Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 44 Leyde dich Gast, sonst bistu ein Last. - Lehmann, II, 373, 56. 45 Leyde mit Geduld. - Lehmann, 373, 59. 46 Leyden und meiden ist mein Orden, arger ist oft besser worden. - Stammbuch aus dem Jahre 1627 im Joanneum zu Gratz; Petri, II, 435. 47 Lide, mide, swige und verdrage, dine nodt nemandt klage, an God dinen Schepper nich verzage, denn gelücke kummpt alle Dage. Diesen Spruch hatte im Jahre 1864 Frau Dorothea Alberingk, Witwe zu Huntebrock, beim Fensterber dem Erbauer des Hauses überreicht, von dem ihn neulich J. G. Kohl seinen Nordwestdeutschen Sinnen (Bremen 1864, II, 213) einverleibt hat. In Westfalen sind "Fenstersprüche" eine weit verbreitete Sitte. Wenn ein Bauer ein Haus baut, so bringen seine Freunde Glasfenster, auf denen ein kleines Bild oder ein Spruch nebst dem Namen des Gebers gemalt ist, zum Geschenk, die dann nachher in die Fensterrahmen eingesetzt werden. Ein solcher Fensterspruch ist auch der obige. Der Beschenkte musste dabei Bier spenden und ein Fest geben, welches das "Fensterbier" oder noch gewöhnlicher das "Fensterter" hiess. Teer von zehren heisst in Westfalen jede Vereinigung zum Essen. So hat man ein Flachsteer, Haferteer u. s. w., d. h. Ess- und, wie sich von selbst versteht, Trinkabende. 48 Lieber unrecht leiden als unrecht thun. - Teller, 292. Poln.: Komu dobrze, a sobie zle. (Lompa, 15.) 49 Lyd dich in der jugend. - Bullinger, 79b. 50 Man kann es nicht wohl leiden, wo einen die Flöhe beissen. 51 Men lit gerne, wan men heft einen gesellen. Lat.: Calamitatum habere socios miseris est solatio. (Publ. Syr., 944.) - Ultro dat poenam socio comitante malignus. (Tunn., 523.) 52 Man mus leiden, das die lauss im grinde sich dicke weide. - Henisch, 1746, 61; Petri, II, 461. 53 Man muss leiden, dass die Laus im alten Peltz auf Steltzen geht. - Schottel, 1142b; Petri, II, 461; Henisch, 1746, 62. 54 Man muss leiden, dass man kann bleiben. 55 Man muss leiden, um zu wissen, und arbeiten, um zu haben. Frz.: Endurer pour scavoir et travailler pour avoir. (Kritzinger, 270b.) 56 Man muss leyden, dass an einem schönen Leib ein Wartz oder grindlein sey, wo mans nit kan wenden. - Petri, II, 847. Frz.: Endurer faut pour durer. (Kritzinger, 270b.) 57 Man muss oft leiden, was man nicht verschuldet hat. Frz.: On sueffre les pechez dont on est entechiez. (Leroux, II, 275.) - Tel en patit qui n'en peut mais. (Bohn II, 58.) 58 Man muss oft leiden, was man nicht will, um zu erlangen, was man will. Dän.: Man maae ofte lide det man ikke vil, at naae det man vil. (Prov. dan., 384.) Frz.: En sueffre tout est miex que aise. (Leroux, II, 275.) 59 Man muss viel leiden oder früh sterben. - Schottel, 1135a. Dän.: Man skal meget lide eller tiilig döe. (Bohn 389; Prov. dan., 384.) 60 Man muss willig leiden, was man nicht kann meiden. - Parömiakon, 1081. Engl.: What can't be cured, must he endured. Frz.: Il faut laisser couler l'eau sous le pont. Schwed.: Bäst at lida, det man ej kan wrida. (Rhodin, 9; Grubb, 63; Wensell, 11.) Ung.: A' mit megjobbitani nem lehet, bekkel türd. (Gaal, 1081.) 61 Mancher will lieber lange leiden, um einen kurzen Tod zu meiden. Frz.: Plutot souffrir que mourir, c'est la devise des hommes. (Leroux, II, 283.) 62 Mit leyden vberwind man alles Vnglück. - Lehmann, 241, 19; Lehmann, II, 406, 83; Henisch, 1668, 14. 63 'S eis besser unrecht leiden as unrecht thun. (Schles.) - Frommann, III, 416, 604. 64 Stillem Leiden ist guter Rath ein Trost. Dän.: Mod lönlig bröst, er raad best. (Prov. dan., 93.) 65 Vil leid en vnd erfaren macht entpfliegen alle Garen. - Henisch, 922, 51. 66 Was du leyden must, leyd mit Geduld. - Sutor, 1098. [Spaltenumbruch] 67 Was einer selbst nicht leiden wolt, dass soll er einem andern nicht auffsatteln. - Lehmann, 82, 56. 68 Was ich möcht leiden, dass muss ich meiden. - Petri, II, 600. 69 Was ich nicht leiden mag, das hab' ich alle Tag. - Petri, II, 600. 70 Was jederman leiden muss, das kann einer allein auch leiden. - Lehmann, 259, 18. 71 Was man nicht gern leidet, kommt uns um so härter an. It.: Raddoppia il mal, chi contro il mal si sdegna, ne allevia la meta, chi si rassegna. (Gaal, 1081.) 72 Was man schwer hat gelitten, das ist hernach süss zu gedencken. - Lehmann, 833, 70. Lat.: Quod fuit durum pati, meminisse dulce est. (Philippi, II, 142.) 73 Was wil mit einander leyden, kombt leichter an. - Sutor, 998. Lat.: Quae mala cum multis patimur leviora videntur. (Sutor, 998.) 74 Wenn wir leiden spott vnd Pein, so wollen wir alle Christen sein. - Eyering, III, 410. 75 Wer allein leidet, dessen Seele am meisten leidet. 76 Wer leiden kann, wird Frieden han. Aehnlich die Araber Cahier, 3362. Wer alles leidet, was man ihm zufügt, der hat allerdings von einer Gewaltthat bis zur andern Friede und Ruhe. 77 Wer leiden mag, dass man ihn gouch' und ihm in seine Schuhe seich', oder setzt Hörner uf die Ohren, der hat ein Reigen mit den Thoren. - Brandt. 78 Wer leiden mag, dass sein Tisch knapt, sein Essen reucht vnd ein böss Dach, dass auff jhn regnet, vnd ein Kieselstein im Schue, der mag auch sein Fraw hin leihen. - Gruter, III, 108; Lehmann, II, 874, 206; Eiselein, 419; Simrock, 6324; Reinsberg I, 141. 79 Wer leiden und schweigen kann, ist ein meisterlicher Mann. 80 Wer leidet, dass ihn drückt sein Schuh vnd jhn sein Weib im Weinhauss sucht, der gehört wol recht ins Narrenbuch. - Petri, II, 731. 81 Wer leidet, der gewinnt zuletzt. 82 Wer leidt, dass jm in sein eygen hauss regnet oder schneiet, dess erbarmet sich Got nit. - Franck, II, 119b. 83 Wer leidt, der leidt, wer reit't, der reit't; zu Glück und Sieg ist immer Zeit. - Opel, 336. 84 Wer leydet, dass sein Tisch gnappet (wackelt), der Ofen riecht, dass es durchs Dach in sein eigen Haus regnet, dass ihn ein Stein im Schuh drückt, dessen will sich Gott nicht erbarmen. - Sutor, 180. Um die Faulheit zu strafen. Vgl. Riehl, Die deutsche Arbeit, den Abschnitt Humor der Faulheit, Stuttgart 1861. Lat.: Qui sibi nequam cui bonus? - Qui domi compluitur, hujus ne Deum quidem miseret. 85 Wer mek nich lien mag, wenn ek ut dem Kaustalle kome, dei bruket mek ak nich lien to mögen, wenn ek ut der Kerken kome. (Grubenhagen.) - Brem. Sonntagsbl., 1855, 4; Schambach, II, 550. Der Bewerber verdient keine Beachtung, der einem Mädchen nur dann Aufmerksamkeit erweist, wenn sie geputzt erscheint. 86 Wer nicht leiden kan, dass jhm Gott saltze, der sey mit dem Euangelio vnverworren. - Henisch, 954, 39. 87 Wer nicht mag leiden, mach' auf seiner eigenen Geige. 88 Wer nicht zeitlich leiden will, will (wird) ewig sterben. It.: O patire, o morire. (Pazzaglia, 266, 2.) 89 Wer nichts kan leiden, der kan nicht bleiben. - Petri, II, 743. Die Venetier: Wer nicht leidet, überwindet nicht. (Reinsberg, 134.)
[Spaltenumbruch] 44 Leyde dich Gast, sonst bistu ein Last. – Lehmann, II, 373, 56. 45 Leyde mit Geduld. – Lehmann, 373, 59. 46 Leyden und meiden ist mein Orden, arger ist oft besser worden. – Stammbuch aus dem Jahre 1627 im Joanneum zu Gratz; Petri, II, 435. 47 Lide, mide, swige und verdrage, dine nodt nemandt klage, an God dinen Schepper nich verzage, denn gelücke kummpt alle Dage. Diesen Spruch hatte im Jahre 1864 Frau Dorothea Alberingk, Witwe zu Huntebrock, beim Fensterbêr dem Erbauer des Hauses überreicht, von dem ihn neulich J. G. Kohl seinen Nordwestdeutschen Sinnen (Bremen 1864, II, 213) einverleibt hat. In Westfalen sind „Fenstersprüche“ eine weit verbreitete Sitte. Wenn ein Bauer ein Haus baut, so bringen seine Freunde Glasfenster, auf denen ein kleines Bild oder ein Spruch nebst dem Namen des Gebers gemalt ist, zum Geschenk, die dann nachher in die Fensterrahmen eingesetzt werden. Ein solcher Fensterspruch ist auch der obige. Der Beschenkte musste dabei Bier spenden und ein Fest geben, welches das „Fensterbier“ oder noch gewöhnlicher das „Fenstertêr“ hiess. Teer von zehren heisst in Westfalen jede Vereinigung zum Essen. So hat man ein Flachsteer, Haferteer u. s. w., d. h. Ess- und, wie sich von selbst versteht, Trinkabende. 48 Lieber unrecht leiden als unrecht thun. – Teller, 292. Poln.: Komu dobrze, a sobie źle. (Lompa, 15.) 49 Lyd dich in der jugend. – Bullinger, 79b. 50 Man kann es nicht wohl leiden, wo einen die Flöhe beissen. 51 Men lit gêrne, wan men heft einen gesellen. Lat.: Calamitatum habere socios miseris est solatio. (Publ. Syr., 944.) – Ultro dat poenam socio comitante malignus. (Tunn., 523.) 52 Man mus leiden, das die lauss im grinde sich dicke weide. – Henisch, 1746, 61; Petri, II, 461. 53 Man muss leiden, dass die Laus im alten Peltz auf Steltzen geht. – Schottel, 1142b; Petri, II, 461; Henisch, 1746, 62. 54 Man muss leiden, dass man kann bleiben. 55 Man muss leiden, um zu wissen, und arbeiten, um zu haben. Frz.: Endurer pour sçavoir et travailler pour avoir. (Kritzinger, 270b.) 56 Man muss leyden, dass an einem schönen Leib ein Wartz oder grindlein sey, wo mans nit kan wenden. – Petri, II, 847. Frz.: Endurer faut pour durer. (Kritzinger, 270b.) 57 Man muss oft leiden, was man nicht verschuldet hat. Frz.: On sueffre les pechez dont on est entechiez. (Leroux, II, 275.) – Tel en pâtit qui n'en peut mais. (Bohn II, 58.) 58 Man muss oft leiden, was man nicht will, um zu erlangen, was man will. Dän.: Man maae ofte lide det man ikke vil, at naae det man vil. (Prov. dan., 384.) Frz.: En sueffre tout est miex que aise. (Leroux, II, 275.) 59 Man muss viel leiden oder früh sterben. – Schottel, 1135a. Dän.: Man skal meget lide eller tiilig døe. (Bohn 389; Prov. dan., 384.) 60 Man muss willig leiden, was man nicht kann meiden. – Parömiakon, 1081. Engl.: What can't be cured, must he endured. Frz.: Il faut laisser couler l'eau sous le pont. Schwed.: Bäst at lida, det man ej kan wrida. (Rhodin, 9; Grubb, 63; Wensell, 11.) Ung.: A' mit megjobbitani nem lehet, békkel türd. (Gaal, 1081.) 61 Mancher will lieber lange leiden, um einen kurzen Tod zu meiden. Frz.: Plutôt souffrir que mourir, c'est la devise des hommes. (Leroux, II, 283.) 62 Mit leyden vberwind man alles Vnglück. – Lehmann, 241, 19; Lehmann, II, 406, 83; Henisch, 1668, 14. 63 'S îs besser unrecht leiden as unrecht thun. (Schles.) – Frommann, III, 416, 604. 64 Stillem Leiden ist guter Rath ein Trost. Dän.: Mod lønlig brøst, er raad best. (Prov. dan., 93.) 65 Vil leid en vnd erfaren macht entpfliegen alle Garen. – Henisch, 922, 51. 66 Was du leyden must, leyd mit Geduld. – Sutor, 1098. [Spaltenumbruch] 67 Was einer selbst nicht leiden wolt, dass soll er einem andern nicht auffsatteln. – Lehmann, 82, 56. 68 Was ich möcht leiden, dass muss ich meiden. – Petri, II, 600. 69 Was ich nicht leiden mag, das hab' ich alle Tag. – Petri, II, 600. 70 Was jederman leiden muss, das kann einer allein auch leiden. – Lehmann, 259, 18. 71 Was man nicht gern leidet, kommt uns um so härter an. It.: Raddoppia il mal, chi contro il mal si sdegna, ne allevia la metà, chi si rassegna. (Gaal, 1081.) 72 Was man schwer hat gelitten, das ist hernach süss zu gedencken. – Lehmann, 833, 70. Lat.: Quod fuit durum pati, meminisse dulce est. (Philippi, II, 142.) 73 Was wil mit einander leyden, kombt leichter an. – Sutor, 998. Lat.: Quae mala cum multis patimur leviora videntur. (Sutor, 998.) 74 Wenn wir leiden spott vnd Pein, so wollen wir alle Christen sein. – Eyering, III, 410. 75 Wer allein leidet, dessen Seele am meisten leidet. 76 Wer leiden kann, wird Frieden han. Aehnlich die Araber Cahier, 3362. Wer alles leidet, was man ihm zufügt, der hat allerdings von einer Gewaltthat bis zur andern Friede und Ruhe. 77 Wer leiden mag, dass man ihn gouch' und ihm in seine Schuhe seich', oder setzt Hörner uf die Ohren, der hat ein Reigen mit den Thoren. – Brandt. 78 Wer leiden mag, dass sein Tisch knapt, sein Essen reucht vnd ein böss Dach, dass auff jhn regnet, vnd ein Kieselstein im Schue, der mag auch sein Fraw hin leihen. – Gruter, III, 108; Lehmann, II, 874, 206; Eiselein, 419; Simrock, 6324; Reinsberg I, 141. 79 Wer leiden und schweigen kann, ist ein meisterlicher Mann. 80 Wer leidet, dass ihn drückt sein Schuh vnd jhn sein Weib im Weinhauss sucht, der gehört wol recht ins Narrenbuch. – Petri, II, 731. 81 Wer leidet, der gewinnt zuletzt. 82 Wer leidt, dass jm in sein eygen hauss regnet oder schneiet, dess erbarmet sich Got nit. – Franck, II, 119b. 83 Wer leidt, der leidt, wer reit't, der reit't; zu Glück und Sieg ist immer Zeit. – Opel, 336. 84 Wer leydet, dass sein Tisch gnappet (wackelt), der Ofen riecht, dass es durchs Dach in sein eigen Haus regnet, dass ihn ein Stein im Schuh drückt, dessen will sich Gott nicht erbarmen. – Sutor, 180. Um die Faulheit zu strafen. Vgl. Riehl, Die deutsche Arbeit, den Abschnitt Humor der Faulheit, Stuttgart 1861. Lat.: Qui sibi nequam cui bonus? – Qui domi compluitur, hujus ne Deum quidem miseret. 85 Wer mek nich lien mag, wenn ek ut dem Kaustalle kome, dei bruket mek ak nich lien to mögen, wenn ek ut der Kerken kome. (Grubenhagen.) – Brem. Sonntagsbl., 1855, 4; Schambach, II, 550. Der Bewerber verdient keine Beachtung, der einem Mädchen nur dann Aufmerksamkeit erweist, wenn sie geputzt erscheint. 86 Wer nicht leiden kan, dass jhm Gott saltze, der sey mit dem Euangelio vnverworren. – Henisch, 954, 39. 87 Wer nicht mag leiden, mach' auf seiner eigenen Geige. 88 Wer nicht zeitlich leiden will, will (wird) ewig sterben. It.: O patire, o morire. (Pazzaglia, 266, 2.) 89 Wer nichts kan leiden, der kan nicht bleiben. – Petri, II, 743. Die Venetier: Wer nicht leidet, überwindet nicht. (Reinsberg, 134.)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0025" n="[11]"/><cb n="21"/> 44 Leyde dich Gast, sonst bistu ein Last.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 373, 56.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">45 Leyde mit Geduld.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 373, 59.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">46 Leyden und meiden ist mein Orden, arger ist oft besser worden.</hi> – <hi rendition="#i">Stammbuch aus dem Jahre 1627 im Joanneum zu Gratz; Petri, II, 435.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">47 Lide, mide, swige und verdrage, dine nodt nemandt klage, an God dinen Schepper nich verzage, denn gelücke kummpt alle Dage.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Diesen Spruch hatte im Jahre 1864 Frau Dorothea Alberingk, Witwe zu Huntebrock, beim Fensterbêr dem Erbauer des Hauses überreicht, von dem ihn neulich <hi rendition="#i">J. G. Kohl seinen Nordwestdeutschen Sinnen (Bremen 1864, II, 213)</hi> einverleibt hat. In Westfalen sind „Fenstersprüche“ eine weit verbreitete Sitte. Wenn ein Bauer ein Haus baut, so bringen seine Freunde Glasfenster, auf denen ein kleines Bild oder ein Spruch nebst dem Namen des Gebers gemalt ist, zum Geschenk, die dann nachher in die Fensterrahmen eingesetzt werden. Ein solcher Fensterspruch ist auch der obige. Der Beschenkte musste dabei Bier spenden und ein Fest geben, welches das „Fensterbier“ oder noch gewöhnlicher das „Fenstertêr“ hiess. Teer von zehren heisst in Westfalen jede Vereinigung zum Essen. So hat man ein Flachsteer, Haferteer u. s. w., d. h. Ess- und, wie sich von selbst versteht, Trinkabende.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">48 Lieber unrecht leiden als unrecht thun.</hi> – <hi rendition="#i">Teller, 292.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Komu dobrze, a sobie źle. (<hi rendition="#i">Lompa, 15.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">49 Lyd dich in der jugend.</hi> – <hi rendition="#i">Bullinger, 79<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">50 Man kann es nicht wohl leiden, wo einen die Flöhe beissen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">51 Men lit gêrne, wan men heft einen gesellen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Calamitatum habere socios miseris est solatio. (<hi rendition="#i">Publ. Syr., 944.</hi>) – Ultro dat poenam socio comitante malignus. (<hi rendition="#i">Tunn., 523.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">52 Man mus leiden, das die lauss im grinde sich dicke weide.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1746, 61; Petri, II, 461.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">53 Man muss leiden, dass die Laus im alten Peltz auf Steltzen geht.</hi> – <hi rendition="#i">Schottel, 1142<hi rendition="#sup">b</hi>; Petri, II, 461; Henisch, 1746, 62.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">54 Man muss leiden, dass man kann bleiben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">55 Man muss leiden, um zu wissen, und arbeiten, um zu haben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Endurer pour sçavoir et travailler pour avoir. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 270<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">56 Man muss leyden, dass an einem schönen Leib ein Wartz oder grindlein sey, wo mans nit kan wenden.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 847.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Endurer faut pour durer. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 270<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">57 Man muss oft leiden, was man nicht verschuldet hat.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On sueffre les pechez dont on est entechiez. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 275.</hi>) – Tel en pâtit qui n'en peut mais. (<hi rendition="#i">Bohn II, 58.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">58 Man muss oft leiden, was man nicht will, um zu erlangen, was man will.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man maae ofte lide det man ikke vil, at naae det man vil. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 384.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: En sueffre tout est miex que aise. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 275.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">59 Man muss viel leiden oder früh sterben.</hi> – <hi rendition="#i">Schottel, 1135<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man skal meget lide eller tiilig døe. (<hi rendition="#i">Bohn 389; Prov. dan., 384.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">60 Man muss willig leiden, was man nicht kann meiden.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 1081.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: What can't be cured, must he endured.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il faut laisser couler l'eau sous le pont.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Bäst at lida, det man ej kan wrida. (<hi rendition="#i">Rhodin, 9; Grubb, 63; Wensell, 11.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: A' mit megjobbitani nem lehet, békkel türd. (<hi rendition="#i">Gaal, 1081.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">61 Mancher will lieber lange leiden, um einen kurzen Tod zu meiden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Plutôt souffrir que mourir, c'est la devise des hommes. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 283.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">62 Mit leyden vberwind man alles Vnglück.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 241, 19; Lehmann, II, 406, 83; Henisch, 1668, 14.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">63 'S îs besser unrecht leiden as unrecht thun.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, III, 416, 604.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">64 Stillem Leiden ist guter Rath ein Trost.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Mod lønlig brøst, er raad best. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 93.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">65 Vil leid en vnd erfaren macht entpfliegen alle Garen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 922, 51.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">66 Was du leyden must, leyd mit Geduld.</hi> – <hi rendition="#i">Sutor, 1098.</hi></p><lb/> <cb n="22"/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">67 Was einer selbst nicht leiden wolt, dass soll er einem andern nicht auffsatteln.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 82, 56.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">68 Was ich möcht leiden, dass muss ich meiden.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 600.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">69 Was ich nicht leiden mag, das hab' ich alle Tag.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 600.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">70 Was jederman leiden muss, das kann einer allein auch leiden.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 259, 18.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">71 Was man nicht gern leidet, kommt uns um so härter an.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Raddoppia il mal, chi contro il mal si sdegna, ne allevia la metà, chi si rassegna. (<hi rendition="#i">Gaal, 1081.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">72 Was man schwer hat gelitten, das ist hernach süss zu gedencken.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 833, 70.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quod fuit durum pati, meminisse dulce est. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 142.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">73 Was wil mit einander leyden, kombt leichter an.</hi> – <hi rendition="#i">Sutor, 998.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quae mala cum multis patimur leviora videntur. (<hi rendition="#i">Sutor, 998.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">74 Wenn wir leiden spott vnd Pein, so wollen wir alle Christen sein.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, III, 410.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">75 Wer allein leidet, dessen Seele am meisten leidet.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">76 Wer leiden kann, wird Frieden han.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Aehnlich die Araber <hi rendition="#i">Cahier, 3362.</hi> Wer alles leidet, was man ihm zufügt, der hat allerdings von einer Gewaltthat bis zur andern Friede und Ruhe.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">77 Wer leiden mag, dass man ihn gouch' und ihm in seine Schuhe seich', oder setzt Hörner uf die Ohren, der hat ein Reigen mit den Thoren.</hi> – <hi rendition="#i">Brandt.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">78 Wer leiden mag, dass sein Tisch knapt, sein Essen reucht vnd ein böss Dach, dass auff jhn regnet, vnd ein Kieselstein im Schue, der mag auch sein Fraw hin leihen.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, III, 108; Lehmann, II, 874, 206; Eiselein, 419; Simrock, 6324; Reinsberg I, 141.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">79 Wer leiden und schweigen kann, ist ein meisterlicher Mann.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">80 Wer leidet, dass ihn drückt sein Schuh vnd jhn sein Weib im Weinhauss sucht, der gehört wol recht ins Narrenbuch.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 731.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">81 Wer leidet, der gewinnt zuletzt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">82 Wer leidt, dass jm in sein eygen hauss regnet oder schneiet, dess erbarmet sich Got nit.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 119<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">83 Wer leidt, der leidt, wer reit't, der reit't; zu Glück und Sieg ist immer Zeit.</hi> – <hi rendition="#i">Opel, 336.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">84 Wer leydet, dass sein Tisch gnappet (wackelt), der Ofen riecht, dass es durchs Dach in sein eigen Haus regnet, dass ihn ein Stein im Schuh drückt, dessen will sich Gott nicht erbarmen.</hi> – <hi rendition="#i">Sutor, 180.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Um die Faulheit zu strafen. Vgl. <hi rendition="#i">Riehl, Die deutsche Arbeit, den Abschnitt Humor der Faulheit, Stuttgart 1861.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui sibi nequam cui bonus? – Qui domi compluitur, hujus ne Deum quidem miseret.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">85 Wer mek nich lien mag, wenn ek ut dem Kaustalle kome, dei bruket mek ak nich lien to mögen, wenn ek ut der Kerken kome.</hi> (<hi rendition="#i">Grubenhagen.</hi>) – <hi rendition="#i">Brem. Sonntagsbl., 1855, 4; Schambach, II, 550.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der Bewerber verdient keine Beachtung, der einem Mädchen nur dann Aufmerksamkeit erweist, wenn sie geputzt erscheint.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">86 Wer nicht leiden kan, dass jhm Gott saltze, der sey mit dem Euangelio vnverworren.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 954, 39.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">87 Wer nicht mag leiden, mach' auf seiner eigenen Geige.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">88 Wer nicht zeitlich leiden will, will (wird) ewig sterben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: O patire, o morire. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 266, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">89 Wer nichts kan leiden, der kan nicht bleiben.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 743.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Venetier: Wer nicht leidet, überwindet nicht. (<hi rendition="#i">Reinsberg, 134.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[11]/0025]
44 Leyde dich Gast, sonst bistu ein Last. – Lehmann, II, 373, 56.
45 Leyde mit Geduld. – Lehmann, 373, 59.
46 Leyden und meiden ist mein Orden, arger ist oft besser worden. – Stammbuch aus dem Jahre 1627 im Joanneum zu Gratz; Petri, II, 435.
47 Lide, mide, swige und verdrage, dine nodt nemandt klage, an God dinen Schepper nich verzage, denn gelücke kummpt alle Dage.
Diesen Spruch hatte im Jahre 1864 Frau Dorothea Alberingk, Witwe zu Huntebrock, beim Fensterbêr dem Erbauer des Hauses überreicht, von dem ihn neulich J. G. Kohl seinen Nordwestdeutschen Sinnen (Bremen 1864, II, 213) einverleibt hat. In Westfalen sind „Fenstersprüche“ eine weit verbreitete Sitte. Wenn ein Bauer ein Haus baut, so bringen seine Freunde Glasfenster, auf denen ein kleines Bild oder ein Spruch nebst dem Namen des Gebers gemalt ist, zum Geschenk, die dann nachher in die Fensterrahmen eingesetzt werden. Ein solcher Fensterspruch ist auch der obige. Der Beschenkte musste dabei Bier spenden und ein Fest geben, welches das „Fensterbier“ oder noch gewöhnlicher das „Fenstertêr“ hiess. Teer von zehren heisst in Westfalen jede Vereinigung zum Essen. So hat man ein Flachsteer, Haferteer u. s. w., d. h. Ess- und, wie sich von selbst versteht, Trinkabende.
48 Lieber unrecht leiden als unrecht thun. – Teller, 292.
Poln.: Komu dobrze, a sobie źle. (Lompa, 15.)
49 Lyd dich in der jugend. – Bullinger, 79b.
50 Man kann es nicht wohl leiden, wo einen die Flöhe beissen.
51 Men lit gêrne, wan men heft einen gesellen.
Lat.: Calamitatum habere socios miseris est solatio. (Publ. Syr., 944.) – Ultro dat poenam socio comitante malignus. (Tunn., 523.)
52 Man mus leiden, das die lauss im grinde sich dicke weide. – Henisch, 1746, 61; Petri, II, 461.
53 Man muss leiden, dass die Laus im alten Peltz auf Steltzen geht. – Schottel, 1142b; Petri, II, 461; Henisch, 1746, 62.
54 Man muss leiden, dass man kann bleiben.
55 Man muss leiden, um zu wissen, und arbeiten, um zu haben.
Frz.: Endurer pour sçavoir et travailler pour avoir. (Kritzinger, 270b.)
56 Man muss leyden, dass an einem schönen Leib ein Wartz oder grindlein sey, wo mans nit kan wenden. – Petri, II, 847.
Frz.: Endurer faut pour durer. (Kritzinger, 270b.)
57 Man muss oft leiden, was man nicht verschuldet hat.
Frz.: On sueffre les pechez dont on est entechiez. (Leroux, II, 275.) – Tel en pâtit qui n'en peut mais. (Bohn II, 58.)
58 Man muss oft leiden, was man nicht will, um zu erlangen, was man will.
Dän.: Man maae ofte lide det man ikke vil, at naae det man vil. (Prov. dan., 384.)
Frz.: En sueffre tout est miex que aise. (Leroux, II, 275.)
59 Man muss viel leiden oder früh sterben. – Schottel, 1135a.
Dän.: Man skal meget lide eller tiilig døe. (Bohn 389; Prov. dan., 384.)
60 Man muss willig leiden, was man nicht kann meiden. – Parömiakon, 1081.
Engl.: What can't be cured, must he endured.
Frz.: Il faut laisser couler l'eau sous le pont.
Schwed.: Bäst at lida, det man ej kan wrida. (Rhodin, 9; Grubb, 63; Wensell, 11.)
Ung.: A' mit megjobbitani nem lehet, békkel türd. (Gaal, 1081.)
61 Mancher will lieber lange leiden, um einen kurzen Tod zu meiden.
Frz.: Plutôt souffrir que mourir, c'est la devise des hommes. (Leroux, II, 283.)
62 Mit leyden vberwind man alles Vnglück. – Lehmann, 241, 19; Lehmann, II, 406, 83; Henisch, 1668, 14.
63 'S îs besser unrecht leiden as unrecht thun. (Schles.) – Frommann, III, 416, 604.
64 Stillem Leiden ist guter Rath ein Trost.
Dän.: Mod lønlig brøst, er raad best. (Prov. dan., 93.)
65 Vil leid en vnd erfaren macht entpfliegen alle Garen. – Henisch, 922, 51.
66 Was du leyden must, leyd mit Geduld. – Sutor, 1098.
67 Was einer selbst nicht leiden wolt, dass soll er einem andern nicht auffsatteln. – Lehmann, 82, 56.
68 Was ich möcht leiden, dass muss ich meiden. – Petri, II, 600.
69 Was ich nicht leiden mag, das hab' ich alle Tag. – Petri, II, 600.
70 Was jederman leiden muss, das kann einer allein auch leiden. – Lehmann, 259, 18.
71 Was man nicht gern leidet, kommt uns um so härter an.
It.: Raddoppia il mal, chi contro il mal si sdegna, ne allevia la metà, chi si rassegna. (Gaal, 1081.)
72 Was man schwer hat gelitten, das ist hernach süss zu gedencken. – Lehmann, 833, 70.
Lat.: Quod fuit durum pati, meminisse dulce est. (Philippi, II, 142.)
73 Was wil mit einander leyden, kombt leichter an. – Sutor, 998.
Lat.: Quae mala cum multis patimur leviora videntur. (Sutor, 998.)
74 Wenn wir leiden spott vnd Pein, so wollen wir alle Christen sein. – Eyering, III, 410.
75 Wer allein leidet, dessen Seele am meisten leidet.
76 Wer leiden kann, wird Frieden han.
Aehnlich die Araber Cahier, 3362. Wer alles leidet, was man ihm zufügt, der hat allerdings von einer Gewaltthat bis zur andern Friede und Ruhe.
77 Wer leiden mag, dass man ihn gouch' und ihm in seine Schuhe seich', oder setzt Hörner uf die Ohren, der hat ein Reigen mit den Thoren. – Brandt.
78 Wer leiden mag, dass sein Tisch knapt, sein Essen reucht vnd ein böss Dach, dass auff jhn regnet, vnd ein Kieselstein im Schue, der mag auch sein Fraw hin leihen. – Gruter, III, 108; Lehmann, II, 874, 206; Eiselein, 419; Simrock, 6324; Reinsberg I, 141.
79 Wer leiden und schweigen kann, ist ein meisterlicher Mann.
80 Wer leidet, dass ihn drückt sein Schuh vnd jhn sein Weib im Weinhauss sucht, der gehört wol recht ins Narrenbuch. – Petri, II, 731.
81 Wer leidet, der gewinnt zuletzt.
82 Wer leidt, dass jm in sein eygen hauss regnet oder schneiet, dess erbarmet sich Got nit. – Franck, II, 119b.
83 Wer leidt, der leidt, wer reit't, der reit't; zu Glück und Sieg ist immer Zeit. – Opel, 336.
84 Wer leydet, dass sein Tisch gnappet (wackelt), der Ofen riecht, dass es durchs Dach in sein eigen Haus regnet, dass ihn ein Stein im Schuh drückt, dessen will sich Gott nicht erbarmen. – Sutor, 180.
Um die Faulheit zu strafen. Vgl. Riehl, Die deutsche Arbeit, den Abschnitt Humor der Faulheit, Stuttgart 1861.
Lat.: Qui sibi nequam cui bonus? – Qui domi compluitur, hujus ne Deum quidem miseret.
85 Wer mek nich lien mag, wenn ek ut dem Kaustalle kome, dei bruket mek ak nich lien to mögen, wenn ek ut der Kerken kome. (Grubenhagen.) – Brem. Sonntagsbl., 1855, 4; Schambach, II, 550.
Der Bewerber verdient keine Beachtung, der einem Mädchen nur dann Aufmerksamkeit erweist, wenn sie geputzt erscheint.
86 Wer nicht leiden kan, dass jhm Gott saltze, der sey mit dem Euangelio vnverworren. – Henisch, 954, 39.
87 Wer nicht mag leiden, mach' auf seiner eigenen Geige.
88 Wer nicht zeitlich leiden will, will (wird) ewig sterben.
It.: O patire, o morire. (Pazzaglia, 266, 2.)
89 Wer nichts kan leiden, der kan nicht bleiben. – Petri, II, 743.
Die Venetier: Wer nicht leidet, überwindet nicht. (Reinsberg, 134.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |