Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 146 Die Kinder des Schmieds fürchten die Funken nicht (oder: sind der Funken gewöhnt). 147 Die kinder, die so tydlick wysen, de leuen nit lang oder eth werden gecke darvyth. - Tappius, 242b. Lat.: Odi puerulos praecoci sapientia. (Tappius, 242a; Erasm., 306.) 148 Die Kinder essen nicht mit uns, sondern wir mit den Kindern. - Oec. rur., I, 4. 149 Die Kinder haben gleiches Recht zu ihrem Erbtheil. (S. Schwert und Sohn.) - Graf, 189, 43. 150 Die Kinder haben Lachen und Weinen in einem Sack. Poln.: Dzieci maja placz i smiech w jednej torebce. (Lompa, 10.) 151 Die Kinder in der Were gehören zu dem Gute. (S. Gut 26.) - Graf, 195, 88. "Dy kinder in der were dy gehoren tzu dem erve." (Nering, IV, 74.) 152 Die Kinder jagt man hinaus und die Fremden tanzen im Haus. In Aegypten sagt man: Die Hochzeit ist die Hochzeit unsers Vaters, aber die fremden Leute verdrängen uns. (Burckhardt, 31.) Die, welche die begründetsten Ansprüche auf etwas haben, werden oft durch andere ihrer Rechte beraubt, sowie oft bei einem Feste die Kinder zurücktreten müssen, um den Gästen Platz zu machen. 153 Die Kinder kriegen offt stumpffe Zeene, wenn die Eltern haben Wintertrollen gessen. - Petri, II, 134. 154 Die Kinder küssen die Ruthen. - Luther's Tischr., 5a. Nehmen eine verdiente Strafe dankbar hin. 155 Die Kinder lernen, dass die Alten können (wissen). Holl.: Ieder leert het best, als hij een kind is, dat hem te pas zal komen, als hij een man is. (Harrebomee, I, 405b.) 156 Die Kinder muss man in sauberm Wasser baden vnd nicht in Mistlachen. - Lehmann, 457, 54; Sailer, 288. 157 Die Kinder müssen der Eltern schuld bezahlen. - Petri, II, 133; Henisch, 364, 19. 158 Die Kinder müssen oft die Sünde der Aeltern beweinen. 159 Die Kinder piepen, wie die Aeltern singen. Böhm.: Co deti cini? Co pri otci vidi. (Celakovsky, 410.) 160 Die Kinder reden, was sie von den Alten hören. Span.: Lo que el ninno oyo en el hogar, eso dize en el portal. (Cahier, 3570.) 161 Die Kinder schlagen zuweilen um (aus der Art). "'S hast wul sunste: Der Oppel felt nich weit vum Stomme, zuweilen ober schlon die Kinder doch im." (Keller, 162a.) 162 Die Kinder seyn Kammerlyren. - Gruter, III, 21; Lehmann, II, 84, 159. 163 Die Kinder sind das erste Blut. - Graf, 200, 108. Sie haben daher die ersten Ansprüche auf den älterlichen Nachlass. Fries.: De kinder de syn dat erste blot. (Richthofen, 562.) 164 Die Kinder sind der Mutter Artzt. - Petri, II, 134. 165 Die Kinder sind einem nicht am Schienbein gewachsen. - Eiselein, 385. 166 Die Kinder sollen keine Kälber sein, wenn sie aus dem Hause gehen. Böhm.: Ut sve deti doma kasi jisti. (Celakovsky, 272.) 167 Die Kinder wachsen auf, wie im Walde die Bäume. Die Polen behaupten: Stadtkinder wachsen auf wie die Ferkel, Edelmannskinder wie die jungen Wölfe. Ironisch der Holländer: Er wächst in Schönheit auf wie die jungen Affen. (Reinsberg VII, 66.) 168 Die Kinder, welche den Kuchen verzehrt, sind die Feinde derer, die ihn gespart. 169 Die Kinner und die Hund' frassen alli Stund'. (Franken.) 170 Die kleinen Kinder sind die besten. Holl.: Kleine kinderen, goede kinderen; wel hem, die er geen heeft. (Harrebomee, I, 406a.) 171 Die kleinsten Kinder müssen zuerst ins Bett. Holl.: Da jongste kinders moeten eerst te bed. (Harrebomee, I, 401b.) [Spaltenumbruch] 172 Die kleinsten Kinder sind die liebsten. - Petri, II, 134. 173 Die letzten Kinder nehmen der Mutter Brautschatz. - Graf, 216, 235. Bezieht sich auf die sogenannte Collationspflicht, welche eine gleichmässige Theilnahme der erbberechtigten Häupter bezweckt. Danach mussten die Töchter sich anrechnen lassen, was ihre Mutter als Mitgift oder Aussteuer ausgebracht, und die letzten, d. h. die Kinder zweiter Ehe erhielten der Mutter Brautschatz voraus. Niederd.: De lesten kyndere nemen erer moder brutschat. (Hach, 254.) 174 Die liebsten Kind holt Gott am ersten. - Gruter, III, 21; Lehmann, II, 85, 164. 175 Die meiste Chinder händ d' Chübelmacher und d' Besebinder. (Frickthal im Aargau.) - Schweiz, II, 184, 49. 176 Die rechten Kinder bekommen Honigwecken, den Stiefkindern muss Schimmelbrot schmecken. Die Russen: Dem eigenen Kinde bäckt die Mutter die süssen Wecken, dem Stiefkinde, wenn's hoch kommt, die salzigen Brezeln. Und: Die rechten Kinder bekommen süss Maderachen, die Stiefkinder sauern Kwas. 177 Drei Kinder Einer Mutter sind dreierlei Art. In Litauen: Kinder einer Mutter, aber nicht einerlei Art. (Reinsberg I, 177.) 178 D's gebrannt Kend för't sich vorm Feuer. (Henneberg.) - Frommann, VI, 411, 145. 179 E Käinjd äs wä e Wäinjd; awer wur enem der Sadelhäst schläkt, dad äs niche Schpass. - (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 602b. Ein Kind, ein Wind; wenn aber einem der Sattelhengst stürzt, das ist kein Spass. (Programm des evangelischen Gymnasiums in Schässburg, Kronstadt 1860, S. 17: Die siebenbürgisch-sächsische Bauernhochzeit von Joh. Mätz.) Das Sprichwort charakterisirt die praktische Richtung des siebenbürgischen Bauern, der es nicht liebt, wenn Acker und Gut zersplittert und sein Besitzthum zerrissen und verflüchtigt wird. Noch stärker vertritt der thüringische Bauer diese Richtung. (S. Weibersterben.) 180 E Käinjd, e Wäinjd. - Schuster, 602a. 181 E Käinjd schrat schei wun e hangrig äs. - Schuster, 571. 182 E Kengk ess 'no Greuel em Hus. (Bedburg.) D. h. ein einziges Kind. 183 E Könd öss ka' Rönd. (Trier.) - Laven, 180, 42. Gegen unmässige Züchtigungen. 184 E schönn Kenk wat noh si Modder a't (artet). (Aachen.) - Firmenich, I, 492, 56. 185 Een Kind is beder as en Kalw (Kalb), dat löbt (läuft) wenigstens datt erste Jahr ni in't Korn. (Rendsburg.) 186 Een Kind, ken Kind, twei Kind, Spelkind, drei Kind, recht (vel) Kind. (Hannover.) - Schambach, I, 8; Sackmann, 102; Eichwald, 1027; Frommann, IV, 287, 430; Goldschmidt, 162; Bueren, 407; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 7. Im Hochdeutschen mit dem Zusatz: Vier Kinder, ein ganzes Haus voll Kinder. - Drei Kinder werden als die wünschenswerthe Anzahl Kinder bezeichnet, die eine Familie haben müsse, zwei Kinder sind Spielkinder, drei sind rechte oder viel Kinder. (Simrock, 12358a.) Auch der Italiener betrachtet zwei bis drei Kinder als Familienfreude, eine grössere Zahl als eine Last, wenn er sagt: Haver due figlivoli o tre spesso e contento; haverne sette, o otto e gran tormento. (Pazzaglia, 132, 2.) Der Mailänder insbesondere sagt: Einer, keiner; zwei wie einer; drei, so so; vier, der Teufel auf vieren. Und ähnlich der Venetier: Eins, keins; zwei, eins; drei, so so; vier, hoho. (Reinsberg VII, 7.) 187 Eh' das Kind erwacht, hat Gott der Milch gedacht. 188 Eigen Kind, liebes Kind. Die Bulgaren: Das buckelige eigene Kind geht vor dem geraden Stiefkinde. Die Letten: Mein einbeiniges Kind ist mir lieber als dein zweibeiniges. - Wenn unser Kind spielt, hat des Nachbars Kind glotzende Augen. Die Kleinrussen: Ist das Zigeunerkind auch schwarz, der Zigeuner hat es doch lieb. Der Hindostaner: Mein Sohn ist mein Sohn, eines Fremden (Sohn ist) zu nichts gut. Der Spanier: Es gibt keinen solchen Sohn, wie der von mir erzeugte. - Es wäre denn, dass es der Sohn jenes alten preussischen Obersten aus Pommern wäre, von dem der letztere rühmend sagt: "Mein Sohn sieht mich jut aus, mein Sohn reitet mich jut und tanzt mich jut; mein Sohn macht mich viel Freude; nur macht er mich viel Schulden." (Reinsberg VII, 36.)
[Spaltenumbruch] 146 Die Kinder des Schmieds fürchten die Funken nicht (oder: sind der Funken gewöhnt). 147 Die kinder, die so tydlick wysen, de leuen nit lang oder eth werden gecke darvyth. – Tappius, 242b. Lat.: Odi puerulos praecoci sapientia. (Tappius, 242a; Erasm., 306.) 148 Die Kinder essen nicht mit uns, sondern wir mit den Kindern. – Oec. rur., I, 4. 149 Die Kinder haben gleiches Recht zu ihrem Erbtheil. (S. Schwert und Sohn.) – Graf, 189, 43. 150 Die Kinder haben Lachen und Weinen in einem Sack. Poln.: Dzieci mają placz i śmiech w jednej torebce. (Lompa, 10.) 151 Die Kinder in der Were gehören zu dem Gute. (S. Gut 26.) – Graf, 195, 88. „Dy kinder in der were dy gehoren tzu dem erve.“ (Nering, IV, 74.) 152 Die Kinder jagt man hinaus und die Fremden tanzen im Haus. In Aegypten sagt man: Die Hochzeit ist die Hochzeit unsers Vaters, aber die fremden Leute verdrängen uns. (Burckhardt, 31.) 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(Reinsberg VII, 66.) 168 Die Kinder, welche den Kuchen verzehrt, sind die Feinde derer, die ihn gespart. 169 Die Kinner und die Hund' frassen alli Stund'. (Franken.) 170 Die kleinen Kinder sind die besten. Holl.: Kleine kinderen, goede kinderen; wel hem, die er geen heeft. (Harrebomée, I, 406a.) 171 Die kleinsten Kinder müssen zuerst ins Bett. Holl.: Da jongste kinders moeten eerst te bed. (Harrebomée, I, 401b.) [Spaltenumbruch] 172 Die kleinsten Kinder sind die liebsten. – Petri, II, 134. 173 Die letzten Kinder nehmen der Mutter Brautschatz. – Graf, 216, 235. Bezieht sich auf die sogenannte Collationspflicht, welche eine gleichmässige Theilnahme der erbberechtigten Häupter bezweckt. Danach mussten die Töchter sich anrechnen lassen, was ihre Mutter als Mitgift oder Aussteuer ausgebracht, und die letzten, d. h. die Kinder zweiter Ehe erhielten der Mutter Brautschatz voraus. Niederd.: De lesten kyndere nemen erer moder brutschat. 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146 Die Kinder des Schmieds fürchten die Funken nicht (oder: sind der Funken gewöhnt).
147 Die kinder, die so tydlick wysen, de leuen nit lang oder eth werden gecke darvyth. – Tappius, 242b.
Lat.: Odi puerulos praecoci sapientia. (Tappius, 242a; Erasm., 306.)
148 Die Kinder essen nicht mit uns, sondern wir mit den Kindern. – Oec. rur., I, 4.
149 Die Kinder haben gleiches Recht zu ihrem Erbtheil. (S. Schwert und Sohn.) – Graf, 189, 43.
150 Die Kinder haben Lachen und Weinen in einem Sack.
Poln.: Dzieci mają placz i śmiech w jednej torebce. (Lompa, 10.)
151 Die Kinder in der Were gehören zu dem Gute. (S. Gut 26.) – Graf, 195, 88.
„Dy kinder in der were dy gehoren tzu dem erve.“ (Nering, IV, 74.)
152 Die Kinder jagt man hinaus und die Fremden tanzen im Haus.
In Aegypten sagt man: Die Hochzeit ist die Hochzeit unsers Vaters, aber die fremden Leute verdrängen uns. (Burckhardt, 31.) Die, welche die begründetsten Ansprüche auf etwas haben, werden oft durch andere ihrer Rechte beraubt, sowie oft bei einem Feste die Kinder zurücktreten müssen, um den Gästen Platz zu machen.
153 Die Kinder kriegen offt stumpffe Zeene, wenn die Eltern haben Wintertrollen gessen. – Petri, II, 134.
154 Die Kinder küssen die Ruthen. – Luther's Tischr., 5a.
Nehmen eine verdiente Strafe dankbar hin.
155 Die Kinder lernen, dass die Alten können (wissen).
Holl.: Ieder leert het best, als hij een kind is, dat hem te pas zal komen, als hij een man is. (Harrebomée, I, 405b.)
156 Die Kinder muss man in sauberm Wasser baden vnd nicht in Mistlachen. – Lehmann, 457, 54; Sailer, 288.
157 Die Kinder müssen der Eltern schuld bezahlen. – Petri, II, 133; Henisch, 364, 19.
158 Die Kinder müssen oft die Sünde der Aeltern beweinen.
159 Die Kinder piepen, wie die Aeltern singen.
Böhm.: Co dĕtí činí? Co při otci vidí. (Čelakovsky, 410.)
160 Die Kinder reden, was sie von den Alten hören.
Span.: Lo que el niño oyó en el hogar, eso dize en el portal. (Cahier, 3570.)
161 Die Kinder schlagen zuweilen um (aus der Art).
„'S hâst wul sunste: Der Oppel felt nich weit vum Stomme, zuweilen ober schlon die Kinder doch im.“ (Keller, 162a.)
162 Die Kinder seyn Kammerlyren. – Gruter, III, 21; Lehmann, II, 84, 159.
163 Die Kinder sind das erste Blut. – Graf, 200, 108.
Sie haben daher die ersten Ansprüche auf den älterlichen Nachlass.
Fries.: De kinder de syn dat erste blot. (Richthofen, 562.)
164 Die Kinder sind der Mutter Artzt. – Petri, II, 134.
165 Die Kinder sind einem nicht am Schienbein gewachsen. – Eiselein, 385.
166 Die Kinder sollen keine Kälber sein, wenn sie aus dem Hause gehen.
Böhm.: Ut své dĕti doma kaši jísti. (Čelakovsky, 272.)
167 Die Kinder wachsen auf, wie im Walde die Bäume.
Die Polen behaupten: Stadtkinder wachsen auf wie die Ferkel, Edelmannskinder wie die jungen Wölfe. Ironisch der Holländer: Er wächst in Schönheit auf wie die jungen Affen. (Reinsberg VII, 66.)
168 Die Kinder, welche den Kuchen verzehrt, sind die Feinde derer, die ihn gespart.
169 Die Kinner und die Hund' frassen alli Stund'. (Franken.)
170 Die kleinen Kinder sind die besten.
Holl.: Kleine kinderen, goede kinderen; wel hem, die er geen heeft. (Harrebomée, I, 406a.)
171 Die kleinsten Kinder müssen zuerst ins Bett.
Holl.: Da jongste kinders moeten eerst te bed. (Harrebomée, I, 401b.)
172 Die kleinsten Kinder sind die liebsten. – Petri, II, 134.
173 Die letzten Kinder nehmen der Mutter Brautschatz. – Graf, 216, 235.
Bezieht sich auf die sogenannte Collationspflicht, welche eine gleichmässige Theilnahme der erbberechtigten Häupter bezweckt. Danach mussten die Töchter sich anrechnen lassen, was ihre Mutter als Mitgift oder Aussteuer ausgebracht, und die letzten, d. h. die Kinder zweiter Ehe erhielten der Mutter Brautschatz voraus.
Niederd.: De lesten kyndere nemen erer moder brutschat. (Hach, 254.)
174 Die liebsten Kind holt Gott am ersten. – Gruter, III, 21; Lehmann, II, 85, 164.
175 Die meiste Chinder händ d' Chübelmacher und d' Besebinder. (Frickthal im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 49.
176 Die rechten Kinder bekommen Honigwecken, den Stiefkindern muss Schimmelbrot schmecken.
Die Russen: Dem eigenen Kinde bäckt die Mutter die süssen Wecken, dem Stiefkinde, wenn's hoch kommt, die salzigen Brezeln. Und: Die rechten Kinder bekommen süss Maderachen, die Stiefkinder sauern Kwas.
177 Drei Kinder Einer Mutter sind dreierlei Art.
In Litauen: Kinder einer Mutter, aber nicht einerlei Art. (Reinsberg I, 177.)
178 D's gebrannt Kend för't sich vorm Feuer. (Henneberg.) – Frommann, VI, 411, 145.
179 E Käinjd äs wä e Wäinjd; awer wur enem der Sadelhäst schläkt, dâd äs niche Schpâss. – (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 602b.
Ein Kind, ein Wind; wenn aber einem der Sattelhengst stürzt, das ist kein Spass. (Programm des evangelischen Gymnasiums in Schässburg, Kronstadt 1860, S. 17: Die siebenbürgisch-sächsische Bauernhochzeit von Joh. Mätz.) Das Sprichwort charakterisirt die praktische Richtung des siebenbürgischen Bauern, der es nicht liebt, wenn Acker und Gut zersplittert und sein Besitzthum zerrissen und verflüchtigt wird. Noch stärker vertritt der thüringische Bauer diese Richtung. (S. Weibersterben.)
180 E Käinjd, e Wäinjd. – Schuster, 602a.
181 E Käinjd schrât schî wun e hangrig äs. – Schuster, 571.
182 E Kengk ess 'no Greuel em Hus. (Bedburg.)
D. h. ein einziges Kind.
183 E Könd öss kâ' Rönd. (Trier.) – Laven, 180, 42.
Gegen unmässige Züchtigungen.
184 E schönn Kenk wat noh si Modder â't (artet). (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 56.
185 Een Kind is beder as en Kalw (Kalb), dat löbt (läuft) wenigstens datt erste Jahr ni in't Korn. (Rendsburg.)
186 Een Kind, kên Kind, twêi Kind, Spêlkind, drêi Kind, recht (vêl) Kind. (Hannover.) – Schambach, I, 8; Sackmann, 102; Eichwald, 1027; Frommann, IV, 287, 430; Goldschmidt, 162; Bueren, 407; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 7.
Im Hochdeutschen mit dem Zusatz: Vier Kinder, ein ganzes Haus voll Kinder. – Drei Kinder werden als die wünschenswerthe Anzahl Kinder bezeichnet, die eine Familie haben müsse, zwei Kinder sind Spielkinder, drei sind rechte oder viel Kinder. (Simrock, 12358a.) Auch der Italiener betrachtet zwei bis drei Kinder als Familienfreude, eine grössere Zahl als eine Last, wenn er sagt: Haver due figlivoli ò trè spesso è contento; haverne sette, ò otto è gran tormento. (Pazzaglia, 132, 2.) Der Mailänder insbesondere sagt: Einer, keiner; zwei wie einer; drei, so so; vier, der Teufel auf vieren. Und ähnlich der Venetier: Eins, keins; zwei, eins; drei, so so; vier, hoho. (Reinsberg VII, 7.)
187 Eh' das Kind erwacht, hat Gott der Milch gedacht.
188 Eigen Kind, liebes Kind.
Die Bulgaren: Das buckelige eigene Kind geht vor dem geraden Stiefkinde. Die Letten: Mein einbeiniges Kind ist mir lieber als dein zweibeiniges. – Wenn unser Kind spielt, hat des Nachbars Kind glotzende Augen. Die Kleinrussen: Ist das Zigeunerkind auch schwarz, der Zigeuner hat es doch lieb. Der Hindostaner: Mein Sohn ist mein Sohn, eines Fremden (Sohn ist) zu nichts gut. Der Spanier: Es gibt keinen solchen Sohn, wie der von mir erzeugte. – Es wäre denn, dass es der Sohn jenes alten preussischen Obersten aus Pommern wäre, von dem der letztere rühmend sagt: „Mein Sohn sieht mich jut aus, mein Sohn reitet mich jut und tanzt mich jut; mein Sohn macht mich viel Freude; nur macht er mich viel Schulden.“ (Reinsberg VII, 36.)
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