Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 17 Man küsst keinem den Arsch um einer Ohrfeige willen.

18 Man küsst offt das kind von der Mutter wegen. - Franck, I, 87a; Latendorf, II, 21; Gruter, I, 57.

Seines Vortheils wegen thut man manches, was man sonst nicht thun würde. Auch die englischen Neger in Surinam sagen von einem, der aus diesem Antrieb handelt: Er küsst ein (aussatz-) krankes Kind der Freundin seiner Mutter wegen. Tunnicius (820): Men kusset dat kind umme der ammen willen. (Oscula praebantur puero nutricis amore.)

19 Man küsst oft die Hand, die man abhauen wollte.

Dän.: Han blotter sit hoved for det, som han önskede at vaere afhugget. - Mangen kysser den haand som han saae gierne at vaere i albuen. - Man kysser ofte den haand han vilde afskaaven. (Prov. dan., 369.)

Schwed.: Man kysser offta dhen Hand, man giärna säge wara aff. (Grubb, 500.) - Man kysser dher offta handen, meener dher intet medh. (Grubb, 911.)

20 Mancher geht zu küssen aus und bringt Ohrfeigen nach Haus.

Engl.: Seek good and be ready for evil. (Gaal, 1746.)

21 Mancher kusst einen auff den Backen vnd schlägt jhn mit der faust in den Nacken. - Henisch, 1024, 46; Simrock, 6120; Sailer, 122.

It.: Sotto pretesto di bonta si esercita ben spesso la malizia. (Pazzaglia, 210, 2.)

22 Nach dem Küssen, dem Liebeslecken, folgen zuletzt die braunen Flecken. - Frischbier2, 2262.

23 'S Küsse is ka Sünd und's Greife gibt ka Kind. (Hechingen.)

24 Vom Küssen geht's aufs Kissen. - Lohrengel, I, 689.

Die Russen: Wenn die obern Lippen der Dirne nicht mehr ziehen, wendet man sich an die untern. (Altmann VI, 478.)

Engl.: Free of her lips, free of her hips. (Bohn II, 46.)

25 Was man im küssen gibt, das behelt man vnuerschrt. - Lehmann, 105, 27.

26 Wenn man einem auf das Küssen erlaubt, ist er nicht weit vom Bett. - Gruter, III, 103.

27 Wer am besten küsst, das ist der Mann.

28 Wer nicht küssen mag, dem thut der Mund weh.

Böhm.: Koho mrzi libati, rika: boleji me usta. Celakovsky, 75.)

29 Wer sich aufs Küssen legt, legt sich auch aufs Kissen (Bett). - Gaal, 1060; Simrock, 6118.

30 Wer zu viel küsst, hat bald ausgeküsst.

Holl.: Te veel kussen, verdrijft den lust. (Harrebomee, I, 42.)

*31 Er kann mich küssen, wo ich keine Nase habe.

*32 Er küsst das Kind der Amme wegen.

Holl.: Hij kust het kind om der zoogster wille. (Harrebomee, I, 405a.)

*33 Er küsst von vorn und kratzt von hinten.

Frz.: Il est doux par devant et traeitre par derriere. (Kritzinger, 249a.)

*34 Köss mi, wo ek gen Ogen häb. (Deutz.)

*35 Küsch a Veigele in Mursch aran, wirst du haben a ledernes Batele. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Küss' ein Vöglein in Arsch hinein, so wirst du ein ledernes Beutelchen haben. Wird zu jemand gesagt, dem man nicht geben will, was er wünscht oder fordert.

*36 Küss' mich, da ich sitz'.

"Kum her vnd kiss mich, da ich sitz." (H. Sachs, Kurtzweilige Fastnachtspiel, III, CCCLXV, 1.)

*37 Küss' mich, wo der Buck el ein End' hat. (Nürtingen.)

Diese Einladung ist in folgendem Gespräch sehr witzig ausgedrückt: Fischer: Ee do, Sandschöpfer, du host's ganze Johr fläschfarbne Strümpf on. Sandschöpfer (barfuss): "Dass muss wohr sey, Peter; i hab aber a justament su a fläschfarbana Housa; die a hab i schoa, so lang i auf der Welt bin, und is erst ee Louch drinn. Dortron konnst geb Aisicht nämen, so oft da willst." (Sartorius, 218.)

*38 Küss' mich, wo ich schön bin. (Rottenburg.)

*39 Küss' mir den Buckel, aber wol unten. (Rottenburg.)

*40 Küss' mir den Buckel, wo die Haut ein Loch hat. (Rottenburg.)

*41 Küsse mich auf den Aermel. - Eiselein, 405.

[Spaltenumbruch] *42 Küsse mich auf die lateinische Kunst. - Eiselein, 405; Klosterspiegel, 33, 9; Simrock, 6122; Braun, I, 2110.

Sollen die Mönche gesagt haben für: Ellenbogen 6.

*43 Küsse mir den Ellenbogen! - Fischart, Gesch.

*44 Küsst mer a Mund, wu mer furem Johre der Orss stund. - Robinson, 673.

*45 Lasse du das Küssen, so darf ich nicht wischen.

*46 Sie küsst ihm das Geld aus der Tasche und die Schindeln vom Dache.

Um die Habsucht käuflicher Frauenzimmer zu schildern, sagen die Aegypter: Sie küsst den Liebhaber und reisst ihm die Zähne aus. (Burckhardt, 163.)


Küssenpfennig.

* Es ist ein Küssenpfennig.

In dem Sinne von Kümmelspalter (s. d.). "Ein küssen vnnd druckenpfennig oder nagen ranft, ein karger Filtz, der nicht gern essen sihet vnd zehlet einen die bissen in halss." (Mathesy, 212b.) "Rupertus, ein Abt von Babenberg, der ward vmb seines geits willen genannt: der Küssdenpfennig." (J. Stumpff, Kaiser Heinrich IV., Historie, Zürich MDLVI, S. XXIIa.)

Lat.: Cumini sector. (Erasm., 872.) - Ficum sector. (Seybold, 182.)


Küssetanz.

Nur ja, keinen Küssetanz, ich hab's Mädchen nicht danach. (Braunschweig.)


Kusshand.

*1 Das bekomm' ich mit Kusshand.

Der Preis für den betreffenden Gegenstand ist so mässig, dass ihn jeder Kauflustige nicht nur gern gewährt, sondern noch zum Zeichen des Dankes eine Kusshand zugibt. "Fünf Thaler gibt man mir jetzt für einen Sack Korn mit Kusshand", d. h. sehr gern.

*2 He gaf noch Kusshand to. - Eichwald, 726.


Küssmonat.

* Im küssmonat sein. - Murner, Ob der König vss engelland.

"Davon weiteres zu reden, ist ietz gar nit von nöten; vier sindt werlich erst im küssmonat; den ich hoff vnd trüw es würdt zu rechtfertigung in einem concilio kummen." (Kloster, IV, 939.)


Küste.

1 Die an der Küste wohnen, werden bald gute Schwimmer.

2 Längs der Küste fährt man am sichersten.

Warnt vor tollkühnem Wagen und empfiehlt Vorsicht.

3 Wenn man an der Küste ist, hört das Beten auf.

4 Wer an der Küste ist, hat nicht weit zum Meer.

Die Russen: Die Küste gehört schon zum Meere. (Altmann V, 74.)

*5 Er ist an hoher (niedriger) Küste.

Seine Sache steht gut (schlecht).

*6 Er sticht von der Küste.

Macht einen Anfang mit der Sache.


Küster.

1 Ad rigas, sagte der Küster, hatte anderthalb Jungens. (Osnabrück.)

2 De Köster es de Selfkant1 von de Geislechkeit. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 101.

1) Saum, Einfassung, Rand des Tuches.

3 Der Küster ist des Pfarrers Ohrenbläser. - Simrock, 6123.

4 Der Küster nimmt den Hut vorm Heiligen nicht ab.

"Man sagt im Sprichwort, der Costner oder Opperman thut den Hut für den Heylichen nicht ab; das macht die gewonheyt vnnd tägliche Beiwohnung." (Nigrinus, 441.)

5 Der Küster und der Paster, die rauchen Einen Knaster.

6 Ein newer Küster, ein newe stette für die Heiligen. - Petri, II, 217.

7 Es ist offtmals der Küster wol so gelert als der Pfarrherr. - Mathesy, 61a.

8 Köster geit, sagt der Bauer, dat Wiggen (weihen) will nit helpen. (Paderborn.) - Firmenich, I, 265, 22.

Um zu sagen, dass andere, bessere, energische Mittel nothwendig sind. Bezieht sich wahrscheinlich auf eine uns nicht bekannte Anekdote.

9 Köster un Pastor moten sick verdragen as Speck un Kohl. - Bueren, 776; Hauskalender, I.

Ist auch leicht, wenn nur die Nackenwirbel des Küsters gefügig, elastisch sind.

Span.: Sacristan de amen. (Bohn I, 255.)

[Spaltenumbruch] 17 Man küsst keinem den Arsch um einer Ohrfeige willen.

18 Man küsst offt das kind von der Mutter wegen.Franck, I, 87a; Latendorf, II, 21; Gruter, I, 57.

Seines Vortheils wegen thut man manches, was man sonst nicht thun würde. Auch die englischen Neger in Surinam sagen von einem, der aus diesem Antrieb handelt: Er küsst ein (aussatz-) krankes Kind der Freundin seiner Mutter wegen. Tunnicius (820): Men kusset dat kind umme der ammen willen. (Oscula praebantur puero nutricis amore.)

19 Man küsst oft die Hand, die man abhauen wollte.

Dän.: Han blotter sit hoved for det, som han ønskede at vaere afhugget. – Mangen kysser den haand som han saae gierne at være i albuen. – Man kysser ofte den haand han vilde afskaaven. (Prov. dan., 369.)

Schwed.: Man kysser offta dhen Hand, man giärna säge wara aff. (Grubb, 500.) – Man kysser dher offta handen, meener dher intet medh. (Grubb, 911.)

20 Mancher geht zu küssen aus und bringt Ohrfeigen nach Haus.

Engl.: Seek good and be ready for evil. (Gaal, 1746.)

21 Mancher kusst einen auff den Backen vnd schlägt jhn mit der faust in den Nacken.Henisch, 1024, 46; Simrock, 6120; Sailer, 122.

It.: Sotto pretesto di bontà si esercita ben spesso la malizia. (Pazzaglia, 210, 2.)

22 Nach dem Küssen, dem Liebeslecken, folgen zuletzt die braunen Flecken.Frischbier2, 2262.

23 'S Küsse is ka Sünd und's Greife gibt ka Kind. (Hechingen.)

24 Vom Küssen geht's aufs Kissen.Lohrengel, I, 689.

Die Russen: Wenn die obern Lippen der Dirne nicht mehr ziehen, wendet man sich an die untern. (Altmann VI, 478.)

Engl.: Free of her lips, free of her hips. (Bohn II, 46.)

25 Was man im küssen gibt, das behelt man vnuerschrt.Lehmann, 105, 27.

26 Wenn man einem auf das Küssen erlaubt, ist er nicht weit vom Bett.Gruter, III, 103.

27 Wer am besten küsst, das ist der Mann.

28 Wer nicht küssen mag, dem thut der Mund weh.

Böhm.: Koho mrzí libatí, říká: bolejí mĕ ústa. Čelakovsky, 75.)

29 Wer sich aufs Küssen legt, legt sich auch aufs Kissen (Bett).Gaal, 1060; Simrock, 6118.

30 Wer zu viel küsst, hat bald ausgeküsst.

Holl.: Te veel kussen, verdrijft den lust. (Harrebomée, I, 42.)

*31 Er kann mich küssen, wo ich keine Nase habe.

*32 Er küsst das Kind der Amme wegen.

Holl.: Hij kust het kind om der zoogster wille. (Harrebomée, I, 405a.)

*33 Er küsst von vorn und kratzt von hinten.

Frz.: Il est doux par devant et traître par derrière. (Kritzinger, 249a.)

*34 Köss mi, wo ek gen Ogen häb. (Deutz.)

*35 Küsch a Veigele in Mursch aran, wirst du haben a ledernes Batele. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Küss' ein Vöglein in Arsch hinein, so wirst du ein ledernes Beutelchen haben. Wird zu jemand gesagt, dem man nicht geben will, was er wünscht oder fordert.

*36 Küss' mich, da ich sitz'.

„Kum her vnd kiss mich, da ich sitz.“ (H. Sachs, Kurtzweilige Fastnachtspiel, III, CCCLXV, 1.)

*37 Küss' mich, wo der Buck el ein End' hat. (Nürtingen.)

Diese Einladung ist in folgendem Gespräch sehr witzig ausgedrückt: Fischer: Ee do, Sandschöpfer, du host's ganze Johr fläschfarbne Strümpf on. Sandschöpfer (barfuss): „Dass muss wohr sey, Peter; i hab aber a justament su a fläschfarbana Housa; die a hab i schoa, so lang i auf der Welt bin, und is erst ee Louch drinn. Dortron konnst geb Aisicht nämen, so oft da willst.“ (Sartorius, 218.)

*38 Küss' mich, wo ich schön bin. (Rottenburg.)

*39 Küss' mir den Buckel, aber wol unten. (Rottenburg.)

*40 Küss' mir den Buckel, wo die Haut ein Loch hat. (Rottenburg.)

*41 Küsse mich auf den Aermel.Eiselein, 405.

[Spaltenumbruch] *42 Küsse mich auf die lateinische Kunst.Eiselein, 405; Klosterspiegel, 33, 9; Simrock, 6122; Braun, I, 2110.

Sollen die Mönche gesagt haben für: Ellenbogen 6.

*43 Küsse mir den Ellenbogen!Fischart, Gesch.

*44 Küsst mer a Mund, wu mer furem Johre der Orss stund.Robinson, 673.

*45 Lasse du das Küssen, so darf ich nicht wischen.

*46 Sie küsst ihm das Geld aus der Tasche und die Schindeln vom Dache.

Um die Habsucht käuflicher Frauenzimmer zu schildern, sagen die Aegypter: Sie küsst den Liebhaber und reisst ihm die Zähne aus. (Burckhardt, 163.)


Küssenpfennig.

* Es ist ein Küssenpfennig.

In dem Sinne von Kümmelspalter (s. d.). „Ein küssen vnnd druckenpfennig oder nagen ranft, ein karger Filtz, der nicht gern essen sihet vnd zehlet einen die bissen in halss.“ (Mathesy, 212b.) „Rupertus, ein Abt von Babenberg, der ward vmb seines geits willen genannt: der Küssdenpfennig.“ (J. Stumpff, Kaiser Heinrich IV., Historie, Zürich MDLVI, S. XXIIa.)

Lat.: Cumini sector. (Erasm., 872.) – Ficum sector. (Seybold, 182.)


Küssetanz.

Nur ja, keinen Küssetanz, ich hab's Mädchen nicht danach. (Braunschweig.)


Kusshand.

*1 Das bekomm' ich mit Kusshand.

Der Preis für den betreffenden Gegenstand ist so mässig, dass ihn jeder Kauflustige nicht nur gern gewährt, sondern noch zum Zeichen des Dankes eine Kusshand zugibt. „Fünf Thaler gibt man mir jetzt für einen Sack Korn mit Kusshand“, d. h. sehr gern.

*2 He gaf noch Kusshand to.Eichwald, 726.


Küssmonat.

* Im küssmonat sein.Murner, Ob der König vss engelland.

„Davon weiteres zu reden, ist ietz gar nit von nöten; vier sindt werlich erst im küssmonat; den ich hoff vnd trüw es würdt zu rechtfertigung in einem concilio kummen.“ (Kloster, IV, 939.)


Küste.

1 Die an der Küste wohnen, werden bald gute Schwimmer.

2 Längs der Küste fährt man am sichersten.

Warnt vor tollkühnem Wagen und empfiehlt Vorsicht.

3 Wenn man an der Küste ist, hört das Beten auf.

4 Wer an der Küste ist, hat nicht weit zum Meer.

Die Russen: Die Küste gehört schon zum Meere. (Altmann V, 74.)

*5 Er ist an hoher (niedriger) Küste.

Seine Sache steht gut (schlecht).

*6 Er sticht von der Küste.

Macht einen Anfang mit der Sache.


Küster.

1 Ad rigas, sagte der Küster, hatte anderthalb Jungens. (Osnabrück.)

2 De Köster es de Selfkant1 von de Geislechkeit. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 101.

1) Saum, Einfassung, Rand des Tuches.

3 Der Küster ist des Pfarrers Ohrenbläser.Simrock, 6123.

4 Der Küster nimmt den Hut vorm Heiligen nicht ab.

„Man sagt im Sprichwort, der Costner oder Opperman thut den Hut für den Heylichen nicht ab; das macht die gewonheyt vnnd tägliche Beiwohnung.“ (Nigrinus, 441.)

5 Der Küster und der Paster, die rauchen Einen Knaster.

6 Ein newer Küster, ein newe stette für die Heiligen.Petri, II, 217.

7 Es ist offtmals der Küster wol so gelert als der Pfarrherr.Mathesy, 61a.

8 Köster geit, sagt der Bauer, dat Wiggen (weihen) will nit helpen. (Paderborn.) – Firmenich, I, 265, 22.

Um zu sagen, dass andere, bessere, energische Mittel nothwendig sind. Bezieht sich wahrscheinlich auf eine uns nicht bekannte Anekdote.

9 Köster un Pastor môten sick verdragen as Speck un Kohl.Bueren, 776; Hauskalender, I.

Ist auch leicht, wenn nur die Nackenwirbel des Küsters gefügig, elastisch sind.

Span.: Sacristan de amen. (Bohn I, 255.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0874" n="[868]"/><cb n="1735"/>
17 Man küsst keinem den Arsch um einer Ohrfeige willen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Man küsst offt das kind von der Mutter wegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 87<hi rendition="#sup">a</hi>; Latendorf, II, 21; Gruter, I, 57.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Seines Vortheils wegen thut man manches, was man sonst nicht thun würde. Auch die englischen Neger in Surinam sagen von einem, der aus diesem Antrieb handelt: Er küsst ein (aussatz-) krankes Kind der Freundin seiner Mutter wegen. <hi rendition="#i">Tunnicius (820)</hi>: Men kusset dat kind umme der ammen willen. (Oscula praebantur puero nutricis amore.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Man küsst oft die Hand, die man abhauen wollte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Han blotter sit hoved for det, som han ønskede at vaere afhugget. &#x2013; Mangen kysser den haand som han saae gierne at være i albuen. &#x2013; Man kysser ofte den haand han vilde afskaaven. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 369.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Man kysser offta dhen Hand, man giärna säge wara aff. (<hi rendition="#i">Grubb, 500.</hi>) &#x2013; Man kysser dher offta handen, meener dher intet medh. (<hi rendition="#i">Grubb, 911.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Mancher geht zu küssen aus und bringt Ohrfeigen nach Haus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Seek good and be ready for evil. (<hi rendition="#i">Gaal, 1746.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Mancher kusst einen auff den Backen vnd schlägt jhn mit der faust in den Nacken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1024, 46; Simrock, 6120; Sailer, 122.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Sotto pretesto di bontà si esercita ben spesso la malizia. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 210, 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Nach dem Küssen, dem Liebeslecken, folgen zuletzt die braunen Flecken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2262.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 'S Küsse is ka Sünd und's Greife gibt ka Kind.</hi> (<hi rendition="#i">Hechingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Vom Küssen geht's aufs Kissen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, I, 689.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wenn die obern Lippen der Dirne nicht mehr ziehen, wendet man sich an die untern. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 478.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Free of her lips, free of her hips. (<hi rendition="#i">Bohn II, 46.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Was man im küssen gibt, das behelt man vnuerschrt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 105, 27.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Wenn man einem auf das Küssen erlaubt, ist er nicht weit vom Bett.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 103.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">27 Wer am besten küsst, das ist der Mann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Wer nicht küssen mag, dem thut der Mund weh.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Koho mrzí libatí, &#x0159;íká: bolejí m&#x0115; ústa. &#x010C;elakovsky, 75.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Wer sich aufs Küssen legt, legt sich auch aufs Kissen (Bett).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gaal, 1060; Simrock, 6118.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Wer zu viel küsst, hat bald ausgeküsst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Te veel kussen, verdrijft den lust. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 42.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Er kann mich küssen, wo ich keine Nase habe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*32 Er küsst das Kind der Amme wegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij kust het kind om der zoogster wille. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 405<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*33 Er küsst von vorn und kratzt von hinten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il est doux par devant et traître par derrière. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 249<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Köss mi, wo ek gen Ogen häb.</hi> (<hi rendition="#i">Deutz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Küsch a Veigele in Mursch aran, wirst du haben a ledernes Batele.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Küss' ein Vöglein in Arsch hinein, so wirst du ein ledernes Beutelchen haben. Wird zu jemand gesagt, dem man nicht geben will, was er wünscht oder fordert.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Küss' mich, da ich sitz'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Kum her vnd kiss mich, da ich sitz.&#x201C; (<hi rendition="#i">H. Sachs, Kurtzweilige Fastnachtspiel, III, CCCLXV, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*37 Küss' mich, wo der Buck el ein End' hat.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Einladung ist in folgendem Gespräch sehr witzig ausgedrückt: Fischer: Ee do, Sandschöpfer, du host's ganze Johr fläschfarbne Strümpf on. Sandschöpfer (barfuss): &#x201E;Dass muss wohr sey, Peter; i hab aber a justament su a fläschfarbana Housa; die a hab i schoa, so lang i auf der Welt bin, und is erst ee Louch drinn. Dortron konnst geb Aisicht nämen, so oft da willst.&#x201C; (<hi rendition="#i">Sartorius, 218.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*38 Küss' mich, wo ich schön bin.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*39 Küss' mir den Buckel, aber wol unten.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*40 Küss' mir den Buckel, wo die Haut ein Loch hat.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*41 Küsse mich auf den Aermel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 405.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1736"/>
*42 Küsse mich auf die lateinische Kunst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 405; Klosterspiegel, 33, 9; Simrock, 6122; Braun, I, 2110.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sollen die Mönche gesagt haben für: Ellenbogen 6.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*43 Küsse mir den Ellenbogen!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*44 Küsst mer a Mund, wu mer furem Johre der Orss stund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 673.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*45 Lasse du das Küssen, so darf ich nicht wischen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*46 Sie küsst ihm das Geld aus der Tasche und die Schindeln vom Dache.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um die Habsucht käuflicher Frauenzimmer zu schildern, sagen die Aegypter: Sie küsst den Liebhaber und reisst ihm die Zähne aus. (<hi rendition="#i">Burckhardt, 163.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Küssenpfennig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Küssenpfennig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne von  Kümmelspalter (s. d.). &#x201E;Ein küssen vnnd druckenpfennig oder nagen ranft, ein karger Filtz, der nicht gern essen sihet vnd zehlet einen die bissen in halss.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesy, 212<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) &#x201E;Rupertus, ein Abt von Babenberg, der ward vmb seines geits willen genannt: der Küssdenpfennig.&#x201C; (<hi rendition="#i">J. Stumpff, Kaiser Heinrich IV., Historie, Zürich MDLVI, S. XXII<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cumini sector. (<hi rendition="#i">Erasm., 872.</hi>) &#x2013; Ficum sector. (<hi rendition="#i">Seybold, 182.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Küssetanz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Nur ja, keinen Küssetanz, ich hab's Mädchen nicht danach.</hi> (<hi rendition="#i">Braunschweig.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kusshand.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Das bekomm' ich mit Kusshand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Preis für den betreffenden Gegenstand ist so mässig, dass ihn jeder Kauflustige nicht nur gern gewährt, sondern noch zum Zeichen des Dankes eine Kusshand zugibt. &#x201E;Fünf Thaler gibt man mir jetzt für einen Sack Korn mit Kusshand&#x201C;, d. h. sehr gern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 He gaf noch Kusshand to.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 726.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Küssmonat.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Im küssmonat sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Ob der König vss engelland.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Davon weiteres zu reden, ist ietz gar nit von nöten; vier sindt werlich erst im küssmonat; den ich hoff vnd trüw es würdt zu rechtfertigung in einem concilio kummen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Kloster, IV, 939.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Küste.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die an der Küste wohnen, werden bald gute Schwimmer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Längs der Küste fährt man am sichersten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Warnt vor tollkühnem Wagen und empfiehlt Vorsicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wenn man an der Küste ist, hört das Beten auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer an der Küste ist, hat nicht weit zum Meer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Die Küste gehört schon zum Meere. (<hi rendition="#i">Altmann V, 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Er ist an hoher (niedriger) Küste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Seine Sache steht gut (schlecht).</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er sticht von der Küste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Macht einen Anfang mit der Sache.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Küster.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ad rigas, sagte der Küster, hatte anderthalb Jungens.</hi> (<hi rendition="#i">Osnabrück.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 De Köster es de Selfkant<hi rendition="#sup">1</hi> von de Geislechkeit.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 401, 101.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Saum, Einfassung, Rand des Tuches.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der Küster ist des Pfarrers Ohrenbläser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 6123.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Der Küster nimmt den Hut vorm Heiligen nicht ab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Man sagt im Sprichwort, der Costner oder Opperman thut den Hut für den Heylichen nicht ab; das macht die gewonheyt vnnd tägliche Beiwohnung.&#x201C; (<hi rendition="#i">Nigrinus, 441.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Der Küster und der Paster, die rauchen Einen Knaster.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Ein newer Küster, ein newe stette für die Heiligen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 217.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Es ist offtmals der Küster wol so gelert als der Pfarrherr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 61<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Köster geit, sagt der Bauer, dat Wiggen (weihen) will nit helpen.</hi> (<hi rendition="#i">Paderborn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 265, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen, dass andere, bessere, energische Mittel nothwendig sind. Bezieht sich wahrscheinlich auf eine uns nicht bekannte Anekdote.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Köster un Pastor môten sick verdragen as Speck un Kohl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 776; Hauskalender, I.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist auch leicht, wenn nur die Nackenwirbel des Küsters gefügig, elastisch sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Sacristan de amen. (<hi rendition="#i">Bohn I, 255.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[868]/0874] 17 Man küsst keinem den Arsch um einer Ohrfeige willen. 18 Man küsst offt das kind von der Mutter wegen. – Franck, I, 87a; Latendorf, II, 21; Gruter, I, 57. Seines Vortheils wegen thut man manches, was man sonst nicht thun würde. Auch die englischen Neger in Surinam sagen von einem, der aus diesem Antrieb handelt: Er küsst ein (aussatz-) krankes Kind der Freundin seiner Mutter wegen. Tunnicius (820): Men kusset dat kind umme der ammen willen. (Oscula praebantur puero nutricis amore.) 19 Man küsst oft die Hand, die man abhauen wollte. Dän.: Han blotter sit hoved for det, som han ønskede at vaere afhugget. – Mangen kysser den haand som han saae gierne at være i albuen. – Man kysser ofte den haand han vilde afskaaven. (Prov. dan., 369.) Schwed.: Man kysser offta dhen Hand, man giärna säge wara aff. (Grubb, 500.) – Man kysser dher offta handen, meener dher intet medh. (Grubb, 911.) 20 Mancher geht zu küssen aus und bringt Ohrfeigen nach Haus. Engl.: Seek good and be ready for evil. (Gaal, 1746.) 21 Mancher kusst einen auff den Backen vnd schlägt jhn mit der faust in den Nacken. – Henisch, 1024, 46; Simrock, 6120; Sailer, 122. It.: Sotto pretesto di bontà si esercita ben spesso la malizia. (Pazzaglia, 210, 2.) 22 Nach dem Küssen, dem Liebeslecken, folgen zuletzt die braunen Flecken. – Frischbier2, 2262. 23 'S Küsse is ka Sünd und's Greife gibt ka Kind. (Hechingen.) 24 Vom Küssen geht's aufs Kissen. – Lohrengel, I, 689. Die Russen: Wenn die obern Lippen der Dirne nicht mehr ziehen, wendet man sich an die untern. (Altmann VI, 478.) Engl.: Free of her lips, free of her hips. (Bohn II, 46.) 25 Was man im küssen gibt, das behelt man vnuerschrt. – Lehmann, 105, 27. 26 Wenn man einem auf das Küssen erlaubt, ist er nicht weit vom Bett. – Gruter, III, 103. 27 Wer am besten küsst, das ist der Mann. 28 Wer nicht küssen mag, dem thut der Mund weh. Böhm.: Koho mrzí libatí, říká: bolejí mĕ ústa. Čelakovsky, 75.) 29 Wer sich aufs Küssen legt, legt sich auch aufs Kissen (Bett). – Gaal, 1060; Simrock, 6118. 30 Wer zu viel küsst, hat bald ausgeküsst. Holl.: Te veel kussen, verdrijft den lust. (Harrebomée, I, 42.) *31 Er kann mich küssen, wo ich keine Nase habe. *32 Er küsst das Kind der Amme wegen. Holl.: Hij kust het kind om der zoogster wille. (Harrebomée, I, 405a.) *33 Er küsst von vorn und kratzt von hinten. Frz.: Il est doux par devant et traître par derrière. (Kritzinger, 249a.) *34 Köss mi, wo ek gen Ogen häb. (Deutz.) *35 Küsch a Veigele in Mursch aran, wirst du haben a ledernes Batele. (Jüd.-deutsch. Brody.) Küss' ein Vöglein in Arsch hinein, so wirst du ein ledernes Beutelchen haben. Wird zu jemand gesagt, dem man nicht geben will, was er wünscht oder fordert. *36 Küss' mich, da ich sitz'. „Kum her vnd kiss mich, da ich sitz.“ (H. Sachs, Kurtzweilige Fastnachtspiel, III, CCCLXV, 1.) *37 Küss' mich, wo der Buck el ein End' hat. (Nürtingen.) Diese Einladung ist in folgendem Gespräch sehr witzig ausgedrückt: Fischer: Ee do, Sandschöpfer, du host's ganze Johr fläschfarbne Strümpf on. Sandschöpfer (barfuss): „Dass muss wohr sey, Peter; i hab aber a justament su a fläschfarbana Housa; die a hab i schoa, so lang i auf der Welt bin, und is erst ee Louch drinn. Dortron konnst geb Aisicht nämen, so oft da willst.“ (Sartorius, 218.) *38 Küss' mich, wo ich schön bin. (Rottenburg.) *39 Küss' mir den Buckel, aber wol unten. (Rottenburg.) *40 Küss' mir den Buckel, wo die Haut ein Loch hat. (Rottenburg.) *41 Küsse mich auf den Aermel. – Eiselein, 405. *42 Küsse mich auf die lateinische Kunst. – Eiselein, 405; Klosterspiegel, 33, 9; Simrock, 6122; Braun, I, 2110. Sollen die Mönche gesagt haben für: Ellenbogen 6. *43 Küsse mir den Ellenbogen! – Fischart, Gesch. *44 Küsst mer a Mund, wu mer furem Johre der Orss stund. – Robinson, 673. *45 Lasse du das Küssen, so darf ich nicht wischen. *46 Sie küsst ihm das Geld aus der Tasche und die Schindeln vom Dache. Um die Habsucht käuflicher Frauenzimmer zu schildern, sagen die Aegypter: Sie küsst den Liebhaber und reisst ihm die Zähne aus. (Burckhardt, 163.) Küssenpfennig. * Es ist ein Küssenpfennig. In dem Sinne von Kümmelspalter (s. d.). „Ein küssen vnnd druckenpfennig oder nagen ranft, ein karger Filtz, der nicht gern essen sihet vnd zehlet einen die bissen in halss.“ (Mathesy, 212b.) „Rupertus, ein Abt von Babenberg, der ward vmb seines geits willen genannt: der Küssdenpfennig.“ (J. Stumpff, Kaiser Heinrich IV., Historie, Zürich MDLVI, S. XXIIa.) Lat.: Cumini sector. (Erasm., 872.) – Ficum sector. (Seybold, 182.) Küssetanz. Nur ja, keinen Küssetanz, ich hab's Mädchen nicht danach. (Braunschweig.) Kusshand. *1 Das bekomm' ich mit Kusshand. Der Preis für den betreffenden Gegenstand ist so mässig, dass ihn jeder Kauflustige nicht nur gern gewährt, sondern noch zum Zeichen des Dankes eine Kusshand zugibt. „Fünf Thaler gibt man mir jetzt für einen Sack Korn mit Kusshand“, d. h. sehr gern. *2 He gaf noch Kusshand to. – Eichwald, 726. Küssmonat. * Im küssmonat sein. – Murner, Ob der König vss engelland. „Davon weiteres zu reden, ist ietz gar nit von nöten; vier sindt werlich erst im küssmonat; den ich hoff vnd trüw es würdt zu rechtfertigung in einem concilio kummen.“ (Kloster, IV, 939.) Küste. 1 Die an der Küste wohnen, werden bald gute Schwimmer. 2 Längs der Küste fährt man am sichersten. Warnt vor tollkühnem Wagen und empfiehlt Vorsicht. 3 Wenn man an der Küste ist, hört das Beten auf. 4 Wer an der Küste ist, hat nicht weit zum Meer. Die Russen: Die Küste gehört schon zum Meere. (Altmann V, 74.) *5 Er ist an hoher (niedriger) Küste. Seine Sache steht gut (schlecht). *6 Er sticht von der Küste. Macht einen Anfang mit der Sache. Küster. 1 Ad rigas, sagte der Küster, hatte anderthalb Jungens. (Osnabrück.) 2 De Köster es de Selfkant1 von de Geislechkeit. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 101. 1) Saum, Einfassung, Rand des Tuches. 3 Der Küster ist des Pfarrers Ohrenbläser. – Simrock, 6123. 4 Der Küster nimmt den Hut vorm Heiligen nicht ab. „Man sagt im Sprichwort, der Costner oder Opperman thut den Hut für den Heylichen nicht ab; das macht die gewonheyt vnnd tägliche Beiwohnung.“ (Nigrinus, 441.) 5 Der Küster und der Paster, die rauchen Einen Knaster. 6 Ein newer Küster, ein newe stette für die Heiligen. – Petri, II, 217. 7 Es ist offtmals der Küster wol so gelert als der Pfarrherr. – Mathesy, 61a. 8 Köster geit, sagt der Bauer, dat Wiggen (weihen) will nit helpen. (Paderborn.) – Firmenich, I, 265, 22. Um zu sagen, dass andere, bessere, energische Mittel nothwendig sind. Bezieht sich wahrscheinlich auf eine uns nicht bekannte Anekdote. 9 Köster un Pastor môten sick verdragen as Speck un Kohl. – Bueren, 776; Hauskalender, I. Ist auch leicht, wenn nur die Nackenwirbel des Küsters gefügig, elastisch sind. Span.: Sacristan de amen. (Bohn I, 255.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/874
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [868]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/874>, abgerufen am 24.11.2024.