Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 530 Es seind verdrüssliche Narren, die Gottes Wort vnnd Werck nach ihrer vernunfft messen. - Lehmann, 798, 19.

531 Es seynd mancherley (unterschiedliche) Narren.

Böhm.: Blaznuv rozmanitost velika. (Celakovsky, 210.)

Lat.: Insania non est omnibus una. (Sutor, 916.)

532 Es seynd viererlei Art oder Geschlecht der Narren: die allzeit andern dreuen und doch von niemand gefürchtet werden; der allezeit schweret, dem doch niemand glauben zustellt: der alles hingiebt und selber nichts behält; der selbst keinen knecht hat und nicht haben will, dass ihme andere dienen. - Welt und Zeit, V, 92, 268.

533 Es sind der Narren mancher Art, auch viele ohne Bart.

Dän.: Der er mange gekke, alligevel de ere ikke ragede. (Prov. dan., 221.)

534 Es sind grosse Narren, die einen Stein wöllen tragen, den sie nicht gewinnen noch erheben können. - Petri, II, 293.

535 Es sind mehr Narren als Menschen in der Welt.

Der berühmte Casuist und Seelsorger Schupp sagt: "In der Welt sind mehr Narren als Menschen." (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, II, 202.) Der Kaiser Rudolf II. behauptete: "alle Menschen wären Narren und wenn man stürbe, beging man die letzte Narrerey." (Zinkgref, III, 34.)

536 Es sind Narren, die kein Brot haben vnnd wöllen doch Hunde halten. - Petri, II, 293; Henisch, 524, 9.

537 Es sind Narren, die sich grosses dings vnterwinnen ohn hülff. - Petri, II, 294.

538 Es sind Narren in der Haut als Ritter Peter von Prundraut. - Eiselein, 488.

539 Es sind Narren, welche die Ketten nach dem Eimer und die Axt nach dem Stiele werfen.

540 Es sind nicht alle Narren geschoren, aber es werden mehr gemacht als geboren. - Eiselein, 487.

541 Es sind nicht alle Narren im Narrenhaus.

Ein Franciscanermönch suchte in einer Fastenpredigt während des Carnevals nicht alle Narren im Tollhause, nicht alle Blinden im Hospital und nicht alle Teufel in der Hölle. (Witzfunken, IIb, 127.)

Frz.: Tous les fous ne sont pas aux petites maisons. (Starschedel, 188.)

Holl.: Alle gekken zitten ook niet in het dolhuis. (Harrebomee, I, 213a.)

542 Es sind nicht gar alle Narren, die im Rathe sitzen. - Eiselein, 487; Simrock, 7374.

543 Es sind nit alle narren, die nit1 in rath gehen. - Franck, II, 102b; Eyering, II, 582; Petri, II, 294; Sutor, 914; Simrock, 7373.

1) Bei Gruter (III, 36) und Lehmann (II, 158, 186) findet sich dafür die Lesart: "mit". Da die Sprichwörter mitunter voll Schalkheit sind, so lässt sich mit Bestimmtheit nicht sagen, welche von beiden Formen die richtige und welche Druckfehler ist. Es wäre wol gar zu boshaft, wenn man sich für "mit" erklären wollte, sowie wol nicht alle, welche in den Rath gehen Weise sind.

544 Es sind viel Narren, die Brot essen, aber noch mehr kluge Leute, die hungern müssen.

It.: Quanti matti mangiano pane, quanti savii non ne hanno. (Pazzaglia, 216, 6.)

545 Es sind viel Narren, die nicht beschoren sind. - Lehmann, II, 139, 111.

Holl.: Men vint vele dwasen, al sijn si niet geschoren. (Harrebomee, I, 168.)

Lat.: Estimo quod multi sint irrasi quasi stulti. (Fallersleben, 472.)

546 Es sind viel Narren, die nicht in Aachen gewesen sind.

Holl.: Men vint menighen dwaes, die nie t Aken enquam. (Tunn., 17, 3; Harrebomee, I, 168b.)

Lat.: Non fuit omnis Aquis stultus quem continet orbis. (Fallersleben, 471.)

547 Es sind viel Narren, die sich für klug halten.

Frz.: Tel se croit sage, qui est fou. (Starschedel, 188; Kritzinger, 327b.)

548 Es sind wol grosse Narren, die eine Weile gut sind, aber nicht verharren. - Parömiakon, 2977.

549 Es sindt nit all narren beschoren. - Franck, I, 88b; Egenolff, 347a; Gruter, I, 38; Petri, II, 294; Henisch,[Spaltenumbruch] 303, 25; Schottel, 1128a; Simrock, 7328; Körte, 4457; Masson, 258.

Die eigentlichen Narren wurden von Amts wegen kahl geschoren. (Vgl. Wurzbach I, 12.)

Engl.: More know Jack Pudding, than Jack Pudding knows. (Masson, 258.)

Frz.: A fol ne faut point de sonnette. - Tous les fous ne portent pas la marotte. - Tous les fous ne sont pas aux petites maisons. (Masson, 258.)

Holl.: Daar zijn veel narren zonder kolven. (Harrebomee, II, 117a.)

550 Es sindt vil narren on einn kolben. - Franck, I, 88a; Gruter, I, 88.

551 Es steht und guckt der Narr allein, bis er Krampf bekommt in die Bein'.

552 Es were vielen Narren wol zu helffen, wenn man jhnen die rechte Ader schlagen vnd treffen könt. - Petri, II, 304; Eiselein, 487.

553 Es zog ein Narr vmb Weissheit aus, vnd kam ein Thor wider zu hauss. - Eyering, I, 583.

554 Et göfft drei Narre: de erschte öss de Jäger, de sekt, wo he nuscht verlare heft; de zwete öss de Mutter, de seggt ömma: wo öss min Söhnke? wo öss min Dochterke? on heft et op em Schot; de dredde öss de Scholmester, de fragt ömma de Kinder: wat öss dit? wat öss dat? on he mot et doch sölwst am beste wete. - Frischbier2, 2730.

555 Et is better, en ollen Narren es gar keiner. (Soest.)

556 Et ist kein Narre, dei en'n wat ansinnen1 is: awer et is en Narre, dei et doit. - Schambach, II, 183.

1) Steht für: ansinnend. - Es ist weniger thöricht, einem Ungebührliches zuzumuthen als solchem Ansinnen Folge zu geben.

557 Eynem yeden narren gefelt sein kolben wol. - Tappius, 81b; Lehmann, II, 133, 4; Lange, 168.

558 Eynem yeden narren gefeit sein weise wol, darumb ist das land der narren vol. - Tappius, 81b; Lehmann, II, 133, 5.

559 Fremde Narren machen Spass, die eigenen bringen unters Gras.

Man lacht über Narrheiten solcher Leute, die uns fern stehen, ärgert sich aber über sie, wenn sie von Verwandten und Freunden ausgehen.

Böhm.: Cizi blazen smich, a svuj styd. (Celakovsky, 209.)

560 Für Narren ist stillschweigen jhre gröste Weissheit. - Lehmann, II, 425, 50.

561 Gäbe es keine Narren, so gäbe es keine Weisen. - Simrock, 7337; Braun, I, 2946.

Mhd.: Die weisen möhten niht genesen soltens ane toren wesen. (Freidank.) (Zingerle, 146.)

562 Gebrödete Narren sind solche, die man ums Brot anstellt. - Eiselein, 489.

563 Gelehrte Narren seynd die besten. - Lehmann, 531, 36.

Der Schriftsteller David Fassmann widmete seine Schrift Der gelehrte Narr u. s. w., gedruckt zu Freiburg 1729, dem Baron von Gundling mit der wörtlichen Zueignung: "Dem Grossgebornen, Grossgelahrten und Grossweisen Herrn Peter Baron von Schuenz, Erbherrn auf Närrisch- und Tollhausen, Polyhistori, Gross-Cancellario in dem platonischen Utopia, Grossschatzmeister aller philosophischen Weisheiten, Gross-Reverenzmeister auf dem Parnasso u. s. w." (Witzfunken, Ib, 182.)

Schwed.: Lärda narrar äre de bäste. (Grubb, 489.)

564 Gelert narren sindt über all narren. - Franck, I, 88b; Egenolff, 348a; Petri, II, 332; Henisch, 1458, 64; Lehmann, II, 225, 35; Körte, 4455.

"Es gibt Narren, die glauben, sie könnten mit ihrer Schreibfeder die Welt aus den Angeln heben; was aber noch ärger ist, es gibt auch Pinsel, welche dies für wahr halten." (Welt und Zeit, I, 121, 114.) Die Russen sagen in Bezug auf Narren dieser Art: Kommt der Narr das erste mal von der hohen Schule, so ist er gewiss darüber, dass die Hand fünf Finger hat; kommt er das letzte mal von derselben, so ist er zweifelhaft darüber, ob sie vier oder sechs Finger habe. (Altmann VI, 463.)

It.: I pazzi per lettera sono i maggiori pazzi. (Bohn I, 105.)

Span.: Tonto, sin saber latin, nunca es gran tonto. (Bohn I, 259.)

[Spaltenumbruch] 530 Es seind verdrüssliche Narren, die Gottes Wort vnnd Werck nach ihrer vernunfft messen.Lehmann, 798, 19.

531 Es seynd mancherley (unterschiedliche) Narren.

Böhm.: Bláznův rozmanitost veliká. (Čelakovský, 210.)

Lat.: Insania non est omnibus una. (Sutor, 916.)

532 Es seynd viererlei Art oder Geschlecht der Narren: die allzeit andern dreuen und doch von niemand gefürchtet werden; der allezeit schweret, dem doch niemand glauben zustellt: der alles hingiebt und selber nichts behält; der selbst keinen knecht hat und nicht haben will, dass ihme andere dienen.Welt und Zeit, V, 92, 268.

533 Es sind der Narren mancher Art, auch viele ohne Bart.

Dän.: Der er mange gekke, alligevel de ere ikke ragede. (Prov. dan., 221.)

534 Es sind grosse Narren, die einen Stein wöllen tragen, den sie nicht gewinnen noch erheben können.Petri, II, 293.

535 Es sind mehr Narren als Menschen in der Welt.

Der berühmte Casuist und Seelsorger Schupp sagt: „In der Welt sind mehr Narren als Menschen.“ (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, II, 202.) Der Kaiser Rudolf II. behauptete: „alle Menschen wären Narren und wenn man stürbe, beging man die letzte Narrerey.“ (Zinkgref, III, 34.)

536 Es sind Narren, die kein Brot haben vnnd wöllen doch Hunde halten.Petri, II, 293; Henisch, 524, 9.

537 Es sind Narren, die sich grosses dings vnterwinnen ohn hülff.Petri, II, 294.

538 Es sind Narren in der Haut als Ritter Peter von Prundraut.Eiselein, 488.

539 Es sind Narren, welche die Ketten nach dem Eimer und die Axt nach dem Stiele werfen.

540 Es sind nicht alle Narren geschoren, aber es werden mehr gemacht als geboren.Eiselein, 487.

541 Es sind nicht alle Narren im Narrenhaus.

Ein Franciscanermönch suchte in einer Fastenpredigt während des Carnevals nicht alle Narren im Tollhause, nicht alle Blinden im Hospital und nicht alle Teufel in der Hölle. (Witzfunken, IIb, 127.)

Frz.: Tous les fous ne sont pas aux petites maisons. (Starschedel, 188.)

Holl.: Alle gekken zitten ook niet in het dolhuis. (Harrebomée, I, 213a.)

542 Es sind nicht gar alle Narren, die im Rathe sitzen.Eiselein, 487; Simrock, 7374.

543 Es sind nit alle narren, die nit1 in rath gehen.Franck, II, 102b; Eyering, II, 582; Petri, II, 294; Sutor, 914; Simrock, 7373.

1) Bei Gruter (III, 36) und Lehmann (II, 158, 186) findet sich dafür die Lesart: „mit“. Da die Sprichwörter mitunter voll Schalkheit sind, so lässt sich mit Bestimmtheit nicht sagen, welche von beiden Formen die richtige und welche Druckfehler ist. Es wäre wol gar zu boshaft, wenn man sich für „mit“ erklären wollte, sowie wol nicht alle, welche in den Rath gehen Weise sind.

544 Es sind viel Narren, die Brot essen, aber noch mehr kluge Leute, die hungern müssen.

It.: Quanti matti mangiano pane, quanti savii non ne hanno. (Pazzaglia, 216, 6.)

545 Es sind viel Narren, die nicht beschoren sind.Lehmann, II, 139, 111.

Holl.: Men vint vele dwasen, al sijn si niet geschoren. (Harrebomée, I, 168.)

Lat.: Estimo quod multi sint irrasi quasi stulti. (Fallersleben, 472.)

546 Es sind viel Narren, die nicht in Aachen gewesen sind.

Holl.: Men vint menighen dwaes, die nie t Aken enquam. (Tunn., 17, 3; Harrebomée, I, 168b.)

Lat.: Non fuit omnis Aquis stultus quem continet orbis. (Fallersleben, 471.)

547 Es sind viel Narren, die sich für klug halten.

Frz.: Tel se croit sage, qui est fou. (Starschedel, 188; Kritzinger, 327b.)

548 Es sind wol grosse Narren, die eine Weile gut sind, aber nicht verharren.Parömiakon, 2977.

549 Es sindt nit all narren beschoren.Franck, I, 88b; Egenolff, 347a; Gruter, I, 38; Petri, II, 294; Henisch,[Spaltenumbruch] 303, 25; Schottel, 1128a; Simrock, 7328; Körte, 4457; Masson, 258.

Die eigentlichen Narren wurden von Amts wegen kahl geschoren. (Vgl. Wurzbach I, 12.)

Engl.: More know Jack Pudding, than Jack Pudding knows. (Masson, 258.)

Frz.: A fol ne faut point de sonnette. – Tous les fous ne portent pas la marotte. – Tous les fous ne sont pas aux petites maisons. (Masson, 258.)

Holl.: Daar zijn veel narren zonder kolven. (Harrebomée, II, 117a.)

550 Es sindt vil narren on einn kolben.Franck, I, 88a; Gruter, I, 88.

551 Es steht und guckt der Narr allein, bis er Krampf bekommt in die Bein'.

552 Es were vielen Narren wol zu helffen, wenn man jhnen die rechte Ader schlagen vnd treffen könt.Petri, II, 304; Eiselein, 487.

553 Es zog ein Narr vmb Weissheit aus, vnd kam ein Thor wider zu hauss.Eyering, I, 583.

554 Et göfft drei Narre: de erschte öss de Jäger, de sêkt, wo he nuscht verlare heft; de zwête öss de Mutter, de seggt ömma: wo öss min Söhnke? wo öss min Dochterke? on heft et op em Schôt; de dredde öss de Scholmester, de fragt ömma de Kinder: wat öss dit? wat öss dat? on he mot et doch sölwst am beste wete.Frischbier2, 2730.

555 Et is better, en ollen Narren es gar keiner. (Soest.)

556 Et ist kein Narre, dei en'n wat ansinnen1 is: awer et is en Narre, dei et doit.Schambach, II, 183.

1) Steht für: ansinnend. – Es ist weniger thöricht, einem Ungebührliches zuzumuthen als solchem Ansinnen Folge zu geben.

557 Eynem yeden narren gefelt sein kolben wol.Tappius, 81b; Lehmann, II, 133, 4; Lange, 168.

558 Eynem yeden narren gefeit sein weise wol, darumb ist das land der narren vol.Tappius, 81b; Lehmann, II, 133, 5.

559 Fremde Narren machen Spass, die eigenen bringen unters Gras.

Man lacht über Narrheiten solcher Leute, die uns fern stehen, ärgert sich aber über sie, wenn sie von Verwandten und Freunden ausgehen.

Böhm.: Cizí blázen smích, a svůj styd. (Čelakovský, 209.)

560 Für Narren ist stillschweigen jhre gröste Weissheit.Lehmann, II, 425, 50.

561 Gäbe es keine Narren, so gäbe es keine Weisen.Simrock, 7337; Braun, I, 2946.

Mhd.: Die wîsen möhten niht genesen soltens âne toren wesen. (Freidank.) (Zingerle, 146.)

562 Gebrödete Narren sind solche, die man ums Brot anstellt.Eiselein, 489.

563 Gelehrte Narren seynd die besten.Lehmann, 531, 36.

Der Schriftsteller David Fassmann widmete seine Schrift Der gelehrte Narr u. s. w., gedruckt zu Freiburg 1729, dem Baron von Gundling mit der wörtlichen Zueignung: „Dem Grossgebornen, Grossgelahrten und Grossweisen Herrn Peter Baron von Schuenz, Erbherrn auf Närrisch- und Tollhausen, Polyhistori, Gross-Cancellario in dem platonischen Utopia, Grossschatzmeister aller philosophischen Weisheiten, Gross-Reverenzmeister auf dem Parnasso u. s. w.“ (Witzfunken, Ib, 182.)

Schwed.: Lärda narrar äre de bäste. (Grubb, 489.)

564 Gelert narren sindt über all narren.Franck, I, 88b; Egenolff, 348a; Petri, II, 332; Henisch, 1458, 64; Lehmann, II, 225, 35; Körte, 4455.

„Es gibt Narren, die glauben, sie könnten mit ihrer Schreibfeder die Welt aus den Angeln heben; was aber noch ärger ist, es gibt auch Pinsel, welche dies für wahr halten.“ (Welt und Zeit, I, 121, 114.) Die Russen sagen in Bezug auf Narren dieser Art: Kommt der Narr das erste mal von der hohen Schule, so ist er gewiss darüber, dass die Hand fünf Finger hat; kommt er das letzte mal von derselben, so ist er zweifelhaft darüber, ob sie vier oder sechs Finger habe. (Altmann VI, 463.)

It.: I pazzi per lettera sono i maggiori pazzi. (Bohn I, 105.)

Span.: Tonto, sin saber latin, nunca es gran tonto. (Bohn I, 259.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0465" n="[451]"/><cb n="901"/>
530 Es seind verdrüssliche Narren, die Gottes Wort vnnd Werck nach ihrer vernunfft messen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 798, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">531 Es seynd mancherley (unterschiedliche) Narren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Blázn&#x016F;v rozmanitost veliká. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 210.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Insania non est omnibus una. (<hi rendition="#i">Sutor, 916.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">532 Es seynd viererlei Art oder Geschlecht der Narren: die allzeit andern dreuen und doch von niemand gefürchtet werden; der allezeit schweret, dem doch niemand glauben zustellt: der alles hingiebt und selber nichts behält; der selbst keinen knecht hat und nicht haben will, dass ihme andere dienen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Welt und Zeit, V, 92, 268.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">533 Es sind der Narren mancher Art, auch viele ohne Bart.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Der er mange gekke, alligevel de ere ikke ragede. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 221.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">534 Es sind grosse Narren, die einen Stein wöllen tragen, den sie nicht gewinnen noch erheben können.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 293.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">535 Es sind mehr Narren als Menschen in der Welt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der berühmte Casuist und Seelsorger <hi rendition="#i">Schupp</hi> sagt: &#x201E;In der Welt sind mehr Narren als Menschen.&#x201C; (<hi rendition="#i">H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, II, 202.</hi>) Der Kaiser Rudolf II. behauptete: &#x201E;alle Menschen wären Narren und wenn man stürbe, beging man die letzte Narrerey.&#x201C; (<hi rendition="#i">Zinkgref, III, 34.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">536 Es sind Narren, die kein Brot haben vnnd wöllen doch Hunde halten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 293; Henisch, 524, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">537 Es sind Narren, die sich grosses dings vnterwinnen ohn hülff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 294.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">538 Es sind Narren in der Haut als Ritter Peter von Prundraut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 488.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">539 Es sind Narren, welche die Ketten nach dem Eimer und die Axt nach dem Stiele werfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">540 Es sind nicht alle Narren geschoren, aber es werden mehr gemacht als geboren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 487.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">541 Es sind nicht alle Narren im Narrenhaus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Franciscanermönch suchte in einer Fastenpredigt während des Carnevals nicht alle Narren im Tollhause, nicht alle Blinden im Hospital und nicht alle Teufel in der Hölle. (<hi rendition="#i">Witzfunken, II<hi rendition="#sup">b</hi>, 127.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tous les fous ne sont pas aux petites maisons. (<hi rendition="#i">Starschedel, 188.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Alle gekken zitten ook niet in het dolhuis. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 213<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">542 Es sind nicht gar alle Narren, die im Rathe sitzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 487; Simrock, 7374.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">543 Es sind nit alle narren, die nit<hi rendition="#sup">1</hi> in rath gehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 102<hi rendition="#sup">b</hi>; Eyering, II, 582; Petri, II, 294; Sutor, 914; Simrock, 7373.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Bei <hi rendition="#i">Gruter (III, 36)</hi> und <hi rendition="#i">Lehmann (II, 158, 186)</hi> findet sich dafür die Lesart: &#x201E;mit&#x201C;. Da die Sprichwörter mitunter voll Schalkheit sind, so lässt sich mit Bestimmtheit nicht sagen, welche von beiden Formen die richtige und welche Druckfehler ist. Es wäre wol gar zu boshaft, wenn man sich für &#x201E;mit&#x201C; erklären wollte, sowie wol nicht alle, welche in den Rath gehen Weise sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">544 Es sind viel Narren, die Brot essen, aber noch mehr kluge Leute, die hungern müssen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Quanti matti mangiano pane, quanti savii non ne hanno. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 216, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">545 Es sind viel Narren, die nicht beschoren sind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 139, 111.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men vint vele dwasen, al sijn si niet geschoren. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 168.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Estimo quod multi sint irrasi quasi stulti. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 472.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">546 Es sind viel Narren, die nicht in Aachen gewesen sind.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men vint menighen dwaes, die nie t Aken enquam. (<hi rendition="#i">Tunn., 17, 3; Harrebomée, I, 168<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non fuit omnis Aquis stultus quem continet orbis. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 471.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">547 Es sind viel Narren, die sich für klug halten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tel se croit sage, qui est fou. (<hi rendition="#i">Starschedel, 188; Kritzinger, 327<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">548 Es sind wol grosse Narren, die eine Weile gut sind, aber nicht verharren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2977.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">549 Es sindt nit all narren beschoren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 88<hi rendition="#sup">b</hi>; Egenolff, 347<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 38; Petri, II, 294; Henisch,<cb n="902"/>
303, 25; Schottel, 1128<hi rendition="#sup">a</hi>; Simrock, 7328; Körte, 4457; Masson, 258.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die eigentlichen Narren wurden von Amts wegen kahl geschoren. (Vgl. <hi rendition="#i">Wurzbach I, 12.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: More know Jack Pudding, than Jack Pudding knows. (<hi rendition="#i">Masson, 258.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A fol ne faut point de sonnette. &#x2013; Tous les fous ne portent pas la marotte. &#x2013; Tous les fous ne sont pas aux petites maisons. (<hi rendition="#i">Masson, 258.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar zijn veel narren zonder kolven. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 117<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">550 Es sindt vil narren on einn kolben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 88<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 88.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">551 Es steht und guckt der Narr allein, bis er Krampf bekommt in die Bein'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">552 Es were vielen Narren wol zu helffen, wenn man jhnen die rechte Ader schlagen vnd treffen könt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 304; Eiselein, 487.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">553 Es zog ein Narr vmb Weissheit aus, vnd kam ein Thor wider zu hauss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, I, 583.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">554 Et göfft drei Narre: de erschte öss de Jäger, de sêkt, wo he nuscht verlare heft; de zwête öss de Mutter, de seggt ömma: wo öss min Söhnke? wo öss min Dochterke? on heft et op em Schôt; de dredde öss de Scholmester, de fragt ömma de Kinder: wat öss dit? wat öss dat? on he mot et doch sölwst am beste wete.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2730.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">555 Et is better, en ollen Narren es gar keiner.</hi> (<hi rendition="#i">Soest.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">556 Et ist kein Narre, dei en'n wat ansinnen<hi rendition="#sup">1</hi> is: awer et is en Narre, dei et doit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 183.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Steht für: ansinnend. &#x2013; Es ist weniger thöricht, einem Ungebührliches zuzumuthen als solchem Ansinnen Folge zu geben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">557 Eynem yeden narren gefelt sein kolben wol.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 81<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 133, 4; Lange, 168.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">558 Eynem yeden narren gefeit sein weise wol, darumb ist das land der narren vol.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 81<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 133, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">559 Fremde Narren machen Spass, die eigenen bringen unters Gras.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man lacht über Narrheiten solcher Leute, die uns fern stehen, ärgert sich aber über sie, wenn sie von Verwandten und Freunden ausgehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Cizí blázen smích, a sv&#x016F;j styd. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 209.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">560 Für Narren ist stillschweigen jhre gröste Weissheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 425, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">561 Gäbe es keine Narren, so gäbe es keine Weisen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7337; Braun, I, 2946.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Die wîsen möhten niht genesen soltens âne toren wesen. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 146.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">562 Gebrödete Narren sind solche, die man ums Brot anstellt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 489.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">563 Gelehrte Narren seynd die besten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 531, 36.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Schriftsteller <hi rendition="#i">David Fassmann</hi> widmete seine Schrift <hi rendition="#i">Der gelehrte Narr u. s. w.,</hi> gedruckt zu Freiburg 1729, dem Baron von Gundling mit der wörtlichen Zueignung: &#x201E;Dem Grossgebornen, Grossgelahrten und Grossweisen Herrn Peter Baron von Schuenz, Erbherrn auf Närrisch- und Tollhausen, Polyhistori, Gross-Cancellario in dem platonischen Utopia, Grossschatzmeister aller philosophischen Weisheiten, Gross-Reverenzmeister auf dem Parnasso u. s. w.&#x201C; (<hi rendition="#i">Witzfunken, I<hi rendition="#sup">b</hi>, 182.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Lärda narrar äre de bäste. (<hi rendition="#i">Grubb, 489.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">564 Gelert narren sindt über all narren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 88<hi rendition="#sup">b</hi>; Egenolff, 348<hi rendition="#sup">a</hi>; Petri, II, 332; Henisch, 1458, 64; Lehmann, II, 225, 35; Körte, 4455.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es gibt Narren, die glauben, sie könnten mit ihrer Schreibfeder die Welt aus den Angeln heben; was aber noch ärger ist, es gibt auch Pinsel, welche dies für wahr halten.&#x201C; (<hi rendition="#i">Welt und Zeit, I, 121, 114.</hi>) Die Russen sagen in Bezug auf Narren dieser Art: Kommt der Narr das erste mal von der hohen Schule, so ist er gewiss darüber, dass die Hand fünf Finger hat; kommt er das letzte mal von derselben, so ist er zweifelhaft darüber, ob sie vier oder sechs Finger habe. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 463.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: I pazzi per lettera sono i maggiori pazzi. (<hi rendition="#i">Bohn I, 105.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Tonto, sin saber latin, nunca es gran tonto. (<hi rendition="#i">Bohn I, 259.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[451]/0465] 530 Es seind verdrüssliche Narren, die Gottes Wort vnnd Werck nach ihrer vernunfft messen. – Lehmann, 798, 19. 531 Es seynd mancherley (unterschiedliche) Narren. Böhm.: Bláznův rozmanitost veliká. (Čelakovský, 210.) Lat.: Insania non est omnibus una. (Sutor, 916.) 532 Es seynd viererlei Art oder Geschlecht der Narren: die allzeit andern dreuen und doch von niemand gefürchtet werden; der allezeit schweret, dem doch niemand glauben zustellt: der alles hingiebt und selber nichts behält; der selbst keinen knecht hat und nicht haben will, dass ihme andere dienen. – Welt und Zeit, V, 92, 268. 533 Es sind der Narren mancher Art, auch viele ohne Bart. Dän.: Der er mange gekke, alligevel de ere ikke ragede. (Prov. dan., 221.) 534 Es sind grosse Narren, die einen Stein wöllen tragen, den sie nicht gewinnen noch erheben können. – Petri, II, 293. 535 Es sind mehr Narren als Menschen in der Welt. Der berühmte Casuist und Seelsorger Schupp sagt: „In der Welt sind mehr Narren als Menschen.“ (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, II, 202.) Der Kaiser Rudolf II. behauptete: „alle Menschen wären Narren und wenn man stürbe, beging man die letzte Narrerey.“ (Zinkgref, III, 34.) 536 Es sind Narren, die kein Brot haben vnnd wöllen doch Hunde halten. – Petri, II, 293; Henisch, 524, 9. 537 Es sind Narren, die sich grosses dings vnterwinnen ohn hülff. – Petri, II, 294. 538 Es sind Narren in der Haut als Ritter Peter von Prundraut. – Eiselein, 488. 539 Es sind Narren, welche die Ketten nach dem Eimer und die Axt nach dem Stiele werfen. 540 Es sind nicht alle Narren geschoren, aber es werden mehr gemacht als geboren. – Eiselein, 487. 541 Es sind nicht alle Narren im Narrenhaus. Ein Franciscanermönch suchte in einer Fastenpredigt während des Carnevals nicht alle Narren im Tollhause, nicht alle Blinden im Hospital und nicht alle Teufel in der Hölle. (Witzfunken, IIb, 127.) Frz.: Tous les fous ne sont pas aux petites maisons. (Starschedel, 188.) Holl.: Alle gekken zitten ook niet in het dolhuis. (Harrebomée, I, 213a.) 542 Es sind nicht gar alle Narren, die im Rathe sitzen. – Eiselein, 487; Simrock, 7374. 543 Es sind nit alle narren, die nit1 in rath gehen. – Franck, II, 102b; Eyering, II, 582; Petri, II, 294; Sutor, 914; Simrock, 7373. 1) Bei Gruter (III, 36) und Lehmann (II, 158, 186) findet sich dafür die Lesart: „mit“. Da die Sprichwörter mitunter voll Schalkheit sind, so lässt sich mit Bestimmtheit nicht sagen, welche von beiden Formen die richtige und welche Druckfehler ist. Es wäre wol gar zu boshaft, wenn man sich für „mit“ erklären wollte, sowie wol nicht alle, welche in den Rath gehen Weise sind. 544 Es sind viel Narren, die Brot essen, aber noch mehr kluge Leute, die hungern müssen. It.: Quanti matti mangiano pane, quanti savii non ne hanno. (Pazzaglia, 216, 6.) 545 Es sind viel Narren, die nicht beschoren sind. – Lehmann, II, 139, 111. Holl.: Men vint vele dwasen, al sijn si niet geschoren. (Harrebomée, I, 168.) Lat.: Estimo quod multi sint irrasi quasi stulti. (Fallersleben, 472.) 546 Es sind viel Narren, die nicht in Aachen gewesen sind. Holl.: Men vint menighen dwaes, die nie t Aken enquam. (Tunn., 17, 3; Harrebomée, I, 168b.) Lat.: Non fuit omnis Aquis stultus quem continet orbis. (Fallersleben, 471.) 547 Es sind viel Narren, die sich für klug halten. Frz.: Tel se croit sage, qui est fou. (Starschedel, 188; Kritzinger, 327b.) 548 Es sind wol grosse Narren, die eine Weile gut sind, aber nicht verharren. – Parömiakon, 2977. 549 Es sindt nit all narren beschoren. – Franck, I, 88b; Egenolff, 347a; Gruter, I, 38; Petri, II, 294; Henisch, 303, 25; Schottel, 1128a; Simrock, 7328; Körte, 4457; Masson, 258. Die eigentlichen Narren wurden von Amts wegen kahl geschoren. (Vgl. Wurzbach I, 12.) Engl.: More know Jack Pudding, than Jack Pudding knows. (Masson, 258.) Frz.: A fol ne faut point de sonnette. – Tous les fous ne portent pas la marotte. – Tous les fous ne sont pas aux petites maisons. (Masson, 258.) Holl.: Daar zijn veel narren zonder kolven. (Harrebomée, II, 117a.) 550 Es sindt vil narren on einn kolben. – Franck, I, 88a; Gruter, I, 88. 551 Es steht und guckt der Narr allein, bis er Krampf bekommt in die Bein'. 552 Es were vielen Narren wol zu helffen, wenn man jhnen die rechte Ader schlagen vnd treffen könt. – Petri, II, 304; Eiselein, 487. 553 Es zog ein Narr vmb Weissheit aus, vnd kam ein Thor wider zu hauss. – Eyering, I, 583. 554 Et göfft drei Narre: de erschte öss de Jäger, de sêkt, wo he nuscht verlare heft; de zwête öss de Mutter, de seggt ömma: wo öss min Söhnke? wo öss min Dochterke? on heft et op em Schôt; de dredde öss de Scholmester, de fragt ömma de Kinder: wat öss dit? wat öss dat? on he mot et doch sölwst am beste wete. – Frischbier2, 2730. 555 Et is better, en ollen Narren es gar keiner. (Soest.) 556 Et ist kein Narre, dei en'n wat ansinnen1 is: awer et is en Narre, dei et doit. – Schambach, II, 183. 1) Steht für: ansinnend. – Es ist weniger thöricht, einem Ungebührliches zuzumuthen als solchem Ansinnen Folge zu geben. 557 Eynem yeden narren gefelt sein kolben wol. – Tappius, 81b; Lehmann, II, 133, 4; Lange, 168. 558 Eynem yeden narren gefeit sein weise wol, darumb ist das land der narren vol. – Tappius, 81b; Lehmann, II, 133, 5. 559 Fremde Narren machen Spass, die eigenen bringen unters Gras. Man lacht über Narrheiten solcher Leute, die uns fern stehen, ärgert sich aber über sie, wenn sie von Verwandten und Freunden ausgehen. Böhm.: Cizí blázen smích, a svůj styd. (Čelakovský, 209.) 560 Für Narren ist stillschweigen jhre gröste Weissheit. – Lehmann, II, 425, 50. 561 Gäbe es keine Narren, so gäbe es keine Weisen. – Simrock, 7337; Braun, I, 2946. Mhd.: Die wîsen möhten niht genesen soltens âne toren wesen. (Freidank.) (Zingerle, 146.) 562 Gebrödete Narren sind solche, die man ums Brot anstellt. – Eiselein, 489. 563 Gelehrte Narren seynd die besten. – Lehmann, 531, 36. Der Schriftsteller David Fassmann widmete seine Schrift Der gelehrte Narr u. s. w., gedruckt zu Freiburg 1729, dem Baron von Gundling mit der wörtlichen Zueignung: „Dem Grossgebornen, Grossgelahrten und Grossweisen Herrn Peter Baron von Schuenz, Erbherrn auf Närrisch- und Tollhausen, Polyhistori, Gross-Cancellario in dem platonischen Utopia, Grossschatzmeister aller philosophischen Weisheiten, Gross-Reverenzmeister auf dem Parnasso u. s. w.“ (Witzfunken, Ib, 182.) Schwed.: Lärda narrar äre de bäste. (Grubb, 489.) 564 Gelert narren sindt über all narren. – Franck, I, 88b; Egenolff, 348a; Petri, II, 332; Henisch, 1458, 64; Lehmann, II, 225, 35; Körte, 4455. „Es gibt Narren, die glauben, sie könnten mit ihrer Schreibfeder die Welt aus den Angeln heben; was aber noch ärger ist, es gibt auch Pinsel, welche dies für wahr halten.“ (Welt und Zeit, I, 121, 114.) Die Russen sagen in Bezug auf Narren dieser Art: Kommt der Narr das erste mal von der hohen Schule, so ist er gewiss darüber, dass die Hand fünf Finger hat; kommt er das letzte mal von derselben, so ist er zweifelhaft darüber, ob sie vier oder sechs Finger habe. (Altmann VI, 463.) It.: I pazzi per lettera sono i maggiori pazzi. (Bohn I, 105.) Span.: Tonto, sin saber latin, nunca es gran tonto. (Bohn I, 259.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/465
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [451]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/465>, abgerufen am 22.11.2024.