb.) *12 Einem etwas an eyn kerbholtz schneiden. – Franck, Paradoxa, 119b. *13 Einem etwas auffs Kerbholz schreiben. – Fischer, Psalter, 17d. *14 Er hat es aufs Kerbholz zugesagt. *15 Er hat sein Kerbholz voll. Holl.: Zijn kerfstok is vol. (Harrebomée, I, 393a.) *16 Er hat viel auf seinem Kerbholz. Das Kerbholz war ein viereckig zugehobelter Stab von 1 Fuss Länge, worauf der Wirth, Bäcker u. s. w. mit römischen Ziffern oder Kerben einschnitt, wie viel dieser oder jener an Wein, Brot u. s. w. empfangen habe. „Ich schneid offt an ein Kerbholz an, das hab ich manchem Wirt gethan, der sich des gebens nit beschampt vnd schrib mirs an die kerb alls sampt.“ (Kloster, I, 835.) Holl.: Hij heeft veel op zijn' kerfstok. (Harrebomée, I, 393a.) *17 Er nimmt's auf sein Kerbholz. Holl.: Hij doet het op zijn eigen houtje. (Harrebomée, I, 335.) *18 Er steht noch auf meinem Kerbholz. – Braun, I, 1810. Ist mir noch schuldig. Kerbredner. * Ein Kerbredner werden. – Murner, Schelm., 7. Zusagen geben, ohne sie zu erfüllen. „Es ist kein glaub mehr auff erden, die Herrn selbs kerbenredner werden, die dir versigeln vnd verschreiben dz all dein freund nit von jn treiben.“ (Kloster, I, 836.) Kerbstock. *1 Das geht über den Kerbstock. Wenn etwas alles Mass überschreitet. Holl.: De kerfstok loopt te hoog. – Het loopt over den kerfstok. (Harrebomée, I, 393a.) *2 Etwas am Kerbstock abzählen. Andern die erwiesenen Gefälligkeiten, erzeigten Wohlthaten, erfolgten freundschaftlichen Besuche u. s. w. vorhalten. *3 Up de Karvstock löss sündigen. – Stürenburg, 103b. Kergei. Kergei on Schmertläder bringt dat Geld wedder; Kortun on Cordwon lehrt barft gon. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 1951. Kergei ist ein Kleiderstoff im 15. und 16. Jahrhundert, der seiner Haltbarkeit wegen in gutem Rufe stand.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [622]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/628>, abgerufen am 24.11.2024.