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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *366 Ein gesunder Ochse vor einem zerbrechlichen Pfluge.

*367 Ein zofiger Ochs. (S. Kopf 676 und Kropf 31.)

*368 Einem Ochsen das Heu zwischen die Hörner legen. - Fischart, Gesch.

*369 Einem wüthenden Ochsen etwas ins Ohr sagen.

Pythagoras soll einst einen wüthenden Ochsen durch ein Wörtlein ins Ohr besänftigt haben, aber gewiss eine höchst gewagte und in ihren Erfolgen zweifelhafte Beruhigungsmethode.

*370 Einen Ochsen biss an die Hörner fressen. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 408.

*371 Einen Ochsen im Halse tragen.

Von einem Vielfresser.

*372 Einen Ochsen in die Apotheke schicken.

*373 Einen Ochsen ins Horn kneipen.

*374 Einen Ochsen melken wollen. - Altmann VI, 512.

*375 Einen Ochsen um ein Ei geben.

It.: Alle volte si da un uovo per un bue. (Bohn I, 69.)

*376 Einen Ochsen zum Grenzwärter bei der Rinderpest machen.

*377 Er gleicht mehr einem Ochsen als einem Tanzmeister.

Holl.: Hij gelijkt beter naar een' braven Deenschen os dan naar een' fatsoenlijk' mensch. (Harrebomee, II, 154b.)

*378 Er hat den ganzen Ochsen verzehrt bis an den Schwanz.

Das ganze Geschäft vollendet und erst am Ende ist er ermüdet.

Lat.: Toto devorato bove in cauda desiit. (Philippi, II, 22.)

*379 Er hat selber einen Ochsen geschlachtet, er bedarf deiner Kaldaunen nicht.

Bedarf deiner Hülfe nicht.

Holl.: Hij heeft zelf een' os geslagt, hij behoeft uwe pensen niet. (Harrebomee, II, 154b.)

*380 Er hat weder meine Ochsen noch meine Pferde weggetrieben. (Altgriech.)

Er hat mir keine Veranlassung zu Feindseligkeiten gegen ihn gegeben.

*381 Er ist ein Ochs unter Brüdern.

D. h. selbst seine Brüder müssten es bestätigen. Wir verbinden mit dem Ausdruck "Ochs" den Begriff der Dummheit, Grobheit, Plumpheit u. s. w. "O welch ein Ochs bist du, dass du so viel kämpfest und büssest!" (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, I, 52.) Bei den alten Römern dagegen wurde das gutmüthige Rind, bos, nie als Schimpfwort gebraucht. Es scheint fast, als ob die ungemeine Freiheit und die Bewegung in der frischen Luft, welche die römischen Wiederkäuer im Gegensatz zu den ihr Leben grösstentheils im dunkeln Stalle verträumenden unsrigen hatten, jenen einen Anstrich von grösserer Intelligenz verliehen hätte. (Vgl. Römische Schimpfwörter im Ausland, Augsburg 1871, Nr. 8.)

Holl.: Hij heeft het grootste gelijk van de ossenmarkt; als hij er alleen op is, neemt hij de koeijenpooten tot getuigen. (Harrebomee, I, 424a.)

*382 Er kraut den Ochsen, wohin er ihn schlagen will.

Holl.: Hij kraauwt den os, waar hij hem bollen wil. (Harrebomee, I, 154b.)

*383 Er setzt ein Ochsen auff ein Lauss. - Moscherosch, 135.

*384 Er sihet als ein ochs, der dem fleyschhawer entrunnen ist. - Franck, II, 62a.

*385 Er stiehlt en Ochs und git d' Füess um der Gottswille. - Sutermeister, 82.

Der scheinheilige Betrüger u. s. w. (S. Mutter 226.)

*386 Er wird noch die Ochsen hüten.

Um jemand anzudeuten, dass er noch in eine sehr abhängige und dürftige Lage kommen werde.

*387 Es ist als wenn ein Ochs in der Bibel läse.

Holl.: Het is, als of er een os in den bijbel las. (Harrebomee, II, 154a.)

*388 Es ist der Ochs bei der Krippe. (Altgriech.)

Entweder von denen, die ausgedient haben, und wegen ihres Alters ein ruhigeres Leben geniessen, oder von solchen, die sich dem Müssiggange ergeben haben und blos leben, um zu geniessen.

*389 Es ist der Ochs bei der Salbenbüchse.

Er taugt zu dem Geschäft nichts. Die Wettläufer salbten sich, aber ein Ochs ist zum Wettlauf ganz untüchtig.

*390 Es ist ein alter Ochs.

Frz.: Il a l'age d'un vieux beuf. (Leroux, I, 95.)

*391 Es ist ein Ochs, der auf dem Seil tanzt.

Von etwas, das sehr unwahrscheinlich ist.

[Spaltenumbruch] *392 Es ist ein Ochs, der den Staub gegen sich selbst aufrührt.

Von denen, die sich willig in eine widerwärtige Lage bringen lassen. Die Ochsen lassen sich nämlich sehr leicht binden.

*393 Es ist ein Ochs, der nicht zieht. - Parömiakon, 1517.

Von jemand, der an seiner Stelle seine Pflicht nicht erfüllt.

*394 Es ist ein Ochs im Joch.

Von denen, die ununterbrochen beschäftigt sind.

*395 Es ist gerade als zwicke (kneipe) man den Ochsen in die Hörner. (Nürtingen.)

Ganz erfolg- und nutzlos.

*396 Es ist ihm ein goldener Ochs über die Zunge gegangen.

Ist bestochen worden. "Es ist kaum zweifelhaft, dass der extremen Fortschrittspartei in Würtemberg ein goldener Ochse aus Hietzing über die Zunge gestiegen ist." (Schles. Zeitung, 1868, 351.)

*397 Es ist ihm ein Ochs in den Brunnen gefallen.

"Das ist," fügt Chaos (265) erklärend hinzu, "er hat ein Glück gehabt." Wie das aber ein Glück sein soll, wenn einem ein Ochs in den Brunnen fällt, verstehe ich nicht.

*398 Es ist ihm wie dem Ochsen die Bratwurst.

Er macht sich daraus nichts.

*399 Es ligt jm ein ochs auff der zungen. (S. Büchse 26 und Kugel 42.) - Franck, I, 32b.

Holl.: Hem is een stuk spek in den mond geworpen. (Harrebomee, II, 97b.)

Lat.: Bovem portat in faucibus. (Froberg, 62.)

*400 Es steckt ihm ein Ochse im Halse.

Er kann aus irgendeinem Grunde in der Sache nicht reden, sei es weil er bestochen, betheiligt u. s. w. ist.

*401 Es war ein Ochs oder ein Spatz. - Binder II, 1985.

Wenn jemand sehr unbestimmte Angaben über etwas macht. (S. Schiff.)

Lat.: Navis aut galerus. (Seybold, 330.)

*402 Ganze Ochsen opfern.

Es geschah nur von sehr Reichen und von Königen, dass sie ganze Ochsen opferten. Grosse Kosten machen, sehr viel daran wagen.

*403 Ihr Ochs ist zuweilen durch unsere Pfütze gelaufen. - Masson, 358.

Spott auf entfernte, dunkele Verwandtschaft. (S. Gebäck 2, Hund 1746, Kleinbrotl, Nachtr., Morgen 87, Mutter 120 u. 245.)

*404 Man hat dem ochsen ein kürssen in rachen geschoben, er kan nicht brüllen. (S. Joachimsthaler.) - Franck, II, 33a; Eyering, III, 187.

*405 Me moint, ihr wollet de Ochse sammt em Schwanz brote. (Bietigheim.)

Wenn sehr stark geheizt wird.

*406 Min Oss het uk Hürn. - Hausblätter, 1867, I, 217.

Wenn jemand den Ochsen als den eigenen Stellvertreter einführt, um den Gegner die eigene Ebenbürtigkeit zu Gemüth zu führen.

*407 Min Oss verspreekt nischt, öwerst he deht wat.

Sagt vielleicht der Bauer, wenn man ihn, um ihn zu kirren, goldene Berge verspricht. (Vgl. Fr. Hasenow, Vom lieben Rindvieh, in den Hausblättern, Stuttgart 1867, S. 217.)

*408 Mit eigenen Ochsen pflügen. - Zehner, 600; Körte, 4641.

Die Bitte, dies zu thun, richteten die Ostfriesen einst an ihren Landesherrn, als er zu viel Ausländer in seine Dienste nahm. Er erwiderte ihnen: "Ich kann keine Ochsen in meinem Dienst brauchen." (Witzfunken, Vb, 56.)

*409 Mit einem Ochsen jagen. - Körte, 4633.

Etwas Albernes thun, als wenn z. B., bemerkt Erasmus, jemand vom römischen Stuhle ohne Geld ein Amt haben wollte.

*410 Mit Ochsen auf die Hasenjagd gehen.

Lat.: Bove venari leporem. (Faselius, 104.)

*411 Mit Ochsen und Eseln pflügen.

Etwas verkehrt betreiben.

Lat.: Arare bove et asino. (Faselius, 20.)

*412 Mit ungleichen Ochsen pflügen.

Von mehreren, die zur Erreichung gleicher Zwecke nicht gleichviele oder gleichkräftige Mittel anwenden können.

*413 Ochs, da steht der Barren.

*414 Prille, Uchse, prille; ich wiel der Heu sch ... - Gomolcke, 1182; Robinson, 246.

*415 Seich du 'm Oxa ai a Oarsch, oan ni aei a Schpeig'l. - Peter, 444.

[Spaltenumbruch] *366 Ein gesunder Ochse vor einem zerbrechlichen Pfluge.

*367 Ein zofiger Ochs. (S. Kopf 676 und Kropf 31.)

*368 Einem Ochsen das Heu zwischen die Hörner legen.Fischart, Gesch.

*369 Einem wüthenden Ochsen etwas ins Ohr sagen.

Pythagoras soll einst einen wüthenden Ochsen durch ein Wörtlein ins Ohr besänftigt haben, aber gewiss eine höchst gewagte und in ihren Erfolgen zweifelhafte Beruhigungsmethode.

*370 Einen Ochsen biss an die Hörner fressen.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 408.

*371 Einen Ochsen im Halse tragen.

Von einem Vielfresser.

*372 Einen Ochsen in die Apotheke schicken.

*373 Einen Ochsen ins Horn kneipen.

*374 Einen Ochsen melken wollen.Altmann VI, 512.

*375 Einen Ochsen um ein Ei geben.

It.: Alle volte si dà un uovo per un bue. (Bohn I, 69.)

*376 Einen Ochsen zum Grenzwärter bei der Rinderpest machen.

*377 Er gleicht mehr einem Ochsen als einem Tanzmeister.

Holl.: Hij gelijkt beter naar een' braven Deenschen os dan naar een' fatsoenlijk' mensch. (Harrebomée, II, 154b.)

*378 Er hat den ganzen Ochsen verzehrt bis an den Schwanz.

Das ganze Geschäft vollendet und erst am Ende ist er ermüdet.

Lat.: Toto devorato bove in cauda desiit. (Philippi, II, 22.)

*379 Er hat selber einen Ochsen geschlachtet, er bedarf deiner Kaldaunen nicht.

Bedarf deiner Hülfe nicht.

Holl.: Hij heeft zelf een' os geslagt, hij behoeft uwe pensen niet. (Harrebomée, II, 154b.)

*380 Er hat weder meine Ochsen noch meine Pferde weggetrieben. (Altgriech.)

Er hat mir keine Veranlassung zu Feindseligkeiten gegen ihn gegeben.

*381 Er ist ein Ochs unter Brüdern.

D. h. selbst seine Brüder müssten es bestätigen. Wir verbinden mit dem Ausdruck „Ochs“ den Begriff der Dummheit, Grobheit, Plumpheit u. s. w. „O welch ein Ochs bist du, dass du so viel kämpfest und büssest!“ (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, I, 52.) Bei den alten Römern dagegen wurde das gutmüthige Rind, bos, nie als Schimpfwort gebraucht. Es scheint fast, als ob die ungemeine Freiheit und die Bewegung in der frischen Luft, welche die römischen Wiederkäuer im Gegensatz zu den ihr Leben grösstentheils im dunkeln Stalle verträumenden unsrigen hatten, jenen einen Anstrich von grösserer Intelligenz verliehen hätte. (Vgl. Römische Schimpfwörter im Ausland, Augsburg 1871, Nr. 8.)

Holl.: Hij heeft het grootste gelijk van de ossenmarkt; als hij er alleen op is, neemt hij de koeijenpooten tot getuigen. (Harrebomée, I, 424a.)

*382 Er kraut den Ochsen, wohin er ihn schlagen will.

Holl.: Hij kraauwt den os, waar hij hem bollen wil. (Harrebomée, I, 154b.)

*383 Er setzt ein Ochsen auff ein Lauss.Moscherosch, 135.

*384 Er sihet als ein ochs, der dem fleyschhawer entrunnen ist.Franck, II, 62a.

*385 Er stiehlt en Ochs und git d' Füess um der Gottswille.Sutermeister, 82.

Der scheinheilige Betrüger u. s. w. (S. Mutter 226.)

*386 Er wird noch die Ochsen hüten.

Um jemand anzudeuten, dass er noch in eine sehr abhängige und dürftige Lage kommen werde.

*387 Es ist als wenn ein Ochs in der Bibel läse.

Holl.: Het is, als of er een os in den bijbel las. (Harrebomée, II, 154a.)

*388 Es ist der Ochs bei der Krippe. (Altgriech.)

Entweder von denen, die ausgedient haben, und wegen ihres Alters ein ruhigeres Leben geniessen, oder von solchen, die sich dem Müssiggange ergeben haben und blos leben, um zu geniessen.

*389 Es ist der Ochs bei der Salbenbüchse.

Er taugt zu dem Geschäft nichts. Die Wettläufer salbten sich, aber ein Ochs ist zum Wettlauf ganz untüchtig.

*390 Es ist ein alter Ochs.

Frz.: Il a l'âge d'un vieux beuf. (Leroux, I, 95.)

*391 Es ist ein Ochs, der auf dem Seil tanzt.

Von etwas, das sehr unwahrscheinlich ist.

[Spaltenumbruch] *392 Es ist ein Ochs, der den Staub gegen sich selbst aufrührt.

Von denen, die sich willig in eine widerwärtige Lage bringen lassen. Die Ochsen lassen sich nämlich sehr leicht binden.

*393 Es ist ein Ochs, der nicht zieht.Parömiakon, 1517.

Von jemand, der an seiner Stelle seine Pflicht nicht erfüllt.

*394 Es ist ein Ochs im Joch.

Von denen, die ununterbrochen beschäftigt sind.

*395 Es ist gerade als zwicke (kneipe) man den Ochsen in die Hörner. (Nürtingen.)

Ganz erfolg- und nutzlos.

*396 Es ist ihm ein goldener Ochs über die Zunge gegangen.

Ist bestochen worden. „Es ist kaum zweifelhaft, dass der extremen Fortschrittspartei in Würtemberg ein goldener Ochse aus Hietzing über die Zunge gestiegen ist.“ (Schles. Zeitung, 1868, 351.)

*397 Es ist ihm ein Ochs in den Brunnen gefallen.

„Das ist,“ fügt Chaos (265) erklärend hinzu, „er hat ein Glück gehabt.“ Wie das aber ein Glück sein soll, wenn einem ein Ochs in den Brunnen fällt, verstehe ich nicht.

*398 Es ist ihm wie dem Ochsen die Bratwurst.

Er macht sich daraus nichts.

*399 Es ligt jm ein ochs auff der zungen. (S. Büchse 26 und Kugel 42.) – Franck, I, 32b.

Holl.: Hem is een stuk spek in den mond geworpen. (Harrebomée, II, 97b.)

Lat.: Bovem portat in faucibus. (Froberg, 62.)

*400 Es steckt ihm ein Ochse im Halse.

Er kann aus irgendeinem Grunde in der Sache nicht reden, sei es weil er bestochen, betheiligt u. s. w. ist.

*401 Es war ein Ochs oder ein Spatz.Binder II, 1985.

Wenn jemand sehr unbestimmte Angaben über etwas macht. (S. Schiff.)

Lat.: Navis aut galerus. (Seybold, 330.)

*402 Ganze Ochsen opfern.

Es geschah nur von sehr Reichen und von Königen, dass sie ganze Ochsen opferten. Grosse Kosten machen, sehr viel daran wagen.

*403 Ihr Ochs ist zuweilen durch unsere Pfütze gelaufen.Masson, 358.

Spott auf entfernte, dunkele Verwandtschaft. (S. Gebäck 2, Hund 1746, Kleinbrotl, Nachtr., Morgen 87, Mutter 120 u. 245.)

*404 Man hat dem ochsen ein kürssen in rachen geschoben, er kan nicht brüllen. (S. Joachimsthaler.) – Franck, II, 33a; Eyering, III, 187.

*405 Me moint, ihr wollet de Ochse sammt em Schwanz brote. (Bietigheim.)

Wenn sehr stark geheizt wird.

*406 Min Oss het uk Hürn.Hausblätter, 1867, I, 217.

Wenn jemand den Ochsen als den eigenen Stellvertreter einführt, um den Gegner die eigene Ebenbürtigkeit zu Gemüth zu führen.

*407 Min Oss verspreekt nischt, öwerst he deht wat.

Sagt vielleicht der Bauer, wenn man ihn, um ihn zu kirren, goldene Berge verspricht. (Vgl. Fr. Hasenow, Vom lieben Rindvieh, in den Hausblättern, Stuttgart 1867, S. 217.)

*408 Mit eigenen Ochsen pflügen.Zehner, 600; Körte, 4641.

Die Bitte, dies zu thun, richteten die Ostfriesen einst an ihren Landesherrn, als er zu viel Ausländer in seine Dienste nahm. Er erwiderte ihnen: „Ich kann keine Ochsen in meinem Dienst brauchen.“ (Witzfunken, Vb, 56.)

*409 Mit einem Ochsen jagen.Körte, 4633.

Etwas Albernes thun, als wenn z. B., bemerkt Erasmus, jemand vom römischen Stuhle ohne Geld ein Amt haben wollte.

*410 Mit Ochsen auf die Hasenjagd gehen.

Lat.: Bove venari leporem. (Faselius, 104.)

*411 Mit Ochsen und Eseln pflügen.

Etwas verkehrt betreiben.

Lat.: Arare bove et asino. (Faselius, 20.)

*412 Mit ungleichen Ochsen pflügen.

Von mehreren, die zur Erreichung gleicher Zwecke nicht gleichviele oder gleichkräftige Mittel anwenden können.

*413 Ochs, da steht der Barren.

*414 Prille, Uchse, prille; ich wiel der Heu sch ...Gomolcke, 1182; Robinson, 246.

*415 Sîch du 'm Oxa ai a Oarsch, oan ni aî a Schpîg'l.Peter, 444.

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[[555]/0569] *366 Ein gesunder Ochse vor einem zerbrechlichen Pfluge. *367 Ein zofiger Ochs. (S. Kopf 676 und Kropf 31.) *368 Einem Ochsen das Heu zwischen die Hörner legen. – Fischart, Gesch. *369 Einem wüthenden Ochsen etwas ins Ohr sagen. Pythagoras soll einst einen wüthenden Ochsen durch ein Wörtlein ins Ohr besänftigt haben, aber gewiss eine höchst gewagte und in ihren Erfolgen zweifelhafte Beruhigungsmethode. *370 Einen Ochsen biss an die Hörner fressen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 408. *371 Einen Ochsen im Halse tragen. Von einem Vielfresser. *372 Einen Ochsen in die Apotheke schicken. *373 Einen Ochsen ins Horn kneipen. *374 Einen Ochsen melken wollen. – Altmann VI, 512. *375 Einen Ochsen um ein Ei geben. It.: Alle volte si dà un uovo per un bue. (Bohn I, 69.) *376 Einen Ochsen zum Grenzwärter bei der Rinderpest machen. *377 Er gleicht mehr einem Ochsen als einem Tanzmeister. Holl.: Hij gelijkt beter naar een' braven Deenschen os dan naar een' fatsoenlijk' mensch. (Harrebomée, II, 154b.) *378 Er hat den ganzen Ochsen verzehrt bis an den Schwanz. Das ganze Geschäft vollendet und erst am Ende ist er ermüdet. Lat.: Toto devorato bove in cauda desiit. (Philippi, II, 22.) *379 Er hat selber einen Ochsen geschlachtet, er bedarf deiner Kaldaunen nicht. Bedarf deiner Hülfe nicht. Holl.: Hij heeft zelf een' os geslagt, hij behoeft uwe pensen niet. (Harrebomée, II, 154b.) *380 Er hat weder meine Ochsen noch meine Pferde weggetrieben. (Altgriech.) Er hat mir keine Veranlassung zu Feindseligkeiten gegen ihn gegeben. *381 Er ist ein Ochs unter Brüdern. D. h. selbst seine Brüder müssten es bestätigen. Wir verbinden mit dem Ausdruck „Ochs“ den Begriff der Dummheit, Grobheit, Plumpheit u. s. w. „O welch ein Ochs bist du, dass du so viel kämpfest und büssest!“ (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, I, 52.) Bei den alten Römern dagegen wurde das gutmüthige Rind, bos, nie als Schimpfwort gebraucht. Es scheint fast, als ob die ungemeine Freiheit und die Bewegung in der frischen Luft, welche die römischen Wiederkäuer im Gegensatz zu den ihr Leben grösstentheils im dunkeln Stalle verträumenden unsrigen hatten, jenen einen Anstrich von grösserer Intelligenz verliehen hätte. (Vgl. Römische Schimpfwörter im Ausland, Augsburg 1871, Nr. 8.) Holl.: Hij heeft het grootste gelijk van de ossenmarkt; als hij er alleen op is, neemt hij de koeijenpooten tot getuigen. (Harrebomée, I, 424a.) *382 Er kraut den Ochsen, wohin er ihn schlagen will. Holl.: Hij kraauwt den os, waar hij hem bollen wil. (Harrebomée, I, 154b.) *383 Er setzt ein Ochsen auff ein Lauss. – Moscherosch, 135. *384 Er sihet als ein ochs, der dem fleyschhawer entrunnen ist. – Franck, II, 62a. *385 Er stiehlt en Ochs und git d' Füess um der Gottswille. – Sutermeister, 82. Der scheinheilige Betrüger u. s. w. (S. Mutter 226.) *386 Er wird noch die Ochsen hüten. Um jemand anzudeuten, dass er noch in eine sehr abhängige und dürftige Lage kommen werde. *387 Es ist als wenn ein Ochs in der Bibel läse. Holl.: Het is, als of er een os in den bijbel las. (Harrebomée, II, 154a.) *388 Es ist der Ochs bei der Krippe. (Altgriech.) Entweder von denen, die ausgedient haben, und wegen ihres Alters ein ruhigeres Leben geniessen, oder von solchen, die sich dem Müssiggange ergeben haben und blos leben, um zu geniessen. *389 Es ist der Ochs bei der Salbenbüchse. Er taugt zu dem Geschäft nichts. Die Wettläufer salbten sich, aber ein Ochs ist zum Wettlauf ganz untüchtig. *390 Es ist ein alter Ochs. Frz.: Il a l'âge d'un vieux beuf. (Leroux, I, 95.) *391 Es ist ein Ochs, der auf dem Seil tanzt. Von etwas, das sehr unwahrscheinlich ist. *392 Es ist ein Ochs, der den Staub gegen sich selbst aufrührt. Von denen, die sich willig in eine widerwärtige Lage bringen lassen. 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Holl.: Hem is een stuk spek in den mond geworpen. (Harrebomée, II, 97b.) Lat.: Bovem portat in faucibus. (Froberg, 62.) *400 Es steckt ihm ein Ochse im Halse. Er kann aus irgendeinem Grunde in der Sache nicht reden, sei es weil er bestochen, betheiligt u. s. w. ist. *401 Es war ein Ochs oder ein Spatz. – Binder II, 1985. Wenn jemand sehr unbestimmte Angaben über etwas macht. (S. Schiff.) Lat.: Navis aut galerus. (Seybold, 330.) *402 Ganze Ochsen opfern. Es geschah nur von sehr Reichen und von Königen, dass sie ganze Ochsen opferten. Grosse Kosten machen, sehr viel daran wagen. *403 Ihr Ochs ist zuweilen durch unsere Pfütze gelaufen. – Masson, 358. Spott auf entfernte, dunkele Verwandtschaft. (S. Gebäck 2, Hund 1746, Kleinbrotl, Nachtr., Morgen 87, Mutter 120 u. 245.) *404 Man hat dem ochsen ein kürssen in rachen geschoben, er kan nicht brüllen. (S. Joachimsthaler.) – Franck, II, 33a; Eyering, III, 187. *405 Me moint, ihr wollet de Ochse sammt em Schwanz brote. (Bietigheim.) Wenn sehr stark geheizt wird. *406 Min Oss het uk Hürn. – Hausblätter, 1867, I, 217. Wenn jemand den Ochsen als den eigenen Stellvertreter einführt, um den Gegner die eigene Ebenbürtigkeit zu Gemüth zu führen. *407 Min Oss verspreekt nischt, öwerst he deht wat. Sagt vielleicht der Bauer, wenn man ihn, um ihn zu kirren, goldene Berge verspricht. (Vgl. Fr. Hasenow, Vom lieben Rindvieh, in den Hausblättern, Stuttgart 1867, S. 217.) *408 Mit eigenen Ochsen pflügen. – Zehner, 600; Körte, 4641. Die Bitte, dies zu thun, richteten die Ostfriesen einst an ihren Landesherrn, als er zu viel Ausländer in seine Dienste nahm. Er erwiderte ihnen: „Ich kann keine Ochsen in meinem Dienst brauchen.“ (Witzfunken, Vb, 56.) *409 Mit einem Ochsen jagen. – Körte, 4633. Etwas Albernes thun, als wenn z. B., bemerkt Erasmus, jemand vom römischen Stuhle ohne Geld ein Amt haben wollte. *410 Mit Ochsen auf die Hasenjagd gehen. Lat.: Bove venari leporem. (Faselius, 104.) *411 Mit Ochsen und Eseln pflügen. Etwas verkehrt betreiben. Lat.: Arare bove et asino. (Faselius, 20.) *412 Mit ungleichen Ochsen pflügen. Von mehreren, die zur Erreichung gleicher Zwecke nicht gleichviele oder gleichkräftige Mittel anwenden können. *413 Ochs, da steht der Barren. *414 Prille, Uchse, prille; ich wiel der Heu sch ... – Gomolcke, 1182; Robinson, 246. *415 Sîch du 'm Oxa ai a Oarsch, oan ni aî a Schpîg'l. – Peter, 444.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [555]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/569>, abgerufen am 25.06.2024.