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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] sich 'nen Affen gekoft. De Oelhändler is 'm Thron, de Rechenmester hätt einen zu viel. De Schäfer hätt ne Spitz, de Schiffer seggelt gegen de Wind. De Schulmest macht m-Striche, de Soldat is im Tritt. De Spieler hätt 'nen Stich, de Wirth hätt über den Durst gedronke. (Zur Ergänzung von Ansehen 29, Boden 38, Hieb 16, Mass 94 und Molum.)


Palmarum.

Auf Palmarum kommt die Schwalbe, um Crucis (14. Sept.) fliegt sie weg. (Sachsen.) - Boebel, 59.


Palmesel.

*1 Da soll der Palmesel nicht hülzen sein, wenn es nicht wahr ist. - Eiselein, 503.

*2 Dem Palmesel Zweige streuen.

"Kompt er alsdann wider, da ist Frewd in allen Gassen, ... da rist man, da verdüst man, da strewet man dem Palmesel Zweige vnder, da macht man die Thore weit u. s. w." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 124.)

*3 Ein bremgartner Palmesel. (S. Kropf 31.) - Sutermeister, 50.

*4 Er hat's wie der Palmesel und der Fürstabt, er lässt sich des Jahres nur einmal in der Kirche sehen. - Klosterspiegel, 37, 20.

*5 Er ist ein rechter Palmesel.

Ein tölpischer Mensch, wie der hölzerne Esel, der sich in der Palmwoche herumschleppen lässt, und von allem, was mit ihm vorgeht, nichts weiss.

*6 Mit dem Palmesel Ein Privilegium haben. - Parömiakon, 2432.

Sehr selten aus dem Hause und in die Kirche kommen. Der Palmesel liess sich jährlich nur einmal sehen.


Pälmlein.

* Sein Pälmlein an einem schiessen. - Granatapfel, 87a; Eiselein, 503.

Sich rächen. "So es einem widerwärtig geht, will jedermann Pälmlein (Reiser, Siegeszeichen) an ihm schiessen." (Geiler.)

Lat.: Palmam ferre, palmam praeripere, palmam tribuere. (Eiselein, 503.)


Palmsonntag.

1 Am Palmsonntage Sonnenschein soll ein gutes Zeichen sein. - Boebel, 59.

Poln.: W niedziele kwietna dzien iasny, jest to dla lata znak krasny. (Boebel, 59.)

2 Ist Palmsonntag hell und klar, so gibt's ein gut und fruchtbar Jahr. - Simrock, 7706b; Boebel, 59; Orakel, 1014.

3 Ist Palmsonntag heut', dann ist Ostern nicht weit.

Holl.: Als 't Palmzondag is, zal't haast Paschen zijn. (Harrebomee, II, 169a.)

4 Up Palmsöndag Sonnenschein, soll en ganz gut Teken sein. (Westf.) - Boebel, 59.

5 Wenn's am Palmsonntag regnet, so hält die Erde keine Feuchtigkeit. - Orakel, 1015; Simrock, 7706.

6 Wenn't Palmsöndag rieget (regnet), wet de Wiesbaum natt (beregnet die Ernte). (Westf.) - Boebel, 19.

*7 Palmsonntag wieder. (Böhmen.)

Um zu sagen: es wird die Zeit kommen, dass du mich wieder brauchst, wenn auch erst spät; dann werde ich Gelegenheit haben, mir für die Verletzung Abrechnung, Genugthuung zu verschaffen.


Palmtag.

1 Kommen am Palmtage die Palmen trocken zu Haus, so kommen die Garben trocken in die Scheuer.

2 Regnet es auf Palmtag, dann säet man den Flachs an den Bach (Eifel.) - Schulfreund, 81, 22.

3 Wenn Palmtag und Sanct-Urban klar, so gibt's viel guten Wein im Jahr.

*4 Es wirdt dir baldt auff den Palmtag der Carfreitag kommen. - Henisch, 586, 47.


Palmwoche.

Pällemwoch - Schällenwoch: Chaoarwoch - Schoarwoch (Trier.) - Laven, 190, 95.

Mit Bezug auf das in der Charwoche gewöhnlich einfallende unfreundliche Wetter. Schor, Schur = Plage.


Palmzweig.

Wenn es nicht auf den Palm(Oel-)zweig regnet, so regnet's auf die Eier. - Orakel, 1016-1017.

Im nördlichen Italien herrscht der Volksglaube, dass wenn es nicht am Palmsonntage regne, dies zu Ostern geschehe.


[Spaltenumbruch]
Pampeln.

* Er lässt's pampeln und schweben, wie's pampelt und schwebt.


Pampen.

Pampen und Schlampen1 lässt Hab und Gut verdampen2.

1) Prassen und Schlemmen in Verbindung mit Unreinlichkeit.

2) Verdampfen, verfliegen, alle werden.


Pandurenlärm.

* Es ist ein Pandurenlärm.

Die am 4. August 1870, im deutsch-französischen Kriege von Baiern und Preussen mit Sturm genommene Stadt Weissenburg im Elsass, welche im 17. Jahrhundert sammt dem ganzen Elsass durch Ludwig XIV. an Frankreich kam, erlebte im 18. Jahrhundert im Oesterreichischen Erbfolgekriege die Eroberung der sogenannten weissenburger Linien, eine vom französischen Marschall Villar zum Schutz gegen Deutschland angelegte 21/2 Meilen lange Reihe von Gräben, Wällen und Schanzen, durch die Panduren und Kroaten. Das war der "Pandurenlärm", von dem im Elsass noch jetzt die Rede ist. (Vgl. Illustrirte Zeitung, vom 3. Sept. 1870, Nr. 1418, S. 175.)


Pankratius.

1 Ist Sanct Pankratius (12. Mai) schön, wird guten Wein man sehn.

2 Noe Pankratius un Servatius (12. und 13. Mai) keine Nachtföerste mehr. (Westf.)

3 Pangrazi, Servazi und Bonifazi (12.-14. Mai) sind noch drei Winterhelden. (Luzern.)

Auch: drei Eismänner. (Zittel, Rhein. Landbote, 1848.) Wörtlich nicht richtig (s. Gans 34); um die Ehre des Sprichworts einigermassen zu retten, müssen wir Urban (25. Mai) zu Hülfe nehmen. Richtig ist nur so viel, dass in Deutschland im Mai noch bedeutende Rückschläge des Wetters vorkommen, die den Blüten und Gewächsen schaden. (Meckl. Anzeiger, 1864, Nr. 38.)

4 Pankratius holt seine Tuffeln (Pantoffeln) wieder. - Graf, 542, 53; Simrock, 7707; Orakel, 530.

Die Heiligen verstehen keinen Spass; was ihnen von dem, was sie haben, genommen wird, das fordern sie mit Zinsen zurück. (S. Heiliger 23-24.)

5 Pankratius, Horatius (Bonifacius), Servatius, der Gärtner sie beachten muss; gehn sie vorüber ohne Regen, dem Wein (Weizen) bringt es Segen. - Boebel, 24.

Die Franzosen nennen die drei Tage vom 11., 12. und 13. Mai: Les trois Saints de glace, und sagen: A la mi-mai, queue d'hiver. Die Landleute in Oberitalien bezeichnen diese Tage in der Mitte Mai als Seidenwürmermieten (l'inverno dei cavalieri). Bei den Weinbauern und Landleuten am Rhein gilt dagegen der 20. Mai (s. Urbanstag) als das Ende der kalten Nächte, weil in heitern Nächten infolge der nächtlichen Ausstrahlung der Wärme die Temperatur der untern Luftschicht auf Ende Mai noch unter den Frostpunkt sinken kann. In Böhmen vereinigt man die drei Anhangssilben der drei Eismänner in Pan Serboi und sagt von diesem, dass er die Bäume verbrenne, weil man bei seiner Ankunft heizen muss. (Schles. Zeitung, 1867, Nr. 226.)

6 Pankratius, Servaz und Bonifacius machen dem Gärtner noch manchen Verdruss. - Bair. Hauskalender.

Die drei Tage des 12., 13. und 14. Mai können nach dem allgemein verbreiteten Volksglauben der Vegetation durch Fröste oder durch plötzlich rauhe Witterung nach vorhergegangener grösserer Wärme schädlich werden. Dieser Volksglaube ist auf die in unsere Breiten in Europa im Frühjahr herrschenden Witterungserscheinungen gegründet, welche ihrerseits ihre Ursache in den allgemeinen Witterungsverhältnissen der Erde, in der Stellung derselben zur Sonne und in der Vertheilung des Flüssigen und Festen auf derselben haben. Schon der Umstand, dass in manchen Gegenden des mittlern Europa die kalten Tage auf den 11.-13. Mai fallen (Mamertus, Pankratius und Servatius), in andern noch früher auf 9. und 10., wie in Stettin, und dass Ende Mai vom 25. (Urban) bis 30. (Wigand) ebenfalls öfters ein Rückfall der Kälte (oder geringerer Wärme) eintritt, deutet darauf hin, dass diese Rückschritte der bereits höher gestiegenen Temperatur nicht an bestimmte Tage gebunden sind, sondern dass sie, wie Dove sagt, die letzten leidigen Triumphe des sich überlebt habenden Winters gegen das erwachende Leben sind. Wie der Herbst nach Jean Paul ein sanftes Einschlafen der Natur ist, so der Frühling ein fieberhaftes Erwachen. Sobald die Macht des Winters durch die immer höhersteigende Sonne gebrochen ist, bricht der Frühling gewaltsam herein. Der Kampf der Witterung im Frühling beginnt mit dem Höhersteigen der Sonne und dauert mit abwechselnden Siegen und Niederlagen der Frühlingswärme lange fort. Im Mai steht die Sonne fast senkrecht über der weiten Landfläche Nordafrikas (Sahara), Arabiens und Ostindiens; die Wärme steigert

[Spaltenumbruch] sich 'nen Affen gekôft. De Oelhändler is 'm Thron, de Rechenmêster hätt einen zu viel. De Schäfer hätt ne Spitz, de Schiffer seggelt gegen de Wind. De Schulmêst macht m-Striche, de Soldat is im Tritt. De Spieler hätt 'nen Stich, de Wirth hätt über den Durst gedronke. (Zur Ergänzung von Ansehen 29, Boden 38, Hieb 16, Mass 94 und Molum.)


Palmarum.

Auf Palmarum kommt die Schwalbe, um Crucis (14. Sept.) fliegt sie weg. (Sachsen.) – Boebel, 59.


Palmesel.

*1 Da soll der Palmesel nicht hülzen sein, wenn es nicht wahr ist.Eiselein, 503.

*2 Dem Palmesel Zweige streuen.

„Kompt er alsdann wider, da ist Frewd in allen Gassen, ... da rist man, da verdüst man, da strewet man dem Palmesel Zweige vnder, da macht man die Thore weit u. s. w.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 124.)

*3 Ein bremgartner Palmesel. (S. Kropf 31.) – Sutermeister, 50.

*4 Er hat's wie der Palmesel und der Fürstabt, er lässt sich des Jahres nur einmal in der Kirche sehen.Klosterspiegel, 37, 20.

*5 Er ist ein rechter Palmesel.

Ein tölpischer Mensch, wie der hölzerne Esel, der sich in der Palmwoche herumschleppen lässt, und von allem, was mit ihm vorgeht, nichts weiss.

*6 Mit dem Palmesel Ein Privilegium haben.Parömiakon, 2432.

Sehr selten aus dem Hause und in die Kirche kommen. Der Palmesel liess sich jährlich nur einmal sehen.


Pälmlein.

* Sein Pälmlein an einem schiessen.Granatapfel, 87a; Eiselein, 503.

Sich rächen. „So es einem widerwärtig geht, will jedermann Pälmlein (Reiser, Siegeszeichen) an ihm schiessen.“ (Geiler.)

Lat.: Palmam ferre, palmam praeripere, palmam tribuere. (Eiselein, 503.)


Palmsonntag.

1 Am Palmsonntage Sonnenschein soll ein gutes Zeichen sein.Boebel, 59.

Poln.: W niedziele kwietna dzien iasný, jest to dla lata znak krasný. (Boebel, 59.)

2 Ist Palmsonntag hell und klar, so gibt's ein gut und fruchtbar Jahr.Simrock, 7706b; Boebel, 59; Orakel, 1014.

3 Ist Palmsonntag heut', dann ist Ostern nicht weit.

Holl.: Als 't Palmzondag is, zal't haast Paschen zijn. (Harrebomée, II, 169a.)

4 Up Palmsöndag Sônnenschîn, soll en ganz gut Teken sîn. (Westf.) – Boebel, 59.

5 Wenn's am Palmsonntag regnet, so hält die Erde keine Feuchtigkeit.Orakel, 1015; Simrock, 7706.

6 Wenn't Palmsöndag rieget (regnet), wet de Wiesbaum natt (beregnet die Ernte). (Westf.) – Boebel, 19.

*7 Palmsonntag wieder. (Böhmen.)

Um zu sagen: es wird die Zeit kommen, dass du mich wieder brauchst, wenn auch erst spät; dann werde ich Gelegenheit haben, mir für die Verletzung Abrechnung, Genugthuung zu verschaffen.


Palmtag.

1 Kommen am Palmtage die Palmen trocken zu Haus, so kommen die Garben trocken in die Scheuer.

2 Regnet es auf Palmtag, dann säet man den Flachs an den Bach (Eifel.) – Schulfreund, 81, 22.

3 Wenn Palmtag und Sanct-Urban klar, so gibt's viel guten Wein im Jahr.

*4 Es wirdt dir baldt auff den Palmtag der Carfreitag kommen.Henisch, 586, 47.


Palmwoche.

Pällemwoch – Schällenwoch: Chaoarwoch – Schoarwoch (Trier.) – Laven, 190, 95.

Mit Bezug auf das in der Charwoche gewöhnlich einfallende unfreundliche Wetter. Schor, Schur = Plage.


Palmzweig.

Wenn es nicht auf den Palm(Oel-)zweig regnet, so regnet's auf die Eier.Orakel, 1016-1017.

Im nördlichen Italien herrscht der Volksglaube, dass wenn es nicht am Palmsonntage regne, dies zu Ostern geschehe.


[Spaltenumbruch]
Pampeln.

* Er lässt's pampeln und schweben, wie's pampelt und schwebt.


Pampen.

Pampen und Schlampen1 lässt Hab und Gut verdampen2.

1) Prassen und Schlemmen in Verbindung mit Unreinlichkeit.

2) Verdampfen, verfliegen, alle werden.


Pandurenlärm.

* Es ist ein Pandurenlärm.

Die am 4. August 1870, im deutsch-französischen Kriege von Baiern und Preussen mit Sturm genommene Stadt Weissenburg im Elsass, welche im 17. Jahrhundert sammt dem ganzen Elsass durch Ludwig XIV. an Frankreich kam, erlebte im 18. Jahrhundert im Oesterreichischen Erbfolgekriege die Eroberung der sogenannten weissenburger Linien, eine vom französischen Marschall Villar zum Schutz gegen Deutschland angelegte 21/2 Meilen lange Reihe von Gräben, Wällen und Schanzen, durch die Panduren und Kroaten. Das war der „Pandurenlärm“, von dem im Elsass noch jetzt die Rede ist. (Vgl. Illustrirte Zeitung, vom 3. Sept. 1870, Nr. 1418, S. 175.)


Pankratius.

1 Ist Sanct Pankratius (12. Mai) schön, wird guten Wein man sehn.

2 Noe Pankratius un Servatius (12. und 13. Mai) keine Nachtföerste mehr. (Westf.)

3 Pangrazi, Servazi und Bonifazi (12.-14. Mai) sind noch drei Winterhelden. (Luzern.)

Auch: drei Eismänner. (Zittel, Rhein. Landbote, 1848.) Wörtlich nicht richtig (s. Gans 34); um die Ehre des Sprichworts einigermassen zu retten, müssen wir Urban (25. Mai) zu Hülfe nehmen. Richtig ist nur so viel, dass in Deutschland im Mai noch bedeutende Rückschläge des Wetters vorkommen, die den Blüten und Gewächsen schaden. (Meckl. Anzeiger, 1864, Nr. 38.)

4 Pankratius holt seine Tuffeln (Pantoffeln) wieder.Graf, 542, 53; Simrock, 7707; Orakel, 530.

Die Heiligen verstehen keinen Spass; was ihnen von dem, was sie haben, genommen wird, das fordern sie mit Zinsen zurück. (S. Heiliger 23-24.)

5 Pankratius, Horatius (Bonifacius), Servatius, der Gärtner sie beachten muss; gehn sie vorüber ohne Regen, dem Wein (Weizen) bringt es Segen.Boebel, 24.

Die Franzosen nennen die drei Tage vom 11., 12. und 13. Mai: Les trois Saints de glace, und sagen: A la mi-mai, queue d'hiver. Die Landleute in Oberitalien bezeichnen diese Tage in der Mitte Mai als Seidenwürmermieten (l'inverno dei cavalieri). Bei den Weinbauern und Landleuten am Rhein gilt dagegen der 20. Mai (s. Urbanstag) als das Ende der kalten Nächte, weil in heitern Nächten infolge der nächtlichen Ausstrahlung der Wärme die Temperatur der untern Luftschicht auf Ende Mai noch unter den Frostpunkt sinken kann. In Böhmen vereinigt man die drei Anhangssilben der drei Eismänner in Pan Serboi und sagt von diesem, dass er die Bäume verbrenne, weil man bei seiner Ankunft heizen muss. (Schles. Zeitung, 1867, Nr. 226.)

6 Pankratius, Servaz und Bonifacius machen dem Gärtner noch manchen Verdruss.Bair. Hauskalender.

Die drei Tage des 12., 13. und 14. Mai können nach dem allgemein verbreiteten Volksglauben der Vegetation durch Fröste oder durch plötzlich rauhe Witterung nach vorhergegangener grösserer Wärme schädlich werden. Dieser Volksglaube ist auf die in unsere Breiten in Europa im Frühjahr herrschenden Witterungserscheinungen gegründet, welche ihrerseits ihre Ursache in den allgemeinen Witterungsverhältnissen der Erde, in der Stellung derselben zur Sonne und in der Vertheilung des Flüssigen und Festen auf derselben haben. Schon der Umstand, dass in manchen Gegenden des mittlern Europa die kalten Tage auf den 11.-13. Mai fallen (Mamertus, Pankratius und Servatius), in andern noch früher auf 9. und 10., wie in Stettin, und dass Ende Mai vom 25. (Urban) bis 30. (Wigand) ebenfalls öfters ein Rückfall der Kälte (oder geringerer Wärme) eintritt, deutet darauf hin, dass diese Rückschritte der bereits höher gestiegenen Temperatur nicht an bestimmte Tage gebunden sind, sondern dass sie, wie Dove sagt, die letzten leidigen Triumphe des sich überlebt habenden Winters gegen das erwachende Leben sind. Wie der Herbst nach Jean Paul ein sanftes Einschlafen der Natur ist, so der Frühling ein fieberhaftes Erwachen. Sobald die Macht des Winters durch die immer höhersteigende Sonne gebrochen ist, bricht der Frühling gewaltsam herein. Der Kampf der Witterung im Frühling beginnt mit dem Höhersteigen der Sonne und dauert mit abwechselnden Siegen und Niederlagen der Frühlingswärme lange fort. Im Mai steht die Sonne fast senkrecht über der weiten Landfläche Nordafrikas (Sahara), Arabiens und Ostindiens; die Wärme steigert

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          <p rendition="#et">Die am 4. August 1870, im deutsch-französischen Kriege von Baiern und Preussen mit Sturm genommene Stadt Weissenburg im Elsass, welche im 17. Jahrhundert sammt dem ganzen Elsass durch Ludwig XIV. an Frankreich kam, erlebte im 18. Jahrhundert im Oesterreichischen Erbfolgekriege die Eroberung der sogenannten weissenburger Linien, eine vom französischen Marschall Villar zum Schutz gegen Deutschland angelegte 2<hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">2</hi> Meilen lange Reihe von Gräben, Wällen und Schanzen, durch die Panduren und Kroaten. Das war der &#x201E;Pandurenlärm&#x201C;, von dem im Elsass noch jetzt die Rede ist. (Vgl. <hi rendition="#i">Illustrirte Zeitung, vom 3. Sept. 1870, Nr. 1418, S. 175.</hi>)</p><lb/>
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[[585]/0599] sich 'nen Affen gekôft. De Oelhändler is 'm Thron, de Rechenmêster hätt einen zu viel. De Schäfer hätt ne Spitz, de Schiffer seggelt gegen de Wind. De Schulmêst macht m-Striche, de Soldat is im Tritt. De Spieler hätt 'nen Stich, de Wirth hätt über den Durst gedronke. (Zur Ergänzung von Ansehen 29, Boden 38, Hieb 16, Mass 94 und Molum.) Palmarum. Auf Palmarum kommt die Schwalbe, um Crucis (14. Sept.) fliegt sie weg. (Sachsen.) – Boebel, 59. Palmesel. *1 Da soll der Palmesel nicht hülzen sein, wenn es nicht wahr ist. – Eiselein, 503. *2 Dem Palmesel Zweige streuen. „Kompt er alsdann wider, da ist Frewd in allen Gassen, ... da rist man, da verdüst man, da strewet man dem Palmesel Zweige vnder, da macht man die Thore weit u. s. w.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 124.) *3 Ein bremgartner Palmesel. (S. Kropf 31.) – Sutermeister, 50. *4 Er hat's wie der Palmesel und der Fürstabt, er lässt sich des Jahres nur einmal in der Kirche sehen. – Klosterspiegel, 37, 20. *5 Er ist ein rechter Palmesel. Ein tölpischer Mensch, wie der hölzerne Esel, der sich in der Palmwoche herumschleppen lässt, und von allem, was mit ihm vorgeht, nichts weiss. *6 Mit dem Palmesel Ein Privilegium haben. – Parömiakon, 2432. Sehr selten aus dem Hause und in die Kirche kommen. Der Palmesel liess sich jährlich nur einmal sehen. Pälmlein. * Sein Pälmlein an einem schiessen. – Granatapfel, 87a; Eiselein, 503. Sich rächen. „So es einem widerwärtig geht, will jedermann Pälmlein (Reiser, Siegeszeichen) an ihm schiessen.“ (Geiler.) Lat.: Palmam ferre, palmam praeripere, palmam tribuere. (Eiselein, 503.) Palmsonntag. 1 Am Palmsonntage Sonnenschein soll ein gutes Zeichen sein. – Boebel, 59. Poln.: W niedziele kwietna dzien iasný, jest to dla lata znak krasný. (Boebel, 59.) 2 Ist Palmsonntag hell und klar, so gibt's ein gut und fruchtbar Jahr. – Simrock, 7706b; Boebel, 59; Orakel, 1014. 3 Ist Palmsonntag heut', dann ist Ostern nicht weit. Holl.: Als 't Palmzondag is, zal't haast Paschen zijn. (Harrebomée, II, 169a.) 4 Up Palmsöndag Sônnenschîn, soll en ganz gut Teken sîn. (Westf.) – Boebel, 59. 5 Wenn's am Palmsonntag regnet, so hält die Erde keine Feuchtigkeit. – Orakel, 1015; Simrock, 7706. 6 Wenn't Palmsöndag rieget (regnet), wet de Wiesbaum natt (beregnet die Ernte). (Westf.) – Boebel, 19. *7 Palmsonntag wieder. (Böhmen.) Um zu sagen: es wird die Zeit kommen, dass du mich wieder brauchst, wenn auch erst spät; dann werde ich Gelegenheit haben, mir für die Verletzung Abrechnung, Genugthuung zu verschaffen. Palmtag. 1 Kommen am Palmtage die Palmen trocken zu Haus, so kommen die Garben trocken in die Scheuer. 2 Regnet es auf Palmtag, dann säet man den Flachs an den Bach (Eifel.) – Schulfreund, 81, 22. 3 Wenn Palmtag und Sanct-Urban klar, so gibt's viel guten Wein im Jahr. *4 Es wirdt dir baldt auff den Palmtag der Carfreitag kommen. – Henisch, 586, 47. Palmwoche. Pällemwoch – Schällenwoch: Chaoarwoch – Schoarwoch (Trier.) – Laven, 190, 95. Mit Bezug auf das in der Charwoche gewöhnlich einfallende unfreundliche Wetter. Schor, Schur = Plage. Palmzweig. Wenn es nicht auf den Palm(Oel-)zweig regnet, so regnet's auf die Eier. – Orakel, 1016-1017. Im nördlichen Italien herrscht der Volksglaube, dass wenn es nicht am Palmsonntage regne, dies zu Ostern geschehe. Pampeln. * Er lässt's pampeln und schweben, wie's pampelt und schwebt. Pampen. Pampen und Schlampen1 lässt Hab und Gut verdampen2. 1) Prassen und Schlemmen in Verbindung mit Unreinlichkeit. 2) Verdampfen, verfliegen, alle werden. Pandurenlärm. * Es ist ein Pandurenlärm. Die am 4. August 1870, im deutsch-französischen Kriege von Baiern und Preussen mit Sturm genommene Stadt Weissenburg im Elsass, welche im 17. Jahrhundert sammt dem ganzen Elsass durch Ludwig XIV. an Frankreich kam, erlebte im 18. Jahrhundert im Oesterreichischen Erbfolgekriege die Eroberung der sogenannten weissenburger Linien, eine vom französischen Marschall Villar zum Schutz gegen Deutschland angelegte 21/2 Meilen lange Reihe von Gräben, Wällen und Schanzen, durch die Panduren und Kroaten. Das war der „Pandurenlärm“, von dem im Elsass noch jetzt die Rede ist. (Vgl. Illustrirte Zeitung, vom 3. Sept. 1870, Nr. 1418, S. 175.) Pankratius. 1 Ist Sanct Pankratius (12. Mai) schön, wird guten Wein man sehn. 2 Noe Pankratius un Servatius (12. und 13. Mai) keine Nachtföerste mehr. (Westf.) 3 Pangrazi, Servazi und Bonifazi (12.-14. Mai) sind noch drei Winterhelden. (Luzern.) Auch: drei Eismänner. (Zittel, Rhein. Landbote, 1848.) Wörtlich nicht richtig (s. Gans 34); um die Ehre des Sprichworts einigermassen zu retten, müssen wir Urban (25. Mai) zu Hülfe nehmen. Richtig ist nur so viel, dass in Deutschland im Mai noch bedeutende Rückschläge des Wetters vorkommen, die den Blüten und Gewächsen schaden. (Meckl. Anzeiger, 1864, Nr. 38.) 4 Pankratius holt seine Tuffeln (Pantoffeln) wieder. – Graf, 542, 53; Simrock, 7707; Orakel, 530. Die Heiligen verstehen keinen Spass; was ihnen von dem, was sie haben, genommen wird, das fordern sie mit Zinsen zurück. (S. Heiliger 23-24.) 5 Pankratius, Horatius (Bonifacius), Servatius, der Gärtner sie beachten muss; gehn sie vorüber ohne Regen, dem Wein (Weizen) bringt es Segen. – Boebel, 24. Die Franzosen nennen die drei Tage vom 11., 12. und 13. Mai: Les trois Saints de glace, und sagen: A la mi-mai, queue d'hiver. Die Landleute in Oberitalien bezeichnen diese Tage in der Mitte Mai als Seidenwürmermieten (l'inverno dei cavalieri). Bei den Weinbauern und Landleuten am Rhein gilt dagegen der 20. Mai (s. Urbanstag) als das Ende der kalten Nächte, weil in heitern Nächten infolge der nächtlichen Ausstrahlung der Wärme die Temperatur der untern Luftschicht auf Ende Mai noch unter den Frostpunkt sinken kann. In Böhmen vereinigt man die drei Anhangssilben der drei Eismänner in Pan Serboi und sagt von diesem, dass er die Bäume verbrenne, weil man bei seiner Ankunft heizen muss. (Schles. Zeitung, 1867, Nr. 226.) 6 Pankratius, Servaz und Bonifacius machen dem Gärtner noch manchen Verdruss. – Bair. Hauskalender. Die drei Tage des 12., 13. und 14. Mai können nach dem allgemein verbreiteten Volksglauben der Vegetation durch Fröste oder durch plötzlich rauhe Witterung nach vorhergegangener grösserer Wärme schädlich werden. Dieser Volksglaube ist auf die in unsere Breiten in Europa im Frühjahr herrschenden Witterungserscheinungen gegründet, welche ihrerseits ihre Ursache in den allgemeinen Witterungsverhältnissen der Erde, in der Stellung derselben zur Sonne und in der Vertheilung des Flüssigen und Festen auf derselben haben. Schon der Umstand, dass in manchen Gegenden des mittlern Europa die kalten Tage auf den 11.-13. Mai fallen (Mamertus, Pankratius und Servatius), in andern noch früher auf 9. und 10., wie in Stettin, und dass Ende Mai vom 25. (Urban) bis 30. (Wigand) ebenfalls öfters ein Rückfall der Kälte (oder geringerer Wärme) eintritt, deutet darauf hin, dass diese Rückschritte der bereits höher gestiegenen Temperatur nicht an bestimmte Tage gebunden sind, sondern dass sie, wie Dove sagt, die letzten leidigen Triumphe des sich überlebt habenden Winters gegen das erwachende Leben sind. Wie der Herbst nach Jean Paul ein sanftes Einschlafen der Natur ist, so der Frühling ein fieberhaftes Erwachen. Sobald die Macht des Winters durch die immer höhersteigende Sonne gebrochen ist, bricht der Frühling gewaltsam herein. Der Kampf der Witterung im Frühling beginnt mit dem Höhersteigen der Sonne und dauert mit abwechselnden Siegen und Niederlagen der Frühlingswärme lange fort. Im Mai steht die Sonne fast senkrecht über der weiten Landfläche Nordafrikas (Sahara), Arabiens und Ostindiens; die Wärme steigert

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [585]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/599>, abgerufen am 22.11.2024.