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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] Narr zum finnischen Meer kommen will, geht er an der Luga aufwärts. (Altmann V, 76.) - Wenn der Narr Erbsen suchen soll, geht er nach dem Taubenschlage. (Altmann VI, 388.) - Wenn der Narr von einer Sonnenfinsterniss hört, so geht er des Nachts hinaus, sie zu sehen. (Altmann VI, 421.) - Wenn der Narr wissen will, ob die Suppe heiss ist, steckt er die Zunge in den Topf. (Altmann VI, 420.) - Wenn der Narr keinen andern Boten hat, schickt er die Katze nach dem Speck. (Altmann VI, 445.) - Wenn der Narr das Meer sieht, will er es durch eine Kanne Wasser vergrössern. (Altmann VI, 478.) - Wenn der Narr einen Wunsch für die Birke hat, so möchte er, dass ihre Rinde weiss wäre. (Altmann VI, 419.) - Wenn der Narr seinen Fischstand vermehren will, so setzt er Hechte in den Karpfenteich. (Altmann VI, 420.) - Der Narr wollte die Gans schelten, da warf er ihr Fettheit vor. (Altmann VI, 499.) - Wenn der Narr ans Meer kommt, fragt er nach der Brücke. (Altmann V, 75.) - Wenn der Narr sich einen Weiher kauft, so thut er es der Jagd halber. (Altmann V, 113.) - Wenn der Narr zu viel Speck hat, setzt er die Fledermaus zur Wächterin darüber. (Altmann VI, 411.) - Wenn der Narr den Fischer sieht, will er ihn lehren die Netze kennen. (Altmann VI, 448.) - Stelle den Narren an die twersche Pforte und er wird nach Moskau fragen. (Altmann V, 111.) - Wenn der Narr auf den Bergen ist, fragt er viel nach dem Meere. (Altmann VI, 397.) - Käme der Narr aus dem Grabe, er würde doch nach dem Tode fragen. (Altmann VI, 450.) - Wenn der Narr zu viel Speck hat, setzt er die Fledermaus zur Wächterin darüber. (Altmann VI, 411.) - Wenn der Narr am Meere wohnt, fragt er nach dem Sumpfe, um sich zu baden. (Altmann VI, 498.) - Wenn der Narr an den Elton kommt, will er Salz hineintragen. (Altmann VI, 419.) - Wenn der Narr den Ilmensee gesehen hat, schreibt er ein dickes Werk über das Weltmeer. (Altmann V, 99.) - Wenn der Narr den Stör züchtigen will, wirft er ihn in die Wolga. (Altmann V, 130.) - Wenn der Narr die gelben Perlen des Krämers sieht, dann schilt er die Weisse des eigenen Bernsteins. (Altmann V, 75.) - Wenn der Narr einen Bären gefangen hat, dann legt er ihn an eine Kette von Honig. - Wenn der Narr einen Topf mit Honig hat, will er die ganze Moskwa damit süss machen. (Altmann V, 115.) - Wenn der Narr eine Schürze trägt, so zeigt er sie allen. (Der Eitle, welcher sich mit Kleinigkeiten gross macht.) Wenn der Narr in Sokolniki ist, so fragt er nach Tannen. (Altmann V, 98.) - Wenn der Narr auch schon den Hasen sieht, er sucht doch erst noch nach seiner Fährte, bevor er auf ihn schiesst. (Altmann VI, 470.) - Setze den Narren ins Boot und er wird nach dem Wasser fragen. (Altmann V, 93.) - Wenn der Narr blaue Blüten sieht, ruft er: Ha, ein Flachsfeld. (Altmann VI, 429.) - Wenn der Narr sich eine Blume auswählen darf, so greift er nach einer solchen, die dem Verwelken nahe ist. (Altmann VI, 431.) - Wenn der Narr in der einen Nacht das Licht verbrannt hat, verbrennt er in der andern Nacht die Holzleuchter. (Altmann VI, 431.) - Hat der Narr des Goldes zu viel, so versilbert er es. - Gelangt der Narr zu einer stumpfen Harpune, so geht er gleich auf den Walfischfang. (Altmann VI, 431 u. 491.) - Wenn der Narr das Eisen schmelzen will, wirft er es in siedendes Wasser. (Altmann VI, 510.) - Wenn der Narr Blaubeeren im Walde findet, nennt er den Wald einen Garten. (Altmann VI, 436.) - Wenn der Narr zu viel Rosen hat, pflanzt er Disteln darunter. (Altmann V, 127.) Die Esten sagen: Kommt der Narr zum Peipus, so langt er nach den Wasserstiefeln. (Altmann V, 75.) Die Abyssinier: Dem Narren gib kein Ebenholz, er würde es bleichen wollen. (Altmann II.) - Wenn der Narr auf dem Nil keine Sandhühner fangen kann, dann will er Wasserhühner schiessen in der Sahara. - Wenn der Narr den Gepfählten sieht, dann fragt er: Warum stöhnst du?

991 Wenn der Narr am Honig weiter nichts zu tadeln hat, so sagt er, er sei zu süss.

Die Russen: Etwas wollte der Narr am Stör tadeln, er schalt den Kaviar. (Altmann VI, 480.)

992 Wenn der Narr das Bad ausschüttet, so das Kind mit.

Die Russen: Wenn dem Narren die Rubel ausgehen, wirft er auch den Beutel weg. (Altmann VI, 430.)

993 Wenn der Narr das Feuer nicht ausblasen kann, so giesst er Oel hinein, um es zu löschen.

Die Russen: Da es dem Narren mislang, die Glut mit Schwefel zu dämpfen, so versucht er, das Feuer mit Oel zu löschen. (Altmann VI, 461.)

994 Wenn der Narr ein Gehnmaul macht, so macht er auch andere gehnen. - Petri, II, 637.

995 Wenn der Narr einen Schimmel sieht, so schilt er den Rappen.

Die Russen: Der Narr schilt die rothe Rose, sobald er die schwarze sieht. (Altmann V, 78.)

996 Wenn der Narr klug sein will, ist er am närrischsten.

Die Russen: Die klugen Narren sind unerträglicher als die dummen. (Altmann VI, 499.)

[Spaltenumbruch] 997 Wenn der Narr nicht mein wär', lacht' ich mit.

Wer bei einem Schaden u. s. w. betheiligt ist, dem vergeht das Lachen. In Warschau jüdisch- deutsch: Wenn der Narr hätt' nit gewesen mein, hätt' ich auch gelacht. Wenn ein naher Verwandter der Gegenstand des Spottes und des Gelächters ist, in das man nicht einstimmen kann, weil es einem wehe thut.

998 Wenn der Narr schwiege, so wäre er weise. - Spr. Sal. 17, 28; Schulze, 74; Zehner, 105; Petri, II, 637.

Die Aegypter sagen: Dein Mund erinnert mich an den Esel zu Hause (oder in meiner Familie). (Burckhardt, 290.) Doch wird dies Sprichwort nicht blos gebraucht, um eine Enttäuschung in Bezug auf Geist und Verstand auszudrücken, sondern im allgemeinen dann angewandt, wenn jemand anfänglich eine gute Meinung von sich erweckt hat, sie aber bei genauer Betrachtung nicht bestätigt. Als Beispiel der Anwendung erzählt Burckhardt: Ein Junger Mann folgte einem Frauenzimmer auf der Strasse, das er für schön hielt. Nach ihrer Entschleierung sah er die Hässlichkeit desselben und wandte das obige Sprichwort an.

Mhd.: Der niht wol gereden kan, der swig und sei ein saelic man. (Diutisca.) (Zingerle, 136.)

Dän.: Der som daaren selv kunde tie, blev hans daarskab dölget. (Prov. dan., 548.) - Tagde ganten, da huldes han ofte for viis. (Prov. dan., 218.)

Holl.: Als de zot zwijgen kan, houdt men hem voor wijs. (Harrebomee, II, 510a.) - Zweegen de dwazen, zij waren wijs. (Bohn I, 345.)

It.: Ogni pazzo e savio quando tace. (Bohn I, 116.)

Lat.: Ex lingua stulta veniunt incommoda multa. (Sutor, 476.) - Si tacuisses sapiens (philosophus) mansisses. (Gryphius.) (Egeria, 274; Philippi, II, 191.)

Schwed.: Tigde en dare, worde han och wijs räcknat. (Törning, 151.)

999 Wenn der Narr schwig, so hielt man jhn für gelehrt vnd weiss. - Henisch, 1459, 35.

Wenn der Narr erst dahin gebracht ist, dass er zu Zeiten schweigen kann, dann ist Aussicht da, aus ihm einen Klugen zu ziehen. (Altmann VI, 489.)

1000 Wenn der Narr über andere lacht, so sind es seine eigenen Thorheiten.

Holl.: Gemeenlijk laakt de gek in anderen zijne eigene dwaasheden. (Harrebomee, I, 214a.)

1001 Wenn der Narr über Schwaneneier brütet, kriechen doch nur Entlein aus.

1002 Wenn der Narr vom Markte kommt, dann fällt ihm ein, was er hat kaufen wollen.

Die Russen: Wenn der Narr aus dem Felde geschlagen worden, dann ist sein erstes nach dem Schilde zu suchen. (Altmann VI, 449.)

1003 Wenn die Narren commandiren, müssen die Klugen retiriren.

Böhm.: Beda svetu, zachce-li se blaznu byti hrdinou. (Celakovsky, 212.)

Ill.: Jaoh svetu, kad se ludo pojunaci. (Celakovsky, 212.)

1004 Wenn die Narren kein Brot ässen, so würde das Korn wohlfeil sein. - Gaal, 1195; Winckler, XI, 24; Eiselein, 487; Simrock, 7327; Braun, I, 2914.

Im Plattdeutschen: Wenn de Narr'n ken Brod eten, wiert Koarn wolfeil. (Schlingmann, 1069.)

Frz.: Si tous les fols portaient marottes, on ne sait pas de quel bois on se chaufferait.

Holl.: Als de gekken geen brood aten, het koren zou goedkoop zijn. (Bohn I, 345; Harrebomee, I, 213b.)

It.: Se li matti non mangiassero pane il grano sarebbe a buon mercato. (Pazzaglia, 216, 5.)

1005 Wenn die Narren nicht zu klagen haben, so klagen sie über die Zeit.

Die Russen: Die Narren klagen so lange über die gute Zeit, bis sie über die böse zu klagen haben. (Altmann VI, 448.)

1006 Wenn die Narren nichts zu reden haben, reden sie vom Wetter.

1007 Wenn die Narren so viel Verstand hätten, nicht klug sein zu wollen, so wären es gescheite Leute.

1008 Wenn die Narren streiten, wird's bei hellem Tage finster. - Klix, 51.

1009 Wenn die narren zu marckte gehen, so kauffen die kramer geldt. - Agricola I, 698; Petri, II, 645; Lehmann, II, 827, 39; Sailer, 157; Schuppius, Schr., III, 425; Körte, 4472; Braun, I 2943; Masson, 255.

Dän.: Naar gekken kommer til torvs, faaer kraemmeren penge. (Prov. dan., 222.)

Engl.: If fools went not to market, bad ware would not be sold. (Bohn II, 8.)

Frz.: Il y a plus de fous acquereurs que de fous vendeurs. (Masson, 255; Marin, 22.) - Si le fol n'allait au marche l'on ne vendrait pas la mauvaise denree. (Masson, 255.)

Holl.: Als de gekken ter markt komen, hebben de kooplieden niet te klagen. - Als de zotten ter markt komen,

[Spaltenumbruch] Narr zum finnischen Meer kommen will, geht er an der Luga aufwärts. (Altmann V, 76.) – Wenn der Narr Erbsen suchen soll, geht er nach dem Taubenschlage. (Altmann VI, 388.) – Wenn der Narr von einer Sonnenfinsterniss hört, so geht er des Nachts hinaus, sie zu sehen. (Altmann VI, 421.) – Wenn der Narr wissen will, ob die Suppe heiss ist, steckt er die Zunge in den Topf. (Altmann VI, 420.) – Wenn der Narr keinen andern Boten hat, schickt er die Katze nach dem Speck. (Altmann VI, 445.) – Wenn der Narr das Meer sieht, will er es durch eine Kanne Wasser vergrössern. (Altmann VI, 478.) – Wenn der Narr einen Wunsch für die Birke hat, so möchte er, dass ihre Rinde weiss wäre. (Altmann VI, 419.) – Wenn der Narr seinen Fischstand vermehren will, so setzt er Hechte in den Karpfenteich. (Altmann VI, 420.) – Der Narr wollte die Gans schelten, da warf er ihr Fettheit vor. (Altmann VI, 499.) – Wenn der Narr ans Meer kommt, fragt er nach der Brücke. (Altmann V, 75.) – Wenn der Narr sich einen Weiher kauft, so thut er es der Jagd halber. (Altmann V, 113.) – Wenn der Narr zu viel Speck hat, setzt er die Fledermaus zur Wächterin darüber. (Altmann VI, 411.) – Wenn der Narr den Fischer sieht, will er ihn lehren die Netze kennen. (Altmann VI, 448.) – Stelle den Narren an die twersche Pforte und er wird nach Moskau fragen. (Altmann V, 111.) – Wenn der Narr auf den Bergen ist, fragt er viel nach dem Meere. (Altmann VI, 397.) – Käme der Narr aus dem Grabe, er würde doch nach dem Tode fragen. (Altmann VI, 450.) – Wenn der Narr zu viel Speck hat, setzt er die Fledermaus zur Wächterin darüber. (Altmann VI, 411.) – Wenn der Narr am Meere wohnt, fragt er nach dem Sumpfe, um sich zu baden. (Altmann VI, 498.) – Wenn der Narr an den Elton kommt, will er Salz hineintragen. (Altmann VI, 419.) – Wenn der Narr den Ilmensee gesehen hat, schreibt er ein dickes Werk über das Weltmeer. (Altmann V, 99.) – Wenn der Narr den Stör züchtigen will, wirft er ihn in die Wolga. (Altmann V, 130.) – Wenn der Narr die gelben Perlen des Krämers sieht, dann schilt er die Weisse des eigenen Bernsteins. (Altmann V, 75.) – Wenn der Narr einen Bären gefangen hat, dann legt er ihn an eine Kette von Honig. – Wenn der Narr einen Topf mit Honig hat, will er die ganze Moskwa damit süss machen. (Altmann V, 115.) – Wenn der Narr eine Schürze trägt, so zeigt er sie allen. (Der Eitle, welcher sich mit Kleinigkeiten gross macht.) Wenn der Narr in Sokolniki ist, so fragt er nach Tannen. (Altmann V, 98.) – Wenn der Narr auch schon den Hasen sieht, er sucht doch erst noch nach seiner Fährte, bevor er auf ihn schiesst. (Altmann VI, 470.) – Setze den Narren ins Boot und er wird nach dem Wasser fragen. (Altmann V, 93.) – Wenn der Narr blaue Blüten sieht, ruft er: Ha, ein Flachsfeld. (Altmann VI, 429.) – Wenn der Narr sich eine Blume auswählen darf, so greift er nach einer solchen, die dem Verwelken nahe ist. (Altmann VI, 431.) – Wenn der Narr in der einen Nacht das Licht verbrannt hat, verbrennt er in der andern Nacht die Holzleuchter. (Altmann VI, 431.) – Hat der Narr des Goldes zu viel, so versilbert er es. – Gelangt der Narr zu einer stumpfen Harpune, so geht er gleich auf den Walfischfang. (Altmann VI, 431 u. 491.) – Wenn der Narr das Eisen schmelzen will, wirft er es in siedendes Wasser. (Altmann VI, 510.) – Wenn der Narr Blaubeeren im Walde findet, nennt er den Wald einen Garten. (Altmann VI, 436.) – Wenn der Narr zu viel Rosen hat, pflanzt er Disteln darunter. (Altmann V, 127.) Die Esten sagen: Kommt der Narr zum Peipus, so langt er nach den Wasserstiefeln. (Altmann V, 75.) Die Abyssinier: Dem Narren gib kein Ebenholz, er würde es bleichen wollen. (Altmann II.) – Wenn der Narr auf dem Nil keine Sandhühner fangen kann, dann will er Wasserhühner schiessen in der Sahara. – Wenn der Narr den Gepfählten sieht, dann fragt er: Warum stöhnst du?

991 Wenn der Narr am Honig weiter nichts zu tadeln hat, so sagt er, er sei zu süss.

Die Russen: Etwas wollte der Narr am Stör tadeln, er schalt den Kaviar. (Altmann VI, 480.)

992 Wenn der Narr das Bad ausschüttet, so das Kind mit.

Die Russen: Wenn dem Narren die Rubel ausgehen, wirft er auch den Beutel weg. (Altmann VI, 430.)

993 Wenn der Narr das Feuer nicht ausblasen kann, so giesst er Oel hinein, um es zu löschen.

Die Russen: Da es dem Narren mislang, die Glut mit Schwefel zu dämpfen, so versucht er, das Feuer mit Oel zu löschen. (Altmann VI, 461.)

994 Wenn der Narr ein Gehnmaul macht, so macht er auch andere gehnen.Petri, II, 637.

995 Wenn der Narr einen Schimmel sieht, so schilt er den Rappen.

Die Russen: Der Narr schilt die rothe Rose, sobald er die schwarze sieht. (Altmann V, 78.)

996 Wenn der Narr klug sein will, ist er am närrischsten.

Die Russen: Die klugen Narren sind unerträglicher als die dummen. (Altmann VI, 499.)

[Spaltenumbruch] 997 Wenn der Narr nicht mein wär', lacht' ich mit.

Wer bei einem Schaden u. s. w. betheiligt ist, dem vergeht das Lachen. In Warschau jüdisch- deutsch: Wenn der Narr hätt' nit gewesen mein, hätt' ich auch gelacht. Wenn ein naher Verwandter der Gegenstand des Spottes und des Gelächters ist, in das man nicht einstimmen kann, weil es einem wehe thut.

998 Wenn der Narr schwiege, so wäre er weise.Spr. Sal. 17, 28; Schulze, 74; Zehner, 105; Petri, II, 637.

Die Aegypter sagen: Dein Mund erinnert mich an den Esel zu Hause (oder in meiner Familie). (Burckhardt, 290.) Doch wird dies Sprichwort nicht blos gebraucht, um eine Enttäuschung in Bezug auf Geist und Verstand auszudrücken, sondern im allgemeinen dann angewandt, wenn jemand anfänglich eine gute Meinung von sich erweckt hat, sie aber bei genauer Betrachtung nicht bestätigt. Als Beispiel der Anwendung erzählt Burckhardt: Ein Junger Mann folgte einem Frauenzimmer auf der Strasse, das er für schön hielt. Nach ihrer Entschleierung sah er die Hässlichkeit desselben und wandte das obige Sprichwort an.

Mhd.: Der niht wol gereden kan, der swig und sî ein saelic man. (Diutisca.) (Zingerle, 136.)

Dän.: Der som daaren selv kunde tie, blev hans daarskab dølget. (Prov. dan., 548.) – Tagde ganten, da huldes han ofte for viis. (Prov. dan., 218.)

Holl.: Als de zot zwijgen kan, houdt men hem voor wijs. (Harrebomée, II, 510a.) – Zweegen de dwazen, zij waren wijs. (Bohn I, 345.)

It.: Ogni pazzo è savio quando tace. (Bohn I, 116.)

Lat.: Ex lingua stulta veniunt incommoda multa. (Sutor, 476.) – Si tacuisses sapiens (philosophus) mansisses. (Gryphius.) (Egeria, 274; Philippi, II, 191.)

Schwed.: Tigde en dåre, worde han och wijs räcknat. (Törning, 151.)

999 Wenn der Narr schwig, so hielt man jhn für gelehrt vnd weiss.Henisch, 1459, 35.

Wenn der Narr erst dahin gebracht ist, dass er zu Zeiten schweigen kann, dann ist Aussicht da, aus ihm einen Klugen zu ziehen. (Altmann VI, 489.)

1000 Wenn der Narr über andere lacht, so sind es seine eigenen Thorheiten.

Holl.: Gemeenlijk laakt de gek in anderen zijne eigene dwaasheden. (Harrebomée, I, 214a.)

1001 Wenn der Narr über Schwaneneier brütet, kriechen doch nur Entlein aus.

1002 Wenn der Narr vom Markte kommt, dann fällt ihm ein, was er hat kaufen wollen.

Die Russen: Wenn der Narr aus dem Felde geschlagen worden, dann ist sein erstes nach dem Schilde zu suchen. (Altmann VI, 449.)

1003 Wenn die Narren commandiren, müssen die Klugen retiriren.

Böhm.: Bĕda svĕtu, zachce-li se bláznu býti hrdinou. (Čelakovský, 212.)

Ill.: Jaoh svĕtu, kad se ludo pojunači. (Čelakovský, 212.)

1004 Wenn die Narren kein Brot ässen, so würde das Korn wohlfeil sein.Gaal, 1195; Winckler, XI, 24; Eiselein, 487; Simrock, 7327; Braun, I, 2914.

Im Plattdeutschen: Wenn de Narr'n kên Brod êten, wiert Koarn wolfeil. (Schlingmann, 1069.)

Frz.: Si tous les fols portaient marottes, on ne sait pas de quel bois on se chaufferait.

Holl.: Als de gekken geen brood aten, het koren zou goedkoop zijn. (Bohn I, 345; Harrebomée, I, 213b.)

It.: Se li matti non mangiassero pane il grano sarebbe a buon mercato. (Pazzaglia, 216, 5.)

1005 Wenn die Narren nicht zu klagen haben, so klagen sie über die Zeit.

Die Russen: Die Narren klagen so lange über die gute Zeit, bis sie über die böse zu klagen haben. (Altmann VI, 448.)

1006 Wenn die Narren nichts zu reden haben, reden sie vom Wetter.

1007 Wenn die Narren so viel Verstand hätten, nicht klug sein zu wollen, so wären es gescheite Leute.

1008 Wenn die Narren streiten, wird's bei hellem Tage finster.Klix, 51.

1009 Wenn die narren zu marckte gehen, so kauffen die kramer geldt.Agricola I, 698; Petri, II, 645; Lehmann, II, 827, 39; Sailer, 157; Schuppius, Schr., III, 425; Körte, 4472; Braun, I 2943; Masson, 255.

Dän.: Naar gekken kommer til torvs, faaer kræmmeren penge. (Prov. dan., 222.)

Engl.: If fools went not to market, bad ware would not be sold. (Bohn II, 8.)

Frz.: Il y a plus de fous acquéreurs que de fous vendeurs. (Masson, 255; Marin, 22.) – Si le fol n'allait au marché l'on ne vendrait pas la mauvaise denrée. (Masson, 255.)

Holl.: Als de gekken ter markt komen, hebben de kooplieden niet te klagen. – Als de zotten ter markt komen,

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[[461]/0475] Narr zum finnischen Meer kommen will, geht er an der Luga aufwärts. (Altmann V, 76.) – Wenn der Narr Erbsen suchen soll, geht er nach dem Taubenschlage. (Altmann VI, 388.) – Wenn der Narr von einer Sonnenfinsterniss hört, so geht er des Nachts hinaus, sie zu sehen. (Altmann VI, 421.) – Wenn der Narr wissen will, ob die Suppe heiss ist, steckt er die Zunge in den Topf. (Altmann VI, 420.) – Wenn der Narr keinen andern Boten hat, schickt er die Katze nach dem Speck. (Altmann VI, 445.) – Wenn der Narr das Meer sieht, will er es durch eine Kanne Wasser vergrössern. (Altmann VI, 478.) – Wenn der Narr einen Wunsch für die Birke hat, so möchte er, dass ihre Rinde weiss wäre. (Altmann VI, 419.) – Wenn der Narr seinen Fischstand vermehren will, so setzt er Hechte in den Karpfenteich. (Altmann VI, 420.) – Der Narr wollte die Gans schelten, da warf er ihr Fettheit vor. (Altmann VI, 499.) – Wenn der Narr ans Meer kommt, fragt er nach der Brücke. (Altmann V, 75.) – Wenn der Narr sich einen Weiher kauft, so thut er es der Jagd halber. (Altmann V, 113.) – Wenn der Narr zu viel Speck hat, setzt er die Fledermaus zur Wächterin darüber. (Altmann VI, 411.) – Wenn der Narr den Fischer sieht, will er ihn lehren die Netze kennen. (Altmann VI, 448.) – Stelle den Narren an die twersche Pforte und er wird nach Moskau fragen. (Altmann V, 111.) – Wenn der Narr auf den Bergen ist, fragt er viel nach dem Meere. (Altmann VI, 397.) – Käme der Narr aus dem Grabe, er würde doch nach dem Tode fragen. (Altmann VI, 450.) – Wenn der Narr zu viel Speck hat, setzt er die Fledermaus zur Wächterin darüber. (Altmann VI, 411.) – Wenn der Narr am Meere wohnt, fragt er nach dem Sumpfe, um sich zu baden. (Altmann VI, 498.) – Wenn der Narr an den Elton kommt, will er Salz hineintragen. (Altmann VI, 419.) – Wenn der Narr den Ilmensee gesehen hat, schreibt er ein dickes Werk über das Weltmeer. (Altmann V, 99.) – Wenn der Narr den Stör züchtigen will, wirft er ihn in die Wolga. (Altmann V, 130.) – Wenn der Narr die gelben Perlen des Krämers sieht, dann schilt er die Weisse des eigenen Bernsteins. (Altmann V, 75.) – Wenn der Narr einen Bären gefangen hat, dann legt er ihn an eine Kette von Honig. – Wenn der Narr einen Topf mit Honig hat, will er die ganze Moskwa damit süss machen. (Altmann V, 115.) – Wenn der Narr eine Schürze trägt, so zeigt er sie allen. (Der Eitle, welcher sich mit Kleinigkeiten gross macht.) Wenn der Narr in Sokolniki ist, so fragt er nach Tannen. (Altmann V, 98.) – Wenn der Narr auch schon den Hasen sieht, er sucht doch erst noch nach seiner Fährte, bevor er auf ihn schiesst. (Altmann VI, 470.) – Setze den Narren ins Boot und er wird nach dem Wasser fragen. (Altmann V, 93.) – Wenn der Narr blaue Blüten sieht, ruft er: Ha, ein Flachsfeld. 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(Altmann V, 78.) 996 Wenn der Narr klug sein will, ist er am närrischsten. Die Russen: Die klugen Narren sind unerträglicher als die dummen. (Altmann VI, 499.) 997 Wenn der Narr nicht mein wär', lacht' ich mit. Wer bei einem Schaden u. s. w. betheiligt ist, dem vergeht das Lachen. In Warschau jüdisch- deutsch: Wenn der Narr hätt' nit gewesen mein, hätt' ich auch gelacht. Wenn ein naher Verwandter der Gegenstand des Spottes und des Gelächters ist, in das man nicht einstimmen kann, weil es einem wehe thut. 998 Wenn der Narr schwiege, so wäre er weise. – Spr. Sal. 17, 28; Schulze, 74; Zehner, 105; Petri, II, 637. Die Aegypter sagen: Dein Mund erinnert mich an den Esel zu Hause (oder in meiner Familie). (Burckhardt, 290.) Doch wird dies Sprichwort nicht blos gebraucht, um eine Enttäuschung in Bezug auf Geist und Verstand auszudrücken, sondern im allgemeinen dann angewandt, wenn jemand anfänglich eine gute Meinung von sich erweckt hat, sie aber bei genauer Betrachtung nicht bestätigt. Als Beispiel der Anwendung erzählt Burckhardt: Ein Junger Mann folgte einem Frauenzimmer auf der Strasse, das er für schön hielt. Nach ihrer Entschleierung sah er die Hässlichkeit desselben und wandte das obige Sprichwort an. Mhd.: Der niht wol gereden kan, der swig und sî ein saelic man. (Diutisca.) (Zingerle, 136.) Dän.: Der som daaren selv kunde tie, blev hans daarskab dølget. (Prov. dan., 548.) – Tagde ganten, da huldes han ofte for viis. (Prov. dan., 218.) Holl.: Als de zot zwijgen kan, houdt men hem voor wijs. (Harrebomée, II, 510a.) – Zweegen de dwazen, zij waren wijs. (Bohn I, 345.) It.: Ogni pazzo è savio quando tace. (Bohn I, 116.) Lat.: Ex lingua stulta veniunt incommoda multa. (Sutor, 476.) – Si tacuisses sapiens (philosophus) mansisses. (Gryphius.) (Egeria, 274; Philippi, II, 191.) Schwed.: Tigde en dåre, worde han och wijs räcknat. (Törning, 151.) 999 Wenn der Narr schwig, so hielt man jhn für gelehrt vnd weiss. – Henisch, 1459, 35. Wenn der Narr erst dahin gebracht ist, dass er zu Zeiten schweigen kann, dann ist Aussicht da, aus ihm einen Klugen zu ziehen. (Altmann VI, 489.) 1000 Wenn der Narr über andere lacht, so sind es seine eigenen Thorheiten. Holl.: Gemeenlijk laakt de gek in anderen zijne eigene dwaasheden. (Harrebomée, I, 214a.) 1001 Wenn der Narr über Schwaneneier brütet, kriechen doch nur Entlein aus. 1002 Wenn der Narr vom Markte kommt, dann fällt ihm ein, was er hat kaufen wollen. Die Russen: Wenn der Narr aus dem Felde geschlagen worden, dann ist sein erstes nach dem Schilde zu suchen. (Altmann VI, 449.) 1003 Wenn die Narren commandiren, müssen die Klugen retiriren. Böhm.: Bĕda svĕtu, zachce-li se bláznu býti hrdinou. (Čelakovský, 212.) Ill.: Jaoh svĕtu, kad se ludo pojunači. (Čelakovský, 212.) 1004 Wenn die Narren kein Brot ässen, so würde das Korn wohlfeil sein. – Gaal, 1195; Winckler, XI, 24; Eiselein, 487; Simrock, 7327; Braun, I, 2914. Im Plattdeutschen: Wenn de Narr'n kên Brod êten, wiert Koarn wolfeil. (Schlingmann, 1069.) Frz.: Si tous les fols portaient marottes, on ne sait pas de quel bois on se chaufferait. Holl.: Als de gekken geen brood aten, het koren zou goedkoop zijn. (Bohn I, 345; Harrebomée, I, 213b.) It.: Se li matti non mangiassero pane il grano sarebbe a buon mercato. (Pazzaglia, 216, 5.) 1005 Wenn die Narren nicht zu klagen haben, so klagen sie über die Zeit. Die Russen: Die Narren klagen so lange über die gute Zeit, bis sie über die böse zu klagen haben. (Altmann VI, 448.) 1006 Wenn die Narren nichts zu reden haben, reden sie vom Wetter. 1007 Wenn die Narren so viel Verstand hätten, nicht klug sein zu wollen, so wären es gescheite Leute. 1008 Wenn die Narren streiten, wird's bei hellem Tage finster. – Klix, 51. 1009 Wenn die narren zu marckte gehen, so kauffen die kramer geldt. – Agricola I, 698; Petri, II, 645; Lehmann, II, 827, 39; Sailer, 157; Schuppius, Schr., III, 425; Körte, 4472; Braun, I 2943; Masson, 255. Dän.: Naar gekken kommer til torvs, faaer kræmmeren penge. (Prov. dan., 222.) Engl.: If fools went not to market, bad ware would not be sold. (Bohn II, 8.) Frz.: Il y a plus de fous acquéreurs que de fous vendeurs. (Masson, 255; Marin, 22.) – Si le fol n'allait au marché l'on ne vendrait pas la mauvaise denrée. (Masson, 255.) Holl.: Als de gekken ter markt komen, hebben de kooplieden niet te klagen. – Als de zotten ter markt komen,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [461]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/475>, abgerufen am 22.11.2024.