Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] hielten mit ihnen ein Zwiegespräch, in der Weise, als wollten sie den Gefangenen aus den Händen der Juden befreien u. dgl. (Vgl. Europa, 1871, Nr. 15, wo Näheres über kirchliche Narrenfeste, Ostergelächter u. dgl. Bräuche und Vorgänge mitgetheilt und dabei auf Flögel, Gesch. des Grotesk-Komischen, verwiesen ist.)


Osterglocke.

Die erfurter Osterglocken hört man noch zu Pfingsten. - Deutsche Romanzeitung, III, 43, 651.

Pfingsten soll ein Dorf unweit Erfurt sein, das sich aber bei Huhn nicht findet.


Osterkalb.

*1 Des ist a Osterkalb, der mit den Rossdieben beichtet. (Saulgau.) - Birlinger, 959.

*2 Ein dummes Osterkalb.

*3 Es ist ein rechtes Osterkalb (auch: Kalb Moses).


Osterkerze.

* Dei konnt ma mit d'r AUst'rkerze ni bässer zosomma läächta. - Peter, 451.


Osterlucie.

* Es (sie) ist eine Osterlucie.


Ostern.

1 Astern (Austern) is de Hamel ernert. - Schambach, II, 618.

Ostern ist der Hammel ernährt. Eine unbestimmte Schäferregel. (S. Liebfrauentag.)

2 Ehe man Ostern kann feiern, muss man sein Geschirr scheuern.

Bezieht sich auf die häufigern Beichtbesuche vor diesem Feste.

3 Es ist besser Ostern erst zu Pfingsten feiern, als Pfingsten schon zu Ostern. - Altmann VI, 506.

4 Es ist nicht alle Tage Ostern.

5 Ist's von Ostern bis Pfingsten schön, wird man wohlfeile Butter sehn. - Boebel, 62.

6 Komm' d' Ostern, wenn (so spät) sie will, so kommt sie doch im April. - Orakel, 1027.

Spätestens am 25. April, was in diesem Jahrhundert nur noch einmal, und zwar 1886 geschehen wird, ein Fall für welchen durch ein anderes Sprichwort der Welt Ende prophezeit wird. (S. Osterruf.)

Frz.: Tarde qui tarde en Avril aura Pasques. - Tousjours sont Pasques en Mars ou en Avril. (Leroux, I, 73 u. 74.)

7 Kommt Ostern nicht im März, so kommt's doch im April.

Holl.: Altijd komt Paschen in Maart of April. (Harrebomee, II, 173a.)

8 Man muss Ostern feiern, auf welchen Tag es fällt. - Altmann VI, 507.

9 Man redet so lange von Ostern bis es da ist. - Reinsberg II, 88.

Frz.: Pasques de longtemps desiree sont en un jour tost passee. (Leroux, I, 73.)

Holl.: Also langhe roept men paschen dat paschen comt. (Tunn., 3, 11.)

Lat.: Tantum clamatur quam pascha venit quod amatur. (Fallersleben, 44.)

10 Man wünscht lang nach Ostern; wenn sie kommen, so vergehen sie in einem Tag. - Lehmann, 211, 49.

11 Mancher will sich zu Ostern retten und kommt zur Fasten in Ketten.

It.: Tal pensa saluarsi a pasqua; ch'e preso a mezza quaresima. (Pazzaglia, 330, 3.)

12 Nach Ostern geht das Schmausen an.

13 Ostern im März verheisst ein gutes Brotjahr.

Lat.: Pascha martale, annada de pane. (Orakel, 1026.)

14 Ostern ist jeder Jud' ein König.

Das jüdisch-deutsche Sprichwort heisst eigentlich in Warschau: Peissech is ittlicher Jüd a Meilech (König) über a Tuches (Hintern). Der Sinn dieses frivolen Sprichworts ist folgender: An den Osterabenden betrachtet sich nämlich jeder Israelit als König, weil er dies Fest zur Erinnerung seiner Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft begeht. An diesen Abenden nähert sich der, vom Weingenuss erhitzte königliche Gemahl seiner Königin und sucht in den Umarmungen der Liebe sein alltägliches Elend zu vergessen. Nun meint aber das Sprichwort, es sei mit der Macht eines solchen Königs nicht weit her, indem dieselbe sich nur über den Körper seiner Ehegattin erstreckt. (Bernstein.)

15 Ostern komme früh oder spat, es kommt etwas im grünen Staat.

16 Ostern wolle oder wolle nicht, so kommet sie nicht ohne Blätter vnnd Grass. - Lehmann, 923, 57; Reinsberg VIII, 121.

Frz.: Pasques vieilles ou non vieilles ne viennent jamais sans feuilles. (Leroux, I, 73.)

[Spaltenumbruch] It.: Pasqua vegna alta, vegna bassa, la vien co fogia e frasca. - Vegna Pasqua quando se vogia, la vien co frasco e fogia. (Orakel, 1028.)

17 Tüschken Austern u'n Sant Viet, dann is de beste Mausplantentied. (Iserlohn.) - Woeste, 314, 16.

18 Twisken Austern un Sünte Vuit ess de beste Bottertuit (Lippe.) - Firmenich, I, 267.

19 Wenn es Ostern regnet, so regnet es der Kuh in die Schüssel. (Sachsen.) - Boebel, 61.

In einem französischen Bauernkalender sagt der Pfarrer: "Ostern mit Regen bringen uns Weizen und Korn"; der Kaplan fügt jedoch hinzu: "Aber sie betrügen oft." (Leroux, I, 73.)

20 Wenn Ostern auf 'n Sonntag fällt, ist jedes Kind seines Vaters. - Eiselein, 373; Körte, 4670; Simrock, 5580; Schweiz, II, 243, 39; Reinsberg VII, 26; Braun, I, 3173.

Räthselhafte Einkleidung des Satzes, dass jedes Kind seines Vaters ist, da Ostern stets auf einen Sonntag fällt.

Holl.: Als Paschen komt op een' zondag, is elk een kind van zijn' eigen' vader. ( Harrebomee, II, 173a.)

Lat.: Pater est is quem nuptiae demonstrant. (Binder II, 2492; Eiselein, 373.)

21 Wenn Ostern der Wind aus Norden kommt, so gehen die Kühe vor Mittsommer nicht durch. - Boebel, 62.

22 Wenn's Ostern regnet, ist die Erde den ganzen Sommer durstig. - Boebel, 62.

23 Wer Ostern halten will, der muss zuvor die Marterwochen feyren. - Henisch, 1090, 52.

24 Wer zu Ostern hängen (zahlen) soll, der hat kurze Fasten.

Die Osmanen: Wer den Beiram seine Schulden zahlen soll, dem erscheint der Ramazan kurz. (Schlechta, 169.)

Holl.: Blijf schuldig tegen Paschen, en de vasten zal u kort zijn. (Harrebomee, II, 173a.)

25 Woher zu Ostern der Wind kommt gekrochen, daher kommt er sieben Wochen. - Boebel, 62.

26 Zwischen Ostern und Pfingsten, das ist die fröhliche Zeit, da paaren sich die Vöglein und auch die jungen Leut'. (Kurhessen.)

27 Zwischen ostern vnd pfingsten heyraten die vnseligen. (S. Mai 50 u. 53.) - Franck, II, 124b; Eyering, II, 524; Petri, II, 831; Simrock, 7692.

Alter Aberglaube. Ovid sagt: Mense majo nubent malae. Die Römer hielten den Mai für den unglücklichsten Monat für Hochzeiten.

Holl.: Tusschen Paschen en Pinksteren vrijen de onzaligen. (Harrebomee, II, 173b.)

28 Zwischen Ostern und Pfingsten hat man zum Nachtisch am wingsten (wenigsten).

*29 Da bekam man Ostern und Pfingsten zu sehen. (Ostpreuss.)

Bei völliger Körperentblössung.

*30 Er soll denken, Ostern und Pfingsten fällt auf Einen Tag.

So sehr soll er geprügelt werden.

*31 Er vergisst Ostern und Pfingsten darüber.

Holl.: Hij laat Paschen en Pinksteren zien. (Harrebomee, II, 173b.)

*32 Es war selten Ostern da.

D. h. also vorherrschend ernste oder Fastenzeit. "Daselben war es selten ostern." (Waldis, II, 60, 14.)

*33 Ostern, wenn die Böcke lammen. (S. Nimmerleinstag 1.) - Simrock, 7691; Körte, 4668; Masson, 365.

*34 Ostre on Pingste falle bei ehr op ene Dag. - Frischbier2, 2857.

*35 Se zeigt Ostre on Pingste. - Frischbier2, 2857.

*36 Wenn Ostern auf den Charfreitag fällt.

D. h. nie.

Holl.: Als Paschen op een' goeden vrijdag komt. (Harrebomee, II, 173a.)

*37 Wenn Ostern und Pfingsten auf Einen Tag fallen.

Holl.: Als Paschen en Pinksteren op eenen dag komen. (Harrebomee, II, 173a.)

*38 Zu Ostern von Christi Geburt vnnd zu Weynachten von der Passion predigen. - Mathesy, 225b.


Ostermärchen.

* Es ist ein Ostermärchen.

Eine erfundene, komische, lächerliche Geschichte. Bekanntlich wurden früher viele christlich-kirchliche Feste mit dem Beiwerk von Possen und Narrenspielen ausgestattet, die weder mit der Würde jener Feste,

[Spaltenumbruch] hielten mit ihnen ein Zwiegespräch, in der Weise, als wollten sie den Gefangenen aus den Händen der Juden befreien u. dgl. (Vgl. Europa, 1871, Nr. 15, wo Näheres über kirchliche Narrenfeste, Ostergelächter u. dgl. Bräuche und Vorgänge mitgetheilt und dabei auf Flögel, Gesch. des Grotesk-Komischen, verwiesen ist.)


Osterglocke.

Die erfurter Osterglocken hört man noch zu Pfingsten.Deutsche Romanzeitung, III, 43, 651.

Pfingsten soll ein Dorf unweit Erfurt sein, das sich aber bei Huhn nicht findet.


Osterkalb.

*1 Des ist a Osterkalb, der mit den Rossdieben beichtet. (Saulgau.) – Birlinger, 959.

*2 Ein dummes Osterkalb.

*3 Es ist ein rechtes Osterkalb (auch: Kalb Moses).


Osterkerze.

* Dî konnt ma mit d'r Ûst'rkerze ni bässer zosomma läächta.Peter, 451.


Osterlucie.

* Es (sie) ist eine Osterlucie.


Ostern.

1 Âstern (Austern) is de Hâmel ernêrt.Schambach, II, 618.

Ostern ist der Hammel ernährt. Eine unbestimmte Schäferregel. (S. Liebfrauentag.)

2 Ehe man Ostern kann feiern, muss man sein Geschirr scheuern.

Bezieht sich auf die häufigern Beichtbesuche vor diesem Feste.

3 Es ist besser Ostern erst zu Pfingsten feiern, als Pfingsten schon zu Ostern.Altmann VI, 506.

4 Es ist nicht alle Tage Ostern.

5 Ist's von Ostern bis Pfingsten schön, wird man wohlfeile Butter sehn.Boebel, 62.

6 Komm' d' Ostern, wenn (so spät) sie will, so kommt sie doch im April.Orakel, 1027.

Spätestens am 25. April, was in diesem Jahrhundert nur noch einmal, und zwar 1886 geschehen wird, ein Fall für welchen durch ein anderes Sprichwort der Welt Ende prophezeit wird. (S. Osterruf.)

Frz.: Tarde qui tarde en Avril aura Pasques. – Tousjours sont Pasques en Mars ou en Avril. (Leroux, I, 73 u. 74.)

7 Kommt Ostern nicht im März, so kommt's doch im April.

Holl.: Altijd komt Paschen in Maart of April. (Harrebomée, II, 173a.)

8 Man muss Ostern feiern, auf welchen Tag es fällt.Altmann VI, 507.

9 Man redet so lange von Ostern bis es da ist.Reinsberg II, 88.

Frz.: Pasques de longtemps désirée sont en un jour tost passée. (Leroux, I, 73.)

Holl.: Also langhe roept men paschen dat paschen comt. (Tunn., 3, 11.)

Lat.: Tantum clamatur quam pascha venit quod amatur. (Fallersleben, 44.)

10 Man wünscht lang nach Ostern; wenn sie kommen, so vergehen sie in einem Tag.Lehmann, 211, 49.

11 Mancher will sich zu Ostern retten und kommt zur Fasten in Ketten.

It.: Tal pensa saluarsi a pasqua; ch'è preso a mezza quaresima. (Pazzaglia, 330, 3.)

12 Nach Ostern geht das Schmausen an.

13 Ostern im März verheisst ein gutes Brotjahr.

Lat.: Pascha martale, annada de pane. (Orakel, 1026.)

14 Ostern ist jeder Jud' ein König.

Das jüdisch-deutsche Sprichwort heisst eigentlich in Warschau: Peissech is ittlicher Jüd a Meilech (König) über a Tuches (Hintern). Der Sinn dieses frivolen Sprichworts ist folgender: An den Osterabenden betrachtet sich nämlich jeder Israelit als König, weil er dies Fest zur Erinnerung seiner Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft begeht. An diesen Abenden nähert sich der, vom Weingenuss erhitzte königliche Gemahl seiner Königin und sucht in den Umarmungen der Liebe sein alltägliches Elend zu vergessen. Nun meint aber das Sprichwort, es sei mit der Macht eines solchen Königs nicht weit her, indem dieselbe sich nur über den Körper seiner Ehegattin erstreckt. (Bernstein.)

15 Ostern komme früh oder spat, es kommt etwas im grünen Staat.

16 Ostern wolle oder wolle nicht, so kommet sie nicht ohne Blätter vnnd Grass.Lehmann, 923, 57; Reinsberg VIII, 121.

Frz.: Pasques vieilles ou non vieilles ne viennent jamais sans feuilles. (Leroux, I, 73.)

[Spaltenumbruch] It.: Pasqua vegna alta, vegna bassa, la vien co fogia e frasca. – Vegna Pasqua quando se vogia, la vien co frasco e fogia. (Orakel, 1028.)

17 Tüschken Austern u'n Sant Viet, dann is de beste Mausplantentied. (Iserlohn.) – Woeste, 314, 16.

18 Twisken Austern un Sünte Vuit ess de beste Bottertuit (Lippe.) – Firmenich, I, 267.

19 Wenn es Ostern regnet, so regnet es der Kuh in die Schüssel. (Sachsen.) – Boebel, 61.

In einem französischen Bauernkalender sagt der Pfarrer: „Ostern mit Regen bringen uns Weizen und Korn“; der Kaplan fügt jedoch hinzu: „Aber sie betrügen oft.“ (Leroux, I, 73.)

20 Wenn Ostern auf 'n Sonntag fällt, ist jedes Kind seines Vaters.Eiselein, 373; Körte, 4670; Simrock, 5580; Schweiz, II, 243, 39; Reinsberg VII, 26; Braun, I, 3173.

Räthselhafte Einkleidung des Satzes, dass jedes Kind seines Vaters ist, da Ostern stets auf einen Sonntag fällt.

Holl.: Als Paschen komt op een' zondag, is elk een kind van zijn' eigen' vader. ( Harrebomée, II, 173a.)

Lat.: Pater est is quem nuptiae demonstrant. (Binder II, 2492; Eiselein, 373.)

21 Wenn Ostern der Wind aus Norden kommt, so gehen die Kühe vor Mittsommer nicht durch.Boebel, 62.

22 Wenn's Ostern regnet, ist die Erde den ganzen Sommer durstig.Boebel, 62.

23 Wer Ostern halten will, der muss zuvor die Marterwochen feyren.Henisch, 1090, 52.

24 Wer zu Ostern hängen (zahlen) soll, der hat kurze Fasten.

Die Osmanen: Wer den Beiram seine Schulden zahlen soll, dem erscheint der Ramazan kurz. (Schlechta, 169.)

Holl.: Blijf schuldig tegen Paschen, en de vasten zal u kort zijn. (Harrebomée, II, 173a.)

25 Woher zu Ostern der Wind kommt gekrochen, daher kommt er sieben Wochen.Boebel, 62.

26 Zwischen Ostern und Pfingsten, das ist die fröhliche Zeit, da paaren sich die Vöglein und auch die jungen Leut'. (Kurhessen.)

27 Zwischen ostern vnd pfingsten heyraten die vnseligen. (S. Mai 50 u. 53.) – Franck, II, 124b; Eyering, II, 524; Petri, II, 831; Simrock, 7692.

Alter Aberglaube. Ovid sagt: Mense majo nubent malae. Die Römer hielten den Mai für den unglücklichsten Monat für Hochzeiten.

Holl.: Tusschen Paschen en Pinksteren vrijen de onzaligen. (Harrebomée, II, 173b.)

28 Zwischen Ostern und Pfingsten hat man zum Nachtisch am wingsten (wenigsten).

*29 Da bekam man Ostern und Pfingsten zu sehen. (Ostpreuss.)

Bei völliger Körperentblössung.

*30 Er soll denken, Ostern und Pfingsten fällt auf Einen Tag.

So sehr soll er geprügelt werden.

*31 Er vergisst Ostern und Pfingsten darüber.

Holl.: Hij laat Paschen en Pinksteren zien. (Harrebomée, II, 173b.)

*32 Es war selten Ostern da.

D. h. also vorherrschend ernste oder Fastenzeit. „Daselben war es selten ostern.“ (Waldis, II, 60, 14.)

*33 Ostern, wenn die Böcke lammen. (S. Nimmerleinstag 1.) – Simrock, 7691; Körte, 4668; Masson, 365.

*34 Ostre on Pingste falle bei ehr op êne Dag.Frischbier2, 2857.

*35 Se zeigt Ostre on Pingste.Frischbier2, 2857.

*36 Wenn Ostern auf den Charfreitag fällt.

D. h. nie.

Holl.: Als Paschen op een' goeden vrijdag komt. (Harrebomée, II, 173a.)

*37 Wenn Ostern und Pfingsten auf Einen Tag fallen.

Holl.: Als Paschen en Pinksteren op éénen dag komen. (Harrebomée, II, 173a.)

*38 Zu Ostern von Christi Geburt vnnd zu Weynachten von der Passion predigen.Mathesy, 225b.


Ostermärchen.

* Es ist ein Ostermärchen.

Eine erfundene, komische, lächerliche Geschichte. Bekanntlich wurden früher viele christlich-kirchliche Feste mit dem Beiwerk von Possen und Narrenspielen ausgestattet, die weder mit der Würde jener Feste,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0593" n="[579]"/><cb n="1157"/>
hielten mit ihnen ein Zwiegespräch, in der Weise, als wollten sie den Gefangenen aus den Händen der Juden befreien u. dgl. (Vgl. <hi rendition="#i">Europa, 1871, Nr. 15,</hi> wo Näheres über kirchliche Narrenfeste, Ostergelächter u. dgl. Bräuche und Vorgänge mitgetheilt und dabei auf Flögel, Gesch. des Grotesk-Komischen, verwiesen ist.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterglocke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die erfurter Osterglocken hört man noch zu Pfingsten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 43, 651.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Pfingsten soll ein Dorf unweit Erfurt sein, das sich aber bei <hi rendition="#i">Huhn</hi> nicht findet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterkalb.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Des ist a Osterkalb, der mit den Rossdieben beichtet.</hi> (<hi rendition="#i">Saulgau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 959.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Ein dummes Osterkalb.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Es ist ein rechtes Osterkalb (auch: Kalb Moses).</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterkerze.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dî konnt ma mit d'r Ûst'rkerze ni bässer zosomma läächta.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, 451.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterlucie.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es (sie) ist eine Osterlucie.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ostern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Âstern (Austern) is de Hâmel ernêrt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 618.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ostern ist der Hammel ernährt. Eine unbestimmte Schäferregel. (S.  Liebfrauentag.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ehe man Ostern kann feiern, muss man sein Geschirr scheuern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf die häufigern Beichtbesuche vor diesem Feste.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es ist besser Ostern erst zu Pfingsten feiern, als Pfingsten schon zu Ostern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 506.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Es ist nicht alle Tage Ostern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Ist's von Ostern bis Pfingsten schön, wird man wohlfeile Butter sehn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Komm' d' Ostern, wenn (so spät) sie will, so kommt sie doch im April.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Orakel, 1027.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Spätestens am 25. April, was in diesem Jahrhundert nur noch einmal, und zwar 1886 geschehen wird, ein Fall für welchen durch ein anderes Sprichwort der Welt Ende prophezeit wird. (S.  Osterruf.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tarde qui tarde en Avril aura Pasques. &#x2013; Tousjours sont Pasques en Mars ou en Avril. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 73 u. 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Kommt Ostern nicht im März, so kommt's doch im April.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Altijd komt Paschen in Maart of April. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 173<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Man muss Ostern feiern, auf welchen Tag es fällt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 507.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Man redet so lange von Ostern bis es da ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg II, 88.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Pasques de longtemps désirée sont en un jour tost passée. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 73.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Also langhe roept men paschen dat paschen comt. (<hi rendition="#i">Tunn., 3, 11.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tantum clamatur quam pascha venit quod amatur. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 44.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Man wünscht lang nach Ostern; wenn sie kommen, so vergehen sie in einem Tag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 211, 49.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Mancher will sich zu Ostern retten und kommt zur Fasten in Ketten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Tal pensa saluarsi a pasqua; ch'è preso a mezza quaresima. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 330, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Nach Ostern geht das Schmausen an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Ostern im März verheisst ein gutes Brotjahr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pascha martale, annada de pane. (<hi rendition="#i">Orakel, 1026.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Ostern ist jeder Jud' ein König.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das jüdisch-deutsche Sprichwort heisst eigentlich in Warschau: Peissech is ittlicher Jüd a Meilech (König) über a Tuches (Hintern). Der Sinn dieses frivolen Sprichworts ist folgender: An den Osterabenden betrachtet sich nämlich jeder Israelit als König, weil er dies Fest zur Erinnerung seiner Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft begeht. An diesen Abenden nähert sich der, vom Weingenuss erhitzte königliche Gemahl seiner Königin und sucht in den Umarmungen der Liebe sein alltägliches Elend zu vergessen. Nun meint aber das Sprichwort, es sei mit der Macht eines solchen Königs nicht weit her, indem dieselbe sich nur über den Körper seiner Ehegattin erstreckt. (<hi rendition="#i">Bernstein.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Ostern komme früh oder spat, es kommt etwas im grünen Staat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Ostern wolle oder wolle nicht, so kommet sie nicht ohne Blätter vnnd Grass.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 923, 57; Reinsberg VIII, 121.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Pasques vieilles ou non vieilles ne viennent jamais sans feuilles. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 73.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i"><cb n="1158"/>
It.</hi>: Pasqua vegna alta, vegna bassa, la vien co fogia e frasca. &#x2013; Vegna Pasqua quando se vogia, la vien co frasco e fogia. (<hi rendition="#i">Orakel, 1028.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Tüschken Austern u'n Sant Viet, dann is de beste Mausplantentied.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 314, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Twisken Austern un Sünte Vuit ess de beste Bottertuit</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 267.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Wenn es Ostern regnet, so regnet es der Kuh in die Schüssel.</hi> (<hi rendition="#i">Sachsen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 61.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In einem französischen Bauernkalender sagt der Pfarrer: &#x201E;Ostern mit Regen bringen uns Weizen und Korn&#x201C;; der Kaplan fügt jedoch hinzu: &#x201E;Aber sie betrügen oft.&#x201C; (<hi rendition="#i">Leroux, I, 73.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wenn Ostern auf 'n Sonntag fällt, ist jedes Kind seines Vaters.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 373; Körte, 4670; Simrock, 5580; Schweiz, II, 243, 39; Reinsberg VII, 26; Braun, I, 3173.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Räthselhafte Einkleidung des Satzes, dass jedes Kind seines Vaters ist, da Ostern stets auf einen Sonntag fällt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als Paschen komt op een' zondag, is elk een kind van zijn' eigen' vader. ( <hi rendition="#i">Harrebomée, II, 173<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pater est is quem nuptiae demonstrant. (<hi rendition="#i">Binder II, 2492; Eiselein, 373.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Wenn Ostern der Wind aus Norden kommt, so gehen die Kühe vor Mittsommer nicht durch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Wenn's Ostern regnet, ist die Erde den ganzen Sommer durstig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Wer Ostern halten will, der muss zuvor die Marterwochen feyren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1090, 52.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Wer zu Ostern hängen (zahlen) soll, der hat kurze Fasten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Osmanen: Wer den Beiram seine Schulden zahlen soll, dem erscheint der Ramazan kurz. (<hi rendition="#i">Schlechta, 169.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Blijf schuldig tegen Paschen, en de vasten zal u kort zijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 173<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Woher zu Ostern der Wind kommt gekrochen, daher kommt er sieben Wochen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Zwischen Ostern und Pfingsten, das ist die fröhliche Zeit, da paaren sich die Vöglein und auch die jungen Leut'.</hi> (<hi rendition="#i">Kurhessen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Zwischen ostern vnd pfingsten heyraten die vnseligen.</hi> (S. Mai  50 u.  53.) &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 124<hi rendition="#sup">b</hi>; Eyering, II, 524; Petri, II, 831; Simrock, 7692.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Alter Aberglaube. <hi rendition="#i">Ovid</hi> sagt: Mense majo nubent malae. Die Römer hielten den Mai für den unglücklichsten Monat für Hochzeiten.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Tusschen Paschen en Pinksteren vrijen de onzaligen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 173<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Zwischen Ostern und Pfingsten hat man zum Nachtisch am wingsten (wenigsten).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 Da bekam man Ostern und Pfingsten zu sehen.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei völliger Körperentblössung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*30 Er soll denken, Ostern und Pfingsten fällt auf Einen Tag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So sehr soll er geprügelt werden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Er vergisst Ostern und Pfingsten darüber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij laat Paschen en Pinksteren zien. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 173<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*32 Es war selten Ostern da.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. also vorherrschend ernste oder Fastenzeit. &#x201E;Daselben war es selten ostern.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, II, 60, 14.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*33 Ostern, wenn die Böcke lammen.</hi> (S.  Nimmerleinstag 1.) &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7691; Körte, 4668; Masson, 365.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Ostre on Pingste falle bei ehr op êne Dag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2857.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Se zeigt Ostre on Pingste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2857.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Wenn Ostern auf den Charfreitag fällt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. nie.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als Paschen op een' goeden vrijdag komt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 173<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*37 Wenn Ostern und Pfingsten auf Einen Tag fallen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als Paschen en Pinksteren op éénen dag komen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 173<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*38 Zu Ostern von Christi Geburt vnnd zu Weynachten von der Passion predigen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 225<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ostermärchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Ostermärchen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine erfundene, komische, lächerliche Geschichte. Bekanntlich wurden früher viele christlich-kirchliche Feste mit dem Beiwerk von Possen und Narrenspielen ausgestattet, die weder mit der Würde jener Feste,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[579]/0593] hielten mit ihnen ein Zwiegespräch, in der Weise, als wollten sie den Gefangenen aus den Händen der Juden befreien u. dgl. (Vgl. Europa, 1871, Nr. 15, wo Näheres über kirchliche Narrenfeste, Ostergelächter u. dgl. Bräuche und Vorgänge mitgetheilt und dabei auf Flögel, Gesch. des Grotesk-Komischen, verwiesen ist.) Osterglocke. Die erfurter Osterglocken hört man noch zu Pfingsten. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 651. Pfingsten soll ein Dorf unweit Erfurt sein, das sich aber bei Huhn nicht findet. Osterkalb. *1 Des ist a Osterkalb, der mit den Rossdieben beichtet. (Saulgau.) – Birlinger, 959. *2 Ein dummes Osterkalb. *3 Es ist ein rechtes Osterkalb (auch: Kalb Moses). Osterkerze. * Dî konnt ma mit d'r Ûst'rkerze ni bässer zosomma läächta. – Peter, 451. Osterlucie. * Es (sie) ist eine Osterlucie. Ostern. 1 Âstern (Austern) is de Hâmel ernêrt. – Schambach, II, 618. Ostern ist der Hammel ernährt. Eine unbestimmte Schäferregel. (S. Liebfrauentag.) 2 Ehe man Ostern kann feiern, muss man sein Geschirr scheuern. Bezieht sich auf die häufigern Beichtbesuche vor diesem Feste. 3 Es ist besser Ostern erst zu Pfingsten feiern, als Pfingsten schon zu Ostern. – Altmann VI, 506. 4 Es ist nicht alle Tage Ostern. 5 Ist's von Ostern bis Pfingsten schön, wird man wohlfeile Butter sehn. – Boebel, 62. 6 Komm' d' Ostern, wenn (so spät) sie will, so kommt sie doch im April. – Orakel, 1027. Spätestens am 25. April, was in diesem Jahrhundert nur noch einmal, und zwar 1886 geschehen wird, ein Fall für welchen durch ein anderes Sprichwort der Welt Ende prophezeit wird. (S. Osterruf.) Frz.: Tarde qui tarde en Avril aura Pasques. – Tousjours sont Pasques en Mars ou en Avril. (Leroux, I, 73 u. 74.) 7 Kommt Ostern nicht im März, so kommt's doch im April. Holl.: Altijd komt Paschen in Maart of April. (Harrebomée, II, 173a.) 8 Man muss Ostern feiern, auf welchen Tag es fällt. – Altmann VI, 507. 9 Man redet so lange von Ostern bis es da ist. – Reinsberg II, 88. Frz.: Pasques de longtemps désirée sont en un jour tost passée. (Leroux, I, 73.) Holl.: Also langhe roept men paschen dat paschen comt. (Tunn., 3, 11.) Lat.: Tantum clamatur quam pascha venit quod amatur. (Fallersleben, 44.) 10 Man wünscht lang nach Ostern; wenn sie kommen, so vergehen sie in einem Tag. – Lehmann, 211, 49. 11 Mancher will sich zu Ostern retten und kommt zur Fasten in Ketten. It.: Tal pensa saluarsi a pasqua; ch'è preso a mezza quaresima. (Pazzaglia, 330, 3.) 12 Nach Ostern geht das Schmausen an. 13 Ostern im März verheisst ein gutes Brotjahr. Lat.: Pascha martale, annada de pane. (Orakel, 1026.) 14 Ostern ist jeder Jud' ein König. Das jüdisch-deutsche Sprichwort heisst eigentlich in Warschau: Peissech is ittlicher Jüd a Meilech (König) über a Tuches (Hintern). Der Sinn dieses frivolen Sprichworts ist folgender: An den Osterabenden betrachtet sich nämlich jeder Israelit als König, weil er dies Fest zur Erinnerung seiner Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft begeht. An diesen Abenden nähert sich der, vom Weingenuss erhitzte königliche Gemahl seiner Königin und sucht in den Umarmungen der Liebe sein alltägliches Elend zu vergessen. Nun meint aber das Sprichwort, es sei mit der Macht eines solchen Königs nicht weit her, indem dieselbe sich nur über den Körper seiner Ehegattin erstreckt. (Bernstein.) 15 Ostern komme früh oder spat, es kommt etwas im grünen Staat. 16 Ostern wolle oder wolle nicht, so kommet sie nicht ohne Blätter vnnd Grass. – Lehmann, 923, 57; Reinsberg VIII, 121. Frz.: Pasques vieilles ou non vieilles ne viennent jamais sans feuilles. (Leroux, I, 73.) It.: Pasqua vegna alta, vegna bassa, la vien co fogia e frasca. – Vegna Pasqua quando se vogia, la vien co frasco e fogia. (Orakel, 1028.) 17 Tüschken Austern u'n Sant Viet, dann is de beste Mausplantentied. (Iserlohn.) – Woeste, 314, 16. 18 Twisken Austern un Sünte Vuit ess de beste Bottertuit (Lippe.) – Firmenich, I, 267. 19 Wenn es Ostern regnet, so regnet es der Kuh in die Schüssel. (Sachsen.) – Boebel, 61. In einem französischen Bauernkalender sagt der Pfarrer: „Ostern mit Regen bringen uns Weizen und Korn“; der Kaplan fügt jedoch hinzu: „Aber sie betrügen oft.“ (Leroux, I, 73.) 20 Wenn Ostern auf 'n Sonntag fällt, ist jedes Kind seines Vaters. – Eiselein, 373; Körte, 4670; Simrock, 5580; Schweiz, II, 243, 39; Reinsberg VII, 26; Braun, I, 3173. Räthselhafte Einkleidung des Satzes, dass jedes Kind seines Vaters ist, da Ostern stets auf einen Sonntag fällt. Holl.: Als Paschen komt op een' zondag, is elk een kind van zijn' eigen' vader. ( Harrebomée, II, 173a.) Lat.: Pater est is quem nuptiae demonstrant. (Binder II, 2492; Eiselein, 373.) 21 Wenn Ostern der Wind aus Norden kommt, so gehen die Kühe vor Mittsommer nicht durch. – Boebel, 62. 22 Wenn's Ostern regnet, ist die Erde den ganzen Sommer durstig. – Boebel, 62. 23 Wer Ostern halten will, der muss zuvor die Marterwochen feyren. – Henisch, 1090, 52. 24 Wer zu Ostern hängen (zahlen) soll, der hat kurze Fasten. Die Osmanen: Wer den Beiram seine Schulden zahlen soll, dem erscheint der Ramazan kurz. (Schlechta, 169.) Holl.: Blijf schuldig tegen Paschen, en de vasten zal u kort zijn. (Harrebomée, II, 173a.) 25 Woher zu Ostern der Wind kommt gekrochen, daher kommt er sieben Wochen. – Boebel, 62. 26 Zwischen Ostern und Pfingsten, das ist die fröhliche Zeit, da paaren sich die Vöglein und auch die jungen Leut'. (Kurhessen.) 27 Zwischen ostern vnd pfingsten heyraten die vnseligen. (S. Mai 50 u. 53.) – Franck, II, 124b; Eyering, II, 524; Petri, II, 831; Simrock, 7692. Alter Aberglaube. Ovid sagt: Mense majo nubent malae. Die Römer hielten den Mai für den unglücklichsten Monat für Hochzeiten. Holl.: Tusschen Paschen en Pinksteren vrijen de onzaligen. (Harrebomée, II, 173b.) 28 Zwischen Ostern und Pfingsten hat man zum Nachtisch am wingsten (wenigsten). *29 Da bekam man Ostern und Pfingsten zu sehen. (Ostpreuss.) Bei völliger Körperentblössung. *30 Er soll denken, Ostern und Pfingsten fällt auf Einen Tag. So sehr soll er geprügelt werden. *31 Er vergisst Ostern und Pfingsten darüber. Holl.: Hij laat Paschen en Pinksteren zien. (Harrebomée, II, 173b.) *32 Es war selten Ostern da. D. h. also vorherrschend ernste oder Fastenzeit. „Daselben war es selten ostern.“ (Waldis, II, 60, 14.) *33 Ostern, wenn die Böcke lammen. (S. Nimmerleinstag 1.) – Simrock, 7691; Körte, 4668; Masson, 365. *34 Ostre on Pingste falle bei ehr op êne Dag. – Frischbier2, 2857. *35 Se zeigt Ostre on Pingste. – Frischbier2, 2857. *36 Wenn Ostern auf den Charfreitag fällt. D. h. nie. Holl.: Als Paschen op een' goeden vrijdag komt. (Harrebomée, II, 173a.) *37 Wenn Ostern und Pfingsten auf Einen Tag fallen. Holl.: Als Paschen en Pinksteren op éénen dag komen. (Harrebomée, II, 173a.) *38 Zu Ostern von Christi Geburt vnnd zu Weynachten von der Passion predigen. – Mathesy, 225b. Ostermärchen. * Es ist ein Ostermärchen. Eine erfundene, komische, lächerliche Geschichte. Bekanntlich wurden früher viele christlich-kirchliche Feste mit dem Beiwerk von Possen und Narrenspielen ausgestattet, die weder mit der Würde jener Feste,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/593
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [579]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/593>, abgerufen am 22.11.2024.