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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 63 Was man ins Ohr sagt, soll nicht auf den Markt kommen.

Die Spanier sagen: Was man ins Ohr dir spricht, sage deinem Manne nicht. Die Chinesen behaupten aber, es bleibe nicht verborgen, indem sie sagen: Was man einem ins Ohr sagt, wird oft hundert Meilen davon in der Entfernung verstanden.

64 Was soll tauben Ohren schöner Gesang!

Die Russen: Das Ohr des Hörenden muss dem Munde des Singenden zu Hülfe kommen. (Altmann VI, 472.)

65 Weite Ohren und eine kurze Zunge ist eine Tugend für Junge.

Engl.: Wider ears and a short tongue. (Bohn II, 6.)

66 Wer die Ohren kitzeln will, muss anders greifen. - Eiselein, 500.

67 Wer ein Ohr wegleiht, dem borgt man auch bald das andere ab.

Frz.: Il faut fermer l'oreille aux medisances.

68 Wer ins Ohr fragt, dem antwortet man auch ins Ohr.

69 Wer jhm gern lest zu Ohren lauffen, der ist vom Teuffel. - Petri, II, 721.

70 Wer kein Ohr hat, dem darf (kann) man keins abschneiden. - Pistor., VIII, 33; Simrock, 7669.

Was jemand nicht hat, das kann man ihm nicht nehmen. Wer wenig besitzt, hat wenig Sorge. Die Hindus: Dem wird die Nase nicht abgeschnitten werden, dem sie abgeschnitten ist. (Reinsberg IV, 7.) Die Neger in Surinam sagen sprichwörtlich, um den Gedanken auszudrücken, dass es kein Unglück gebe, das nicht wieder irgendetwas Gutes im Gefolge habe: Wem die Ohren abgeschnitten sind, der hat nichts mit der Noth derer zu thun, die Ohrringe tragen. In ältern Zeiten wurden entlaufenen und wieder eingefangenen Sklaven die Ohren abgeschnitten.

Frz.: On travaille a vide a saisir un chien qui n'a pas de poil. (Masson, 263.)

71 Wer keine Ohren hat, dem kann man nicht singen lernen. - Gotthelf, Jakobs, 153.

72 Wer nit kan lassen für oren vnd augen gehen vnd durch die finger sehen, taug nit zum regiment. - Tappius, 187a.

73 Wer nur mit fremden Ohren hört und nur mit fremden Augen sieht, der wird oft betrogen.

It.: Chi non sente che con l'altrui orecchie, e non vede che con gl'occhi altrui, spesso vien ingannato. (Pazzaglia, 177, 11.)

74 Wer Ohren hat zu hören, der höre. - Simrock, 7665; Körte, 4660; Braun, I, 3146.

75 Wer sein Ohr dem Armen verstopft, den hört auch Gott (Sanct-Peter) nicht, wenn er klopft. - Gaal, 104; Petri, II, 754.

Lat.: Pauperis in causa non auris sit tibi clausa. (Gaal, 104.)

76 Wer sein Ohr dem Schwätzer leiht, bekommt es mit Unrath zurück.

77 Wer seine Ohren öffnen und schliessen kann, ist ein glücklicher Mann.

Holl.: Hij is gelukkig, die twee ooren heeft, welke openen en sluiten kunnen. (Harrebomee, II, 148b.)

78 Wie die Ohren, so die Gerüchte.

Nicht alles und jedes wird allen mitgetheilt, manche Leute erfahren Dinge, die für andere Geheimniss bleiben. Die Tataren in Kasan haben dafür das Sprichwort: Einem goldenen Ohr wird jedes Geheimniss zugeflüstert. (Altmann V, 82.)

79 Wir haben zway oren vnd ainen mund. - Agricola II, 43.

Mhd.: Won mir got geruocht ze geben oren zway und einen mund da pey schol euch auch wesen kund, daz einer wenich reden schol, hören vil, so tuot er wol. (Ring.) (Zingerle, 111.)

80 Wo kein ohr ist, da rede nicht. - Franck, II, 54b.

Lat.: Ubi non est auditus, ne effundas sermonem. (Franck, II, 54b.)

81 Zartem Ohr halbes Wort. - Simrock, 7666; Braun, I, 3145.

82 Zu einem Ohr ein, zum andern wieder hinauss macht selten weiss vnd gelehrt. - Henisch, 1459, 42; Petri, II, 823.

Frz.: Ce qui entre par une oreille, sort par l'autre. (Cahier, 1204; Kritzinger, 493a.)

83 Zu einem Ohr hinein, zum andern wieder 'naus verursacht wenig Gebraus. - Simrock, 7672.

It.: Dentro da un' orecchia e fuori dall' altra. - Per un [Spaltenumbruch] orecchio entra, per l'altro esce. (Bohn I, 91; II, 157 u. 120.)

Port.: Entrar por hum ouvido, e sahir pello outro. (Bohn I, 277.)

*84 A gebe a Uhr und a Oge drümm. - Robinson, 82.

*85 A hot se finger(oder kribel-)dicke hinger a Uhren sitzen. - Robinson, 252; Gomolcke, 39 u. 59; Frommann, III, 244, 75.

*86 A spitzt mächtig die Uhren. (Schles.) - Robinson, 537; Gomolcke, 418; für Franken: Frommann, VI, 321, 384.

*87 Aich ware d'r de Aur'n schoaben. (Kreis Militsch in Schlesien.)

Drohung, wenn jemand aus Faselei oder Zerstreutheit einen Auftrag oder eine Mittheilung falsch oder gar nicht verstanden hat. Ich werde dir die (dicken) Ohren schaben.

*88 Andächtige Ohren finden.

Holl.: Hij vond aandachtige ooren. (Harrebomee, II, 149a.)

*89 Auf beiden Ohren taub sein. - Eiselein, 500.

Lat.: In utramvis dormire aurem. (Eiselein, 500.)

*90 Auf dem Ohr hört er nicht. (Rott-Thal.) - Eiselein, 500.

Ton auf "dem", um zu sagen, gegen diese Bitte bin ich taub, davon will ich nichts wissen. Von der Seite muss man ihn nicht anfassen, von dieser Sache will er nichts wissen.

Engl.: He cannot hear on that ear. (Bohn II, 165.)

Frz.: Parlez-lui du cote de sa bonne oreille. (Starschedel, 289.)

*91 Auf den Ohren sitzen.

In Pommern: Up de Oren sitten. (Dähnert, 339a.) Nicht hören wollen, was gesagt wird.

*92 Aufmerksame Ohren haben.

Frz.: Avoir oeil au guet. (Kritzinger, 365a.)

*93 Beiss dir nicht die Ohren ab! (Nürtingen.)

Zu einem, der einen breiten Mund hat, oder von einem Ohr zum andern lacht.

*94 Bet öwer de Ohren im Dreck stecken. - Eichwald, 364.

*95 Bis über die Ohren verliebt sein. - Eiselein, 500.

*96 Dä hät et dübbel hange de Uhren. (Bedburg.)

*97 Das rechte Ohr singet oder klinget mir. - Tappius, 213b; Eiselein, 500; Körte, 4660; Braun, I, 3162.

Auch: Die Ohren lauten mir. Es wird jetzt von mir gesprochen.

Frz.: Quand les oreilles cornent a quelqu'un, c'est un signe qu'on s'entretient de lui.

Lat.: Oculus dexter mihi salit. (Philippi, II, 61.) - Tinniunt aures sono suopte. (Catull.) (Binder II, 3327; Faselius, 257; Wiegand, 279.)

*98 Das wird ihm in den Ohren kitzeln.

Holl.: Hoe zal hem dat in de ooren klinken. (Harrebomee, II, 149a.)

*99 De Ire wossen am. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 34, 53.

Die Ohren wachsen ihm.

*100 De Iren wossen em, wää dem Jisel da eme luewt1. (Schässburg.) - Firmenich, III, 425, 18.

1) Da man ihn lobt.

*101 De kan ebes hönder de Ohre före näh. (S. Lüge 284.) - Sutermeister, 74.

*102 Dear hot 's a bitzle dick hinter de Ohra. - Birlinger, 995.

*103 Der hat's hinter den Ohren wie der Rothschimmel. - Klix, 55.

*104 Der hat's hintern Ahrna wi der Gässbouk 's Inschelt (Talg, Unschlitt). (Franken.)

*105 Die langen Ohren als Federhalter benutzen. - A. Ruge, Aus früherer Zeit, I.

*106 Die Ohren an den Kopf legen.

"Aber ich werde die Ohren an den Kopf legen und denken müssen, thue recht u. s. w." (Coler, 781a.)

*107 Die Ohren aufstecken.

Holl.: Hij steekt de ooren op. (Harrebomee, II, 149a.)

*108 Die Ohren einziehen.

Holl.: Hij trekt zijne ooren in. (Harrebomee, II, 149a.)

*109 Die Ohren falschen Zungen leihen. - Schottel, 1117a.

*110 Die Ohren gellen mir darnach. - Schottel, 1116b.

*111 Die Ohren gespitzt. - Eiselein, 500.

Aufgepasst, was gesagt wird, ist wichtig.

Lat.: Arrectis auribus. (Eiselein, 500.)

*112 Die Ohren (Augen) haben auch ihre Zungen. - Winckler, V, 93.

[Spaltenumbruch] 63 Was man ins Ohr sagt, soll nicht auf den Markt kommen.

Die Spanier sagen: Was man ins Ohr dir spricht, sage deinem Manne nicht. Die Chinesen behaupten aber, es bleibe nicht verborgen, indem sie sagen: Was man einem ins Ohr sagt, wird oft hundert Meilen davon in der Entfernung verstanden.

64 Was soll tauben Ohren schöner Gesang!

Die Russen: Das Ohr des Hörenden muss dem Munde des Singenden zu Hülfe kommen. (Altmann VI, 472.)

65 Weite Ohren und eine kurze Zunge ist eine Tugend für Junge.

Engl.: Wider ears and a short tongue. (Bohn II, 6.)

66 Wer die Ohren kitzeln will, muss anders greifen.Eiselein, 500.

67 Wer ein Ohr wegleiht, dem borgt man auch bald das andere ab.

Frz.: Il faut fermer l'oreille aux médisances.

68 Wer ins Ohr fragt, dem antwortet man auch ins Ohr.

69 Wer jhm gern lest zu Ohren lauffen, der ist vom Teuffel.Petri, II, 721.

70 Wer kein Ohr hat, dem darf (kann) man keins abschneiden.Pistor., VIII, 33; Simrock, 7669.

Was jemand nicht hat, das kann man ihm nicht nehmen. Wer wenig besitzt, hat wenig Sorge. Die Hindus: Dem wird die Nase nicht abgeschnitten werden, dem sie abgeschnitten ist. (Reinsberg IV, 7.) Die Neger in Surinam sagen sprichwörtlich, um den Gedanken auszudrücken, dass es kein Unglück gebe, das nicht wieder irgendetwas Gutes im Gefolge habe: Wem die Ohren abgeschnitten sind, der hat nichts mit der Noth derer zu thun, die Ohrringe tragen. In ältern Zeiten wurden entlaufenen und wieder eingefangenen Sklaven die Ohren abgeschnitten.

Frz.: On travaille à vide à saisir un chien qui n'a pas de poil. (Masson, 263.)

71 Wer keine Ohren hat, dem kann man nicht singen lernen.Gotthelf, Jakobs, 153.

72 Wer nit kan lassen für oren vnd augen gehen vnd durch die finger sehen, taug nit zum regiment.Tappius, 187a.

73 Wer nur mit fremden Ohren hört und nur mit fremden Augen sieht, der wird oft betrogen.

It.: Chi non sente che con l'altrui orecchie, e non vede che con gl'occhi altrui, spesso vien ingannato. (Pazzaglia, 177, 11.)

74 Wer Ohren hat zu hören, der höre.Simrock, 7665; Körte, 4660; Braun, I, 3146.

75 Wer sein Ohr dem Armen verstopft, den hört auch Gott (Sanct-Peter) nicht, wenn er klopft.Gaal, 104; Petri, II, 754.

Lat.: Pauperis in causa non auris sit tibi clausa. (Gaal, 104.)

76 Wer sein Ohr dem Schwätzer leiht, bekommt es mit Unrath zurück.

77 Wer seine Ohren öffnen und schliessen kann, ist ein glücklicher Mann.

Holl.: Hij is gelukkig, die twee ooren heeft, welke openen en sluiten kunnen. (Harrebomée, II, 148b.)

78 Wie die Ohren, so die Gerüchte.

Nicht alles und jedes wird allen mitgetheilt, manche Leute erfahren Dinge, die für andere Geheimniss bleiben. Die Tataren in Kasan haben dafür das Sprichwort: Einem goldenen Ohr wird jedes Geheimniss zugeflüstert. (Altmann V, 82.)

79 Wir haben zway oren vnd ainen mund.Agricola II, 43.

Mhd.: Won mir got geruocht ze geben ôren zway und einen mund da pey schol euch auch wesen kund, daz einer wenich reden schol, hören vil, sô tuot er wol. (Ring.) (Zingerle, 111.)

80 Wo kein ohr ist, da rede nicht.Franck, II, 54b.

Lat.: Ubi non est auditus, ne effundas sermonem. (Franck, II, 54b.)

81 Zartem Ohr halbes Wort.Simrock, 7666; Braun, I, 3145.

82 Zu einem Ohr ein, zum andern wieder hinauss macht selten weiss vnd gelehrt.Henisch, 1459, 42; Petri, II, 823.

Frz.: Ce qui entre par une oreille, sort par l'autre. (Cahier, 1204; Kritzinger, 493a.)

83 Zu einem Ohr hinein, zum andern wieder 'naus verursacht wenig Gebraus.Simrock, 7672.

It.: Dentro da un' orecchia e fuori dall' altra. – Per un [Spaltenumbruch] orecchio entra, per l'altro esce. (Bohn I, 91; II, 157 u. 120.)

Port.: Entrar por hum ouvido, e sahir pello outro. (Bohn I, 277.)

*84 A gebe a Uhr und a Ôge drümm.Robinson, 82.

*85 A hot se finger(oder kribel-)dicke hinger a Uhren sitzen.Robinson, 252; Gomolcke, 39 u. 59; Frommann, III, 244, 75.

*86 A spitzt mächtig die Uhren. (Schles.) – Robinson, 537; Gomolcke, 418; für Franken: Frommann, VI, 321, 384.

*87 Aich ware d'r de Aur'n schoaben. (Kreis Militsch in Schlesien.)

Drohung, wenn jemand aus Faselei oder Zerstreutheit einen Auftrag oder eine Mittheilung falsch oder gar nicht verstanden hat. Ich werde dir die (dicken) Ohren schaben.

*88 Andächtige Ohren finden.

Holl.: Hij vond aandachtige ooren. (Harrebomée, II, 149a.)

*89 Auf beiden Ohren taub sein.Eiselein, 500.

Lat.: In utramvis dormire aurem. (Eiselein, 500.)

*90 Auf dem Ohr hört er nicht. (Rott-Thal.) – Eiselein, 500.

Ton auf „dem“, um zu sagen, gegen diese Bitte bin ich taub, davon will ich nichts wissen. Von der Seite muss man ihn nicht anfassen, von dieser Sache will er nichts wissen.

Engl.: He cannot hear on that ear. (Bohn II, 165.)

Frz.: Parlez-lui du côté de sa bonne oreille. (Starschedel, 289.)

*91 Auf den Ohren sitzen.

In Pommern: Up de Ôren sitten. (Dähnert, 339a.) Nicht hören wollen, was gesagt wird.

*92 Aufmerksame Ohren haben.

Frz.: Avoir oeil au guet. (Kritzinger, 365a.)

*93 Beiss dir nicht die Ohren ab! (Nürtingen.)

Zu einem, der einen breiten Mund hat, oder von einem Ohr zum andern lacht.

*94 Bet öwer de Ohren im Dreck stecken.Eichwald, 364.

*95 Bis über die Ohren verliebt sein.Eiselein, 500.

*96 Dä hät et dübbel hange de Uhren. (Bedburg.)

*97 Das rechte Ohr singet oder klinget mir.Tappius, 213b; Eiselein, 500; Körte, 4660; Braun, I, 3162.

Auch: Die Ohren lauten mir. Es wird jetzt von mir gesprochen.

Frz.: Quand les oreilles cornent à quelqu'un, c'est un signe qu'on s'entretient de lui.

Lat.: Oculus dexter mihi salit. (Philippi, II, 61.) – Tinniunt aures sono suopte. (Catull.) (Binder II, 3327; Faselius, 257; Wiegand, 279.)

*98 Das wird ihm in den Ohren kitzeln.

Holl.: Hoe zal hem dat in de ooren klinken. (Harrebomée, II, 149a.)

*99 De Ire wossen am. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 53.

Die Ohren wachsen ihm.

*100 De Iren wôssen em, wää dem Jisel da eme luewt1. (Schässburg.) – Firmenich, III, 425, 18.

1) Da man ihn lobt.

*101 De kan ebes hönder de Ohre före näh. (S. Lüge 284.) – Sutermeister, 74.

*102 Dear hot 's a bitzle dick hinter de Ohra.Birlinger, 995.

*103 Der hat's hinter den Ohren wie der Rothschimmel.Klix, 55.

*104 Der hat's hintern Ahrna wi der Gässbouk 's Inschelt (Talg, Unschlitt). (Franken.)

*105 Die langen Ohren als Federhalter benutzen.A. Ruge, Aus früherer Zeit, I.

*106 Die Ohren an den Kopf legen.

„Aber ich werde die Ohren an den Kopf legen und denken müssen, thue recht u. s. w.“ (Coler, 781a.)

*107 Die Ohren aufstecken.

Holl.: Hij steekt de ooren op. (Harrebomée, II, 149a.)

*108 Die Ohren einziehen.

Holl.: Hij trekt zijne ooren in. (Harrebomée, II, 149a.)

*109 Die Ohren falschen Zungen leihen.Schottel, 1117a.

*110 Die Ohren gellen mir darnach.Schottel, 1116b.

*111 Die Ohren gespitzt.Eiselein, 500.

Aufgepasst, was gesagt wird, ist wichtig.

Lat.: Arrectis auribus. (Eiselein, 500.)

*112 Die Ohren (Augen) haben auch ihre Zungen.Winckler, V, 93.

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[[564]/0578] 63 Was man ins Ohr sagt, soll nicht auf den Markt kommen. Die Spanier sagen: Was man ins Ohr dir spricht, sage deinem Manne nicht. Die Chinesen behaupten aber, es bleibe nicht verborgen, indem sie sagen: Was man einem ins Ohr sagt, wird oft hundert Meilen davon in der Entfernung verstanden. 64 Was soll tauben Ohren schöner Gesang! Die Russen: Das Ohr des Hörenden muss dem Munde des Singenden zu Hülfe kommen. (Altmann VI, 472.) 65 Weite Ohren und eine kurze Zunge ist eine Tugend für Junge. Engl.: Wider ears and a short tongue. (Bohn II, 6.) 66 Wer die Ohren kitzeln will, muss anders greifen. – Eiselein, 500. 67 Wer ein Ohr wegleiht, dem borgt man auch bald das andere ab. Frz.: Il faut fermer l'oreille aux médisances. 68 Wer ins Ohr fragt, dem antwortet man auch ins Ohr. 69 Wer jhm gern lest zu Ohren lauffen, der ist vom Teuffel. – Petri, II, 721. 70 Wer kein Ohr hat, dem darf (kann) man keins abschneiden. – Pistor., VIII, 33; Simrock, 7669. Was jemand nicht hat, das kann man ihm nicht nehmen. Wer wenig besitzt, hat wenig Sorge. Die Hindus: Dem wird die Nase nicht abgeschnitten werden, dem sie abgeschnitten ist. (Reinsberg IV, 7.) Die Neger in Surinam sagen sprichwörtlich, um den Gedanken auszudrücken, dass es kein Unglück gebe, das nicht wieder irgendetwas Gutes im Gefolge habe: Wem die Ohren abgeschnitten sind, der hat nichts mit der Noth derer zu thun, die Ohrringe tragen. In ältern Zeiten wurden entlaufenen und wieder eingefangenen Sklaven die Ohren abgeschnitten. Frz.: On travaille à vide à saisir un chien qui n'a pas de poil. (Masson, 263.) 71 Wer keine Ohren hat, dem kann man nicht singen lernen. – Gotthelf, Jakobs, 153. 72 Wer nit kan lassen für oren vnd augen gehen vnd durch die finger sehen, taug nit zum regiment. – Tappius, 187a. 73 Wer nur mit fremden Ohren hört und nur mit fremden Augen sieht, der wird oft betrogen. It.: Chi non sente che con l'altrui orecchie, e non vede che con gl'occhi altrui, spesso vien ingannato. (Pazzaglia, 177, 11.) 74 Wer Ohren hat zu hören, der höre. – Simrock, 7665; Körte, 4660; Braun, I, 3146. 75 Wer sein Ohr dem Armen verstopft, den hört auch Gott (Sanct-Peter) nicht, wenn er klopft. – Gaal, 104; Petri, II, 754. Lat.: Pauperis in causa non auris sit tibi clausa. (Gaal, 104.) 76 Wer sein Ohr dem Schwätzer leiht, bekommt es mit Unrath zurück. 77 Wer seine Ohren öffnen und schliessen kann, ist ein glücklicher Mann. Holl.: Hij is gelukkig, die twee ooren heeft, welke openen en sluiten kunnen. (Harrebomée, II, 148b.) 78 Wie die Ohren, so die Gerüchte. Nicht alles und jedes wird allen mitgetheilt, manche Leute erfahren Dinge, die für andere Geheimniss bleiben. Die Tataren in Kasan haben dafür das Sprichwort: Einem goldenen Ohr wird jedes Geheimniss zugeflüstert. (Altmann V, 82.) 79 Wir haben zway oren vnd ainen mund. – Agricola II, 43. Mhd.: Won mir got geruocht ze geben ôren zway und einen mund da pey schol euch auch wesen kund, daz einer wenich reden schol, hören vil, sô tuot er wol. (Ring.) (Zingerle, 111.) 80 Wo kein ohr ist, da rede nicht. – Franck, II, 54b. Lat.: Ubi non est auditus, ne effundas sermonem. (Franck, II, 54b.) 81 Zartem Ohr halbes Wort. – Simrock, 7666; Braun, I, 3145. 82 Zu einem Ohr ein, zum andern wieder hinauss macht selten weiss vnd gelehrt. – Henisch, 1459, 42; Petri, II, 823. Frz.: Ce qui entre par une oreille, sort par l'autre. (Cahier, 1204; Kritzinger, 493a.) 83 Zu einem Ohr hinein, zum andern wieder 'naus verursacht wenig Gebraus. – Simrock, 7672. It.: Dentro da un' orecchia e fuori dall' altra. – Per un orecchio entra, per l'altro esce. (Bohn I, 91; II, 157 u. 120.) Port.: Entrar por hum ouvido, e sahir pello outro. (Bohn I, 277.) *84 A gebe a Uhr und a Ôge drümm. – Robinson, 82. *85 A hot se finger(oder kribel-)dicke hinger a Uhren sitzen. – Robinson, 252; Gomolcke, 39 u. 59; Frommann, III, 244, 75. *86 A spitzt mächtig die Uhren. (Schles.) – Robinson, 537; Gomolcke, 418; für Franken: Frommann, VI, 321, 384. *87 Aich ware d'r de Aur'n schoaben. (Kreis Militsch in Schlesien.) Drohung, wenn jemand aus Faselei oder Zerstreutheit einen Auftrag oder eine Mittheilung falsch oder gar nicht verstanden hat. Ich werde dir die (dicken) Ohren schaben. *88 Andächtige Ohren finden. Holl.: Hij vond aandachtige ooren. (Harrebomée, II, 149a.) *89 Auf beiden Ohren taub sein. – Eiselein, 500. Lat.: In utramvis dormire aurem. (Eiselein, 500.) *90 Auf dem Ohr hört er nicht. (Rott-Thal.) – Eiselein, 500. Ton auf „dem“, um zu sagen, gegen diese Bitte bin ich taub, davon will ich nichts wissen. Von der Seite muss man ihn nicht anfassen, von dieser Sache will er nichts wissen. Engl.: He cannot hear on that ear. (Bohn II, 165.) Frz.: Parlez-lui du côté de sa bonne oreille. (Starschedel, 289.) *91 Auf den Ohren sitzen. In Pommern: Up de Ôren sitten. (Dähnert, 339a.) Nicht hören wollen, was gesagt wird. *92 Aufmerksame Ohren haben. Frz.: Avoir oeil au guet. (Kritzinger, 365a.) *93 Beiss dir nicht die Ohren ab! (Nürtingen.) Zu einem, der einen breiten Mund hat, oder von einem Ohr zum andern lacht. *94 Bet öwer de Ohren im Dreck stecken. – Eichwald, 364. *95 Bis über die Ohren verliebt sein. – Eiselein, 500. *96 Dä hät et dübbel hange de Uhren. (Bedburg.) *97 Das rechte Ohr singet oder klinget mir. – Tappius, 213b; Eiselein, 500; Körte, 4660; Braun, I, 3162. Auch: Die Ohren lauten mir. Es wird jetzt von mir gesprochen. Frz.: Quand les oreilles cornent à quelqu'un, c'est un signe qu'on s'entretient de lui. Lat.: Oculus dexter mihi salit. (Philippi, II, 61.) – Tinniunt aures sono suopte. (Catull.) (Binder II, 3327; Faselius, 257; Wiegand, 279.) *98 Das wird ihm in den Ohren kitzeln. Holl.: Hoe zal hem dat in de ooren klinken. (Harrebomée, II, 149a.) *99 De Ire wossen am. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 53. Die Ohren wachsen ihm. *100 De Iren wôssen em, wää dem Jisel da eme luewt1. (Schässburg.) – Firmenich, III, 425, 18. 1) Da man ihn lobt. *101 De kan ebes hönder de Ohre före näh. (S. Lüge 284.) – Sutermeister, 74. *102 Dear hot 's a bitzle dick hinter de Ohra. – Birlinger, 995. *103 Der hat's hinter den Ohren wie der Rothschimmel. – Klix, 55. *104 Der hat's hintern Ahrna wi der Gässbouk 's Inschelt (Talg, Unschlitt). (Franken.) *105 Die langen Ohren als Federhalter benutzen. – A. Ruge, Aus früherer Zeit, I. *106 Die Ohren an den Kopf legen. „Aber ich werde die Ohren an den Kopf legen und denken müssen, thue recht u. s. w.“ (Coler, 781a.) *107 Die Ohren aufstecken. Holl.: Hij steekt de ooren op. (Harrebomée, II, 149a.) *108 Die Ohren einziehen. Holl.: Hij trekt zijne ooren in. (Harrebomée, II, 149a.) *109 Die Ohren falschen Zungen leihen. – Schottel, 1117a. *110 Die Ohren gellen mir darnach. – Schottel, 1116b. *111 Die Ohren gespitzt. – Eiselein, 500. Aufgepasst, was gesagt wird, ist wichtig. Lat.: Arrectis auribus. (Eiselein, 500.) *112 Die Ohren (Augen) haben auch ihre Zungen. – Winckler, V, 93.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [564]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/578>, abgerufen am 22.11.2024.