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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 3 Nähen, spinnen, schwätzen, lügen, ihren besten Freund betrügen und nicht können schweigen, ist den Weibern eigen.

Lat.: Foeminei sexus haec sunt insignia: flere, fallere, mentiri, nere, tacere nihil. (Chaos, 532.)

4 Neen vnd liegen, weinen vnd triegen, auch schweigen nit ist aller Weiber Sitt. - Petri, II, 491.

5 Schlecht genäht, hält nicht.

Auch von flüchtig geschlossenen Freund-, Gemein- und Genossenschaften.

Dän.: Ilde syet er snart oplöst. (Prov. dan., 324.)

6 Vbel geneet und wol gekleyet ist aller Hümpler (Pfuscher) Arbeit. - Petri, II, 538; Körte, 5341.

Bei Schottel (1120b) steht, offenbar als Druckfehler "übel genehrt".

7 Viel Nähen macht den Zwirn kurz. - Winckler, VIII, 91.

8 Was man näht am Himmelfahrtstage, frisst der Blitz mit Einem Schlage. (Wend. Lausitz.)

*9 Die nähen an Einer Zieche. - Klix, 51.

*10 Er näht hundert Gulden in einen Wetzstein.

*11 Hei nagget gern met Achtersteiken. (Waldeck.)

Mit Hinterstichen; er ist falsch, hinterlistig.

*12 Umsonst nähen und den Zwirn in den Kauf geben.


Näherin.

1 Eine Näherin, die keinen Knoten in den Faden macht, verliert den Stich.

Holl.: De naaister, die geen' knoop in den draad legt, verliest een' steek. (Harrebomee, II, 112b).

2 Faule Natere mache lange Fade. (Henneberg.) - Frommann, II, 411, 143.

*3 Du bist wie d' Nähere vo Enge, was d' em Tag schaffst, muest z' Nacht vertrenne. - Sutermeister, 45.

In Oberösterreich: D' Nahtarin von der Enge, was Vormittag macht muess Nachmittag trenna. Nach Baumgarten's Bemerkungen ist die Geschichte von der Nähterin von der Enge (Orts- oder Hausname) dort nicht bekannt.


Naheschiessen.

Naheschiessen hilfft nicht, es gilt treffen. - Henisch, 1622, 29; Simrock, 7301; Schweiz, II, 243, 45.


Nahestes.

Das Naheste, das Nöthigste.


Nähesteuer.

Nähesteuer, Ehesteuer - Wehesteuer.


Nählen.

* He nählt wie e Kranker an de Punz. (Ostpreuss.)


Nähler.

* Er ist ein Nähler. - Frischbier2, 2714.

Ein Zauderer. Nählen = zaudern, langsam sein. (Hennig, 166.)


Nähnadel.

1 Mancher sieht die Nähnadel am Scheunenthor und fällt doch über einen Ochsen.

H. G. von Schubert (Altes und Neues aus dem Gebiete der innern Seelenkunde, Leipzig 1851, I, 71) sagt darüber Folgendes zur Erklärung und Anwendung, wenn nicht zur Geschichte der Entstehung: "Es geht mir, wenn ich manchmal am unrechten Orte so scharfsichtig thun will, gerade wie dem kurzsichtigen Bauermädchen, von der ich dir bildweise das Märlein erzählen will. Nach der Sage hatte ein reicher Bauer bei uns in Sachsen eine einzige Tochter, die sonst nicht übel, aber etwas kurzsichtig war. Das heisst bei hellem Sonnenschein in den Mittagstunden konnte sie es wol allerdings auf drei Schritte weit unterscheiden, ob ein Gegenstand, der auf sie zukam, ein Mensch oder ein Säugethier war, weiter aber und bei trübem Wetter gar nicht. - Nun war auch in der Nähe ein reicher Pachterssohn, der hatte Lust das Mädchen zu heirathen. Weil ihm aber die Leute sagten, das Mädchen sei gar zu kurzsichtig, er werde sie kaum in der Wirthschaft gebrauchen können, nahm er sich vor, das nächstemal doch recht aufzumerken, ob das wahr sei. Dieser Vorsatz wurde aber dem Mädchen verrathen, und sie nahm sich vor, auf eine recht auffallende Art zu beweisen, dass sie gar nicht kurzsichtig sei, wie die Leute sagten. Sie liess deshalb eine Nähnadel ins Scheunenthor stecken. Da sie nun ihren Geliebten beim Abschied hinaus vor die Thür begleitete, sagte sie auf einmal ganz wirthschaftlich: Ei, wer hat denn die schöne Nähnadel da drüben am Scheunenthor stecken lassen? Ueber diese grosse Scharfsichtigkeit wunderte und freute sich der Bräutigam im ersten Augenblick sehr, aber freilich im zweiten nicht mehr. Denn da das wirthschaftliche Mädchen hinüberlaufen wollte[Spaltenumbruch] nach dem Scheunenthor, um die schöne Nähnadel zu holen, fiel sie über ihres Vaters grossen Zugochsen, den sie nicht bemerkt hatte, weil er ganz ruhig vor dem Heuwagen lag."

*2 Das ist mit der heissen Nähnadel genäht. - Lohrengel, II, 73.

*3 Einen mit der Nähnadel aus dem Sattel heben.

"Wer sich vor einem Däumling fürchtet, den jagt auch jeder Däumling in die Flucht und hebt ihn mit der Nähnadel aus dem Sattel."


Nähren.

1 Besser genährt als gelehrt. - Eiselein, 225; Simrock, 3395.

Engl.: Better fed than taught. (Bohn II, 159.)

Frz.: Mieux nourri qu'instruit. (Bohn I, 38.)

2 De sik will erlig un redlig neren, de mut vel flicken un wenig verteren. (Holst.) - Schütze, VI, 307.

3 Die mich nähren, thu ich verzehren. - Parömiakon, 211.

Auf undankbare Kinder angewandt.

4 Erst genährt, dann gelehrt. - Körte, 4015a; Eiselein, 225; Frost, 189.

5 Man muss sich nehren wie man kan. - Petri, III, 10.

6 Man soll sich nähren, aber nicht mästen.

Dän.: Man skal föde og ei feede sig. (Prov. dan., 190.)

7 Man soll sich nehren mit massen. - Lehmann, 534, 31.

Nicht überfüllen.

8 So lange man nährt, ist man geehrt, und so lange man gibt, geliebt.

9 Wohl genährt, aber schlecht gelehrt.

Frz.: Bien nourri et mal appris. (Bohn I, 8.)

10 Wovon sich einer nehren will, das muss er lernen. - Petri, II, 817.

*11 Er nährt sich aus dem Stegreif wie ein Müller (Wolf). - Lehmann, 534, 29; Simrock, 7147a; Braun, I, 2793.

D. i. eben nicht auf die ehrlichste Weise.

*12 Er nährt sich von väterlichen Eiern und mütterlichen Speckseiten. (Pommern.)

Ohne eigenen und eigenes Verdienst.

*13 Er nährt sich wie Müllers Hähnchen. - Frischbier, 339; Frischbier2, 2715; Hennig, 105.

Von denen, die sich gut zu nähren wissen, ohne dass es sie viel kostet; die sich zudrängen, wo es etwas zu essen oder zu verdienen gibt; und gern auf Rechnung anderer leben.

*14 Er nährt sich wohl.

Thut sich gütlich.

Lat.: Curare cuticulam. (Horaz.) (Philippi, I, 107.)

*15 Es nehrt vnd ehrt nicht. (S. Nutzen.) - Lehmann, 834, 3.

*16 He nährt söck wie Mellersch Höhnke op e Sacklucht (Sacksöller). (Natangen.) - Frischbier2, 2716.


Nahrhand.

Nahrhand und Sparhand kauft anderer Land. - Schottel, 1131b; Simrock, 7307; Körte, 4427; Körte2, 5557; Braun, I, 2907.


Nährig.

Man mot nerig sein, et sind hachbeinige Teien. - Schambach, II, 190.

Man muss erwerbsam und haushälterisch sein, es sind schlimme Zeiten.


Nährigkeit.

Nährigkeit bedrügst de Wisheit. - Eichwald, 1370.


Nährpfennig.

Ein Nährpfennig, ein Ehrpfennig und ein Nothpfennig machen einen guten Wirth. - Nass. Schulbl., XIV, 5.


Nähstunde.

Ich habe keine Fatme (Anna) in der Nähstunde und keinen Ali (Karl) in der Schule. (Aegypt.) - Burckhardt, 739.

Von denen, die zu jedem Auftrage und Geschäft bereit, weil durch keine Sorge für Kinder behindert sind.


Nahrung.

1 Böse Nahrung macht kunstreiche Leute.

2 De Nahrung hebben will, mot mennig Hore Jüffer heten. (Ostfries.) - Bueren, 243; Frommann,

[Spaltenumbruch] 3 Nähen, spinnen, schwätzen, lügen, ihren besten Freund betrügen und nicht können schweigen, ist den Weibern eigen.

Lat.: Foeminei sexus haec sunt insignia: flere, fallere, mentiri, nere, tacere nihil. (Chaos, 532.)

4 Neen vnd liegen, weinen vnd triegen, auch schweigen nit ist aller Weiber Sitt.Petri, II, 491.

5 Schlecht genäht, hält nicht.

Auch von flüchtig geschlossenen Freund-, Gemein- und Genossenschaften.

Dän.: Ilde syet er snart opløst. (Prov. dan., 324.)

6 Vbel geneet und wol gekleyet ist aller Hümpler (Pfuscher) Arbeit.Petri, II, 538; Körte, 5341.

Bei Schottel (1120b) steht, offenbar als Druckfehler „übel genehrt“.

7 Viel Nähen macht den Zwirn kurz.Winckler, VIII, 91.

8 Was man näht am Himmelfahrtstage, frisst der Blitz mit Einem Schlage. (Wend. Lausitz.)

*9 Die nähen an Einer Zieche.Klix, 51.

*10 Er näht hundert Gulden in einen Wetzstein.

*11 Hei nagget gern met Achterstîken. (Waldeck.)

Mit Hinterstichen; er ist falsch, hinterlistig.

*12 Umsonst nähen und den Zwirn in den Kauf geben.


Näherin.

1 Eine Näherin, die keinen Knoten in den Faden macht, verliert den Stich.

Holl.: De naaister, die geen' knoop in den draad legt, verliest een' steek. (Harrebomée, II, 112b).

2 Faule Nâtere mache lange Fade. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 143.

*3 Du bist wie d' Nähere vo Enge, was d' em Tag schaffst, muest z' Nacht vertrenne.Sutermeister, 45.

In Oberösterreich: D' Nahtarin von der Enge, was Vormittag macht muess Nachmittag trenna. Nach Baumgarten's Bemerkungen ist die Geschichte von der Nähterin von der Enge (Orts- oder Hausname) dort nicht bekannt.


Naheschiessen.

Naheschiessen hilfft nicht, es gilt treffen.Henisch, 1622, 29; Simrock, 7301; Schweiz, II, 243, 45.


Nahestes.

Das Naheste, das Nöthigste.


Nähesteuer.

Nähesteuer, Ehesteuer – Wehesteuer.


Nählen.

* He nählt wie e Kranker an de Punz. (Ostpreuss.)


Nähler.

* Er ist ein Nähler.Frischbier2, 2714.

Ein Zauderer. Nählen = zaudern, langsam sein. (Hennig, 166.)


Nähnadel.

1 Mancher sieht die Nähnadel am Scheunenthor und fällt doch über einen Ochsen.

H. G. von Schubert (Altes und Neues aus dem Gebiete der innern Seelenkunde, Leipzig 1851, I, 71) sagt darüber Folgendes zur Erklärung und Anwendung, wenn nicht zur Geschichte der Entstehung: „Es geht mir, wenn ich manchmal am unrechten Orte so scharfsichtig thun will, gerade wie dem kurzsichtigen Bauermädchen, von der ich dir bildweise das Märlein erzählen will. Nach der Sage hatte ein reicher Bauer bei uns in Sachsen eine einzige Tochter, die sonst nicht übel, aber etwas kurzsichtig war. Das heisst bei hellem Sonnenschein in den Mittagstunden konnte sie es wol allerdings auf drei Schritte weit unterscheiden, ob ein Gegenstand, der auf sie zukam, ein Mensch oder ein Säugethier war, weiter aber und bei trübem Wetter gar nicht. – Nun war auch in der Nähe ein reicher Pachterssohn, der hatte Lust das Mädchen zu heirathen. Weil ihm aber die Leute sagten, das Mädchen sei gar zu kurzsichtig, er werde sie kaum in der Wirthschaft gebrauchen können, nahm er sich vor, das nächstemal doch recht aufzumerken, ob das wahr sei. Dieser Vorsatz wurde aber dem Mädchen verrathen, und sie nahm sich vor, auf eine recht auffallende Art zu beweisen, dass sie gar nicht kurzsichtig sei, wie die Leute sagten. Sie liess deshalb eine Nähnadel ins Scheunenthor stecken. Da sie nun ihren Geliebten beim Abschied hinaus vor die Thür begleitete, sagte sie auf einmal ganz wirthschaftlich: Ei, wer hat denn die schöne Nähnadel da drüben am Scheunenthor stecken lassen? Ueber diese grosse Scharfsichtigkeit wunderte und freute sich der Bräutigam im ersten Augenblick sehr, aber freilich im zweiten nicht mehr. Denn da das wirthschaftliche Mädchen hinüberlaufen wollte[Spaltenumbruch] nach dem Scheunenthor, um die schöne Nähnadel zu holen, fiel sie über ihres Vaters grossen Zugochsen, den sie nicht bemerkt hatte, weil er ganz ruhig vor dem Heuwagen lag.“

*2 Das ist mit der heissen Nähnadel genäht.Lohrengel, II, 73.

*3 Einen mit der Nähnadel aus dem Sattel heben.

„Wer sich vor einem Däumling fürchtet, den jagt auch jeder Däumling in die Flucht und hebt ihn mit der Nähnadel aus dem Sattel.“


Nähren.

1 Besser genährt als gelehrt.Eiselein, 225; Simrock, 3395.

Engl.: Better fed than taught. (Bohn II, 159.)

Frz.: Mieux nourri qu'instruit. (Bohn I, 38.)

2 De sik will êrlig un redlig nêren, de mut vêl flicken un wenig vertêren. (Holst.) – Schütze, VI, 307.

3 Die mich nähren, thu ich verzehren.Parömiakon, 211.

Auf undankbare Kinder angewandt.

4 Erst genährt, dann gelehrt.Körte, 4015a; Eiselein, 225; Frost, 189.

5 Man muss sich nehren wie man kan.Petri, III, 10.

6 Man soll sich nähren, aber nicht mästen.

Dän.: Man skal føde og ei feede sig. (Prov. dan., 190.)

7 Man soll sich nehren mit massen.Lehmann, 534, 31.

Nicht überfüllen.

8 So lange man nährt, ist man geehrt, und so lange man gibt, geliebt.

9 Wohl genährt, aber schlecht gelehrt.

Frz.: Bien nourri et mal appris. (Bohn I, 8.)

10 Wovon sich einer nehren will, das muss er lernen.Petri, II, 817.

*11 Er nährt sich aus dem Stegreif wie ein Müller (Wolf).Lehmann, 534, 29; Simrock, 7147a; Braun, I, 2793.

D. i. eben nicht auf die ehrlichste Weise.

*12 Er nährt sich von väterlichen Eiern und mütterlichen Speckseiten. (Pommern.)

Ohne eigenen und eigenes Verdienst.

*13 Er nährt sich wie Müllers Hähnchen.Frischbier, 339; Frischbier2, 2715; Hennig, 105.

Von denen, die sich gut zu nähren wissen, ohne dass es sie viel kostet; die sich zudrängen, wo es etwas zu essen oder zu verdienen gibt; und gern auf Rechnung anderer leben.

*14 Er nährt sich wohl.

Thut sich gütlich.

Lat.: Curare cuticulam. (Horaz.) (Philippi, I, 107.)

*15 Es nehrt vnd ehrt nicht. (S. Nutzen.) – Lehmann, 834, 3.

*16 He nährt söck wie Mellersch Höhnke op e Sacklucht (Sacksöller). (Natangen.) – Frischbier2, 2716.


Nahrhand.

Nahrhand und Sparhand kauft anderer Land.Schottel, 1131b; Simrock, 7307; Körte, 4427; Körte2, 5557; Braun, I, 2907.


Nährig.

Man mot nêrig sîn, et sind hâchbeinige Tîen.Schambach, II, 190.

Man muss erwerbsam und haushälterisch sein, es sind schlimme Zeiten.


Nährigkeit.

Nährigkeit bedrügst de Wisheit.Eichwald, 1370.


Nährpfennig.

Ein Nährpfennig, ein Ehrpfennig und ein Nothpfennig machen einen guten Wirth.Nass. Schulbl., XIV, 5.


Nähstunde.

Ich habe keine Fatme (Anna) in der Nähstunde und keinen Ali (Karl) in der Schule. (Aegypt.) – Burckhardt, 739.

Von denen, die zu jedem Auftrage und Geschäft bereit, weil durch keine Sorge für Kinder behindert sind.


Nahrung.

1 Böse Nahrung macht kunstreiche Leute.

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[[434]/0448] 3 Nähen, spinnen, schwätzen, lügen, ihren besten Freund betrügen und nicht können schweigen, ist den Weibern eigen. Lat.: Foeminei sexus haec sunt insignia: flere, fallere, mentiri, nere, tacere nihil. (Chaos, 532.) 4 Neen vnd liegen, weinen vnd triegen, auch schweigen nit ist aller Weiber Sitt. – Petri, II, 491. 5 Schlecht genäht, hält nicht. Auch von flüchtig geschlossenen Freund-, Gemein- und Genossenschaften. Dän.: Ilde syet er snart opløst. (Prov. dan., 324.) 6 Vbel geneet und wol gekleyet ist aller Hümpler (Pfuscher) Arbeit. – Petri, II, 538; Körte, 5341. Bei Schottel (1120b) steht, offenbar als Druckfehler „übel genehrt“. 7 Viel Nähen macht den Zwirn kurz. – Winckler, VIII, 91. 8 Was man näht am Himmelfahrtstage, frisst der Blitz mit Einem Schlage. (Wend. Lausitz.) *9 Die nähen an Einer Zieche. – Klix, 51. *10 Er näht hundert Gulden in einen Wetzstein. *11 Hei nagget gern met Achterstîken. (Waldeck.) Mit Hinterstichen; er ist falsch, hinterlistig. *12 Umsonst nähen und den Zwirn in den Kauf geben. Näherin. 1 Eine Näherin, die keinen Knoten in den Faden macht, verliert den Stich. Holl.: De naaister, die geen' knoop in den draad legt, verliest een' steek. (Harrebomée, II, 112b). 2 Faule Nâtere mache lange Fade. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 143. *3 Du bist wie d' Nähere vo Enge, was d' em Tag schaffst, muest z' Nacht vertrenne. – Sutermeister, 45. In Oberösterreich: D' Nahtarin von der Enge, was Vormittag macht muess Nachmittag trenna. Nach Baumgarten's Bemerkungen ist die Geschichte von der Nähterin von der Enge (Orts- oder Hausname) dort nicht bekannt. Naheschiessen. Naheschiessen hilfft nicht, es gilt treffen. – Henisch, 1622, 29; Simrock, 7301; Schweiz, II, 243, 45. Nahestes. Das Naheste, das Nöthigste. Nähesteuer. Nähesteuer, Ehesteuer – Wehesteuer. Nählen. * He nählt wie e Kranker an de Punz. (Ostpreuss.) Nähler. * Er ist ein Nähler. – Frischbier2, 2714. Ein Zauderer. Nählen = zaudern, langsam sein. (Hennig, 166.) Nähnadel. 1 Mancher sieht die Nähnadel am Scheunenthor und fällt doch über einen Ochsen. H. G. von Schubert (Altes und Neues aus dem Gebiete der innern Seelenkunde, Leipzig 1851, I, 71) sagt darüber Folgendes zur Erklärung und Anwendung, wenn nicht zur Geschichte der Entstehung: „Es geht mir, wenn ich manchmal am unrechten Orte so scharfsichtig thun will, gerade wie dem kurzsichtigen Bauermädchen, von der ich dir bildweise das Märlein erzählen will. Nach der Sage hatte ein reicher Bauer bei uns in Sachsen eine einzige Tochter, die sonst nicht übel, aber etwas kurzsichtig war. Das heisst bei hellem Sonnenschein in den Mittagstunden konnte sie es wol allerdings auf drei Schritte weit unterscheiden, ob ein Gegenstand, der auf sie zukam, ein Mensch oder ein Säugethier war, weiter aber und bei trübem Wetter gar nicht. – Nun war auch in der Nähe ein reicher Pachterssohn, der hatte Lust das Mädchen zu heirathen. Weil ihm aber die Leute sagten, das Mädchen sei gar zu kurzsichtig, er werde sie kaum in der Wirthschaft gebrauchen können, nahm er sich vor, das nächstemal doch recht aufzumerken, ob das wahr sei. Dieser Vorsatz wurde aber dem Mädchen verrathen, und sie nahm sich vor, auf eine recht auffallende Art zu beweisen, dass sie gar nicht kurzsichtig sei, wie die Leute sagten. Sie liess deshalb eine Nähnadel ins Scheunenthor stecken. Da sie nun ihren Geliebten beim Abschied hinaus vor die Thür begleitete, sagte sie auf einmal ganz wirthschaftlich: Ei, wer hat denn die schöne Nähnadel da drüben am Scheunenthor stecken lassen? Ueber diese grosse Scharfsichtigkeit wunderte und freute sich der Bräutigam im ersten Augenblick sehr, aber freilich im zweiten nicht mehr. Denn da das wirthschaftliche Mädchen hinüberlaufen wollte nach dem Scheunenthor, um die schöne Nähnadel zu holen, fiel sie über ihres Vaters grossen Zugochsen, den sie nicht bemerkt hatte, weil er ganz ruhig vor dem Heuwagen lag.“ *2 Das ist mit der heissen Nähnadel genäht. – Lohrengel, II, 73. *3 Einen mit der Nähnadel aus dem Sattel heben. „Wer sich vor einem Däumling fürchtet, den jagt auch jeder Däumling in die Flucht und hebt ihn mit der Nähnadel aus dem Sattel.“ Nähren. 1 Besser genährt als gelehrt. – Eiselein, 225; Simrock, 3395. Engl.: Better fed than taught. (Bohn II, 159.) Frz.: Mieux nourri qu'instruit. (Bohn I, 38.) 2 De sik will êrlig un redlig nêren, de mut vêl flicken un wenig vertêren. (Holst.) – Schütze, VI, 307. 3 Die mich nähren, thu ich verzehren. – Parömiakon, 211. Auf undankbare Kinder angewandt. 4 Erst genährt, dann gelehrt. – Körte, 4015a; Eiselein, 225; Frost, 189. 5 Man muss sich nehren wie man kan. – Petri, III, 10. 6 Man soll sich nähren, aber nicht mästen. Dän.: Man skal føde og ei feede sig. (Prov. dan., 190.) 7 Man soll sich nehren mit massen. – Lehmann, 534, 31. Nicht überfüllen. 8 So lange man nährt, ist man geehrt, und so lange man gibt, geliebt. 9 Wohl genährt, aber schlecht gelehrt. Frz.: Bien nourri et mal appris. (Bohn I, 8.) 10 Wovon sich einer nehren will, das muss er lernen. – Petri, II, 817. *11 Er nährt sich aus dem Stegreif wie ein Müller (Wolf). – Lehmann, 534, 29; Simrock, 7147a; Braun, I, 2793. D. i. eben nicht auf die ehrlichste Weise. *12 Er nährt sich von väterlichen Eiern und mütterlichen Speckseiten. (Pommern.) Ohne eigenen und eigenes Verdienst. *13 Er nährt sich wie Müllers Hähnchen. – Frischbier, 339; Frischbier2, 2715; Hennig, 105. Von denen, die sich gut zu nähren wissen, ohne dass es sie viel kostet; die sich zudrängen, wo es etwas zu essen oder zu verdienen gibt; und gern auf Rechnung anderer leben. *14 Er nährt sich wohl. Thut sich gütlich. Lat.: Curare cuticulam. (Horaz.) (Philippi, I, 107.) *15 Es nehrt vnd ehrt nicht. (S. Nutzen.) – Lehmann, 834, 3. *16 He nährt söck wie Mellersch Höhnke op e Sacklucht (Sacksöller). (Natangen.) – Frischbier2, 2716. Nahrhand. Nahrhand und Sparhand kauft anderer Land. – Schottel, 1131b; Simrock, 7307; Körte, 4427; Körte2, 5557; Braun, I, 2907. Nährig. Man mot nêrig sîn, et sind hâchbeinige Tîen. – Schambach, II, 190. Man muss erwerbsam und haushälterisch sein, es sind schlimme Zeiten. Nährigkeit. Nährigkeit bedrügst de Wisheit. – Eichwald, 1370. Nährpfennig. Ein Nährpfennig, ein Ehrpfennig und ein Nothpfennig machen einen guten Wirth. – Nass. Schulbl., XIV, 5. Nähstunde. Ich habe keine Fatme (Anna) in der Nähstunde und keinen Ali (Karl) in der Schule. (Aegypt.) – Burckhardt, 739. Von denen, die zu jedem Auftrage und Geschäft bereit, weil durch keine Sorge für Kinder behindert sind. Nahrung. 1 Böse Nahrung macht kunstreiche Leute. 2 De Nahrung hebben will, mot mennig Hôre Jüffer heten. (Ostfries.) – Bueren, 243; Frommann,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [434]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/448>, abgerufen am 22.11.2024.