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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 13 Wenn de Pracher wat hett, so hett he ken Napp. (Holst.) - Schütze, III, 230; hochdeutsch bei Simrock, 7976; Körte, 4827.

Dem Armen fehlt's an allem.

14 Wenn deär Pracher het wat, het er wedder ken Fat. (Neumark.) - Engelien, 219.

15 Wenn der Pracher wandern will, flickt er den Sack. - Frischbier2, 2990.

16 Wenn en Pracher dem annern wat gift, so frennt sik de Engel im Himmel. (Holst.) - Schütze, III, 230.

*17 Dat is en Pracher. - Dähnert, 358a.

Ein Mensch, der nichts im Vermögen hat.

*18 Dat sind twe Prachers vör ene Döre. - Dähnert, 358a.

Zwei Personen, die nach derselben Sache streben und daher aufeinander eifersüchtig sind.

*19 Der Pracher hat Hochzeit. - Frischbier, 587; Frischbier2, 2987.

So sagt man, wenn jemand, der sonst nur mit einem kleinen Licht sich behilft, deren zwei anzündet. (Hennig, 194.)

*20 He givt as de Pracher de Laus üm 'n Daler. (Mecklenburg.) - Günther, I, 198, 26.

*21 Heft de Pracher ok e Bedenten? - Frischbier2, 2991.

Wenn jemand beim Eintritt die Thür zuzumachen vergisst.

*22 Jeder Pracher räumt sinen Prierkel (Prügel, Stock). (Schaumburg.)

*23 Pracher am Söbenten. (Hamburg.) - Schütze, III, 230.

Ein sehr arger Bettler. Ob ein siebenfacher?

*24 Pracher, häst ok Lüs, oder schuppst di man so? (Altmark.) - Danneil, 207.

Zur Bezeichnung eines Grossprahlers.


Pracherherberge.

* Dat is hier upr Pracherharbarge. - Eichwald, 1542; Dähnert, 358b.

Eine Bettelschenke, ein Ort, wo nichts zu haben ist.


Pracherie.

* Dat öss Pracherie. - Frischbier2, 2994.


Pracherke.

*1 Et öss möt en Pracherke, min Bröderke.

*2 Pracherke, stremm di. (Danziger Nehrung.) - Frischbier2, 2993.


Pracherloff.

Wer will hebben Pracherloff, de mut geven Haus un Hoff.

Wer von rohen, unwissenden Leuten gelobt sein will, muss sich sehr freigebig gegen sie bezeigen; denn Eigennutz regiert die Welt.


Prachern.

* Möt dem kann man prachre gahne. - Frischbier2, 3000.

Von einem Gutmüthigen.


Pracherpitscher.

* Hei öss e Pracherpitscher. - Frischbier2, 2996.

Spottname für Knaben, welche gern die Peitsche führen.


Prachersack.

* De Prachersack öss opgeplatzt. (Stallupönen.) - Frischbier2, 2997.

Wenn sehr viele Bettler kommen.


Pracherstaat.

* Dat is Pracherstaat. (Mecklenburg.)

Die Strals. Chronik (II, 115) hat: Pracherpracht. Man hat dafür auch Hundestaat. Dähnert (358b): Eine Bettelhoffart, ein kümmerlicher Prunk mit Flitter.


Pracherstaw.

* Hier öss et wie ön e Pracherstaw. - Frischbier2, 2998.

Von einem Orte im Freien, der möglichst gegen Wind und Wetter geschützt ist.


Prachervogt.

1 Dat is en slechten Prachervagt (Bettelvogt), de ken Haus kann vorbigan. (Holst.) - Schütze, III, 230.

Der bei keiner Schenke vorbeigehen kann, ohne einzukehren, und seinen Bettlerfang darüber versäumt. Von solchen, die in ihrem Berufe nachlässig sind.

2 Gnädiger Herr Prachervagt, dörf ick man 'n beten in de Straten spazeren gahn, sär dei Bedelmann tau den einögten (enogigen) Prachervagt. - I nun, wenn mi eine min Ihr gifft, [Spaltenumbruch] so drück ick ok 'n Og tau, sä de Prachervagt. (Mecklenburg.) - Raabe, 135; Lehrerzeitung, 1863, S. 132.


Pracherzerreisser.

* He öss e Pracherterreiter. (Tapiau.) - Frischbier2, 2999.

Die Einwohner des Kirchdorfs Goldbach bei Tapiau führen den Spottnamen Pracherzerreisser. Der Sage nach sollen sie einst ruhig zugesehen haben, wie ihre Hunde einen Bettler zerrissen, und noch jetzt sollen sie "Flicken" von den Kleidern des zerrissenen Bettlers zwischen ihren Zähnen haben. Auch die Neigung zur Klatscherei und zum "Schänden" wird ihnen von ihren Nachbarn zugesprochen.


Pracht.

1 Auf Pracht reimt Nacht (oder: aus Pracht wird Nacht). - Sprichwörtergarten, 278.

Schwed.: Mycken pracht gjör foracht. (Grubb, 539.)

2 Aussen Pracht, innen Nacht.

3 Aeussere Pracht verbirgt oft Armuth.

It.: Ricco vestito e povero vitto.

4 Die Pracht vermehrt den Schein und erntet nicht das Sein. - Parömiakon, 2077.

5 Es sucht mancher durch pracht sein ehr, vnd wird darumb verhasset mehr.

Lat.: Inuidiam nimio cultu uitare memento. (Loci comm., 198.)

6 Et was 'ne Pracht, wie Seelemeyer seggte, as sine Frau 'nen neien bunten Rock anharre. (Braunschweig.)

7 Geborgte Pracht wird verlacht.

Die Russen: Zu viel Pracht ist auch ein Fehler, er lässt sich aber leicht verbessern. (Altmann VI, 477.)

8 Gross Pracht in Haus und Kleid erregt und nährt den Neid.

Schwed.: Pracht föder afvund. - Pracht i kläder är minsta heder. (Grubb, 672.)

9 Grosse Pracht, grosser Betrug. - Chaos, 962.

Die Russen: Pracht kann des Prunks entrathen. (Altmann VI, 405.)

10 Grosser bracht, kleyne macht. - Franck, II, 193a; Gruter, I, 46; Petri, II, 361; Simrock, 7978; Körte, 4830.

Holl.: Groote pracht, kleine magt. (Harrebomee, II, 199a.)

11 Heut' in Pracht, morgen veracht't.

12 Heute Pracht, morgen Nacht.

13 Is 'ne Pracht, segt Wigal, makt Platz, mein Dochter kümmt. - Hoefer, 1122.

14 Pracht, Gold und Ehr' ist morgen oft nicht mehr. - Ramann, I, Pred., III, 5; Körte, 4831; Simrock, 7979.

15 Pracht macht keinen ehrlich. - Petri, II, 507; Simrock, 7977; Körte, 4829; Braun, I, 3348.

16 Pracht will Geld haben. - Petri, II, 507.

17 Wer sich verlast auff seine pracht, dess hat Gott bald ein end gemacht. - Henisch, 887, 62; Petri, II, 764.


Prachtexemplar.

* Es ist ein Prachtexemplar.

Nämlich von einem Menschen, sowol von einem Manne wie einem Weibe. Meist nur in ironischer Anwendung.


Prächtig.

1 Draussen (gehen sie) prächtig, daheim (leben sie) andächtig.

2 Vorhin prächtig, jetzt verächtlich. - Simrock, 7967; Braun, I, 3349.


Prachtkerl.

* Es ist ein Prachtkerl.

Auch Staatskerl, ebenfalls meist nur ironisch.


Practica.

1 Practica est multiplex, de Buer sat im Rauh, däu kreg he sick en Worm iut Mäs und banden sik in de Schauh. (Sauerland.)

2 Practica est multiplex, sach de Bur, doa trock he sick 'n Wurm ut dem Aese un bannt der den Schau dermet tau. (Grafschaft Mark.) - Hoefer, 164a; Woeste, 62, 5; hochdeutsch bei Simrock, 7969.

Lat.: Practica est multiplex. (Philippi, II, 104.)

3 Practica est multiplex, säd de Baur un bunn den Scho mit 'n Wörm to. (Holst.) - Hagen, 100, 47; Hoefer, 164; Schütze, III, 202.

Auf verkehrte Projectmacher gemünzt. Auch die Ostfriesen haben das Sprichwort nur mit dem Misverständnisswitz

[Spaltenumbruch] 13 Wenn de Pracher wat hett, so hett he kên Napp. (Holst.) – Schütze, III, 230; hochdeutsch bei Simrock, 7976; Körte, 4827.

Dem Armen fehlt's an allem.

14 Wenn deär Pracher het wat, het er wedder kên Fat. (Neumark.) – Engelien, 219.

15 Wenn der Pracher wandern will, flickt er den Sack.Frischbier2, 2990.

16 Wenn ên Pracher dem annern wat gift, so frennt sik de Engel im Himmel. (Holst.) – Schütze, III, 230.

*17 Dat is ên Pracher.Dähnert, 358a.

Ein Mensch, der nichts im Vermögen hat.

*18 Dat sind twê Prachers vör ene Döre.Dähnert, 358a.

Zwei Personen, die nach derselben Sache streben und daher aufeinander eifersüchtig sind.

*19 Der Pracher hat Hochzeit.Frischbier, 587; Frischbier2, 2987.

So sagt man, wenn jemand, der sonst nur mit einem kleinen Licht sich behilft, deren zwei anzündet. (Hennig, 194.)

*20 He givt as de Pracher de Lûs üm 'n Daler. (Mecklenburg.) – Günther, I, 198, 26.

*21 Heft de Pracher ok e Bedênten?Frischbier2, 2991.

Wenn jemand beim Eintritt die Thür zuzumachen vergisst.

*22 Jeder Pracher räumt sinen Prierkel (Prügel, Stock). (Schaumburg.)

*23 Pracher am Söbenten. (Hamburg.) – Schütze, III, 230.

Ein sehr arger Bettler. Ob ein siebenfacher?

*24 Pracher, häst ôk Lüs, oder schuppst di man so? (Altmark.) – Danneil, 207.

Zur Bezeichnung eines Grossprahlers.


Pracherherberge.

* Dat is hier upr Pracherharbarge.Eichwald, 1542; Dähnert, 358b.

Eine Bettelschenke, ein Ort, wo nichts zu haben ist.


Pracherie.

* Dat öss Pracherie.Frischbier2, 2994.


Pracherke.

*1 Et öss möt en Pracherke, min Bröderke.

*2 Pracherke, stremm di. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 2993.


Pracherloff.

Wer will hebben Pracherloff, de mut geven Hûs un Hoff.

Wer von rohen, unwissenden Leuten gelobt sein will, muss sich sehr freigebig gegen sie bezeigen; denn Eigennutz regiert die Welt.


Prachern.

* Möt dem kann man prachre gahne.Frischbier2, 3000.

Von einem Gutmüthigen.


Pracherpitscher.

* Hei öss e Pracherpitscher.Frischbier2, 2996.

Spottname für Knaben, welche gern die Peitsche führen.


Prachersack.

* De Prachersack öss opgeplatzt. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2997.

Wenn sehr viele Bettler kommen.


Pracherstaat.

* Dat is Pracherstaat. (Mecklenburg.)

Die Strals. Chronik (II, 115) hat: Pracherpracht. Man hat dafür auch Hundestaat. Dähnert (358b): Eine Bettelhoffart, ein kümmerlicher Prunk mit Flitter.


Pracherstaw.

* Hier öss et wie ön e Pracherstaw.Frischbier2, 2998.

Von einem Orte im Freien, der möglichst gegen Wind und Wetter geschützt ist.


Prachervogt.

1 Dat is en slechten Prachervagt (Bettelvogt), de kên Hûs kann vorbigân. (Holst.) – Schütze, III, 230.

Der bei keiner Schenke vorbeigehen kann, ohne einzukehren, und seinen Bettlerfang darüber versäumt. Von solchen, die in ihrem Berufe nachlässig sind.

2 Gnädiger Herr Prachervagt, dörf ick man 'n beten in de Strâten spazeren gahn, sär dei Bedelmann tau den einögten (ênogigen) Prachervagt. – I nun, wenn mi eine min Ihr gifft, [Spaltenumbruch] so drück ick ok 'n Og tau, sä de Prachervagt. (Mecklenburg.) – Raabe, 135; Lehrerzeitung, 1863, S. 132.


Pracherzerreisser.

* He öss e Pracherterrîter. (Tapiau.) – Frischbier2, 2999.

Die Einwohner des Kirchdorfs Goldbach bei Tapiau führen den Spottnamen Pracherzerreisser. Der Sage nach sollen sie einst ruhig zugesehen haben, wie ihre Hunde einen Bettler zerrissen, und noch jetzt sollen sie „Flicken“ von den Kleidern des zerrissenen Bettlers zwischen ihren Zähnen haben. Auch die Neigung zur Klatscherei und zum „Schänden“ wird ihnen von ihren Nachbarn zugesprochen.


Pracht.

1 Auf Pracht reimt Nacht (oder: aus Pracht wird Nacht).Sprichwörtergarten, 278.

Schwed.: Mycken pracht gjör foracht. (Grubb, 539.)

2 Aussen Pracht, innen Nacht.

3 Aeussere Pracht verbirgt oft Armuth.

It.: Ricco vestito e povero vitto.

4 Die Pracht vermehrt den Schein und erntet nicht das Sein.Parömiakon, 2077.

5 Es sucht mancher durch pracht sein ehr, vnd wird darumb verhasset mehr.

Lat.: Inuidiam nimio cultu uitare memento. (Loci comm., 198.)

6 Et was 'ne Pracht, wie Seelemeyer seggte, as sine Frû 'nen nîen bunten Rock anharre. (Braunschweig.)

7 Geborgte Pracht wird verlacht.

Die Russen: Zu viel Pracht ist auch ein Fehler, er lässt sich aber leicht verbessern. (Altmann VI, 477.)

8 Gross Pracht in Haus und Kleid erregt und nährt den Neid.

Schwed.: Pracht föder afvund. – Pracht i kläder är minsta heder. (Grubb, 672.)

9 Grosse Pracht, grosser Betrug.Chaos, 962.

Die Russen: Pracht kann des Prunks entrathen. (Altmann VI, 405.)

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Holl.: Groote pracht, kleine magt. (Harrebomée, II, 199a.)

11 Heut' in Pracht, morgen veracht't.

12 Heute Pracht, morgen Nacht.

13 Is 'ne Pracht, segt Wigal, makt Platz, mîn Dochter kümmt.Hoefer, 1122.

14 Pracht, Gold und Ehr' ist morgen oft nicht mehr.Ramann, I, Pred., III, 5; Körte, 4831; Simrock, 7979.

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16 Pracht will Geld haben.Petri, II, 507.

17 Wer sich verlast auff seine pracht, dess hat Gott bald ein end gemacht.Henisch, 887, 62; Petri, II, 764.


Prachtexemplar.

* Es ist ein Prachtexemplar.

Nämlich von einem Menschen, sowol von einem Manne wie einem Weibe. Meist nur in ironischer Anwendung.


Prächtig.

1 Draussen (gehen sie) prächtig, daheim (leben sie) andächtig.

2 Vorhin prächtig, jetzt verächtlich.Simrock, 7967; Braun, I, 3349.


Prachtkerl.

* Es ist ein Prachtkerl.

Auch Staatskerl, ebenfalls meist nur ironisch.


Practica.

1 Practica est multiplex, de Buer sat im Rauh, däu kreg he sick en Worm iut Mäs und banden sik in de Schauh. (Sauerland.)

2 Practica est multiplex, sach de Bur, doa trock he sick 'n Wurm ut dem Aese un bannt der den Schau dermet tau. (Grafschaft Mark.) – Hoefer, 164a; Woeste, 62, 5; hochdeutsch bei Simrock, 7969.

Lat.: Practica est multiplex. (Philippi, II, 104.)

3 Practica est multiplex, säd de Bûr un bunn den Schô mit 'n Wörm to. (Holst.) – Hagen, 100, 47; Hoefer, 164; Schütze, III, 202.

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[[692]/0706] 13 Wenn de Pracher wat hett, so hett he kên Napp. (Holst.) – Schütze, III, 230; hochdeutsch bei Simrock, 7976; Körte, 4827. Dem Armen fehlt's an allem. 14 Wenn deär Pracher het wat, het er wedder kên Fat. (Neumark.) – Engelien, 219. 15 Wenn der Pracher wandern will, flickt er den Sack. – Frischbier2, 2990. 16 Wenn ên Pracher dem annern wat gift, so frennt sik de Engel im Himmel. (Holst.) – Schütze, III, 230. *17 Dat is ên Pracher. – Dähnert, 358a. Ein Mensch, der nichts im Vermögen hat. *18 Dat sind twê Prachers vör ene Döre. – Dähnert, 358a. Zwei Personen, die nach derselben Sache streben und daher aufeinander eifersüchtig sind. *19 Der Pracher hat Hochzeit. – Frischbier, 587; Frischbier2, 2987. So sagt man, wenn jemand, der sonst nur mit einem kleinen Licht sich behilft, deren zwei anzündet. (Hennig, 194.) *20 He givt as de Pracher de Lûs üm 'n Daler. (Mecklenburg.) – Günther, I, 198, 26. *21 Heft de Pracher ok e Bedênten? – Frischbier2, 2991. Wenn jemand beim Eintritt die Thür zuzumachen vergisst. *22 Jeder Pracher räumt sinen Prierkel (Prügel, Stock). (Schaumburg.) *23 Pracher am Söbenten. (Hamburg.) – Schütze, III, 230. Ein sehr arger Bettler. Ob ein siebenfacher? *24 Pracher, häst ôk Lüs, oder schuppst di man so? (Altmark.) – Danneil, 207. Zur Bezeichnung eines Grossprahlers. Pracherherberge. * Dat is hier upr Pracherharbarge. – Eichwald, 1542; Dähnert, 358b. Eine Bettelschenke, ein Ort, wo nichts zu haben ist. Pracherie. * Dat öss Pracherie. – Frischbier2, 2994. Pracherke. *1 Et öss möt en Pracherke, min Bröderke. *2 Pracherke, stremm di. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 2993. Pracherloff. Wer will hebben Pracherloff, de mut geven Hûs un Hoff. Wer von rohen, unwissenden Leuten gelobt sein will, muss sich sehr freigebig gegen sie bezeigen; denn Eigennutz regiert die Welt. Prachern. * Möt dem kann man prachre gahne. – Frischbier2, 3000. Von einem Gutmüthigen. Pracherpitscher. * Hei öss e Pracherpitscher. – Frischbier2, 2996. Spottname für Knaben, welche gern die Peitsche führen. Prachersack. * De Prachersack öss opgeplatzt. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2997. Wenn sehr viele Bettler kommen. Pracherstaat. * Dat is Pracherstaat. (Mecklenburg.) Die Strals. Chronik (II, 115) hat: Pracherpracht. Man hat dafür auch Hundestaat. Dähnert (358b): Eine Bettelhoffart, ein kümmerlicher Prunk mit Flitter. Pracherstaw. * Hier öss et wie ön e Pracherstaw. – Frischbier2, 2998. Von einem Orte im Freien, der möglichst gegen Wind und Wetter geschützt ist. Prachervogt. 1 Dat is en slechten Prachervagt (Bettelvogt), de kên Hûs kann vorbigân. (Holst.) – Schütze, III, 230. Der bei keiner Schenke vorbeigehen kann, ohne einzukehren, und seinen Bettlerfang darüber versäumt. Von solchen, die in ihrem Berufe nachlässig sind. 2 Gnädiger Herr Prachervagt, dörf ick man 'n beten in de Strâten spazeren gahn, sär dei Bedelmann tau den einögten (ênogigen) Prachervagt. – I nun, wenn mi eine min Ihr gifft, so drück ick ok 'n Og tau, sä de Prachervagt. (Mecklenburg.) – Raabe, 135; Lehrerzeitung, 1863, S. 132. Pracherzerreisser. * He öss e Pracherterrîter. (Tapiau.) – Frischbier2, 2999. Die Einwohner des Kirchdorfs Goldbach bei Tapiau führen den Spottnamen Pracherzerreisser. Der Sage nach sollen sie einst ruhig zugesehen haben, wie ihre Hunde einen Bettler zerrissen, und noch jetzt sollen sie „Flicken“ von den Kleidern des zerrissenen Bettlers zwischen ihren Zähnen haben. Auch die Neigung zur Klatscherei und zum „Schänden“ wird ihnen von ihren Nachbarn zugesprochen. Pracht. 1 Auf Pracht reimt Nacht (oder: aus Pracht wird Nacht). – Sprichwörtergarten, 278. Schwed.: Mycken pracht gjör foracht. (Grubb, 539.) 2 Aussen Pracht, innen Nacht. 3 Aeussere Pracht verbirgt oft Armuth. It.: Ricco vestito e povero vitto. 4 Die Pracht vermehrt den Schein und erntet nicht das Sein. – Parömiakon, 2077. 5 Es sucht mancher durch pracht sein ehr, vnd wird darumb verhasset mehr. Lat.: Inuidiam nimio cultu uitare memento. (Loci comm., 198.) 6 Et was 'ne Pracht, wie Seelemeyer seggte, as sine Frû 'nen nîen bunten Rock anharre. (Braunschweig.) 7 Geborgte Pracht wird verlacht. Die Russen: Zu viel Pracht ist auch ein Fehler, er lässt sich aber leicht verbessern. (Altmann VI, 477.) 8 Gross Pracht in Haus und Kleid erregt und nährt den Neid. Schwed.: Pracht föder afvund. – Pracht i kläder är minsta heder. (Grubb, 672.) 9 Grosse Pracht, grosser Betrug. – Chaos, 962. Die Russen: Pracht kann des Prunks entrathen. (Altmann VI, 405.) 10 Grosser bracht, kleyne macht. – Franck, II, 193a; Gruter, I, 46; Petri, II, 361; Simrock, 7978; Körte, 4830. Holl.: Groote pracht, kleine magt. (Harrebomée, II, 199a.) 11 Heut' in Pracht, morgen veracht't. 12 Heute Pracht, morgen Nacht. 13 Is 'ne Pracht, segt Wigal, makt Platz, mîn Dochter kümmt. – Hoefer, 1122. 14 Pracht, Gold und Ehr' ist morgen oft nicht mehr. – Ramann, I, Pred., III, 5; Körte, 4831; Simrock, 7979. 15 Pracht macht keinen ehrlich. – Petri, II, 507; Simrock, 7977; Körte, 4829; Braun, I, 3348. 16 Pracht will Geld haben. – Petri, II, 507. 17 Wer sich verlast auff seine pracht, dess hat Gott bald ein end gemacht. – Henisch, 887, 62; Petri, II, 764. Prachtexemplar. * Es ist ein Prachtexemplar. Nämlich von einem Menschen, sowol von einem Manne wie einem Weibe. Meist nur in ironischer Anwendung. Prächtig. 1 Draussen (gehen sie) prächtig, daheim (leben sie) andächtig. 2 Vorhin prächtig, jetzt verächtlich. – Simrock, 7967; Braun, I, 3349. Prachtkerl. * Es ist ein Prachtkerl. Auch Staatskerl, ebenfalls meist nur ironisch. Practica. 1 Practica est multiplex, de Buer sat im Rauh, däu kreg he sick en Worm iut Mäs und banden sik in de Schauh. (Sauerland.) 2 Practica est multiplex, sach de Bur, doa trock he sick 'n Wurm ut dem Aese un bannt der den Schau dermet tau. (Grafschaft Mark.) – Hoefer, 164a; Woeste, 62, 5; hochdeutsch bei Simrock, 7969. Lat.: Practica est multiplex. (Philippi, II, 104.) 3 Practica est multiplex, säd de Bûr un bunn den Schô mit 'n Wörm to. (Holst.) – Hagen, 100, 47; Hoefer, 164; Schütze, III, 202. Auf verkehrte Projectmacher gemünzt. Auch die Ostfriesen haben das Sprichwort nur mit dem Misverständnisswitz

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [692]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/706>, abgerufen am 22.11.2024.