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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 68 Rauch vnd Dampff gehet vorher, wenn ein fewer brennen wil. - Petri, II, 509. Vgl. Sirach 22, 30 und Schulze, 161.

69 Sieht man Rauch, so sieht man bald das Feuer auch.

70 So mancher Rauch im Grund, so manches Fastnachtshuhn. (S. Eigenrauch und Spliess.) - Graf, 51, 188.

Mit den Hühnern waren auch die Familien gezählt, und der Name Huhn bezeichnete auch den Hörigen. Das Rauchhuhn bewies zwar die Handlohnpflichtigkeit des Gutes, bildete aber keine Steuer; es war daher auch für dasselbe nirgends eine bestimmte Güte vorgeschrieben. Ist das Huhn so kräftig, dass es auf einen dreibeinigen Stuhl oder den Wassereimer zu fliegen vermag, so zahlt es den Gutsherrn; überdies braucht der arme Mann, dessen Frau zu Kemnaten geht, nur den Kopf des Huhns zu geben, den Rumpf soll er seiner Wöchnerin zurichten. "So de höner so grot sieht, dat se up den emmer hüppen können, dar können de huisgenoten den guitherren oick met betalen." (Grimm, Weisth., III, 199 u. I, 242, 287.)

Mhd.: So manch rauch im grund, so manch fastnahts huen. (Grimm, Wb., III, 330.)

71 So mancher Rauch, so manch Kormut. - Graf, 51, 179.

Die unter dem Namen Kormut (Todfall, Besthaupt) bekannte Abgabe, wurde nach der Anzahl der Herdstätten erhoben. Ein nicht völlig freier Grundbesitz war kormutig und war er so klein, dass ein dreibeiniger Stuhl überall die Grenzen streifte (Grimm, Weisth., I, 521); ja "wenn ein Bettler stirbt, legt man den Bettelsack und Stab aufs Grab, und ein Stück nimmt der Vogt als Kormut weg, das andere bildet den Rücklass." (Grimm, Weisth., I, 290.) (S. Fall 6, Gut 301; Hand 508; Hof 94; Lehn 23.)

Mhd.: So mannicher rauch, so mannich kor. (Grimm, Wb., II, 766.)

72 Um dem Rauche zu entgehen, muss man nicht ins Feuer springen. - Schlechta, 187.

73 Viel Rauch in der Küche, aber wenig Braten.

Böhm.: Vetsi dym nezli pecenka. (Celakovsky, 103.)

It.: Molto fummo e poco arrosto. (Gaal, 686.)

74 Viel Rauch, wenig Feuer.

In Hannover: Väl Rak un wänig Füer.

75 Vnser Rauch ist heisser, denn eines andern. - Lehmann, II, 792, 109; Simrock, 8146; Körte, 4930.

76 War Rok is, is ok Füer, hadde de Junge segt, as he 'n frisken Perdekötel upnehmen sull. (Ostfries.) - Bueren, 1219; Hoefer, 535; Kern, 210.

77 War Rok is, is ok Für. - Hauskalender, I.

78 Was den meisten Rauch macht, (brennt am schlechtesten und) wärmt am wenigsten.

79 Was Rauch den Augen und Essig den Zähnen, ist Wahrheit den Ohren.

Dän.: Som edike for taenderne, og rög for öynene, er sandhed for örene. (Prov. dan., 491.)

80 Wenig Rauch beisst nicht jeden.

Holl.: Een weinig rook bijt hem niet. (Harrebomee, II, 229a.)

81 Weniger Rauch und mehr Feuer.

Weniger Worte und Redensarten, dafür mehr Handlung.

It.: Manco fummo e piu brace. - Meno apparenza e piu sostanza.

82 Wenn der Rauch noch so stolz steigt, ein kleiner Wind vertreibt ihn.

83 Wenn der Rauch zum Brennen kommt, so stinkt er. - Felner.

Von der entflammenden Liebe.

84 Wenn Rauch im Haus, lass ihn nicht hinaus.

Verdriesslichkeiten im Hause soll man nicht ausserhalb bekannt werden lassen.

Holl.: Wanneer het rookt, zorg, dat de rook binnen's huis blijft. (Harrebomee, II, 229b.)

85 Wenn (der) Rauch nicht aus dem Hause (der Esse) will, so ist vorhanden Regen viel. - Simrock, 8153; Körte, 4927.

86 Wer dem Rauch entlaufen will, fällt oft gar ins Feuer. - Winckler, XII, 4; Gaal, 1286; Petri, 690.

It.: Spesso chi crede fuggire il fummo, cade nel fuoco. (Gaal, 1286.)

Poln.: Uchodzac, przed wilkiem trafil na niedzwiedzia.

87 Wer den Rauch fängt, wird selbst schwarz.

88 Wer den Rauch förcht (fleucht), der kompt nit zum Fewer. - Lehmann, 227, 33 u. 693, 34.

Dän.: Den frukter for rögen kommer ei til ilden. (Prov. dan., 203.)

[Spaltenumbruch] 89 Wer den Rauch hat, soll die Gerichte haben. - Graf, 278.

Isl.: Sä som hefir reykinn, skal og lofa rettin. (Jonssyni, 294.)

90 Wer den Rauch nicht will leiden, der mag auch das Feuer meiden.

Die Russen: Wer den Rauch schilt, der schmähe auch das Feuer. (Altmann VI, 469.)

91 Wer eigenen Rauch hat, gibt ein Huhn. - Hillebrand, 18; Grimm, Rechtsalt., 874.

In manchen Dörfern musste von jedem Hause, aus dem Rauch aufstieg, ein Huhn entrichtet werden. Diese Abgabe soll ungeachtet der beseitigten Leibeigenschaft, wie Hillebrand a. a. O. bemerkt, noch hier und da bestehen.

92 Wer einen Rauch von Affekten im Kopff hat, dem ist die Vernunfft vernebelt. - Lehmann, 4, 22; Schrader, 75.

93 Wer flieht den Rauch der Ehe, fällt in die Flammen ärgerer Wehe.

94 Wer im Rauch ist, der siehet nichts als den Rauch. - Lehmann, 5, 31.

So geht es auch denen, die in Vorurtheilen befangen sind, oder in Leidenschaften handeln.

95 Wer immer vil rauchs hat, dess fewr brennt selten wol. - Henisch, 1089, 27; Petri, III, 14.

96 Wer mit Rauch handelt, wird mit Dampf bezahlt.

Lat.: Fumo pereat, qui fumum vendidit. (Gaal, 1591.)

97 Wer Rauch verkaufft, der erstickt auch billig im Rauch. - Petri, II, 748.

98 Wer sich hütet für dem rauch, der fellt offt in das fewer. - Henisch, 1089, 29; Petri, II, 759.

99 Wie der Rauch den Augen, so der Faule, die ihn senden. - Spr. Sal. 10, 26; Schulze, 55.

100 Wie der Rauch nach dem Winde, so geht des Diebes Auge aufs Stehlen. (Wend. Lausitz.)

101 Wo a Rach ist, ist au a Fuir, hot der oberinntaler Tiroler g'sagt, und hot sein Pfeiff am a frisch Rossbolla anzunda. - Birlinger, 422.

102 Wo Rauch aufgeht, da ist Feuer nicht fern. - Simrock, 8144; Lohrengel, I, 902.

Frz.: Point de fumee sans feu. (Gaal, 1284; Lendroy, 735.)

Holl.: Waar rook is, is ook vuur. ( Harrebomee, II, 229b.)

Ung.: A' hol füst vagyon, tüz is vagyon ott. (Gaal, 1284.)

103 Wo Rauch ist, muss auch Feuer sein. - Simrock, 2416; Graf, 453, 446.

In Bezug auf Gerüchte.

104 Wo Rok is, is ok Füer, harr de Jung seggt, as he 'n frisch'n Pärkötel upnehmen schult. - Peik, 210, 179.

105 Wo Rok is, is ok Füer, säd de Voss, un kakt (schit) up 't EIs. (Mecklenburg.) - Hagen, 97, 10; Firmenich, I, 73, 13; Hoefer, 353; Mussäus, 120, 8.

Engl.: Fire, quoth the fox, when he pissed op the ice. (Bohn II, 95.)

106 Wo Rok öss, da öss ok Füer, säd de Ulespegel, on klaud mank e Hupe Perdreck. - Frischbier2, 3069.

107 Wo viel Rauch, ist wenig Feuer.

Bei viel Lob wenig Wahrheit.

108 Wo's Rauch gibt, da ist's Feuer nicht weit. - Spindler, Bastard (Stuttgart 1839), I, 171.

109 Zu viel Rauch in der Küche beisst zum Haus den Herrn hinaus. - Neumeister, Neueste Worte der Weisen.

Folge eines den Wohlstand zerrüttenden Wohllebens.

*110 Aus dem Rauch in den Dampf (in die Flammen) kommen.

Die Römer sagten: Aus dem Kalk in die Köhlerhütte kommen, oder aus einem Kalkbrenner ein Köhler werden. Die Russen sagen: Aus dem Moder in den Sumpf gerathen. (Altmann VI, 524.)

Lat.: De calcaria in carbonariam decurrere. (Philippi, I, 111; Faselius, 58.) - De fumo ad flammam. - Fumum fugiens in ignem incidit. (Frob., 316; Hanzely, 172; Seybold, 196; Philippi, I, 113 u. 165; Binder I, 604; II, 1216.)

*111 Aus dem Rauch ins Feuer laufen. - Altmann VI, 513.

Holl.: Uit den rook in het vuur loopen. (Harrebomee, II, 229b.)

[Spaltenumbruch] 68 Rauch vnd Dampff gehet vorher, wenn ein fewer brennen wil.Petri, II, 509. Vgl. Sirach 22, 30 und Schulze, 161.

69 Sieht man Rauch, so sieht man bald das Feuer auch.

70 So mancher Rauch im Grund, so manches Fastnachtshuhn. (S. Eigenrauch und Spliess.) – Graf, 51, 188.

Mit den Hühnern waren auch die Familien gezählt, und der Name Huhn bezeichnete auch den Hörigen. Das Rauchhuhn bewies zwar die Handlohnpflichtigkeit des Gutes, bildete aber keine Steuer; es war daher auch für dasselbe nirgends eine bestimmte Güte vorgeschrieben. Ist das Huhn so kräftig, dass es auf einen dreibeinigen Stuhl oder den Wassereimer zu fliegen vermag, so zahlt es den Gutsherrn; überdies braucht der arme Mann, dessen Frau zu Kemnaten geht, nur den Kopf des Huhns zu geben, den Rumpf soll er seiner Wöchnerin zurichten. „So de höner so grot sieht, dat se up den emmer hüppen können, dar können de huisgenoten den guitherren oick met betalen.“ (Grimm, Weisth., III, 199 u. I, 242, 287.)

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71 So mancher Rauch, so manch Kormut.Graf, 51, 179.

Die unter dem Namen Kormut (Todfall, Besthaupt) bekannte Abgabe, wurde nach der Anzahl der Herdstätten erhoben. Ein nicht völlig freier Grundbesitz war kormutig und war er so klein, dass ein dreibeiniger Stuhl überall die Grenzen streifte (Grimm, Weisth., I, 521); ja „wenn ein Bettler stirbt, legt man den Bettelsack und Stab aufs Grab, und ein Stück nimmt der Vogt als Kormut weg, das andere bildet den Rücklass.“ (Grimm, Weisth., I, 290.) (S. Fall 6, Gut 301; Hand 508; Hof 94; Lehn 23.)

Mhd.: So mannicher rauch, so mannich kor. (Grimm, Wb., II, 766.)

72 Um dem Rauche zu entgehen, muss man nicht ins Feuer springen.Schlechta, 187.

73 Viel Rauch in der Küche, aber wenig Braten.

Böhm.: Vĕtśí dým nežli pečenka. (Čelakovský, 103.)

It.: Molto fummo e poco arrosto. (Gaal, 686.)

74 Viel Rauch, wenig Feuer.

In Hannover: Väl Râk un wänig Füer.

75 Vnser Rauch ist heisser, denn eines andern.Lehmann, II, 792, 109; Simrock, 8146; Körte, 4930.

76 War Rôk is, is ôk Füer, hadde de Junge segt, as he 'n frisken Pêrdekötel upnehmen sull. (Ostfries.) – Bueren, 1219; Hoefer, 535; Kern, 210.

77 War Rôk is, is ôk Für.Hauskalender, I.

78 Was den meisten Rauch macht, (brennt am schlechtesten und) wärmt am wenigsten.

79 Was Rauch den Augen und Essig den Zähnen, ist Wahrheit den Ohren.

Dän.: Som edike for tænderne, og røg for øynene, er sandhed for ørene. (Prov. dan., 491.)

80 Wenig Rauch beisst nicht jeden.

Holl.: Een weinig rook bijt hem niet. (Harrebomée, II, 229a.)

81 Weniger Rauch und mehr Feuer.

Weniger Worte und Redensarten, dafür mehr Handlung.

It.: Manco fummo e più brace. – Meno apparenza e più sostanza.

82 Wenn der Rauch noch so stolz steigt, ein kleiner Wind vertreibt ihn.

83 Wenn der Rauch zum Brennen kommt, so stinkt er.Felner.

Von der entflammenden Liebe.

84 Wenn Rauch im Haus, lass ihn nicht hinaus.

Verdriesslichkeiten im Hause soll man nicht ausserhalb bekannt werden lassen.

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85 Wenn (der) Rauch nicht aus dem Hause (der Esse) will, so ist vorhanden Regen viel.Simrock, 8153; Körte, 4927.

86 Wer dem Rauch entlaufen will, fällt oft gar ins Feuer.Winckler, XII, 4; Gaal, 1286; Petri, 690.

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Poln.: Uchodząc, przed wilkiem trafił na niedźwiedzia.

87 Wer den Rauch fängt, wird selbst schwarz.

88 Wer den Rauch förcht (fleucht), der kompt nit zum Fewer.Lehmann, 227, 33 u. 693, 34.

Dän.: Den frukter for røgen kommer ei til ilden. (Prov. dan., 203.)

[Spaltenumbruch] 89 Wer den Rauch hat, soll die Gerichte haben.Graf, 278.

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90 Wer den Rauch nicht will leiden, der mag auch das Feuer meiden.

Die Russen: Wer den Rauch schilt, der schmähe auch das Feuer. (Altmann VI, 469.)

91 Wer eigenen Rauch hat, gibt ein Huhn.Hillebrand, 18; Grimm, Rechtsalt., 874.

In manchen Dörfern musste von jedem Hause, aus dem Rauch aufstieg, ein Huhn entrichtet werden. Diese Abgabe soll ungeachtet der beseitigten Leibeigenschaft, wie Hillebrand a. a. O. bemerkt, noch hier und da bestehen.

92 Wer einen Rauch von Affekten im Kopff hat, dem ist die Vernunfft vernebelt.Lehmann, 4, 22; Schrader, 75.

93 Wer flieht den Rauch der Ehe, fällt in die Flammen ärgerer Wehe.

94 Wer im Rauch ist, der siehet nichts als den Rauch.Lehmann, 5, 31.

So geht es auch denen, die in Vorurtheilen befangen sind, oder in Leidenschaften handeln.

95 Wer immer vil rauchs hat, dess fewr brennt selten wol.Henisch, 1089, 27; Petri, III, 14.

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97 Wer Rauch verkaufft, der erstickt auch billig im Rauch.Petri, II, 748.

98 Wer sich hütet für dem rauch, der fellt offt in das fewer.Henisch, 1089, 29; Petri, II, 759.

99 Wie der Rauch den Augen, so der Faule, die ihn senden.Spr. Sal. 10, 26; Schulze, 55.

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101 Wo a Rach ist, ist au a Fuir, hot der oberinntaler Tiroler g'sagt, und hot sein Pfeiff am a frisch Rossbolla anzunda.Birlinger, 422.

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In Bezug auf Gerüchte.

104 Wo Rôk is, is ôk Füer, harr de Jung seggt, as he 'n frisch'n Pärkötel upnehmen schult.Peik, 210, 179.

105 Wo Rôk is, is ôk Füer, säd de Voss, un kakt (schit) up 't Îs. (Mecklenburg.) – Hagen, 97, 10; Firmenich, I, 73, 13; Hoefer, 353; Mussäus, 120, 8.

Engl.: Fire, quoth the fox, when he pissed op the ice. (Bohn II, 95.)

106 Wo Rôk öss, da öss ok Füer, säd de Ulespegel, on klaud mank e Hupe Pêrdreck.Frischbier2, 3069.

107 Wo viel Rauch, ist wenig Feuer.

Bei viel Lob wenig Wahrheit.

108 Wo's Rauch gibt, da ist's Feuer nicht weit.Spindler, Bastard (Stuttgart 1839), I, 171.

109 Zu viel Rauch in der Küche beisst zum Haus den Herrn hinaus.Neumeister, Neueste Worte der Weisen.

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*110 Aus dem Rauch in den Dampf (in die Flammen) kommen.

Die Römer sagten: Aus dem Kalk in die Köhlerhütte kommen, oder aus einem Kalkbrenner ein Köhler werden. Die Russen sagen: Aus dem Moder in den Sumpf gerathen. (Altmann VI, 524.)

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[[751]/0765] 68 Rauch vnd Dampff gehet vorher, wenn ein fewer brennen wil. – Petri, II, 509. Vgl. Sirach 22, 30 und Schulze, 161. 69 Sieht man Rauch, so sieht man bald das Feuer auch. 70 So mancher Rauch im Grund, so manches Fastnachtshuhn. (S. Eigenrauch und Spliess.) – Graf, 51, 188. Mit den Hühnern waren auch die Familien gezählt, und der Name Huhn bezeichnete auch den Hörigen. Das Rauchhuhn bewies zwar die Handlohnpflichtigkeit des Gutes, bildete aber keine Steuer; es war daher auch für dasselbe nirgends eine bestimmte Güte vorgeschrieben. Ist das Huhn so kräftig, dass es auf einen dreibeinigen Stuhl oder den Wassereimer zu fliegen vermag, so zahlt es den Gutsherrn; überdies braucht der arme Mann, dessen Frau zu Kemnaten geht, nur den Kopf des Huhns zu geben, den Rumpf soll er seiner Wöchnerin zurichten. „So de höner so grot sieht, dat se up den emmer hüppen können, dar können de huisgenoten den guitherren oick met betalen.“ (Grimm, Weisth., III, 199 u. I, 242, 287.) Mhd.: So manch rauch im grund, so manch fastnahts huen. (Grimm, Wb., III, 330.) 71 So mancher Rauch, so manch Kormut. – Graf, 51, 179. Die unter dem Namen Kormut (Todfall, Besthaupt) bekannte Abgabe, wurde nach der Anzahl der Herdstätten erhoben. Ein nicht völlig freier Grundbesitz war kormutig und war er so klein, dass ein dreibeiniger Stuhl überall die Grenzen streifte (Grimm, Weisth., I, 521); ja „wenn ein Bettler stirbt, legt man den Bettelsack und Stab aufs Grab, und ein Stück nimmt der Vogt als Kormut weg, das andere bildet den Rücklass.“ (Grimm, Weisth., I, 290.) (S. Fall 6, Gut 301; Hand 508; Hof 94; Lehn 23.) Mhd.: So mannicher rauch, so mannich kor. (Grimm, Wb., II, 766.) 72 Um dem Rauche zu entgehen, muss man nicht ins Feuer springen. – Schlechta, 187. 73 Viel Rauch in der Küche, aber wenig Braten. Böhm.: Vĕtśí dým nežli pečenka. (Čelakovský, 103.) It.: Molto fummo e poco arrosto. (Gaal, 686.) 74 Viel Rauch, wenig Feuer. In Hannover: Väl Râk un wänig Füer. 75 Vnser Rauch ist heisser, denn eines andern. – Lehmann, II, 792, 109; Simrock, 8146; Körte, 4930. 76 War Rôk is, is ôk Füer, hadde de Junge segt, as he 'n frisken Pêrdekötel upnehmen sull. (Ostfries.) – Bueren, 1219; Hoefer, 535; Kern, 210. 77 War Rôk is, is ôk Für. – Hauskalender, I. 78 Was den meisten Rauch macht, (brennt am schlechtesten und) wärmt am wenigsten. 79 Was Rauch den Augen und Essig den Zähnen, ist Wahrheit den Ohren. Dän.: Som edike for tænderne, og røg for øynene, er sandhed for ørene. (Prov. dan., 491.) 80 Wenig Rauch beisst nicht jeden. Holl.: Een weinig rook bijt hem niet. (Harrebomée, II, 229a.) 81 Weniger Rauch und mehr Feuer. Weniger Worte und Redensarten, dafür mehr Handlung. It.: Manco fummo e più brace. – Meno apparenza e più sostanza. 82 Wenn der Rauch noch so stolz steigt, ein kleiner Wind vertreibt ihn. 83 Wenn der Rauch zum Brennen kommt, so stinkt er. – Felner. Von der entflammenden Liebe. 84 Wenn Rauch im Haus, lass ihn nicht hinaus. Verdriesslichkeiten im Hause soll man nicht ausserhalb bekannt werden lassen. Holl.: Wanneer het rookt, zorg, dat de rook binnen's huis blijft. (Harrebomée, II, 229b.) 85 Wenn (der) Rauch nicht aus dem Hause (der Esse) will, so ist vorhanden Regen viel. – Simrock, 8153; Körte, 4927. 86 Wer dem Rauch entlaufen will, fällt oft gar ins Feuer. – Winckler, XII, 4; Gaal, 1286; Petri, 690. It.: Spesso chi crede fuggire il fummo, cade nel fuoco. (Gaal, 1286.) Poln.: Uchodząc, przed wilkiem trafił na niedźwiedzia. 87 Wer den Rauch fängt, wird selbst schwarz. 88 Wer den Rauch förcht (fleucht), der kompt nit zum Fewer. – Lehmann, 227, 33 u. 693, 34. Dän.: Den frukter for røgen kommer ei til ilden. (Prov. dan., 203.) 89 Wer den Rauch hat, soll die Gerichte haben. – Graf, 278. Isl.: Sä som hefir reykinn, skal og lofa rettin. (Jonssyni, 294.) 90 Wer den Rauch nicht will leiden, der mag auch das Feuer meiden. Die Russen: Wer den Rauch schilt, der schmähe auch das Feuer. (Altmann VI, 469.) 91 Wer eigenen Rauch hat, gibt ein Huhn. – Hillebrand, 18; Grimm, Rechtsalt., 874. In manchen Dörfern musste von jedem Hause, aus dem Rauch aufstieg, ein Huhn entrichtet werden. Diese Abgabe soll ungeachtet der beseitigten Leibeigenschaft, wie Hillebrand a. a. O. bemerkt, noch hier und da bestehen. 92 Wer einen Rauch von Affekten im Kopff hat, dem ist die Vernunfft vernebelt. – Lehmann, 4, 22; Schrader, 75. 93 Wer flieht den Rauch der Ehe, fällt in die Flammen ärgerer Wehe. 94 Wer im Rauch ist, der siehet nichts als den Rauch. – Lehmann, 5, 31. So geht es auch denen, die in Vorurtheilen befangen sind, oder in Leidenschaften handeln. 95 Wer immer vil rauchs hat, dess fewr brennt selten wol. – Henisch, 1089, 27; Petri, III, 14. 96 Wer mit Rauch handelt, wird mit Dampf bezahlt. Lat.: Fumo pereat, qui fumum vendidit. (Gaal, 1591.) 97 Wer Rauch verkaufft, der erstickt auch billig im Rauch. – Petri, II, 748. 98 Wer sich hütet für dem rauch, der fellt offt in das fewer. – Henisch, 1089, 29; Petri, II, 759. 99 Wie der Rauch den Augen, so der Faule, die ihn senden. – Spr. Sal. 10, 26; Schulze, 55. 100 Wie der Rauch nach dem Winde, so geht des Diebes Auge aufs Stehlen. (Wend. Lausitz.) 101 Wo a Rach ist, ist au a Fuir, hot der oberinntaler Tiroler g'sagt, und hot sein Pfeiff am a frisch Rossbolla anzunda. – Birlinger, 422. 102 Wo Rauch aufgeht, da ist Feuer nicht fern. – Simrock, 8144; Lohrengel, I, 902. Frz.: Point de fumée sans feu. (Gaal, 1284; Lendroy, 735.) Holl.: Waar rook is, is ook vuur. ( Harrebomée, II, 229b.) Ung.: A' hol füst vagyon, tüz is vagyon ott. (Gaal, 1284.) 103 Wo Rauch ist, muss auch Feuer sein. – Simrock, 2416; Graf, 453, 446. In Bezug auf Gerüchte. 104 Wo Rôk is, is ôk Füer, harr de Jung seggt, as he 'n frisch'n Pärkötel upnehmen schult. – Peik, 210, 179. 105 Wo Rôk is, is ôk Füer, säd de Voss, un kakt (schit) up 't Îs. (Mecklenburg.) – Hagen, 97, 10; Firmenich, I, 73, 13; Hoefer, 353; Mussäus, 120, 8. Engl.: Fire, quoth the fox, when he pissed op the ice. (Bohn II, 95.) 106 Wo Rôk öss, da öss ok Füer, säd de Ulespegel, on klaud mank e Hupe Pêrdreck. – Frischbier2, 3069. 107 Wo viel Rauch, ist wenig Feuer. Bei viel Lob wenig Wahrheit. 108 Wo's Rauch gibt, da ist's Feuer nicht weit. – Spindler, Bastard (Stuttgart 1839), I, 171. 109 Zu viel Rauch in der Küche beisst zum Haus den Herrn hinaus. – Neumeister, Neueste Worte der Weisen. Folge eines den Wohlstand zerrüttenden Wohllebens. *110 Aus dem Rauch in den Dampf (in die Flammen) kommen. Die Römer sagten: Aus dem Kalk in die Köhlerhütte kommen, oder aus einem Kalkbrenner ein Köhler werden. Die Russen sagen: Aus dem Moder in den Sumpf gerathen. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [751]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/765>, abgerufen am 28.06.2024.