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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 2 Landrecht hebt gemeines Recht auf. - Graf, 25, 270.

Die Russen: Lootsenrecht geht für Kapitänsrecht. (Altmann V, 83.)

Altfr.: Dat land riucht nympt op dat scrivun riucht. (Hettema, XXIX, 9, 238.)


Landrichter.

1 Der Landrichter fuchst die Bauern. - Globus, VIII.

2 Der Landrichter richtet zum Gut hin. - Graf, 437, 504.

Während bei persönlichen Klagen der Wohnsitz des Beklagten das zuständige Gericht bestimmte, verlangte die dingliche Klage, wo es sich um Erb und Eigen handelte, den Ort der belegenen Sache als Gerichtsstätte, schon der genauern Beweisführung wegen. "Der Landrichter soll richten hin zu dem Gut." (Lünig, I, 347.)


Landschaden.

Et is en Landschaden, sag' de Biur, as de Kauh in 't Water scheut. (Sauerland.)


Landschaft.

Ehrliche Landschafft erhelt gute Nachbarschafft. - Henisch, 804, 56.


Landschrap.

Landschrap is beter as Schepelschrap. - Schambach, II, 282.

Es ist besser auf den Aeckern (mit der sogenannten Smachtharke) die liegengebliebenen, nicht mit eingebundenen einzelnen Aehren zusammenzuharken, als im Scheffel die einzelnen Körner zusammenzukratzen. Auch wol in dem Sinne: es ist besser das Getreide selbst zu ernten als zu kaufen.


Landsiedel.

Der Landsiedel ist sich selber Hausherr. - Graf, 381, 506.

Will sagen, dass es in Betreff der Vortheile und Rechte, die der Hausfriede biete, wie hinsichtlich der Störung desselben gar nicht darauf ankomme, ob der Betreffende Eigenthümer des von ihm bewohnten Hauses sei; dass vielmehr der Miether oder der Pächter in seinen vier Pfählen ebenso gut Hausfrieden habe, als wenn er Eigenthümer sei; dass er als Miether sogar gegen den Eigenthümer alle Hausrechte gebrauchen könne, wenn dieser es sich einfallen liesse, ihn in seiner Wohnung zu belästigen. (S. Haus 289 und Hausfriede 2.)


Landsknecht.

1 Aller Landsknechte Mutter ist noch nicht gestorben. - Eiselein, 409; Simrock, 6173.

2 Ein barmhertziger Landsknecht ist für Gott ein Martyrer. - Petri, II, 167.

3 Ein Landsknecht allzu kurtz verhauen, hupfft als wie ein Alster in der Auen. - Sutor, 58.

4 Ein Landsknecht muss drei Kriegszüge thun, ehe er ein ehrlicher Mann wird.

Nach dem ersten Zuge soll er zu Hause kommen und zerrissene Kleider anhaben; nach dem zweiten soll er zu Hause kommen und eine Schramme auf einem Backen mitbringen, viel von Stürmen, Schlachten, Scharmützeln u. s. w. zu sagen wissen, durch die Schramme aber beweisen, dass er ein Landsknechtszeichen bekommen habe. Und beim dritten mal soll er auf einem hübschen Gaul, wohlgeputzt, nach Hause kommen, und den Beutel voller Geld mitbringen, dass er ganze Kronen als Beutepfennige auszutheilen habe. (Vgl. Soldatenleben im Dreissigjährigen Kriege, in den Grenzboten, 1859, Nr. 30, und Kriegsordnung zu Wasser und zu Lande von Adam Junghans von der Olnitz, Köln 1598.)

5 Ein Landsknecht muss Spitzen von Radnägeln verdauen können.

6 Ein Landsknecht soll stets bei sich hegen: schön Hur', langen Spiess und kurzen Degen.

7 Ein Landsknecht vnd ein Beckerschwein, die sollen allzeit voll seyn, denn sie nicht können die Zeit ausrechen, wenn man jhnen wird die Kehl abstechen. - Petri, III, 5.

8 Ein Landsknecht (Lanzknecht) vnd ein Beckerschwein wollen allzeit gemästet (wohl gefüttert) seyn. - Gruter, III, 61; Henisch, 227, 68; Lehmann, II, 376, 4; Sutor, 37; Sailer, 102; Körte, 3682; Braun, I, 2152.

Bei Sutor mit dem Zusatz: dieweil sie niemals wissen nicht, wenn man sie würgt oder niedersticht. Landsknechte oder Lanzenknechte nannte man im 15. Jahrhundert die Miethstruppen, welche Fürsten in Ermangelung stehender Heere in Sold nahmen, wenn ihre Vasallenmacht zu einer Fehde nicht hinreichend war. Ihre Waffen waren Schwert und Lanze. Sobald die Fehde beendet war, wurden sie entlassen und abenteuerten darauf so lange im Lande herum, bis sie wieder angeworben wurden.

[Spaltenumbruch] 9 Es sind nit all landsknecht, die lang spiess tragen. - Franck, II, 89a; Tappius, 129a; Petri, II, 294; Lehmann, II, 139, 104; Simrock, 6174; Körte, 3680 u. 4620; Braun, I, 2151; Grubb, 373.

Die Russen: Es sind nicht alle Helden, welche die Schärpe tragen. (Reinsberg IV, 18.) (S. Jäger 44-47, wo es Reinsberg IV statt III heissen soll.)

Holl.: Het zijn al geene lansknechten, die lange spietsen dragen. (Harrebomee, II, 8.)

Lat.: Multi Thyrsigeri, pauci Bacchi. (Erasm., 858.)

Ung.: Nem mind Ur, ki oldalba szur. (Gaal, 1028.)

10 Landsknecht ins Feld, Bawren hinter den Pflug vnd Burger auff den Wall. - Petri, II, 431.

11 Landsknecht verkauffen jhre Haut vmb wenig Geld. - Petri, II, 431.

12 Landsknechte bedürfen keiner Katzen, sie können wol selber mausen.

13 Landsknechte haben zur Arbeit krumme Finger und lahme Hände, aber zu Mausereien und Beuteholen sind alle krummen Hände gerade geworden. - G. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, II, 55.

14 Landsknechte lassen nichts liegen als Mühlsteine und glühend Eisen.

Holl.: De krijgers laten niets achter, dan dat hun te heet of te zwaar is. (Harrebomee, I, 450b.)

15 Man findt selten ein alten Landsknecht. - Franck, Zeytbuch, CCXXXb.

16 Man zeucht vil Landsknecht auff mit einer Tonnen voll Buttermilch. - Henisch, 573, 62; Petri, III, 10.

17 Wo die Landsknecht siden vnd braten vnd die Gaistlichen (Pfaffen) zu Weltlichen sachen (Dingen) rathen vnd die Weiber führen das Regiment, da nimbts selten ein gut end. - Gruter, III, 116; Lehmann, 439, 81; Petri, II, 807; Lehmann, II, 883, 317; Schamelius, 48; Körte, 3682a; A. Stöber, Alsatia, 1854-55, S. 256.

Alte Inschrift in der Drachengasse zu Strasburg (1588). - In den Strasburger Geschichten (S. 67) heisst es: "Im angegebenen Jahre sah es im Elsass traurig aus. Es lag grossentheils verwüstet durch Krieg, welchen die Streitigkeiten der katholischen und protestantischen Domherren des hohen Stifts Strasburg herbeigeführt und wobei die bischöflichen und lothringischen Landsknechte das arme Landvolk schwer heimsuchten."

*18 Er hat in Landsknechts Bett geschlafen.

Auf der Erde, unter freiem Himmel, es hängen ihm keine Federn in den Haaren.

*19 Sich wie ein Landsknecht schlagen. - Körte, 3681.

Die Landsknechte zeichneten sich durch Tapferkeit, die sehr häufig an Tollkühnheit grenzte, aus; sie waren aber nicht frei von Grausamkeit.


Landsknechtsehe.

Landsknechtsehen werden im Meyen gemacht, die wehren nicht lenger denn der Sommer. - Petri, II, 431.

Lat.: Mense maio nubunt malae. (Philippi, II, 246.)


Landsleute.

1 Landsleut, schandsleut. - Franck, I, 88a; Petri, II, 430; Latendorf II, 21; Körte, 3684.

2 Vül Launtslaid, vül Huntsfida. (Steiermark.) - Firmenich, II, 768, 101.

Viel Landsleute, viel Hundsfötter.


Landsmann.

1 Besser einem Landsmann die Schuhe putzen, als einem Ausländer die Füsse küssen. - Opel, 381.

Dän.: Bedre at strygge sin landsmans sko, end kysse en udlaendings födder. (Prov, dan., 535.) Die Dänen thun einem Landsmann aber auch Gutes, damit er wieder Gutes thue, und einem Fremden, damit er ihnen nichts Böses thue: Man giör en Dannemand til gode, for man vil have godt af ham; og en skalk at man ei vil have ondt af ham. (Prov. dan., 107.)

2 Blif gesund, Landsmann, wenn't denn ok Stakelforken hagelt.

3 Landssman, schandssmann, weysst du was, so schweig. - Agricola, I, 59; Franck, II, 183a; Egenolff, 32a; Gruter, I, 54; Petri, II, 430; Schottel, 1145a; Sutor, 613; Eiselein, 409; Simrock, 6175; Körte, 3684 u. 4625; Graf, 457, 516.

Bei Tunnicius (673): Landesmann - schandesmann. (Multis de decori fit conterraneus unus.) Nur der,

[Spaltenumbruch] 2 Landrecht hebt gemeines Recht auf.Graf, 25, 270.

Die Russen: Lootsenrecht geht für Kapitänsrecht. (Altmann V, 83.)

Altfr.: Dat land riucht nympt op dat scrivun riucht. (Hettema, XXIX, 9, 238.)


Landrichter.

1 Der Landrichter fuchst die Bauern.Globus, VIII.

2 Der Landrichter richtet zum Gut hin.Graf, 437, 504.

Während bei persönlichen Klagen der Wohnsitz des Beklagten das zuständige Gericht bestimmte, verlangte die dingliche Klage, wo es sich um Erb und Eigen handelte, den Ort der belegenen Sache als Gerichtsstätte, schon der genauern Beweisführung wegen. „Der Landrichter soll richten hin zu dem Gut.“ (Lünig, I, 347.)


Landschaden.

Et is en Landschaden, sag' de Biur, as de Kauh in 't Water scheut. (Sauerland.)


Landschaft.

Ehrliche Landschafft erhelt gute Nachbarschafft.Henisch, 804, 56.


Landschrap.

Landschrap is beter as Schepelschrap.Schambach, II, 282.

Es ist besser auf den Aeckern (mit der sogenannten Smachtharke) die liegengebliebenen, nicht mit eingebundenen einzelnen Aehren zusammenzuharken, als im Scheffel die einzelnen Körner zusammenzukratzen. Auch wol in dem Sinne: es ist besser das Getreide selbst zu ernten als zu kaufen.


Landsiedel.

Der Landsiedel ist sich selber Hausherr.Graf, 381, 506.

Will sagen, dass es in Betreff der Vortheile und Rechte, die der Hausfriede biete, wie hinsichtlich der Störung desselben gar nicht darauf ankomme, ob der Betreffende Eigenthümer des von ihm bewohnten Hauses sei; dass vielmehr der Miether oder der Pächter in seinen vier Pfählen ebenso gut Hausfrieden habe, als wenn er Eigenthümer sei; dass er als Miether sogar gegen den Eigenthümer alle Hausrechte gebrauchen könne, wenn dieser es sich einfallen liesse, ihn in seiner Wohnung zu belästigen. (S. Haus 289 und Hausfriede 2.)


Landsknecht.

1 Aller Landsknechte Mutter ist noch nicht gestorben.Eiselein, 409; Simrock, 6173.

2 Ein barmhertziger Landsknecht ist für Gott ein Martyrer.Petri, II, 167.

3 Ein Landsknecht allzu kurtz verhauen, hupfft als wie ein Alster in der Auen.Sutor, 58.

4 Ein Landsknecht muss drei Kriegszüge thun, ehe er ein ehrlicher Mann wird.

Nach dem ersten Zuge soll er zu Hause kommen und zerrissene Kleider anhaben; nach dem zweiten soll er zu Hause kommen und eine Schramme auf einem Backen mitbringen, viel von Stürmen, Schlachten, Scharmützeln u. s. w. zu sagen wissen, durch die Schramme aber beweisen, dass er ein Landsknechtszeichen bekommen habe. Und beim dritten mal soll er auf einem hübschen Gaul, wohlgeputzt, nach Hause kommen, und den Beutel voller Geld mitbringen, dass er ganze Kronen als Beutepfennige auszutheilen habe. (Vgl. Soldatenleben im Dreissigjährigen Kriege, in den Grenzboten, 1859, Nr. 30, und Kriegsordnung zu Wasser und zu Lande von Adam Junghans von der Olnitz, Köln 1598.)

5 Ein Landsknecht muss Spitzen von Radnägeln verdauen können.

6 Ein Landsknecht soll stets bei sich hegen: schön Hur', langen Spiess und kurzen Degen.

7 Ein Landsknecht vnd ein Beckerschwein, die sollen allzeit voll seyn, denn sie nicht können die Zeit ausrechen, wenn man jhnen wird die Kehl abstechen.Petri, III, 5.

8 Ein Landsknecht (Lanzknecht) vnd ein Beckerschwein wollen allzeit gemästet (wohl gefüttert) seyn.Gruter, III, 61; Henisch, 227, 68; Lehmann, II, 376, 4; Sutor, 37; Sailer, 102; Körte, 3682; Braun, I, 2152.

Bei Sutor mit dem Zusatz: dieweil sie niemals wissen nicht, wenn man sie würgt oder niedersticht. Landsknechte oder Lanzenknechte nannte man im 15. Jahrhundert die Miethstruppen, welche Fürsten in Ermangelung stehender Heere in Sold nahmen, wenn ihre Vasallenmacht zu einer Fehde nicht hinreichend war. Ihre Waffen waren Schwert und Lanze. Sobald die Fehde beendet war, wurden sie entlassen und abenteuerten darauf so lange im Lande herum, bis sie wieder angeworben wurden.

[Spaltenumbruch] 9 Es sind nit all landsknecht, die lang spiess tragen.Franck, II, 89a; Tappius, 129a; Petri, II, 294; Lehmann, II, 139, 104; Simrock, 6174; Körte, 3680 u. 4620; Braun, I, 2151; Grubb, 373.

Die Russen: Es sind nicht alle Helden, welche die Schärpe tragen. (Reinsberg IV, 18.) (S. Jäger 44-47, wo es Reinsberg IV statt III heissen soll.)

Holl.: Het zijn al geene lansknechten, die lange spietsen dragen. (Harrebomée, II, 8.)

Lat.: Multi Thyrsigeri, pauci Bacchi. (Erasm., 858.)

Ung.: Nem mind Ur, ki oldalba szur. (Gaal, 1028.)

10 Landsknecht ins Feld, Bawren hinter den Pflug vnd Burger auff den Wall.Petri, II, 431.

11 Landsknecht verkauffen jhre Haut vmb wenig Geld.Petri, II, 431.

12 Landsknechte bedürfen keiner Katzen, sie können wol selber mausen.

13 Landsknechte haben zur Arbeit krumme Finger und lahme Hände, aber zu Mausereien und Beuteholen sind alle krummen Hände gerade geworden.G. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, II, 55.

14 Landsknechte lassen nichts liegen als Mühlsteine und glühend Eisen.

Holl.: De krijgers laten niets achter, dan dat hun te heet of te zwaar is. (Harrebomée, I, 450b.)

15 Man findt selten ein alten Landsknecht.Franck, Zeytbuch, CCXXXb.

16 Man zeucht vil Landsknecht auff mit einer Tonnen voll Buttermilch.Henisch, 573, 62; Petri, III, 10.

17 Wo die Landsknecht siden vnd braten vnd die Gaistlichen (Pfaffen) zu Weltlichen sachen (Dingen) rathen vnd die Weiber führen das Regiment, da nimbts selten ein gut end.Gruter, III, 116; Lehmann, 439, 81; Petri, II, 807; Lehmann, II, 883, 317; Schamelius, 48; Körte, 3682a; A. Stöber, Alsatia, 1854-55, S. 256.

Alte Inschrift in der Drachengasse zu Strasburg (1588). – In den Strasburger Geschichten (S. 67) heisst es: „Im angegebenen Jahre sah es im Elsass traurig aus. Es lag grossentheils verwüstet durch Krieg, welchen die Streitigkeiten der katholischen und protestantischen Domherren des hohen Stifts Strasburg herbeigeführt und wobei die bischöflichen und lothringischen Landsknechte das arme Landvolk schwer heimsuchten.“

*18 Er hat in Landsknechts Bett geschlafen.

Auf der Erde, unter freiem Himmel, es hängen ihm keine Federn in den Haaren.

*19 Sich wie ein Landsknecht schlagen.Körte, 3681.

Die Landsknechte zeichneten sich durch Tapferkeit, die sehr häufig an Tollkühnheit grenzte, aus; sie waren aber nicht frei von Grausamkeit.


Landsknechtsehe.

Landsknechtsehen werden im Meyen gemacht, die wehren nicht lenger denn der Sommer.Petri, II, 431.

Lat.: Mense maio nubunt malae. (Philippi, II, 246.)


Landsleute.

1 Landsleut, schandsleut.Franck, I, 88a; Petri, II, 430; Latendorf II, 21; Körte, 3684.

2 Vül Launtslaid, vül Huntsfida. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 101.

Viel Landsleute, viel Hundsfötter.


Landsmann.

1 Besser einem Landsmann die Schuhe putzen, als einem Ausländer die Füsse küssen.Opel, 381.

Dän.: Bedre at strygge sin landsmans sko, end kysse en udlændings fødder. (Prov, dan., 535.) Die Dänen thun einem Landsmann aber auch Gutes, damit er wieder Gutes thue, und einem Fremden, damit er ihnen nichts Böses thue: Man giør en Dannemand til gode, for man vil have godt af ham; og en skalk at man ei vil have ondt af ham. (Prov. dan., 107.)

2 Blif gesund, Landsmann, wenn't denn ok Stakelforken hagelt.

3 Landssman, schandssmann, weysst du was, so schweig.Agricola, I, 59; Franck, II, 183a; Egenolff, 32a; Gruter, I, 54; Petri, II, 430; Schottel, 1145a; Sutor, 613; Eiselein, 409; Simrock, 6175; Körte, 3684 u. 4625; Graf, 457, 516.

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[[890]/0896] 2 Landrecht hebt gemeines Recht auf. – Graf, 25, 270. Die Russen: Lootsenrecht geht für Kapitänsrecht. (Altmann V, 83.) Altfr.: Dat land riucht nympt op dat scrivun riucht. (Hettema, XXIX, 9, 238.) Landrichter. 1 Der Landrichter fuchst die Bauern. – Globus, VIII. 2 Der Landrichter richtet zum Gut hin. – Graf, 437, 504. Während bei persönlichen Klagen der Wohnsitz des Beklagten das zuständige Gericht bestimmte, verlangte die dingliche Klage, wo es sich um Erb und Eigen handelte, den Ort der belegenen Sache als Gerichtsstätte, schon der genauern Beweisführung wegen. „Der Landrichter soll richten hin zu dem Gut.“ (Lünig, I, 347.) Landschaden. Et is en Landschaden, sag' de Biur, as de Kauh in 't Water scheut. (Sauerland.) Landschaft. Ehrliche Landschafft erhelt gute Nachbarschafft. – Henisch, 804, 56. Landschrap. Landschrap is beter as Schepelschrap. – Schambach, II, 282. Es ist besser auf den Aeckern (mit der sogenannten Smachtharke) die liegengebliebenen, nicht mit eingebundenen einzelnen Aehren zusammenzuharken, als im Scheffel die einzelnen Körner zusammenzukratzen. Auch wol in dem Sinne: es ist besser das Getreide selbst zu ernten als zu kaufen. Landsiedel. Der Landsiedel ist sich selber Hausherr. – Graf, 381, 506. Will sagen, dass es in Betreff der Vortheile und Rechte, die der Hausfriede biete, wie hinsichtlich der Störung desselben gar nicht darauf ankomme, ob der Betreffende Eigenthümer des von ihm bewohnten Hauses sei; dass vielmehr der Miether oder der Pächter in seinen vier Pfählen ebenso gut Hausfrieden habe, als wenn er Eigenthümer sei; dass er als Miether sogar gegen den Eigenthümer alle Hausrechte gebrauchen könne, wenn dieser es sich einfallen liesse, ihn in seiner Wohnung zu belästigen. (S. Haus 289 und Hausfriede 2.) Landsknecht. 1 Aller Landsknechte Mutter ist noch nicht gestorben. – Eiselein, 409; Simrock, 6173. 2 Ein barmhertziger Landsknecht ist für Gott ein Martyrer. – Petri, II, 167. 3 Ein Landsknecht allzu kurtz verhauen, hupfft als wie ein Alster in der Auen. – Sutor, 58. 4 Ein Landsknecht muss drei Kriegszüge thun, ehe er ein ehrlicher Mann wird. Nach dem ersten Zuge soll er zu Hause kommen und zerrissene Kleider anhaben; nach dem zweiten soll er zu Hause kommen und eine Schramme auf einem Backen mitbringen, viel von Stürmen, Schlachten, Scharmützeln u. s. w. zu sagen wissen, durch die Schramme aber beweisen, dass er ein Landsknechtszeichen bekommen habe. Und beim dritten mal soll er auf einem hübschen Gaul, wohlgeputzt, nach Hause kommen, und den Beutel voller Geld mitbringen, dass er ganze Kronen als Beutepfennige auszutheilen habe. (Vgl. Soldatenleben im Dreissigjährigen Kriege, in den Grenzboten, 1859, Nr. 30, und Kriegsordnung zu Wasser und zu Lande von Adam Junghans von der Olnitz, Köln 1598.) 5 Ein Landsknecht muss Spitzen von Radnägeln verdauen können. 6 Ein Landsknecht soll stets bei sich hegen: schön Hur', langen Spiess und kurzen Degen. 7 Ein Landsknecht vnd ein Beckerschwein, die sollen allzeit voll seyn, denn sie nicht können die Zeit ausrechen, wenn man jhnen wird die Kehl abstechen. – Petri, III, 5. 8 Ein Landsknecht (Lanzknecht) vnd ein Beckerschwein wollen allzeit gemästet (wohl gefüttert) seyn. – Gruter, III, 61; Henisch, 227, 68; Lehmann, II, 376, 4; Sutor, 37; Sailer, 102; Körte, 3682; Braun, I, 2152. Bei Sutor mit dem Zusatz: dieweil sie niemals wissen nicht, wenn man sie würgt oder niedersticht. Landsknechte oder Lanzenknechte nannte man im 15. Jahrhundert die Miethstruppen, welche Fürsten in Ermangelung stehender Heere in Sold nahmen, wenn ihre Vasallenmacht zu einer Fehde nicht hinreichend war. Ihre Waffen waren Schwert und Lanze. Sobald die Fehde beendet war, wurden sie entlassen und abenteuerten darauf so lange im Lande herum, bis sie wieder angeworben wurden. 9 Es sind nit all landsknecht, die lang spiess tragen. – Franck, II, 89a; Tappius, 129a; Petri, II, 294; Lehmann, II, 139, 104; Simrock, 6174; Körte, 3680 u. 4620; Braun, I, 2151; Grubb, 373. Die Russen: Es sind nicht alle Helden, welche die Schärpe tragen. (Reinsberg IV, 18.) (S. Jäger 44-47, wo es Reinsberg IV statt III heissen soll.) Holl.: Het zijn al geene lansknechten, die lange spietsen dragen. (Harrebomée, II, 8.) Lat.: Multi Thyrsigeri, pauci Bacchi. (Erasm., 858.) Ung.: Nem mind Ur, ki oldalba szur. (Gaal, 1028.) 10 Landsknecht ins Feld, Bawren hinter den Pflug vnd Burger auff den Wall. – Petri, II, 431. 11 Landsknecht verkauffen jhre Haut vmb wenig Geld. – Petri, II, 431. 12 Landsknechte bedürfen keiner Katzen, sie können wol selber mausen. 13 Landsknechte haben zur Arbeit krumme Finger und lahme Hände, aber zu Mausereien und Beuteholen sind alle krummen Hände gerade geworden. – G. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, II, 55. 14 Landsknechte lassen nichts liegen als Mühlsteine und glühend Eisen. Holl.: De krijgers laten niets achter, dan dat hun te heet of te zwaar is. (Harrebomée, I, 450b.) 15 Man findt selten ein alten Landsknecht. – Franck, Zeytbuch, CCXXXb. 16 Man zeucht vil Landsknecht auff mit einer Tonnen voll Buttermilch. – Henisch, 573, 62; Petri, III, 10. 17 Wo die Landsknecht siden vnd braten vnd die Gaistlichen (Pfaffen) zu Weltlichen sachen (Dingen) rathen vnd die Weiber führen das Regiment, da nimbts selten ein gut end. – Gruter, III, 116; Lehmann, 439, 81; Petri, II, 807; Lehmann, II, 883, 317; Schamelius, 48; Körte, 3682a; A. Stöber, Alsatia, 1854-55, S. 256. Alte Inschrift in der Drachengasse zu Strasburg (1588). – In den Strasburger Geschichten (S. 67) heisst es: „Im angegebenen Jahre sah es im Elsass traurig aus. Es lag grossentheils verwüstet durch Krieg, welchen die Streitigkeiten der katholischen und protestantischen Domherren des hohen Stifts Strasburg herbeigeführt und wobei die bischöflichen und lothringischen Landsknechte das arme Landvolk schwer heimsuchten.“ *18 Er hat in Landsknechts Bett geschlafen. Auf der Erde, unter freiem Himmel, es hängen ihm keine Federn in den Haaren. *19 Sich wie ein Landsknecht schlagen. – Körte, 3681. Die Landsknechte zeichneten sich durch Tapferkeit, die sehr häufig an Tollkühnheit grenzte, aus; sie waren aber nicht frei von Grausamkeit. Landsknechtsehe. Landsknechtsehen werden im Meyen gemacht, die wehren nicht lenger denn der Sommer. – Petri, II, 431. Lat.: Mense maio nubunt malae. (Philippi, II, 246.) Landsleute. 1 Landsleut, schandsleut. – Franck, I, 88a; Petri, II, 430; Latendorf II, 21; Körte, 3684. 2 Vül Launtslaid, vül Huntsfida. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 101. Viel Landsleute, viel Hundsfötter. Landsmann. 1 Besser einem Landsmann die Schuhe putzen, als einem Ausländer die Füsse küssen. – Opel, 381. Dän.: Bedre at strygge sin landsmans sko, end kysse en udlændings fødder. (Prov, dan., 535.) Die Dänen thun einem Landsmann aber auch Gutes, damit er wieder Gutes thue, und einem Fremden, damit er ihnen nichts Böses thue: Man giør en Dannemand til gode, for man vil have godt af ham; og en skalk at man ei vil have ondt af ham. (Prov. dan., 107.) 2 Blif gesund, Landsmann, wenn't denn ok Stakelforken hagelt. 3 Landssman, schandssmann, weysst du was, so schweig. – Agricola, I, 59; Franck, II, 183a; Egenolff, 32a; Gruter, I, 54; Petri, II, 430; Schottel, 1145a; Sutor, 613; Eiselein, 409; Simrock, 6175; Körte, 3684 u. 4625; Graf, 457, 516. Bei Tunnicius (673): Landesmann – schandesmann. (Multis de decori fit conterraneus unus.) Nur der,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [890]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/896>, abgerufen am 24.11.2024.