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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] IV, 142, 338; Eichwald, 818; Kern, 408; Hauskalender, II; Schlingmann, 691.

Geschäftsleute, die Kunden gewinnen oder behalten wollen, müssen schmeicheln können.

3 Der seine Nahrung hat, der ist so reich als ein König. - Lehmann, 534, 25.

Holl.: Het is een goed ding, een man van veel nering te zijn. (Harrebomee, II, 120a.)

4 Die Nahrung ist bei den Leuten, sagte der Scherenschleifer, und schob in die Küche. (Westf.)

5 Die Nahrung ist jedem gleich nahe, aber nicht jedem so nutz. - Lehmann, 533, 10.

Holl.: Nering is allen man wel even na, maar niet even nut. (Harrebomee, II, 120a.)

6 Die Nahrung ist schlecht, da es von Hand zum Maull gehet. - Lehmann, 533, 3.

7 Eine Nahrung schlegt die ander nicht auss. - Petri, II, 179.

8 Eder de Niaring säät de Tiaring. (Sylt.)

Nach der Nahrung setze die Zehrung.

9 Einer gewinnt sein Nahrung mit sitzen, der ander mit lauffen vnd schwitzen. - Lehmann, 533, 1; Simrock, 7305.

10 Ist dein Nahrung schon gering, so sey doch allzeit guter Ding. - Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 58.

11 Ist die Nahrung auch nicht fein, wir wollen dafür dankbar sein.

Dän.: Bonde föde er god, vaerd at takke Gud for. (Prov. dan., 190.)

12 Nach der Nahrung richt' die Zehrung.

Holl.: Men moet de tering naar de nering zetten. (Harrebomee, II, 120a.)

13 Nahrung ist kein Erbe. - Schottel, 1135b; Eisenhart, 302; Hillebrand, 162, 226; Pistor., VIII, 47; Simrock, 7303; Graf, 184, 15.

In Ostfriesland: Nahrung is gen Arve. (Hauskalender, I.) Nahrung ist wie Gerade (s. d.) und Heergewäte (s. d.) ein Theil des vom Erbe auszuscheidenden Nachlasses und zwar der, welcher in den alten Rechtsbüchern auch "Mustheil" oder "Hofspeise" genannt wird. Hillebrand (a. a. O.) hält diese Ansicht für unbegründet und will unter Nahrung nicht Speisevorräthe, sondern den sogenannten Mustheil (vgl. Siegel, Das deutsche Erbrecht, S. 77), d. h. die Hälfte der am dreissigsten Tage nach dem Tode eines Mannes, der eine Frau hinterlässt, auf dessen Gütern befindlichen Speisevorräthe verstanden wissen. Unter Nahrung werden nach Eisenhart solche Güter verstanden, die der Eigenthümer theils durch Fleiss und Arbeit selbst erworben und die theils in Küchen und Kellervorrath bestehen. Ueber diese konnte er nach seinem Gefallen bestimmen, sie durch Vertrag, Schenkung, Letztwillen vermachen, an wen er wollte. Anders aber war es mit den Stamm- und Erbgütern beschaffen, die der jedesmalige Besitzer nicht veräussern durfte, sondern dem nächsten Erben hinterlassen musste, weil alle Nachkommen des ersten Erwerbers ein Recht daran haben.

14 Nahrung, Kleidung und Himmelreich, diesen Schätzen ist nichts gleich.

Dän.: Föde, klaede og himmerig - er saa intet meere. (Prov. dan., 190.)

15 Nahrung soll man suchen ohn ander Leuth schaden. - Lehmann, 535, 40.

16 Nahrung will Füsse haben. - Lehmann, 534, 15.

Und auch etwas Verstand, denn sagen die Holländer: Nering zonder verstand is schade voor de hand. (Harrebomee, II, 120a.)

17 Nahrung will getrieben sein. - Coler, 209.

18 Niemand ist mit seiner Nahrung zufrieden.

Holl.: Niemand is met zijne nering tevreden. (Harrebomee, II, 120a.)

19 Tracht nach der nahrung, nicht nach der mastung. - Lehmann, 534, 30; Körte, 4428; Körte2, 5358; Simrock, 7304; Braun, I, 2908.

20 Wen man die nahrung nimbt, dem greifft man zum Leben (oder: dem thut man ein stich ins Leben). - Lehmann, 548, 42.

21 Wen seine Nahrung nicht ins Hauss treibt, den jagt sie herauss. - Lehmann, 533, 6; Simrock, 7306.

22 Wenn wir Nahrung und Kleider haben, so lasst uns genügen.

Lat.: Omnes sunt divites, qui coelo et terra frui possunt. (Cicero.) (Philippi, II, 68.) - Pauper non est cui rerum suppetit usus. (Horaz.) (Philippi, II, 86.)

23 Wer Nahrung gibt, gibt Leben.

Dän.: Den som giver leven, han giver livet. (Prov. dan., 238.)

[Spaltenumbruch] 24 Wer Nahrung will gewinnen, der muss der Händ, Kopffs vnd Füss nicht sparen. - Lehmann, 534, 14.

25 Wer seine Nahrung nicht treibt, den treibt die Nahrung.

"Es ist ein alt Sprichwort, treibet einer seine Nahrung nicht, so treibet unnd jagt die Nahrung gewisslich den Wirth." (Coler, 209.)

26 Wer seine Nahrung nicht verdienen kann, muss sein Kraut mit seinem eigenen Schmalze schmelzen.

27 Wie man die Nahrung erlangt, so muss man sie auch handhaben.

"Durch Krieg - mit gewehrter Hand, durch Finanz mit Finanz, durch Geiz mit Geiz, durch ehrliche Mittel mit Ehr- und Billigkeit."

28 Wo böss Nahrung ist, da sind witzige Leute. - Petri, II, 799.

29 Wo ist Nahrung, da ist Zehrung.

"So dumm ist selbsten keine Kuh, wo Nahrung ist, da beisst sie zu." (Glassbrenner, Neuer Reineke Fuchs, S. 212.)

*30 Die Nahrung ist ihm zugezählt. - Körte, 4428; Körte2, 5558b.

*31 Er ist sehr nach der Nahrung. - Frischbier, 519; Frischbier2, 2717; Hennig, 166.

"Er lässt es sich sehr sauer werden, spürt jeder Gelegenheit, wobei er sich etwas verdienen kann, nach." (Bock, Idiot. pruss.)

*32 Es ist ihm kranke Nahrung.

*33 Seine Nahrung ist ihm aufs Kerbholz geschnitten. - Körte, 4428a; Körte2, 5558a; Braun, I, 2909.


Nahrungssorge.

Nahrungssorgen und neue Stiefeln drücken sehr.


Naht.

1 Die Naht ist wie der Schneider (oder: wie die Näherin).

2 Die Naht macht (hält) den Sack.

Holl.: De naad breekt den zak. (Harrebomee, II, 112b.)

3 Je fester die Naht, je grösser der Riss.

Frz.: De forte coauture forte dechirure. (Bohn I, 14.)

*4 Dicht bei der Naht weg.

*5 Eim auf d' Näht' sitze.

*6 Einem auf die Naht (die Börse) fühlen.

Seinen Vermögenszustand auszuforschen suchen.

*7 Einen aus allen Nähten loben.

Gesuchtes, aber auch sehr starkes Lob.

*8 Er geht auf der Naht.

*9 Er het en i d' Nöth gno. - Sutermeister, 78.

Er hat ihn scharf ausgefragt. Dass hier Naht gemeint ist, vermuthe ich blos, weil der Verfasser auch in der Redensart: Die Nähte ausklopfen, das Wort, an Noth erinnernd, schreibt, wo doch offenbar Nähte gemeint sind. Auch die nebengestellten Redensarten: Einem die Jüppe schütteln, das Hemd warm machen, lassen auf die Naht schliessen, während gerade die beigefügte Bemerkung: "scharf ausfragen", die Ansicht rechtfertigen könnte, dass die Redensart "in die Noth nehmen" hiesse und von der scharfen Frage des peinlichen Strafverfahrens mittels der Tortur abgeleitet sei. Unzählige solcher Zweifel hätte der Verfasser durch eine einfache Bemerkung beseitigen können, wenn er nicht angenommen hätte, dass die ganze Welt mit allen Ausdrücken und Redeweisen der schweizer Cantönlisprache bekannt sei, über die man sogar bei Stalder und Tobler vergeblich Belehrung sucht.

*10 Et ging enne1 donne2 an der Naht her. (Lippe.)

1) Ihm.

2) Nahe, hart, scharf.

*11 He hett wat up de Nat. - Schütze, III, 130.

Er besitzt Vermögen.

*12 He kleiet (oder pulet) all in de Naht. - Richey, 171.

Er sucht den letzten Pfennig hervor. Das Nahtpulen wird auch von einem Knicker gesagt, der nicht gern Geld zu sich steckt oder es schwer herausnimmt.

*13 Upper Naht pul'n. - Eichwald, 1376.

Pulen hat mehrere Bedeutungen, unter denen die des Abschälens, Enthülsens die ursprüngliche ist. Es heisst dann auch soviel als klauben, abnagen, rupfen, zupfen, ferner kitzeln, auch bohren, stochern u. s. w. (Vgl. Stürenburg, 186b.)

*14 Wort, i will der d' Noth ithun. - Sutermeister, 24.

*15 Wort, i will der d' Nöth usklopfe. - Sutermeister, 24.

Diese beiden Redensarten drücken eine Drohung aus und gehören in die Gruppe der unter Laus 103 aufgeführten.


[Spaltenumbruch] IV, 142, 338; Eichwald, 818; Kern, 408; Hauskalender, II; Schlingmann, 691.

Geschäftsleute, die Kunden gewinnen oder behalten wollen, müssen schmeicheln können.

3 Der seine Nahrung hat, der ist so reich als ein König.Lehmann, 534, 25.

Holl.: Het is een goed ding, een man van veel nering te zijn. (Harrebomée, II, 120a.)

4 Die Nahrung ist bei den Leuten, sagte der Scherenschleifer, und schob in die Küche. (Westf.)

5 Die Nahrung ist jedem gleich nahe, aber nicht jedem so nutz.Lehmann, 533, 10.

Holl.: Nering is allen man wel even na, maar niet even nut. (Harrebomée, II, 120a.)

6 Die Nahrung ist schlecht, da es von Hand zum Maull gehet.Lehmann, 533, 3.

7 Eine Nahrung schlegt die ander nicht auss.Petri, II, 179.

8 Êder de Niaring säät de Tiaring. (Sylt.)

Nach der Nahrung setze die Zehrung.

9 Einer gewinnt sein Nahrung mit sitzen, der ander mit lauffen vnd schwitzen.Lehmann, 533, 1; Simrock, 7305.

10 Ist dein Nahrung schon gering, so sey doch allzeit guter Ding.Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 58.

11 Ist die Nahrung auch nicht fein, wir wollen dafür dankbar sein.

Dän.: Bonde føde er god, værd at takke Gud for. (Prov. dan., 190.)

12 Nach der Nahrung richt' die Zehrung.

Holl.: Men moet de tering naar de nering zetten. (Harrebomée, II, 120a.)

13 Nahrung ist kein Erbe.Schottel, 1135b; Eisenhart, 302; Hillebrand, 162, 226; Pistor., VIII, 47; Simrock, 7303; Graf, 184, 15.

In Ostfriesland: Nahrung is gên Arve. (Hauskalender, I.) Nahrung ist wie Gerade (s. d.) und Heergewäte (s. d.) ein Theil des vom Erbe auszuscheidenden Nachlasses und zwar der, welcher in den alten Rechtsbüchern auch „Mustheil“ oder „Hofspeise“ genannt wird. Hillebrand (a. a. O.) hält diese Ansicht für unbegründet und will unter Nahrung nicht Speisevorräthe, sondern den sogenannten Mustheil (vgl. Siegel, Das deutsche Erbrecht, S. 77), d. h. die Hälfte der am dreissigsten Tage nach dem Tode eines Mannes, der eine Frau hinterlässt, auf dessen Gütern befindlichen Speisevorräthe verstanden wissen. Unter Nahrung werden nach Eisenhart solche Güter verstanden, die der Eigenthümer theils durch Fleiss und Arbeit selbst erworben und die theils in Küchen und Kellervorrath bestehen. Ueber diese konnte er nach seinem Gefallen bestimmen, sie durch Vertrag, Schenkung, Letztwillen vermachen, an wen er wollte. Anders aber war es mit den Stamm- und Erbgütern beschaffen, die der jedesmalige Besitzer nicht veräussern durfte, sondern dem nächsten Erben hinterlassen musste, weil alle Nachkommen des ersten Erwerbers ein Recht daran haben.

14 Nahrung, Kleidung und Himmelreich, diesen Schätzen ist nichts gleich.

Dän.: Føde, klæde og himmerig – er saa intet meere. (Prov. dan., 190.)

15 Nahrung soll man suchen ohn ander Leuth schaden.Lehmann, 535, 40.

16 Nahrung will Füsse haben.Lehmann, 534, 15.

Und auch etwas Verstand, denn sagen die Holländer: Nering zonder verstand is schade voor de hand. (Harrebomée, II, 120a.)

17 Nahrung will getrieben sein.Coler, 209.

18 Niemand ist mit seiner Nahrung zufrieden.

Holl.: Niemand is met zijne nering tevreden. (Harrebomée, II, 120a.)

19 Tracht nach der nahrung, nicht nach der mastung.Lehmann, 534, 30; Körte, 4428; Körte2, 5358; Simrock, 7304; Braun, I, 2908.

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22 Wenn wir Nahrung und Kleider haben, so lasst uns genügen.

Lat.: Omnes sunt divites, qui coelo et terra frui possunt. (Cicero.) (Philippi, II, 68.) – Pauper non est cui rerum suppetit usus. (Horaz.) (Philippi, II, 86.)

23 Wer Nahrung gibt, gibt Leben.

Dän.: Den som giver leven, han giver livet. (Prov. dan., 238.)

[Spaltenumbruch] 24 Wer Nahrung will gewinnen, der muss der Händ, Kopffs vnd Füss nicht sparen.Lehmann, 534, 14.

25 Wer seine Nahrung nicht treibt, den treibt die Nahrung.

„Es ist ein alt Sprichwort, treibet einer seine Nahrung nicht, so treibet unnd jagt die Nahrung gewisslich den Wirth.“ (Coler, 209.)

26 Wer seine Nahrung nicht verdienen kann, muss sein Kraut mit seinem eigenen Schmalze schmelzen.

27 Wie man die Nahrung erlangt, so muss man sie auch handhaben.

„Durch Krieg – mit gewehrter Hand, durch Finanz mit Finanz, durch Geiz mit Geiz, durch ehrliche Mittel mit Ehr- und Billigkeit.“

28 Wo böss Nahrung ist, da sind witzige Leute.Petri, II, 799.

29 Wo ist Nahrung, da ist Zehrung.

„So dumm ist selbsten keine Kuh, wo Nahrung ist, da beisst sie zu.“ (Glassbrenner, Neuer Reineke Fuchs, S. 212.)

*30 Die Nahrung ist ihm zugezählt.Körte, 4428; Körte2, 5558b.

*31 Er ist sehr nach der Nahrung.Frischbier, 519; Frischbier2, 2717; Hennig, 166.

„Er lässt es sich sehr sauer werden, spürt jeder Gelegenheit, wobei er sich etwas verdienen kann, nach.“ (Bock, Idiot. pruss.)

*32 Es ist ihm kranke Nahrung.

*33 Seine Nahrung ist ihm aufs Kerbholz geschnitten.Körte, 4428a; Körte2, 5558a; Braun, I, 2909.


Nahrungssorge.

Nahrungssorgen und neue Stiefeln drücken sehr.


Naht.

1 Die Naht ist wie der Schneider (oder: wie die Näherin).

2 Die Naht macht (hält) den Sack.

Holl.: De naad breekt den zak. (Harrebomée, II, 112b.)

3 Je fester die Naht, je grösser der Riss.

Frz.: De forte coûture forte déchirure. (Bohn I, 14.)

*4 Dicht bei der Naht weg.

*5 Eim auf d' Näht' sitze.

*6 Einem auf die Naht (die Börse) fühlen.

Seinen Vermögenszustand auszuforschen suchen.

*7 Einen aus allen Nähten loben.

Gesuchtes, aber auch sehr starkes Lob.

*8 Er geht auf der Naht.

*9 Er het en i d' Nöth gno.Sutermeister, 78.

Er hat ihn scharf ausgefragt. Dass hier Naht gemeint ist, vermuthe ich blos, weil der Verfasser auch in der Redensart: Die Nähte ausklopfen, das Wort, an Noth erinnernd, schreibt, wo doch offenbar Nähte gemeint sind. Auch die nebengestellten Redensarten: Einem die Jüppe schütteln, das Hemd warm machen, lassen auf die Naht schliessen, während gerade die beigefügte Bemerkung: „scharf ausfragen“, die Ansicht rechtfertigen könnte, dass die Redensart „in die Noth nehmen“ hiesse und von der scharfen Frage des peinlichen Strafverfahrens mittels der Tortur abgeleitet sei. Unzählige solcher Zweifel hätte der Verfasser durch eine einfache Bemerkung beseitigen können, wenn er nicht angenommen hätte, dass die ganze Welt mit allen Ausdrücken und Redeweisen der schweizer Cantönlisprache bekannt sei, über die man sogar bei Stalder und Tobler vergeblich Belehrung sucht.

*10 Et ging enne1 donne2 an der Naht her. (Lippe.)

1) Ihm.

2) Nahe, hart, scharf.

*11 He hett wat up de Nât.Schütze, III, 130.

Er besitzt Vermögen.

*12 He kleiet (oder pulet) all in de Naht.Richey, 171.

Er sucht den letzten Pfennig hervor. Das Nahtpulen wird auch von einem Knicker gesagt, der nicht gern Geld zu sich steckt oder es schwer herausnimmt.

*13 Upper Naht pul'n.Eichwald, 1376.

Pulen hat mehrere Bedeutungen, unter denen die des Abschälens, Enthülsens die ursprüngliche ist. Es heisst dann auch soviel als klauben, abnagen, rupfen, zupfen, ferner kitzeln, auch bohren, stochern u. s. w. (Vgl. Stürenburg, 186b.)

*14 Wort, i will der d' Noth ithun.Sutermeister, 24.

*15 Wort, i will der d' Nöth usklopfe.Sutermeister, 24.

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[[435]/0449] IV, 142, 338; Eichwald, 818; Kern, 408; Hauskalender, II; Schlingmann, 691. Geschäftsleute, die Kunden gewinnen oder behalten wollen, müssen schmeicheln können. 3 Der seine Nahrung hat, der ist so reich als ein König. – Lehmann, 534, 25. Holl.: Het is een goed ding, een man van veel nering te zijn. (Harrebomée, II, 120a.) 4 Die Nahrung ist bei den Leuten, sagte der Scherenschleifer, und schob in die Küche. (Westf.) 5 Die Nahrung ist jedem gleich nahe, aber nicht jedem so nutz. – Lehmann, 533, 10. Holl.: Nering is allen man wel even na, maar niet even nut. (Harrebomée, II, 120a.) 6 Die Nahrung ist schlecht, da es von Hand zum Maull gehet. – Lehmann, 533, 3. 7 Eine Nahrung schlegt die ander nicht auss. – Petri, II, 179. 8 Êder de Niaring säät de Tiaring. (Sylt.) Nach der Nahrung setze die Zehrung. 9 Einer gewinnt sein Nahrung mit sitzen, der ander mit lauffen vnd schwitzen. – Lehmann, 533, 1; Simrock, 7305. 10 Ist dein Nahrung schon gering, so sey doch allzeit guter Ding. – Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 58. 11 Ist die Nahrung auch nicht fein, wir wollen dafür dankbar sein. Dän.: Bonde føde er god, værd at takke Gud for. (Prov. dan., 190.) 12 Nach der Nahrung richt' die Zehrung. Holl.: Men moet de tering naar de nering zetten. (Harrebomée, II, 120a.) 13 Nahrung ist kein Erbe. – Schottel, 1135b; Eisenhart, 302; Hillebrand, 162, 226; Pistor., VIII, 47; Simrock, 7303; Graf, 184, 15. In Ostfriesland: Nahrung is gên Arve. (Hauskalender, I.) Nahrung ist wie Gerade (s. d.) und Heergewäte (s. d.) ein Theil des vom Erbe auszuscheidenden Nachlasses und zwar der, welcher in den alten Rechtsbüchern auch „Mustheil“ oder „Hofspeise“ genannt wird. Hillebrand (a. a. O.) hält diese Ansicht für unbegründet und will unter Nahrung nicht Speisevorräthe, sondern den sogenannten Mustheil (vgl. Siegel, Das deutsche Erbrecht, S. 77), d. h. die Hälfte der am dreissigsten Tage nach dem Tode eines Mannes, der eine Frau hinterlässt, auf dessen Gütern befindlichen Speisevorräthe verstanden wissen. Unter Nahrung werden nach Eisenhart solche Güter verstanden, die der Eigenthümer theils durch Fleiss und Arbeit selbst erworben und die theils in Küchen und Kellervorrath bestehen. Ueber diese konnte er nach seinem Gefallen bestimmen, sie durch Vertrag, Schenkung, Letztwillen vermachen, an wen er wollte. Anders aber war es mit den Stamm- und Erbgütern beschaffen, die der jedesmalige Besitzer nicht veräussern durfte, sondern dem nächsten Erben hinterlassen musste, weil alle Nachkommen des ersten Erwerbers ein Recht daran haben. 14 Nahrung, Kleidung und Himmelreich, diesen Schätzen ist nichts gleich. Dän.: Føde, klæde og himmerig – er saa intet meere. (Prov. dan., 190.) 15 Nahrung soll man suchen ohn ander Leuth schaden. – Lehmann, 535, 40. 16 Nahrung will Füsse haben. – Lehmann, 534, 15. Und auch etwas Verstand, denn sagen die Holländer: Nering zonder verstand is schade voor de hand. (Harrebomée, II, 120a.) 17 Nahrung will getrieben sein. – Coler, 209. 18 Niemand ist mit seiner Nahrung zufrieden. Holl.: Niemand is met zijne nering tevreden. (Harrebomée, II, 120a.) 19 Tracht nach der nahrung, nicht nach der mastung. – Lehmann, 534, 30; Körte, 4428; Körte2, 5358; Simrock, 7304; Braun, I, 2908. 20 Wen man die nahrung nimbt, dem greifft man zum Leben (oder: dem thut man ein stich ins Leben). – Lehmann, 548, 42. 21 Wen seine Nahrung nicht ins Hauss treibt, den jagt sie herauss. – Lehmann, 533, 6; Simrock, 7306. 22 Wenn wir Nahrung und Kleider haben, so lasst uns genügen. Lat.: Omnes sunt divites, qui coelo et terra frui possunt. (Cicero.) (Philippi, II, 68.) – Pauper non est cui rerum suppetit usus. (Horaz.) (Philippi, II, 86.) 23 Wer Nahrung gibt, gibt Leben. Dän.: Den som giver leven, han giver livet. (Prov. dan., 238.) 24 Wer Nahrung will gewinnen, der muss der Händ, Kopffs vnd Füss nicht sparen. – Lehmann, 534, 14. 25 Wer seine Nahrung nicht treibt, den treibt die Nahrung. „Es ist ein alt Sprichwort, treibet einer seine Nahrung nicht, so treibet unnd jagt die Nahrung gewisslich den Wirth.“ (Coler, 209.) 26 Wer seine Nahrung nicht verdienen kann, muss sein Kraut mit seinem eigenen Schmalze schmelzen. 27 Wie man die Nahrung erlangt, so muss man sie auch handhaben. „Durch Krieg – mit gewehrter Hand, durch Finanz mit Finanz, durch Geiz mit Geiz, durch ehrliche Mittel mit Ehr- und Billigkeit.“ 28 Wo böss Nahrung ist, da sind witzige Leute. – Petri, II, 799. 29 Wo ist Nahrung, da ist Zehrung. „So dumm ist selbsten keine Kuh, wo Nahrung ist, da beisst sie zu.“ (Glassbrenner, Neuer Reineke Fuchs, S. 212.) *30 Die Nahrung ist ihm zugezählt. – Körte, 4428; Körte2, 5558b. *31 Er ist sehr nach der Nahrung. – Frischbier, 519; Frischbier2, 2717; Hennig, 166. „Er lässt es sich sehr sauer werden, spürt jeder Gelegenheit, wobei er sich etwas verdienen kann, nach.“ (Bock, Idiot. pruss.) *32 Es ist ihm kranke Nahrung. *33 Seine Nahrung ist ihm aufs Kerbholz geschnitten. – Körte, 4428a; Körte2, 5558a; Braun, I, 2909. Nahrungssorge. Nahrungssorgen und neue Stiefeln drücken sehr. Naht. 1 Die Naht ist wie der Schneider (oder: wie die Näherin). 2 Die Naht macht (hält) den Sack. Holl.: De naad breekt den zak. (Harrebomée, II, 112b.) 3 Je fester die Naht, je grösser der Riss. Frz.: De forte coûture forte déchirure. (Bohn I, 14.) *4 Dicht bei der Naht weg. *5 Eim auf d' Näht' sitze. *6 Einem auf die Naht (die Börse) fühlen. Seinen Vermögenszustand auszuforschen suchen. *7 Einen aus allen Nähten loben. Gesuchtes, aber auch sehr starkes Lob. *8 Er geht auf der Naht. *9 Er het en i d' Nöth gno. – Sutermeister, 78. Er hat ihn scharf ausgefragt. Dass hier Naht gemeint ist, vermuthe ich blos, weil der Verfasser auch in der Redensart: Die Nähte ausklopfen, das Wort, an Noth erinnernd, schreibt, wo doch offenbar Nähte gemeint sind. Auch die nebengestellten Redensarten: Einem die Jüppe schütteln, das Hemd warm machen, lassen auf die Naht schliessen, während gerade die beigefügte Bemerkung: „scharf ausfragen“, die Ansicht rechtfertigen könnte, dass die Redensart „in die Noth nehmen“ hiesse und von der scharfen Frage des peinlichen Strafverfahrens mittels der Tortur abgeleitet sei. Unzählige solcher Zweifel hätte der Verfasser durch eine einfache Bemerkung beseitigen können, wenn er nicht angenommen hätte, dass die ganze Welt mit allen Ausdrücken und Redeweisen der schweizer Cantönlisprache bekannt sei, über die man sogar bei Stalder und Tobler vergeblich Belehrung sucht. *10 Et ging enne1 donne2 an der Naht her. (Lippe.) 1) Ihm. 2) Nahe, hart, scharf. *11 He hett wat up de Nât. – Schütze, III, 130. Er besitzt Vermögen. *12 He kleiet (oder pulet) all in de Naht. – Richey, 171. Er sucht den letzten Pfennig hervor. Das Nahtpulen wird auch von einem Knicker gesagt, der nicht gern Geld zu sich steckt oder es schwer herausnimmt. *13 Upper Naht pul'n. – Eichwald, 1376. Pulen hat mehrere Bedeutungen, unter denen die des Abschälens, Enthülsens die ursprüngliche ist. Es heisst dann auch soviel als klauben, abnagen, rupfen, zupfen, ferner kitzeln, auch bohren, stochern u. s. w. (Vgl. Stürenburg, 186b.) *14 Wort, i will der d' Noth ithun. – Sutermeister, 24. *15 Wort, i will der d' Nöth usklopfe. – Sutermeister, 24. Diese beiden Redensarten drücken eine Drohung aus und gehören in die Gruppe der unter Laus 103 aufgeführten.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [435]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/449>, abgerufen am 22.11.2024.