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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] sie in slawischen Sagen auf und ist in romanischer Literatur eingebürgert. Selbst mit dem Teufel wird das Pferd fertig, wie dies aus einer niederösterreichischen Sage zu ersehen ist. Man vermisste die Müller in der Hölle, und schickte deshalb einen Teufel aus, einige zu holen. Unterwegs erkundigte er sich, wie sie aussähen. Man sagte ihm, sie seien weiss und fänden sich in der Nähe eines Bachs. Bald darauf bemerkte er einen weidenden Schimmel, hielt ihn für einen Müller und wollte ihn schnurstracks zur Hölle führen. Aber der Schimmel verstand keinen Spass. Da ihm der Teufel von der falschen Seite ankam, schlug er aus und traf ihn so gewaltig an den Fuss, dass er zeitlebens hinken muss.

73 Das Pferd ist schon gut, aber das Eisen ist schlecht, sagte der Rosskamm.

Aehnlich die Osmanen Schlechta, 25. Von denen, die beim Einkauf an der Waare durchaus etwas tadeln wollen, um den Preis herabzudrücken.

Böhm.: Dobry kun, ale spatna podkova. - Kdyby nebylo na koni lysiny, nebylo by mu ani ceny. (Celakovsky, 330.)

74 Das Pferd ist todt, wenn das Gras gewachsen ist.

Frz.: Ne meurs, cheval, herbe te vient.

75 Das Pferd ist über die Jugendthorheiten hinaus, sagte ein Eckensteher zu einem Droschkenkutscher, der kaum von der Stelle kam.

Spott auf ein altes Pferd, auch auf einen trägen Arbeiter angewandt.

76 Das Pferd kann (oft) stürzen, ehe es in den Stall kommt.

77 Das Pferd kennt seine Stärke nicht.

Wenn jemand nicht weiss, was er vermag, wenn er stärker ist als er glaubt.

78 Das Pferd leitet man an einer Leine, den Mann an einem Frauenhaar.

Holl.: Het paard gengelt aan eene losse lijn gelijk de man aan het draadje van de vrouw. (Harrebomee, II, 163a.)

79 Das Pferd lenkt man mit dem Zügel, das Weib mit dem Stock.

Die Türken: Das Pferd mit dem Zügel, den Menschen mit dem Worte. (Cahier, 2702.)

Dän.: Styr hest met bidsel, og kone med kiep. (Prov. dan., 535.)

80 Das Pferd lernt man im Gehen, den Reiter im Wirthshaus kennen.

Frz.: On connaeit le cheval en chemin, et le cavalier a l'auberge. (Cibot, 158.)

81 Das Pferd liebt die Krippe mehr als das Kummt (den Sattel).

Die Russen: Das Pferd liebt den Hafer mehr als den Sattel. (Altmann VI, 409.)

Holl.: Dat paard wil wel eten, maar geen' zadel dragen. (Harrebomee, II, 161a.)

82 Das Pferd lobt den Sattel (Sattler).

Wenn derselbe so ist, dass er dem Pferde nicht wehe thut, sondern wol anpasst.

Holl.: Een paard eet niet wel met zijn gareel aan. (Harrebomee, II, 162a.)

83 Das Pferd merkt auf den Ruf des Herrn, aber nicht auf das Schelten des Fuhrmanns.

84 Das Pferd mit dem Zaume, ein bös Weib mit dem Stock.

Dän.: Styr hest med bidsel og ond kone med kiep. (Bohn I, 399.)

85 Das Pferd möchte ein Joch und der Ochs den Sattel.

Böhm.: Kun zada jho, a vul sedlo. (Celakovsky, 283.)

86 Das Pferd muss fressen, wo es angebunden ist.

Holl.: Waar het paard aangebonden is, moet het vreten. (Harrebomee, II, 166b.)

87 Das Pferd schüttelt die Ohren, wenn die Esel schreien.

Böhm.: Zle koni, kolem nehoz osli hykaji. (Celakovsky, 207.)

Kroat.: Tezko konju, okol koga se osli riceju. (Celakovsky, 207.)

88 Das Pferd, so den Hafer verdient, bekommt dessen wenig, sagte der Bauer zum Grosskellner. - Klosterspiegel, 6, 10.

"Von den armen Ackermehrichen sagt man, dass das Pferd, das den Haber erwirbet, das mus jn nicht fressen." (Coler, 332a.)

89 Das Pferd, so den meisten Hafer bekommt, hat die meiste Lust, den Reiter abzuwerfen.

Dän.: Den hest som faaer meest havre, er meest villig til at slaae af. (Prov. dan., 286.)

90 Das Pferd, so wider die Sporen strauchelt, wird zweimal geschlagen.

Lat.: Nemo laeditur nisi a se ipso. (Chaos, 1042.)

[Spaltenumbruch] 91 Das Pferd soll die Krippe suchen (zur Krippe gehen), nicht die Krippe das Pferd (zum Pferde). - Eiselein, 510; Simrock, 7837; Grubb, 386.

Dän.: Hest skal gaae til krybben, ikke krybben til hest. (Bohn I, 374.)

Lat.: Aequum est, a quo quid velis, ad eum currere. (Binder II, 90; Lehmann, 65, 1.) - Non praesepe bovem, sed bos praesepe requirat. (Philippi, II, 43.)

92 Das Pferd stallt gern, wo es schon nass ist.

Holl.: Het paard stalt meest (liefst), daar't nat is. (Harrebomee, II, 163b.)

93 Das Pferd stirbt, aber der Sattel bleibt.

Der Mensch stirbt, aber sein Andenken überlebt ihn.

94 Das pferd stirbt offt, eh grass wechsst. - Franck, II, 152b; Gruter, I, 12; Egenolff, 210b; Eyering, I, 333; Guttenstein, I, 107; Petri, II, 68; Henisch, 1728, 1; Sutor, 123; Blum, 414; Gaal, 1251; Simrock, 7847; Körte, 4779; Braun, I, 3283.

Böhm.: Prve nez trava zroste, az kun umre. (Celakovsky, 199.)

Dän.: Komma med mjölken sedan fölet är dödt. (Grubb, 559.)

Engl.: While the grass grows, the steed starves. (Masson, 196.)

Lat.: Inter calicem et os. - Inter malleum et incudem. - Inter manum et mentem. - Inter os et ossam (multa intervenire possunt). (Seybold, 252.)

95 Das Pferd trinkt genug Wasser und lässt der Kuh noch etwas übrig.

Wenn du auch noch so gierig und ungenügsam bist, etwas wirst du mir wol noch lassen müssen.

96 Das Pferd und sein Reiter haben nicht stets einerlei Gedanken.

Engl.: The horse thinks one thing and he that rides him another. (Bohn II, 11.)

Span.: Una cosa piensa el bayo, y otra el que lo ensilla. (Bohn I, 260.)

97 Das Pferd wäre ein ganz hübsches Thier, sagte der Ochs, wenn's nur ein paar Hörner hätte.

Die Russen: Der Ochs vermisst am Gaul die Hörner. (Altmann VI, 413.)

98 Das Pferd, welches den Hafer baut, muss Spreu fressen.

99 Das Pferd, welches den Hafer verdient, bekommt ihn nicht. - Hollenberg, II, 28; Blum, 40; Pistor., VII, 15; Gaal, 1253; Körte, 4761 u. 5970; für Köln: Firmenich, I, 476, 225; für Düren: Firmenich, I, 482, 11.

In Süderdithmarschen: Dat Pärd, dat den Habern ferdent bet, kricht em nich. In der Ukermark: Dat Päht, wat 'n Hoawa vadehnt, kricht'n nich.

Dän.: Den hest faaer mindst af havren, som drager meest derfor. - Den hest som meest fortiener havren, faaer mindst deraf. - Den hest som plöyer vor havren, faaer mindst af den. (Prov. dan., 286.)

Frz.: Cheval faisant la peine ne mange pas l'avoine. (Leroux, I, 101.)

Holl.: De paarden, die de haver verdienen, kriegen die niet. (Harrebomee, II, 161a.)

It.: Chi fila, ha una camicia, e chi non fila, ne ha due. (Gaal, 1253.) - La robba non e di chi la fa, ma di qui la gode.

Schwed.: Den häst som mästa hafra drar far minst der af. (Grubb, 124.)

100 Das Pferd will wol den Hafer, aber nicht den Sattel. - Simrock, 7843; Körte, 4760; Braun, I, 3268.

Bei Tunnicius (54, 554): Dat pert wil gerne eten, mer dat wil neinen sadel dragen. (Esse cupit mannus, sed ephippia ferre recusat.)

Poln.: Jadlby kot ryby, ale niechce ogona maczac. (Masson, 80.)

101 Das Pferd wird hinkend, der Fisch wird stinkend, der Wein stösst dem Fass den Boden aus, so läuft der Kaufmann zum Thor hinaus.

102 Das Pferd wird wol alt, aber es wird nicht wieder ein Füllen.

Wie der Mensch, der, sehr alt, noch einmal zum Kinde wird.

Böhm.: Kun jest jednou hribetem, clovek dvakrat ditetem. (Celakovsky, 308.)

103 Das Pferd wirft gern den Zaum ab, die Jugend die Zucht, das Alter die Dienstbarkeit. - Parömiakon, 2319.

104 Das Pferd wirft nur Ein Füllen, aber es gilt mehr als zehn Hasen.

In der Schriftstellerwelt geht es wie in der Thierwelt, die fruchtbarsten Schriftsteller sind nicht stets die geachtetsten.

[Spaltenumbruch] sie in slawischen Sagen auf und ist in romanischer Literatur eingebürgert. Selbst mit dem Teufel wird das Pferd fertig, wie dies aus einer niederösterreichischen Sage zu ersehen ist. Man vermisste die Müller in der Hölle, und schickte deshalb einen Teufel aus, einige zu holen. Unterwegs erkundigte er sich, wie sie aussähen. Man sagte ihm, sie seien weiss und fänden sich in der Nähe eines Bachs. Bald darauf bemerkte er einen weidenden Schimmel, hielt ihn für einen Müller und wollte ihn schnurstracks zur Hölle führen. Aber der Schimmel verstand keinen Spass. Da ihm der Teufel von der falschen Seite ankam, schlug er aus und traf ihn so gewaltig an den Fuss, dass er zeitlebens hinken muss.

73 Das Pferd ist schon gut, aber das Eisen ist schlecht, sagte der Rosskamm.

Aehnlich die Osmanen Schlechta, 25. Von denen, die beim Einkauf an der Waare durchaus etwas tadeln wollen, um den Preis herabzudrücken.

Böhm.: Dobrý kůň, ale špatná podkova. – Kdyby nebylo na koni lysiny, nebylo by mu ani ceny. (Čelakovský, 330.)

74 Das Pferd ist todt, wenn das Gras gewachsen ist.

Frz.: Ne meurs, cheval, herbe te vient.

75 Das Pferd ist über die Jugendthorheiten hinaus, sagte ein Eckensteher zu einem Droschkenkutscher, der kaum von der Stelle kam.

Spott auf ein altes Pferd, auch auf einen trägen Arbeiter angewandt.

76 Das Pferd kann (oft) stürzen, ehe es in den Stall kommt.

77 Das Pferd kennt seine Stärke nicht.

Wenn jemand nicht weiss, was er vermag, wenn er stärker ist als er glaubt.

78 Das Pferd leitet man an einer Leine, den Mann an einem Frauenhaar.

Holl.: Het paard gengelt aan eene losse lijn gelijk de man aan het draadje van de vrouw. (Harrebomée, II, 163a.)

79 Das Pferd lenkt man mit dem Zügel, das Weib mit dem Stock.

Die Türken: Das Pferd mit dem Zügel, den Menschen mit dem Worte. (Cahier, 2702.)

Dän.: Styr hest met bidsel, og kone med kiep. (Prov. dan., 535.)

80 Das Pferd lernt man im Gehen, den Reiter im Wirthshaus kennen.

Frz.: On connaît le cheval en chemin, et le cavalier à l'auberge. (Cibot, 158.)

81 Das Pferd liebt die Krippe mehr als das Kummt (den Sattel).

Die Russen: Das Pferd liebt den Hafer mehr als den Sattel. (Altmann VI, 409.)

Holl.: Dat paard wil wel eten, maar geen' zadel dragen. (Harrebomée, II, 161a.)

82 Das Pferd lobt den Sattel (Sattler).

Wenn derselbe so ist, dass er dem Pferde nicht wehe thut, sondern wol anpasst.

Holl.: Een paard eet niet wel met zijn gareel aan. (Harrebomée, II, 162a.)

83 Das Pferd merkt auf den Ruf des Herrn, aber nicht auf das Schelten des Fuhrmanns.

84 Das Pferd mit dem Zaume, ein bös Weib mit dem Stock.

Dän.: Styr hest med bidsel og ond kone med kiep. (Bohn I, 399.)

85 Das Pferd möchte ein Joch und der Ochs den Sattel.

Böhm.: Kůň žadá jho, a vůl sedlo. (Čelakovský, 283.)

86 Das Pferd muss fressen, wo es angebunden ist.

Holl.: Waar het paard aangebonden is, moet het vreten. (Harrebomée, II, 166b.)

87 Das Pferd schüttelt die Ohren, wenn die Esel schreien.

Böhm.: Zle koni, kolem nĕhož osli hýkají. (Čelakovský, 207.)

Kroat.: Težko konju, okol koga se osli ričeju. (Čelakovský, 207.)

88 Das Pferd, so den Hafer verdient, bekommt dessen wenig, sagte der Bauer zum Grosskellner.Klosterspiegel, 6, 10.

„Von den armen Ackermehrichen sagt man, dass das Pferd, das den Haber erwirbet, das mus jn nicht fressen.“ (Coler, 332a.)

89 Das Pferd, so den meisten Hafer bekommt, hat die meiste Lust, den Reiter abzuwerfen.

Dän.: Den hest som faaer meest havre, er meest villig til at slaae af. (Prov. dan., 286.)

90 Das Pferd, so wider die Sporen strauchelt, wird zweimal geschlagen.

Lat.: Nemo laeditur nisi a se ipso. (Chaos, 1042.)

[Spaltenumbruch] 91 Das Pferd soll die Krippe suchen (zur Krippe gehen), nicht die Krippe das Pferd (zum Pferde).Eiselein, 510; Simrock, 7837; Grubb, 386.

Dän.: Hest skal gaae til krybben, ikke krybben til hest. (Bohn I, 374.)

Lat.: Aequum est, a quo quid velis, ad eum currere. (Binder II, 90; Lehmann, 65, 1.) – Non praesepe bovem, sed bos praesepe requirat. (Philippi, II, 43.)

92 Das Pferd stallt gern, wo es schon nass ist.

Holl.: Het paard stalt meest (liefst), daar't nat is. (Harrebomée, II, 163b.)

93 Das Pferd stirbt, aber der Sattel bleibt.

Der Mensch stirbt, aber sein Andenken überlebt ihn.

94 Das pferd stirbt offt, eh grass wechsst.Franck, II, 152b; Gruter, I, 12; Egenolff, 210b; Eyering, I, 333; Guttenstein, I, 107; Petri, II, 68; Henisch, 1728, 1; Sutor, 123; Blum, 414; Gaal, 1251; Simrock, 7847; Körte, 4779; Braun, I, 3283.

Böhm.: Prvé než tráva zroste, až kůň umře. (Čelakovský, 199.)

Dän.: Komma med mjølken sedan følet är dødt. (Grubb, 559.)

Engl.: While the grass grows, the steed starves. (Masson, 196.)

Lat.: Inter calicem et os. – Inter malleum et incudem. – Inter manum et mentem. – Inter os et ossam (multa intervenire possunt). (Seybold, 252.)

95 Das Pferd trinkt genug Wasser und lässt der Kuh noch etwas übrig.

Wenn du auch noch so gierig und ungenügsam bist, etwas wirst du mir wol noch lassen müssen.

96 Das Pferd und sein Reiter haben nicht stets einerlei Gedanken.

Engl.: The horse thinks one thing and he that rides him another. (Bohn II, 11.)

Span.: Una cosa piensa el bayo, y otra el que lo ensilla. (Bohn I, 260.)

97 Das Pferd wäre ein ganz hübsches Thier, sagte der Ochs, wenn's nur ein paar Hörner hätte.

Die Russen: Der Ochs vermisst am Gaul die Hörner. (Altmann VI, 413.)

98 Das Pferd, welches den Hafer baut, muss Spreu fressen.

99 Das Pferd, welches den Hafer verdient, bekommt ihn nicht.Hollenberg, II, 28; Blum, 40; Pistor., VII, 15; Gaal, 1253; Körte, 4761 u. 5970; für Köln: Firmenich, I, 476, 225; für Düren: Firmenich, I, 482, 11.

In Süderdithmarschen: Dat Pärd, dat den Habern ferdênt bet, kricht em nich. In der Ukermark: Dat Päht, wat 'n Hoawa vadehnt, kricht'n nich.

Dän.: Den hest faaer mindst af havren, som drager meest derfor. – Den hest som meest fortiener havren, faaer mindst deraf. – Den hest som pløyer vor havren, faaer mindst af den. (Prov. dan., 286.)

Frz.: Cheval faisant la peine ne mange pas l'avoine. (Leroux, I, 101.)

Holl.: De paarden, die de haver verdienen, kriegen die niet. (Harrebomée, II, 161a.)

It.: Chi fila, ha una camicia, e chi non fila, ne ha due. (Gaal, 1253.) – La robba non è di chi la fa, ma di qui la gode.

Schwed.: Den häst som mästa hafra drar får minst der af. (Grubb, 124.)

100 Das Pferd will wol den Hafer, aber nicht den Sattel.Simrock, 7843; Körte, 4760; Braun, I, 3268.

Bei Tunnicius (54, 554): Dat pert wil gêrne eten, mer dat wil neinen sadel dragen. (Esse cupit mannus, sed ephippia ferre recusat.)

Poln.: Jadłby kot ryby, ale niechce ogona maczać. (Masson, 80.)

101 Das Pferd wird hinkend, der Fisch wird stinkend, der Wein stösst dem Fass den Boden aus, so läuft der Kaufmann zum Thor hinaus.

102 Das Pferd wird wol alt, aber es wird nicht wieder ein Füllen.

Wie der Mensch, der, sehr alt, noch einmal zum Kinde wird.

Böhm.: Kůň jest jednou hříbĕtem, človĕk dvakrát dítĕtem. (Čelakovský, 308.)

103 Das Pferd wirft gern den Zaum ab, die Jugend die Zucht, das Alter die Dienstbarkeit.Parömiakon, 2319.

104 Das Pferd wirft nur Ein Füllen, aber es gilt mehr als zehn Hasen.

In der Schriftstellerwelt geht es wie in der Thierwelt, die fruchtbarsten Schriftsteller sind nicht stets die geachtetsten.

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[[642]/0656] sie in slawischen Sagen auf und ist in romanischer Literatur eingebürgert. Selbst mit dem Teufel wird das Pferd fertig, wie dies aus einer niederösterreichischen Sage zu ersehen ist. Man vermisste die Müller in der Hölle, und schickte deshalb einen Teufel aus, einige zu holen. Unterwegs erkundigte er sich, wie sie aussähen. Man sagte ihm, sie seien weiss und fänden sich in der Nähe eines Bachs. Bald darauf bemerkte er einen weidenden Schimmel, hielt ihn für einen Müller und wollte ihn schnurstracks zur Hölle führen. Aber der Schimmel verstand keinen Spass. Da ihm der Teufel von der falschen Seite ankam, schlug er aus und traf ihn so gewaltig an den Fuss, dass er zeitlebens hinken muss. 73 Das Pferd ist schon gut, aber das Eisen ist schlecht, sagte der Rosskamm. Aehnlich die Osmanen Schlechta, 25. Von denen, die beim Einkauf an der Waare durchaus etwas tadeln wollen, um den Preis herabzudrücken. Böhm.: Dobrý kůň, ale špatná podkova. – Kdyby nebylo na koni lysiny, nebylo by mu ani ceny. (Čelakovský, 330.) 74 Das Pferd ist todt, wenn das Gras gewachsen ist. Frz.: Ne meurs, cheval, herbe te vient. 75 Das Pferd ist über die Jugendthorheiten hinaus, sagte ein Eckensteher zu einem Droschkenkutscher, der kaum von der Stelle kam. Spott auf ein altes Pferd, auch auf einen trägen Arbeiter angewandt. 76 Das Pferd kann (oft) stürzen, ehe es in den Stall kommt. 77 Das Pferd kennt seine Stärke nicht. Wenn jemand nicht weiss, was er vermag, wenn er stärker ist als er glaubt. 78 Das Pferd leitet man an einer Leine, den Mann an einem Frauenhaar. Holl.: Het paard gengelt aan eene losse lijn gelijk de man aan het draadje van de vrouw. (Harrebomée, II, 163a.) 79 Das Pferd lenkt man mit dem Zügel, das Weib mit dem Stock. Die Türken: Das Pferd mit dem Zügel, den Menschen mit dem Worte. (Cahier, 2702.) Dän.: Styr hest met bidsel, og kone med kiep. (Prov. dan., 535.) 80 Das Pferd lernt man im Gehen, den Reiter im Wirthshaus kennen. Frz.: On connaît le cheval en chemin, et le cavalier à l'auberge. (Cibot, 158.) 81 Das Pferd liebt die Krippe mehr als das Kummt (den Sattel). Die Russen: Das Pferd liebt den Hafer mehr als den Sattel. (Altmann VI, 409.) Holl.: Dat paard wil wel eten, maar geen' zadel dragen. (Harrebomée, II, 161a.) 82 Das Pferd lobt den Sattel (Sattler). Wenn derselbe so ist, dass er dem Pferde nicht wehe thut, sondern wol anpasst. Holl.: Een paard eet niet wel met zijn gareel aan. (Harrebomée, II, 162a.) 83 Das Pferd merkt auf den Ruf des Herrn, aber nicht auf das Schelten des Fuhrmanns. 84 Das Pferd mit dem Zaume, ein bös Weib mit dem Stock. Dän.: Styr hest med bidsel og ond kone med kiep. (Bohn I, 399.) 85 Das Pferd möchte ein Joch und der Ochs den Sattel. Böhm.: Kůň žadá jho, a vůl sedlo. (Čelakovský, 283.) 86 Das Pferd muss fressen, wo es angebunden ist. Holl.: Waar het paard aangebonden is, moet het vreten. (Harrebomée, II, 166b.) 87 Das Pferd schüttelt die Ohren, wenn die Esel schreien. Böhm.: Zle koni, kolem nĕhož osli hýkají. (Čelakovský, 207.) Kroat.: Težko konju, okol koga se osli ričeju. (Čelakovský, 207.) 88 Das Pferd, so den Hafer verdient, bekommt dessen wenig, sagte der Bauer zum Grosskellner. – Klosterspiegel, 6, 10. „Von den armen Ackermehrichen sagt man, dass das Pferd, das den Haber erwirbet, das mus jn nicht fressen.“ (Coler, 332a.) 89 Das Pferd, so den meisten Hafer bekommt, hat die meiste Lust, den Reiter abzuwerfen. Dän.: Den hest som faaer meest havre, er meest villig til at slaae af. (Prov. dan., 286.) 90 Das Pferd, so wider die Sporen strauchelt, wird zweimal geschlagen. Lat.: Nemo laeditur nisi a se ipso. (Chaos, 1042.) 91 Das Pferd soll die Krippe suchen (zur Krippe gehen), nicht die Krippe das Pferd (zum Pferde). – Eiselein, 510; Simrock, 7837; Grubb, 386. Dän.: Hest skal gaae til krybben, ikke krybben til hest. (Bohn I, 374.) Lat.: Aequum est, a quo quid velis, ad eum currere. (Binder II, 90; Lehmann, 65, 1.) – Non praesepe bovem, sed bos praesepe requirat. (Philippi, II, 43.) 92 Das Pferd stallt gern, wo es schon nass ist. Holl.: Het paard stalt meest (liefst), daar't nat is. (Harrebomée, II, 163b.) 93 Das Pferd stirbt, aber der Sattel bleibt. Der Mensch stirbt, aber sein Andenken überlebt ihn. 94 Das pferd stirbt offt, eh grass wechsst. – Franck, II, 152b; Gruter, I, 12; Egenolff, 210b; Eyering, I, 333; Guttenstein, I, 107; Petri, II, 68; Henisch, 1728, 1; Sutor, 123; Blum, 414; Gaal, 1251; Simrock, 7847; Körte, 4779; Braun, I, 3283. Böhm.: Prvé než tráva zroste, až kůň umře. (Čelakovský, 199.) Dän.: Komma med mjølken sedan følet är dødt. (Grubb, 559.) Engl.: While the grass grows, the steed starves. (Masson, 196.) Lat.: Inter calicem et os. – Inter malleum et incudem. – Inter manum et mentem. – Inter os et ossam (multa intervenire possunt). (Seybold, 252.) 95 Das Pferd trinkt genug Wasser und lässt der Kuh noch etwas übrig. Wenn du auch noch so gierig und ungenügsam bist, etwas wirst du mir wol noch lassen müssen. 96 Das Pferd und sein Reiter haben nicht stets einerlei Gedanken. Engl.: The horse thinks one thing and he that rides him another. (Bohn II, 11.) Span.: Una cosa piensa el bayo, y otra el que lo ensilla. (Bohn I, 260.) 97 Das Pferd wäre ein ganz hübsches Thier, sagte der Ochs, wenn's nur ein paar Hörner hätte. Die Russen: Der Ochs vermisst am Gaul die Hörner. (Altmann VI, 413.) 98 Das Pferd, welches den Hafer baut, muss Spreu fressen. 99 Das Pferd, welches den Hafer verdient, bekommt ihn nicht. – Hollenberg, II, 28; Blum, 40; Pistor., VII, 15; Gaal, 1253; Körte, 4761 u. 5970; für Köln: Firmenich, I, 476, 225; für Düren: Firmenich, I, 482, 11. In Süderdithmarschen: Dat Pärd, dat den Habern ferdênt bet, kricht em nich. In der Ukermark: Dat Päht, wat 'n Hoawa vadehnt, kricht'n nich. Dän.: Den hest faaer mindst af havren, som drager meest derfor. – Den hest som meest fortiener havren, faaer mindst deraf. – Den hest som pløyer vor havren, faaer mindst af den. (Prov. dan., 286.) Frz.: Cheval faisant la peine ne mange pas l'avoine. (Leroux, I, 101.) Holl.: De paarden, die de haver verdienen, kriegen die niet. (Harrebomée, II, 161a.) It.: Chi fila, ha una camicia, e chi non fila, ne ha due. (Gaal, 1253.) – La robba non è di chi la fa, ma di qui la gode. Schwed.: Den häst som mästa hafra drar får minst der af. (Grubb, 124.) 100 Das Pferd will wol den Hafer, aber nicht den Sattel. – Simrock, 7843; Körte, 4760; Braun, I, 3268. Bei Tunnicius (54, 554): Dat pert wil gêrne eten, mer dat wil neinen sadel dragen. (Esse cupit mannus, sed ephippia ferre recusat.) Poln.: Jadłby kot ryby, ale niechce ogona maczać. (Masson, 80.) 101 Das Pferd wird hinkend, der Fisch wird stinkend, der Wein stösst dem Fass den Boden aus, so läuft der Kaufmann zum Thor hinaus. 102 Das Pferd wird wol alt, aber es wird nicht wieder ein Füllen. Wie der Mensch, der, sehr alt, noch einmal zum Kinde wird. Böhm.: Kůň jest jednou hříbĕtem, človĕk dvakrát dítĕtem. (Čelakovský, 308.) 103 Das Pferd wirft gern den Zaum ab, die Jugend die Zucht, das Alter die Dienstbarkeit. – Parömiakon, 2319. 104 Das Pferd wirft nur Ein Füllen, aber es gilt mehr als zehn Hasen. In der Schriftstellerwelt geht es wie in der Thierwelt, die fruchtbarsten Schriftsteller sind nicht stets die geachtetsten.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [642]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/656>, abgerufen am 22.11.2024.