Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Ortsschwager.

* Dat öss de Oartschwager. (Elbing.)

Der Eber, welcher zur Zucht gehalten wird.


Os.

Wä sich ongen et Os mengk, wird van de Ferke fress'n. (Bedburg.)


Osel.

* Den het ock den Osel onder. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 415.


Oseus.

Oseus und Osiander ist ein frommer Mann wie der ander. - Frischbier2, 2856.

Wird in Nestler's Widerlegunge etlicher losen, hinderlistiger und betrieglicher furgaben Stanislaus Hosei (1607, o. O., Bl. A 8) ein "gemeiner Preussischer Reim" genannt. Derselbe erinnert an die sogenannten Osiander'schen Streitigkeiten unter Albrecht I. Markgraf von Brandenburg, die Hartknoch (Kirchengeschichte, 309 fg.) ausführlich schildert. Oseus, d. i. Stanislaus Hosius, Bischof von Ermeland; Osiander, erster Professor der Theologie an der 1544 von Albrecht gegründeten Universität Königsberg.


Osser.

Osser, sagt Schiller. - Frischbier2, 2851.

Jüdisch-deutsch in dem Sinne: Bei Leibe nicht, und angeblich von asseir = verdammen. Nach einer andern Ansicht soll sich die Redensart auf Schiller's Don Carlos beziehen, wo Marquis Posa den König Philipp mit "O Sir" anredet und welches nach der englischen Aussprache in "Osser" zusammengezogen wird. (Vgl. dagegen Nebbich.)


Oest.

* Du blinde Oest. - Dähnert, 334a.

Ein Scheltwort zu einem, der über etwas, das er suchen und reichen soll, wegsieht.


Osten.

1 Ost oder West, Ball oder Fest, daheim im Nest ist's Mädchen am best. - Saphir im Horizont.

2 Ost oder West, zu Haus ist das best. (Ostpreuss.) - Frischbier, 554a.

Ung.: Mindenütt jo, de otthon legjobb. (Gaal, 1237.)

3 Ost, Süd, West, Bremen best. - Körte, 722.

Jedem ist sein Geburtsort der liebste, böte er auch für andere noch so wenig Einladendes dar. Oder auch: Das Vaterland hat für jeden Vorzüge vor der Fremde. Der alte Friese sagt zu seinem Sohne: Auriit et ek om din Faaderlönd, wan tö Fiirens faarst. Täank ek, üdderweegen est beeter ös ithuus. Uast en wääst, ithüüs est bääst. (Hansen, 12.) (S. Stehlen.)

4 Ost, Süd, West, daheim das best. - Lehmann, 112, 2; Chaos, 769; Venedey, 98; Reinsberg III, 112.

Böhm.: Mile doma. - Neni nad domov. - Vsude dobre, doma nejlepe. (Celakovsky, 225.)

Engl.: East, West, at home is best. (Bohn II, 347.) - Home is home, be it never so homely.

Frz.: Il n'est point de petit chez-soi. (Marin, 6.)

Holl.: Oost, West, t'huis best. (Harrebomee, II, 151b; Bohn I, 336.)

It.: A ogni uccello suo nido e bello. (Marin, 6.)

Kroat.: Vsigde je dobro, ali doma je najbolje. (Celakovsky, 225.)

Lat.: Nullus locus domestica sede jucundior. (Cicero.) (Philippi, II, 54.) - Nusquam commodius vivitur quam domi. (Marin, 6.)

Poln.: Dobrze wszedy, lepiej w domu nizli kedy. (Celakovsky, 225.) - Niemasz jako w domn. (Masson, 352.) - Wszedzie dobrze, a doma najlepiej. (Celakovsky, 225.)

Schwed.: Borta är bra, men hemma är bäst. (Marin, 6.) - Hemma är hvilan bäst. - Hwart man gär til gäst, sa tyckes altid hemma bäst. (Grubb, 318 u. 349.)

5 Ost un West, deheme am best. - Woeste, 69, 103.

Mhd.: Nindert waere ein man baz, dan da heime in seiner pharre. (Neidhart.) (Zingerle, 112.)

Holl.: Vaart gij dan oost, of vaar je west, eens eigen huis is alder best. (Bohn I, 339.)

6 Ost un West, to Haus is 't best. - Bueren, 952; Eichwald, 1466; Schütze, III, 177; Hauskalender, II; hochdeutsch bei Körte, 4667; Körte2, 5856; Lohrengel, I, 554.

7 Osten on Westen, ter heme am besten. (Hattingen.) - Firmenich, I, 369, 3; für Iserlohn: Firmenich, III, 186, 44; hochdeutsch bei Henisch, 634, 50.


Osterabend.

1 Osterabend ist so gut als Ostermorgen.

*2 Am Osterabend Fischhändler werden.

Sich zu einer Zeit in einen Handel einlassen, in der kein Vortheil mehr zu erwarten ist. Der Fischhandel blüht während der Fastenzeit; von Ostern ab wird wieder Fleisch gegessen.

Holl.: Een vischkooper worden op paaschavond. (Harrebomee, II, 173a.)


[Spaltenumbruch]
Osterchrist.

* Er gehört zu den Osterchristen. - Geiler, 84.

Die zur Osterzeit beichten und sich dann wieder ein Jahr nicht in der Kirche sehen lassen.


Osterei.

1 Ostereier sind theuer.

Böhm.: Drahe vajicko o pomlasce. (Celakovsky, 330.)

2 Man muss die Ostereier nicht am Charfreitag essen.

Man muss sich nicht zu früh freuen. Ueber den mythologischen Ursprung der Ostereier und deren Bedeutung vgl. Mühlhause, Urreligion, 158. "Das Ei", sagt Baumgarten (Programm, 26), "ist von jeher Sinnbild der erwachenden Pflanzen- und Thierwelt, sowie das der Auferstehung. Insofern es Feuer, besonders den Blitzstrahl abwendet, steht es mit Donar in Verbindung, der auch als Gott der Fruchtbarkeit und Lebensfülle gilt." Das Bild des Eies findet man überall, vom alten Aegypten an, dem Mutterlande der Religion, bis zu den Ostereiern, welche die katholische Welt einem Gebrauch der Kopten und der meisten orientalischen Völker entlehnt hat, als das Emblem der Welt, als das Symbol des irdischen Daseins, zuletzt als das der Auferstehung und der Unsterblichkeit. Zu vergleichen eine Abhandlung der belgischen Academie d'archelogie von Doynee, Die Symbole des Eies im Mutterlande der Religion (Les symboles antiques L'oeuf etc., Brüssel 1865). Der Verfasser versucht die Symbolik des Eies bei den Aegyptern, Juden, Persern und Chaldäern, Phöniziern und Assyrern, Chinesen und Japanern, Griechen, Galliern und Römern zu erläutern. (Vgl. Magazin für die Literatur des Auslandes, Berlin 1866, Nr. 70, S. 276.) Ueber Osterbrote, Ostereier u. s. w. vgl. ferner Rochholz in der Illustrirten Zeitung, Leipzig 1868, Nr. 1292-1294.

Frz.: Il ne faut point chomer les fetes d'avance. - Quand la fete sera venue, nous la chomerons.

Holl.: Men moet geene paasch eijeren op goeden vrijdag eten. (Harrebomee, II, 173b.)

3 Ostereier - Kinderfeier.

4 Wer die Ostereier am Charfreitag gegessen, kann sie Ostern nicht noch einmal essen.

*5 Die haben auch die Ostereier schon am Freitag gessa. (S. Kyrie eleison und Orgeln 1.) (Ulm.) - Birlinger, 958.

*6 Er hat seine Ostereier bekommen.

Von der Sitte, am Osterfeste Eier zu essen, die sich nicht blos bei den Deutschen findet. In der Lombardei war es ehedem Sitte, das Osterlamm zu essen, sodass es in einer alten italienischen Handschrift heisst: Es sterben mehr Lämmer zu Ostern als Schafe im ganzen Jahr. (Vgl. Reinsberg-Düringsfeld, Festgebräuche aus Oberitalien, in den Hausblättern, Stuttgart 1865, S. 299.)

Frz.: Je lui ai donne ses oeufs de Paques. (Leroux, I, 73.)

*7 Er hat viel (d. i. oft) Ostereier gessen, die ihm schaden. - Eiselein, 501; Sailer, 308.

Ironisch vom Alter. "Die jar han mich zu sehr besessen, vnd hab viel ostereier gessen." (Waldis, IV, 91, 22.)

Holl.: Hij heeft al veel paasch eijeren gegeten. (Harrebomee, II, 173b.)

Lat.: Multorum festorum Jovis glandes comedit. (Binder II, 1934; Eiselein, 501; Erasm., 793; Franck, II, 97b; Philippi, I, 263; Tappius, 146a.)

*8 Er wird keine Ostereier mehr essen.

*9 Wir haben zu viel Ostereier gegessen. - Luther.


Osterfestgesicht.

* Er hat ein Osterfestgesicht.

Das Osterfest wird, in welcher Form es auch sei, stets als Fest der Freude begangen. Auf der Insel Sardinien sagt man daher von einem Menschen, dem die Freude aus den Augen lacht: Fröhlich wie das Osterfest (Allegru que Pascha), oder: Er hat ein Osterfestgesicht (Faccia de Pascha). (Vgl. Reinsberg-Düringsfeld, Festgebräuche in Oberitalien in den Hausblättern, Stuttgart 1865, S. 300.)


Osterfladen.

* Er hat viel osterfladen gessen. (S. Eichel 14 und Pascheier.) - Franck, II, 97b; Tappius, 146b; Eyering, II, 225.


Ostergelächter.

* Ein Ostergelächter anrichten (machen). - Mathesy, 113b.

Unter Ostergelächter versteht man alle die Narrenspossen, Scherze und Spässe, welche früher zur Erheiterung des Publikums am Osterfeste in der Kirche üblich waren (s. Ostermärchen). Die Prediger nahmen z. B. Puppen mit auf die Kanzel, die Jesum während der Leiden vorstellen sollten. Sie zeigten die Puppen dem Volke und erklärten sie: So sah Christus aus vor Hannas, so vor Kaiphas. Oder es kam mitten in der Predigt ein vom Pfarrer bestellter Aufzug, Christus von vielen Juden geleitet, in die Kirche; die Geistlichen

[Spaltenumbruch]
Ortsschwager.

* Dat öss de Oartschwager. (Elbing.)

Der Eber, welcher zur Zucht gehalten wird.


Os.

Wä sich ongen et Ôs mengk, wird van de Ferke fress'n. (Bedburg.)


Osel.

* Den het ock den Osel onder. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 415.


Oseus.

Oseus und Osiander ist ein frommer Mann wie der ander.Frischbier2, 2856.

Wird in Nestler's Widerlegunge etlicher losen, hinderlistiger und betrieglicher furgaben Stanislaus Hosei (1607, o. O., Bl. A 8) ein „gemeiner Preussischer Reim“ genannt. Derselbe erinnert an die sogenannten Osiander'schen Streitigkeiten unter Albrecht I. Markgraf von Brandenburg, die Hartknoch (Kirchengeschichte, 309 fg.) ausführlich schildert. Oseus, d. i. Stanislaus Hosius, Bischof von Ermeland; Osiander, erster Professor der Theologie an der 1544 von Albrecht gegründeten Universität Königsberg.


Osser.

Osser, sagt Schiller.Frischbier2, 2851.

Jüdisch-deutsch in dem Sinne: Bei Leibe nicht, und angeblich von asseir = verdammen. Nach einer andern Ansicht soll sich die Redensart auf Schiller's Don Carlos beziehen, wo Marquis Posa den König Philipp mit „O Sir“ anredet und welches nach der englischen Aussprache in „Osser“ zusammengezogen wird. (Vgl. dagegen Nebbich.)


Oest.

* Du blinde Oest.Dähnert, 334a.

Ein Scheltwort zu einem, der über etwas, das er suchen und reichen soll, wegsieht.


Osten.

1 Ost oder West, Ball oder Fest, daheim im Nest ist's Mädchen am best.Saphir im Horizont.

2 Ost oder West, zu Haus ist das best. (Ostpreuss.) – Frischbier, 554a.

Ung.: Mindenütt jó, de otthon legjobb. (Gaal, 1237.)

3 Ost, Süd, West, Bremen best.Körte, 722.

Jedem ist sein Geburtsort der liebste, böte er auch für andere noch so wenig Einladendes dar. Oder auch: Das Vaterland hat für jeden Vorzüge vor der Fremde. Der alte Friese sagt zu seinem Sohne: Auriit et ek om din Faaderlönd, wan tö Fiirens faarst. Täank ek, üdderweegen est beeter øs ithuus. Uast en wääst, ithüüs est bääst. (Hansen, 12.) (S. Stehlen.)

4 Ost, Süd, West, daheim das best.Lehmann, 112, 2; Chaos, 769; Venedey, 98; Reinsberg III, 112.

Böhm.: Milé doma. – Není nad domov. – Všude dobře, doma nejlépe. (Čelakovský, 225.)

Engl.: East, West, at home is best. (Bohn II, 347.) – Home is home, be it never so homely.

Frz.: Il n'est point de petit chez-soi. (Marin, 6.)

Holl.: Oost, West, t'huis best. (Harrebomée, II, 151b; Bohn I, 336.)

It.: A ogni uccello suo nido è bello. (Marin, 6.)

Kroat.: Vsigde je dobro, ali doma je najbolje. (Čelakovský, 225.)

Lat.: Nullus locus domestica sede jucundior. (Cicero.) (Philippi, II, 54.) – Nusquam commodius vivitur quam domi. (Marin, 6.)

Poln.: Dobrze wszędy, lepiéj w domu niźli kędy. (Čelakovský, 225.) – Niemasz jako w domn. (Masson, 352.) – Wszędzie dobrze, a doma najlepiéj. (Čelakovský, 225.)

Schwed.: Borta är bra, men hemma är bäst. (Marin, 6.) – Hemma är hvilan bäst. – Hwart man gär til gäst, så tyckes altid hemma bäst. (Grubb, 318 u. 349.)

5 Ost un West, deheme am best.Woeste, 69, 103.

Mhd.: Nindert waere ein man baz, dan dâ heime in sîner pharre. (Neidhart.) (Zingerle, 112.)

Holl.: Vaart gij dan oost, of vaar je west, eens eigen huis is alder best. (Bohn I, 339.)

6 Ôst un West, to Hûs is 't best.Bueren, 952; Eichwald, 1466; Schütze, III, 177; Hauskalender, II; hochdeutsch bei Körte, 4667; Körte2, 5856; Lohrengel, I, 554.

7 Osten on Westen, ter hême am besten. (Hattingen.) – Firmenich, I, 369, 3; für Iserlohn: Firmenich, III, 186, 44; hochdeutsch bei Henisch, 634, 50.


Osterabend.

1 Osterabend ist so gut als Ostermorgen.

*2 Am Osterabend Fischhändler werden.

Sich zu einer Zeit in einen Handel einlassen, in der kein Vortheil mehr zu erwarten ist. Der Fischhandel blüht während der Fastenzeit; von Ostern ab wird wieder Fleisch gegessen.

Holl.: Een vischkooper worden op paaschavond. (Harrebomée, II, 173a.)


[Spaltenumbruch]
Osterchrist.

* Er gehört zu den Osterchristen.Geiler, 84.

Die zur Osterzeit beichten und sich dann wieder ein Jahr nicht in der Kirche sehen lassen.


Osterei.

1 Ostereier sind theuer.

Böhm.: Drahé vajíčko o pomlásce. (Čelakovský, 330.)

2 Man muss die Ostereier nicht am Charfreitag essen.

Man muss sich nicht zu früh freuen. Ueber den mythologischen Ursprung der Ostereier und deren Bedeutung vgl. Mühlhause, Urreligion, 158. „Das Ei“, sagt Baumgarten (Programm, 26), „ist von jeher Sinnbild der erwachenden Pflanzen- und Thierwelt, sowie das der Auferstehung. Insofern es Feuer, besonders den Blitzstrahl abwendet, steht es mit Donar in Verbindung, der auch als Gott der Fruchtbarkeit und Lebensfülle gilt.“ Das Bild des Eies findet man überall, vom alten Aegypten an, dem Mutterlande der Religion, bis zu den Ostereiern, welche die katholische Welt einem Gebrauch der Kopten und der meisten orientalischen Völker entlehnt hat, als das Emblem der Welt, als das Symbol des irdischen Daseins, zuletzt als das der Auferstehung und der Unsterblichkeit. Zu vergleichen eine Abhandlung der belgischen Académie d'archélogie von Doynee, Die Symbole des Eies im Mutterlande der Religion (Les symboles antiques L'oeuf etc., Brüssel 1865). Der Verfasser versucht die Symbolik des Eies bei den Aegyptern, Juden, Persern und Chaldäern, Phöniziern und Assyrern, Chinesen und Japanern, Griechen, Galliern und Römern zu erläutern. (Vgl. Magazin für die Literatur des Auslandes, Berlin 1866, Nr. 70, S. 276.) Ueber Osterbrote, Ostereier u. s. w. vgl. ferner Rochholz in der Illustrirten Zeitung, Leipzig 1868, Nr. 1292-1294.

Frz.: Il ne faut point chômer les fêtes d'avance. – Quand la fête sera venue, nous la chômerons.

Holl.: Men moet geene paasch eijeren op goeden vrijdag eten. (Harrebomée, II, 173b.)

3 Ostereier – Kinderfeier.

4 Wer die Ostereier am Charfreitag gegessen, kann sie Ostern nicht noch einmal essen.

*5 Die haben auch die Ostereier schon am Freitag gessa. (S. Kyrie eleison und Orgeln 1.) (Ulm.) – Birlinger, 958.

*6 Er hat seine Ostereier bekommen.

Von der Sitte, am Osterfeste Eier zu essen, die sich nicht blos bei den Deutschen findet. In der Lombardei war es ehedem Sitte, das Osterlamm zu essen, sodass es in einer alten italienischen Handschrift heisst: Es sterben mehr Lämmer zu Ostern als Schafe im ganzen Jahr. (Vgl. Reinsberg-Düringsfeld, Festgebräuche aus Oberitalien, in den Hausblättern, Stuttgart 1865, S. 299.)

Frz.: Je lui ai donné ses oeufs de Pâques. (Leroux, I, 73.)

*7 Er hat viel (d. i. oft) Ostereier gessen, die ihm schaden.Eiselein, 501; Sailer, 308.

Ironisch vom Alter. „Die jar han mich zu sehr besessen, vnd hab viel ostereier gessen.“ (Waldis, IV, 91, 22.)

Holl.: Hij heeft al veel paasch eijeren gegeten. (Harrebomée, II, 173b.)

Lat.: Multorum festorum Jovis glandes comedit. (Binder II, 1934; Eiselein, 501; Erasm., 793; Franck, II, 97b; Philippi, I, 263; Tappius, 146a.)

*8 Er wird keine Ostereier mehr essen.

*9 Wir haben zu viel Ostereier gegessen.Luther.


Osterfestgesicht.

* Er hat ein Osterfestgesicht.

Das Osterfest wird, in welcher Form es auch sei, stets als Fest der Freude begangen. Auf der Insel Sardinien sagt man daher von einem Menschen, dem die Freude aus den Augen lacht: Fröhlich wie das Osterfest (Allegru que Pascha), oder: Er hat ein Osterfestgesicht (Faccia de Pascha). (Vgl. Reinsberg-Düringsfeld, Festgebräuche in Oberitalien in den Hausblättern, Stuttgart 1865, S. 300.)


Osterfladen.

* Er hat viel osterfladen gessen. (S. Eichel 14 und Pascheier.) – Franck, II, 97b; Tappius, 146b; Eyering, II, 225.


Ostergelächter.

* Ein Ostergelächter anrichten (machen).Mathesy, 113b.

Unter Ostergelächter versteht man alle die Narrenspossen, Scherze und Spässe, welche früher zur Erheiterung des Publikums am Osterfeste in der Kirche üblich waren (s. Ostermärchen). Die Prediger nahmen z. B. Puppen mit auf die Kanzel, die Jesum während der Leiden vorstellen sollten. Sie zeigten die Puppen dem Volke und erklärten sie: So sah Christus aus vor Hannas, so vor Kaiphas. Oder es kam mitten in der Predigt ein vom Pfarrer bestellter Aufzug, Christus von vielen Juden geleitet, in die Kirche; die Geistlichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0592" n="[578]"/>
        <cb n="1155"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ortsschwager.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dat öss de Oartschwager.</hi> (<hi rendition="#i">Elbing.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Eber, welcher zur Zucht gehalten wird.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Os.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wä sich ongen et Ôs mengk, wird van de Ferke fress'n.</hi> (<hi rendition="#i">Bedburg.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Den het ock den Osel onder.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 407, 415.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Oseus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Oseus und Osiander ist ein frommer Mann wie der ander.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2856.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird in <hi rendition="#i">Nestler's Widerlegunge etlicher losen, hinderlistiger und betrieglicher furgaben Stanislaus Hosei</hi> (1607, o. O., Bl. A 8) ein &#x201E;gemeiner Preussischer Reim&#x201C; genannt. Derselbe erinnert an die sogenannten Osiander'schen Streitigkeiten unter Albrecht I. Markgraf von Brandenburg, die <hi rendition="#i">Hartknoch</hi> (<hi rendition="#i">Kirchengeschichte, 309 fg.</hi>) ausführlich schildert. Oseus, d. i. Stanislaus Hosius, Bischof von Ermeland; Osiander, erster Professor der Theologie an der 1544 von Albrecht gegründeten Universität Königsberg.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osser.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Osser, sagt Schiller.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2851.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Jüdisch-deutsch in dem Sinne: Bei Leibe nicht, und angeblich von asseir = verdammen. Nach einer andern Ansicht soll sich die Redensart auf <hi rendition="#i">Schiller's Don Carlos</hi> beziehen, wo Marquis Posa den König Philipp mit &#x201E;O Sir&#x201C; anredet und welches nach der englischen Aussprache in &#x201E;Osser&#x201C; zusammengezogen wird. (Vgl. dagegen Nebbich.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Oest.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Du blinde Oest.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 334<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Scheltwort zu einem, der über etwas, das er suchen und reichen soll, wegsieht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ost oder West, Ball oder Fest, daheim im Nest ist's Mädchen am best.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Saphir im Horizont.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ost oder West, zu Haus ist das best.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 554<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Mindenütt jó, de otthon legjobb. (<hi rendition="#i">Gaal, 1237.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ost, Süd, West, Bremen best.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 722.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Jedem ist sein Geburtsort der liebste, böte er auch für andere noch so wenig Einladendes dar. Oder auch: Das Vaterland hat für jeden Vorzüge vor der Fremde. Der alte Friese sagt zu seinem Sohne: Auriit et ek om din Faaderlönd, wan tö Fiirens faarst. Täank ek, üdderweegen est beeter øs ithuus. Uast en wääst, ithüüs est bääst. (<hi rendition="#i">Hansen, 12.</hi>) (S.  Stehlen.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Ost, Süd, West, daheim das best.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 112, 2; Chaos, 769; Venedey, 98; Reinsberg III, 112.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Milé doma. &#x2013; Není nad domov. &#x2013; V&#x0161;ude dob&#x0159;e, doma nejlépe. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 225.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: East, West, at home is best. (<hi rendition="#i">Bohn II, 347.</hi>) &#x2013; Home is home, be it never so homely.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'est point de petit chez-soi. (<hi rendition="#i">Marin, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Oost, West, t'huis best. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 151<hi rendition="#sup">b</hi>; Bohn I, 336.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A ogni uccello suo nido è bello. (<hi rendition="#i">Marin, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Vsigde je dobro, ali doma je najbolje. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 225.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nullus locus domestica sede jucundior. (<hi rendition="#i">Cicero.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 54.</hi>) &#x2013; Nusquam commodius vivitur quam domi. (<hi rendition="#i">Marin, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Dobrze wsz&#x0119;dy, lepiéj w domu ni&#x017A;li k&#x0119;dy. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 225.</hi>) &#x2013; Niemasz jako w domn. (<hi rendition="#i">Masson, 352.</hi>) &#x2013; Wsz&#x0119;dzie dobrze, a doma najlepiéj. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 225.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Borta är bra, men hemma är bäst. (<hi rendition="#i">Marin, 6.</hi>) &#x2013; Hemma är hvilan bäst. &#x2013; Hwart man gär til gäst, så tyckes altid hemma bäst. (<hi rendition="#i">Grubb, 318 u. 349.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Ost un West, deheme am best.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 69, 103.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Nindert waere ein man baz, dan dâ heime in sîner pharre. (<hi rendition="#i">Neidhart.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 112.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Vaart gij dan oost, of vaar je west, eens eigen huis is alder best. (<hi rendition="#i">Bohn I, 339.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Ôst un West, to Hûs is 't best.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 952; Eichwald, 1466; Schütze, III, 177; Hauskalender, II;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Körte, 4667; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5856; Lohrengel, I, 554.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Osten on Westen, ter hême am besten.</hi> (<hi rendition="#i">Hattingen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 369, 3;</hi> für Iserlohn: <hi rendition="#i">Firmenich, III, 186, 44;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Henisch, 634, 50.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterabend.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Osterabend ist so gut als Ostermorgen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Am Osterabend Fischhändler werden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich zu einer Zeit in einen Handel einlassen, in der kein Vortheil mehr zu erwarten ist. Der Fischhandel blüht während der Fastenzeit; von Ostern ab wird wieder Fleisch gegessen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een vischkooper worden op paaschavond. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 173<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="1156"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterchrist.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er gehört zu den Osterchristen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geiler, 84.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die zur Osterzeit beichten und sich dann wieder ein Jahr nicht in der Kirche sehen lassen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ostereier sind theuer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Drahé vají&#x010D;ko o pomlásce. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 330.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Man muss die Ostereier nicht am Charfreitag essen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man muss sich nicht zu früh freuen. Ueber den mythologischen Ursprung der Ostereier und deren Bedeutung vgl. <hi rendition="#i">Mühlhause, Urreligion, 158.</hi> &#x201E;Das Ei&#x201C;, sagt <hi rendition="#i">Baumgarten</hi> (<hi rendition="#i">Programm, 26</hi>), &#x201E;ist von jeher Sinnbild der erwachenden Pflanzen- und Thierwelt, sowie das der Auferstehung. Insofern es Feuer, besonders den Blitzstrahl abwendet, steht es mit Donar in Verbindung, der auch als Gott der Fruchtbarkeit und Lebensfülle gilt.&#x201C; Das Bild des Eies findet man überall, vom alten Aegypten an, dem Mutterlande der Religion, bis zu den Ostereiern, welche die katholische Welt einem Gebrauch der Kopten und der meisten orientalischen Völker entlehnt hat, als das Emblem der Welt, als das Symbol des irdischen Daseins, zuletzt als das der Auferstehung und der Unsterblichkeit. Zu vergleichen eine Abhandlung der belgischen Académie d'archélogie von <hi rendition="#i">Doynee, Die Symbole des Eies im Mutterlande der Religion</hi> (Les symboles antiques L'oeuf etc., Brüssel 1865). Der Verfasser versucht die Symbolik des Eies bei den Aegyptern, Juden, Persern und Chaldäern, Phöniziern und Assyrern, Chinesen und Japanern, Griechen, Galliern und Römern zu erläutern. (Vgl. <hi rendition="#i">Magazin für die Literatur des Auslandes, Berlin 1866, Nr. 70, S. 276.</hi>) Ueber Osterbrote, Ostereier u. s. w. vgl. ferner <hi rendition="#i">Rochholz in der Illustrirten Zeitung, Leipzig 1868, Nr. 1292-1294.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il ne faut point chômer les fêtes d'avance. &#x2013; Quand la fête sera venue, nous la chômerons.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men moet geene paasch eijeren op goeden vrijdag eten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 173<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ostereier &#x2013; Kinderfeier.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer die Ostereier am Charfreitag gegessen, kann sie Ostern nicht noch einmal essen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Die haben auch die Ostereier schon am Freitag gessa.</hi> (S.  Kyrie eleison und  Orgeln 1.) (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 958.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er hat seine Ostereier bekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von der Sitte, am Osterfeste Eier zu essen, die sich nicht blos bei den Deutschen findet. In der Lombardei war es ehedem Sitte, das Osterlamm zu essen, sodass es in einer alten italienischen Handschrift heisst: Es sterben mehr Lämmer zu Ostern als Schafe im ganzen Jahr. (Vgl. Reinsberg-Düringsfeld, Festgebräuche aus Oberitalien, in den <hi rendition="#i">Hausblättern, Stuttgart 1865, S. 299.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Je lui ai donné ses oeufs de Pâques. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 73.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Er hat viel (d. i. oft) Ostereier gessen, die ihm schaden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 501; Sailer, 308.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironisch vom Alter. &#x201E;Die jar han mich zu sehr besessen, vnd hab viel ostereier gessen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, IV, 91, 22.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft al veel paasch eijeren gegeten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 173<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Multorum festorum Jovis glandes comedit. (<hi rendition="#i">Binder II, 1934; Eiselein, 501; Erasm., 793; Franck, II, 97<hi rendition="#sup">b</hi>; Philippi, I, 263; Tappius, 146<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er wird keine Ostereier mehr essen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Wir haben zu viel Ostereier gegessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterfestgesicht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er hat ein Osterfestgesicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Osterfest wird, in welcher Form es auch sei, stets als Fest der Freude begangen. Auf der Insel Sardinien sagt man daher von einem Menschen, dem die Freude aus den Augen lacht: Fröhlich wie das Osterfest (Allegru que Pascha), oder: Er hat ein Osterfestgesicht (Faccia de Pascha). (Vgl. Reinsberg-Düringsfeld, Festgebräuche in Oberitalien in den <hi rendition="#i">Hausblättern, Stuttgart 1865, S. 300.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterfladen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat viel osterfladen gessen.</hi> (S.  Eichel 14 und  Pascheier.) &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 97<hi rendition="#sup">b</hi>; Tappius, 146<hi rendition="#sup">b</hi>; Eyering, II, 225.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ostergelächter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ein Ostergelächter anrichten (machen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 113<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter Ostergelächter versteht man alle die Narrenspossen, Scherze und Spässe, welche früher zur Erheiterung des Publikums am Osterfeste in der Kirche üblich waren (s.  Ostermärchen). Die Prediger nahmen z. B. Puppen mit auf die Kanzel, die Jesum während der Leiden vorstellen sollten. Sie zeigten die Puppen dem Volke und erklärten sie: So sah Christus aus vor Hannas, so vor Kaiphas. Oder es kam mitten in der Predigt ein vom Pfarrer bestellter Aufzug, Christus von vielen Juden geleitet, in die Kirche; die Geistlichen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[578]/0592] Ortsschwager. * Dat öss de Oartschwager. (Elbing.) Der Eber, welcher zur Zucht gehalten wird. Os. Wä sich ongen et Ôs mengk, wird van de Ferke fress'n. (Bedburg.) Osel. * Den het ock den Osel onder. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 415. Oseus. Oseus und Osiander ist ein frommer Mann wie der ander. – Frischbier2, 2856. Wird in Nestler's Widerlegunge etlicher losen, hinderlistiger und betrieglicher furgaben Stanislaus Hosei (1607, o. O., Bl. A 8) ein „gemeiner Preussischer Reim“ genannt. Derselbe erinnert an die sogenannten Osiander'schen Streitigkeiten unter Albrecht I. Markgraf von Brandenburg, die Hartknoch (Kirchengeschichte, 309 fg.) ausführlich schildert. Oseus, d. i. Stanislaus Hosius, Bischof von Ermeland; Osiander, erster Professor der Theologie an der 1544 von Albrecht gegründeten Universität Königsberg. Osser. Osser, sagt Schiller. – Frischbier2, 2851. Jüdisch-deutsch in dem Sinne: Bei Leibe nicht, und angeblich von asseir = verdammen. Nach einer andern Ansicht soll sich die Redensart auf Schiller's Don Carlos beziehen, wo Marquis Posa den König Philipp mit „O Sir“ anredet und welches nach der englischen Aussprache in „Osser“ zusammengezogen wird. (Vgl. dagegen Nebbich.) Oest. * Du blinde Oest. – Dähnert, 334a. Ein Scheltwort zu einem, der über etwas, das er suchen und reichen soll, wegsieht. Osten. 1 Ost oder West, Ball oder Fest, daheim im Nest ist's Mädchen am best. – Saphir im Horizont. 2 Ost oder West, zu Haus ist das best. (Ostpreuss.) – Frischbier, 554a. Ung.: Mindenütt jó, de otthon legjobb. (Gaal, 1237.) 3 Ost, Süd, West, Bremen best. – Körte, 722. Jedem ist sein Geburtsort der liebste, böte er auch für andere noch so wenig Einladendes dar. Oder auch: Das Vaterland hat für jeden Vorzüge vor der Fremde. Der alte Friese sagt zu seinem Sohne: Auriit et ek om din Faaderlönd, wan tö Fiirens faarst. Täank ek, üdderweegen est beeter øs ithuus. Uast en wääst, ithüüs est bääst. (Hansen, 12.) (S. Stehlen.) 4 Ost, Süd, West, daheim das best. – Lehmann, 112, 2; Chaos, 769; Venedey, 98; Reinsberg III, 112. Böhm.: Milé doma. – Není nad domov. – Všude dobře, doma nejlépe. (Čelakovský, 225.) Engl.: East, West, at home is best. (Bohn II, 347.) – Home is home, be it never so homely. Frz.: Il n'est point de petit chez-soi. (Marin, 6.) Holl.: Oost, West, t'huis best. (Harrebomée, II, 151b; Bohn I, 336.) It.: A ogni uccello suo nido è bello. (Marin, 6.) Kroat.: Vsigde je dobro, ali doma je najbolje. (Čelakovský, 225.) Lat.: Nullus locus domestica sede jucundior. (Cicero.) (Philippi, II, 54.) – Nusquam commodius vivitur quam domi. (Marin, 6.) Poln.: Dobrze wszędy, lepiéj w domu niźli kędy. (Čelakovský, 225.) – Niemasz jako w domn. (Masson, 352.) – Wszędzie dobrze, a doma najlepiéj. (Čelakovský, 225.) Schwed.: Borta är bra, men hemma är bäst. (Marin, 6.) – Hemma är hvilan bäst. – Hwart man gär til gäst, så tyckes altid hemma bäst. (Grubb, 318 u. 349.) 5 Ost un West, deheme am best. – Woeste, 69, 103. Mhd.: Nindert waere ein man baz, dan dâ heime in sîner pharre. (Neidhart.) (Zingerle, 112.) Holl.: Vaart gij dan oost, of vaar je west, eens eigen huis is alder best. (Bohn I, 339.) 6 Ôst un West, to Hûs is 't best. – Bueren, 952; Eichwald, 1466; Schütze, III, 177; Hauskalender, II; hochdeutsch bei Körte, 4667; Körte2, 5856; Lohrengel, I, 554. 7 Osten on Westen, ter hême am besten. (Hattingen.) – Firmenich, I, 369, 3; für Iserlohn: Firmenich, III, 186, 44; hochdeutsch bei Henisch, 634, 50. Osterabend. 1 Osterabend ist so gut als Ostermorgen. *2 Am Osterabend Fischhändler werden. Sich zu einer Zeit in einen Handel einlassen, in der kein Vortheil mehr zu erwarten ist. Der Fischhandel blüht während der Fastenzeit; von Ostern ab wird wieder Fleisch gegessen. Holl.: Een vischkooper worden op paaschavond. (Harrebomée, II, 173a.) Osterchrist. * Er gehört zu den Osterchristen. – Geiler, 84. Die zur Osterzeit beichten und sich dann wieder ein Jahr nicht in der Kirche sehen lassen. Osterei. 1 Ostereier sind theuer. Böhm.: Drahé vajíčko o pomlásce. (Čelakovský, 330.) 2 Man muss die Ostereier nicht am Charfreitag essen. Man muss sich nicht zu früh freuen. Ueber den mythologischen Ursprung der Ostereier und deren Bedeutung vgl. Mühlhause, Urreligion, 158. „Das Ei“, sagt Baumgarten (Programm, 26), „ist von jeher Sinnbild der erwachenden Pflanzen- und Thierwelt, sowie das der Auferstehung. Insofern es Feuer, besonders den Blitzstrahl abwendet, steht es mit Donar in Verbindung, der auch als Gott der Fruchtbarkeit und Lebensfülle gilt.“ Das Bild des Eies findet man überall, vom alten Aegypten an, dem Mutterlande der Religion, bis zu den Ostereiern, welche die katholische Welt einem Gebrauch der Kopten und der meisten orientalischen Völker entlehnt hat, als das Emblem der Welt, als das Symbol des irdischen Daseins, zuletzt als das der Auferstehung und der Unsterblichkeit. Zu vergleichen eine Abhandlung der belgischen Académie d'archélogie von Doynee, Die Symbole des Eies im Mutterlande der Religion (Les symboles antiques L'oeuf etc., Brüssel 1865). Der Verfasser versucht die Symbolik des Eies bei den Aegyptern, Juden, Persern und Chaldäern, Phöniziern und Assyrern, Chinesen und Japanern, Griechen, Galliern und Römern zu erläutern. (Vgl. Magazin für die Literatur des Auslandes, Berlin 1866, Nr. 70, S. 276.) Ueber Osterbrote, Ostereier u. s. w. vgl. ferner Rochholz in der Illustrirten Zeitung, Leipzig 1868, Nr. 1292-1294. Frz.: Il ne faut point chômer les fêtes d'avance. – Quand la fête sera venue, nous la chômerons. Holl.: Men moet geene paasch eijeren op goeden vrijdag eten. (Harrebomée, II, 173b.) 3 Ostereier – Kinderfeier. 4 Wer die Ostereier am Charfreitag gegessen, kann sie Ostern nicht noch einmal essen. *5 Die haben auch die Ostereier schon am Freitag gessa. (S. Kyrie eleison und Orgeln 1.) (Ulm.) – Birlinger, 958. *6 Er hat seine Ostereier bekommen. Von der Sitte, am Osterfeste Eier zu essen, die sich nicht blos bei den Deutschen findet. In der Lombardei war es ehedem Sitte, das Osterlamm zu essen, sodass es in einer alten italienischen Handschrift heisst: Es sterben mehr Lämmer zu Ostern als Schafe im ganzen Jahr. (Vgl. Reinsberg-Düringsfeld, Festgebräuche aus Oberitalien, in den Hausblättern, Stuttgart 1865, S. 299.) Frz.: Je lui ai donné ses oeufs de Pâques. (Leroux, I, 73.) *7 Er hat viel (d. i. oft) Ostereier gessen, die ihm schaden. – Eiselein, 501; Sailer, 308. Ironisch vom Alter. „Die jar han mich zu sehr besessen, vnd hab viel ostereier gessen.“ (Waldis, IV, 91, 22.) Holl.: Hij heeft al veel paasch eijeren gegeten. (Harrebomée, II, 173b.) Lat.: Multorum festorum Jovis glandes comedit. (Binder II, 1934; Eiselein, 501; Erasm., 793; Franck, II, 97b; Philippi, I, 263; Tappius, 146a.) *8 Er wird keine Ostereier mehr essen. *9 Wir haben zu viel Ostereier gegessen. – Luther. Osterfestgesicht. * Er hat ein Osterfestgesicht. Das Osterfest wird, in welcher Form es auch sei, stets als Fest der Freude begangen. Auf der Insel Sardinien sagt man daher von einem Menschen, dem die Freude aus den Augen lacht: Fröhlich wie das Osterfest (Allegru que Pascha), oder: Er hat ein Osterfestgesicht (Faccia de Pascha). (Vgl. Reinsberg-Düringsfeld, Festgebräuche in Oberitalien in den Hausblättern, Stuttgart 1865, S. 300.) Osterfladen. * Er hat viel osterfladen gessen. (S. Eichel 14 und Pascheier.) – Franck, II, 97b; Tappius, 146b; Eyering, II, 225. Ostergelächter. * Ein Ostergelächter anrichten (machen). – Mathesy, 113b. Unter Ostergelächter versteht man alle die Narrenspossen, Scherze und Spässe, welche früher zur Erheiterung des Publikums am Osterfeste in der Kirche üblich waren (s. Ostermärchen). Die Prediger nahmen z. B. Puppen mit auf die Kanzel, die Jesum während der Leiden vorstellen sollten. Sie zeigten die Puppen dem Volke und erklärten sie: So sah Christus aus vor Hannas, so vor Kaiphas. Oder es kam mitten in der Predigt ein vom Pfarrer bestellter Aufzug, Christus von vielen Juden geleitet, in die Kirche; die Geistlichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/592
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [578]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/592>, abgerufen am 22.11.2024.