Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 604 Jeder Narr will sein Abzeichen haben. - Frischbier2, 2727.

605 Jeder will einen Narren haben, aber keiner will ihn füttern.

Schwed.: Alla wilja hafwa narren, men ingen will föda honom. (Rhodin, 3; Wensell, 6.)

606 Jetzo gibt's nicht so viel Narren wie vor zeiten, denn jetzt seind zu viel Narrenfresser. - Lehmann, 531, 43.

607 Junge Narren und Affen machen sich viel zu schaffen.

608 Junger Narr hält sich für klüger als ein alter Pfarr', der schon mehr verschwitzt, als jener an Witz besitzt.

Holl.: Veeltijds meenen jonge dwazen, dat du oude lieden razen; maar die hebben meer vergeten, dan de jonge dwazen weten. (Harrebomee, I, 168b.)

609 Kein Narr is so dumm, hei find't einen, dei em vör klauk höllt. (Mecklenburg.) - Raabe, 75.

610 Kein Narr ohne Kolbe.

611 Kein Narr umsonst. - Körte, 4447.

612 Kein Narr war je so dumm, er fand einen, der ihn für klug hielt. - Simrock, 7356; Körte, 4433; Frost, 53; Masson, 259; Braun, I, 2911.

Im Plattdeutschen: Ken Narr wer je so dumm hä fund enen, de 'n för klok hel. (Schlingmann, 1066.) Wer ist nun erbärmlicher, der Dumme, welcher den Klugen zu leiten weiss, oder der Kluge, welcher dem Dummen folgt?

613 Kein Narr wird sich mit einem Stein die Zähne ausschlagen.

614 Keiner ist immer ein Narr, jeder nur bisweilen.

Engl.: No man is always a fool, but every man sometimes. (Gaal, 602.)

615 Kluge Narren sind verdriessliche Narren. - Petri, II, 425.

616 Kompt gleich ein Narr in frembde land, treibt er doch eitel narren tand. - Henisch, 868, 20; Petri, II, 426.

Die Chinesen sagen in Bezug auf die Eitelkeit der Narren: Lass sie laufen, sie kennt nicht den Weg des Ruhms; sie würde euch nur hören, um auf dem der Thorheit zu gehen. (Cibot, 163.)

Lat.: Mori morantur, quocunque sub axe morantur. (Loci comm., 189.)

617 Könde der narr schweigen, so were er weiss. - Franck, II, 49a; Gruter, I, 53; Schottel, 1125b; Simrock, 9368.

618 Lass dem Narren seine Weise.

Lat.: Sine vivat ineptus. (Horaz.) (Philippi, II, 188.)

619 Lass den Narren karren. (Weingarten.) - Birlinger, 396.

620 Lass den Narren laufen, sagte Jerms (Jeremias), als man seinen Vater zum Galgen führte.

Holl.: Laat den gek maar loopen, zei malle Jan, en hij zag zijn vaar naar de galg geleiden. (Harrebomee, I, 215a.)

621 Lass die Narren sagen, was sie wollen! - Eiselein, 487.

622 Lauter Narren brauchen nöt reitern. (Baiern.)

Unter lauter Narren gibt's nichts zu sieben. So sagt man, wenn eine ganze Familie oder Gesellschaft wenig Verstand und Ueberlegung zeigt.

623 Lieber mit dem Narren als mit einem Klügling karren.

Dän.: Det er bedre at have at giöre med en nar end en halv viis, thi den vil altid vaere den klogeste. (Prov. dan., 236.)

624 Lob den Narren, so geschwillet er. - Lehmann, II, 375, 108; Henisch, 1549, 36.

Die Russen: Lob tödtet den Narren. - Lobe den Narren, so platzt er voneinander. - Hoch wächst die Narrenrose, die du mit Lobwasser begiessest. (Altmann VI, 462 u. 502.)

625 Lob den Narren, so gewinnt er Esels Ohren. - Lehmann, II, 375, 109.

626 Lobe den Narren und du gewinnst ihn.

Dän.: Ros ganten saa faaer du gavn af ham. (Bohn I, 396.)

627 Lobe den Narren und lass ihn laufen.

It.: Loda il folle, e fallo correre. (Biber.)

628 Losgelassener Narr und Stier sind zwei gefährliche Thier.

Böhm.: Blato bez brehuv, a blazen bez ohrady. (Celakovsky, 208.)

[Spaltenumbruch] 629 Mag der Narr die Zeit nicht unnütz haben, wird er einen Brunnen am Flusse graben.

630 Man darf den Narren keine Schellen anhängen, man kennt ihn ohne dieselben. - Simrock, 7365.

Holl.: Men derf ghenen dwasen (gekken) bellen aenhanghen. (Bohn I, 801; Harrebomee, I, 215a; Tunn., 17, 7.)

Lat.: Non oppendatur nola stulto, more notatur. (Fallersleben, 475.)

631 Man find so bald einen alten Narren als einen jungen. - Petri, II, 446.

632 Man findet auch reiche Narren.

Schwed.: Man finner och rijka narrer. (Grubb, 503.)

633 Man findet viel Narren und Thoren, die nit seynd worden beschoren.

634 Man findet viel unbeschorene Narren.

Lat.: Aestimo, quod multi non rasi sint quoque stulti.

635 Man hält keinen für einen Narren, er (be-) trage sich denn wie ein Narr.

Holl.: Niemand houdt man voor gek, dan die het zich aantrekt. (Harrebomee, I, 215a.)

636 Man hat lieber mit Narren zu thun als mit Hoffertigen. - Lehmann, 393, 16.

637 Man ist nicht immer ein Narr; ein jeder zu seiner Zeit.

Engl.: No one is a fool always, every one sometimes. (Bohn II, 8.)

638 Man jagt wol mit Narren, aber man theilt nicht mit ihnen.

Böhm.: Ac co s blaznem kdy ulovis (uhonis), ale ne rovne s nim rozdelis. (Celakovsky, 212.)

639 Man kann dies nicht jedem Narren sagen.

Lat.: Nemo malus hoc sciet. (Binder II, 2046; Lang, 160.)

640 Man kann leicht in den Geruch eines Narren kommen.

It.: Per farsi tener per matto una persona basta, ma per esser riputato savio non bastano cento. (Pazzaglia, 216, 4.)

641 Man kann nicht umsonst Narr sein. - Simrock, 12377.

642 Man kann sich eher zum Narren sorgen als reich. - Körte, 5584; Masson, 312.

643 Man kennt den Narren nicht an der Nase.

Die Russen: Erkennte man den Narren wie den Mohren am Gesicht, man würde vor manchem den Hut nicht ziehen. (Altmann VI, 458.)

644 Man muss allweg ein Narren im Spiel1 haben. - Lehmann, 725, 26; Eiselein, 488.

1) Beim Tarok.

645 Man muss den deutschen Narren das Geld ablocken wie man kann.

Luther (Werke, I, 264.) sagt: Dies Sprichwort habe man vorzüglich in Rom gehabt, um damit die Ausbeutung der Deutschen durch den Ablass zu rechtfertigen. Die Russen: Du musst die Narren rupfen, die Klugen lassen sich nicht. (Altmann VI, 494.)

646 Man muss den Narren am Seil führen oder mit Kolben lausen. - Chaos, 945.

647 Man muss den Narren ihre Kappe lassen.

648 Man muss den Narren nicht zu weit herauslassen.

Montesquieu (Werke, VII) sagt: "Ich habe immer gefunden, dass man, um in der Welt fortzukommen, einem Thoren ähnlich sehen, aber weise sein muss."

Holl.: Laat den gek niet te veel uit. (Harrebomee, I, 215a.)

649 Man muss keinem Narren eine unausgemachte Arbeit zeigen. - Simrock, 7411.

Holl.: Man moet den gek geen half werk laten zien. (Harrebomee, I, 215a.)

Lat.: Qui non intelligit artem, non miratur artificium. (Chaos, 660.)

650 Man muss nicht des Narren Geselle sein.

Die Finnen: Lebe nicht nach des Narren Sinn, sei selbst klüger. (Bertram, 53.)

651 Man muss nicht immer den Narren spielen.

Holl.: Men mag het gekje niet altijd uit de mouw houden. - Men mag niet altijd het gekje spelen. (Harrebomee, I, 215a.)

652 Man soll einem Narren die Zügel nicht zu weit schiessen lassen.

Holl.: Men zal geenen zotten te veel toe geven. (Harrebomee, II, 511b.)

653 Man soll keinen Narren über Eier setzen. - Heuseler, 182; Blum, 687; Gaal, 1192.

Luther in der Auslegung von 5 Mos. 1: Man soll keinem ein Geschäft anvertrauen, er schicke sich denn dazu. Brüten erfordert Geduld und anhaltende Sorgfalt,

[Spaltenumbruch] 604 Jeder Narr will sein Abzeichen haben.Frischbier2, 2727.

605 Jeder will einen Narren haben, aber keiner will ihn füttern.

Schwed.: Alla wilja hafwa narren, men ingen will föda honom. (Rhodin, 3; Wensell, 6.)

606 Jetzo gibt's nicht so viel Narren wie vor zeiten, denn jetzt seind zu viel Narrenfresser.Lehmann, 531, 43.

607 Junge Narren und Affen machen sich viel zu schaffen.

608 Junger Narr hält sich für klüger als ein alter Pfarr', der schon mehr verschwitzt, als jener an Witz besitzt.

Holl.: Veeltijds meenen jonge dwazen, dat du oude lieden razen; maar die hebben meer vergeten, dan de jonge dwazen weten. (Harrebomée, I, 168b.)

609 Kein Narr is so dumm, hei find't einen, dei em vör klauk höllt. (Mecklenburg.) – Raabe, 75.

610 Kein Narr ohne Kolbe.

611 Kein Narr umsonst.Körte, 4447.

612 Kein Narr war je so dumm, er fand einen, der ihn für klug hielt.Simrock, 7356; Körte, 4433; Frost, 53; Masson, 259; Braun, I, 2911.

Im Plattdeutschen: Kên Narr wêr je so dumm hä fund ênen, de 'n för klôk hêl. (Schlingmann, 1066.) Wer ist nun erbärmlicher, der Dumme, welcher den Klugen zu leiten weiss, oder der Kluge, welcher dem Dummen folgt?

613 Kein Narr wird sich mit einem Stein die Zähne ausschlagen.

614 Keiner ist immer ein Narr, jeder nur bisweilen.

Engl.: No man is always a fool, but every man sometimes. (Gaal, 602.)

615 Kluge Narren sind verdriessliche Narren.Petri, II, 425.

616 Kompt gleich ein Narr in frembde land, treibt er doch eitel narren tand.Henisch, 868, 20; Petri, II, 426.

Die Chinesen sagen in Bezug auf die Eitelkeit der Narren: Lass sie laufen, sie kennt nicht den Weg des Ruhms; sie würde euch nur hören, um auf dem der Thorheit zu gehen. (Cibot, 163.)

Lat.: Mori morantur, quocunque sub axe morantur. (Loci comm., 189.)

617 Könde der narr schweigen, so were er weiss.Franck, II, 49a; Gruter, I, 53; Schottel, 1125b; Simrock, 9368.

618 Lass dem Narren seine Weise.

Lat.: Sine vivat ineptus. (Horaz.) (Philippi, II, 188.)

619 Lass den Narren karren. (Weingarten.) – Birlinger, 396.

620 Lass den Narren laufen, sagte Jerms (Jeremias), als man seinen Vater zum Galgen führte.

Holl.: Laat den gek maar loopen, zei malle Jan, en hij zag zijn vâar naar de galg geleiden. (Harrebomée, I, 215a.)

621 Lass die Narren sagen, was sie wollen!Eiselein, 487.

622 Lauter Narren brauchen nöt reitern. (Baiern.)

Unter lauter Narren gibt's nichts zu sieben. So sagt man, wenn eine ganze Familie oder Gesellschaft wenig Verstand und Ueberlegung zeigt.

623 Lieber mit dem Narren als mit einem Klügling karren.

Dän.: Det er bedre at have at giøre med en nar end en halv viis, thi den vil altid være den klogeste. (Prov. dan., 236.)

624 Lob den Narren, so geschwillet er.Lehmann, II, 375, 108; Henisch, 1549, 36.

Die Russen: Lob tödtet den Narren. – Lobe den Narren, so platzt er voneinander. – Hoch wächst die Narrenrose, die du mit Lobwasser begiessest. (Altmann VI, 462 u. 502.)

625 Lob den Narren, so gewinnt er Esels Ohren.Lehmann, II, 375, 109.

626 Lobe den Narren und du gewinnst ihn.

Dän.: Ros ganten saa faaer du gavn af ham. (Bohn I, 396.)

627 Lobe den Narren und lass ihn laufen.

It.: Loda il folle, e fallo correre. (Biber.)

628 Losgelassener Narr und Stier sind zwei gefährliche Thier.

Böhm.: Bláto bez břehův, a blázen bez ohrady. (Čelakovský, 208.)

[Spaltenumbruch] 629 Mag der Narr die Zeit nicht unnütz haben, wird er einen Brunnen am Flusse graben.

630 Man darf den Narren keine Schellen anhängen, man kennt ihn ohne dieselben.Simrock, 7365.

Holl.: Men derf ghenen dwasen (gekken) bellen aenhanghen. (Bohn I, 801; Harrebomée, I, 215a; Tunn., 17, 7.)

Lat.: Non oppendatur nola stulto, more notatur. (Fallersleben, 475.)

631 Man find so bald einen alten Narren als einen jungen.Petri, II, 446.

632 Man findet auch reiche Narren.

Schwed.: Man finner och rijka narrer. (Grubb, 503.)

633 Man findet viel Narren und Thoren, die nit seynd worden beschoren.

634 Man findet viel unbeschorene Narren.

Lat.: Aestimo, quod multi non rasi sint quoque stulti.

635 Man hält keinen für einen Narren, er (be-) trage sich denn wie ein Narr.

Holl.: Niemand houdt man voor gek, dan die het zich aantrekt. (Harrebomée, I, 215a.)

636 Man hat lieber mit Narren zu thun als mit Hoffertigen.Lehmann, 393, 16.

637 Man ist nicht immer ein Narr; ein jeder zu seiner Zeit.

Engl.: No one is a fool always, every one sometimes. (Bohn II, 8.)

638 Man jagt wol mit Narren, aber man theilt nicht mit ihnen.

Böhm.: Ač co s bláznem kdy ulovíš (uhoníš), ale ne rovnĕ s nim rozdĕlíš. (Čelakovský, 212.)

639 Man kann dies nicht jedem Narren sagen.

Lat.: Nemo malus hoc sciet. (Binder II, 2046; Lang, 160.)

640 Man kann leicht in den Geruch eines Narren kommen.

It.: Per farsi tener per matto una persona basta, ma per esser riputato savio non bastano cento. (Pazzaglia, 216, 4.)

641 Man kann nicht umsonst Narr sein.Simrock, 12377.

642 Man kann sich eher zum Narren sorgen als reich.Körte, 5584; Masson, 312.

643 Man kennt den Narren nicht an der Nase.

Die Russen: Erkennte man den Narren wie den Mohren am Gesicht, man würde vor manchem den Hut nicht ziehen. (Altmann VI, 458.)

644 Man muss allweg ein Narren im Spiel1 haben.Lehmann, 725, 26; Eiselein, 488.

1) Beim Tarok.

645 Man muss den deutschen Narren das Geld ablocken wie man kann.

Luther (Werke, I, 264.) sagt: Dies Sprichwort habe man vorzüglich in Rom gehabt, um damit die Ausbeutung der Deutschen durch den Ablass zu rechtfertigen. Die Russen: Du musst die Narren rupfen, die Klugen lassen sich nicht. (Altmann VI, 494.)

646 Man muss den Narren am Seil führen oder mit Kolben lausen.Chaos, 945.

647 Man muss den Narren ihre Kappe lassen.

648 Man muss den Narren nicht zu weit herauslassen.

Montesquieu (Werke, VII) sagt: „Ich habe immer gefunden, dass man, um in der Welt fortzukommen, einem Thoren ähnlich sehen, aber weise sein muss.“

Holl.: Laat den gek niet te veel uit. (Harrebomée, I, 215a.)

649 Man muss keinem Narren eine unausgemachte Arbeit zeigen.Simrock, 7411.

Holl.: Man moet den gek geen half werk laten zien. (Harrebomée, I, 215a.)

Lat.: Qui non intelligit artem, non miratur artificium. (Chaos, 660.)

650 Man muss nicht des Narren Geselle sein.

Die Finnen: Lebe nicht nach des Narren Sinn, sei selbst klüger. (Bertram, 53.)

651 Man muss nicht immer den Narren spielen.

Holl.: Men mag het gekje niet altijd uit de mouw houden. – Men mag niet altijd het gekje spelen. (Harrebomée, I, 215a.)

652 Man soll einem Narren die Zügel nicht zu weit schiessen lassen.

Holl.: Men zal geenen zotten te veel toe geven. (Harrebomée, II, 511b.)

653 Man soll keinen Narren über Eier setzen.Heuseler, 182; Blum, 687; Gaal, 1192.

Luther in der Auslegung von 5 Mos. 1: Man soll keinem ein Geschäft anvertrauen, er schicke sich denn dazu. Brüten erfordert Geduld und anhaltende Sorgfalt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0467" n="[453]"/><cb n="905"/>
604 Jeder Narr will sein Abzeichen haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2727.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">605 Jeder will einen Narren haben, aber keiner will ihn füttern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Alla wilja hafwa narren, men ingen will föda honom. (<hi rendition="#i">Rhodin, 3; Wensell, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">606 Jetzo gibt's nicht so viel Narren wie vor zeiten, denn jetzt seind zu viel Narrenfresser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 531, 43.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">607 Junge Narren und Affen machen sich viel zu schaffen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">608 Junger Narr hält sich für klüger als ein alter Pfarr', der schon mehr verschwitzt, als jener an Witz besitzt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Veeltijds meenen jonge dwazen, dat du oude lieden razen; maar die hebben meer vergeten, dan de jonge dwazen weten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 168<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">609 Kein Narr is so dumm, hei find't einen, dei em vör klauk höllt.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Raabe, 75.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">610 Kein Narr ohne Kolbe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">611 Kein Narr umsonst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4447.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">612 Kein Narr war je so dumm, er fand einen, der ihn für klug hielt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7356; Körte, 4433; Frost, 53; Masson, 259; Braun, I, 2911.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Plattdeutschen: Kên Narr wêr je so dumm hä fund ênen, de 'n för klôk hêl. (<hi rendition="#i">Schlingmann, 1066.</hi>) Wer ist nun erbärmlicher, der Dumme, welcher den Klugen zu leiten weiss, oder der Kluge, welcher dem Dummen folgt?</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">613 Kein Narr wird sich mit einem Stein die Zähne ausschlagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">614 Keiner ist immer ein Narr, jeder nur bisweilen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: No man is always a fool, but every man sometimes. (<hi rendition="#i">Gaal, 602.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">615 Kluge Narren sind verdriessliche Narren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 425.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">616 Kompt gleich ein Narr in frembde land, treibt er doch eitel narren tand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 868, 20; Petri, II, 426.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Chinesen sagen in Bezug auf die Eitelkeit der Narren: Lass sie laufen, sie kennt nicht den Weg des Ruhms; sie würde euch nur hören, um auf dem der Thorheit zu gehen. (<hi rendition="#i">Cibot, 163.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mori morantur, quocunque sub axe morantur. (<hi rendition="#i">Loci comm., 189.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">617 Könde der narr schweigen, so were er weiss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 49<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 53; Schottel, 1125<hi rendition="#sup">b</hi>; Simrock, 9368.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">618 Lass dem Narren seine Weise.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sine vivat ineptus. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 188.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">619 Lass den Narren karren.</hi> (<hi rendition="#i">Weingarten.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 396.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">620 Lass den Narren laufen, sagte Jerms (Jeremias), als man seinen Vater zum Galgen führte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Laat den gek maar loopen, zei malle Jan, en hij zag zijn vâar naar de galg geleiden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 215<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">621 Lass die Narren sagen, was sie wollen!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 487.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">622 Lauter Narren brauchen nöt reitern.</hi> (<hi rendition="#i">Baiern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter lauter Narren gibt's nichts zu sieben. So sagt man, wenn eine ganze Familie oder Gesellschaft wenig Verstand und Ueberlegung zeigt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">623 Lieber mit dem Narren als mit einem Klügling karren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det er bedre at have at giøre med en nar end en halv viis, thi den vil altid være den klogeste. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 236.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">624 Lob den Narren, so geschwillet er.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 375, 108; Henisch, 1549, 36.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Lob tödtet den Narren. &#x2013; Lobe den Narren, so platzt er voneinander. &#x2013; Hoch wächst die Narrenrose, die du mit Lobwasser begiessest. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 462 u. 502.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">625 Lob den Narren, so gewinnt er Esels Ohren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 375, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">626 Lobe den Narren und du gewinnst ihn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Ros ganten saa faaer du gavn af ham. (<hi rendition="#i">Bohn I, 396.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">627 Lobe den Narren und lass ihn laufen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Loda il folle, e fallo correre. (<hi rendition="#i">Biber.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">628 Losgelassener Narr und Stier sind zwei gefährliche Thier.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Bláto bez b&#x0159;eh&#x016F;v, a blázen bez ohrady. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="906"/>
629 Mag der Narr die Zeit nicht unnütz haben, wird er einen Brunnen am Flusse graben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">630 Man darf den Narren keine Schellen anhängen, man kennt ihn ohne dieselben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7365.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men derf ghenen dwasen (gekken) bellen aenhanghen. (<hi rendition="#i">Bohn I, 801; Harrebomée, I, 215<hi rendition="#sup">a</hi>; Tunn., 17, 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non oppendatur nola stulto, more notatur. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 475.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">631 Man find so bald einen alten Narren als einen jungen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 446.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">632 Man findet auch reiche Narren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Man finner och rijka narrer. (<hi rendition="#i">Grubb, 503.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">633 Man findet viel Narren und Thoren, die nit seynd worden beschoren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">634 Man findet viel unbeschorene Narren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aestimo, quod multi non rasi sint quoque stulti.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">635 Man hält keinen für einen Narren, er (be-) trage sich denn wie ein Narr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Niemand houdt man voor gek, dan die het zich aantrekt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 215<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">636 Man hat lieber mit Narren zu thun als mit Hoffertigen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 393, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">637 Man ist nicht immer ein Narr; ein jeder zu seiner Zeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: No one is a fool always, every one sometimes. (<hi rendition="#i">Bohn II, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">638 Man jagt wol mit Narren, aber man theilt nicht mit ihnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: A&#x010D; co s bláznem kdy uloví&#x0161; (uhoní&#x0161;), ale ne rovn&#x0115; s nim rozd&#x0115;&#x0161;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 212.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">639 Man kann dies nicht jedem Narren sagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nemo malus hoc sciet. (<hi rendition="#i">Binder II, 2046; Lang, 160.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">640 Man kann leicht in den Geruch eines Narren kommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Per farsi tener per matto una persona basta, ma per esser riputato savio non bastano cento. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 216, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">641 Man kann nicht umsonst Narr sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 12377.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">642 Man kann sich eher zum Narren sorgen als reich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5584; Masson, 312.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">643 Man kennt den Narren nicht an der Nase.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Erkennte man den Narren wie den Mohren am Gesicht, man würde vor manchem den Hut nicht ziehen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 458.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">644 Man muss allweg ein Narren im Spiel<hi rendition="#sup">1</hi> haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 725, 26; Eiselein, 488.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Beim Tarok.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">645 Man muss den deutschen Narren das Geld ablocken wie man kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Luther</hi> (<hi rendition="#i">Werke, I, 264</hi>.) sagt: Dies Sprichwort habe man vorzüglich in Rom gehabt, um damit die Ausbeutung der Deutschen durch den Ablass zu rechtfertigen. Die Russen: Du musst die Narren rupfen, die Klugen lassen sich nicht. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 494.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">646 Man muss den Narren am Seil führen oder mit Kolben lausen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 945.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">647 Man muss den Narren ihre Kappe lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">648 Man muss den Narren nicht zu weit herauslassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Montesquieu</hi> (<hi rendition="#i">Werke, VII</hi>) sagt: &#x201E;Ich habe immer gefunden, dass man, um in der Welt fortzukommen, einem Thoren ähnlich sehen, aber weise sein muss.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Laat den gek niet te veel uit. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 215<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">649 Man muss keinem Narren eine unausgemachte Arbeit zeigen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7411.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Man moet den gek geen half werk laten zien. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 215<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui non intelligit artem, non miratur artificium. (<hi rendition="#i">Chaos, 660.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">650 Man muss nicht des Narren Geselle sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Finnen: Lebe nicht nach des Narren Sinn, sei selbst klüger. (<hi rendition="#i">Bertram, 53.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">651 Man muss nicht immer den Narren spielen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men mag het gekje niet altijd uit de mouw houden. &#x2013; Men mag niet altijd het gekje spelen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 215<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">652 Man soll einem Narren die Zügel nicht zu weit schiessen lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men zal geenen zotten te veel toe geven. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 511<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">653 Man soll keinen Narren über Eier setzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Heuseler, 182; Blum, 687; Gaal, 1192.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Luther</hi> in der Auslegung von <hi rendition="#i">5 Mos. 1</hi>: Man soll keinem ein Geschäft anvertrauen, er schicke sich denn dazu. Brüten erfordert Geduld und anhaltende Sorgfalt,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[453]/0467] 604 Jeder Narr will sein Abzeichen haben. – Frischbier2, 2727. 605 Jeder will einen Narren haben, aber keiner will ihn füttern. Schwed.: Alla wilja hafwa narren, men ingen will föda honom. (Rhodin, 3; Wensell, 6.) 606 Jetzo gibt's nicht so viel Narren wie vor zeiten, denn jetzt seind zu viel Narrenfresser. – Lehmann, 531, 43. 607 Junge Narren und Affen machen sich viel zu schaffen. 608 Junger Narr hält sich für klüger als ein alter Pfarr', der schon mehr verschwitzt, als jener an Witz besitzt. Holl.: Veeltijds meenen jonge dwazen, dat du oude lieden razen; maar die hebben meer vergeten, dan de jonge dwazen weten. (Harrebomée, I, 168b.) 609 Kein Narr is so dumm, hei find't einen, dei em vör klauk höllt. (Mecklenburg.) – Raabe, 75. 610 Kein Narr ohne Kolbe. 611 Kein Narr umsonst. – Körte, 4447. 612 Kein Narr war je so dumm, er fand einen, der ihn für klug hielt. – Simrock, 7356; Körte, 4433; Frost, 53; Masson, 259; Braun, I, 2911. Im Plattdeutschen: Kên Narr wêr je so dumm hä fund ênen, de 'n för klôk hêl. (Schlingmann, 1066.) Wer ist nun erbärmlicher, der Dumme, welcher den Klugen zu leiten weiss, oder der Kluge, welcher dem Dummen folgt? 613 Kein Narr wird sich mit einem Stein die Zähne ausschlagen. 614 Keiner ist immer ein Narr, jeder nur bisweilen. Engl.: No man is always a fool, but every man sometimes. (Gaal, 602.) 615 Kluge Narren sind verdriessliche Narren. – Petri, II, 425. 616 Kompt gleich ein Narr in frembde land, treibt er doch eitel narren tand. – Henisch, 868, 20; Petri, II, 426. Die Chinesen sagen in Bezug auf die Eitelkeit der Narren: Lass sie laufen, sie kennt nicht den Weg des Ruhms; sie würde euch nur hören, um auf dem der Thorheit zu gehen. (Cibot, 163.) Lat.: Mori morantur, quocunque sub axe morantur. (Loci comm., 189.) 617 Könde der narr schweigen, so were er weiss. – Franck, II, 49a; Gruter, I, 53; Schottel, 1125b; Simrock, 9368. 618 Lass dem Narren seine Weise. Lat.: Sine vivat ineptus. (Horaz.) (Philippi, II, 188.) 619 Lass den Narren karren. (Weingarten.) – Birlinger, 396. 620 Lass den Narren laufen, sagte Jerms (Jeremias), als man seinen Vater zum Galgen führte. Holl.: Laat den gek maar loopen, zei malle Jan, en hij zag zijn vâar naar de galg geleiden. (Harrebomée, I, 215a.) 621 Lass die Narren sagen, was sie wollen! – Eiselein, 487. 622 Lauter Narren brauchen nöt reitern. (Baiern.) Unter lauter Narren gibt's nichts zu sieben. So sagt man, wenn eine ganze Familie oder Gesellschaft wenig Verstand und Ueberlegung zeigt. 623 Lieber mit dem Narren als mit einem Klügling karren. Dän.: Det er bedre at have at giøre med en nar end en halv viis, thi den vil altid være den klogeste. (Prov. dan., 236.) 624 Lob den Narren, so geschwillet er. – Lehmann, II, 375, 108; Henisch, 1549, 36. Die Russen: Lob tödtet den Narren. – Lobe den Narren, so platzt er voneinander. – Hoch wächst die Narrenrose, die du mit Lobwasser begiessest. (Altmann VI, 462 u. 502.) 625 Lob den Narren, so gewinnt er Esels Ohren. – Lehmann, II, 375, 109. 626 Lobe den Narren und du gewinnst ihn. Dän.: Ros ganten saa faaer du gavn af ham. (Bohn I, 396.) 627 Lobe den Narren und lass ihn laufen. It.: Loda il folle, e fallo correre. (Biber.) 628 Losgelassener Narr und Stier sind zwei gefährliche Thier. Böhm.: Bláto bez břehův, a blázen bez ohrady. (Čelakovský, 208.) 629 Mag der Narr die Zeit nicht unnütz haben, wird er einen Brunnen am Flusse graben. 630 Man darf den Narren keine Schellen anhängen, man kennt ihn ohne dieselben. – Simrock, 7365. Holl.: Men derf ghenen dwasen (gekken) bellen aenhanghen. (Bohn I, 801; Harrebomée, I, 215a; Tunn., 17, 7.) Lat.: Non oppendatur nola stulto, more notatur. (Fallersleben, 475.) 631 Man find so bald einen alten Narren als einen jungen. – Petri, II, 446. 632 Man findet auch reiche Narren. Schwed.: Man finner och rijka narrer. (Grubb, 503.) 633 Man findet viel Narren und Thoren, die nit seynd worden beschoren. 634 Man findet viel unbeschorene Narren. Lat.: Aestimo, quod multi non rasi sint quoque stulti. 635 Man hält keinen für einen Narren, er (be-) trage sich denn wie ein Narr. Holl.: Niemand houdt man voor gek, dan die het zich aantrekt. (Harrebomée, I, 215a.) 636 Man hat lieber mit Narren zu thun als mit Hoffertigen. – Lehmann, 393, 16. 637 Man ist nicht immer ein Narr; ein jeder zu seiner Zeit. Engl.: No one is a fool always, every one sometimes. (Bohn II, 8.) 638 Man jagt wol mit Narren, aber man theilt nicht mit ihnen. Böhm.: Ač co s bláznem kdy ulovíš (uhoníš), ale ne rovnĕ s nim rozdĕlíš. (Čelakovský, 212.) 639 Man kann dies nicht jedem Narren sagen. Lat.: Nemo malus hoc sciet. (Binder II, 2046; Lang, 160.) 640 Man kann leicht in den Geruch eines Narren kommen. It.: Per farsi tener per matto una persona basta, ma per esser riputato savio non bastano cento. (Pazzaglia, 216, 4.) 641 Man kann nicht umsonst Narr sein. – Simrock, 12377. 642 Man kann sich eher zum Narren sorgen als reich. – Körte, 5584; Masson, 312. 643 Man kennt den Narren nicht an der Nase. Die Russen: Erkennte man den Narren wie den Mohren am Gesicht, man würde vor manchem den Hut nicht ziehen. (Altmann VI, 458.) 644 Man muss allweg ein Narren im Spiel1 haben. – Lehmann, 725, 26; Eiselein, 488. 1) Beim Tarok. 645 Man muss den deutschen Narren das Geld ablocken wie man kann. Luther (Werke, I, 264.) sagt: Dies Sprichwort habe man vorzüglich in Rom gehabt, um damit die Ausbeutung der Deutschen durch den Ablass zu rechtfertigen. Die Russen: Du musst die Narren rupfen, die Klugen lassen sich nicht. (Altmann VI, 494.) 646 Man muss den Narren am Seil führen oder mit Kolben lausen. – Chaos, 945. 647 Man muss den Narren ihre Kappe lassen. 648 Man muss den Narren nicht zu weit herauslassen. Montesquieu (Werke, VII) sagt: „Ich habe immer gefunden, dass man, um in der Welt fortzukommen, einem Thoren ähnlich sehen, aber weise sein muss.“ Holl.: Laat den gek niet te veel uit. (Harrebomée, I, 215a.) 649 Man muss keinem Narren eine unausgemachte Arbeit zeigen. – Simrock, 7411. Holl.: Man moet den gek geen half werk laten zien. (Harrebomée, I, 215a.) Lat.: Qui non intelligit artem, non miratur artificium. (Chaos, 660.) 650 Man muss nicht des Narren Geselle sein. Die Finnen: Lebe nicht nach des Narren Sinn, sei selbst klüger. (Bertram, 53.) 651 Man muss nicht immer den Narren spielen. Holl.: Men mag het gekje niet altijd uit de mouw houden. – Men mag niet altijd het gekje spelen. (Harrebomée, I, 215a.) 652 Man soll einem Narren die Zügel nicht zu weit schiessen lassen. Holl.: Men zal geenen zotten te veel toe geven. (Harrebomée, II, 511b.) 653 Man soll keinen Narren über Eier setzen. – Heuseler, 182; Blum, 687; Gaal, 1192. Luther in der Auslegung von 5 Mos. 1: Man soll keinem ein Geschäft anvertrauen, er schicke sich denn dazu. Brüten erfordert Geduld und anhaltende Sorgfalt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/467
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [453]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/467>, abgerufen am 26.06.2024.