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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Packen (Subst.).

* He hät wat in 'n Packen. (Lippe.)

Geheime Absichten, Pläne.


Packen (Verb.).

1 Zu viel gepackt zerreist den Sack. - Gruter, III, 119; Lehmann, II, 905, 22.

*2 Den pack' ich zwischen zwe Milchbröte und essen zum zweten Frühstück uf. (Berlin.)

*3 Er packt seine Binsen (auch: seine Spindeln) und macht sich fort.


Packesel.

*1 Den Packesel machen.

Frz.: Il est barde de cette affaire.

*2 Er ist zum Packesel geboren.

Lat.: Natus ad clitellas. (Bovill, I, 150.)


Packetboot.

* Er bekommt ein Packetboot an Bord.

D. h. Hülfe, Unterstützung, Erleichterung. Von Frachtschiffen, denen man ein kleines Fahrzeug zuschickt, das einen Theil ihrer Ladung einnehmen muss.


Päcklein.

Es hat ein jeder ein Päcklein zu tragen. - Masson, 313; Gaal, 1261.


Packleinen.

Packleinen kann man auch weiss bleichen.


Packnadel.

Kannst du die Packnadel auch nicht zum Sticken gebrauchen, so ist sie gleichwol sehr nützlich.


Packselholen.

'S Packselholen ist nicht alle Tage.

Diese Redensart bezieht sich auf eine Sitte in Schlesien, die wol in den meisten Gegenden seit ein paar Jahrzehnten gänzlich oder grossentheils eingeschlafen ist. Es war nämlich in vielen Gegenden Brauch, dass wenigstens die wohlhabendern Pathen aus dem Bauernstande ihren Täuflingen, bis diese die Schuljahre hinter sich hatten, alljährlich zu Weihnacht und (oder) zu Ostern beschenkten. Die Geschenke bestanden in Pfefferkuchen verschiedener Form, in Aepfeln, Nüssen, Kuchen, zu Ostern auch in gemalten Eiern; in den Aepfeln steckte auch wol ein Geldstück. In Begleitung der Mutter holten sich die Täuflinge diese Geschenke bei den Pathen. Zum Aufnehmen der Gaben nahm man ein Stradetten oder ein Tuch mit, und nannte dies, z. B. in der Gegend von Ottomachau, das Packselholen. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1866, S. 670.)


Padde (s. Kröte).

1 Wer der Padde1 den Kopf abbeisst, getröstet sich des Gifts. - Körte, 4672; Simrock, 7705.

1) Für giftig gehaltene Kröte.

2 Wer einer Padde den Kopf abbeissen will, muss sich nicht lange besinnen.

Dän.: Vilt du aede padden, da skalt du ikke vaere vemmild. (Prov. dan., 450.)


Paderborn.

In Patterbuarn kann me nix finnen osse Bollern un Ben.

Im Bonifaciusblatt (1871, S. 35) heisst es: "Ein Spruch im Munde des Volks heisst: In Patterbuarne kann me nix finnen osse Bollern un Ben. Dazumal aber, im Jahre 1532, war nur das erstere von den beiden zu finden: Tumult im Bunde mit frecher Gewalt."


Padua.

1 Padua ist die Mutter Venedigs. - Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711.

Venedig soll von Paduanern gegründet sein; man macht aber der stolzen Tochter den Vorwurf, ihre alte Mutter sehr hochmüthig zu behandeln.

2 Was man in Padua nicht erhält, muss man in Kaltern erbitten.

Nicht nur die italienischen, sondern auch die tiroler Mädchen, die einen zusagenden Mann haben wollen, wenden sich mit ihren Bitten an den heiligen Anton von Padua. Nun findet sich aber in der Franciscanerkirche zu Kaltern (Kreis Botzen in Tirol) ein Bild des Bischofs von Padua, das für so wunderthätig gilt, dass man sich, falls die Petition in Padua erfolglos gewesen ist, oder auch, um sicher zu gehen, nach Kaltern wendet, woraus sich das obige Sprichwort erklärt. Die Tiroler nennen aus diesem Grunde den heiligen Antonius oft Antonius von Kaltern. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 1322, S. 299.)


Paenwiemel.

* En Paenwiemel up dem Nawel sitten hewwen. (Westf.)

Ohne Veranlassung unausgesetzt lachen. Pa- enwiemel = Mistkäfer, aus pad und wiemeln, er wimmelt auf den Fusspfaden. Westerwäldisch: Powämmel = Rosskäfer.


[Spaltenumbruch]
Pafösenkamarl.

* Es fehlt ihm ön Pafösenkamarl. (Oberösterreich.)

Er hat keinen Ueberfluss an Verstand. Hirnparesen = eine Speise. (Baumgarten.)


Pagäge.

* Oen Pagäge, wo't spät dagt. (Ostpreuss.)


Page (Edelknabe).

Das ist ein munterer Page. - Klix, 58.


Page (dialektisch).

Mit Pagen und Wagen. (S. Wagen.) (Hamburg.) - Schiller, II, 1b.

"Das alte Wort >Page<", sagt Dähnert (342), "wird sonst mit Pferd erklärt, wie in Pagen und Wagen. In einem rügischen Denkmal findet sich das Wort in folgender Gesellschaft: mit Forken, Büssen und mit Pagen, Stangen un Speten, es muss aber dahingestellt bleiben, ob es nicht vielmehr eine Art von Gewehr bezeichnet."


Pagelunsbruder.

* Es sind Pagelunsbrüder. - Dähnert, 342b.

Eine geistliche Brüderschaft zu Stralsund in der vorreformatorischen Zeit. Pagelun = der Pfau.


Paissen (s. Beizen und Jagen).

Wer paissen will, der muss Feder und Windspiel haben. (S. Beizen 2.) - Henisch, 1036, 44.


Pakullus.

*1 Hol' ihn der Pakullus. (Lit.) - Frischbier, 557.

*2 Hüde regört de Pakuls. (Ostpreuss.) - Frischbier, 556; Hennig, 200.

Bei den heidnischen Preussen war Pikollus der Gott der Hölle und der Finsterniss, der Zorngott; von dem altpreussischen Pekollis = die Hölle, wofür die heutigen Litauer Pekla sagen. Noch jetzt heisst Peckols bei ihnen der Vater der Finsterniss.


Palast.

1 Mancher will einen Palast bauen und hat nur eine Hundehütte in der Tasche.

Dän.: Mangen vil bygge pallads og haver kun en hytte i pungen. (Prov. dan., 450.)

2 Wo grosser Palast, da untrewer Rath. - Coler, 212.

*3 Einen Palast bauen und eine Stadt zu Grunde richten.

*4 Um deines Palastes willen sollen wir unsere Hütte niederreissen. - Burckhardt, 553.


Parlenke.

* Die Parlenke trinken.

Hiess bei den alten Pommern, einem andern eine grosse Schale zutrinken, demselben die Neige in die Augen giessen und das Geschirr auf den Kopf stülpen. "Vnd darom muste keiner nicht zornen." (Hasenow, Ueber den pommerschen Trinkcomment vor vierhundert Jahren, in der Oderzeitung, Stettin 1867, Nr. 531.)


Palermo.

* Er geht nach Palermo.

Ist dem Tode nahe. Aus den Zeiten der Kreuzzüge, wo schon viel in Palermo ihren Tod fanden.


Palme.

1 Eine Palme, die man beschneidet, wächst in die Höhe.

"Schneide von deiner Seele die zeitliche Sorge weg, so wird sie an Tugend zunehmen". (Ephräm, 226.)

2 Palmen im Klee, Ostern im Schnee. (Eifel.)

Liegt am Palmsonntag kein Schnee, so soll er zu Ostern liegen.

3 Wenn de Palme nat in Huse kümpt, dann kümpt auk de Rogge nich droge in. (Westf.) - Boebel, 60.

4 Wenn die Palmen traufen, trauft dem Fuhrmann die Peitsche. - Boebel, 60.

Nämlich beim Düngerfahren im Frühjahr.

*5 Einem die Palme entreissen.

Den Preis, weil bei den Alten der Sieger mit einem Palmenzweige bekränzt wurde.


Palmen.

* Der hat au'n Palmen. - Birlinger, 961.

D. h. einen Rausch. In demselben Sinne sagt man in Schwaben auch: Er hat ein Gammel, Sandel, Sabel, Stübes. (S. Hieb 16.) "Liewe Kinder", sagt der Plattdeutsche Kladderadatsch (S. 76), "hant völl Namen." Dat Spröchword beweist sich am Söff, Rusch, Vollsein u. s. w. wie alle die Namen för dat Liewlingskind heissen. Man sät: Der Artollerist ist kanunevoll, der Fechtmeister hätt 'nen Hieb, de Frisör an de Prökemacher hant 'ne Horbüdel, de Glashandler hätt zu dief in'net Glas gesinn, der Jäger is im Schuss, de Küpper is su voll wie en Fass, de Landtagsdeputirte hätt 'ne schwäre Zong, dem Möler und Anstreicher wät et blau un grün för de Augen, de Musikant sieht den Himmel för 'nen Dudelsack an. De Naturforscher hätt

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Packen (Subst.).

* He hät wat in 'n Packen. (Lippe.)

Geheime Absichten, Pläne.


Packen (Verb.).

1 Zu viel gepackt zerreist den Sack.Gruter, III, 119; Lehmann, II, 905, 22.

*2 Den pack' ich zwischen zwê Milchbröte und essen zum zwêten Frühstück uf. (Berlin.)

*3 Er packt seine Binsen (auch: seine Spindeln) und macht sich fort.


Packesel.

*1 Den Packesel machen.

Frz.: Il est bardé de cette affaire.

*2 Er ist zum Packesel geboren.

Lat.: Natus ad clitellas. (Bovill, I, 150.)


Packetboot.

* Er bekommt ein Packetboot an Bord.

D. h. Hülfe, Unterstützung, Erleichterung. Von Frachtschiffen, denen man ein kleines Fahrzeug zuschickt, das einen Theil ihrer Ladung einnehmen muss.


Päcklein.

Es hat ein jeder ein Päcklein zu tragen.Masson, 313; Gaal, 1261.


Packleinen.

Packleinen kann man auch weiss bleichen.


Packnadel.

Kannst du die Packnadel auch nicht zum Sticken gebrauchen, so ist sie gleichwol sehr nützlich.


Packselholen.

'S Packselholen ist nicht alle Tage.

Diese Redensart bezieht sich auf eine Sitte in Schlesien, die wol in den meisten Gegenden seit ein paar Jahrzehnten gänzlich oder grossentheils eingeschlafen ist. Es war nämlich in vielen Gegenden Brauch, dass wenigstens die wohlhabendern Pathen aus dem Bauernstande ihren Täuflingen, bis diese die Schuljahre hinter sich hatten, alljährlich zu Weihnacht und (oder) zu Ostern beschenkten. Die Geschenke bestanden in Pfefferkuchen verschiedener Form, in Aepfeln, Nüssen, Kuchen, zu Ostern auch in gemalten Eiern; in den Aepfeln steckte auch wol ein Geldstück. In Begleitung der Mutter holten sich die Täuflinge diese Geschenke bei den Pathen. Zum Aufnehmen der Gaben nahm man ein Stradetten oder ein Tuch mit, und nannte dies, z. B. in der Gegend von Ottomachau, das Packselholen. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1866, S. 670.)


Padde (s. Kröte).

1 Wer der Padde1 den Kopf abbeisst, getröstet sich des Gifts.Körte, 4672; Simrock, 7705.

1) Für giftig gehaltene Kröte.

2 Wer einer Padde den Kopf abbeissen will, muss sich nicht lange besinnen.

Dän.: Vilt du æde padden, da skalt du ikke være vemmild. (Prov. dan., 450.)


Paderborn.

In Patterbuarn kann me nix finnen osse Bollern un Bên.

Im Bonifaciusblatt (1871, S. 35) heisst es: „Ein Spruch im Munde des Volks heisst: In Patterbuarne kann me nix finnen osse Bollern un Bên. Dazumal aber, im Jahre 1532, war nur das erstere von den beiden zu finden: Tumult im Bunde mit frecher Gewalt.“


Padua.

1 Padua ist die Mutter Venedigs.Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711.

Venedig soll von Paduanern gegründet sein; man macht aber der stolzen Tochter den Vorwurf, ihre alte Mutter sehr hochmüthig zu behandeln.

2 Was man in Padua nicht erhält, muss man in Kaltern erbitten.

Nicht nur die italienischen, sondern auch die tiroler Mädchen, die einen zusagenden Mann haben wollen, wenden sich mit ihren Bitten an den heiligen Anton von Padua. Nun findet sich aber in der Franciscanerkirche zu Kaltern (Kreis Botzen in Tirol) ein Bild des Bischofs von Padua, das für so wunderthätig gilt, dass man sich, falls die Petition in Padua erfolglos gewesen ist, oder auch, um sicher zu gehen, nach Kaltern wendet, woraus sich das obige Sprichwort erklärt. Die Tiroler nennen aus diesem Grunde den heiligen Antonius oft Antonius von Kaltern. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 1322, S. 299.)


Paenwiemel.

* En Paenwiemel up dem Nawel sitten hewwen. (Westf.)

Ohne Veranlassung unausgesetzt lachen. Pa- enwiemel = Mistkäfer, aus pad und wiemeln, er wimmelt auf den Fusspfaden. Westerwäldisch: Powämmel = Rosskäfer.


[Spaltenumbruch]
Pafösenkamarl.

* Es fehlt ihm ön Pafösenkamarl. (Oberösterreich.)

Er hat keinen Ueberfluss an Verstand. Hirnparesen = eine Speise. (Baumgarten.)


Pagäge.

* Oen Pagäge, wo't spät dagt. (Ostpreuss.)


Page (Edelknabe).

Das ist ein munterer Page.Klix, 58.


Page (dialektisch).

Mit Pagen und Wagen. (S. Wagen.) (Hamburg.) – Schiller, II, 1b.

„Das alte Wort ›Page‹“, sagt Dähnert (342), „wird sonst mit Pferd erklärt, wie in Pagen und Wagen. In einem rügischen Denkmal findet sich das Wort in folgender Gesellschaft: mit Forken, Büssen und mit Pagen, Stangen un Speten, es muss aber dahingestellt bleiben, ob es nicht vielmehr eine Art von Gewehr bezeichnet.“


Pagelunsbruder.

* Es sind Pagelunsbrüder.Dähnert, 342b.

Eine geistliche Brüderschaft zu Stralsund in der vorreformatorischen Zeit. Pagelun = der Pfau.


Paissen (s. Beizen und Jagen).

Wer paissen will, der muss Feder und Windspiel haben. (S. Beizen 2.) – Henisch, 1036, 44.


Pakullus.

*1 Hol' ihn der Pakullus. (Lit.) – Frischbier, 557.

*2 Hüde regört de Pakuls. (Ostpreuss.) – Frischbier, 556; Hennig, 200.

Bei den heidnischen Preussen war Pikollus der Gott der Hölle und der Finsterniss, der Zorngott; von dem altpreussischen Pekollis = die Hölle, wofür die heutigen Litauer Pekla sagen. Noch jetzt heisst Peckols bei ihnen der Vater der Finsterniss.


Palast.

1 Mancher will einen Palast bauen und hat nur eine Hundehütte in der Tasche.

Dän.: Mangen vil bygge pallads og haver kun en hytte i pungen. (Prov. dan., 450.)

2 Wo grosser Palast, da untrewer Rath.Coler, 212.

*3 Einen Palast bauen und eine Stadt zu Grunde richten.

*4 Um deines Palastes willen sollen wir unsere Hütte niederreissen.Burckhardt, 553.


Parlenke.

* Die Parlenke trinken.

Hiess bei den alten Pommern, einem andern eine grosse Schale zutrinken, demselben die Neige in die Augen giessen und das Geschirr auf den Kopf stülpen. „Vnd darom muste keiner nicht zornen.“ (Hasenow, Ueber den pommerschen Trinkcomment vor vierhundert Jahren, in der Oderzeitung, Stettin 1867, Nr. 531.)


Palermo.

* Er geht nach Palermo.

Ist dem Tode nahe. Aus den Zeiten der Kreuzzüge, wo schon viel in Palermo ihren Tod fanden.


Palme.

1 Eine Palme, die man beschneidet, wächst in die Höhe.

„Schneide von deiner Seele die zeitliche Sorge weg, so wird sie an Tugend zunehmen“. (Ephräm, 226.)

2 Palmen im Klee, Ostern im Schnee. (Eifel.)

Liegt am Palmsonntag kein Schnee, so soll er zu Ostern liegen.

3 Wenn de Palme nat in Huse kümpt, dann kümpt auk de Rogge nich droge in. (Westf.) – Boebel, 60.

4 Wenn die Palmen traufen, trauft dem Fuhrmann die Peitsche.Boebel, 60.

Nämlich beim Düngerfahren im Frühjahr.

*5 Einem die Palme entreissen.

Den Preis, weil bei den Alten der Sieger mit einem Palmenzweige bekränzt wurde.


Palmen.

* Der hat au'n Palmen.Birlinger, 961.

D. h. einen Rausch. In demselben Sinne sagt man in Schwaben auch: Er hat ein Gammel, Sandel, Sabel, Stübes. (S. Hieb 16.) „Liewe Kinder“, sagt der Plattdeutsche Kladderadatsch (S. 76), „hant völl Namen.“ Dat Spröchword bewîst sich am Söff, Rusch, Vollsîn u. s. w. wie alle die Namen för dat Liewlingskind heissen. Man sät: Der Artollerist ist kanunevoll, der Fechtmeister hätt 'nen Hieb, de Frisör an de Prökemacher hant 'ne Hôrbüdel, de Glashandler hätt zu dief in'net Glas gesinn, der Jäger is im Schuss, de Küpper is su voll wie en Fass, de Landtagsdeputirte hätt 'ne schwäre Zong, dem Möler und Anstreicher wät et blau un grün för de Augen, de Musikant sieht den Himmel för 'nen Dudelsack an. De Naturforscher hätt

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[[584]/0598] Packen (Subst.). * He hät wat in 'n Packen. (Lippe.) Geheime Absichten, Pläne. Packen (Verb.). 1 Zu viel gepackt zerreist den Sack. – Gruter, III, 119; Lehmann, II, 905, 22. *2 Den pack' ich zwischen zwê Milchbröte und essen zum zwêten Frühstück uf. (Berlin.) *3 Er packt seine Binsen (auch: seine Spindeln) und macht sich fort. Packesel. *1 Den Packesel machen. Frz.: Il est bardé de cette affaire. *2 Er ist zum Packesel geboren. Lat.: Natus ad clitellas. (Bovill, I, 150.) Packetboot. * Er bekommt ein Packetboot an Bord. D. h. Hülfe, Unterstützung, Erleichterung. Von Frachtschiffen, denen man ein kleines Fahrzeug zuschickt, das einen Theil ihrer Ladung einnehmen muss. Päcklein. Es hat ein jeder ein Päcklein zu tragen. – Masson, 313; Gaal, 1261. Packleinen. Packleinen kann man auch weiss bleichen. Packnadel. Kannst du die Packnadel auch nicht zum Sticken gebrauchen, so ist sie gleichwol sehr nützlich. Packselholen. 'S Packselholen ist nicht alle Tage. Diese Redensart bezieht sich auf eine Sitte in Schlesien, die wol in den meisten Gegenden seit ein paar Jahrzehnten gänzlich oder grossentheils eingeschlafen ist. Es war nämlich in vielen Gegenden Brauch, dass wenigstens die wohlhabendern Pathen aus dem Bauernstande ihren Täuflingen, bis diese die Schuljahre hinter sich hatten, alljährlich zu Weihnacht und (oder) zu Ostern beschenkten. Die Geschenke bestanden in Pfefferkuchen verschiedener Form, in Aepfeln, Nüssen, Kuchen, zu Ostern auch in gemalten Eiern; in den Aepfeln steckte auch wol ein Geldstück. In Begleitung der Mutter holten sich die Täuflinge diese Geschenke bei den Pathen. Zum Aufnehmen der Gaben nahm man ein Stradetten oder ein Tuch mit, und nannte dies, z. B. in der Gegend von Ottomachau, das Packselholen. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1866, S. 670.) Padde (s. Kröte). 1 Wer der Padde1 den Kopf abbeisst, getröstet sich des Gifts. – Körte, 4672; Simrock, 7705. 1) Für giftig gehaltene Kröte. 2 Wer einer Padde den Kopf abbeissen will, muss sich nicht lange besinnen. Dän.: Vilt du æde padden, da skalt du ikke være vemmild. (Prov. dan., 450.) Paderborn. In Patterbuarn kann me nix finnen osse Bollern un Bên. Im Bonifaciusblatt (1871, S. 35) heisst es: „Ein Spruch im Munde des Volks heisst: In Patterbuarne kann me nix finnen osse Bollern un Bên. Dazumal aber, im Jahre 1532, war nur das erstere von den beiden zu finden: Tumult im Bunde mit frecher Gewalt.“ Padua. 1 Padua ist die Mutter Venedigs. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711. Venedig soll von Paduanern gegründet sein; man macht aber der stolzen Tochter den Vorwurf, ihre alte Mutter sehr hochmüthig zu behandeln. 2 Was man in Padua nicht erhält, muss man in Kaltern erbitten. Nicht nur die italienischen, sondern auch die tiroler Mädchen, die einen zusagenden Mann haben wollen, wenden sich mit ihren Bitten an den heiligen Anton von Padua. Nun findet sich aber in der Franciscanerkirche zu Kaltern (Kreis Botzen in Tirol) ein Bild des Bischofs von Padua, das für so wunderthätig gilt, dass man sich, falls die Petition in Padua erfolglos gewesen ist, oder auch, um sicher zu gehen, nach Kaltern wendet, woraus sich das obige Sprichwort erklärt. Die Tiroler nennen aus diesem Grunde den heiligen Antonius oft Antonius von Kaltern. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 1322, S. 299.) Paenwiemel. * En Paenwiemel up dem Nawel sitten hewwen. (Westf.) Ohne Veranlassung unausgesetzt lachen. Pa- enwiemel = Mistkäfer, aus pad und wiemeln, er wimmelt auf den Fusspfaden. Westerwäldisch: Powämmel = Rosskäfer. Pafösenkamarl. * Es fehlt ihm ön Pafösenkamarl. (Oberösterreich.) Er hat keinen Ueberfluss an Verstand. Hirnparesen = eine Speise. (Baumgarten.) Pagäge. * Oen Pagäge, wo't spät dagt. (Ostpreuss.) Page (Edelknabe). Das ist ein munterer Page. – Klix, 58. Page (dialektisch). Mit Pagen und Wagen. (S. Wagen.) (Hamburg.) – Schiller, II, 1b. „Das alte Wort ›Page‹“, sagt Dähnert (342), „wird sonst mit Pferd erklärt, wie in Pagen und Wagen. In einem rügischen Denkmal findet sich das Wort in folgender Gesellschaft: mit Forken, Büssen und mit Pagen, Stangen un Speten, es muss aber dahingestellt bleiben, ob es nicht vielmehr eine Art von Gewehr bezeichnet.“ Pagelunsbruder. * Es sind Pagelunsbrüder. – Dähnert, 342b. Eine geistliche Brüderschaft zu Stralsund in der vorreformatorischen Zeit. Pagelun = der Pfau. Paissen (s. Beizen und Jagen). Wer paissen will, der muss Feder und Windspiel haben. (S. Beizen 2.) – Henisch, 1036, 44. Pakullus. *1 Hol' ihn der Pakullus. (Lit.) – Frischbier, 557. *2 Hüde regört de Pakuls. (Ostpreuss.) – Frischbier, 556; Hennig, 200. Bei den heidnischen Preussen war Pikollus der Gott der Hölle und der Finsterniss, der Zorngott; von dem altpreussischen Pekollis = die Hölle, wofür die heutigen Litauer Pekla sagen. Noch jetzt heisst Peckols bei ihnen der Vater der Finsterniss. Palast. 1 Mancher will einen Palast bauen und hat nur eine Hundehütte in der Tasche. Dän.: Mangen vil bygge pallads og haver kun en hytte i pungen. (Prov. dan., 450.) 2 Wo grosser Palast, da untrewer Rath. – Coler, 212. *3 Einen Palast bauen und eine Stadt zu Grunde richten. *4 Um deines Palastes willen sollen wir unsere Hütte niederreissen. – Burckhardt, 553. Parlenke. * Die Parlenke trinken. Hiess bei den alten Pommern, einem andern eine grosse Schale zutrinken, demselben die Neige in die Augen giessen und das Geschirr auf den Kopf stülpen. „Vnd darom muste keiner nicht zornen.“ (Hasenow, Ueber den pommerschen Trinkcomment vor vierhundert Jahren, in der Oderzeitung, Stettin 1867, Nr. 531.) Palermo. * Er geht nach Palermo. Ist dem Tode nahe. Aus den Zeiten der Kreuzzüge, wo schon viel in Palermo ihren Tod fanden. Palme. 1 Eine Palme, die man beschneidet, wächst in die Höhe. „Schneide von deiner Seele die zeitliche Sorge weg, so wird sie an Tugend zunehmen“. (Ephräm, 226.) 2 Palmen im Klee, Ostern im Schnee. (Eifel.) Liegt am Palmsonntag kein Schnee, so soll er zu Ostern liegen. 3 Wenn de Palme nat in Huse kümpt, dann kümpt auk de Rogge nich droge in. (Westf.) – Boebel, 60. 4 Wenn die Palmen traufen, trauft dem Fuhrmann die Peitsche. – Boebel, 60. Nämlich beim Düngerfahren im Frühjahr. *5 Einem die Palme entreissen. Den Preis, weil bei den Alten der Sieger mit einem Palmenzweige bekränzt wurde. Palmen. * Der hat au'n Palmen. – Birlinger, 961. D. h. einen Rausch. In demselben Sinne sagt man in Schwaben auch: Er hat ein Gammel, Sandel, Sabel, Stübes. (S. Hieb 16.) „Liewe Kinder“, sagt der Plattdeutsche Kladderadatsch (S. 76), „hant völl Namen.“ Dat Spröchword bewîst sich am Söff, Rusch, Vollsîn u. s. w. wie alle die Namen för dat Liewlingskind heissen. Man sät: Der Artollerist ist kanunevoll, der Fechtmeister hätt 'nen Hieb, de Frisör an de Prökemacher hant 'ne Hôrbüdel, de Glashandler hätt zu dief in'net Glas gesinn, der Jäger is im Schuss, de Küpper is su voll wie en Fass, de Landtagsdeputirte hätt 'ne schwäre Zong, dem Möler und Anstreicher wät et blau un grün för de Augen, de Musikant sieht den Himmel för 'nen Dudelsack an. De Naturforscher hätt

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [584]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/598>, abgerufen am 22.11.2024.