Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 90 Wer selber gelitten, versteht die Leiden anderer. Die Bergamasken: Wenn man gelitten hat, ist man zum Mitgefühl geneigt. Die Polen: Wer die Mühe des Reisens erfahren hat, ist freundlich gegen Fremde. Die Engländer: Niemand weiss besser, was gut ist, als wer selbst Schlimmes erduldet hat. (Reinsberg II, 29.) 91 Wie sich's leiden mag, so soll man's loben. - Körte, 6813. 92 Wo man blos gelitten ist, muss man nur selten hinziehn, und muss sich da, wo sie einen nicht gern haben, nie lassen sehn. (Poln.) 93 Wo man leydet in des Herren Forcht, da ist Reichthumb, Ehr vnd Leben. - Agricola II, 249. *94 De mögt sik liden as de Kukuk und de Söbendünk. - Diermissen, 156. So lange nämlich das Siebengestirn scheint, ruft der Kukuk nicht. *95 Er leidt die geltsucht. (S. Gulden 40.) - Franck, I, 156a; Egenolff, 384a. *96 Er mag nit leyden, das die Sonne ins wasser scheinet. - Tappius, 130a; ostfriesisch bei Eichwald, 1872. Der Mürrische, Unausstehliche. He en mach nicht lyden, dat de Sunne in dat Water schynt. Lat.: Lividulus Phoebum spumosis invidet undis. (Tunn., 784.) - Zoilus. (Tappius, 130a; Philippi, II, 264.) *97 Er will nicht leiden, dass armen Leuten das Brot schmeckt. Dän.: Som ei kand lide at fattig folk boer i bye med sig. (Prov. dan., 384.) *98 Liden wat de Winterroggn litt. (Westf.) Viel ausstehen. *99 Sik liden möten. - Dähnert, 277b. Sein Leiden verschmerzen. Leidenschaft. 1 Dat sind Leidenschaften, säd' Härtel, dor lepen em de Hamel weg. - Hoefer, 440. 2 Die Leidenschaft ist ein reissend Thier mit scharfen Zähnen. Jüd.-deutsch: A Jezer-hore (böse Leidenschaft) mit an eisernen (oder küppernen) Pysk (polnisch: Maul, Schnauze, hier Gebiss). Eine heftige Leidenschaft, die so schwer zu bezähmen ist, als hätte sie ein eisern oder kupfern Gebiss. 3 Leidenschaft nur Leiden schafft. - Körte, 3764; Simrock, 6326; Braun, I, 2226. 4 Ohne Leidenschaft keine Heldenschaft. *5 Seinen Leidenschaften den Zügel schiessen lassen. Frz.: Lacher la bride a ses passions. Leidensgefährte. Wer einen Leidensgefährten hat, fühlt seine Leiden nur halb. Frz.: Qui ne souffre pas seul, ne souffre pas tant. (Bohn II, 51.) Leider. 1 De Leider behält dat Land. (Holst.) - Schütze, III, 34; Eichwald, 1179; hochdeutsch bei Simrock, 6322; Körte, 3763. Der (unschuldig) Leidende siegt am Ende durch seine Ausdauer. 2 De Leider overwinnt de Strider (Streiter). (Ostfries.) - Bueren, 149; Eichwald, 1180; Frommann, III, 429, 253; Hauskalender, I. 3 Der leider behelt das feld. - Henisch, 1057, 46; Petri, II, 99. Leider (Adv.). * Es ist leider so. Lat.: Male, quod sic. (Binder II, 1768.) Leidig. 1 De gar to leidig1 is, hett en bedragen off will en bedregen. (Ostfries.) - Hauskalender, I. 1) Glatt und sanft, nachgiebig, demüthig, mit der Nebenbedeutung der Falschheit, der Verführung oder Verleitung; eine leidige Zunge = schmeichlerische Zunge. (Stürenburg, 134a.) *2 Hi as so leidag üüs an Faas (Fuchs). (Amrum.) - Haupt, VIII, 356, 97. Leidlich. Wenn's leidlich ist, so soll man's loben. - Simrock, 6321. Leidpfosten. Leidpöste statt am längesten (oder: stat am fastesten). (Westf.) Dem Sinne nach = Hoffetod stirbt nicht. Leier. 1 Die Leier ist in guten Händen. 2 Die Leier klingt auch in der Finsterniss. 3 Es geht in einer Leier fort. - Körte, 3839b; Lohrengel, II, 331. Immer in einer Weise, den alten Gang. Engl.: To harp upon the same string. (Bohn II, 164.) Frz.: Cela va toujours le meme train. 4 Neue Leier, neue Dreier. Das Neue gefällt überall dem Volk am besten. Lat.: Penelopes telam retexere. (Eiselein, 419.) 5 Was er am Tage verdient mit der Leier, das geht bei Nacht wieder in den Wind. - Eiselein, 410. *6 Er bleibt bei einerlei Leier. - Berndt, 79. Lat.: Semper eandem canis cantilenam. *7 Es ist immer (dieselbe) alte Leier. - Mayer, I, 196; Eiselein, 420; Simrock, 6328; Braun, I, 2227. Immer derselbe einförmige Gesang, das alte Lied, dieselbe alte und bekannte Sache, Klage, Rede u. s. w. Frz.: C'est la chanson du ricochet. (Lendroy, 308.) - C'est une roue de vieille; c'est toujours la meme chanson, le meme refrain. - Choses cent fois rebattues. - Choux rechauffes. (Masson, 234.) Lat.: Cantilenam eandem canis. (Eiselein, 420; Seybold, 68.) - Crambe repetita occidit. (Masson, 234.) - Eadem oberrat chorda. (Horaz.) (Hanzely, 156; Philippi, I, 129; Seybold, 143.) - Eandem cantionem canit. (Schamelius, 203, 7.) *8 Immer die alte Leier haben. - Schöpf, 384. In Gröden: Avec fort una leira. Frz.: Il ne sait qu'une note. - Il chante toujours sur la meme note. (Lendroy, 1087.) Lat.: Ridetur chorda, qui semper oberrat eadem. (Sutor, 293.) *9 Jede Leier hat ihre eigene Weise. Frz.: Chascune vielle son deul plaint. - Chascune vielle a son tour plaint son deuil et dolour. (Leroux, II, 199.) *10 Nach eines andern Leier stimmen. "Ich wil der erste seyn, der solches auf sich nimmt, ich weiss, dass mancher hier nach meiner Leier stimmt." (Keller, 174b.) *11 'S eis og immer ene Loire bei em. (Schles.) - Frommann, III, 115, 566. Leierer. Wenn mich der Leierer zahlt, so zahl' ich ihn wieder. Leiermann. 1 Es ist ein schlechter Leiermann, der nur ein Liedlein kann. - Gaal, 1105. Engl.: He is a bad musician that can sing but one song. (Gaal, 1105.) 2 In des Leiermanns Hause tanzt jedermann. Leiern. 1 Bässer geleierd als gefeierd. (Trier.) - Laven, 175, 8; Firmenich, III, 546, 8; für Henneberg: Frommann, II, 408, 12; für die Schweiz: Sutermeister, 129; hochdeutsch bei Simrock, 6327; Braun, I, 199. Besser langsam oder wenig gearbeitet, als gar nichts gethan. Bei Blass (7) heisst es: Besser geleiert, als gefeuert. Ob dies Druckfehler, Mundart oder ein anderer Gedanke ist, weiss ich nicht. Engl.: Better to be idle, than not well occupied. 2 Besser g'liret als g'firet. (Luzern.) - Schweiz, II, 243, 43. 3 Was ich mir selber leiern kann, dazu brauch' ich keinen Leiermann. 4 Wer immer leiert Einen Ton, der hat nur Spott zum Lohn. Leiersack. Dudeldudel Leiersack, morgen ist ein Feiertag. Spottvers gegen weinende Kinder. Leihe. Leihe geht vor Eigen. - Graf, 281, 325. Nach deutschem Recht muss der neue Erwerber einer Sache die darauf lastenden Verträge bis zum Ablauf beachten, weil er von seinem Vorbesitzer nicht mehr Rechte erwerben konnte, als dieser besass. (S. Miethe.) Er muss den Miether z. B. in seinem Recht so lange belassen, bis der Miethvertrag zu Ende ist. In der Schweiz: Leenschaft gat für Eigen. (Blumer, I, 469.) Leihen. 1 Beim Leihen Gott, beim Wiederfordern Henker. Frz.: Au preter Dieu, au rendre diable. (Kritzinger, 562a.)
[Spaltenumbruch] 90 Wer selber gelitten, versteht die Leiden anderer. Die Bergamasken: Wenn man gelitten hat, ist man zum Mitgefühl geneigt. Die Polen: Wer die Mühe des Reisens erfahren hat, ist freundlich gegen Fremde. Die Engländer: Niemand weiss besser, was gut ist, als wer selbst Schlimmes erduldet hat. (Reinsberg II, 29.) 91 Wie sich's leiden mag, so soll man's loben. – Körte, 6813. 92 Wo man blos gelitten ist, muss man nur selten hinziehn, und muss sich da, wo sie einen nicht gern haben, nie lassen sehn. (Poln.) 93 Wo man leydet in des Herren Forcht, da ist Reichthumb, Ehr vnd Leben. – Agricola II, 249. *94 De mögt sik liden as de Kukuk und de Söbendünk. – Diermissen, 156. So lange nämlich das Siebengestirn scheint, ruft der Kukuk nicht. *95 Er leidt die geltsucht. (S. Gulden 40.) – Franck, I, 156a; Egenolff, 384a. *96 Er mag nit leyden, das die Sonne ins wasser scheinet. – Tappius, 130a; ostfriesisch bei Eichwald, 1872. Der Mürrische, Unausstehliche. 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90 Wer selber gelitten, versteht die Leiden anderer.
Die Bergamasken: Wenn man gelitten hat, ist man zum Mitgefühl geneigt. Die Polen: Wer die Mühe des Reisens erfahren hat, ist freundlich gegen Fremde. Die Engländer: Niemand weiss besser, was gut ist, als wer selbst Schlimmes erduldet hat. (Reinsberg II, 29.)
91 Wie sich's leiden mag, so soll man's loben. – Körte, 6813.
92 Wo man blos gelitten ist, muss man nur selten hinziehn, und muss sich da, wo sie einen nicht gern haben, nie lassen sehn. (Poln.)
93 Wo man leydet in des Herren Forcht, da ist Reichthumb, Ehr vnd Leben. – Agricola II, 249.
*94 De mögt sik liden as de Kukuk und de Söbendünk. – Diermissen, 156.
So lange nämlich das Siebengestirn scheint, ruft der Kukuk nicht.
*95 Er leidt die geltsucht. (S. Gulden 40.) – Franck, I, 156a; Egenolff, 384a.
*96 Er mag nit leyden, das die Sonne ins wasser scheinet. – Tappius, 130a; ostfriesisch bei Eichwald, 1872.
Der Mürrische, Unausstehliche. He en mach nicht lyden, dat de Sunne in dat Water schynt.
Lat.: Lividulus Phoebum spumosis invidet undis. (Tunn., 784.) – Zoilus. (Tappius, 130a; Philippi, II, 264.)
*97 Er will nicht leiden, dass armen Leuten das Brot schmeckt.
Dän.: Som ei kand lide at fattig folk boer i bye med sig. (Prov. dan., 384.)
*98 Liden wat de Winterroggn litt. (Westf.)
Viel ausstehen.
*99 Sik liden möten. – Dähnert, 277b.
Sein Leiden verschmerzen.
Leidenschaft.
1 Dat sind Leidenschaften, säd' Härtel, dôr lêpen em de Hamel weg. – Hoefer, 440.
2 Die Leidenschaft ist ein reissend Thier mit scharfen Zähnen.
Jüd.-deutsch: A Jezer-hore (böse Leidenschaft) mit an eisernen (oder küppernen) Pysk (polnisch: Maul, Schnauze, hier Gebiss). Eine heftige Leidenschaft, die so schwer zu bezähmen ist, als hätte sie ein eisern oder kupfern Gebiss.
3 Leidenschaft nur Leiden schafft. – Körte, 3764; Simrock, 6326; Braun, I, 2226.
4 Ohne Leidenschaft keine Heldenschaft.
*5 Seinen Leidenschaften den Zügel schiessen lassen.
Frz.: Lâcher la bride à ses passions.
Leidensgefährte.
Wer einen Leidensgefährten hat, fühlt seine Leiden nur halb.
Frz.: Qui ne souffre pas seul, ne souffre pas tant. (Bohn II, 51.)
Leider.
1 De Lîder behält dat Land. (Holst.) – Schütze, III, 34; Eichwald, 1179; hochdeutsch bei Simrock, 6322; Körte, 3763.
Der (unschuldig) Leidende siegt am Ende durch seine Ausdauer.
2 De Lîder overwinnt de Strider (Streiter). (Ostfries.) – Bueren, 149; Eichwald, 1180; Frommann, III, 429, 253; Hauskalender, I.
3 Der leider behelt das feld. – Henisch, 1057, 46; Petri, II, 99.
Leider (Adv.).
* Es ist leider so.
Lat.: Male, quod sic. (Binder II, 1768.)
Leidig.
1 De gar to leidig1 is, hett ên bedragen off will en bedregen. (Ostfries.) – Hauskalender, I.
1) Glatt und sanft, nachgiebig, demüthig, mit der Nebenbedeutung der Falschheit, der Verführung oder Verleitung; eine leidige Zunge = schmeichlerische Zunge. (Stürenburg, 134a.)
*2 Hi as so leidag üüs an Faas (Fuchs). (Amrum.) – Haupt, VIII, 356, 97.
Leidlich.
Wenn's leidlich ist, so soll man's loben. – Simrock, 6321.
Leidpfosten.
Leidpöste statt am längesten (oder: stat am fastesten). (Westf.)
Dem Sinne nach = Hoffetod stirbt nicht.
Leier.
1 Die Leier ist in guten Händen.
2 Die Leier klingt auch in der Finsterniss.
3 Es geht in einer Leier fort. – Körte, 3839b; Lohrengel, II, 331.
Immer in einer Weise, den alten Gang.
Engl.: To harp upon the same string. (Bohn II, 164.)
Frz.: Cela va toujours le même train.
4 Neue Leier, neue Dreier.
Das Neue gefällt überall dem Volk am besten.
Lat.: Penelopes telam retexere. (Eiselein, 419.)
5 Was er am Tage verdient mit der Leier, das geht bei Nacht wieder in den Wind. – Eiselein, 410.
*6 Er bleibt bei einerlei Leier. – Berndt, 79.
Lat.: Semper eandem canis cantilenam.
*7 Es ist immer (dieselbe) alte Leier. – Mayer, I, 196; Eiselein, 420; Simrock, 6328; Braun, I, 2227.
Immer derselbe einförmige Gesang, das alte Lied, dieselbe alte und bekannte Sache, Klage, Rede u. s. w.
Frz.: C'est la chanson du ricochet. (Lendroy, 308.) – C'est une roue de vieille; c'est toujours la même chanson, le même refrain. – Choses cent fois rebattues. – Choux rechauffés. (Masson, 234.)
Lat.: Cantilenam eandem canis. (Eiselein, 420; Seybold, 68.) – Crambe repetita occidit. (Masson, 234.) – Eadem oberrat chorda. (Horaz.) (Hanzely, 156; Philippi, I, 129; Seybold, 143.) – Eandem cantionem canit. (Schamelius, 203, 7.)
*8 Immer die alte Leier haben. – Schöpf, 384.
In Gröden: Avec fort una leira.
Frz.: Il ne sait qu'une note. – Il chante toujours sur la même note. (Lendroy, 1087.)
Lat.: Ridetur chorda, qui semper oberrat eadem. (Sutor, 293.)
*9 Jede Leier hat ihre eigene Weise.
Frz.: Chascune vielle son deul plaint. – Chascune vielle à son tour plaint son deuil et dolour. (Leroux, II, 199.)
*10 Nach eines andern Leier stimmen.
„Ich wil der erste seyn, der solches auf sich nimmt, ich weiss, dass mancher hier nach meiner Leier stimmt.“ (Keller, 174b.)
*11 'S îs og immer êne Loire bei em. (Schles.) – Frommann, III, 115, 566.
Leierer.
Wenn mich der Leierer zahlt, so zahl' ich ihn wieder.
Leiermann.
1 Es ist ein schlechter Leiermann, der nur ein Liedlein kann. – Gaal, 1105.
Engl.: He is a bad musician that can sing but one song. (Gaal, 1105.)
2 In des Leiermanns Hause tanzt jedermann.
Leiern.
1 Bässer geleierd als gefeierd. (Trier.) – Laven, 175, 8; Firmenich, III, 546, 8; für Henneberg: Frommann, II, 408, 12; für die Schweiz: Sutermeister, 129; hochdeutsch bei Simrock, 6327; Braun, I, 199.
Besser langsam oder wenig gearbeitet, als gar nichts gethan. Bei Blass (7) heisst es: Besser geleiert, als gefeuert. Ob dies Druckfehler, Mundart oder ein anderer Gedanke ist, weiss ich nicht.
Engl.: Better to be idle, than not well occupied.
2 Besser g'liret als g'firet. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 43.
3 Was ich mir selber leiern kann, dazu brauch' ich keinen Leiermann.
4 Wer immer leiert Einen Ton, der hat nur Spott zum Lohn.
Leiersack.
Dudeldudel Leiersack, morgen ist ein Feiertag.
Spottvers gegen weinende Kinder.
Leihe.
Leihe geht vor Eigen. – Graf, 281, 325.
Nach deutschem Recht muss der neue Erwerber einer Sache die darauf lastenden Verträge bis zum Ablauf beachten, weil er von seinem Vorbesitzer nicht mehr Rechte erwerben konnte, als dieser besass. (S. Miethe.) Er muss den Miether z. B. in seinem Recht so lange belassen, bis der Miethvertrag zu Ende ist. In der Schweiz: Leenschaft gat für Eigen. (Blumer, I, 469.)
Leihen.
1 Beim Leihen Gott, beim Wiederfordern Henker.
Frz.: Au prêter Dieu, au rendre diable. (Kritzinger, 562a.)
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