Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch]
Mühlenmär. * Es ist Mühlenmär und Strassenmär. Davon wird schon in der Mühle und auf der Strasse gesprochen. Mühlesel. Der Mühlesel, welcher die Welle dreht, braucht kein Licht. Mühlgraben. 1 Ist der Mühlgraben trocken, so ist auch der Mehlkasten leer. - Klix, 46; Körte, 4313; Simrock, 7136b. 2 Wenn der Mühlgraben trocken ist, so tanzt der Esel. - Körte, 4313. Mühlhausen. *1 In Mühlhausen, wo sie die grossen Keilchen kochen und die lange Suppe machen. - Frischbier2, 2671. Es ist hier wie in der folgenden Redensart Mühlhausen in der Provinz Preussen (Regierungsbezirk Königsberg) gemeint. *2 In Mühlhausen, wo sie mit dem Langholz querüber hereinkommen. - Frischbier2, 2672. *3 Mühlhausen ist der Eidgenossen Kuhstall. - Kirchhofer, 117; Simrock, 7138a; Reinsberg V, 94. Die Stadt Mühlhausen im Elsass, später im französischen Departement Oberrhein, hatte, als sie noch zum Deutschen Reiche gehörte, zu dem sie durch den Frieden von 1871 wieder gekommen ist, viel von den österreichischen Landvögten zu leiden. Um sich vor grössern willkürlichen Bedrückungen zu bewahren, schloss sie 1468 ein fünfundzwanzigjähriges Bündniss mit Bern und Solothurn, was die österreichischen Landvögte und ihre Verwandten verdross. Sie suchten daher soviel wie möglich der Stadt zu schaden, neckten sie auf alle Weise und sagten im Spott, dass Mühlhausen nur der Kuhstall der Eidgenossen sei, den sie zerstören wollten. Diesen Spott wiederholten sie so oft, dass er in obiges Sprichwort überging. Jetzt wird sie wol ebenso gegen französische Liebkosungen geschützt werden, wie sie vor den Neckereien der österreichischen Landvögte sicher ist. Mühlhausener. 1 Die Mühlhäusener haben einen Krebs an der Kette. - Frischbier2, 2670. Es ist hier die in der Provinz Preussen (Regierungsbezirk Königsberg) liegende Stadt gemeint, von der man erzählt, sie habe einen grossen Krebs im Teiche an einer Kette liegen, der ihnen die "Stadtmawren vmbgefressen habe. Es werden aber ins wasser geworffen, die ihn sehen wollen." (Henneberger, 321.) 2 Die Mühlhäusener schieben ihr Rathhaus im Winter auf Erbsen, im Sommer auf dem Pelz umher. Mühlhund. * Er ist wie ein Mühlhund, er leckt schon das Maul, ehe der Sack geöffnet wird. Holl.: Zij slacht den molenaars hond, die letst den mond eer de zak open is. (Harrebomee, II, 96a.) Mühlknecht. * De Mölenknechte slan sick. - Dähnert, 310b. Sagt man, wenn der Schnee in grossen Flocken fällt. Mühlmahler. Mühlmahler, Roggenstahler. - Zaupser, Idiot., 52. Um zu sagen, ein Müller sei ein Roggendieb. Mühlrad. 1 Das Mühlrad läuft immer, kommt aber nirgends hin. 2 Ein Mühlrad ist leichter zu halten als eine Weiberzunge. - Parömiakon, 1399. 3 Ein Mühlrad zu treiben, genügt ein klein Wässerlein. Böhm.: Na kolo mlynske netreba more pousteti. (Celakovsky, 128 u. 132.) 4 Ka Millrad klabberd ärjer als de Zong vom Rejensberger. (Trier.) - Laven, 184, 62. Wird von schwatzhaften Leuten gesagt. 5 Wenn das Mühlrad nicht nass hat, so steht es still. - Parömiakon, 1407; Judas der Erzschelm, IV. *6 Es geht ihm ein Mühlrad im Kopfe herum. Mühlsack. Wer den Mühlsack auf die Schulter nimmt, muss ihn auch tragen. (S. Anspannen 4 und Faden 11.) - Masson, 10; Reinsberg IV, 93. Mühlstein. 1 Der härteste Mühlstein läuft sich das rauhe Korn ab. Dasselbe geschieht mit der stärksten Menschennatur. [Spaltenumbruch] 2 Der Mühlstein dreht sich immerdar, und er braucht nichts das ganze Jahr. Böhm.: Zernovy samy nejedi, a lidem mouku davaji. (Celakovsky, 55.) 3 Der Mühlstein, welcher unten liegt, mahlt auch. Dän.: Den qwernsteen maler og som under ligger. (Prov. dan., 402; Bohn I, 354.) Engl.: The lower mill-stone grinds as well as the upper. (Bohn II, 113.) 4 Ein guter Mühlstein zerreibt alles Mahlgut fein (klein). Böhm.: Dobre zernovy vsecko zmeli. (Celakovsky, 189.) 5 Einen Mühlstein wirft man nicht weit. Holl.: Een molensteen is kwalijk ver te werpen. (Harrebomee, II, 95a.) 6 Gute Mühlsteine (Zähne) zermalmen alles Korn. 7 Ich sehe so tief in einen Mühlstein als ein anderer. - Simrock, 7137. Engl.: I can see as far into a mill-stone as another man. (Bohn II, 475.) 8 Mühlsteine werden nicht mosig. - Mayer, I, 35; Braun, II, 557; Masson, 352. 9 Twe harde Molensteine khonen nicht wohl thosamen malen (alse men jm sprichworde seckt). - Kantzow, 171. 10 Wer nicht selbst zwischen zwei Mühlsteinen steckt, weiss nicht, wie einem das Schinden thut. *11 Eher wird ein Mühlstein fliegen und sich das Glas wie eine Sende biegen. - Parömiakon, 358; Judas der Erzschelm, I. *12 Er hat einen Mühlstein am Halse. Hat ein Weib, Haussorgen, ist zum Untergange belastet. *13 Er will die Mühlsteine schwimmen lehren. Holl.: Hij wil de molen steenen leeren zwemmen. (Harrebomee, II, 95b.) *14 In einen Mühlstein hineinsehen. "Es wird immer genug Ueberweise und Naseweise geben, die tiefer als gewöhnliche Sterbliche in einen Mühlstein hineingucken können." (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 401, S. 2302.) *15 Sich zwischen zwei Mühlsteine legen. "Der Freundt zertrag vnd hinderlieg vnd Finger zwischen Angel dieg, die werden offt geklembt daruon als dem der zwischen Mühlstein leit, geschiht." (Brandt, Nsch., 7, in Kloster I, 265.) *16 Sie ist ein wittenbergischer Mühlstein, der dem Mehl Sand zugibt. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 119. Von einer vermittelnden Frau, weil zwei harte Steine nicht fein mahlen. Mühlwarm. Mühlwarm und of'nwarm macht d'n Bauer(n) arm. (Alpach im Unterinnthal.) - Frommann, VI, 34, 6; für Bern: Zyro, 49; Sutermeister, 118. Wenn das Mehl, sobald es aus der Mühle kommt, gebacken, und das Brot, sobald es aus dem Ofen kommt, gegessen wird, so gereicht es den Bauern zum empfindlichen Schaden. Das Mehl quillt nicht und das Brot sättigt nicht. (Vgl. Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in den Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 599.) Muhme. 1 Alte Muhmen wachsen nicht wie Blumen. Ihr Leben ist von grösserer Dauer, und die warten oft vergeblich, die auf ihren Tod hoffen. 2 De Muhm lätt de Muhm grüsse on de Muhm frage, ob de Muhm to Haus öss; wenn de Muhm to Haus bleibt, ward de Muhm de Muhm beseke. - Frischbier2, 2673. 3 Hätt' meine Muhme Wetter und Blitz gemacht und den Teufel in einen Sack gebracht, ich wär' ein Held, hätt' ich nur Geld. 4 Inse (unsere) Muhme is a seldner Besuch, soite der Bauer, se kimmt jährlich ock zwemol und se bleibt jedesmol sechs Monden. (Schles.) 5 Mit alten Muhmen (und Vettern) macht man keinen jungen Staat. Holl.: Oude moeijen doen 't goed groeijen; maar oude oomen zijn maar droomen. (Harrebomee, II, 92b.) *6 Er zählte mir alle seine Muhmen her. Dän.: At regne vor frues frender op med hinanden. (Prov. dan., 198.) [Spaltenumbruch]
Mühlenmär. * Es ist Mühlenmär und Strassenmär. Davon wird schon in der Mühle und auf der Strasse gesprochen. Mühlesel. Der Mühlesel, welcher die Welle dreht, braucht kein Licht. Mühlgraben. 1 Ist der Mühlgraben trocken, so ist auch der Mehlkasten leer. – Klix, 46; Körte, 4313; Simrock, 7136b. 2 Wenn der Mühlgraben trocken ist, so tanzt der Esel. – Körte, 4313. Mühlhausen. *1 In Mühlhausen, wo sie die grossen Keilchen kochen und die lange Suppe machen. – Frischbier2, 2671. Es ist hier wie in der folgenden Redensart Mühlhausen in der Provinz Preussen (Regierungsbezirk Königsberg) gemeint. *2 In Mühlhausen, wo sie mit dem Langholz querüber hereinkommen. – Frischbier2, 2672. *3 Mühlhausen ist der Eidgenossen Kuhstall. – Kirchhofer, 117; Simrock, 7138a; Reinsberg V, 94. Die Stadt Mühlhausen im Elsass, später im französischen Departement Oberrhein, hatte, als sie noch zum Deutschen Reiche gehörte, zu dem sie durch den Frieden von 1871 wieder gekommen ist, viel von den österreichischen Landvögten zu leiden. Um sich vor grössern willkürlichen Bedrückungen zu bewahren, schloss sie 1468 ein fünfundzwanzigjähriges Bündniss mit Bern und Solothurn, was die österreichischen Landvögte und ihre Verwandten verdross. Sie suchten daher soviel wie möglich der Stadt zu schaden, neckten sie auf alle Weise und sagten im Spott, dass Mühlhausen nur der Kuhstall der Eidgenossen sei, den sie zerstören wollten. Diesen Spott wiederholten sie so oft, dass er in obiges Sprichwort überging. Jetzt wird sie wol ebenso gegen französische Liebkosungen geschützt werden, wie sie vor den Neckereien der österreichischen Landvögte sicher ist. Mühlhausener. 1 Die Mühlhäusener haben einen Krebs an der Kette. – Frischbier2, 2670. Es ist hier die in der Provinz Preussen (Regierungsbezirk Königsberg) liegende Stadt gemeint, von der man erzählt, sie habe einen grossen Krebs im Teiche an einer Kette liegen, der ihnen die „Stadtmawren vmbgefressen habe. Es werden aber ins wasser geworffen, die ihn sehen wollen.“ (Henneberger, 321.) 2 Die Mühlhäusener schieben ihr Rathhaus im Winter auf Erbsen, im Sommer auf dem Pelz umher. Mühlhund. * Er ist wie ein Mühlhund, er leckt schon das Maul, ehe der Sack geöffnet wird. Holl.: Zij slacht den molenaars hond, die letst den mond eer de zak open is. (Harrebomée, II, 96a.) Mühlknecht. * De Mölenknechte slân sick. – Dähnert, 310b. Sagt man, wenn der Schnee in grossen Flocken fällt. Mühlmahler. Mühlmahler, Roggenstahler. – Zaupser, Idiot., 52. Um zu sagen, ein Müller sei ein Roggendieb. Mühlrad. 1 Das Mühlrad läuft immer, kommt aber nirgends hin. 2 Ein Mühlrad ist leichter zu halten als eine Weiberzunge. – Parömiakon, 1399. 3 Ein Mühlrad zu treiben, genügt ein klein Wässerlein. Böhm.: Na kolo mlýnské netřeba moře pouštĕti. (Čelakovsky, 128 u. 132.) 4 Kâ Millrâd klabberd ärjer als de Zong vôm Rejensberger. (Trier.) – Laven, 184, 62. Wird von schwatzhaften Leuten gesagt. 5 Wenn das Mühlrad nicht nass hat, so steht es still. – Parömiakon, 1407; Judas der Erzschelm, IV. *6 Es geht ihm ein Mühlrad im Kopfe herum. Mühlsack. Wer den Mühlsack auf die Schulter nimmt, muss ihn auch tragen. (S. Anspannen 4 und Faden 11.) – Masson, 10; Reinsberg IV, 93. Mühlstein. 1 Der härteste Mühlstein läuft sich das rauhe Korn ab. Dasselbe geschieht mit der stärksten Menschennatur. [Spaltenumbruch] 2 Der Mühlstein dreht sich immerdar, und er braucht nichts das ganze Jahr. Böhm.: Žernovy samy nejedí, a lidem mouku dávají. (Čelakovsky, 55.) 3 Der Mühlstein, welcher unten liegt, mahlt auch. Dän.: Den qwernsteen maler og som under ligger. (Prov. dan., 402; Bohn I, 354.) Engl.: The lower mill-stone grinds as well as the upper. (Bohn II, 113.) 4 Ein guter Mühlstein zerreibt alles Mahlgut fein (klein). Böhm.: Dobré žernovy všecko zmelí. (Čelakovsky, 189.) 5 Einen Mühlstein wirft man nicht weit. Holl.: Een molensteen is kwalijk ver te werpen. (Harrebomée, II, 95a.) 6 Gute Mühlsteine (Zähne) zermalmen alles Korn. 7 Ich sehe so tief in einen Mühlstein als ein anderer. – Simrock, 7137. Engl.: I can see as far into a mill-stone as another man. (Bohn II, 475.) 8 Mühlsteine werden nicht mosig. – Mayer, I, 35; Braun, II, 557; Masson, 352. 9 Twe harde Molensteine khonen nicht wohl thosamen malen (alse men jm sprichworde seckt). – Kantzow, 171. 10 Wer nicht selbst zwischen zwei Mühlsteinen steckt, weiss nicht, wie einem das Schinden thut. *11 Eher wird ein Mühlstein fliegen und sich das Glas wie eine Sende biegen. – Parömiakon, 358; Judas der Erzschelm, I. *12 Er hat einen Mühlstein am Halse. Hat ein Weib, Haussorgen, ist zum Untergange belastet. *13 Er will die Mühlsteine schwimmen lehren. Holl.: Hij wil de molen steenen leeren zwemmen. (Harrebomée, II, 95b.) *14 In einen Mühlstein hineinsehen. „Es wird immer genug Ueberweise und Naseweise geben, die tiefer als gewöhnliche Sterbliche in einen Mühlstein hineingucken können.“ (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 401, S. 2302.) *15 Sich zwischen zwei Mühlsteine legen. „Der Freundt zertrag vnd hinderlieg vnd Finger zwischen Angel dieg, die werden offt geklembt daruon als dem der zwischen Mühlstein leit, geschiht.“ (Brandt, Nsch., 7, in Kloster I, 265.) *16 Sie ist ein wittenbergischer Mühlstein, der dem Mehl Sand zugibt. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 119. Von einer vermittelnden Frau, weil zwei harte Steine nicht fein mahlen. Mühlwarm. Mühlwarm und of'nwarm macht d'n Bauer(n) arm. (Alpach im Unterinnthal.) – Frommann, VI, 34, 6; für Bern: Zyro, 49; Sutermeister, 118. Wenn das Mehl, sobald es aus der Mühle kommt, gebacken, und das Brot, sobald es aus dem Ofen kommt, gegessen wird, so gereicht es den Bauern zum empfindlichen Schaden. Das Mehl quillt nicht und das Brot sättigt nicht. (Vgl. Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in den Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 599.) Muhme. 1 Alte Muhmen wachsen nicht wie Blumen. Ihr Leben ist von grösserer Dauer, und die warten oft vergeblich, die auf ihren Tod hoffen. 2 De Muhm lätt de Muhm grüsse on de Muhm frage, ob de Muhm to Hûs öss; wenn de Muhm to Hûs bleibt, ward de Muhm de Muhm beseke. – Frischbier2, 2673. 3 Hätt' meine Muhme Wetter und Blitz gemacht und den Teufel in einen Sack gebracht, ich wär' ein Held, hätt' ich nur Geld. 4 Inse (unsere) Muhme is a seldner Besuch, soite der Bauer, se kimmt jährlich ock zwêmôl und se bleibt jedesmôl sechs Monden. (Schles.) 5 Mit alten Muhmen (und Vettern) macht man keinen jungen Staat. Holl.: Oude moeijen doen 't goed groeijen; maar oude oomen zijn maar droomen. 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Mühlenmär.
* Es ist Mühlenmär und Strassenmär.
Davon wird schon in der Mühle und auf der Strasse gesprochen.
Mühlesel.
Der Mühlesel, welcher die Welle dreht, braucht kein Licht.
Mühlgraben.
1 Ist der Mühlgraben trocken, so ist auch der Mehlkasten leer. – Klix, 46; Körte, 4313; Simrock, 7136b.
2 Wenn der Mühlgraben trocken ist, so tanzt der Esel. – Körte, 4313.
Mühlhausen.
*1 In Mühlhausen, wo sie die grossen Keilchen kochen und die lange Suppe machen. – Frischbier2, 2671.
Es ist hier wie in der folgenden Redensart Mühlhausen in der Provinz Preussen (Regierungsbezirk Königsberg) gemeint.
*2 In Mühlhausen, wo sie mit dem Langholz querüber hereinkommen. – Frischbier2, 2672.
*3 Mühlhausen ist der Eidgenossen Kuhstall. – Kirchhofer, 117; Simrock, 7138a; Reinsberg V, 94.
Die Stadt Mühlhausen im Elsass, später im französischen Departement Oberrhein, hatte, als sie noch zum Deutschen Reiche gehörte, zu dem sie durch den Frieden von 1871 wieder gekommen ist, viel von den österreichischen Landvögten zu leiden. Um sich vor grössern willkürlichen Bedrückungen zu bewahren, schloss sie 1468 ein fünfundzwanzigjähriges Bündniss mit Bern und Solothurn, was die österreichischen Landvögte und ihre Verwandten verdross. Sie suchten daher soviel wie möglich der Stadt zu schaden, neckten sie auf alle Weise und sagten im Spott, dass Mühlhausen nur der Kuhstall der Eidgenossen sei, den sie zerstören wollten. Diesen Spott wiederholten sie so oft, dass er in obiges Sprichwort überging. Jetzt wird sie wol ebenso gegen französische Liebkosungen geschützt werden, wie sie vor den Neckereien der österreichischen Landvögte sicher ist.
Mühlhausener.
1 Die Mühlhäusener haben einen Krebs an der Kette. – Frischbier2, 2670.
Es ist hier die in der Provinz Preussen (Regierungsbezirk Königsberg) liegende Stadt gemeint, von der man erzählt, sie habe einen grossen Krebs im Teiche an einer Kette liegen, der ihnen die „Stadtmawren vmbgefressen habe. Es werden aber ins wasser geworffen, die ihn sehen wollen.“ (Henneberger, 321.)
2 Die Mühlhäusener schieben ihr Rathhaus im Winter auf Erbsen, im Sommer auf dem Pelz umher.
Mühlhund.
* Er ist wie ein Mühlhund, er leckt schon das Maul, ehe der Sack geöffnet wird.
Holl.: Zij slacht den molenaars hond, die letst den mond eer de zak open is. (Harrebomée, II, 96a.)
Mühlknecht.
* De Mölenknechte slân sick. – Dähnert, 310b.
Sagt man, wenn der Schnee in grossen Flocken fällt.
Mühlmahler.
Mühlmahler, Roggenstahler. – Zaupser, Idiot., 52.
Um zu sagen, ein Müller sei ein Roggendieb.
Mühlrad.
1 Das Mühlrad läuft immer, kommt aber nirgends hin.
2 Ein Mühlrad ist leichter zu halten als eine Weiberzunge. – Parömiakon, 1399.
3 Ein Mühlrad zu treiben, genügt ein klein Wässerlein.
Böhm.: Na kolo mlýnské netřeba moře pouštĕti. (Čelakovsky, 128 u. 132.)
4 Kâ Millrâd klabberd ärjer als de Zong vôm Rejensberger. (Trier.) – Laven, 184, 62.
Wird von schwatzhaften Leuten gesagt.
5 Wenn das Mühlrad nicht nass hat, so steht es still. – Parömiakon, 1407; Judas der Erzschelm, IV.
*6 Es geht ihm ein Mühlrad im Kopfe herum.
Mühlsack.
Wer den Mühlsack auf die Schulter nimmt, muss ihn auch tragen. (S. Anspannen 4 und Faden 11.) – Masson, 10; Reinsberg IV, 93.
Mühlstein.
1 Der härteste Mühlstein läuft sich das rauhe Korn ab.
Dasselbe geschieht mit der stärksten Menschennatur.
2 Der Mühlstein dreht sich immerdar, und er braucht nichts das ganze Jahr.
Böhm.: Žernovy samy nejedí, a lidem mouku dávají. (Čelakovsky, 55.)
3 Der Mühlstein, welcher unten liegt, mahlt auch.
Dän.: Den qwernsteen maler og som under ligger. (Prov. dan., 402; Bohn I, 354.)
Engl.: The lower mill-stone grinds as well as the upper. (Bohn II, 113.)
4 Ein guter Mühlstein zerreibt alles Mahlgut fein (klein).
Böhm.: Dobré žernovy všecko zmelí. (Čelakovsky, 189.)
5 Einen Mühlstein wirft man nicht weit.
Holl.: Een molensteen is kwalijk ver te werpen. (Harrebomée, II, 95a.)
6 Gute Mühlsteine (Zähne) zermalmen alles Korn.
7 Ich sehe so tief in einen Mühlstein als ein anderer. – Simrock, 7137.
Engl.: I can see as far into a mill-stone as another man. (Bohn II, 475.)
8 Mühlsteine werden nicht mosig. – Mayer, I, 35; Braun, II, 557; Masson, 352.
9 Twe harde Molensteine khonen nicht wohl thosamen malen (alse men jm sprichworde seckt). – Kantzow, 171.
10 Wer nicht selbst zwischen zwei Mühlsteinen steckt, weiss nicht, wie einem das Schinden thut.
*11 Eher wird ein Mühlstein fliegen und sich das Glas wie eine Sende biegen. – Parömiakon, 358; Judas der Erzschelm, I.
*12 Er hat einen Mühlstein am Halse.
Hat ein Weib, Haussorgen, ist zum Untergange belastet.
*13 Er will die Mühlsteine schwimmen lehren.
Holl.: Hij wil de molen steenen leeren zwemmen. (Harrebomée, II, 95b.)
*14 In einen Mühlstein hineinsehen.
„Es wird immer genug Ueberweise und Naseweise geben, die tiefer als gewöhnliche Sterbliche in einen Mühlstein hineingucken können.“ (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 401, S. 2302.)
*15 Sich zwischen zwei Mühlsteine legen.
„Der Freundt zertrag vnd hinderlieg vnd Finger zwischen Angel dieg, die werden offt geklembt daruon als dem der zwischen Mühlstein leit, geschiht.“ (Brandt, Nsch., 7, in Kloster I, 265.)
*16 Sie ist ein wittenbergischer Mühlstein, der dem Mehl Sand zugibt. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 119.
Von einer vermittelnden Frau, weil zwei harte Steine nicht fein mahlen.
Mühlwarm.
Mühlwarm und of'nwarm macht d'n Bauer(n) arm. (Alpach im Unterinnthal.) – Frommann, VI, 34, 6; für Bern: Zyro, 49; Sutermeister, 118.
Wenn das Mehl, sobald es aus der Mühle kommt, gebacken, und das Brot, sobald es aus dem Ofen kommt, gegessen wird, so gereicht es den Bauern zum empfindlichen Schaden. Das Mehl quillt nicht und das Brot sättigt nicht. (Vgl. Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in den Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 599.)
Muhme.
1 Alte Muhmen wachsen nicht wie Blumen.
Ihr Leben ist von grösserer Dauer, und die warten oft vergeblich, die auf ihren Tod hoffen.
2 De Muhm lätt de Muhm grüsse on de Muhm frage, ob de Muhm to Hûs öss; wenn de Muhm to Hûs bleibt, ward de Muhm de Muhm beseke. – Frischbier2, 2673.
3 Hätt' meine Muhme Wetter und Blitz gemacht und den Teufel in einen Sack gebracht, ich wär' ein Held, hätt' ich nur Geld.
4 Inse (unsere) Muhme is a seldner Besuch, soite der Bauer, se kimmt jährlich ock zwêmôl und se bleibt jedesmôl sechs Monden. (Schles.)
5 Mit alten Muhmen (und Vettern) macht man keinen jungen Staat.
Holl.: Oude moeijen doen 't goed groeijen; maar oude oomen zijn maar droomen. (Harrebomée, II, 92b.)
*6 Er zählte mir alle seine Muhmen her.
Dän.: At regne vor frues frender op med hinanden. (Prov. dan., 198.)
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