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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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*28 Dam machen se de letze Musicke. (Kreis Militsch.)

Dem machen sie die letzte Musik, sie läuten ihn aus.

Frz.: Musique de sainte innocent fait pitie a qui l'entend. (Leroux, I, 31.)

*29 Das ist Musik für mein Ohr.

Das höre ich gern.

*30 De mache Musik, in mir gont mem Teller om. (Bedburg.)

*31 Die Musik ist sehr schön, aber ich höre sie nicht (oder: sie ist nicht für mich).

Um zu sagen: Die Sache klingt sehr einladend, aber ich will dennoch nicht darauf eingehen. Die Aegypter haben dafür das Sprichwort: Euer Gespräch lässt sich wol hören, aber unser Haus ist weit abgelegen. (Burckhardt, 218.)

*32 Dos is 'ne Musik: finf Musekanten ä Ag. (Oberharz.) - Lohrengel, II, 163.

*33 Er macht stille Musik.

Verhält sich schweigend.

*34 Es ist stille Musik.

*35 Es ist Wagner'sche Musik, Sauce, aber kein Fisch.

Ein erst in Kunstkreisen sprichwörtlich gewordener, dann in andere Kreise übergegangener Ausspruch Rossini's zur Charakteristik der Tondichtung Wagner's. Die Entstehung soll folgende sein. Man sprach einst bei Rossini an der Tafel über Richard Wagner; Rossini bemerkte: "Seine Musik ist voll von Kunstkenntniss, es fehlt aber der Rhythmus, die Form und die Idee, d. h. die Melodie." Indess reichte er eine Steinbutte mit Kapernsauce herum. Als die Reihe an Carafa kam, der Wagner vertheidigt hatte, überreichte ihm Rossini nur Sauce mit Kapern. Auf die Bemerkung Carafa's, dass er keinen Fisch erhalten, erwiderte Rossini die Worte: "Ich bediene dich nach deinem Geschmack; es ist Wagner'sche Musik, Sauce, aber kein Fisch." Die Redensart ist einer sehr allgemeinen Anwendung fähig.

*36 I kumme nid us der Musik. - Sutermeister, 84.

*37 Nach seiner eigenen Musik tanzen.

Frz.: Vng harpeur danseur a sa harpe.

Lat.: Cytharoedum a sua saltare chorea. (Bovill, III, 130.)

*38 Nach solcher Musik tanz' ich nicht.

*39 Ohne Musik Abschied nehmen.

Sich heimlich davonschleichen.

Frz.: Deloger sans trompette. (Lendroy, 1442.)


Musikalisch.

Ich bin auch musikalisch, sagte die Magd, ich blase die - Suppe.


Musikant.

1 Da gehen wir Musikanten, sagte die Kuh zum Pfeifer, als sie eine Schelle bekommen hatte.

Die Russen: Die Kuh hält sich für einen Musikanten, wenn sie eine Schelle trägt. (Altmann VI, 314.)

2 Da 's 'n Muskant, säd' de Jung, blos up'n Sägenstütz (Sausteiss). (S. Musica 2.) (Hamburg.) - Hoefer, 527.

3 Das ist ein schlechter Musikant, dem nur Ein Liedlein ist bekannt (oder: der nur Ein Liedlein hat zur Hand). (S. Gott 286.)

4 Dat 's 'n Muskant, söä Asmus, doa har'n Farken in'n Sack. - Schlingmann, 43.

5 Es ist nicht jeder ein Musikant, der eine Geige auf dem Rücken trägt. - Parömiakon, 2761.

6 Jeder Musikant hat (s)einen Strich. - Schulmeisterspiegel (München 1858), S. 204.

7 Junge Musikanten, ale Baddellüe (Bettelleute). - Schambach, II, 338.

8 Mancher wär' ein Musikant, wenn er nur musiciren könnte. (Wend. Lausitz.)

9 Musikanten lieben Kanten (Kannen). - Chaos, 618.

Lat.: Cantores amant humores.

10 Wenn der Musikant streicht, sind alle Gebrechen vergessen. (Wend. Lausitz.)

*11 Da kommen die Musikanten heraus.

Das sind die Folgen davon.

*12 Da liegt ein Musikant begraben. (Ostpreuss.) - Frischbier, 468; Braun, I, 2819; für Würzburg: Sartorius, 174.

Wird gesagt, wenn jemand sich an einen Stein stösst oder auf dem Wege stolpert.

*13 Er ist wie die Musikanten, er ist überall gern, nur nicht zu Hause.

Frz.: Il est comme les menetriers qui ne trouvent pas de pire maison que la leur. (Lendroy, 951.)

[Spaltenumbruch] *14 Es ist ein Musikant, der einem das Placebo singt. (S. Messner.) - Chaos, 654.

*15 Hier sitzen (wohnen) die Musikanten. - Simrock, 7177; Körte, 4346a; Frischbier2, 2679; Braun, I, 2818.

*16 Menst du, dat du mit Musekanten spelst? (Altona.) - Schütze, IV, 165.

Meinst du, dass in diesem Spiel, wie bei Musikmachern, jeder gewinne?


Musikantenkehle.

1 Musikantenkehle ist eine tiefe Höhle. - Masson, 311.

*2 Er hat eine Musikantenkehle. (Köthen.)

Er kann im Essen und Trinken viel leisten.


Musiker.

Vor einem verborgenen Musiker hat man keinen Respect.


Musikus.

Das ist ein schlechter Musikus, der nur Ein Liedlein singen kann.


Muskateller.

1 Muscateller wächst nicht an allen Orten. - Coler, 122.

2 Muskateller kommt selten reif in'n Keller. - Nass. Schulbl., XIV, 5.

Wenn ihn Regen und Wind nicht verderben, so fressen ihn Wespen und Weinbergsleute. "Von dem Muscateller sagen die Weinmeier: Muscateller wenn er reiff wird, so kömpt er selten in Keller." (Coler, 108.)


Muskatennuss.

1 Muskatennüsse sind kein Futter für Kühe.

*2 Das sind hölzerne Muskatennüsse.

So sagt man in Nordamerika, um auszudrücken, das ist Betrug, Täuschung, Schwindel. Daher entstanden, dass ein speculativer Geschäftsmann aus einem der Neuenglandstaaten, wenn ich nicht irre, Connecticut oder Massachusetts, eine Ladung künstlich nachgemachter, aus gewöhnlichem Holze gedrechselter Muskatennüsse in einen südlichen Staat der Union verkauft hat. Eine gute Anwendung wurde von dieser Redensart neulich gemacht. Nach der Einnahme vom Fort Pulaski durch die Unionstruppen im Jahre 1863 sagte ein gefangener Krieger des conföderirten Heeres zu einem nordstaatlichen Soldaten aus Connecticut: "Bei allen unsern Fehlern haben wir doch noch keine hölzernen Muskatennüsse fabricirt", worauf der Yankee (s. d.) kaltblütig erwiderte, indem er auf eins der riesigen Wurfgeschosse (Projectile) deutete, welche die Mauern der Rebellenfeste zertrümmert hatten: "Wir machen sie auch jetzt nicht mehr aus Holz, sondern aus Eisen." (Neuyorker Staatszeitung vom 9. Nov. 1863.)

*3 Eine Muskatennuss zeigen und Mist ins Maul geben.

Der Gleisner.

*4 Er nimmt eine kleine Muskatennuss für eine grosse Rübe.

"Ich nem ein kleine Muskatennuss für ein grosse Rüben süss." (Waldis, III, 66.)


Muskau.

Hätte ich Muskau nicht, so möcht' ich Blankenburg.

Ein Ausspruch des Fürsten Pückler, womit er die schöne Lage Blankenburgs im Thüringerwalde rühmt, und der oft wiederholt worden ist. (Kladderadatsch, 1870, Nr. 22-23, Beibl. 1.)


Muskete.

"Die Muskete laden und nicht Feuer geben."


Muss.

1 Das Muss ist ein schlimmes Essen.

Lat.: Aut servias, ut servus, aut fugias, ut cervus. (Chaos, 973.)

2 Der Muss ist ein grosser Herr. (Niederösterreich.)

3 Der Muss ist eine harte Nuss. - Körte, 4350; Gaal, 1169.

In Mecklenburg: Mutt is 'n harte Nutt.

4 Mos äs e bäter Krokt. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 750.

5 Mott es better (bitter) Freten. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 130; hochdeutsch bei Mayer, II, 222.

6 Muss es Zwang, en Kreischen1 es Kengergesang2. (Aachen.) - Hochdeutsch bei Simrock, 7184.

1) Kreischen, weinen, heulen.

2) Kindergesang.

7 Mauss ess a grousa Man, Kannicht ess noch a gröüssra. (Ung. Bergland.) - Schröer.

8 Muss ist des Lebens Anfang, Fortgang und Schluss.

[Spaltenumbruch]

*28 Dam machen se de letze Musicke. (Kreis Militsch.)

Dem machen sie die letzte Musik, sie läuten ihn aus.

Frz.: Musique de sainte innocent fait pitié à qui l'entend. (Leroux, I, 31.)

*29 Das ist Musik für mein Ohr.

Das höre ich gern.

*30 De mache Musik, in mir gont mem Teller om. (Bedburg.)

*31 Die Musik ist sehr schön, aber ich höre sie nicht (oder: sie ist nicht für mich).

Um zu sagen: Die Sache klingt sehr einladend, aber ich will dennoch nicht darauf eingehen. Die Aegypter haben dafür das Sprichwort: Euer Gespräch lässt sich wol hören, aber unser Haus ist weit abgelegen. (Burckhardt, 218.)

*32 Dos is 'ne Musik: finf Musekanten ä Âg. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 163.

*33 Er macht stille Musik.

Verhält sich schweigend.

*34 Es ist stille Musik.

*35 Es ist Wagner'sche Musik, Sauce, aber kein Fisch.

Ein erst in Kunstkreisen sprichwörtlich gewordener, dann in andere Kreise übergegangener Ausspruch Rossini's zur Charakteristik der Tondichtung Wagner's. Die Entstehung soll folgende sein. Man sprach einst bei Rossini an der Tafel über Richard Wagner; Rossini bemerkte: „Seine Musik ist voll von Kunstkenntniss, es fehlt aber der Rhythmus, die Form und die Idee, d. h. die Melodie.“ Indess reichte er eine Steinbutte mit Kapernsauce herum. Als die Reihe an Carafa kam, der Wagner vertheidigt hatte, überreichte ihm Rossini nur Sauce mit Kapern. Auf die Bemerkung Carafa's, dass er keinen Fisch erhalten, erwiderte Rossini die Worte: „Ich bediene dich nach deinem Geschmack; es ist Wagner'sche Musik, Sauce, aber kein Fisch.“ Die Redensart ist einer sehr allgemeinen Anwendung fähig.

*36 I kumme nid us der Musik.Sutermeister, 84.

*37 Nach seiner eigenen Musik tanzen.

Frz.: Vng harpeur danseur a sa harpe.

Lat.: Cytharoedum a sua saltare chorea. (Bovill, III, 130.)

*38 Nach solcher Musik tanz' ich nicht.

*39 Ohne Musik Abschied nehmen.

Sich heimlich davonschleichen.

Frz.: Déloger sans trompette. (Lendroy, 1442.)


Musikalisch.

Ich bin auch musikalisch, sagte die Magd, ich blase die – Suppe.


Musikant.

1 Da gehen wir Musikanten, sagte die Kuh zum Pfeifer, als sie eine Schelle bekommen hatte.

Die Russen: Die Kuh hält sich für einen Musikanten, wenn sie eine Schelle trägt. (Altmann VI, 314.)

2 Da 's 'n Muskant, säd' de Jung, blos up'n Sägenstütz (Sausteiss). (S. Musica 2.) (Hamburg.) – Hoefer, 527.

3 Das ist ein schlechter Musikant, dem nur Ein Liedlein ist bekannt (oder: der nur Ein Liedlein hat zur Hand). (S. Gott 286.)

4 Dat 's 'n Muskant, söä Asmus, doa har'n Farken in'n Sack.Schlingmann, 43.

5 Es ist nicht jeder ein Musikant, der eine Geige auf dem Rücken trägt.Parömiakon, 2761.

6 Jeder Musikant hat (s)einen Strich.Schulmeisterspiegel (München 1858), S. 204.

7 Junge Musikanten, âle Baddellüe (Bettelleute).Schambach, II, 338.

8 Mancher wär' ein Musikant, wenn er nur musiciren könnte. (Wend. Lausitz.)

9 Musikanten lieben Kanten (Kannen).Chaos, 618.

Lat.: Cantores amant humores.

10 Wenn der Musikant streicht, sind alle Gebrechen vergessen. (Wend. Lausitz.)

*11 Da kommen die Musikanten heraus.

Das sind die Folgen davon.

*12 Da liegt ein Musikant begraben. (Ostpreuss.) – Frischbier, 468; Braun, I, 2819; für Würzburg: Sartorius, 174.

Wird gesagt, wenn jemand sich an einen Stein stösst oder auf dem Wege stolpert.

*13 Er ist wie die Musikanten, er ist überall gern, nur nicht zu Hause.

Frz.: Il est comme les ménétriers qui ne trouvent pas de pire maison que la leur. (Lendroy, 951.)

[Spaltenumbruch] *14 Es ist ein Musikant, der einem das Placebo singt. (S. Messner.) – Chaos, 654.

*15 Hier sitzen (wohnen) die Musikanten.Simrock, 7177; Körte, 4346a; Frischbier2, 2679; Braun, I, 2818.

*16 Mênst du, dat du mit Musekanten spêlst? (Altona.) – Schütze, IV, 165.

Meinst du, dass in diesem Spiel, wie bei Musikmachern, jeder gewinne?


Musikantenkehle.

1 Musikantenkehle ist eine tiefe Höhle.Masson, 311.

*2 Er hat eine Musikantenkehle. (Köthen.)

Er kann im Essen und Trinken viel leisten.


Musiker.

Vor einem verborgenen Musiker hat man keinen Respect.


Musikus.

Das ist ein schlechter Musikus, der nur Ein Liedlein singen kann.


Muskateller.

1 Muscateller wächst nicht an allen Orten.Coler, 122.

2 Muskateller kommt selten reif in'n Keller.Nass. Schulbl., XIV, 5.

Wenn ihn Regen und Wind nicht verderben, so fressen ihn Wespen und Weinbergsleute. „Von dem Muscateller sagen die Weinmeier: Muscateller wenn er reiff wird, so kömpt er selten in Keller.“ (Coler, 108.)


Muskatennuss.

1 Muskatennüsse sind kein Futter für Kühe.

*2 Das sind hölzerne Muskatennüsse.

So sagt man in Nordamerika, um auszudrücken, das ist Betrug, Täuschung, Schwindel. Daher entstanden, dass ein speculativer Geschäftsmann aus einem der Neuenglandstaaten, wenn ich nicht irre, Connecticut oder Massachusetts, eine Ladung künstlich nachgemachter, aus gewöhnlichem Holze gedrechselter Muskatennüsse in einen südlichen Staat der Union verkauft hat. Eine gute Anwendung wurde von dieser Redensart neulich gemacht. Nach der Einnahme vom Fort Pulaski durch die Unionstruppen im Jahre 1863 sagte ein gefangener Krieger des conföderirten Heeres zu einem nordstaatlichen Soldaten aus Connecticut: „Bei allen unsern Fehlern haben wir doch noch keine hölzernen Muskatennüsse fabricirt“, worauf der Yankee (s. d.) kaltblütig erwiderte, indem er auf eins der riesigen Wurfgeschosse (Projectile) deutete, welche die Mauern der Rebellenfeste zertrümmert hatten: „Wir machen sie auch jetzt nicht mehr aus Holz, sondern aus Eisen.“ (Neuyorker Staatszeitung vom 9. Nov. 1863.)

*3 Eine Muskatennuss zeigen und Mist ins Maul geben.

Der Gleisner.

*4 Er nimmt eine kleine Muskatennuss für eine grosse Rübe.

„Ich nem ein kleine Muskatennuss für ein grosse Rüben süss.“ (Waldis, III, 66.)


Muskau.

Hätte ich Muskau nicht, so möcht' ich Blankenburg.

Ein Ausspruch des Fürsten Pückler, womit er die schöne Lage Blankenburgs im Thüringerwalde rühmt, und der oft wiederholt worden ist. (Kladderadatsch, 1870, Nr. 22-23, Beibl. 1.)


Muskete.

„Die Muskete laden und nicht Feuer geben.“


Muss.

1 Das Muss ist ein schlimmes Essen.

Lat.: Aut servias, ut servus, aut fugias, ut cervus. (Chaos, 973.)

2 Der Muss ist ein grosser Herr. (Niederösterreich.)

3 Der Muss ist eine harte Nuss.Körte, 4350; Gaal, 1169.

In Mecklenburg: Mutt is 'n harte Nutt.

4 Mos äs e bäter Krokt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 750.

5 Mott es better (bitter) Freten. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 130; hochdeutsch bei Mayer, II, 222.

6 Muss es Zwang, en Krîschen1 es Kengergesang2. (Aachen.) – Hochdeutsch bei Simrock, 7184.

1) Kreischen, weinen, heulen.

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[[394]/0408] *28 Dam machen se de letze Musicke. (Kreis Militsch.) Dem machen sie die letzte Musik, sie läuten ihn aus. Frz.: Musique de sainte innocent fait pitié à qui l'entend. (Leroux, I, 31.) *29 Das ist Musik für mein Ohr. Das höre ich gern. *30 De mache Musik, in mir gont mem Teller om. (Bedburg.) *31 Die Musik ist sehr schön, aber ich höre sie nicht (oder: sie ist nicht für mich). Um zu sagen: Die Sache klingt sehr einladend, aber ich will dennoch nicht darauf eingehen. Die Aegypter haben dafür das Sprichwort: Euer Gespräch lässt sich wol hören, aber unser Haus ist weit abgelegen. (Burckhardt, 218.) *32 Dos is 'ne Musik: finf Musekanten ä Âg. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 163. *33 Er macht stille Musik. Verhält sich schweigend. *34 Es ist stille Musik. *35 Es ist Wagner'sche Musik, Sauce, aber kein Fisch. Ein erst in Kunstkreisen sprichwörtlich gewordener, dann in andere Kreise übergegangener Ausspruch Rossini's zur Charakteristik der Tondichtung Wagner's. Die Entstehung soll folgende sein. Man sprach einst bei Rossini an der Tafel über Richard Wagner; Rossini bemerkte: „Seine Musik ist voll von Kunstkenntniss, es fehlt aber der Rhythmus, die Form und die Idee, d. h. die Melodie.“ Indess reichte er eine Steinbutte mit Kapernsauce herum. Als die Reihe an Carafa kam, der Wagner vertheidigt hatte, überreichte ihm Rossini nur Sauce mit Kapern. Auf die Bemerkung Carafa's, dass er keinen Fisch erhalten, erwiderte Rossini die Worte: „Ich bediene dich nach deinem Geschmack; es ist Wagner'sche Musik, Sauce, aber kein Fisch.“ Die Redensart ist einer sehr allgemeinen Anwendung fähig. *36 I kumme nid us der Musik. – Sutermeister, 84. *37 Nach seiner eigenen Musik tanzen. Frz.: Vng harpeur danseur a sa harpe. Lat.: Cytharoedum a sua saltare chorea. (Bovill, III, 130.) *38 Nach solcher Musik tanz' ich nicht. *39 Ohne Musik Abschied nehmen. Sich heimlich davonschleichen. Frz.: Déloger sans trompette. (Lendroy, 1442.) Musikalisch. Ich bin auch musikalisch, sagte die Magd, ich blase die – Suppe. Musikant. 1 Da gehen wir Musikanten, sagte die Kuh zum Pfeifer, als sie eine Schelle bekommen hatte. Die Russen: Die Kuh hält sich für einen Musikanten, wenn sie eine Schelle trägt. (Altmann VI, 314.) 2 Da 's 'n Muskant, säd' de Jung, blos up'n Sägenstütz (Sausteiss). (S. Musica 2.) (Hamburg.) – Hoefer, 527. 3 Das ist ein schlechter Musikant, dem nur Ein Liedlein ist bekannt (oder: der nur Ein Liedlein hat zur Hand). (S. Gott 286.) 4 Dat 's 'n Muskant, söä Asmus, doa har'n Farken in'n Sack. – Schlingmann, 43. 5 Es ist nicht jeder ein Musikant, der eine Geige auf dem Rücken trägt. – Parömiakon, 2761. 6 Jeder Musikant hat (s)einen Strich. – Schulmeisterspiegel (München 1858), S. 204. 7 Junge Musikanten, âle Baddellüe (Bettelleute). – Schambach, II, 338. 8 Mancher wär' ein Musikant, wenn er nur musiciren könnte. (Wend. Lausitz.) 9 Musikanten lieben Kanten (Kannen). – Chaos, 618. Lat.: Cantores amant humores. 10 Wenn der Musikant streicht, sind alle Gebrechen vergessen. (Wend. Lausitz.) *11 Da kommen die Musikanten heraus. Das sind die Folgen davon. *12 Da liegt ein Musikant begraben. (Ostpreuss.) – Frischbier, 468; Braun, I, 2819; für Würzburg: Sartorius, 174. Wird gesagt, wenn jemand sich an einen Stein stösst oder auf dem Wege stolpert. *13 Er ist wie die Musikanten, er ist überall gern, nur nicht zu Hause. Frz.: Il est comme les ménétriers qui ne trouvent pas de pire maison que la leur. (Lendroy, 951.) *14 Es ist ein Musikant, der einem das Placebo singt. (S. Messner.) – Chaos, 654. *15 Hier sitzen (wohnen) die Musikanten. – Simrock, 7177; Körte, 4346a; Frischbier2, 2679; Braun, I, 2818. *16 Mênst du, dat du mit Musekanten spêlst? (Altona.) – Schütze, IV, 165. Meinst du, dass in diesem Spiel, wie bei Musikmachern, jeder gewinne? Musikantenkehle. 1 Musikantenkehle ist eine tiefe Höhle. – Masson, 311. *2 Er hat eine Musikantenkehle. (Köthen.) Er kann im Essen und Trinken viel leisten. Musiker. Vor einem verborgenen Musiker hat man keinen Respect. Musikus. Das ist ein schlechter Musikus, der nur Ein Liedlein singen kann. Muskateller. 1 Muscateller wächst nicht an allen Orten. – Coler, 122. 2 Muskateller kommt selten reif in'n Keller. – Nass. Schulbl., XIV, 5. Wenn ihn Regen und Wind nicht verderben, so fressen ihn Wespen und Weinbergsleute. „Von dem Muscateller sagen die Weinmeier: Muscateller wenn er reiff wird, so kömpt er selten in Keller.“ (Coler, 108.) Muskatennuss. 1 Muskatennüsse sind kein Futter für Kühe. *2 Das sind hölzerne Muskatennüsse. So sagt man in Nordamerika, um auszudrücken, das ist Betrug, Täuschung, Schwindel. Daher entstanden, dass ein speculativer Geschäftsmann aus einem der Neuenglandstaaten, wenn ich nicht irre, Connecticut oder Massachusetts, eine Ladung künstlich nachgemachter, aus gewöhnlichem Holze gedrechselter Muskatennüsse in einen südlichen Staat der Union verkauft hat. Eine gute Anwendung wurde von dieser Redensart neulich gemacht. Nach der Einnahme vom Fort Pulaski durch die Unionstruppen im Jahre 1863 sagte ein gefangener Krieger des conföderirten Heeres zu einem nordstaatlichen Soldaten aus Connecticut: „Bei allen unsern Fehlern haben wir doch noch keine hölzernen Muskatennüsse fabricirt“, worauf der Yankee (s. d.) kaltblütig erwiderte, indem er auf eins der riesigen Wurfgeschosse (Projectile) deutete, welche die Mauern der Rebellenfeste zertrümmert hatten: „Wir machen sie auch jetzt nicht mehr aus Holz, sondern aus Eisen.“ (Neuyorker Staatszeitung vom 9. Nov. 1863.) *3 Eine Muskatennuss zeigen und Mist ins Maul geben. Der Gleisner. *4 Er nimmt eine kleine Muskatennuss für eine grosse Rübe. „Ich nem ein kleine Muskatennuss für ein grosse Rüben süss.“ (Waldis, III, 66.) Muskau. Hätte ich Muskau nicht, so möcht' ich Blankenburg. Ein Ausspruch des Fürsten Pückler, womit er die schöne Lage Blankenburgs im Thüringerwalde rühmt, und der oft wiederholt worden ist. (Kladderadatsch, 1870, Nr. 22-23, Beibl. 1.) Muskete. „Die Muskete laden und nicht Feuer geben.“ Muss. 1 Das Muss ist ein schlimmes Essen. Lat.: Aut servias, ut servus, aut fugias, ut cervus. (Chaos, 973.) 2 Der Muss ist ein grosser Herr. (Niederösterreich.) 3 Der Muss ist eine harte Nuss. – Körte, 4350; Gaal, 1169. In Mecklenburg: Mutt is 'n harte Nutt. 4 Mos äs e bäter Krokt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 750. 5 Mott es better (bitter) Freten. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 130; hochdeutsch bei Mayer, II, 222. 6 Muss es Zwang, en Krîschen1 es Kengergesang2. (Aachen.) – Hochdeutsch bei Simrock, 7184. 1) Kreischen, weinen, heulen. 2) Kindergesang. 7 Mûss êss a grousa Mân, Kannicht êss noch a gröüssra. (Ung. Bergland.) – Schröer. 8 Muss ist des Lebens Anfang, Fortgang und Schluss.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [394]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/408>, abgerufen am 22.11.2024.