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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 19 Wo die Kerze auslischt, da muss ein Schwefelhölzlein nicht pochen. - Parömiakon, 369.

Wo der Starke, Kräftige, Geübte erliegt, da muss der Ohnmächtige und Unerfahrene sich nicht vermessen.

*20 Aest oan (es an) de Kärz schreiwen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 175, 168.

Auf die Zahlung einer Schuld verzichten. (S. Käp und Rauchfang.)

*21 Die kertz ist auff den nagel gebrant. - Franck, II, 21b; Tappius, 31a; Eyering, I, 349; Sailer, 296; Sutor, 265; Simrock, 5563; Körte, 3344a.

Die Sache, die Wirthschaft, das Leben geht zu Ende. Es ist zum Aeussersten gekommen. Von der Sitte, in Kirchen kleine Wachskerzchen auf den Nagel des Daumens zu kleben und sich beim Lesen zu leuchten. Franck führt dabei für die unten angeführte lateinische noch folgende Redensarten an: Es ist verspielt. Die kuw ist am galgen. Es ist verloren als eins juden seel; und er bemerkt schliesslich: "Das Sprichwort tregt den verstand auff dem ruck, wann man wil sagen, es sei gethon, auss vnd verspilt." (S. Bundriemen.) In Bedburg: De Käz ess an der Näl gebrannt.

Lat.: Res ad triarios rediit. (Tappius, 30b; Philippi, II, 155; Sutor, 653.)

*22 Es ist eine Kerze, die einen bösen Gestank zurücklässt.

Eine Angelegenheit, die unangenehme Folgen haben wird.

*23 Es ist mit ihm bis zur Kerze gekommen.

In der katholischen Kirche herrscht der Glaube, dass Lichte (Kerzen), die an Lichtmess geweiht worden sind, nicht nur gute Dienste bei Gewittern leisten, sondern daas sie sogar den Teufel, den Geist der Finsterniss vertreiben. Man gab solche Kerzen selbst Sterbenden in die Hände, wo der Teufel ganz los zu sein pflegt, und konnten sie dieselben selber nicht mehr halten, so stellte sie der Priester um das Sterbelager auf. Daher das obige Sprichwort, das von solchen, die in äusserster Noth sind, gebraucht wird.

*24 Kertzen am Mittag brennen. - Theatrum Diabolorum, 150b.

*25 Kerzen tunken. (Oberösterreich.)

Vom Schläfrigen, der einnickt und dessen Kopf unwillkürlich von Zeit zu Zeit herabnickt.


Kerzenbrenner.

* Er ist ein Kerzenbrenner.

So nennt das Volk in Oberösterreich einen Priester, welcher zur Absolvirung der Messe mehr Zeit bedarf als andere, was zur Folge hat, dass er mehr Kerzen verbraucht.


Kerzenlicht.

Wer Kerzenlicht haben will, muss den Funken nicht ausdrücken.


Kerzenmacher.

1 Du must ein guter kertzenmacher sein, wiltu Got ein wächsin nas träen. (S. Gott 837.) - Franck, II, 53b.

2 Es muss ein guter Kertzenmachcr seyn, der Gott wolte ein wechsene Nase andrehen. - Tappius, 53b; Petri, II, 290; Henisch, 740, 40; Gruter, III, 35; Lehmann, II, 73, 96 u. 157, 171; Sailer, 382; Simrock, 3925; Körte, 3345; Sprichwörterschatz, 30; Braun, I, 1812; Reinsberg II, 11.

Gott kann niemand hintergehen.


Kerzenschein.

1 Beim Kerzenschein nimm nicht Tuch, nicht Gold und Mädchen ein. - Weber, Demokr., II, 326.

2 Beim Kerzenschein scheint die Zieg' ein Fräulein zu sein. (Franz.)


Kerzlein.

* Das Kerzlein ist bis auf den Nagel (s. d.) abgebrannt. - Eiselein, 371; Wurzbach II, 258.

Eiselein (485) meint, man habe Kerzlein auf den Daumennagel geklebt und herabbrennen lassen. Wurzbach (a. a. O.) erklärt Nagel dialektisch, wo es in österreichischer Mundart Neige (Ende) bezeichne. Er kennt die Sitte nicht, Wachs auf den Nagel zu kleben. Ich habe es in Schlesien zur Weihnachtszeit oft gesehen.


Kessel.

1 Alte Kessel machen russig. - Simrock, 5565.

2 Alte Kessel schwertzen. - Lehmann, 7, 25.

3 Alte Kessel seynd rusig. - Lehmann, 7, 25; Braun, I, 1814.

4 Am e ruessige Kessel kammer (kann man) sich nidd sufer rywe. (Strasburg.) - Firmenich, II, 528.

5 A'me-n alte Chessi isch nüt z' blätze (flicken). (Solothurn.) - Schild, 56, 1.

[Spaltenumbruch] 6 An altem Kessel beschmeist man sich gern. - Lehmann, II, 28, 46.

7 An alten keslen ramigt man sich. - Hauer Kij.

8 An alten kesseln beromet man sich gern. - Franck, II, 117a.

Holl.: Die zich aan den ketel wrijft besmet zich gaarne. (Harrebomee, I, 396b.)

9 An alten Kesseln macht man sich russig. - Lehmann, 858, 1; Eiselein, 371.

10 An alten Kesseln reiben ist keine hohe Kunst vnd heisst Ramfangen. - Petri, II, 525.

11 An eim schwartzen Kessel reibt sich niemand weiss. - Gruter, II, 5; Lehmann, II, 35, 47.

12 An einem russigen Kessel macht man sich schwarz. (Franken.)

13 An einem wüsten1 (russigen) Kessel kann man sich nicht sauber machen (weiss reiben). - Eiselein, 371; Simrock, 8597.

1) Wüsten von Wust = Unflat.

Lat.: Luto lutulentior. (Seybold, 286.)

14 An schwarzen Kesseln kann man sich nicht weiss brennen. - Simrock, 5566; Körte, 3347.

15 De Ketel verwitt1 de Pott, dat he swart is. - Eichwald, 1003; Kern, 1111.

1) Wirft dem Topf vor.

16 De klainen Kietel hett ok oaren. (Iserlohn.) - Woeste, 72, 162.

17 Der Kessel scheut das Feuer nicht.

Die Russen: Der Kessel fürchtet sich nicht vor dem Feuer und scheut auch nicht den Rauch. (Altmann VI, 446.)

18 Der Kessel schimpfte den Kochlöffel. Du schwarzer Mohr, sagte er, du thörichter Schwätzer. - Burckhardt, 435.

Von denen, die andern Fehler vorwerfen, die sie selbst im höchsten Grade an sich haben.

19 Der Kessel straft (schilt) den Ofentopf, sie rämen alle beide. - Simrock, 5567; Körte, 3345a; Weinhold, 75.

"Der Kessel schilt den Ofentopf, schwarz sind sie alte beide." (Goethe, III, 252.) Die Franzosen: Der Kessel schimpft den Tiegel. Die Polen: Der Kessel schimpft die Bratpfanne und beide sind schwarz. In der wendischen Lausitz: Der Kessel lacht den Ofentopf aus, dass er schwarz sei. (Reinsberg IV, 47.) - Was für ein schwarzes Gesicht hast du, sagte der Neger zum Mohren, heisst es bei den Osmanen. (Schlechta, 316.) Und die Aegypter: Schäme dich, sprach ein Nackter zum andern.

Dän.: Fy dig an, saa sort du er! sagde gryden til leerpotten. (Bohn I, 369.)

Engl.: The chimney-sweeper bids the collier wash his face. (Bohn II, 108.) - The kettle calls the saucepan smutty. - The kettle calls the pot black arse. (Bohn II, 108; Gaal, 384.)

Frz.: La pelle se moque du fourgon. - Le chaudron machure la poele. (Körte, 3345.)

Holl.: De ketel gekt met den pot. ( Harrebomee, I, 396b.)

It.: Il lavezzo fa beffe della pignatta. - Il pajuolo dice alla padella, fatti in la, che tu me tingi. (Gaal, 1189; Bohn II, 108.)

Lat.: Clodius acuusat moechos, Catilina Cethegum. (Gaal, 1189.)

Poln.: Kociol garnkowi przygarnia, a oba smola. - Przymawiala graca gracy, a oba jednacy. (Lompa, 28.)

Span.: Decia la sarten al cazo: Quito alla, no me ensucies. (Cahier, 3703.)

20 Der Kessel straft den Ofentopf und sind doch beide schwarz.

"Gesetzt auch, ein Schlesier bringe zuweilen etwas vor, das seinem Lande eigen ist, so ist doch davon ein Ausländer nicht befreyet; und wo beyde Opponenten es hierinnen gegen einander zu braune machen wollen, wird ihnen ein tertius interveniens der unparteiisch urtheilet leichtlich zuruffen können: Der Kessel straffte den Ofen Topff und sind doch beyde schwartz." (Keller, 150b.)

21 Der Kessel straft immer a Ufe-top. (S. Jacke 19.) - Gomolcke, 333; Robinson, 336; für Oesterreichisch-Schlesien: Peter, 448.

22 Der Kiessel verweist der Fan, se wer schwarz. - Schuster, 927.

23 Die alten Kessel remen gern. - Fastnachtsspiel, 6, 20.

24 Ein alter Kessel, gut geflickt, hält oft besser als ein neuer.

25 Ein grossen siedenden Kessel stilt man mit wenig kalt Wasser. - Lehmann, 310, 87.

[Spaltenumbruch] 19 Wo die Kerze auslischt, da muss ein Schwefelhölzlein nicht pochen.Parömiakon, 369.

Wo der Starke, Kräftige, Geübte erliegt, da muss der Ohnmächtige und Unerfahrene sich nicht vermessen.

*20 Aest oan (es an) de Kärz schreiwen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 175, 168.

Auf die Zahlung einer Schuld verzichten. (S. Käp und Rauchfang.)

*21 Die kertz ist auff den nagel gebrant.Franck, II, 21b; Tappius, 31a; Eyering, I, 349; Sailer, 296; Sutor, 265; Simrock, 5563; Körte, 3344a.

Die Sache, die Wirthschaft, das Leben geht zu Ende. Es ist zum Aeussersten gekommen. Von der Sitte, in Kirchen kleine Wachskerzchen auf den Nagel des Daumens zu kleben und sich beim Lesen zu leuchten. Franck führt dabei für die unten angeführte lateinische noch folgende Redensarten an: Es ist verspielt. Die kuw ist am galgen. Es ist verloren als eins juden seel; und er bemerkt schliesslich: „Das Sprichwort tregt den verstand auff dem ruck, wann man wil sagen, es sei gethon, auss vnd verspilt.“ (S. Bundriemen.) In Bedburg: De Käz ess an der Näl gebrannt.

Lat.: Res ad triarios rediit. (Tappius, 30b; Philippi, II, 155; Sutor, 653.)

*22 Es ist eine Kerze, die einen bösen Gestank zurücklässt.

Eine Angelegenheit, die unangenehme Folgen haben wird.

*23 Es ist mit ihm bis zur Kerze gekommen.

In der katholischen Kirche herrscht der Glaube, dass Lichte (Kerzen), die an Lichtmess geweiht worden sind, nicht nur gute Dienste bei Gewittern leisten, sondern daas sie sogar den Teufel, den Geist der Finsterniss vertreiben. Man gab solche Kerzen selbst Sterbenden in die Hände, wo der Teufel ganz los zu sein pflegt, und konnten sie dieselben selber nicht mehr halten, so stellte sie der Priester um das Sterbelager auf. Daher das obige Sprichwort, das von solchen, die in äusserster Noth sind, gebraucht wird.

*24 Kertzen am Mittag brennen.Theatrum Diabolorum, 150b.

*25 Kerzen tunken. (Oberösterreich.)

Vom Schläfrigen, der einnickt und dessen Kopf unwillkürlich von Zeit zu Zeit herabnickt.


Kerzenbrenner.

* Er ist ein Kerzenbrenner.

So nennt das Volk in Oberösterreich einen Priester, welcher zur Absolvirung der Messe mehr Zeit bedarf als andere, was zur Folge hat, dass er mehr Kerzen verbraucht.


Kerzenlicht.

Wer Kerzenlicht haben will, muss den Funken nicht ausdrücken.


Kerzenmacher.

1 Du must ein guter kertzenmacher sein, wiltu Got ein wächsin nas träen. (S. Gott 837.) – Franck, II, 53b.

2 Es muss ein guter Kertzenmachcr seyn, der Gott wolte ein wechsene Nase andrehen.Tappius, 53b; Petri, II, 290; Henisch, 740, 40; Gruter, III, 35; Lehmann, II, 73, 96 u. 157, 171; Sailer, 382; Simrock, 3925; Körte, 3345; Sprichwörterschatz, 30; Braun, I, 1812; Reinsberg II, 11.

Gott kann niemand hintergehen.


Kerzenschein.

1 Beim Kerzenschein nimm nicht Tuch, nicht Gold und Mädchen ein.Weber, Demokr., II, 326.

2 Beim Kerzenschein scheint die Zieg' ein Fräulein zu sein. (Franz.)


Kerzlein.

* Das Kerzlein ist bis auf den Nagel (s. d.) abgebrannt.Eiselein, 371; Wurzbach II, 258.

Eiselein (485) meint, man habe Kerzlein auf den Daumennagel geklebt und herabbrennen lassen. Wurzbach (a. a. O.) erklärt Nagel dialektisch, wo es in österreichischer Mundart Neige (Ende) bezeichne. Er kennt die Sitte nicht, Wachs auf den Nagel zu kleben. Ich habe es in Schlesien zur Weihnachtszeit oft gesehen.


Kessel.

1 Alte Kessel machen russig.Simrock, 5565.

2 Alte Kessel schwertzen.Lehmann, 7, 25.

3 Alte Kessel seynd rusig.Lehmann, 7, 25; Braun, I, 1814.

4 Am e ruessige Kessel kammer (kann man) sich nidd sufer rywe. (Strasburg.) – Firmenich, II, 528.

5 A'me-n alte Chessi isch nüt z' blätze (flicken). (Solothurn.) – Schild, 56, 1.

[Spaltenumbruch] 6 An altem Kessel beschmeist man sich gern.Lehmann, II, 28, 46.

7 An alten keslen ramigt man sich.Hauer Kij.

8 An alten kesseln beromet man sich gern.Franck, II, 117a.

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9 An alten Kesseln macht man sich russig.Lehmann, 858, 1; Eiselein, 371.

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11 An eim schwartzen Kessel reibt sich niemand weiss.Gruter, II, 5; Lehmann, II, 35, 47.

12 An einem russigen Kessel macht man sich schwarz. (Franken.)

13 An einem wüsten1 (russigen) Kessel kann man sich nicht sauber machen (weiss reiben).Eiselein, 371; Simrock, 8597.

1) Wüsten von Wust = Unflat.

Lat.: Luto lutulentior. (Seybold, 286.)

14 An schwarzen Kesseln kann man sich nicht weiss brennen.Simrock, 5566; Körte, 3347.

15 De Ketel verwitt1 de Pott, dat he swart is.Eichwald, 1003; Kern, 1111.

1) Wirft dem Topf vor.

16 De klainen Kietel hett ok oaren. (Iserlohn.) – Woeste, 72, 162.

17 Der Kessel scheut das Feuer nicht.

Die Russen: Der Kessel fürchtet sich nicht vor dem Feuer und scheut auch nicht den Rauch. (Altmann VI, 446.)

18 Der Kessel schimpfte den Kochlöffel. Du schwarzer Mohr, sagte er, du thörichter Schwätzer.Burckhardt, 435.

Von denen, die andern Fehler vorwerfen, die sie selbst im höchsten Grade an sich haben.

19 Der Kessel straft (schilt) den Ofentopf, sie rämen alle beide.Simrock, 5567; Körte, 3345a; Weinhold, 75.

„Der Kessel schilt den Ofentopf, schwarz sind sie alte beide.“ (Goethe, III, 252.) Die Franzosen: Der Kessel schimpft den Tiegel. Die Polen: Der Kessel schimpft die Bratpfanne und beide sind schwarz. In der wendischen Lausitz: Der Kessel lacht den Ofentopf aus, dass er schwarz sei. (Reinsberg IV, 47.) – Was für ein schwarzes Gesicht hast du, sagte der Neger zum Mohren, heisst es bei den Osmanen. (Schlechta, 316.) Und die Aegypter: Schäme dich, sprach ein Nackter zum andern.

Dän.: Fy dig an, saa sort du er! sagde gryden til leerpotten. (Bohn I, 369.)

Engl.: The chimney-sweeper bids the collier wash his face. (Bohn II, 108.) – The kettle calls the saucepan smutty. – The kettle calls the pot black arse. (Bohn II, 108; Gaal, 384.)

Frz.: La pelle se moque du fourgon. – Le chaudron mâchure la poële. (Körte, 3345.)

Holl.: De ketel gekt met den pot. ( Harrebomée, I, 396b.)

It.: Il lavezzo fà beffe della pignatta. – Il pajuolo dice alla padella, fatti in là, che tu me tingi. (Gaal, 1189; Bohn II, 108.)

Lat.: Clodius acuusat moechos, Catilina Cethegum. (Gaal, 1189.)

Poln.: Kocioł garnkowi przygarnia, a oba smola. – Przymáwiała graca gracy, a oba jednacy. (Lompa, 28.)

Span.: Decía la sarten al cazo: Quito allá, no me ensucies. (Cahier, 3703.)

20 Der Kessel straft den Ofentopf und sind doch beide schwarz.

„Gesetzt auch, ein Schlesier bringe zuweilen etwas vor, das seinem Lande eigen ist, so ist doch davon ein Ausländer nicht befreyet; und wo beyde Opponenten es hierinnen gegen einander zu braune machen wollen, wird ihnen ein tertius interveniens der unparteiisch urtheilet leichtlich zuruffen können: Der Kessel straffte den Ofen Topff und sind doch beyde schwartz.“ (Keller, 150b.)

21 Der Kessel straft immer a Ufe-top. (S. Jacke 19.) – Gomolcke, 333; Robinson, 336; für Oesterreichisch-Schlesien: Peter, 448.

22 Der Kiéssel verwéist der Fan, se wêr schwarz.Schuster, 927.

23 Die alten Kessel remen gern.Fastnachtsspiel, 6, 20.

24 Ein alter Kessel, gut geflickt, hält oft besser als ein neuer.

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[[628]/0634] 19 Wo die Kerze auslischt, da muss ein Schwefelhölzlein nicht pochen. – Parömiakon, 369. Wo der Starke, Kräftige, Geübte erliegt, da muss der Ohnmächtige und Unerfahrene sich nicht vermessen. *20 Aest oan (es an) de Kärz schreiwen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 175, 168. Auf die Zahlung einer Schuld verzichten. (S. Käp und Rauchfang.) *21 Die kertz ist auff den nagel gebrant. – Franck, II, 21b; Tappius, 31a; Eyering, I, 349; Sailer, 296; Sutor, 265; Simrock, 5563; Körte, 3344a. Die Sache, die Wirthschaft, das Leben geht zu Ende. Es ist zum Aeussersten gekommen. Von der Sitte, in Kirchen kleine Wachskerzchen auf den Nagel des Daumens zu kleben und sich beim Lesen zu leuchten. Franck führt dabei für die unten angeführte lateinische noch folgende Redensarten an: Es ist verspielt. Die kuw ist am galgen. Es ist verloren als eins juden seel; und er bemerkt schliesslich: „Das Sprichwort tregt den verstand auff dem ruck, wann man wil sagen, es sei gethon, auss vnd verspilt.“ (S. Bundriemen.) In Bedburg: De Käz ess an der Näl gebrannt. Lat.: Res ad triarios rediit. (Tappius, 30b; Philippi, II, 155; Sutor, 653.) *22 Es ist eine Kerze, die einen bösen Gestank zurücklässt. Eine Angelegenheit, die unangenehme Folgen haben wird. *23 Es ist mit ihm bis zur Kerze gekommen. In der katholischen Kirche herrscht der Glaube, dass Lichte (Kerzen), die an Lichtmess geweiht worden sind, nicht nur gute Dienste bei Gewittern leisten, sondern daas sie sogar den Teufel, den Geist der Finsterniss vertreiben. Man gab solche Kerzen selbst Sterbenden in die Hände, wo der Teufel ganz los zu sein pflegt, und konnten sie dieselben selber nicht mehr halten, so stellte sie der Priester um das Sterbelager auf. Daher das obige Sprichwort, das von solchen, die in äusserster Noth sind, gebraucht wird. *24 Kertzen am Mittag brennen. – Theatrum Diabolorum, 150b. *25 Kerzen tunken. (Oberösterreich.) Vom Schläfrigen, der einnickt und dessen Kopf unwillkürlich von Zeit zu Zeit herabnickt. Kerzenbrenner. * Er ist ein Kerzenbrenner. So nennt das Volk in Oberösterreich einen Priester, welcher zur Absolvirung der Messe mehr Zeit bedarf als andere, was zur Folge hat, dass er mehr Kerzen verbraucht. Kerzenlicht. Wer Kerzenlicht haben will, muss den Funken nicht ausdrücken. Kerzenmacher. 1 Du must ein guter kertzenmacher sein, wiltu Got ein wächsin nas träen. (S. Gott 837.) – Franck, II, 53b. 2 Es muss ein guter Kertzenmachcr seyn, der Gott wolte ein wechsene Nase andrehen. – Tappius, 53b; Petri, II, 290; Henisch, 740, 40; Gruter, III, 35; Lehmann, II, 73, 96 u. 157, 171; Sailer, 382; Simrock, 3925; Körte, 3345; Sprichwörterschatz, 30; Braun, I, 1812; Reinsberg II, 11. Gott kann niemand hintergehen. Kerzenschein. 1 Beim Kerzenschein nimm nicht Tuch, nicht Gold und Mädchen ein. – Weber, Demokr., II, 326. 2 Beim Kerzenschein scheint die Zieg' ein Fräulein zu sein. (Franz.) Kerzlein. * Das Kerzlein ist bis auf den Nagel (s. d.) abgebrannt. – Eiselein, 371; Wurzbach II, 258. Eiselein (485) meint, man habe Kerzlein auf den Daumennagel geklebt und herabbrennen lassen. Wurzbach (a. a. O.) erklärt Nagel dialektisch, wo es in österreichischer Mundart Neige (Ende) bezeichne. Er kennt die Sitte nicht, Wachs auf den Nagel zu kleben. Ich habe es in Schlesien zur Weihnachtszeit oft gesehen. Kessel. 1 Alte Kessel machen russig. – Simrock, 5565. 2 Alte Kessel schwertzen. – Lehmann, 7, 25. 3 Alte Kessel seynd rusig. – Lehmann, 7, 25; Braun, I, 1814. 4 Am e ruessige Kessel kammer (kann man) sich nidd sufer rywe. (Strasburg.) – Firmenich, II, 528. 5 A'me-n alte Chessi isch nüt z' blätze (flicken). (Solothurn.) – Schild, 56, 1. 6 An altem Kessel beschmeist man sich gern. – Lehmann, II, 28, 46. 7 An alten keslen ramigt man sich. – Hauer Kij. 8 An alten kesseln beromet man sich gern. – Franck, II, 117a. Holl.: Die zich aan den ketel wrijft besmet zich gaarne. (Harrebomée, I, 396b.) 9 An alten Kesseln macht man sich russig. – Lehmann, 858, 1; Eiselein, 371. 10 An alten Kesseln reiben ist keine hohe Kunst vnd heisst Ramfangen. – Petri, II, 525. 11 An eim schwartzen Kessel reibt sich niemand weiss. – Gruter, II, 5; Lehmann, II, 35, 47. 12 An einem russigen Kessel macht man sich schwarz. (Franken.) 13 An einem wüsten1 (russigen) Kessel kann man sich nicht sauber machen (weiss reiben). – Eiselein, 371; Simrock, 8597. 1) Wüsten von Wust = Unflat. Lat.: Luto lutulentior. (Seybold, 286.) 14 An schwarzen Kesseln kann man sich nicht weiss brennen. – Simrock, 5566; Körte, 3347. 15 De Ketel verwitt1 de Pott, dat he swart is. – Eichwald, 1003; Kern, 1111. 1) Wirft dem Topf vor. 16 De klainen Kietel hett ok oaren. (Iserlohn.) – Woeste, 72, 162. 17 Der Kessel scheut das Feuer nicht. Die Russen: Der Kessel fürchtet sich nicht vor dem Feuer und scheut auch nicht den Rauch. (Altmann VI, 446.) 18 Der Kessel schimpfte den Kochlöffel. Du schwarzer Mohr, sagte er, du thörichter Schwätzer. – Burckhardt, 435. Von denen, die andern Fehler vorwerfen, die sie selbst im höchsten Grade an sich haben. 19 Der Kessel straft (schilt) den Ofentopf, sie rämen alle beide. – Simrock, 5567; Körte, 3345a; Weinhold, 75. „Der Kessel schilt den Ofentopf, schwarz sind sie alte beide.“ (Goethe, III, 252.) Die Franzosen: Der Kessel schimpft den Tiegel. Die Polen: Der Kessel schimpft die Bratpfanne und beide sind schwarz. In der wendischen Lausitz: Der Kessel lacht den Ofentopf aus, dass er schwarz sei. (Reinsberg IV, 47.) – Was für ein schwarzes Gesicht hast du, sagte der Neger zum Mohren, heisst es bei den Osmanen. (Schlechta, 316.) Und die Aegypter: Schäme dich, sprach ein Nackter zum andern. Dän.: Fy dig an, saa sort du er! sagde gryden til leerpotten. (Bohn I, 369.) Engl.: The chimney-sweeper bids the collier wash his face. (Bohn II, 108.) – The kettle calls the saucepan smutty. – The kettle calls the pot black arse. (Bohn II, 108; Gaal, 384.) Frz.: La pelle se moque du fourgon. – Le chaudron mâchure la poële. (Körte, 3345.) Holl.: De ketel gekt met den pot. ( Harrebomée, I, 396b.) It.: Il lavezzo fà beffe della pignatta. – Il pajuolo dice alla padella, fatti in là, che tu me tingi. (Gaal, 1189; Bohn II, 108.) Lat.: Clodius acuusat moechos, Catilina Cethegum. (Gaal, 1189.) Poln.: Kocioł garnkowi przygarnia, a oba smola. – Przymáwiała graca gracy, a oba jednacy. (Lompa, 28.) Span.: Decía la sarten al cazo: Quito allá, no me ensucies. (Cahier, 3703.) 20 Der Kessel straft den Ofentopf und sind doch beide schwarz. „Gesetzt auch, ein Schlesier bringe zuweilen etwas vor, das seinem Lande eigen ist, so ist doch davon ein Ausländer nicht befreyet; und wo beyde Opponenten es hierinnen gegen einander zu braune machen wollen, wird ihnen ein tertius interveniens der unparteiisch urtheilet leichtlich zuruffen können: Der Kessel straffte den Ofen Topff und sind doch beyde schwartz.“ (Keller, 150b.) 21 Der Kessel straft immer a Ufe-top. (S. Jacke 19.) – Gomolcke, 333; Robinson, 336; für Oesterreichisch-Schlesien: Peter, 448. 22 Der Kiéssel verwéist der Fan, se wêr schwarz. – Schuster, 927. 23 Die alten Kessel remen gern. – Fastnachtsspiel, 6, 20. 24 Ein alter Kessel, gut geflickt, hält oft besser als ein neuer. 25 Ein grossen siedenden Kessel stilt man mit wenig kalt Wasser. – Lehmann, 310, 87.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [628]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/634>, abgerufen am 24.11.2024.