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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *196 E dreit de Nos hei. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 34, 54; für Franken: Frommann, VI, 321, 293.

Er trägt die Nase hoch.

Holl.: Hij steekt zijn' neus in den wind. (Harrebomee, II, 134b.)

*197 E hat en geat Nos. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 325, 255.

*198 Ea hod'n 's hinta d' Nos'n gribbelt. (Steiermark.) - Firmenich, II, 767, 83.

Er hat es ihm unter die Nase gerieben.

*199 Ea muis sain Nos'n ibarol dapai hoben. (Steiermark.) - Firmenich, II, 767, 82.

*200 Ein nasen machen. - Franck, I, 51b.

Einem eine Nase machen, ihn tadeln, beschämen, ihm Vorwürfe machen.

Frz.: Rendre quelqu'un fort camus. (Kritzinger, 104b.)

*201 Ein wechsin nasen träen. (S. Eiter 2 und Gramanzen.) - Franck, II, 11b u. 91b; Murner, Nb., 2; Luther's Tischr., 475; Parömiakon, 1032.

"Der geschrifft mach ich ein wächsen nas." (Kloster, VI, 624.) "Vnd ir (der Heiligen Schrift) ein wächssen nasen machen." (Waldis, IV, 18, 70.) "Und drähet ihnen wächseren Nasen." (Gottfried, 829a.) In Würzburg: Een a Noasa dreha. (Sartorius, 175.)

Holl.: Hij brengt er een' wassen neus aan. (Harrebomee, II, 134a.)

*202 Eine feine (gute, dünne) Nase haben.

Etwas bald riechen, dann etwas bald merken, aufschüren, so unmerklich und versteckt es auch sei. (Campe, III, 456a.) Die Rabbiner behaupten, ihr Messias müsse nach Jesaias 11, 3 jedem Angeklagten anriechen können, ob er schuldig oder unschuldig sei; und der eine Barcochebas ward als falscher Messias getödtet, weil er - keine gute Nase hatte. (Welt und Zeit, IV, 174, 121.)

*203 Eine Nase bekommen (kriegen). - Lohrengel, II, 221; Braun, I, 2967; Frischbier2, 2736; Hennig, 168.

Einen Verweis. Von dem Volksbrauch, symbo lisch-mythologischen Fratzenbildern oder alten Göttergestalten Wachsnasen, Flachs- oder Strohbärte (s. Bart 92 und Gott 837) anzudrehen, um sie lächerlich zu machen. Daher auch die Redensart: mit langer Nase abziehen. So erhielt ein mit Stroh umwickelter Mann, der den Winter darstellte, eine lange Nase, um ihn der winterlichen Göttin Holla ähnlich zu machen. Darauf bezieht sich das Wort Luther's: Frau Hulda mit der Potznasen hängt um sich den Strohharnss (Strohharnisch). (Vgl. Sandvoss, Sprichwörterlese, 76.)

*204 Einem an die Nase lachen. - Campe, III, 455b.

Ihm ins Gesicht lachen, ihn ohne Scheu auslachen (rire au nez). "Fast überlaut ihm an die Nase lacht." (Wieland.)

*205 Einem auf der Nase herumtanzen.

Geringschätzig mit ihm alles, was einem einfällt, vornehmen. (Campe, III, 455b.) "Du brauchst als Bräutigam dich nicht zu scheun, es möge die künftige Frau dich kuranzen; die rüstigste muss ja bald müde sein, auf deiner Nase herumzutanzen." (Lorberreiser auf eine grosse rothe Nase.)

*206 Einem auf der Nase spielen. - Frischbier2, 2737; Lohrengel, II, 181.

*207 Einem die Nase auf etwas stossen.

Einen unmittelbar auf etwas aufmerksam machen.

*208 Einem die Nase reiben (wischen). - Frischbier2, 2783.

Ihm einen Verweis geben.

Engl.: I wiped his nose on it. (Bohn II, 173.)

It.: A muso secco.

*209 Einem eine Nase anheften. - Meinau, 11.

*210 Einem eine Nase drehen. - Fischer, Psalter, 246, 4; Eiselein, 490; Schottel, 1123b; Körte, 4491; Masson, 147; Parömiakon, 1032; Braun, I, 2966; für Franken: Frommann, VI, 321, 292; für Tirol: Schöpf. 462.

Vgl. die Bemerkung zu 200 und, wie über andere Redensarten mit Nase, Schmeller, II, 705. "Ohne Zweifel", sagt ein älterer Schriftsteller, "Herkommen von der neuen Nasemachekunst. Es werden aber solche Nasen aus einem Arm gemacht, auf welchen das neu benaste Gesicht gebunden wird. Eine solche Nase fault aber leicht wieder ab. Also können auch die Possen, die man mit Nasendrehen vergleicht, nicht lange dauern." Also: Jemand täuschen, ihm etwas weis machen, ihm eine Unwahrheit aufreden. "Ein Engel hat dem Jakob einen Vortheil gezeigt, reich zu werden, da er dem Laban eine lange Nase gedreht mit den geschenkten Schafen, worüber sich Jakob scheckig gelacht." (Parömiakon, 1032.) "Ihr wollt mir, hör' ich wol, ein kleines Näschen drehen." (Wieland.)

Frz.: Donner des canards a quelqu'un. (Kritzinger, 104b.) - Je la lui ay donne bonne. (Kritzinger, 77b.)

Holl.: Iemand een' neus aandraaijen. (Harrebomee, II, 125a.)

[Spaltenumbruch] *211 Einem etwas an der Nase ansehen. - Braun, I, 2981.

"Wenn ich den Leuten auf die Nasen sehe, vergeht mir die Hoffnung, da ich darunter verdammt viel vornehme finde. Mir ist immer, als ob eine solche Nase sagen wollte: Seht her, ihr Halunken, ich habe ein Privilegium." (Seume.)

Lat.: Oculus animi index. (Sutor, 87.)

*212 Einem etwas auf die Nase binden (heften). - Körte, 4491g; Braun, I, 2978; Masson, 147.

In Würtemberg: Uf d' Nasa binda. (Nefflen, 467; Michel, 279.) Geheimes mittheilen, offenbaren. Die Redensart kommt aber meist nur verneinend und ironisch zur Anwendung. "Das bindet man nicht jedem auf die Nase." (Campe, III, 455b.)

*213 Einem etwas für die Nase stossen.

Wol in dem Sinne: unter die Nase reiben. " ... und stiess ihm sein unadelig Herkommen für die Nase." (Gottfried, 640a.)

*214 Einem etwas (weidlich) in die Nase treiben. - Herberger, Hertzpostille, I, 22.

*215 Einem etwas unter die Nase reiben. - Frischbier2, 2738; Körte, 4491e; Braun, I, 2975.

Auf eine derbe Art vorwerfen. (S. Cavellantes.) "Der wackere Hofprediger Daniel hat kein Blatt vor den Mund genommen, sondern ganz keck und beherzt dem Nabukadnezar unter die Nase gerieben, wo bald seine Wohnung sein werde." (Parömiakon, 938.)

Frz.: Jetter quelque chose au nez de quelqu'un. (Starschedel, 275.) - Placquer quelque chose au nes de quelqu'un. (Kritzinger, 387a u. 539a.) - Parler a la barrette de quelqu'un.

*216 Einem etwas vor der Nase wegnehmen (wegschnappen). - Braun, I, 2934.

In seiner Anwesenheit, indem er vielleicht, selbst eben im Begriff ist, die Sache zu geniessen oder zu gebrauchen.

Holl.: Het wordt hem van onder den neus weggevaagd. - Hij neemt het hem voor den neus. - Iemand iets voor den neus wegvisschen. (Harrebomee, II, 124b u. 125a.)

*217 Einem nicht alles auf die Nase hängen. - Frischbier2, 2739.

*218 Einem über die Nase fahren.

*219 Einem (immer) vor der Nase sitzen.

Frz.: Avoir toujours quelqu'un sur le nez. (Starschedel, 275.)

*220 Einen an (bei, mit) der Nase (her)umbführen. - Eiselein, 490; Körte, 4491f; Braun, I, 2976; Lohrengel, II, 350.

Auch am Narrenseil führen, mit schönen Worten hinhalten, ihn äffen, ihm absichtlich vergebliche Hoffnungen machen, mit dem Nebenbegriff der Geringschätzung. (Campe, III, 455b.) "Du sollst nit weiter appellieren, mich lenger bei der nasen führen." (Waldis, IV, 89, 276.) "Heisse Magister, heisse Doctor gar, und ziehe schon an die zehen Jahr herauf, herab und quer und krumm meine Schüler an der Nase herum." (Goethe im Faust.) "Ich will nicht ligen und die Leute mit der Nasen umbführen." (Coler, 989.) "Dich wird man an der Nase nie herumführen, man würde sich bedeutend die Finger verbrennen." (Epigramm auf eine grosse rothe Nase.) In dem Sinne von: betrügen sagen die Kleinrussen: Einen Moskol führen. (Reinsberg VI, 61.) In Warschau jüdisch- deutsch: Herumführen bei der Nus. - Christian VII. von Dänemark, der im Jahre 1766 den Thron bestieg, blieb, als er auch wahnsinnig geworden war, König, bis er 1808 starb. Einem Gesandten rief er einmal zu: "Hätte man Ihren Herrn so lange bei der Nase herumgezogen wie mich, sie würde ebenso lang sein." (Jachmann, Reliquien, I, 156.)

Engl.: To lead one by the nose. (Bohn II, 172.)

Frz.: Baiser le babouin. - Donner la gabatine a quelqu'un. (Kritzinger, 338a.) - En donner d'une bonne a quelqu'un. (Kritzinger, 77a.) - Faire baiser le babouin quelqu'un. (Kritzinger, 51a.) - Mener en laisse. - Mener quelqu'un par le nes. (Kritzinger, 450a.) - Mettre le careme bien haut. - Payer en monnaie de singe. - Paye en pirouettes. - Promettre plus de beurre que de pain. - Renvoyer aux calendes grecques. - Repaeitre de vent et de fumee. - Tenir le bec dans l'eau. (Masson, 356.)

It.: Menar uno per il naso.

Lat.: Naribus trahere. (Lucian.) (Eiselein, 49.) - Naso suspendere adunco. (Horaz.) (Philippi, II, 5.) - Suspendere aliquem naso. (Horaz.) (Binder II, 3260.)

Poln.: Karmic kogo obietnicami. - Wodzic kogo za nos. (Masson, 356.)

*221 Einen bei der Nase fassen.

Holl.: Iemand bij den neus krijgen (hebben, trekken, vatten). (Harrebomee, II, 125a.)

*222 Einen bei der Nase ziehen.

Spotten, necken. "Nunmehr kann man dem Teufel Trotz bieten und ihn bei der Nase ziehen." (Parömiakon, 885.)

[Spaltenumbruch] *196 E drît de Nôs hî. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 54; für Franken: Frommann, VI, 321, 293.

Er trägt die Nase hoch.

Holl.: Hij steekt zijn' neus in den wind. (Harrebomée, II, 134b.)

*197 E hat en geat Nôs. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 255.

*198 Ea hod'n 's hinta d' Nos'n gribbelt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 83.

Er hat es ihm unter die Nase gerieben.

*199 Ea muis sain Nos'n ibarol dapai hoben. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 82.

*200 Ein nasen machen.Franck, I, 51b.

Einem eine Nase machen, ihn tadeln, beschämen, ihm Vorwürfe machen.

Frz.: Rendre quelqu'un fort camus. (Kritzinger, 104b.)

*201 Ein wechsin nasen träen. (S. Eiter 2 und Gramanzen.) – Franck, II, 11b u. 91b; Murner, Nb., 2; Luther's Tischr., 475; Parömiakon, 1032.

„Der geschrifft mach ich ein wächsen nas.“ (Kloster, VI, 624.) „Vnd ir (der Heiligen Schrift) ein wächssen nasen machen.“ (Waldis, IV, 18, 70.) „Und drähet ihnen wächseren Nasen.“ (Gottfried, 829a.) In Würzburg: Een a Noasa dreha. (Sartorius, 175.)

Holl.: Hij brengt er een' wassen neus aan. (Harrebomée, II, 134a.)

*202 Eine feine (gute, dünne) Nase haben.

Etwas bald riechen, dann etwas bald merken, aufschüren, so unmerklich und versteckt es auch sei. (Campe, III, 456a.) Die Rabbiner behaupten, ihr Messias müsse nach Jesaias 11, 3 jedem Angeklagten anriechen können, ob er schuldig oder unschuldig sei; und der eine Barcochebas ward als falscher Messias getödtet, weil er – keine gute Nase hatte. (Welt und Zeit, IV, 174, 121.)

*203 Eine Nase bekommen (kriegen).Lohrengel, II, 221; Braun, I, 2967; Frischbier2, 2736; Hennig, 168.

Einen Verweis. Von dem Volksbrauch, symbo lisch-mythologischen Fratzenbildern oder alten Göttergestalten Wachsnasen, Flachs- oder Strohbärte (s. Bart 92 und Gott 837) anzudrehen, um sie lächerlich zu machen. Daher auch die Redensart: mit langer Nase abziehen. So erhielt ein mit Stroh umwickelter Mann, der den Winter darstellte, eine lange Nase, um ihn der winterlichen Göttin Holla ähnlich zu machen. Darauf bezieht sich das Wort Luther's: Frau Hulda mit der Potznasen hängt um sich den Strohharnss (Strohharnisch). (Vgl. Sandvoss, Sprichwörterlese, 76.)

*204 Einem an die Nase lachen.Campe, III, 455b.

Ihm ins Gesicht lachen, ihn ohne Scheu auslachen (rire au nez). „Fast überlaut ihm an die Nase lacht.“ (Wieland.)

*205 Einem auf der Nase herumtanzen.

Geringschätzig mit ihm alles, was einem einfällt, vornehmen. (Campe, III, 455b.) „Du brauchst als Bräutigam dich nicht zu scheun, es möge die künftige Frau dich kuranzen; die rüstigste muss ja bald müde sein, auf deiner Nase herumzutanzen.“ (Lorberreiser auf eine grosse rothe Nase.)

*206 Einem auf der Nase spielen.Frischbier2, 2737; Lohrengel, II, 181.

*207 Einem die Nase auf etwas stossen.

Einen unmittelbar auf etwas aufmerksam machen.

*208 Einem die Nase reiben (wischen).Frischbier2, 2783.

Ihm einen Verweis geben.

Engl.: I wiped his nose on it. (Bohn II, 173.)

It.: A muso secco.

*209 Einem eine Nase anheften.Meinau, 11.

*210 Einem eine Nase drehen.Fischer, Psalter, 246, 4; Eiselein, 490; Schottel, 1123b; Körte, 4491; Masson, 147; Parömiakon, 1032; Braun, I, 2966; für Franken: Frommann, VI, 321, 292; für Tirol: Schöpf. 462.

Vgl. die Bemerkung zu 200 und, wie über andere Redensarten mit Nase, Schmeller, II, 705. „Ohne Zweifel“, sagt ein älterer Schriftsteller, „Herkommen von der neuen Nasemachekunst. Es werden aber solche Nasen aus einem Arm gemacht, auf welchen das neu benaste Gesicht gebunden wird. Eine solche Nase fault aber leicht wieder ab. Also können auch die Possen, die man mit Nasendrehen vergleicht, nicht lange dauern.“ Also: Jemand täuschen, ihm etwas weis machen, ihm eine Unwahrheit aufreden. „Ein Engel hat dem Jakob einen Vortheil gezeigt, reich zu werden, da er dem Laban eine lange Nase gedreht mit den geschenkten Schafen, worüber sich Jakob scheckig gelacht.“ (Parömiakon, 1032.) „Ihr wollt mir, hör' ich wol, ein kleines Näschen drehen.“ (Wieland.)

Frz.: Donner des canards à quelqu'un. (Kritzinger, 104b.) – Je la lui ay donné bonne. (Kritzinger, 77b.)

Holl.: Iemand een' neus aandraaijen. (Harrebomée, II, 125a.)

[Spaltenumbruch] *211 Einem etwas an der Nase ansehen.Braun, I, 2981.

„Wenn ich den Leuten auf die Nasen sehe, vergeht mir die Hoffnung, da ich darunter verdammt viel vornehme finde. Mir ist immer, als ob eine solche Nase sagen wollte: Seht her, ihr Halunken, ich habe ein Privilegium.“ (Seume.)

Lat.: Oculus animi index. (Sutor, 87.)

*212 Einem etwas auf die Nase binden (heften).Körte, 4491g; Braun, I, 2978; Masson, 147.

In Würtemberg: Uf d' Nasa binda. (Nefflen, 467; Michel, 279.) Geheimes mittheilen, offenbaren. Die Redensart kommt aber meist nur verneinend und ironisch zur Anwendung. „Das bindet man nicht jedem auf die Nase.“ (Campe, III, 455b.)

*213 Einem etwas für die Nase stossen.

Wol in dem Sinne: unter die Nase reiben. „ ... und stiess ihm sein unadelig Herkommen für die Nase.“ (Gottfried, 640a.)

*214 Einem etwas (weidlich) in die Nase treiben.Herberger, Hertzpostille, I, 22.

*215 Einem etwas unter die Nase reiben.Frischbier2, 2738; Körte, 4491e; Braun, I, 2975.

Auf eine derbe Art vorwerfen. (S. Cavellantes.) „Der wackere Hofprediger Daniel hat kein Blatt vor den Mund genommen, sondern ganz keck und beherzt dem Nabukadnezar unter die Nase gerieben, wo bald seine Wohnung sein werde.“ (Parömiakon, 938.)

Frz.: Jetter quelque chose au néz de quelqu'un. (Starschedel, 275.) – Placquer quelque chose au nés de quelqu'un. (Kritzinger, 387a u. 539a.) – Parler à la barrette de quelqu'un.

*216 Einem etwas vor der Nase wegnehmen (wegschnappen).Braun, I, 2934.

In seiner Anwesenheit, indem er vielleicht, selbst eben im Begriff ist, die Sache zu geniessen oder zu gebrauchen.

Holl.: Het wordt hem van onder den neus weggevaagd. – Hij neemt het hem voor den neus. – Iemand iets voor den neus wegvisschen. (Harrebomée, II, 124b u. 125a.)

*217 Einem nicht alles auf die Nase hängen.Frischbier2, 2739.

*218 Einem über die Nase fahren.

*219 Einem (immer) vor der Nase sitzen.

Frz.: Avoir toujours quelqu'un sur le nez. (Starschedel, 275.)

*220 Einen an (bei, mit) der Nase (her)umbführen.Eiselein, 490; Körte, 4491f; Braun, I, 2976; Lohrengel, II, 350.

Auch am Narrenseil führen, mit schönen Worten hinhalten, ihn äffen, ihm absichtlich vergebliche Hoffnungen machen, mit dem Nebenbegriff der Geringschätzung. (Campe, III, 455b.) „Du sollst nit weiter appellieren, mich lenger bei der nasen führen.“ (Waldis, IV, 89, 276.) „Heisse Magister, heisse Doctor gar, und ziehe schon an die zehen Jahr herauf, herab und quer und krumm meine Schüler an der Nase herum.“ (Goethe im Faust.) „Ich will nicht ligen und die Leute mit der Nasen umbführen.“ (Coler, 989.) „Dich wird man an der Nase nie herumführen, man würde sich bedeutend die Finger verbrennen.“ (Epigramm auf eine grosse rothe Nase.) In dem Sinne von: betrügen sagen die Kleinrussen: Einen Moskol führen. (Reinsberg VI, 61.) In Warschau jüdisch- deutsch: Herumführen bei der Nus. – Christian VII. von Dänemark, der im Jahre 1766 den Thron bestieg, blieb, als er auch wahnsinnig geworden war, König, bis er 1808 starb. Einem Gesandten rief er einmal zu: „Hätte man Ihren Herrn so lange bei der Nase herumgezogen wie mich, sie würde ebenso lang sein.“ (Jachmann, Reliquien, I, 156.)

Engl.: To lead one by the nose. (Bohn II, 172.)

Frz.: Baiser le babouin. – Donner la gabatine à quelqu'un. (Kritzinger, 338a.) – En donner d'une bonne à quelqu'un. (Kritzinger, 77a.) – Faire baiser le babouin quelqu'un. (Kritzinger, 51a.) – Mener en laisse. – Mener quelqu'un par le nés. (Kritzinger, 450a.) – Mettre le carême bien haut. – Payer en monnaie de singe. – Paye en pirouettes. – Promettre plus de beurre que de pain. – Renvoyer aux calendes grecques. – Repaître de vent et de fumée. – Tenir le bec dans l'eau. (Masson, 356.)

It.: Menar uno per il naso.

Lat.: Naribus trahere. (Lucian.) (Eiselein, 49.) – Naso suspendere adunco. (Horaz.) (Philippi, II, 5.) – Suspendere aliquem naso. (Horaz.) (Binder II, 3260.)

Poln.: Karmić kogo obietnicami. – Wodzić kogo za nos. (Masson, 356.)

*221 Einen bei der Nase fassen.

Holl.: Iemand bij den neus krijgen (hebben, trekken, vatten). (Harrebomée, II, 125a.)

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Spotten, necken. „Nunmehr kann man dem Teufel Trotz bieten und ihn bei der Nase ziehen.“ (Parömiakon, 885.)

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[[478]/0492] *196 E drît de Nôs hî. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 54; für Franken: Frommann, VI, 321, 293. Er trägt die Nase hoch. Holl.: Hij steekt zijn' neus in den wind. (Harrebomée, II, 134b.) *197 E hat en geat Nôs. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 255. *198 Ea hod'n 's hinta d' Nos'n gribbelt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 83. Er hat es ihm unter die Nase gerieben. *199 Ea muis sain Nos'n ibarol dapai hoben. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 82. *200 Ein nasen machen. – Franck, I, 51b. Einem eine Nase machen, ihn tadeln, beschämen, ihm Vorwürfe machen. Frz.: Rendre quelqu'un fort camus. (Kritzinger, 104b.) *201 Ein wechsin nasen träen. (S. Eiter 2 und Gramanzen.) – Franck, II, 11b u. 91b; Murner, Nb., 2; Luther's Tischr., 475; Parömiakon, 1032. „Der geschrifft mach ich ein wächsen nas.“ (Kloster, VI, 624.) „Vnd ir (der Heiligen Schrift) ein wächssen nasen machen.“ (Waldis, IV, 18, 70.) „Und drähet ihnen wächseren Nasen.“ (Gottfried, 829a.) In Würzburg: Een a Noasa dreha. (Sartorius, 175.) Holl.: Hij brengt er een' wassen neus aan. (Harrebomée, II, 134a.) *202 Eine feine (gute, dünne) Nase haben. Etwas bald riechen, dann etwas bald merken, aufschüren, so unmerklich und versteckt es auch sei. (Campe, III, 456a.) Die Rabbiner behaupten, ihr Messias müsse nach Jesaias 11, 3 jedem Angeklagten anriechen können, ob er schuldig oder unschuldig sei; und der eine Barcochebas ward als falscher Messias getödtet, weil er – keine gute Nase hatte. (Welt und Zeit, IV, 174, 121.) *203 Eine Nase bekommen (kriegen). – Lohrengel, II, 221; Braun, I, 2967; Frischbier2, 2736; Hennig, 168. Einen Verweis. Von dem Volksbrauch, symbo lisch-mythologischen Fratzenbildern oder alten Göttergestalten Wachsnasen, Flachs- oder Strohbärte (s. Bart 92 und Gott 837) anzudrehen, um sie lächerlich zu machen. Daher auch die Redensart: mit langer Nase abziehen. So erhielt ein mit Stroh umwickelter Mann, der den Winter darstellte, eine lange Nase, um ihn der winterlichen Göttin Holla ähnlich zu machen. Darauf bezieht sich das Wort Luther's: Frau Hulda mit der Potznasen hängt um sich den Strohharnss (Strohharnisch). (Vgl. Sandvoss, Sprichwörterlese, 76.) *204 Einem an die Nase lachen. – Campe, III, 455b. Ihm ins Gesicht lachen, ihn ohne Scheu auslachen (rire au nez). „Fast überlaut ihm an die Nase lacht.“ (Wieland.) *205 Einem auf der Nase herumtanzen. Geringschätzig mit ihm alles, was einem einfällt, vornehmen. (Campe, III, 455b.) „Du brauchst als Bräutigam dich nicht zu scheun, es möge die künftige Frau dich kuranzen; die rüstigste muss ja bald müde sein, auf deiner Nase herumzutanzen.“ (Lorberreiser auf eine grosse rothe Nase.) *206 Einem auf der Nase spielen. – Frischbier2, 2737; Lohrengel, II, 181. *207 Einem die Nase auf etwas stossen. Einen unmittelbar auf etwas aufmerksam machen. *208 Einem die Nase reiben (wischen). – Frischbier2, 2783. Ihm einen Verweis geben. Engl.: I wiped his nose on it. (Bohn II, 173.) It.: A muso secco. *209 Einem eine Nase anheften. – Meinau, 11. *210 Einem eine Nase drehen. – Fischer, Psalter, 246, 4; Eiselein, 490; Schottel, 1123b; Körte, 4491; Masson, 147; Parömiakon, 1032; Braun, I, 2966; für Franken: Frommann, VI, 321, 292; für Tirol: Schöpf. 462. Vgl. die Bemerkung zu 200 und, wie über andere Redensarten mit Nase, Schmeller, II, 705. „Ohne Zweifel“, sagt ein älterer Schriftsteller, „Herkommen von der neuen Nasemachekunst. Es werden aber solche Nasen aus einem Arm gemacht, auf welchen das neu benaste Gesicht gebunden wird. Eine solche Nase fault aber leicht wieder ab. Also können auch die Possen, die man mit Nasendrehen vergleicht, nicht lange dauern.“ Also: Jemand täuschen, ihm etwas weis machen, ihm eine Unwahrheit aufreden. „Ein Engel hat dem Jakob einen Vortheil gezeigt, reich zu werden, da er dem Laban eine lange Nase gedreht mit den geschenkten Schafen, worüber sich Jakob scheckig gelacht.“ (Parömiakon, 1032.) „Ihr wollt mir, hör' ich wol, ein kleines Näschen drehen.“ (Wieland.) Frz.: Donner des canards à quelqu'un. (Kritzinger, 104b.) – Je la lui ay donné bonne. (Kritzinger, 77b.) Holl.: Iemand een' neus aandraaijen. (Harrebomée, II, 125a.) *211 Einem etwas an der Nase ansehen. – Braun, I, 2981. „Wenn ich den Leuten auf die Nasen sehe, vergeht mir die Hoffnung, da ich darunter verdammt viel vornehme finde. Mir ist immer, als ob eine solche Nase sagen wollte: Seht her, ihr Halunken, ich habe ein Privilegium.“ (Seume.) Lat.: Oculus animi index. (Sutor, 87.) *212 Einem etwas auf die Nase binden (heften). – Körte, 4491g; Braun, I, 2978; Masson, 147. In Würtemberg: Uf d' Nasa binda. (Nefflen, 467; Michel, 279.) Geheimes mittheilen, offenbaren. Die Redensart kommt aber meist nur verneinend und ironisch zur Anwendung. „Das bindet man nicht jedem auf die Nase.“ (Campe, III, 455b.) *213 Einem etwas für die Nase stossen. Wol in dem Sinne: unter die Nase reiben. „ ... und stiess ihm sein unadelig Herkommen für die Nase.“ (Gottfried, 640a.) *214 Einem etwas (weidlich) in die Nase treiben. – Herberger, Hertzpostille, I, 22. *215 Einem etwas unter die Nase reiben. – Frischbier2, 2738; Körte, 4491e; Braun, I, 2975. Auf eine derbe Art vorwerfen. (S. Cavellantes.) „Der wackere Hofprediger Daniel hat kein Blatt vor den Mund genommen, sondern ganz keck und beherzt dem Nabukadnezar unter die Nase gerieben, wo bald seine Wohnung sein werde.“ (Parömiakon, 938.) Frz.: Jetter quelque chose au néz de quelqu'un. 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Spotten, necken. „Nunmehr kann man dem Teufel Trotz bieten und ihn bei der Nase ziehen.“ (Parömiakon, 885.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [478]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/492>, abgerufen am 26.06.2024.