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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 444 Die Leute lachen und beissen, so böse ist kein Hund.

Wenigstens nicht so falsch; wenn er nicht toll ist, bellt er, ehe er beisst.

445 Die Leute lassen es sich saurer werden, in die Hölle zu kommen als in den Himmel.

Frz.: On a plus de mal a se damner qu'a se sauver. (Bohn II, 41.)

446 Die Leute machen es überall, wie sie wollen.

Vorausgesetzt, dass sie können.

447 Die Leute meinen, der Arme sei nicht so klug wie der Reiche, denn (sagen sie) wie könnte er arm sein, wenn er klug wäre.

448 Die Leute reden so lange von etwas, bis es geschieht.

Poln.: Co ludzie gadaja to wygadaja. (Lompa, 80.)

449 Die Leute reden viel, wenn der Tag lang ist.

450 Die Leute sagen immer: die Zeiten werden schlimmer; die Zeiten bleiben immer, die Leute werden schlimmer. - Aarg. Taschenbuch.

An einem Balken im Hausgange in Regesdorf bei Zürich.

451 Die Leute saugen sich nicht alles aus den Fingern.

Böhm.: Ridko sobe co lide z prstu vyssou. - Zridka sobe lide co z prstu vycucaji. (Celakovsky, 107 u. 353.)

Poln.: Rzadko co ludzie z palca sobie wyssa. (Celakovsky, 353.)

452 Die Leute schneiden und mähen mit Recht, die den Acker säen. (S. Frucht 6 und Garten 3.) - Graf, 76, 61.

Mhd.: Di liute snident unde maent von rehte als sie den acker saent. (Grimm, Freidank, 3, 5.)

453 Die Leute sehen nicht in den Magen, aber auf den Kragen.

Nicht auf das, was ich im, wol aber auf das, was ich auf dem Leibe habe. Ein rabbinischer Spruch drückt denselben Gedanken so aus: Nach deinem Vermögen bestelle deine Kost, mehr verwende auf deine Kleidung und das meiste auf deine Wohnung. (Jüd. Volksbl., 1865, S. 156.) Die Menschen urtheilen nämlich vorherrschend nach dem Scheine.

454 Die Leute sehen uns mit andern Augen an als wir selbst, wenn wir auch in den Spiegel gucken.

Böhm.: Jinak smysleiji lide o nas, nez my o sobe. (Celakovsky, 288.)

Poln.: Jinaczej ludzie o nas rozumieja, niz my o sobie. (Celakovsky, 288.)

455 Die Leute sind Gottes, der ist das Reich. - Graf, 40, 104.

Mhd.: Die lute die sint gotes, der ist daz riche. (Endemann, III, 6, 193.)

456 Die Leute sind Gottes und der Zins des Kaisers. - Graf, 40, 105.

Mhd.: Die lude sint gotes vnnd der cinns ist des keysers. (Senkenberg, III, 6.)

457 Die Leute sind nicht neu, die Syrup speien und Zähne zeigen wie ein Leu.

458 Die Leute, so ihr Geld bei Tage in die Gruben werfen und bei Licht wieder suchen, sind wol nicht gescheit.

Bedenklichkeit in Betreff der günstigen Anlage von Kapital im Bergbau.

459 Die Leute streiten oft, ob der Himmel blau oder roth und verlieren darüber auf der Erde das Brot.

Schwed.: Mangen gapar fulle efter bröd men maste byta i gräset. (Törning, 109.)

460 Die Leute thun und sagen viel.

Holl.: Daar is niets, of de lieden doen het. (Harrebomee, II, 23.)

461 Die Leute treffen nicht immer die Wahrheit.

Lat.: Interdum vulgus rectum videt, est ubi peccat. (Philippi, I, 205.)

462 Die Leute vor uns sind auch keine Narren gewesen. - Schmitz, 197, 205.

463 Die Leute, welche gern Brei mögen, sprechen viel von Grütze.

464 Die Leute werden bestellt mit Aemtern und nicht die Aemter mit Leuten.

465 Die Leute werden (jetzt, dort) gepramt (unterdrückt).

Ein Pram ist ein Fahrnachen, der mit Erde, Steinen, Sand u. s. w. beladen, in der Regel sehr tief ins Wasser gedrückt wird.

[Spaltenumbruch] 466 Die Leute werden nicht nach der Elle gemessen und nicht nach dem Centner gewogen.

467 Die Leuth kommen zusammen, aber Berg und Thal nit. - Sutor, 528.

Lat.: Occurrunt homines, nequeunt occurrere montes. (Sutor, 528.)

468 Die Leuth leben eines Gotts, aber nicht eines Kopffs. - Lehmann, 430, 38; Sailer, 51; Schottel, 3848.

469 Die Leuth vertreiben nit die Zeit, sonder die Zeit vertreibt die Leuth. - Sutor, 968.

470 Die Leuth, wo das Gras darauf wachset, seynd die besten. - Sutor, 491.

471 Die lütten von Uri synnt die hindresten cristen. - P. Etterlyn, IXb.

".... Yff dz male nam der gothen künigreich ein ende, vnn walliche also by leben belieben derra nit vil warent, die zu gütt vnn teiltent sich in frede lande ein schar hie hinass, die ander dört hinass ... kamen auch etlich mechtig Herr ... in das land, so ytz genempt wirt Ury vnd wurden cristen ... Also sind die robusten vnd frommen lüt harkomen von grossem geschlecht vnd adel vnd kumpt auch dz sprichwort dahar das man spricht, sy synnt die hindresten cristen gewesen in diesen landen; dz auch war ist ..."

472 Die rotha Lüt hend en Tock (Tücke) meh as ander Lüt. (Kurzenberg.) - Tobler, 27; Sutermeister, 140.

473 Die rotha Lüt hend süba Hüt (Häute), sechsmal meh as ander Lüt. - Tobler, 27; Sutermeister, 146.

474 Die vor Weise Leut gehalten werden, thun vberall den grösten schaden. - Lehmann, 883, 29.

475 Diese Leuth finden auf alle Märckt vor sich ein Kram. - Chaos, 313.

"Nemblich: Fünff-Fingerkraut."

476 Dom Lidj an ferrödet Apler as nant ap mä tu stellen. (Nordfries.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 7, 95.

Mit dummen Leuten und verrotteten Aepfeln ist nichts aufzustellen.

477 Dreierlei Leute dürfen überall hin: Soldaten, Gelehrte und Frauen.

Aehnlich indisch Cahier, 2217.

478 Dreierlei Leute machen sich selbst Schmerzen: wer ohne Noth Streit anfängt, wer ohne Kinder ist und sein Gut durch Wucher mehrt; ein Alter, der ein junges Mädchen zur Ehe nimmt.

479 Dreierlei Leute sind, die lieber nehmen als geben: Edelleute, Kriegsleute, Bettelleute. - Parömiakon, 2643.

480 Dreierlei Leute sind vor allen unleidlich: alte Buhler, arme Prahler und reiche Knicker.

Dän.: Tre slags folk ulidelige, fattig hoffertig, rig lögner og gammel boler. (Prov. dan., 554.)

481 Dreierlei Leute sind vor andern ehrenwerth: züchtige Weiber, fromme Pfaffen, tapfere Soldaten. - Sailer, 318; Eiselein, 421.

482 Dreierlei Leute werden nie fertig: Wegebesserer, Strassenkehrer und Heckenbeschneider.

483 Dreierlei Leuten gehe aus dem Wege: den Weibern, wenn sie karten, den Jägern, wenn sie schiessen, und den Pfaffen, wenn sie beten.

In Irland sagt man: Thu siebenerlei Leuten kein Leid, wenn sie in Zorn sind: einem Barden, einem Kriegsbefehlshaber, einem Weibe, einem Gefangenen, einem Betrunkenen, einem Druiden und einem König in seinem Gebiet.

484 Dreisten Leuten vnd schelcken gibt man gleiche Stück. - Petri, II, 154.

485 Dreyerlei Leuten muss man jhren (freien) Spruch lassen: Herren, Kindern vnd Narren. - Petri, II, 154; Sailer, 96.

486 Dumme Leute finden überall Dinge zum Verwundern.

Frz.: L'admiration est une fille de l'ignorance. (Recueil, 4.)

487 Dumme Leute haben dumme Träume.

Frz.: A sot homme sot songe. (Leroux, I, 165.)

488 Dumme Leute stossen sich oft eine Beule.

Holl.: Dwase hebben veel onghelucs. (Tunn., 10, 15.)

Lat.: Dicitur a multis, sors est contraria stultis. (Fallersleben, 283.)


[Spaltenumbruch] 444 Die Leute lachen und beissen, so böse ist kein Hund.

Wenigstens nicht so falsch; wenn er nicht toll ist, bellt er, ehe er beisst.

445 Die Leute lassen es sich saurer werden, in die Hölle zu kommen als in den Himmel.

Frz.: On a plus de mal à se damner qu'à se sauver. (Bohn II, 41.)

446 Die Leute machen es überall, wie sie wollen.

Vorausgesetzt, dass sie können.

447 Die Leute meinen, der Arme sei nicht so klug wie der Reiche, denn (sagen sie) wie könnte er arm sein, wenn er klug wäre.

448 Die Leute reden so lange von etwas, bis es geschieht.

Poln.: Co ludzie gadają to wygadają. (Lompa, 80.)

449 Die Leute reden viel, wenn der Tag lang ist.

450 Die Leute sagen immer: die Zeiten werden schlimmer; die Zeiten bleiben immer, die Leute werden schlimmer.Aarg. Taschenbuch.

An einem Balken im Hausgange in Regesdorf bei Zürich.

451 Die Leute saugen sich nicht alles aus den Fingern.

Böhm.: Řídko sobĕ co lidé z prstu vyssou. – Zřídka sobĕ lidé co z prstu vycucají. (Čelakovský, 107 u. 353.)

Poln.: Rzadko co ludzie z palca sobie wyssą. (Čelakovský, 353.)

452 Die Leute schneiden und mähen mit Recht, die den Acker säen. (S. Frucht 6 und Garten 3.) – Graf, 76, 61.

Mhd.: Di liute snident unde maent von rehte als sie den acker saent. (Grimm, Freidank, 3, 5.)

453 Die Leute sehen nicht in den Magen, aber auf den Kragen.

Nicht auf das, was ich im, wol aber auf das, was ich auf dem Leibe habe. Ein rabbinischer Spruch drückt denselben Gedanken so aus: Nach deinem Vermögen bestelle deine Kost, mehr verwende auf deine Kleidung und das meiste auf deine Wohnung. (Jüd. Volksbl., 1865, S. 156.) Die Menschen urtheilen nämlich vorherrschend nach dem Scheine.

454 Die Leute sehen uns mit andern Augen an als wir selbst, wenn wir auch in den Spiegel gucken.

Böhm.: Jinak smýšleijí lide o nás, než my o sobé. (Čelakovský, 288.)

Poln.: Jinaczéj ludzie o nas rozumieją, niž my o sobie. (Čelakovský, 288.)

455 Die Leute sind Gottes, der ist das Reich.Graf, 40, 104.

Mhd.: Die lute die sint gotes, der ist daz riche. (Endemann, III, 6, 193.)

456 Die Leute sind Gottes und der Zins des Kaisers.Graf, 40, 105.

Mhd.: Die lude sint gotes vnnd der cinns ist des keysers. (Senkenberg, III, 6.)

457 Die Leute sind nicht neu, die Syrup speien und Zähne zeigen wie ein Leu.

458 Die Leute, so ihr Geld bei Tage in die Gruben werfen und bei Licht wieder suchen, sind wol nicht gescheit.

Bedenklichkeit in Betreff der günstigen Anlage von Kapital im Bergbau.

459 Die Leute streiten oft, ob der Himmel blau oder roth und verlieren darüber auf der Erde das Brot.

Schwed.: Mången gapar fulle efter bröd men måste byta i gräset. (Törning, 109.)

460 Die Leute thun und sagen viel.

Holl.: Daar is niets, of de lieden doen het. (Harrebomée, II, 23.)

461 Die Leute treffen nicht immer die Wahrheit.

Lat.: Interdum vulgus rectum videt, est ubi peccat. (Philippi, I, 205.)

462 Die Leute vor uns sind auch keine Narren gewesen.Schmitz, 197, 205.

463 Die Leute, welche gern Brei mögen, sprechen viel von Grütze.

464 Die Leute werden bestellt mit Aemtern und nicht die Aemter mit Leuten.

465 Die Leute werden (jetzt, dort) gepramt (unterdrückt).

Ein Pram ist ein Fahrnachen, der mit Erde, Steinen, Sand u. s. w. beladen, in der Regel sehr tief ins Wasser gedrückt wird.

[Spaltenumbruch] 466 Die Leute werden nicht nach der Elle gemessen und nicht nach dem Centner gewogen.

467 Die Leuth kommen zusammen, aber Berg und Thal nit.Sutor, 528.

Lat.: Occurrunt homines, nequeunt occurrere montes. (Sutor, 528.)

468 Die Leuth leben eines Gotts, aber nicht eines Kopffs.Lehmann, 430, 38; Sailer, 51; Schottel, 3848.

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470 Die Leuth, wo das Gras darauf wachset, seynd die besten.Sutor, 491.

471 Die lütten von Uri synnt die hindresten cristen.P. Etterlyn, IXb.

„.... Yff dz male nam der gothen künigreich ein ende, vnn walliche also by leben belieben derra nit vil warent, die zu gütt vnn teiltent sich in frêde lande ein schar hie hinass, die ander dört hinass ... kamen auch etlich mechtig Herr ... in das land, so ytz genempt wirt Ury vnd wurden cristen ... Also sind die robusten vnd frommen lüt harkomen von grossem geschlecht vnd adel vnd kumpt auch dz sprichwort dahar das man spricht, sy synnt die hindresten cristen gewesen in diesen landen; dz auch war ist ...“

472 Die rotha Lüt hend en Tock (Tücke) meh as ander Lüt. (Kurzenberg.) – Tobler, 27; Sutermeister, 140.

473 Die rotha Lüt hend süba Hüt (Häute), sechsmal meh as ander Lüt.Tobler, 27; Sutermeister, 146.

474 Die vor Weise Leut gehalten werden, thun vberall den grösten schaden.Lehmann, 883, 29.

475 Diese Leuth finden auf alle Märckt vor sich ein Kram.Chaos, 313.

„Nemblich: Fünff-Fingerkraut.“

476 Dom Lidj an ferrödet Apler as nant ap mä tu stellen. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 7, 95.

Mit dummen Leuten und verrotteten Aepfeln ist nichts aufzustellen.

477 Dreierlei Leute dürfen überall hin: Soldaten, Gelehrte und Frauen.

Aehnlich indisch Cahier, 2217.

478 Dreierlei Leute machen sich selbst Schmerzen: wer ohne Noth Streit anfängt, wer ohne Kinder ist und sein Gut durch Wucher mehrt; ein Alter, der ein junges Mädchen zur Ehe nimmt.

479 Dreierlei Leute sind, die lieber nehmen als geben: Edelleute, Kriegsleute, Bettelleute.Parömiakon, 2643.

480 Dreierlei Leute sind vor allen unleidlich: alte Buhler, arme Prahler und reiche Knicker.

Dän.: Tre slags folk ulidelige, fattig hoffertig, rig løgner og gammel boler. (Prov. dan., 554.)

481 Dreierlei Leute sind vor andern ehrenwerth: züchtige Weiber, fromme Pfaffen, tapfere Soldaten.Sailer, 318; Eiselein, 421.

482 Dreierlei Leute werden nie fertig: Wegebesserer, Strassenkehrer und Heckenbeschneider.

483 Dreierlei Leuten gehe aus dem Wege: den Weibern, wenn sie karten, den Jägern, wenn sie schiessen, und den Pfaffen, wenn sie beten.

In Irland sagt man: Thu siebenerlei Leuten kein Leid, wenn sie in Zorn sind: einem Barden, einem Kriegsbefehlshaber, einem Weibe, einem Gefangenen, einem Betrunkenen, einem Druiden und einem König in seinem Gebiet.

484 Dreisten Leuten vnd schelcken gibt man gleiche Stück.Petri, II, 154.

485 Dreyerlei Leuten muss man jhren (freien) Spruch lassen: Herren, Kindern vnd Narren.Petri, II, 154; Sailer, 96.

486 Dumme Leute finden überall Dinge zum Verwundern.

Frz.: L'admiration est une fille de l'ignorance. (Recueil, 4.)

487 Dumme Leute haben dumme Träume.

Frz.: A sot homme sot songe. (Leroux, I, 165.)

488 Dumme Leute stossen sich oft eine Beule.

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[[34]/0048] 444 Die Leute lachen und beissen, so böse ist kein Hund. Wenigstens nicht so falsch; wenn er nicht toll ist, bellt er, ehe er beisst. 445 Die Leute lassen es sich saurer werden, in die Hölle zu kommen als in den Himmel. Frz.: On a plus de mal à se damner qu'à se sauver. (Bohn II, 41.) 446 Die Leute machen es überall, wie sie wollen. Vorausgesetzt, dass sie können. 447 Die Leute meinen, der Arme sei nicht so klug wie der Reiche, denn (sagen sie) wie könnte er arm sein, wenn er klug wäre. 448 Die Leute reden so lange von etwas, bis es geschieht. Poln.: Co ludzie gadają to wygadają. (Lompa, 80.) 449 Die Leute reden viel, wenn der Tag lang ist. 450 Die Leute sagen immer: die Zeiten werden schlimmer; die Zeiten bleiben immer, die Leute werden schlimmer. – Aarg. Taschenbuch. An einem Balken im Hausgange in Regesdorf bei Zürich. 451 Die Leute saugen sich nicht alles aus den Fingern. Böhm.: Řídko sobĕ co lidé z prstu vyssou. – Zřídka sobĕ lidé co z prstu vycucají. (Čelakovský, 107 u. 353.) Poln.: Rzadko co ludzie z palca sobie wyssą. (Čelakovský, 353.) 452 Die Leute schneiden und mähen mit Recht, die den Acker säen. (S. Frucht 6 und Garten 3.) – Graf, 76, 61. Mhd.: Di liute snident unde maent von rehte als sie den acker saent. (Grimm, Freidank, 3, 5.) 453 Die Leute sehen nicht in den Magen, aber auf den Kragen. Nicht auf das, was ich im, wol aber auf das, was ich auf dem Leibe habe. Ein rabbinischer Spruch drückt denselben Gedanken so aus: Nach deinem Vermögen bestelle deine Kost, mehr verwende auf deine Kleidung und das meiste auf deine Wohnung. (Jüd. Volksbl., 1865, S. 156.) Die Menschen urtheilen nämlich vorherrschend nach dem Scheine. 454 Die Leute sehen uns mit andern Augen an als wir selbst, wenn wir auch in den Spiegel gucken. Böhm.: Jinak smýšleijí lide o nás, než my o sobé. (Čelakovský, 288.) Poln.: Jinaczéj ludzie o nas rozumieją, niž my o sobie. (Čelakovský, 288.) 455 Die Leute sind Gottes, der ist das Reich. – Graf, 40, 104. Mhd.: Die lute die sint gotes, der ist daz riche. (Endemann, III, 6, 193.) 456 Die Leute sind Gottes und der Zins des Kaisers. – Graf, 40, 105. Mhd.: Die lude sint gotes vnnd der cinns ist des keysers. (Senkenberg, III, 6.) 457 Die Leute sind nicht neu, die Syrup speien und Zähne zeigen wie ein Leu. 458 Die Leute, so ihr Geld bei Tage in die Gruben werfen und bei Licht wieder suchen, sind wol nicht gescheit. Bedenklichkeit in Betreff der günstigen Anlage von Kapital im Bergbau. 459 Die Leute streiten oft, ob der Himmel blau oder roth und verlieren darüber auf der Erde das Brot. Schwed.: Mången gapar fulle efter bröd men måste byta i gräset. (Törning, 109.) 460 Die Leute thun und sagen viel. Holl.: Daar is niets, of de lieden doen het. (Harrebomée, II, 23.) 461 Die Leute treffen nicht immer die Wahrheit. Lat.: Interdum vulgus rectum videt, est ubi peccat. (Philippi, I, 205.) 462 Die Leute vor uns sind auch keine Narren gewesen. – Schmitz, 197, 205. 463 Die Leute, welche gern Brei mögen, sprechen viel von Grütze. 464 Die Leute werden bestellt mit Aemtern und nicht die Aemter mit Leuten. 465 Die Leute werden (jetzt, dort) gepramt (unterdrückt). Ein Pram ist ein Fahrnachen, der mit Erde, Steinen, Sand u. s. w. beladen, in der Regel sehr tief ins Wasser gedrückt wird. 466 Die Leute werden nicht nach der Elle gemessen und nicht nach dem Centner gewogen. 467 Die Leuth kommen zusammen, aber Berg und Thal nit. – Sutor, 528. Lat.: Occurrunt homines, nequeunt occurrere montes. (Sutor, 528.) 468 Die Leuth leben eines Gotts, aber nicht eines Kopffs. – Lehmann, 430, 38; Sailer, 51; Schottel, 3848. 469 Die Leuth vertreiben nit die Zeit, sonder die Zeit vertreibt die Leuth. – Sutor, 968. 470 Die Leuth, wo das Gras darauf wachset, seynd die besten. – Sutor, 491. 471 Die lütten von Uri synnt die hindresten cristen. – P. Etterlyn, IXb. „.... Yff dz male nam der gothen künigreich ein ende, vnn walliche also by leben belieben derra nit vil warent, die zu gütt vnn teiltent sich in frêde lande ein schar hie hinass, die ander dört hinass ... kamen auch etlich mechtig Herr ... in das land, so ytz genempt wirt Ury vnd wurden cristen ... Also sind die robusten vnd frommen lüt harkomen von grossem geschlecht vnd adel vnd kumpt auch dz sprichwort dahar das man spricht, sy synnt die hindresten cristen gewesen in diesen landen; dz auch war ist ...“ 472 Die rotha Lüt hend en Tock (Tücke) meh as ander Lüt. (Kurzenberg.) – Tobler, 27; Sutermeister, 140. 473 Die rotha Lüt hend süba Hüt (Häute), sechsmal meh as ander Lüt. – Tobler, 27; Sutermeister, 146. 474 Die vor Weise Leut gehalten werden, thun vberall den grösten schaden. – Lehmann, 883, 29. 475 Diese Leuth finden auf alle Märckt vor sich ein Kram. – Chaos, 313. „Nemblich: Fünff-Fingerkraut.“ 476 Dom Lidj an ferrödet Apler as nant ap mä tu stellen. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 7, 95. Mit dummen Leuten und verrotteten Aepfeln ist nichts aufzustellen. 477 Dreierlei Leute dürfen überall hin: Soldaten, Gelehrte und Frauen. Aehnlich indisch Cahier, 2217. 478 Dreierlei Leute machen sich selbst Schmerzen: wer ohne Noth Streit anfängt, wer ohne Kinder ist und sein Gut durch Wucher mehrt; ein Alter, der ein junges Mädchen zur Ehe nimmt. 479 Dreierlei Leute sind, die lieber nehmen als geben: Edelleute, Kriegsleute, Bettelleute. – Parömiakon, 2643. 480 Dreierlei Leute sind vor allen unleidlich: alte Buhler, arme Prahler und reiche Knicker. Dän.: Tre slags folk ulidelige, fattig hoffertig, rig løgner og gammel boler. (Prov. dan., 554.) 481 Dreierlei Leute sind vor andern ehrenwerth: züchtige Weiber, fromme Pfaffen, tapfere Soldaten. – Sailer, 318; Eiselein, 421. 482 Dreierlei Leute werden nie fertig: Wegebesserer, Strassenkehrer und Heckenbeschneider. 483 Dreierlei Leuten gehe aus dem Wege: den Weibern, wenn sie karten, den Jägern, wenn sie schiessen, und den Pfaffen, wenn sie beten. In Irland sagt man: Thu siebenerlei Leuten kein Leid, wenn sie in Zorn sind: einem Barden, einem Kriegsbefehlshaber, einem Weibe, einem Gefangenen, einem Betrunkenen, einem Druiden und einem König in seinem Gebiet. 484 Dreisten Leuten vnd schelcken gibt man gleiche Stück. – Petri, II, 154. 485 Dreyerlei Leuten muss man jhren (freien) Spruch lassen: Herren, Kindern vnd Narren. – Petri, II, 154; Sailer, 96. 486 Dumme Leute finden überall Dinge zum Verwundern. Frz.: L'admiration est une fille de l'ignorance. (Recueil, 4.) 487 Dumme Leute haben dumme Träume. Frz.: A sot homme sot songe. (Leroux, I, 165.) 488 Dumme Leute stossen sich oft eine Beule. Holl.: Dwase hebben veel onghelucs. (Tunn., 10, 15.) Lat.: Dicitur a multis, sors est contraria stultis. (Fallersleben, 283.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/48>, abgerufen am 23.11.2024.