Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 16 Ein Ort, an dem die Tugend keinen Platz hat, ist eine Nacht ohne Sterne. "Ein Ort, der keinen Platz rechtschaffner Tugend gönnt, gleicht einer finstern Nacht, da keine Sterne glänzen." (Keller, 172a.) 17 Es gibt aller Orten zerbrochene Töpfe. - Blum, 562. 18 Es ist an einem Ort so weit als an einem andern. - Sutor, 191. Nämlich bis in die Hölle. Lat.: Undique ad inferos tantundem viae. 19 Es ist ein kleiner Ort, wo (eine kleine Stelle, auf welcher) es gut schmeckt. - Bücking, 106; Blum, 172; Ramann, Unterr., I, 25; Simrock, 9118. 20 Es ist kein ort, er verrath einn mord. - Franck, I, 151b; Gruter, I, 34; Petri, II, 269; Schottel, 1143b; Simrock, 7690; Körte, 4665; Graf, 350, 382; Sailer, 72; Braun, I, 3170. Lat.: Nullus locus sine teste. (Philippi, II, 3363.) 21 Es ist kein Ort, es hat ein Ohr oder Aug. - Lehmann, 69, 32 u. 260, 29; Gruter, I, 52. Lat.: Nullum sine teste putaveris locum. (Publ. Syr.) (Binder II, 2302.) 22 Es ist kein Ort schlüpffriger in der Welt als die nechst stätt beym Fürsten. - Lehmann, 390, 40. 23 Es ist nicht alles auff alle ort glidgantz. (S. Leben 75.) - Gruter, I, 35; Henisch, 1649, 37. 24 Es sind an allen orten mehr Heuser den Kirchen. - Petri, II, 293. 25 Hastu einen guten orth; setz dich nicht leichtlich fort. - Petri, II, 372. Lat.: Si qua sede sedes et congrua sit tibi sedes: ista sede sede, nec ab ista sede recede. (Loci comm., 186.) 26 Ist an einem Orth die Helle, so stehet Rom oben druff. - Petri, II, 408. 27 Je höher der Ort, je schwerer der Fall. Frz.: Plus le lieu, d'ou on tombe est eleve, plus la chute est rude. 28 Jeder Ort hat seine Schnaken und Kloaken. Frz.: Il n'est point de petite affaire. (Cahier, 42.) 29 Jeder Ort hat seine Weise. 30 Jeder Ort (habe) sein Ding und jedes Ding seinen Ort. 31 Kein Ort, keine Stadt ist zu gering, einen Freund da zu haben, ist ein nützlich Ding. Lat.: Usus amicorum bonus hic et ubique locorum. (Sutor, 16.) 32 Kein Ort ohne Ohr, kein Winkel ohne Auge, keine Nacht ohne Licht, kein Wald ohne Zeugen. - Sailer, 216; Schottel, 1144a; Sprichwörterschatz, 41. Dän.: Der er ingen sted som jo haver et öye eller öre. (Prov. dan., 447.) Lat.: Sive uspiam, sive nuspiam. (Chaos, 421.) 33 Man muss an dem Orte kratzen, an dem es juckt. 34 Man muss ock am rechten Orte anfangen. - Robinson, 390. 35 Na jeden Ore geit en Weg. - Schambach, II, 322. Nach jeden Orte geht (führt) ein Weg. 36 Neuer Ort, neuer Port. - J. Scherr, Schiller und seine Zeit (Leipzig 1859), II, 57. 37 Nicht der orth, sonder ein andächtig Hertz macht das gebet gut. - Henisch, 1388, 15; Sailer, 221. 38 Niemand ist gern an dem ort, da er kein seinsgleichen hat. - Lehmann, 330, 84. 39 Niemand kann an zwei Orten zugleich sein. Holl.: Men kan op geene twee plaatsen te gelijk wezen. (Harrebomee, II, 186b.) 40 Ort, Person und Zeit sind achtenswerth. - Eiselein, 501. 41 Ueber schmuzige Oerter scheint das Sonnenlicht und beschmuzt sich dennoch nicht. 42 Von gutem Ort geh' nicht fort! 43 Von gutem Ort geh' nicht fort, sagte die Katze, und schiss in die Küche. Holl.: Ik kan het niet verkerven, zei de kat, en dreet zig bij den haard. (Harrebomee, I, 388a.) 44 Was an einem Ort abgeht, das geht am andern zu. - Petri, II, 586. [Spaltenumbruch] 45 Welche an allen orten wohnen, die sind an keinem ort gewiss daheim. - Henisch, 634, 54. 46 Wenn es an einem Orte regnet, so scheint an einem andern die Sonne. 47 Wenn man es an Einem Orte einregnen lässt, ist's bald um das ganze Haus geschehen. 48 Wer an allen Orten sein will, der ist nirgends. - Petri, II, 681. 49 Wer den Ort verändert, verändert das Glück. Durch Veränderung der Oertlichkeit, des bisherigen Aufenthalts wird es uns möglich, andere Verhältnisse, und dadurch auch Gelegenheit zur bessern Gestaltung unserer Umstände zu finden; es kann sich aber auch umgekehrt das Verlassen eines Ortes zum Schlimmen gestalten. Das Sprichwort wird indess mehr in dem abergläubischen Sinne angewandt, dass an einem Orte das Glück klebe, und so auch beim Spiel gebraucht, wenn man den Platz wechselt. Jüdisch-deutsch: Meschanne Möckem, meschanne Massel. (Tendlau, 743.) 50 Wo ein Ort auf der Hölle steht, tritt man den Teufel gar leicht auf den Kopf. - Simrock, 4888. 51 Wol dem Ort, da keine Jeger, Jüden vnd aussetzige seyn; denn die machen stets viel zu schaffen. - Petri, II, 808. *52 An dem Ort, wo der Rücken seinen ehrlichen Namen verliert. - Plauderstübchen, 1846, S. 229, 2. *53 Er hat über Ort geladen. - Jer. Gotthelf, Erzählungen, 119. In dem Sinne von Boden 38. *54 Er kann lange an einem Orte wohnen und kennt doch keine Gasse, da er nicht schuldig wäre. *55 Hier ist der Ort. - Eiselein, 501. Lat.: Hic Rhodus, hic salta. (Eiselein, 501.) *56 In deam Oat sieht's aus wie do, wo der Pfarrer narret ist. (Oberschwaben.) - Birlinger, 389. *57 Macht og Ort und Ende. - Gomolcke, 775. Macht, dass die Angelegenheit zum Abschluss kommt, oder dass wir endlich hier fortkommen. *58 Wenn er auf seinem Orte liegt, begrünt sich selbst der Stein. *59 Wir werden uns an einem andern Orte sprechen. - Klix, 55. Drohend, um zu sagen: vor Gericht. Oert. Wat Oert1 iss, word For. - Hauskalender, IV. 1) Auch Ort, Oertstel, Oertels = Abfall, übergebliebenes oder verschmähtes Futter, besonders von Stroh und Heu, engl. orts = Brocken, Ueberreste. (Vgl. Stürenburg, 165a.) Oertche. 1 De 't Oertje nich ert, is de Daler nich werth. (Ostfries.) - Bueren, 180; Frommann, IV, 142, 349; Hauskalender, I. Oertchen eine kleine Münze, von der hier ungefähr 220 auf einen Thaler gehen. 2 De tom oertjen slagen is, ward ken stüver. 3 Oertjes makt Dalers. - Bueren, 955; Hauskalender, I. *4 Et is ken Oertje werth. Holl.: Het is geen oordje waard. (Harrebomee, II, 150b.) *5 He söcht na 'n Oertken un verbrennt en Kerse (Kerze, Licht) dervör. (Ostfries.) - Frommann, VI, 286, 653; Bueren, 561; Kern, 1173; Hauskalender, II. *6 Ik gef di der gen Oertje vör. - Kern, 103. Oertchenfänger. * 'T is en Oertjefanger. - Kern, 1174. D. i. ein Geizhals. Oerte, s. Ehrte. Ortsgeschworene. Die Ortsgeschworenen bezeugen, was die Landesgeschworenen sprechen. - Graf, 488, 43. Im Mittelalter besassen die Gemeinden das Selbstverwaltungsrecht in einem hohen Masse, besonders die Freien Städte. Sie waren, wie jeder Herr Kaiser in seinem Lande, Kaiser innerhalb ihres Gebiets; ihr Rath richtete nicht nach dem Landesrecht, sondern nach den Aussprüchen der eigenen Schöffen und nach dem Stadtrechte. Städte und Dörfer ohne Weichbildsrecht und mit Landeshoheit waren dagegen an das Landrecht gebunden. Man hatte Ortsgeschworene und Obrigkeit in jedem Dorfe, aber sie waren an die Landesgesetze gebunden. "Burschwaren de mögen tügen alzo de Landschwaren sprecken." (Dreyer II, 1021.) [Spaltenumbruch] 16 Ein Ort, an dem die Tugend keinen Platz hat, ist eine Nacht ohne Sterne. „Ein Ort, der keinen Platz rechtschaffner Tugend gönnt, gleicht einer finstern Nacht, da keine Sterne glänzen.“ (Keller, 172a.) 17 Es gibt aller Orten zerbrochene Töpfe. – Blum, 562. 18 Es ist an einem Ort so weit als an einem andern. – Sutor, 191. Nämlich bis in die Hölle. 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16 Ein Ort, an dem die Tugend keinen Platz hat, ist eine Nacht ohne Sterne.
„Ein Ort, der keinen Platz rechtschaffner Tugend gönnt, gleicht einer finstern Nacht, da keine Sterne glänzen.“ (Keller, 172a.)
17 Es gibt aller Orten zerbrochene Töpfe. – Blum, 562.
18 Es ist an einem Ort so weit als an einem andern. – Sutor, 191.
Nämlich bis in die Hölle.
Lat.: Undique ad inferos tantundem viae.
19 Es ist ein kleiner Ort, wo (eine kleine Stelle, auf welcher) es gut schmeckt. – Bücking, 106; Blum, 172; Ramann, Unterr., I, 25; Simrock, 9118.
20 Es ist kein ort, er verrath einn mord. – Franck, I, 151b; Gruter, I, 34; Petri, II, 269; Schottel, 1143b; Simrock, 7690; Körte, 4665; Graf, 350, 382; Sailer, 72; Braun, I, 3170.
Lat.: Nullus locus sine teste. (Philippi, II, 3363.)
21 Es ist kein Ort, es hat ein Ohr oder Aug. – Lehmann, 69, 32 u. 260, 29; Gruter, I, 52.
Lat.: Nullum sine teste putaveris locum. (Publ. Syr.) (Binder II, 2302.)
22 Es ist kein Ort schlüpffriger in der Welt als die nechst stätt beym Fürsten. – Lehmann, 390, 40.
23 Es ist nicht alles auff alle ort glidgantz. (S. Leben 75.) – Gruter, I, 35; Henisch, 1649, 37.
24 Es sind an allen orten mehr Heuser den Kirchen. – Petri, II, 293.
25 Hastu einen guten orth; setz dich nicht leichtlich fort. – Petri, II, 372.
Lat.: Si qua sede sedes et congrua sit tibi sedes: ista sede sede, nec ab ista sede recede. (Loci comm., 186.)
26 Ist an einem Orth die Helle, so stehet Rom oben druff. – Petri, II, 408.
27 Je höher der Ort, je schwerer der Fall.
Frz.: Plus le lieu, d'où on tombe est élevé, plus la chute est rude.
28 Jeder Ort hat seine Schnaken und Kloaken.
Frz.: Il n'est point de petite affaire. (Cahier, 42.)
29 Jeder Ort hat seine Weise.
30 Jeder Ort (habe) sein Ding und jedes Ding seinen Ort.
31 Kein Ort, keine Stadt ist zu gering, einen Freund da zu haben, ist ein nützlich Ding.
Lat.: Usus amicorum bonus hic et ubique locorum. (Sutor, 16.)
32 Kein Ort ohne Ohr, kein Winkel ohne Auge, keine Nacht ohne Licht, kein Wald ohne Zeugen. – Sailer, 216; Schottel, 1144a; Sprichwörterschatz, 41.
Dän.: Der er ingen sted som jo haver et øye eller øre. (Prov. dan., 447.)
Lat.: Sive uspiam, sive nuspiam. (Chaos, 421.)
33 Man muss an dem Orte kratzen, an dem es juckt.
34 Man muss ock am rechten Orte anfangen. – Robinson, 390.
35 Nâ jeden Ôre geit en Weg. – Schambach, II, 322.
Nach jeden Orte geht (führt) ein Weg.
36 Neuer Ort, neuer Port. – J. Scherr, Schiller und seine Zeit (Leipzig 1859), II, 57.
37 Nicht der orth, sonder ein andächtig Hertz macht das gebet gut. – Henisch, 1388, 15; Sailer, 221.
38 Niemand ist gern an dem ort, da er kein seinsgleichen hat. – Lehmann, 330, 84.
39 Niemand kann an zwei Orten zugleich sein.
Holl.: Men kan op geene twee plaatsen te gelijk wezen. (Harrebomée, II, 186b.)
40 Ort, Person und Zeit sind achtenswerth. – Eiselein, 501.
41 Ueber schmuzige Oerter scheint das Sonnenlicht und beschmuzt sich dennoch nicht.
42 Von gutem Ort geh' nicht fort!
43 Von gutem Ort geh' nicht fort, sagte die Katze, und schiss in die Küche.
Holl.: Ik kan het niet verkerven, zei de kat, en dreet zig bij den haard. (Harrebomée, I, 388a.)
44 Was an einem Ort abgeht, das geht am andern zu. – Petri, II, 586.
45 Welche an allen orten wohnen, die sind an keinem ort gewiss daheim. – Henisch, 634, 54.
46 Wenn es an einem Orte regnet, so scheint an einem andern die Sonne.
47 Wenn man es an Einem Orte einregnen lässt, ist's bald um das ganze Haus geschehen.
48 Wer an allen Orten sein will, der ist nirgends. – Petri, II, 681.
49 Wer den Ort verändert, verändert das Glück.
Durch Veränderung der Oertlichkeit, des bisherigen Aufenthalts wird es uns möglich, andere Verhältnisse, und dadurch auch Gelegenheit zur bessern Gestaltung unserer Umstände zu finden; es kann sich aber auch umgekehrt das Verlassen eines Ortes zum Schlimmen gestalten. Das Sprichwort wird indess mehr in dem abergläubischen Sinne angewandt, dass an einem Orte das Glück klebe, und so auch beim Spiel gebraucht, wenn man den Platz wechselt.
Jüdisch-deutsch: Meschanne Möckem, meschanne Massel. (Tendlau, 743.)
50 Wo ein Ort auf der Hölle steht, tritt man den Teufel gar leicht auf den Kopf. – Simrock, 4888.
51 Wol dem Ort, da keine Jeger, Jüden vnd aussetzige seyn; denn die machen stets viel zu schaffen. – Petri, II, 808.
*52 An dem Ort, wo der Rücken seinen ehrlichen Namen verliert. – Plauderstübchen, 1846, S. 229, 2.
*53 Er hat über Ort geladen. – Jer. Gotthelf, Erzählungen, 119.
In dem Sinne von Boden 38.
*54 Er kann lange an einem Orte wohnen und kennt doch keine Gasse, da er nicht schuldig wäre.
*55 Hier ist der Ort. – Eiselein, 501.
Lat.: Hic Rhodus, hic salta. (Eiselein, 501.)
*56 In deam Oat sieht's aus wie do, wo der Pfarrer narret ist. (Oberschwaben.) – Birlinger, 389.
*57 Macht og Ort und Ende. – Gomolcke, 775.
Macht, dass die Angelegenheit zum Abschluss kommt, oder dass wir endlich hier fortkommen.
*58 Wenn er auf seinem Orte liegt, begrünt sich selbst der Stein.
*59 Wir werden uns an einem andern Orte sprechen. – Klix, 55.
Drohend, um zu sagen: vor Gericht.
Oert.
Wat Oert1 iss, word Fôr. – Hauskalender, IV.
1) Auch Ort, Oertstel, Oertels = Abfall, übergebliebenes oder verschmähtes Futter, besonders von Stroh und Heu, engl. orts = Brocken, Ueberreste. (Vgl. Stürenburg, 165a.)
Oertche.
1 De 't Oertje nich êrt, is de Dâler nich werth. (Ostfries.) – Bueren, 180; Frommann, IV, 142, 349; Hauskalender, I.
Oertchen eine kleine Münze, von der hier ungefähr 220 auf einen Thaler gehen.
2 De tom oertjen slagen is, ward kên stüver.
3 Oertjes mâkt Dâlers. – Bueren, 955; Hauskalender, I.
*4 Et is kên Oertje werth.
Holl.: Het is geen oordje waard. (Harrebomée, II, 150b.)
*5 He söcht nâ 'n Oertken un verbrennt ên Kerse (Kerze, Licht) dervör. (Ostfries.) – Frommann, VI, 286, 653; Bueren, 561; Kern, 1173; Hauskalender, II.
*6 Ik gêf di der gên Oertje vör. – Kern, 103.
Oertchenfänger.
* 'T is ên Oertjefanger. – Kern, 1174.
D. i. ein Geizhals.
Oerte, s. Ehrte.
Ortsgeschworene.
Die Ortsgeschworenen bezeugen, was die Landesgeschworenen sprechen. – Graf, 488, 43.
Im Mittelalter besassen die Gemeinden das Selbstverwaltungsrecht in einem hohen Masse, besonders die Freien Städte. Sie waren, wie jeder Herr Kaiser in seinem Lande, Kaiser innerhalb ihres Gebiets; ihr Rath richtete nicht nach dem Landesrecht, sondern nach den Aussprüchen der eigenen Schöffen und nach dem Stadtrechte. Städte und Dörfer ohne Weichbildsrecht und mit Landeshoheit waren dagegen an das Landrecht gebunden. Man hatte Ortsgeschworene und Obrigkeit in jedem Dorfe, aber sie waren an die Landesgesetze gebunden. „Burschwaren de mögen tügen alzo de Landschwaren sprecken.“ (Dreyer II, 1021.)
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