Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] II, 692 ; Eisenhart, 293; Estor, I, 308; II, 80; Hertius, 17; Hillebrand, 130, 189; Pistor., I, 8; Reyscher, V, 204; Eiselein, 390; Sailer, 256; Kirchhofer, 211; Simrock, 5858; Graf, 153, 83; Kloster, VIII, 394. Von der Erbfolge der Ehegatten. Das Sprichwort stellt das Erbschaftsrecht unter einem Gleichniss dar. Nach demselben soll der überlebende Ehegatte, welcher den Kopf (d. h. die Person des Verstorbenen als Hauptsache) gleichsam besessen, auch den Bart (dessen Güter als Nebensache) erhalten. Bei Waldis (IV, 3, 25) macht der Wolf eine Anwendung von dem Sprichwort. Nachdem er sich beklagt, dass er nicht Heu und Stroh fressen könne wie andere Thiere, und man es ihm als Raub anrechne, wenn er seinen Hunger mit Fleisch stille, entschliesst er sich zu thun, wie sein Vater gethan habe und sagt: "Wils wagen: art schlecht nicht von art; wem der Kopf wirdt, der scher den Bart." H. Kurz findet in dem Sprichwort eine Sinnverwandtschaft mit: Wer das Glück hat, führt die Braut heim; eine Ansicht, der Sandvoss (Sprichwörterlese, 21) widerspricht, indem er sagt: "Offenbar kann der Wolf nur meinen: Die Natur lässt sich einmal nicht ändern, und so muss man auch das Unbequeme von ihr dulden; hast du einmal einen Kopf bekommen, so musst du auch den Bart scheren." Diese Erklärung unterscheidet sich vielleicht blos dadurch von der vorhergehenden, dass sie von Sandvoss kommt; sonst könnte der Wolf sehr gut sagen: Wenn ich das Glück habe, einen Kopf zu bekommen, so scher' ich den Bart oder führ' ihn als Braut heim. So wie Sandvoss mag vielleicht der Besitzer des Schafs denken, der es nicht zu retten vermag. Die Natur, wird er sich sagen, lässt sich nicht ändern; Gurkensalat frisst der Wolf nicht, so mag er das Schaf fressen, da ich es eben nicht hindern kann. Könnte ich es, würde ich mich um seine Natur und seinen Appetit nicht viel schberen. Holl.: Dien het hoofd te beurt gevallen is, die schere den baard. (Harrebomee, I, 325b.) 422 Wer den Kopff verschmeht, dem wird das Hun nicht. - Petri, II, 692. 423 Wer einen gläsernen Kopf hat, der muss nicht mit Steinen werfen. Engl.: He that hath a head made of glass must not throw stones at another. (Bohn II, 9.) Span.: Si teneys la cobaca de vidro, no os tomeys a pedradas conmigo. (Bohn II, 9.) 424 Wer einen gläsernen Kopf hat, gehe in keine Schlacht, in der man mit Steinen wirft. Holl.: Die een hofd van boter heeft, moet uit de branderij blijven. (Harrebomee, I, 325.) Span.: Si teneis la cabeza de vidrio, no os tomeis a pedradas conmigo. (Cahier, 3756.) 425 Wer einen grindigen Kopf leckt, der wird selbst räudig. 426 Wer einen grossen Kopf hat, braucht einen grossen Hut (eine grosse Mütze). Böhm.: Velikemu velikee i treba. (Celakovsky, 165.) 427 Wer einen harten Kopf erweichen will, muss sanfte Pflaster auflegen. Holl.: Die eenen harden kop wil verzachten, moet gevliede woorden gebruiken. (Harrebomee, I, 427a.) 428 Wer einen Kopf bei einem Schafskopfhändler hat, kommt um eine Nacht Schlafs. - Burckhardt, 667. Von denen, die ihr Glück fremden Händen anvertraut haben und daher in steter Unruhe sind. Die Armen zu Kairo kaufen sich nämlich Schöpsköpfe und lassen sich dieselben für eine Kleinigkeit auf dem Bazar, bei dem Händler, der zugleich Koch ist, kochen. 429 Wer einen Kopf hat, dem fehlt kein (oder: der bekommt leicht einen) Hut. - Winckler, VI, 71; Körte, 3496; Braun, I, 1943; Masson, 168. Wer etwas gelernt hat, findet leicht eine einträgliche Stellung. Böhm.: Ziva hlava klobouku dobude. (Celakovsky, 207.) Engl.: He that has no head, needs no hat. (Gaal, 949; Eiselein, 390; Körte, 3496.) Frz.: Qui a une tete trouve a se coiffer. (Masson, 168.) It.: A chi ha capo (testa) non manca capello. (Pazzaglia, 44, 5; Cahier, 2855; Bohn I, 66.) 430 Wer einen Kopf von Wachs hat, muss nicht in die Sonne gehen. - Reinsberg III, 99. Wer selber mit Makeln behaftet, soll nicht scharf über andere richten. Jüd.-deutsch: Wer Putter auf'n Koppe hat, tor nit in dä Sun geihn. (Kremm, 31.) Engl.: He that hath a head of wax, must not walk in the sun. (Bohn II, 22.) Frz.: Qui a tete de cire ne doit pas s'approcher du feu. (Bohn I, 48.) - Si tu as la tete da beurre, ne te fais pas boulanger. (Cahier 213; Bohn I, 57.) It.: Chi ha la testa di cera non vada d'estate al sole. (Pazzaglia, 373, 11; Bohn I, 81.) [Spaltenumbruch] 431 Wer einen schwachen Kopf hat, dem dreht sich überall die Welt. 432 Wer et nig in dem Kopp hett, mut et in de Föt hebben. (Holst.) - Schütze, IV, 302. 433 Wer folget seinem eigenen Kopff, der ist ein blind und thorrecht Tropff. 434 Wer immer auf seinem Kopf besteht, der kommt zuletzt auf den Kopf zu stehen. (Frankenwald.) 435 Wer keinen Kopf hat, dem kann man keinen nehmen (abschlagen). Als man dem König von Preussen rieth, dem Minister Görne den Kopf abschlagen zu lassen, antwortete er: "Görne kann keinen Kopf verlieren, er hat nie einen gehabt." (Gesellschafter, Magdeburg 1785, III, 41.) Wäre der Vorgang begründet, so könnte man also annehmen, dass es Minister ohne Kopf geben könne. 436 Wer keinen Kopf hat, dem wächst kein Haar. 437 Wer keinen Kopf hat, der braucht keinen Hut. - Winckler, VI, 70; Eiselein, 390; Simrock, 5852; Reinsberg IV, 7. "So ihr den Kopf mir nun herunter thut, wohin setz' ich hernacher meinen Hut?" (Der Philosoph im Kittel, histor. Gedicht.) Engl.: He that hath no head, needs no hat. (Bohn II, 102.) Frz.: Qui n'a point de tete n'a que faire de bonnet (chaperon). (Cahier, 1708; Gaal, 949; Kritzinger, 123b.) It.: Chi non ha capo non ha bisogna di berretta. (Pazzaglia, 44, 1.) Span.: Hombre que no tiene cabeza no ha menester bonete. (Bohn I, 224.) 438 Wer Kopf hat, braucht keinen Vormund. 439 Wer Kopf hat, dem fehlt der Hut nie. It.: A chi ha testa, non manca mai capello. (Gaal, 1032.) 440 Wer Kopf hat, der steht im Kirchenbuch der Welt. - Sprichwörtergarten, 145. 441 Wer Kopf hat, der hat ein Ehrenamt. - Simrock, 5850; Gaal, 1032; Sailer, 187. 442 Wer Kopf hat und ihn hübsch trägt im Loth, dem fehlt es nicht an Brot (oder: der überwindet manche Noth). Lat.: Nunquam ulla humilitas ingenium infirmat bonum. (Philippi, II, 57.) 443 Wer mit dem Kopff ein Mawer vmlauffen wil, der muss sorgen, er zustosse das Gehirn. - Petri, II, 735. 444 Wer mit dem Kopff nur oben auss vnnd nirgendt an will, der stosst mit nichts mehr an, als mit dem Kopffe. - Lehmann, 429, 15. 445 Wer mit dem Kopff versetzt, den schlegt man auff den gipffel. - Lehmann, 429, 22. Denn womit man sündigt, damit wird man gestraft. 446 Wer mit dem Kopff wider eine Mauer laufft, der stösst sich. - Lehmann, 894, 1. 447 Wer mit dem Kopff will oben auss, der thut viel schad vnd richt nichts auss. - Lehmann, 447, 22 u. 654, 35; Latendorf II, 24; Eiselein, 498; Simrock, 5855; Körte, 3487. Holl.: Die met zijn hoofd wil boven uit, die doet veel scha, en rigt niet uit. (Harrebomee, I, 325b.) 448 Wer mit seinem Kopfe gegen einen Bock läuft, wird sich die Stirn zerschellen. Holl.: Tis quaet wriven teghen den post. 419 Wer mit'n Kopp dörch de Welt will, sall'n Noars wol mitnehmen. (Mecklenburg.) - Günther, III. 450 Wer nach seinem Kopfe will gelehrt sein, lernt nichts. 451 Wer nicht auf den Kopf gefallen ist, wird oft aufs Haupt geschlagen. Saphir sagt: "Ein Mann von Kopf und ein Mann von Haupt sind zwei verschiedene Dinge. Ein Hauptmann ist nicht immer ein Mann von Kopf. Leute ohne Kopf machen oft ein Hauptglück; und mancher Hauptstreich wurde kopflos ausgeführt. Mancher Kaufmann kratzt sich den Kopf, wenn er sein Hauptbuch liest, und gerade in Hauptsachen verliert man zuerst den Kopf. Der Mann ist das Haupt des Hauses, aber die Frau wächst ihm über den Kopf. Man wird enthauptet und nicht entköpft; sowie umgekehrt geköpft und nie gehauptet wird." 452 Wer nid e b'sinnte Chopf hat, muss gut Füss ha. (Oberaargau.) - Schweiz, I, 143, 33.
[Spaltenumbruch] II, 692 ; Eisenhart, 293; Estor, I, 308; II, 80; Hertius, 17; Hillebrand, 130, 189; Pistor., I, 8; Reyscher, V, 204; Eiselein, 390; Sailer, 256; Kirchhofer, 211; Simrock, 5858; Graf, 153, 83; Kloster, VIII, 394. Von der Erbfolge der Ehegatten. Das Sprichwort stellt das Erbschaftsrecht unter einem Gleichniss dar. Nach demselben soll der überlebende Ehegatte, welcher den Kopf (d. h. die Person des Verstorbenen als Hauptsache) gleichsam besessen, auch den Bart (dessen Güter als Nebensache) erhalten. Bei Waldis (IV, 3, 25) macht der Wolf eine Anwendung von dem Sprichwort. Nachdem er sich beklagt, dass er nicht Heu und Stroh fressen könne wie andere Thiere, und man es ihm als Raub anrechne, wenn er seinen Hunger mit Fleisch stille, entschliesst er sich zu thun, wie sein Vater gethan habe und sagt: „Wils wagen: art schlecht nicht von art; wem der Kopf wirdt, der scher den Bart.“ H. Kurz findet in dem Sprichwort eine Sinnverwandtschaft mit: Wer das Glück hat, führt die Braut heim; eine Ansicht, der Sandvoss (Sprichwörterlese, 21) widerspricht, indem er sagt: „Offenbar kann der Wolf nur meinen: Die Natur lässt sich einmal nicht ändern, und so muss man auch das Unbequeme von ihr dulden; hast du einmal einen Kopf bekommen, so musst du auch den Bart scheren.“ Diese Erklärung unterscheidet sich vielleicht blos dadurch von der vorhergehenden, dass sie von Sandvoss kommt; sonst könnte der Wolf sehr gut sagen: Wenn ich das Glück habe, einen Kopf zu bekommen, so scher' ich den Bart oder führ' ihn als Braut heim. So wie Sandvoss mag vielleicht der Besitzer des Schafs denken, der es nicht zu retten vermag. Die Natur, wird er sich sagen, lässt sich nicht ändern; Gurkensalat frisst der Wolf nicht, so mag er das Schaf fressen, da ich es eben nicht hindern kann. Könnte ich es, würde ich mich um seine Natur und seinen Appetit nicht viel schberen. 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II, 692 ; Eisenhart, 293; Estor, I, 308; II, 80; Hertius, 17; Hillebrand, 130, 189; Pistor., I, 8; Reyscher, V, 204; Eiselein, 390; Sailer, 256; Kirchhofer, 211; Simrock, 5858; Graf, 153, 83; Kloster, VIII, 394.
Von der Erbfolge der Ehegatten. Das Sprichwort stellt das Erbschaftsrecht unter einem Gleichniss dar. Nach demselben soll der überlebende Ehegatte, welcher den Kopf (d. h. die Person des Verstorbenen als Hauptsache) gleichsam besessen, auch den Bart (dessen Güter als Nebensache) erhalten. Bei Waldis (IV, 3, 25) macht der Wolf eine Anwendung von dem Sprichwort. Nachdem er sich beklagt, dass er nicht Heu und Stroh fressen könne wie andere Thiere, und man es ihm als Raub anrechne, wenn er seinen Hunger mit Fleisch stille, entschliesst er sich zu thun, wie sein Vater gethan habe und sagt: „Wils wagen: art schlecht nicht von art; wem der Kopf wirdt, der scher den Bart.“ H. Kurz findet in dem Sprichwort eine Sinnverwandtschaft mit: Wer das Glück hat, führt die Braut heim; eine Ansicht, der Sandvoss (Sprichwörterlese, 21) widerspricht, indem er sagt: „Offenbar kann der Wolf nur meinen: Die Natur lässt sich einmal nicht ändern, und so muss man auch das Unbequeme von ihr dulden; hast du einmal einen Kopf bekommen, so musst du auch den Bart scheren.“ Diese Erklärung unterscheidet sich vielleicht blos dadurch von der vorhergehenden, dass sie von Sandvoss kommt; sonst könnte der Wolf sehr gut sagen: Wenn ich das Glück habe, einen Kopf zu bekommen, so scher' ich den Bart oder führ' ihn als Braut heim. So wie Sandvoss mag vielleicht der Besitzer des Schafs denken, der es nicht zu retten vermag. Die Natur, wird er sich sagen, lässt sich nicht ändern; Gurkensalat frisst der Wolf nicht, so mag er das Schaf fressen, da ich es eben nicht hindern kann. Könnte ich es, würde ich mich um seine Natur und seinen Appetit nicht viel schberen.
Holl.: Dien het hoofd te beurt gevallen is, die schere den baard. (Harrebomée, I, 325b.)
422 Wer den Kopff verschmeht, dem wird das Hun nicht. – Petri, II, 692.
423 Wer einen gläsernen Kopf hat, der muss nicht mit Steinen werfen.
Engl.: He that hath a head made of glass must not throw stones at another. (Bohn II, 9.)
Span.: Si teneys la cobaça de vidro, no os tomeys á pedradas conmigo. (Bohn II, 9.)
424 Wer einen gläsernen Kopf hat, gehe in keine Schlacht, in der man mit Steinen wirft.
Holl.: Die een hofd van boter heeft, moet uit de branderij blijven. (Harrebomée, I, 325.)
Span.: Si teneis la cabeza de vidrio, no os tomeis á pedradas conmigo. (Cahier, 3756.)
425 Wer einen grindigen Kopf leckt, der wird selbst räudig.
426 Wer einen grossen Kopf hat, braucht einen grossen Hut (eine grosse Mütze).
Böhm.: Velikému velikée i třeba. (Čelakovsky, 165.)
427 Wer einen harten Kopf erweichen will, muss sanfte Pflaster auflegen.
Holl.: Die eenen harden kop wil verzachten, moet gevliede woorden gebruiken. (Harrebomée, I, 427a.)
428 Wer einen Kopf bei einem Schafskopfhändler hat, kommt um eine Nacht Schlafs. – Burckhardt, 667.
Von denen, die ihr Glück fremden Händen anvertraut haben und daher in steter Unruhe sind. Die Armen zu Kairo kaufen sich nämlich Schöpsköpfe und lassen sich dieselben für eine Kleinigkeit auf dem Bazar, bei dem Händler, der zugleich Koch ist, kochen.
429 Wer einen Kopf hat, dem fehlt kein (oder: der bekommt leicht einen) Hut. – Winckler, VI, 71; Körte, 3496; Braun, I, 1943; Masson, 168.
Wer etwas gelernt hat, findet leicht eine einträgliche Stellung.
Böhm.: Živá hlava klobouku dobude. (Čelakovsky, 207.)
Engl.: He that has no head, needs no hat. (Gaal, 949; Eiselein, 390; Körte, 3496.)
Frz.: Qui a une tête trouve à se coiffer. (Masson, 168.)
It.: A chi ha capo (testa) non manca capello. (Pazzaglia, 44, 5; Cahier, 2855; Bohn I, 66.)
430 Wer einen Kopf von Wachs hat, muss nicht in die Sonne gehen. – Reinsberg III, 99.
Wer selber mit Makeln behaftet, soll nicht scharf über andere richten.
Jüd.-deutsch: Wer Putter auf'n Koppe hat, tor nit in dä Sun geihn. (Kremm, 31.)
Engl.: He that hath a head of wax, must not walk in the sun. (Bohn II, 22.)
Frz.: Qui a tête de cire ne doit pas s'approcher du feu. (Bohn I, 48.) – Si tu as la tête da beurre, ne te fais pas boulanger. (Cahier 213; Bohn I, 57.)
It.: Chi hà la testa di cera non vada d'estate al sole. (Pazzaglia, 373, 11; Bohn I, 81.)
431 Wer einen schwachen Kopf hat, dem dreht sich überall die Welt.
432 Wer et nig in dem Kopp hett, mut et in de Föt hebben. (Holst.) – Schütze, IV, 302.
433 Wer folget seinem eigenen Kopff, der ist ein blind und thorrecht Tropff.
434 Wer immer auf seinem Kopf besteht, der kommt zuletzt auf den Kopf zu stehen. (Frankenwald.)
435 Wer keinen Kopf hat, dem kann man keinen nehmen (abschlagen).
Als man dem König von Preussen rieth, dem Minister Görne den Kopf abschlagen zu lassen, antwortete er: „Görne kann keinen Kopf verlieren, er hat nie einen gehabt.“ (Gesellschafter, Magdeburg 1785, III, 41.) Wäre der Vorgang begründet, so könnte man also annehmen, dass es Minister ohne Kopf geben könne.
436 Wer keinen Kopf hat, dem wächst kein Haar.
437 Wer keinen Kopf hat, der braucht keinen Hut. – Winckler, VI, 70; Eiselein, 390; Simrock, 5852; Reinsberg IV, 7.
„So ihr den Kopf mir nun herunter thut, wohin setz' ich hernacher meinen Hut?“ (Der Philosoph im Kittel, histor. Gedicht.)
Engl.: He that hath no head, needs no hat. (Bohn II, 102.)
Frz.: Qui n'a point de tête n'a que faire de bonnet (chaperon). (Cahier, 1708; Gaal, 949; Kritzinger, 123b.)
It.: Chi non hà capo non hà bisogna di berretta. (Pazzaglia, 44, 1.)
Span.: Hombre que no tiene cabeza no ha menester bonete. (Bohn I, 224.)
438 Wer Kopf hat, braucht keinen Vormund.
439 Wer Kopf hat, dem fehlt der Hut nie.
It.: A chi ha testa, non manca mai capello. (Gaal, 1032.)
440 Wer Kopf hat, der steht im Kirchenbuch der Welt. – Sprichwörtergarten, 145.
441 Wer Kopf hat, der hat ein Ehrenamt. – Simrock, 5850; Gaal, 1032; Sailer, 187.
442 Wer Kopf hat und ihn hübsch trägt im Loth, dem fehlt es nicht an Brot (oder: der überwindet manche Noth).
Lat.: Nunquam ulla humilitas ingenium infirmat bonum. (Philippi, II, 57.)
443 Wer mit dem Kopff ein Mawer vmlauffen wil, der muss sorgen, er zustosse das Gehirn. – Petri, II, 735.
444 Wer mit dem Kopff nur oben auss vnnd nirgendt an will, der stosst mit nichts mehr an, als mit dem Kopffe. – Lehmann, 429, 15.
445 Wer mit dem Kopff versetzt, den schlegt man auff den gipffel. – Lehmann, 429, 22.
Denn womit man sündigt, damit wird man gestraft.
446 Wer mit dem Kopff wider eine Mauer laufft, der stösst sich. – Lehmann, 894, 1.
447 Wer mit dem Kopff will oben auss, der thut viel schad vnd richt nichts auss. – Lehmann, 447, 22 u. 654, 35; Latendorf II, 24; Eiselein, 498; Simrock, 5855; Körte, 3487.
Holl.: Die met zijn hoofd wil boven uit, die doet veel schâ, en rigt niet uit. (Harrebomée, I, 325b.)
448 Wer mit seinem Kopfe gegen einen Bock läuft, wird sich die Stirn zerschellen.
Holl.: Tis quaet wriven teghen den post.
419 Wer mit'n Kopp dörch de Welt will, sall'n Noars wol mitnehmen. (Mecklenburg.) – Günther, III.
450 Wer nach seinem Kopfe will gelehrt sein, lernt nichts.
451 Wer nicht auf den Kopf gefallen ist, wird oft aufs Haupt geschlagen.
Saphir sagt: „Ein Mann von Kopf und ein Mann von Haupt sind zwei verschiedene Dinge. Ein Hauptmann ist nicht immer ein Mann von Kopf. Leute ohne Kopf machen oft ein Hauptglück; und mancher Hauptstreich wurde kopflos ausgeführt. Mancher Kaufmann kratzt sich den Kopf, wenn er sein Hauptbuch liest, und gerade in Hauptsachen verliert man zuerst den Kopf. Der Mann ist das Haupt des Hauses, aber die Frau wächst ihm über den Kopf. Man wird enthauptet und nicht entköpft; sowie umgekehrt geköpft und nie gehauptet wird.“
452 Wer nid e b'sinnte Chopf hat, muss gut Füss ha. (Oberaargau.) – Schweiz, I, 143, 33.
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