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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] im meyen nit solt floren, der wer ein narr für allen thoren, vnd der ein rappen weiss wolt baden, thut vnnütz arbeit auff sich laden." (Waldis, II, 60, 65.) (S. Arbeit 76.) Ein ähnlicher alter Vers lautet: Wer einen Raben will baden weiss, und darauf legt sein'n ganzen Fleiss; wer an der Sonne Schnee will dörren, die Winde in ein' Truhen sperren und Ungelück will tragen feil und Narren binden an ein Seil und einen Kahlen will beschern, der thut unnütze Arbeit gern.

Lat.: Litus arare. (Ausonius.) (Binder II, 1685.)

92 Wer jung wie ein Rabe schreit, wird alt nicht wie eine Nachtigall singen. - Parömiakon, 3068.

93 Wo der Rabe sitzt auff dem Dach vnd der fuchs vor der Thür, da hüte sich Ross vnd Mann dafür. - Petri, II, 8010; Henisch, 1275, 37; Sailer, 86; Körte, 4869; Masson, 169.

Keine Empfehlung für den Schwarzkopf, der zugleich ein Rothbart ist.

94 Zeuchst du dir einen Raben, so wird er dir die Augen ausgraben. - Eiselein, 517.

Die Russen: Es zog schon mancher eine Krähe auf, die ihn dann die Augen aushackte. (Altmann VI, 414.)

*95 Dass dich die raben fressen! - Agricola I, 55; Tappius, 44a; Henisch, 1213, 28; Eiselein, 517.

Sprichwörtlicher Fluch.

Holl.: Dat u de raven picken (schenden, vreten, beschijten). (Harrebomee, II, 207b.)

Lat.: Ad corvos. (Tappius, 44a; Erasm., 456.)

*96 Dem rappen den brei oder muss einstreichen. - Franck, III, 107b.

*97 Den Raben zur Beute werden. - Eiselein, 517.

*98 Die alten Raben fliegen noch.

Die alten Feinde, Widersacher, Gegner u. s. w. sind noch da und thätig. Der Pfälzer Kurier vom 23. Sept. 1870 wendet die Redensart auf die der Einheit Deutschlands feindselige Partei an.

*99 Die Raben mit offenem Schnabel (schon ihrer Beute gewiss) betrügen.

Von dem, der pfiffig und schlau seine Auflauerer täuscht.

*100 Die Raben um ihr Mahl bringen.

Dem Galgen auf eine schlaue Weise entgehen.

*101 Die Raben werden bei ihm Freitafel haben (halten). - Parömiakon, 12.

Er wird am Galgen sterben.

Holl.: Hij is van de raven gezalfd. (Harrebomee, II, 208a.)

*102 Die Raben werden ihm kein Brot bringen.

Es wird seinetwegen kein Wunder geschehen, wie es in Betreff des Propheten Elias erzählt wird.

Holl.: De raven zullen hem geen brood brengen. (Harrebomee, II, 208a.)

*103 Einen Raben baden (waschen).

"Vnd der ein rappen weiss wolt baden, thut vnnütz arbeit auff sich laden." (Waldis, II, 60, 69.)

*104 Er kann wie der Rabe nicht einmal ruhig fressen.

Von denen, die, wenn sie etwas Gutes haben, sogleich sich gross machen und es so dahin bringen, dass andere ihnen entgegentreten und ihnen den Gewinn vor der Nase wegfischen.

*105 Er wird die Raben noch am Kreuze füttern.

Lat.: Corvos in cruce pascis.

*106 Er würde keinen Raben sehen in einem Eimer Milch.

Holl.: Hij zou geene raaf merken in eenen emmer melk. (Harrebomee, II, 208a.)

*107 Es ist der Rabe, der Feuer in sein Nest gebracht.

Um sich zu wärmen und so das Nest anzündete.

*108 Es ist der Rabe, der sich mit fremden Federn schmückt.

Holl.: Ziedaar de raaf, die zich met anderer vogelen pluimen versiert. (Harrebomee, II, 208a.)

*109 Es ist der Rabe Noah's.

Untreuer Diener, Bote u. s. w.

Lat.: Corvus Noe. (Bovill, I, 56.)

*110 Es ist ein hungriger Rabe.

Holl.: Het is eene hongerige raaf. ( Harrebomee, II, 208a.)

*111 Es ist ein weisser Rabe.

"Ein weisser rappen vnd schwartzen schwan, wer mag den je gesehen han!" (Waldis, I, 94, 33.) Von etwas sehr Seltenem und schwer zu Findendem oder sich Widersprechendem. Die Franzosen bezeichnen das Seltene durch: weisse Amsel, die Italiener durch weisse Fliegen, die Korsen durch grüne Pferde, die Wallonen durch blaue Hunde. (Globus, XVIII, 16.)

[Spaltenumbruch] Mhd.: Selten wir gesehen haben swarze swanen und wize raben. (Renner.) (Zinkgref, 115.)

Holl.: Het is eene witte raaf. (Harrebomee, II, 208a.)

Lat.: Albus corvus. (Bovill, I, 12.) - Coelum immobile. - Corvus albus. (Faselius, 52; Philippi, I, 95.) - Cygnus niger. - Frigidus ignis. - Lac nigrum. - Sanguis albus. - Sol obscurus. - Nix nigra. - Pulex albus.

*112 Es wird ihm wie dem Raben gehen, der mit den Enten fliegen wollte.

*113 Gelbe Raben aus Ungarn fliegen lassen. - Schuppius, Schriften, I, 874.

Es sind Goldstücke, Dukaten gemeint.

*114 Ich wolt, dass dich die Raben fressen. - Eyering, III, 75.

*115 Man würde eher einen Raben weiss waschen, als ihr das Keifen abgewöhnen.

Holl.: Men zou eer eene raaf wit wasschen, eer men haar het krassen beleth. (Harrebomee, II, 208a.)

*116 Merks, Rap im Sack. - Nas, 356b.

*117 Wie der Rabe Wasser pumpt.

Wenn jemand nicht ohne Mühe und Scharfsinn das erreicht, was er haben will, oder wenn er es durch ganz neue Mittel versucht. Aus der bekannten Fabel vom Raben, der das Wasser vom Grunde eines engen und ihm unzugänglichen Gefässes dadurch heraufbrachte, dass er eine Menge Steinchen hineinwarf.


Rabenaas.

1 Ich bin ein wahres Rabenaas, ein rechter Sündenknüppel, sang der Mucker bei seinem Tippel.

Sprichwörtlich gewordener Anfang eines alten kirchlichen Kernliedes.

Holl.: Het is een raven-aas. (Harrebomee, II, 208a.)

*2 Es ist ein altes (verschlagenes) Rabenaas.

Gemeines Scheltwort.

Frz.: C'est une fine matoise. - C'est une petite rusee. (Kritzinger, 445b u. 627b.)


Rabenfeder.

Wer eine Rabenfeder findet, hat Glück. - Montanus, 172b.


Rabenfutter.

* Es ist Rabenfutter.

In Bezug auf gefallenes Vieh, auch von Dieben. Als ein ähnliches Schmähwort, wie Rabenaas oder Rabenfutter, hatten die alten Römer das Kreuz, das, als die äusserste Strafe unter Sklaven, Veranlassung zu Lästerreden gab. Wie wir sagen: "Geh zum Henker!" sagte man damals: "Packe dich ans Kreuz!" Bei Petron findet sich nebeneinander: offula crucis = ein Bissen ans Kreuz, und cibaria corvorum = Rabenfutter. Auch die bei Plautus und Terenz sehr oft angewandten Anreden: dierecte, d. i.: "Emporgespreizter", steht mit der Kreuzigung im Zusammenhang. (Vgl. Römische Schimpfwörter im Ausland, 1871, 169.)

Dän.: Ravn-mad. (Prov. dan., 468.)


Rabengesang.

Auf Rabengesang folget gewisser Vntergang. - Herberger, Herzpostilla, I, 424.

Lat.: Vox corvina manifesta ruina.


Rabengeschrei.

Rabengeschrei verdunkelt die Sonne nicht.


Rabenlied.

Wer nichts als das Rabenlied singen kann, der ist wol ein geschlagener (verlorener) Mann.


Rabenmutter.

* Eine Rabenmutter sein.

Von einer unnatürlichen, harten und grausamen Mutter. Man erzählt, wenn die Raben ihre Eier ausgebrütet hätten, verliessen sie die Jungen und flöhen davon; da sie dieselben nicht schwarz, wie sie selber, sondern von einem weissen Flaum bekleidet sehen, so erkannten sie dieselben nicht für ihre eigenen, sondern meinten, es seien fremde, daher die sprichwörtliche Redensart: "Eine wahre Rabenmutter." (Gubitz, Gesellschafter, 1831, 563.)


Rabenorden.

* Er hat den Rabenorden erster Klasse erhalten.

D. i. einen Strick um den Hals.


Rabenstein.

1 Was dem Rabenstein gehört, ertrinkt nicht. - Eiselein, 517.

*2 An den Rabenstein kommen. - Eiselein, 517.


Räblein.

Jedes Räblein hält sein Kind für ein Pfäblein.


Rabuscher.

* Er ist ein Rabuscher. - Frischbier2, 3048.

Rabuschen = stehlen.


[Spaltenumbruch] im meyen nit solt floren, der wer ein narr für allen thoren, vnd der ein rappen weiss wolt baden, thut vnnütz arbeit auff sich laden.“ (Waldis, II, 60, 65.) (S. Arbeit 76.) Ein ähnlicher alter Vers lautet: Wer einen Raben will baden weiss, und darauf legt sein'n ganzen Fleiss; wer an der Sonne Schnee will dörren, die Winde in ein' Truhen sperren und Ungelück will tragen feil und Narren binden an ein Seil und einen Kahlen will beschern, der thut unnütze Arbeit gern.

Lat.: Litus arare. (Ausonius.) (Binder II, 1685.)

92 Wer jung wie ein Rabe schreit, wird alt nicht wie eine Nachtigall singen.Parömiakon, 3068.

93 Wo der Rabe sitzt auff dem Dach vnd der fuchs vor der Thür, da hüte sich Ross vnd Mann dafür.Petri, II, 8010; Henisch, 1275, 37; Sailer, 86; Körte, 4869; Masson, 169.

Keine Empfehlung für den Schwarzkopf, der zugleich ein Rothbart ist.

94 Zeuchst du dir einen Raben, so wird er dir die Augen ausgraben.Eiselein, 517.

Die Russen: Es zog schon mancher eine Krähe auf, die ihn dann die Augen aushackte. (Altmann VI, 414.)

*95 Dass dich die raben fressen!Agricola I, 55; Tappius, 44a; Henisch, 1213, 28; Eiselein, 517.

Sprichwörtlicher Fluch.

Holl.: Dat u de raven picken (schenden, vreten, beschijten). (Harrebomée, II, 207b.)

Lat.: Ad corvos. (Tappius, 44a; Erasm., 456.)

*96 Dem rappen den brei oder muss einstreichen.Franck, III, 107b.

*97 Den Raben zur Beute werden.Eiselein, 517.

*98 Die alten Raben fliegen noch.

Die alten Feinde, Widersacher, Gegner u. s. w. sind noch da und thätig. Der Pfälzer Kurier vom 23. Sept. 1870 wendet die Redensart auf die der Einheit Deutschlands feindselige Partei an.

*99 Die Raben mit offenem Schnabel (schon ihrer Beute gewiss) betrügen.

Von dem, der pfiffig und schlau seine Auflauerer täuscht.

*100 Die Raben um ihr Mahl bringen.

Dem Galgen auf eine schlaue Weise entgehen.

*101 Die Raben werden bei ihm Freitafel haben (halten).Parömiakon, 12.

Er wird am Galgen sterben.

Holl.: Hij is van de raven gezalfd. (Harrebomée, II, 208a.)

*102 Die Raben werden ihm kein Brot bringen.

Es wird seinetwegen kein Wunder geschehen, wie es in Betreff des Propheten Elias erzählt wird.

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*103 Einen Raben baden (waschen).

„Vnd der ein rappen weiss wolt baden, thut vnnütz arbeit auff sich laden.“ (Waldis, II, 60, 69.)

*104 Er kann wie der Rabe nicht einmal ruhig fressen.

Von denen, die, wenn sie etwas Gutes haben, sogleich sich gross machen und es so dahin bringen, dass andere ihnen entgegentreten und ihnen den Gewinn vor der Nase wegfischen.

*105 Er wird die Raben noch am Kreuze füttern.

Lat.: Corvos in cruce pascis.

*106 Er würde keinen Raben sehen in einem Eimer Milch.

Holl.: Hij zou geene raaf merken in eenen emmer melk. (Harrebomée, II, 208a.)

*107 Es ist der Rabe, der Feuer in sein Nest gebracht.

Um sich zu wärmen und so das Nest anzündete.

*108 Es ist der Rabe, der sich mit fremden Federn schmückt.

Holl.: Ziedaar de raaf, die zich met anderer vogelen pluimen versiert. (Harrebomée, II, 208a.)

*109 Es ist der Rabe Noah's.

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Lat.: Corvus Noe. (Bovill, I, 56.)

*110 Es ist ein hungriger Rabe.

Holl.: Het is eene hongerige raaf. ( Harrebomée, II, 208a.)

*111 Es ist ein weisser Rabe.

„Ein weisser rappen vnd schwartzen schwan, wer mag den je gesehen han!“ (Waldis, I, 94, 33.) Von etwas sehr Seltenem und schwer zu Findendem oder sich Widersprechendem. Die Franzosen bezeichnen das Seltene durch: weisse Amsel, die Italiener durch weisse Fliegen, die Korsen durch grüne Pferde, die Wallonen durch blaue Hunde. (Globus, XVIII, 16.)

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Holl.: Het is eene witte raaf. (Harrebomée, II, 208a.)

Lat.: Albus corvus. (Bovill, I, 12.) – Coelum immobile. – Corvus albus. (Faselius, 52; Philippi, I, 95.) – Cygnus niger. – Frigidus ignis. – Lac nigrum. – Sanguis albus. – Sol obscurus. – Nix nigra. – Pulex albus.

*112 Es wird ihm wie dem Raben gehen, der mit den Enten fliegen wollte.

*113 Gelbe Raben aus Ungarn fliegen lassen.Schuppius, Schriften, I, 874.

Es sind Goldstücke, Dukaten gemeint.

*114 Ich wolt, dass dich die Raben fressen.Eyering, III, 75.

*115 Man würde eher einen Raben weiss waschen, als ihr das Keifen abgewöhnen.

Holl.: Men zou eer eene raaf wit wasschen, eer men haar het krassen beleth. (Harrebomée, II, 208a.)

*116 Merks, Rap im Sack.Nas, 356b.

*117 Wie der Rabe Wasser pumpt.

Wenn jemand nicht ohne Mühe und Scharfsinn das erreicht, was er haben will, oder wenn er es durch ganz neue Mittel versucht. Aus der bekannten Fabel vom Raben, der das Wasser vom Grunde eines engen und ihm unzugänglichen Gefässes dadurch heraufbrachte, dass er eine Menge Steinchen hineinwarf.


Rabenaas.

1 Ich bin ein wahres Rabenaas, ein rechter Sündenknüppel, sang der Mucker bei seinem Tippel.

Sprichwörtlich gewordener Anfang eines alten kirchlichen Kernliedes.

Holl.: Het is een raven-aas. (Harrebomée, II, 208a.)

*2 Es ist ein altes (verschlagenes) Rabenaas.

Gemeines Scheltwort.

Frz.: C'est une fine matoise. – C'est une petite rusée. (Kritzinger, 445b u. 627b.)


Rabenfeder.

Wer eine Rabenfeder findet, hat Glück.Montanus, 172b.


Rabenfutter.

* Es ist Rabenfutter.

In Bezug auf gefallenes Vieh, auch von Dieben. Als ein ähnliches Schmähwort, wie Rabenaas oder Rabenfutter, hatten die alten Römer das Kreuz, das, als die äusserste Strafe unter Sklaven, Veranlassung zu Lästerreden gab. Wie wir sagen: „Geh zum Henker!“ sagte man damals: „Packe dich ans Kreuz!“ Bei Petron findet sich nebeneinander: offula crucis = ein Bissen ans Kreuz, und cibaria corvorum = Rabenfutter. Auch die bei Plautus und Terenz sehr oft angewandten Anreden: dierecte, d. i.: „Emporgespreizter“, steht mit der Kreuzigung im Zusammenhang. (Vgl. Römische Schimpfwörter im Ausland, 1871, 169.)

Dän.: Ravn-mad. (Prov. dan., 468.)


Rabengesang.

Auf Rabengesang folget gewisser Vntergang.Herberger, Herzpostilla, I, 424.

Lat.: Vox corvina manifesta ruina.


Rabengeschrei.

Rabengeschrei verdunkelt die Sonne nicht.


Rabenlied.

Wer nichts als das Rabenlied singen kann, der ist wol ein geschlagener (verlorener) Mann.


Rabenmutter.

* Eine Rabenmutter sein.

Von einer unnatürlichen, harten und grausamen Mutter. Man erzählt, wenn die Raben ihre Eier ausgebrütet hätten, verliessen sie die Jungen und flöhen davon; da sie dieselben nicht schwarz, wie sie selber, sondern von einem weissen Flaum bekleidet sehen, so erkannten sie dieselben nicht für ihre eigenen, sondern meinten, es seien fremde, daher die sprichwörtliche Redensart: „Eine wahre Rabenmutter.“ (Gubitz, Gesellschafter, 1831, 563.)


Rabenorden.

* Er hat den Rabenorden erster Klasse erhalten.

D. i. einen Strick um den Hals.


Rabenstein.

1 Was dem Rabenstein gehört, ertrinkt nicht.Eiselein, 517.

*2 An den Rabenstein kommen.Eiselein, 517.


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Jedes Räblein hält sein Kind für ein Pfäblein.


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[[725]/0739] im meyen nit solt floren, der wer ein narr für allen thoren, vnd der ein rappen weiss wolt baden, thut vnnütz arbeit auff sich laden.“ (Waldis, II, 60, 65.) (S. Arbeit 76.) Ein ähnlicher alter Vers lautet: Wer einen Raben will baden weiss, und darauf legt sein'n ganzen Fleiss; wer an der Sonne Schnee will dörren, die Winde in ein' Truhen sperren und Ungelück will tragen feil und Narren binden an ein Seil und einen Kahlen will beschern, der thut unnütze Arbeit gern. Lat.: Litus arare. (Ausonius.) (Binder II, 1685.) 92 Wer jung wie ein Rabe schreit, wird alt nicht wie eine Nachtigall singen. – Parömiakon, 3068. 93 Wo der Rabe sitzt auff dem Dach vnd der fuchs vor der Thür, da hüte sich Ross vnd Mann dafür. – Petri, II, 8010; Henisch, 1275, 37; Sailer, 86; Körte, 4869; Masson, 169. Keine Empfehlung für den Schwarzkopf, der zugleich ein Rothbart ist. 94 Zeuchst du dir einen Raben, so wird er dir die Augen ausgraben. – Eiselein, 517. Die Russen: Es zog schon mancher eine Krähe auf, die ihn dann die Augen aushackte. (Altmann VI, 414.) *95 Dass dich die raben fressen! – Agricola I, 55; Tappius, 44a; Henisch, 1213, 28; Eiselein, 517. Sprichwörtlicher Fluch. Holl.: Dat u de raven picken (schenden, vreten, beschijten). (Harrebomée, II, 207b.) Lat.: Ad corvos. (Tappius, 44a; Erasm., 456.) *96 Dem rappen den brei oder muss einstreichen. – Franck, III, 107b. *97 Den Raben zur Beute werden. – Eiselein, 517. *98 Die alten Raben fliegen noch. Die alten Feinde, Widersacher, Gegner u. s. w. sind noch da und thätig. Der Pfälzer Kurier vom 23. Sept. 1870 wendet die Redensart auf die der Einheit Deutschlands feindselige Partei an. *99 Die Raben mit offenem Schnabel (schon ihrer Beute gewiss) betrügen. Von dem, der pfiffig und schlau seine Auflauerer täuscht. *100 Die Raben um ihr Mahl bringen. Dem Galgen auf eine schlaue Weise entgehen. *101 Die Raben werden bei ihm Freitafel haben (halten). – Parömiakon, 12. Er wird am Galgen sterben. Holl.: Hij is van de raven gezalfd. (Harrebomée, II, 208a.) *102 Die Raben werden ihm kein Brot bringen. Es wird seinetwegen kein Wunder geschehen, wie es in Betreff des Propheten Elias erzählt wird. Holl.: De raven zullen hem geen brood brengen. (Harrebomée, II, 208a.) *103 Einen Raben baden (waschen). „Vnd der ein rappen weiss wolt baden, thut vnnütz arbeit auff sich laden.“ (Waldis, II, 60, 69.) *104 Er kann wie der Rabe nicht einmal ruhig fressen. Von denen, die, wenn sie etwas Gutes haben, sogleich sich gross machen und es so dahin bringen, dass andere ihnen entgegentreten und ihnen den Gewinn vor der Nase wegfischen. *105 Er wird die Raben noch am Kreuze füttern. Lat.: Corvos in cruce pascis. *106 Er würde keinen Raben sehen in einem Eimer Milch. Holl.: Hij zou geene raaf merken in eenen emmer melk. (Harrebomée, II, 208a.) *107 Es ist der Rabe, der Feuer in sein Nest gebracht. Um sich zu wärmen und so das Nest anzündete. *108 Es ist der Rabe, der sich mit fremden Federn schmückt. Holl.: Ziedaar de raaf, die zich met anderer vogelen pluimen versiert. (Harrebomée, II, 208a.) *109 Es ist der Rabe Noah's. Untreuer Diener, Bote u. s. w. Lat.: Corvus Noe. (Bovill, I, 56.) *110 Es ist ein hungriger Rabe. Holl.: Het is eene hongerige raaf. ( Harrebomée, II, 208a.) *111 Es ist ein weisser Rabe. „Ein weisser rappen vnd schwartzen schwan, wer mag den je gesehen han!“ (Waldis, I, 94, 33.) Von etwas sehr Seltenem und schwer zu Findendem oder sich Widersprechendem. Die Franzosen bezeichnen das Seltene durch: weisse Amsel, die Italiener durch weisse Fliegen, die Korsen durch grüne Pferde, die Wallonen durch blaue Hunde. (Globus, XVIII, 16.) Mhd.: Selten wir gesehen haben swarze swanen und wize raben. (Renner.) (Zinkgref, 115.) Holl.: Het is eene witte raaf. (Harrebomée, II, 208a.) Lat.: Albus corvus. (Bovill, I, 12.) – Coelum immobile. – Corvus albus. (Faselius, 52; Philippi, I, 95.) – Cygnus niger. – Frigidus ignis. – Lac nigrum. – Sanguis albus. – Sol obscurus. – Nix nigra. – Pulex albus. *112 Es wird ihm wie dem Raben gehen, der mit den Enten fliegen wollte. *113 Gelbe Raben aus Ungarn fliegen lassen. – Schuppius, Schriften, I, 874. Es sind Goldstücke, Dukaten gemeint. *114 Ich wolt, dass dich die Raben fressen. – Eyering, III, 75. *115 Man würde eher einen Raben weiss waschen, als ihr das Keifen abgewöhnen. Holl.: Men zou eer eene raaf wit wasschen, eer men haar het krassen beleth. (Harrebomée, II, 208a.) *116 Merks, Rap im Sack. – Nas, 356b. *117 Wie der Rabe Wasser pumpt. Wenn jemand nicht ohne Mühe und Scharfsinn das erreicht, was er haben will, oder wenn er es durch ganz neue Mittel versucht. Aus der bekannten Fabel vom Raben, der das Wasser vom Grunde eines engen und ihm unzugänglichen Gefässes dadurch heraufbrachte, dass er eine Menge Steinchen hineinwarf. Rabenaas. 1 Ich bin ein wahres Rabenaas, ein rechter Sündenknüppel, sang der Mucker bei seinem Tippel. Sprichwörtlich gewordener Anfang eines alten kirchlichen Kernliedes. Holl.: Het is een raven-aas. (Harrebomée, II, 208a.) *2 Es ist ein altes (verschlagenes) Rabenaas. Gemeines Scheltwort. Frz.: C'est une fine matoise. – C'est une petite rusée. (Kritzinger, 445b u. 627b.) Rabenfeder. Wer eine Rabenfeder findet, hat Glück. – Montanus, 172b. Rabenfutter. * Es ist Rabenfutter. In Bezug auf gefallenes Vieh, auch von Dieben. Als ein ähnliches Schmähwort, wie Rabenaas oder Rabenfutter, hatten die alten Römer das Kreuz, das, als die äusserste Strafe unter Sklaven, Veranlassung zu Lästerreden gab. Wie wir sagen: „Geh zum Henker!“ sagte man damals: „Packe dich ans Kreuz!“ Bei Petron findet sich nebeneinander: offula crucis = ein Bissen ans Kreuz, und cibaria corvorum = Rabenfutter. Auch die bei Plautus und Terenz sehr oft angewandten Anreden: dierecte, d. i.: „Emporgespreizter“, steht mit der Kreuzigung im Zusammenhang. (Vgl. Römische Schimpfwörter im Ausland, 1871, 169.) Dän.: Ravn-mad. (Prov. dan., 468.) Rabengesang. Auf Rabengesang folget gewisser Vntergang. – Herberger, Herzpostilla, I, 424. Lat.: Vox corvina manifesta ruina. Rabengeschrei. Rabengeschrei verdunkelt die Sonne nicht. Rabenlied. Wer nichts als das Rabenlied singen kann, der ist wol ein geschlagener (verlorener) Mann. Rabenmutter. * Eine Rabenmutter sein. Von einer unnatürlichen, harten und grausamen Mutter. Man erzählt, wenn die Raben ihre Eier ausgebrütet hätten, verliessen sie die Jungen und flöhen davon; da sie dieselben nicht schwarz, wie sie selber, sondern von einem weissen Flaum bekleidet sehen, so erkannten sie dieselben nicht für ihre eigenen, sondern meinten, es seien fremde, daher die sprichwörtliche Redensart: „Eine wahre Rabenmutter.“ (Gubitz, Gesellschafter, 1831, 563.) Rabenorden. * Er hat den Rabenorden erster Klasse erhalten. D. i. einen Strick um den Hals. Rabenstein. 1 Was dem Rabenstein gehört, ertrinkt nicht. – Eiselein, 517. *2 An den Rabenstein kommen. – Eiselein, 517. Räblein. Jedes Räblein hält sein Kind für ein Pfäblein. Rabuscher. * Er ist ein Rabuscher. – Frischbier2, 3048. Rabuschen = stehlen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [725]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/739>, abgerufen am 22.11.2024.