Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] zu frassen gibt, is a sich, wie das Ding, doas inde (immer) wieder kimmt; giht sich ober uf de Arbt lus, stiht a sich doa, wie anne gebackene Birne; und es hesst olles mit im: Wosch sich mer a Peltz, mach sich mir nich nass." (Keller, 170b.) "Man find witzknöpffel, die reiche malefitzische Leut gern wolten straffen, doch dass es jhnen an ehren nicht verletzlich sey; das ist auff Eulenspieglisch den Beltz waschen vnd nicht nass machen." (Lehmann a. a. O.) *42 Der Pelz ist ihm enge. Er ängstet sich, hat Furcht vor der Strafe u. s. w. "O wie enge war mir der Pelz !" (A. Gryphius, Geliebte Dornrose; Palm, 110, 32.) *43 Eim den Beltz waschen. - Pauli, Schimpff, LXVIIb. "Mancher kan ein Peltz wol waschen vnd darff nid laug noch aschen." (Murner, Schelm., in Kloster, I, 880.) " ... Gut grollen hab ich vff täschen, ir sollent mir den beltz wol wäschen." (Murner, Nb., in Kloster, IV, 877.) "Siehst du wo das Kätzchen naschen, wirst du ihm das Pelzchen waschen." - "War ber og ihn a unsre vier Pfahle ertoppa, ber wulln ihm a Beltz besser woscha." (Keller, 154b.) *44 Ein Belz anlegen, damit eim nit warm wird. - Chaos, 392. Lat.: Igni affudisti oleum. *45 Einem den Pelz ausklopfen (lausen). - Luther's Tischr., 392a. Ihm einen derben Verweis geben, Vorwürfe machen. Wie für das Trinken, so besitzt die deutsche Sprache auch für das Schlagen (s. d.) einen ausserordentlichen Reichthum an Ausdrücken und Redensarten. Besonders ist es eine Anzahl von Berufsarten, welche aus ihrem Kreise Schlagwörter dieser Art geliefert haben. Wie der Kürschner den Pelz ausklopft, so versohlt uns der Schuhmacher, um uns, wenn dies geschehen ist, nach Kräften zu wichsen. Der Schneider bemüht sich, uns mit der Elle etwas aufzumessen; er zieht uns die Beinkleider stramm und ruht nicht, bis er uns gehörig gewamst hat. Nachdem der Schlächter uns das Fell lose gemacht hat, verarbeitet es der Gerber, während der Sattler seinen Ruhm in gutem Verledern sucht. Dass wir den Tuchmacher das Walken zu danken haben, steht ebenso fest, wie die Abstammung des Bläuens oder Durchbläuens vom Färber. Beim Stubenmaler begegnen wir dem Streichen, und der Tischler ist bereit, uns zu vermöbeln. Vom Apotheker haben wir das Schmieren, vom Koch die häufig sehr stark gesalzene und gepfefferte Prügelsuppe und den Klopps; vom Fuhrmann das Kaleschen, vom Musiker, der nebenbei die Flötentöne aus dem ff beibringt, das Pauken. Ob der Zeichner oder Schornsteinfeger uns eins auswischt, mag dahingestellt bleiben; so viel ist aber gewiss, dass der Landmann tüchtig auf uns losdrischt und der Bergmann uns tapfer Schacht gibt, der Bildhauer aber uns nach dem Tode noch aushaut. Der deutsche Maler legt grosses Gewicht auf den Baumschlag und der Grenzjäger auf den Schlagbaum. Wie das Deutsche Meer seine Wellen schlägt, so schlägt der Geometer seine Kreise, der Tänzer seine Pirouetten, der Sänger seine Triller, der Buchbinder die Bogen, der Barbier die Seife zu Schaum, die Köchin das Eiweiss zu Schnee, der Böttcher die Reifen um das Fass; der Holzhauer schlägt den Forst nie der, der fromme Bruder das Kreuz, der vernünftige Mensch schlägt manchmal die Hände über dem Kopfe zusammen. Schlägt uns jemand ein Schnippchen, so schlagen wir ihm ein Bein unter, und findet er sich beleidigt, so schlägt man sich mit ihm auf Pistolen oder Degen. (Vgl. Sprachstudien von R. Schmidt in Das neue Blatt, Leipzig 1871, S. 398.) Holl.: Iemand den pels uitkloppen. (Harrebomee, II, 177a.) *46 Einem etwas auf den Pelz geben. In Pommern: Enen wat up den Pelz gewen. (Dähnert, 347a.) Ihm derb die Wahrheit sagen, eine empfindliche Zurechtweisung ertheilen. "Ha, ha, nu war ich ihn wieder es uf a Peltz gan." - "Se betrugen sich sihr, wenn se menten, sie redten og garne; bir verstanden nich a bissel Kurtzweil, denn wenn sie a su duchten, ihre Oilen wären lauter Folcken, kriegten se es uf a Peltz, eh se sich versagen und ich su goben an Stich, der nich blutte." (Keller, 144a u. 150.) Dietrich (II, 683) sagt: Einem eins in Beltz geben. *47 Einen auf den Pelz schiessen. - Parömiakon, 2610. Seine Fehler und schwachen Seiten angreifen. "Ein Fürst sagte zu seinem Hofprediger, der durch Gleichnisse die Fehler und Laster desselben gerügt hatte, über Tische: >Ihr habt mich heut' ziemlich auf den Pelz geschossen, Herr Hofprediger;< worauf dieser erwiderte: >Das thut mir leid, ich hatte aufs Herz gezielt.<" (Abrahamisches Bescheidessen.) *48 Enen man up'n Pelz bidden. - Dähnert, 347a. Jemand zu Gaste laden, ohne dass es ernstlich gemeint ist. *49 Er hat's (es ist) unterm Pelze gebacken. - Schles. Provinzialbl., 1871, 437. Wird von recht weissem Brot gesagt. [Spaltenumbruch] *50 Er het en Pelz trunke as em de Nar nid gfrürt. - Sutermeister, 64. *51 Er muss den Pelz selber zum Kürschner tragen. (Nürtingen.) *52 Er wirfft den Pelz seiner Fraw die stigen hinab vnd vergisst, dass sie drin steckt. - Zinkgref, IV, 126. *53 He hett enen goden Pelz. - Dähnert, 347a. Er ist sehr fett; die Kälte kann bei ihm nicht durchdringen. *54 Heut' ist's einen Pelz kälter als gestern. - Klix, 48. *55 Ich werd den Pelz nit gar zuflicken. - H. Sachs, IV, 21, 2. Nicht allein zubringen. *56 Ich werd' ihm auf den Pelz steigen. - Klix, 58. *57 Ik kam di up den Pelz. (Holst.) - Schütze, III, 202. Ich komm dir auf den Leib, du bekommst Prügel. *58 Seinen Pelz im Sommer zerreissen. Nothwendige Sachen zur Unzeit abnutzen, verschwenden. *59 Sich seinen Pelz pflegen lassen. (S. Bäuchlein.) Lat.: Pelliculam curare jube. (Horaz.) (Faselius, 56.) *60 Sie warn em a Pelz wuol woarm machen. - Gomolcke, 913. Pelzärmel. * Die sach stehet vff Bölzermeln. - Wicalii Verth. D. h. sie steht schlecht. Pelzbürger. * Er ist ein Pelzbürger. - Frischbier2, 2887. Ein städtischer Kleinbürger, der Landwirthschaft treibt. Der Name kommt daher, weil diese Bürger früher fast Sommer und Winter in Pelzkleidung gingen oder wenigstens, nach Profe (Das Bürgerthum, S. 14), der sie ausführlich schildert, ein Katzenfell auf die Brust und eine Pelzmütze tragen, gern, viel und schlecht sprechen, sich mehr um andere als um sich bekümmern. (S. Nudeldrücker.) Pelzbux. * Se braukt bloss nöt e Paar Pölzböxe vere Nersch to krege, denn öss se fertig. - Frischbier2, 2888. Pelzen. 1 Pelze deinen Balg zuerst, ehe du andere zu pelzen begehrst. *2 Ich will ihn pelzen. (Schles.) Ausschelten oder durchprügeln. Pelzer. Was sollt' ein Pelzer, er wäre denn kreidig! - Petri, II, 609. Lat.: Non sunt pellifices, cretata veste carentes. Pelzhandschuh. Das lässt sich mit Pelzhandschuhen greifen. - Gotthelf, Käserei, 355. Pelzkappe. *1 Dear ischt mit der Pelzkapp' aufs Hiera (Hirn) g'schosse. Der ist verrückt. *2 Den sollte man mit Pelzkappen verschiessen. (Nürtingen.) *3 Er ist mit der Pelzkappe g'schlage (geschossen). (Solothurn.) - Schild, 77, 236; Simrock, 7735; Eiselein, 504; Braun, I, 3200; Sutermeister, 90. Der Unverständige, Närrische. (S. Mehlsack 7.) Pelzkosak. * Du Pelzkosak. - Frischbier2, 2889. Scherzender Zuruf an Kinder. Pelzmütze. *1 Alles trägt Pelzmützen, und er redet vom Schwitzen. Er behauptet ganz unwahrscheinliche Dinge, wie z. B. nicht zu frieren, oder gar, zu schwitzen, wenn man bald erfrieren möchte. Frz.: C'est un menteur d'hiver. *2 Er ist mit der Pelzmütze geschossen und nicht recht getroffen. - Frischbier2, 2890. Er ist nicht bei vollem Verstande. Pelzrock. * Einem den Pelzrock schwefeln. "Die Deutschen werden bereit sein, wenn er (Ludwig Napoleon) es nicht anders haben will, ihm in jeglicher Gestalt den Pelzrock zu schwefeln." (Nationalzeitung, Berlin 5. Juli, 1870, Nr. 323.) Pelzwaschen. * Es ist Ein Beltzwaschen. - Eyering, II, 18. [Spaltenumbruch] zu frassen gibt, is a sich, wie das Ding, doas inde (immer) wieder kimmt; giht sich ober uf de Arbt lus, stiht a sich doa, wie anne gebackene Birne; und es hêsst olles mit im: Wosch sich mer a Peltz, mach sich mir nich nass.“ (Keller, 170b.) „Man find witzknöpffel, die reiche malefitzische Leut gern wolten straffen, doch dass es jhnen an ehren nicht verletzlich sey; das ist auff Eulenspieglisch den Beltz waschen vnd nicht nass machen.“ (Lehmann a. a. O.) *42 Der Pelz ist ihm enge. Er ängstet sich, hat Furcht vor der Strafe u. s. w. „O wie enge war mir der Pelz !“ (A. Gryphius, Geliebte Dornrose; Palm, 110, 32.) *43 Eim den Beltz waschen. – Pauli, Schimpff, LXVIIb. „Mancher kan ein Peltz wol waschen vnd darff nid laug noch aschen.“ (Murner, Schelm., in Kloster, I, 880.) „ ... Gut grollen hab ich vff täschen, ir sollent mir den beltz wol wäschen.“ (Murner, Nb., in Kloster, IV, 877.) „Siehst du wo das Kätzchen naschen, wirst du ihm das Pelzchen waschen.“ – „War ber og ihn a unsre vier Pfahle ertoppa, ber wulln ihm a Beltz besser woscha.“ (Keller, 154b.) *44 Ein Belz anlegen, damit eim nit warm wird. – Chaos, 392. Lat.: Igni affudisti oleum. *45 Einem den Pelz ausklopfen (lausen). – Luther's Tischr., 392a. Ihm einen derben Verweis geben, Vorwürfe machen. Wie für das Trinken, so besitzt die deutsche Sprache auch für das Schlagen (s. d.) einen ausserordentlichen Reichthum an Ausdrücken und Redensarten. Besonders ist es eine Anzahl von Berufsarten, welche aus ihrem Kreise Schlagwörter dieser Art geliefert haben. Wie der Kürschner den Pelz ausklopft, so versohlt uns der Schuhmacher, um uns, wenn dies geschehen ist, nach Kräften zu wichsen. Der Schneider bemüht sich, uns mit der Elle etwas aufzumessen; er zieht uns die Beinkleider stramm und ruht nicht, bis er uns gehörig gewamst hat. Nachdem der Schlächter uns das Fell lose gemacht hat, verarbeitet es der Gerber, während der Sattler seinen Ruhm in gutem Verledern sucht. Dass wir den Tuchmacher das Walken zu danken haben, steht ebenso fest, wie die Abstammung des Bläuens oder Durchbläuens vom Färber. Beim Stubenmaler begegnen wir dem Streichen, und der Tischler ist bereit, uns zu vermöbeln. Vom Apotheker haben wir das Schmieren, vom Koch die häufig sehr stark gesalzene und gepfefferte Prügelsuppe und den Klopps; vom Fuhrmann das Kaleschen, vom Musiker, der nebenbei die Flötentöne aus dem ff beibringt, das Pauken. Ob der Zeichner oder Schornsteinfeger uns eins auswischt, mag dahingestellt bleiben; so viel ist aber gewiss, dass der Landmann tüchtig auf uns losdrischt und der Bergmann uns tapfer Schacht gibt, der Bildhauer aber uns nach dem Tode noch aushaut. Der deutsche Maler legt grosses Gewicht auf den Baumschlag und der Grenzjäger auf den Schlagbaum. Wie das Deutsche Meer seine Wellen schlägt, so schlägt der Geometer seine Kreise, der Tänzer seine Pirouetten, der Sänger seine Triller, der Buchbinder die Bogen, der Barbier die Seife zu Schaum, die Köchin das Eiweiss zu Schnee, der Böttcher die Reifen um das Fass; der Holzhauer schlägt den Forst nie der, der fromme Bruder das Kreuz, der vernünftige Mensch schlägt manchmal die Hände über dem Kopfe zusammen. Schlägt uns jemand ein Schnippchen, so schlagen wir ihm ein Bein unter, und findet er sich beleidigt, so schlägt man sich mit ihm auf Pistolen oder Degen. (Vgl. Sprachstudien von R. Schmidt in Das neue Blatt, Leipzig 1871, S. 398.) Holl.: Iemand den pels uitkloppen. (Harrebomée, II, 177a.) *46 Einem etwas auf den Pelz geben. In Pommern: Enen wat up den Pelz gewen. (Dähnert, 347a.) Ihm derb die Wahrheit sagen, eine empfindliche Zurechtweisung ertheilen. „Ha, ha, nu war ich ihn wieder es uf a Peltz gan.“ – „Se betrugen sich sihr, wenn se menten, sie redten og garne; bir verstanden nich a bissel Kurtzweil, denn wenn sie a su duchten, ihre Oilen wären lauter Folcken, kriegten se es uf a Peltz, eh se sich versagen und ich su goben an Stich, der nich blutte.“ (Keller, 144a u. 150.) Dietrich (II, 683) sagt: Einem eins in Beltz geben. *47 Einen auf den Pelz schiessen. – Parömiakon, 2610. Seine Fehler und schwachen Seiten angreifen. „Ein Fürst sagte zu seinem Hofprediger, der durch Gleichnisse die Fehler und Laster desselben gerügt hatte, über Tische: ›Ihr habt mich heut' ziemlich auf den Pelz geschossen, Herr Hofprediger;‹ worauf dieser erwiderte: ›Das thut mir leid, ich hatte aufs Herz gezielt.‹“ (Abrahamisches Bescheidessen.) *48 Enen man up'n Pelz bidden. – Dähnert, 347a. Jemand zu Gaste laden, ohne dass es ernstlich gemeint ist. *49 Er hat's (es ist) unterm Pelze gebacken. – Schles. Provinzialbl., 1871, 437. Wird von recht weissem Brot gesagt. [Spaltenumbruch] *50 Er het en Pelz trunke as em de Nar nid gfrürt. – Sutermeister, 64. *51 Er muss den Pelz selber zum Kürschner tragen. (Nürtingen.) *52 Er wirfft den Pelz seiner Fraw die stigen hinab vnd vergisst, dass sie drin steckt. – Zinkgref, IV, 126. *53 He hett enen goden Pelz. – Dähnert, 347a. Er ist sehr fett; die Kälte kann bei ihm nicht durchdringen. *54 Heut' ist's einen Pelz kälter als gestern. – Klix, 48. *55 Ich werd den Pelz nit gar zuflicken. – H. Sachs, IV, 21, 2. Nicht allein zubringen. *56 Ich werd' ihm auf den Pelz steigen. – Klix, 58. *57 Ik kam di up den Pelz. (Holst.) – Schütze, III, 202. Ich komm dir auf den Leib, du bekommst Prügel. *58 Seinen Pelz im Sommer zerreissen. Nothwendige Sachen zur Unzeit abnutzen, verschwenden. *59 Sich seinen Pelz pflegen lassen. (S. Bäuchlein.) Lat.: Pelliculam curare jube. (Horaz.) (Faselius, 56.) *60 Sie warn em a Pelz wuol woarm machen. – Gomolcke, 913. Pelzärmel. * Die sach stehet vff Bölzermeln. – Wicalii Verth. D. h. sie steht schlecht. Pelzbürger. * Er ist ein Pelzbürger. – Frischbier2, 2887. Ein städtischer Kleinbürger, der Landwirthschaft treibt. Der Name kommt daher, weil diese Bürger früher fast Sommer und Winter in Pelzkleidung gingen oder wenigstens, nach Profe (Das Bürgerthum, S. 14), der sie ausführlich schildert, ein Katzenfell auf die Brust und eine Pelzmütze tragen, gern, viel und schlecht sprechen, sich mehr um andere als um sich bekümmern. (S. Nudeldrücker.) Pelzbux. * Se brûkt bloss nöt e Paar Pölzböxe vere Nersch to krêge, denn öss se fertig. – Frischbier2, 2888. Pelzen. 1 Pelze deinen Balg zuerst, ehe du andere zu pelzen begehrst. *2 Ich will ihn pelzen. (Schles.) Ausschelten oder durchprügeln. Pelzer. Was sollt' ein Pelzer, er wäre denn kreidig! – Petri, II, 609. Lat.: Non sunt pellifices, cretata veste carentes. Pelzhandschuh. Das lässt sich mit Pelzhandschuhen greifen. – Gotthelf, Käserei, 355. Pelzkappe. *1 Dear ischt mit der Pelzkapp' aufs Hiera (Hirn) g'schosse. Der ist verrückt. *2 Den sollte man mit Pelzkappen verschiessen. (Nürtingen.) *3 Er ist mit der Pelzkappe g'schlage (geschossen). (Solothurn.) – Schild, 77, 236; Simrock, 7735; Eiselein, 504; Braun, I, 3200; Sutermeister, 90. Der Unverständige, Närrische. (S. Mehlsack 7.) Pelzkosak. * Du Pelzkosak. – Frischbier2, 2889. Scherzender Zuruf an Kinder. Pelzmütze. *1 Alles trägt Pelzmützen, und er redet vom Schwitzen. Er behauptet ganz unwahrscheinliche Dinge, wie z. B. nicht zu frieren, oder gar, zu schwitzen, wenn man bald erfrieren möchte. Frz.: C'est un menteur d'hiver. *2 Er ist mit der Pelzmütze geschossen und nicht recht getroffen. – Frischbier2, 2890. Er ist nicht bei vollem Verstande. Pelzrock. * Einem den Pelzrock schwefeln. „Die Deutschen werden bereit sein, wenn er (Ludwig Napoleon) es nicht anders haben will, ihm in jeglicher Gestalt den Pelzrock zu schwefeln.“ (Nationalzeitung, Berlin 5. Juli, 1870, Nr. 323.) Pelzwaschen. * Es ist Ein Beltzwaschen. – Eyering, II, 18. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><pb facs="#f0618" n="[604]"/><cb n="1207"/> zu frassen gibt, is a sich, wie das Ding, doas inde (immer) wieder kimmt; giht sich ober uf de Arbt lus, stiht a sich doa, wie anne gebackene Birne; und es hêsst olles mit im: Wosch sich mer a Peltz, mach sich mir nich nass.“ (<hi rendition="#i">Keller, 170<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) „Man find witzknöpffel, die reiche malefitzische Leut gern wolten straffen, doch dass es jhnen an ehren nicht verletzlich sey; das ist auff Eulenspieglisch den Beltz waschen vnd nicht nass machen.“ (Lehmann a. a. O.)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*42 Der Pelz ist ihm enge.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Er ängstet sich, hat Furcht vor der Strafe u. s. w. „O wie enge war mir der Pelz !“ (<hi rendition="#i">A. Gryphius, Geliebte Dornrose; Palm, 110, 32.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*43 Eim den Beltz waschen.</hi> – <hi rendition="#i">Pauli, Schimpff, LXVII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Mancher kan ein Peltz wol waschen vnd darff nid laug noch aschen.“ (<hi rendition="#i">Murner, Schelm., in Kloster, I, 880.</hi>) „ ... Gut grollen hab ich vff täschen, ir sollent mir den beltz wol wäschen.“ (<hi rendition="#i">Murner, Nb., in Kloster, IV, 877.</hi>) „Siehst du wo das Kätzchen naschen, wirst du ihm das Pelzchen waschen.“ – „War ber og ihn a unsre vier Pfahle ertoppa, ber wulln ihm a Beltz besser woscha.“ (<hi rendition="#i">Keller, 154<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*44 Ein Belz anlegen, damit eim nit warm wird.</hi> – <hi rendition="#i">Chaos, 392.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Igni affudisti oleum.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*45 Einem den Pelz ausklopfen (lausen).</hi> – <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 392<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ihm einen derben Verweis geben, Vorwürfe machen. Wie für das Trinken, so besitzt die deutsche Sprache auch für das Schlagen (s. d.) einen ausserordentlichen Reichthum an Ausdrücken und Redensarten. Besonders ist es eine Anzahl von Berufsarten, welche aus ihrem Kreise Schlagwörter dieser Art geliefert haben. Wie der Kürschner den Pelz ausklopft, so versohlt uns der Schuhmacher, um uns, wenn dies geschehen ist, nach Kräften zu wichsen. Der Schneider bemüht sich, uns mit der Elle etwas aufzumessen; er zieht uns die Beinkleider stramm und ruht nicht, bis er uns gehörig gewamst hat. Nachdem der Schlächter uns das Fell lose gemacht hat, verarbeitet es der Gerber, während der Sattler seinen Ruhm in gutem Verledern sucht. Dass wir den Tuchmacher das Walken zu danken haben, steht ebenso fest, wie die Abstammung des Bläuens oder Durchbläuens vom Färber. Beim Stubenmaler begegnen wir dem Streichen, und der Tischler ist bereit, uns zu vermöbeln. Vom Apotheker haben wir das Schmieren, vom Koch die häufig sehr stark gesalzene und gepfefferte Prügelsuppe und den Klopps; vom Fuhrmann das Kaleschen, vom Musiker, der nebenbei die Flötentöne aus dem ff beibringt, das Pauken. Ob der Zeichner oder Schornsteinfeger uns eins auswischt, mag dahingestellt bleiben; so viel ist aber gewiss, dass der Landmann tüchtig auf uns losdrischt und der Bergmann uns tapfer Schacht gibt, der Bildhauer aber uns nach dem Tode noch aushaut. Der deutsche Maler legt grosses Gewicht auf den Baumschlag und der Grenzjäger auf den Schlagbaum. Wie das Deutsche Meer seine Wellen schlägt, so schlägt der Geometer seine Kreise, der Tänzer seine Pirouetten, der Sänger seine Triller, der Buchbinder die Bogen, der Barbier die Seife zu Schaum, die Köchin das Eiweiss zu Schnee, der Böttcher die Reifen um das Fass; der Holzhauer schlägt den Forst nie der, der fromme Bruder das Kreuz, der vernünftige Mensch schlägt manchmal die Hände über dem Kopfe zusammen. Schlägt uns jemand ein Schnippchen, so schlagen wir ihm ein Bein unter, und findet er sich beleidigt, so schlägt man sich mit ihm auf Pistolen oder Degen. (Vgl. <hi rendition="#i">Sprachstudien von R. Schmidt in Das neue Blatt, Leipzig 1871, S. 398.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Iemand den pels uitkloppen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 177<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*46 Einem etwas auf den Pelz geben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In Pommern: Enen wat up den Pelz gewen. (<hi rendition="#i">Dähnert, 347<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) Ihm derb die Wahrheit sagen, eine empfindliche Zurechtweisung ertheilen. „Ha, ha, nu war ich ihn wieder es uf a Peltz gan.“ – „Se betrugen sich sihr, wenn se menten, sie redten og garne; bir verstanden nich a bissel Kurtzweil, denn wenn sie a su duchten, ihre Oilen wären lauter Folcken, kriegten se es uf a Peltz, eh se sich versagen und ich su goben an Stich, der nich blutte.“ (<hi rendition="#i">Keller, 144<hi rendition="#sup">a</hi> u. 150.</hi>) <hi rendition="#i">Dietrich (II, 683)</hi> sagt: Einem eins in Beltz geben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*47 Einen auf den Pelz schiessen.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 2610.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Seine Fehler und schwachen Seiten angreifen. „Ein Fürst sagte zu seinem Hofprediger, der durch Gleichnisse die Fehler und Laster desselben gerügt hatte, über Tische: ›Ihr habt mich heut' ziemlich auf den Pelz geschossen, Herr Hofprediger;‹ worauf dieser erwiderte: ›Das thut mir leid, ich hatte aufs Herz gezielt.‹“ (<hi rendition="#i">Abrahamisches Bescheidessen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*48 Enen man up'n Pelz bidden.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 347<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Jemand zu Gaste laden, ohne dass es ernstlich gemeint ist.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*49 Er hat's (es ist) unterm Pelze gebacken.</hi> – <hi rendition="#i">Schles. Provinzialbl., 1871, 437.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wird von recht weissem Brot gesagt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1208"/> *50 Er het en Pelz trunke as em de Nar nid gfrürt.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 64.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*51 Er muss den Pelz selber zum Kürschner tragen.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*52 Er wirfft den Pelz seiner Fraw die stigen hinab vnd vergisst, dass sie drin steckt.</hi> – <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 126.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*53 He hett enen goden Pelz.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 347<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er ist sehr fett; die Kälte kann bei ihm nicht durchdringen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*54 Heut' ist's einen Pelz kälter als gestern.</hi> – <hi rendition="#i">Klix, 48.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*55 Ich werd den Pelz nit gar zuflicken.</hi> – <hi rendition="#i">H. Sachs, IV, 21, 2.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Nicht allein zubringen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*56 Ich werd' ihm auf den Pelz steigen.</hi> – <hi rendition="#i">Klix, 58.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*57 Ik kam di up den Pelz.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) – <hi rendition="#i">Schütze, III, 202.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ich komm dir auf den Leib, du bekommst Prügel.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*58 Seinen Pelz im Sommer zerreissen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Nothwendige Sachen zur Unzeit abnutzen, verschwenden.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*59 Sich seinen Pelz pflegen lassen.</hi> (S. Bäuchlein.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pelliculam curare jube. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Faselius, 56.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*60 Sie warn em a Pelz wuol woarm machen.</hi> – <hi rendition="#i">Gomolcke, 913.</hi></p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pelzärmel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Die sach stehet vff Bölzermeln.</hi> – <hi rendition="#i">Wicalii Verth.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">D. h. sie steht schlecht.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pelzbürger.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Pelzbürger.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2887.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein städtischer Kleinbürger, der Landwirthschaft treibt. Der Name kommt daher, weil diese Bürger früher fast Sommer und Winter in Pelzkleidung gingen oder wenigstens, nach <hi rendition="#i">Profe</hi> (<hi rendition="#i">Das Bürgerthum, S. 14</hi>), der sie ausführlich schildert, ein Katzenfell auf die Brust und eine Pelzmütze tragen, gern, viel und schlecht sprechen, sich mehr um andere als um sich bekümmern. (S. Nudeldrücker.)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pelzbux.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Se brûkt bloss nöt e Paar Pölzböxe vere Nersch to krêge, denn öss se fertig.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2888.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pelzen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Pelze deinen Balg zuerst, ehe du andere zu pelzen begehrst.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Ich will ihn pelzen.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Ausschelten oder durchprügeln.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pelzer.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Was sollt' ein Pelzer, er wäre denn kreidig!</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 609.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non sunt pellifices, cretata veste carentes.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pelzhandschuh.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das lässt sich mit Pelzhandschuhen greifen.</hi> – <hi rendition="#i">Gotthelf, Käserei, 355.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pelzkappe.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Dear ischt mit der Pelzkapp' aufs Hiera (Hirn) g'schosse.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Der ist verrückt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Den sollte man mit Pelzkappen verschiessen.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er ist mit der Pelzkappe g'schlage (geschossen).</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) – <hi rendition="#i">Schild, 77, 236; Simrock, 7735; Eiselein, 504; Braun, I, 3200; Sutermeister, 90.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der Unverständige, Närrische. (S. Mehlsack 7.)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pelzkosak.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Du Pelzkosak.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2889.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Scherzender Zuruf an Kinder.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pelzmütze.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Alles trägt Pelzmützen, und er redet vom Schwitzen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Er behauptet ganz unwahrscheinliche Dinge, wie z. B. nicht zu frieren, oder gar, zu schwitzen, wenn man bald erfrieren möchte.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est un menteur d'hiver.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er ist mit der Pelzmütze geschossen und nicht recht getroffen.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2890.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er ist nicht bei vollem Verstande.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pelzrock.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einem den Pelzrock schwefeln.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Die Deutschen werden bereit sein, wenn er (Ludwig Napoleon) es nicht anders haben will, ihm in jeglicher Gestalt den Pelzrock zu schwefeln.“ (<hi rendition="#i">Nationalzeitung, Berlin 5. Juli, 1870, Nr. 323.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pelzwaschen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist Ein Beltzwaschen.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, II, 18.</hi></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[604]/0618]
zu frassen gibt, is a sich, wie das Ding, doas inde (immer) wieder kimmt; giht sich ober uf de Arbt lus, stiht a sich doa, wie anne gebackene Birne; und es hêsst olles mit im: Wosch sich mer a Peltz, mach sich mir nich nass.“ (Keller, 170b.) „Man find witzknöpffel, die reiche malefitzische Leut gern wolten straffen, doch dass es jhnen an ehren nicht verletzlich sey; das ist auff Eulenspieglisch den Beltz waschen vnd nicht nass machen.“ (Lehmann a. a. O.)
*42 Der Pelz ist ihm enge.
Er ängstet sich, hat Furcht vor der Strafe u. s. w. „O wie enge war mir der Pelz !“ (A. Gryphius, Geliebte Dornrose; Palm, 110, 32.)
*43 Eim den Beltz waschen. – Pauli, Schimpff, LXVIIb.
„Mancher kan ein Peltz wol waschen vnd darff nid laug noch aschen.“ (Murner, Schelm., in Kloster, I, 880.) „ ... Gut grollen hab ich vff täschen, ir sollent mir den beltz wol wäschen.“ (Murner, Nb., in Kloster, IV, 877.) „Siehst du wo das Kätzchen naschen, wirst du ihm das Pelzchen waschen.“ – „War ber og ihn a unsre vier Pfahle ertoppa, ber wulln ihm a Beltz besser woscha.“ (Keller, 154b.)
*44 Ein Belz anlegen, damit eim nit warm wird. – Chaos, 392.
Lat.: Igni affudisti oleum.
*45 Einem den Pelz ausklopfen (lausen). – Luther's Tischr., 392a.
Ihm einen derben Verweis geben, Vorwürfe machen. Wie für das Trinken, so besitzt die deutsche Sprache auch für das Schlagen (s. d.) einen ausserordentlichen Reichthum an Ausdrücken und Redensarten. Besonders ist es eine Anzahl von Berufsarten, welche aus ihrem Kreise Schlagwörter dieser Art geliefert haben. Wie der Kürschner den Pelz ausklopft, so versohlt uns der Schuhmacher, um uns, wenn dies geschehen ist, nach Kräften zu wichsen. Der Schneider bemüht sich, uns mit der Elle etwas aufzumessen; er zieht uns die Beinkleider stramm und ruht nicht, bis er uns gehörig gewamst hat. Nachdem der Schlächter uns das Fell lose gemacht hat, verarbeitet es der Gerber, während der Sattler seinen Ruhm in gutem Verledern sucht. Dass wir den Tuchmacher das Walken zu danken haben, steht ebenso fest, wie die Abstammung des Bläuens oder Durchbläuens vom Färber. Beim Stubenmaler begegnen wir dem Streichen, und der Tischler ist bereit, uns zu vermöbeln. Vom Apotheker haben wir das Schmieren, vom Koch die häufig sehr stark gesalzene und gepfefferte Prügelsuppe und den Klopps; vom Fuhrmann das Kaleschen, vom Musiker, der nebenbei die Flötentöne aus dem ff beibringt, das Pauken. Ob der Zeichner oder Schornsteinfeger uns eins auswischt, mag dahingestellt bleiben; so viel ist aber gewiss, dass der Landmann tüchtig auf uns losdrischt und der Bergmann uns tapfer Schacht gibt, der Bildhauer aber uns nach dem Tode noch aushaut. Der deutsche Maler legt grosses Gewicht auf den Baumschlag und der Grenzjäger auf den Schlagbaum. Wie das Deutsche Meer seine Wellen schlägt, so schlägt der Geometer seine Kreise, der Tänzer seine Pirouetten, der Sänger seine Triller, der Buchbinder die Bogen, der Barbier die Seife zu Schaum, die Köchin das Eiweiss zu Schnee, der Böttcher die Reifen um das Fass; der Holzhauer schlägt den Forst nie der, der fromme Bruder das Kreuz, der vernünftige Mensch schlägt manchmal die Hände über dem Kopfe zusammen. Schlägt uns jemand ein Schnippchen, so schlagen wir ihm ein Bein unter, und findet er sich beleidigt, so schlägt man sich mit ihm auf Pistolen oder Degen. (Vgl. Sprachstudien von R. Schmidt in Das neue Blatt, Leipzig 1871, S. 398.)
Holl.: Iemand den pels uitkloppen. (Harrebomée, II, 177a.)
*46 Einem etwas auf den Pelz geben.
In Pommern: Enen wat up den Pelz gewen. (Dähnert, 347a.) Ihm derb die Wahrheit sagen, eine empfindliche Zurechtweisung ertheilen. „Ha, ha, nu war ich ihn wieder es uf a Peltz gan.“ – „Se betrugen sich sihr, wenn se menten, sie redten og garne; bir verstanden nich a bissel Kurtzweil, denn wenn sie a su duchten, ihre Oilen wären lauter Folcken, kriegten se es uf a Peltz, eh se sich versagen und ich su goben an Stich, der nich blutte.“ (Keller, 144a u. 150.) Dietrich (II, 683) sagt: Einem eins in Beltz geben.
*47 Einen auf den Pelz schiessen. – Parömiakon, 2610.
Seine Fehler und schwachen Seiten angreifen. „Ein Fürst sagte zu seinem Hofprediger, der durch Gleichnisse die Fehler und Laster desselben gerügt hatte, über Tische: ›Ihr habt mich heut' ziemlich auf den Pelz geschossen, Herr Hofprediger;‹ worauf dieser erwiderte: ›Das thut mir leid, ich hatte aufs Herz gezielt.‹“ (Abrahamisches Bescheidessen.)
*48 Enen man up'n Pelz bidden. – Dähnert, 347a.
Jemand zu Gaste laden, ohne dass es ernstlich gemeint ist.
*49 Er hat's (es ist) unterm Pelze gebacken. – Schles. Provinzialbl., 1871, 437.
Wird von recht weissem Brot gesagt.
*50 Er het en Pelz trunke as em de Nar nid gfrürt. – Sutermeister, 64.
*51 Er muss den Pelz selber zum Kürschner tragen. (Nürtingen.)
*52 Er wirfft den Pelz seiner Fraw die stigen hinab vnd vergisst, dass sie drin steckt. – Zinkgref, IV, 126.
*53 He hett enen goden Pelz. – Dähnert, 347a.
Er ist sehr fett; die Kälte kann bei ihm nicht durchdringen.
*54 Heut' ist's einen Pelz kälter als gestern. – Klix, 48.
*55 Ich werd den Pelz nit gar zuflicken. – H. Sachs, IV, 21, 2.
Nicht allein zubringen.
*56 Ich werd' ihm auf den Pelz steigen. – Klix, 58.
*57 Ik kam di up den Pelz. (Holst.) – Schütze, III, 202.
Ich komm dir auf den Leib, du bekommst Prügel.
*58 Seinen Pelz im Sommer zerreissen.
Nothwendige Sachen zur Unzeit abnutzen, verschwenden.
*59 Sich seinen Pelz pflegen lassen. (S. Bäuchlein.)
Lat.: Pelliculam curare jube. (Horaz.) (Faselius, 56.)
*60 Sie warn em a Pelz wuol woarm machen. – Gomolcke, 913.
Pelzärmel.
* Die sach stehet vff Bölzermeln. – Wicalii Verth.
D. h. sie steht schlecht.
Pelzbürger.
* Er ist ein Pelzbürger. – Frischbier2, 2887.
Ein städtischer Kleinbürger, der Landwirthschaft treibt. Der Name kommt daher, weil diese Bürger früher fast Sommer und Winter in Pelzkleidung gingen oder wenigstens, nach Profe (Das Bürgerthum, S. 14), der sie ausführlich schildert, ein Katzenfell auf die Brust und eine Pelzmütze tragen, gern, viel und schlecht sprechen, sich mehr um andere als um sich bekümmern. (S. Nudeldrücker.)
Pelzbux.
* Se brûkt bloss nöt e Paar Pölzböxe vere Nersch to krêge, denn öss se fertig. – Frischbier2, 2888.
Pelzen.
1 Pelze deinen Balg zuerst, ehe du andere zu pelzen begehrst.
*2 Ich will ihn pelzen. (Schles.)
Ausschelten oder durchprügeln.
Pelzer.
Was sollt' ein Pelzer, er wäre denn kreidig! – Petri, II, 609.
Lat.: Non sunt pellifices, cretata veste carentes.
Pelzhandschuh.
Das lässt sich mit Pelzhandschuhen greifen. – Gotthelf, Käserei, 355.
Pelzkappe.
*1 Dear ischt mit der Pelzkapp' aufs Hiera (Hirn) g'schosse.
Der ist verrückt.
*2 Den sollte man mit Pelzkappen verschiessen. (Nürtingen.)
*3 Er ist mit der Pelzkappe g'schlage (geschossen). (Solothurn.) – Schild, 77, 236; Simrock, 7735; Eiselein, 504; Braun, I, 3200; Sutermeister, 90.
Der Unverständige, Närrische. (S. Mehlsack 7.)
Pelzkosak.
* Du Pelzkosak. – Frischbier2, 2889.
Scherzender Zuruf an Kinder.
Pelzmütze.
*1 Alles trägt Pelzmützen, und er redet vom Schwitzen.
Er behauptet ganz unwahrscheinliche Dinge, wie z. B. nicht zu frieren, oder gar, zu schwitzen, wenn man bald erfrieren möchte.
Frz.: C'est un menteur d'hiver.
*2 Er ist mit der Pelzmütze geschossen und nicht recht getroffen. – Frischbier2, 2890.
Er ist nicht bei vollem Verstande.
Pelzrock.
* Einem den Pelzrock schwefeln.
„Die Deutschen werden bereit sein, wenn er (Ludwig Napoleon) es nicht anders haben will, ihm in jeglicher Gestalt den Pelzrock zu schwefeln.“ (Nationalzeitung, Berlin 5. Juli, 1870, Nr. 323.)
Pelzwaschen.
* Es ist Ein Beltzwaschen. – Eyering, II, 18.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |