Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 26 Das Recht der Ehe steht im vierten Knie. (S. Grad 1.) - Graf, 550, 112. Altfries.: Dat riucht dis aefftis steet in da fyaerda kne. (Hettema, XLIX, 8, 100.) 27 Das Recht dünkt selten gut, wenn es uns Schaden thut. - Graf, 446, 119. Mhd.: Vnd duncket selden gut, Recht wo das schaden thut. (Thüngen, 7, 119.) 28 Das Recht entschuldigt das Weib in der Unwissenheit. - Graf, 22, 252. Nach dem römischen Recht nicht blos das Weib, sondern auch Bauern und Ritter. (S. Unwissenheit.) 29 Das Recht frommt keinem ohne seinen Dank. - Graf, 425, 207. Der Richter kann über den Antrag des Klägers nicht hinausgehen. Mhd.: Daz recht fromet keime an sinem dangk. (Daniels, Weichbildglossen, 239, 6.) 30 Das Recht gebrauchen ist eine grössere Kunst, als das Recht erlernen. "Rechte lernen oder wissen, ist nicht grosse Kunst; aber das rechte Recht brauchen und in ihrem Ziel und Rinck behalten, dass sie nicht zu weit fahren, das ist Kunst." (Luther's Werke, V, 259a.) 31 Das Recht gehört ins Gericht. - Graf, 425, 200. Mhd.: Dat reicht gehoret in dat reicht. (Grimm, Wb., II, 490.) 32 Das recht geht offt auff steltzen der vngerechtigkeit. - Lehmann, 627, 11. 33 Das Recht geht seinen Gang, du kommst oder nicht. (S. Kommen 28.) - Graf, 444, 383. Mhd.: Du komest eder nicht, dennoch geit dat recht sinen gank. (Kindlinger, III, 693.) 34 Das Recht gibt das Pfand ohne des Herrn Willen. - Graf, 1161, 293. Dem Vermiether gilt die ganze Habe des Miethers als Pfand. Das Recht verleiht ihm das Pfandrecht auch ohne des Herrn, d. h. des Eigenthümers Willen. Das Sprichwort gehört dem hamburger Recht an, wo es heisst: Dat recht ghyfft dat pand ane der heren willen. (Lappenberg, Alterthümer des hamb. Rechts, 248, 6.) 35 Das Recht hängt am Galgen. 36 Das Recht hat ain wächsin nasen. - Agricola II, 122; Petri, II, 68; Egenolff, 34a; Latendorf II, 9; Eiselein, 522; Hillebrand, 10; Körte, 4958; Steiger, 281; Simrock, 8217; Graf, 446, 421; Lohrengel, I, 115; Braun, I, 3478; Zarncke, Brant's Narrenschiff, S. 412; für Nürnberg: Frommann, VI, 416, 23. Auch wol mit dem Zusatz: man mag es drehen, wie man will. Vgl. Jo. G. Fichtner Diss. de cereo jur. naso, seu vulg. dicterio: jus habere cereum nasum, das Recht habe u. s. w. R. Jo. Fried. Puchelbergero, Neo stadiensi ad Oyssum. Altdorf 1724. "Wo denn noch woll geschicht, dat Recht ene wassern Näse gehabt vnd als en Spinnwebe gehanget." (Neocorus, I, 324.) "Dem recht ein wächssen nasen biegen." (Waldis, IV, 75, 158.) Von einem Volksbrauch entlehnt, nach welchem man Fratzenbildern und auch wol Personen, welche alte Göttergestalten darstellten, wirkliche grosse Wachsnasen, auch Bärte von Flachs oder Stroh ( s. Bart 92 u. Gott 837) andrehte, um seinen Spott damit zu treiben. (S. Nase 210.) Die Russen behaupten z. B.: Wenn der Knecht klagt, ist das Recht immer des Edelmanns (Altmann V, 105), was wol auch in Deutschland öfter als es geboten war, zur Zeit, als noch die Patrimonialgerichte bestanden, stattfand. In ähnlichem Sinne sagen sie auch: Das Recht ist ein Stück Gold, das sich in dünnen Plättchen zerhämmern lässt. Das Recht hat gläserne Augen, wächserne Ohren und eine thönerne Zunge. (Altmann VI, 386 u. 414.) Mhd.: Das recht hat gar ain waxe nas, es lat sich piegen als der has. (Wolkenstein, XXVI, 122.) - Sie zichent daz reht umb bi der nasen. (Renner.) Böhm.: Pravo ma tenky nos. (Celakovsky, 339.) Frz.: Les lois ont le nez de cire. (Masson, 139.) 37 Das Recht hilft dem, der sich selbst nicht helfen kann. - Graf, 5, 104. Altfries.: Dat riucht helpet dam, deer him selm naet helpa mei. (Richthofen, 423, 15.) 38 Das Recht hilft oft gar schlecht. Böhm.: Pravo nepomuze, kdyz levo premuze. (Celakovsky, 350.) Holl.: Dat rechte hevet dicwijl hulpe noot. Lat.: Quod confortetur ius sepe necesse videtur. (Fallersleben, 180.) 39 Das Recht ist alles recht, das nicht gegen die Wahrheit fecht. - Graf, 2, 23. Fries.: Dat riucht is alle riucht, daer to einst da wird ne flucht. (Richthofen, 435, 18.) [Spaltenumbruch] 40 Das Recht ist allzeit ein fromm Mann, aber der Richter ist oft ein Schalck. - Petri, II, 68. Man spricht auf deutsch: "Das Recht ist allzeit ein fromm Mann, aber der Richter ist oft ein Schalck; und ich gedenke, da Hertzog Friedrich einmahl einen Klagezettel kriegt von einer armen Frau, darinnen sie bat, er wolle ihr schaffen zu dem rechten Recht, dass der gute Fürst sehr guter Dinge darüber war, dass die Frau zweyerley Recht anzeiget, so er doch nichts wusste von einem unrechten Recht, verstands aber bald, dass es war gered so viel, der Richter wär ein Schalck." (Luther's Werke, VII, 440.) 41 Das Recht ist alt und hergekommen manchen Tag. - Graf, 10, 115. Die Gewohnheit (s. 2, 7 u. a.) ist die älteste Rechtsquelle. Mhd.: Daz reht ist alt und ist herkomen manigen tac. 42 Das Recht ist an beide Füsse gerecht, wie ein polnischer Stiefel. - Simrock, 8120. 43 Das Recht ist dem Antworter (Beklagten) viel günstiger als dem Kläger. - Graf, 432, 258. Es gilt zwar als Grundsatz, dass das Recht für beide Parteien gleich sei. (S. Einwohner 1, Gericht 23, Kläger 18, Mann 736 und Partei 2.) Das obige Sprichwort hebt aber hervor, dass in der Wirklichkeit die Wage sich zu Gunsten des Beklagten neige. Schon das ist ein Vorzug, dass er nur an seinem Wohnsitz verklagt werden kann, was für den Kläger mit manchen Schwierigkeiten verbunden ist. Mhd.: Das recht ist vil gunstiger dem antwerter wenne dem clegere. (Daniels, Weichbildglossen, 339, 32.) 44 Das Recht ist der Lebenden. Der Abgeordnete von Thadden-Trieglaff in seinem bekannten Antrage vom 25. April 1847 gegen die Anonymität der Presse sagt: "Wer fällt, der bleibet liegen, wer steht, der kann noch siegen; wer übrigbleibt, hat Recht, und wer entflieht, ist schlecht." (A. Th. Woeniger, Preussens erster Reichstag, Berlin 1847, X, 176.) 45 Das recht ist der wachenden. - Franck, I, 64a; II, 155b; Gruter, I, 10; Eyering, I, 335. 46 Das Recht ist der wachenden, das glück der Schlaffenden. - Petri, II, 68; Henisch, 1660, 68; Lehmann, 627, 15; Lehmann, II, 59, 43; Eiselein, 624; Körte, 4954; Simrock, 3790; Braun, I, 3475. Böhm.: Bdicim prava pomahaji. - Prava bdicim, ne spicim slouzi. (Celakovsky, 341.) Holl.: Het regt is voor den wakende geschreven. (Harrebomee, II, 214a.) Lat.: Vigilantibus jura, non dormientibus scripta sunt. (Seybold, 267.) 47 Das recht ist der wachenden vnd nahrung der arbeiter. - Lehmann, 38, 39; Eiselein, 521. 48 Das Recht ist des Stärksten. - Simrock, 8224; Körte, 4963; Körte2, 6213; Braun, I, 3486. "Die Götter sind immer auf Seite des Stärksten." Napoleon I. drückte den Gedanken durch den Satz aus: "Die Vorsehung commandire stets das stärkste Bataillon." Frz.: Contre fort et contre faux ne valent ne lettres ne sceaux. - Le baton est le roi du monde. - Le plus fort chasse le plus faible. (Masson, 140.) Lat.: Jus est in armis (opprimit leges timor). (Seneca.) (Seybold, 267; Philippi, I, 217.) Span.: Do fuerza viene, el derecho se pierde. (Masson, 140.) 49 Das Recht ist ein dünnes, breites Netz; die Mücken bleiben darin hängen, die Hummeln brechen durch. - Sailer, 249. 50 Das Recht ist eine grosse Glocke, wenn nur der Schwengel nicht so leicht herunterfiele. - Sailer, 249. 51 Das Recht ist eine Nase von Wachs, man kann sie drehen wie man will. Rabelais verglich das von den Gelehrten commentirte Recht mit einem Goldgewande, unten mit Koth verbrämt. 52 Das Recht ist eine schöne Braut, wenn sie in ihrem Bette bleibt. - Henisch, 343, 5; Petri, II, 69. 53 Das Recht ist für jedermann. - Graf, 3, 44. 54 Das Recht ist gut, aber der Juristen Practica (die Rechtspractica) taugt nichts. - Petri, II, 69; Körte, 4957; Körte2, 8212. 55 Das Recht ist heiliger und barmherziger als wir. - Graf, 398, 619. Niederd.: Dat reht is heylig ende barmharthiger dan wy syn. (Holl. Sachsenspiegel, 36, 27.) 56 Das Recht ist krummer hand, wird leichtlich vmgewand. - Petri, II, 69.
[Spaltenumbruch] 26 Das Recht der Ehe steht im vierten Knie. (S. Grad 1.) – Graf, 550, 112. Altfries.: Dat riucht dis aefftis steet in da fyaerda kne. (Hettema, XLIX, 8, 100.) 27 Das Recht dünkt selten gut, wenn es uns Schaden thut. – Graf, 446, 119. Mhd.: Vnd duncket selden gut, Recht wo das schaden thut. (Thüngen, 7, 119.) 28 Das Recht entschuldigt das Weib in der Unwissenheit. – Graf, 22, 252. Nach dem römischen Recht nicht blos das Weib, sondern auch Bauern und Ritter. (S. Unwissenheit.) 29 Das Recht frommt keinem ohne seinen Dank. – Graf, 425, 207. Der Richter kann über den Antrag des Klägers nicht hinausgehen. Mhd.: Daz recht fromet keime ân sinem dangk. 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26 Das Recht der Ehe steht im vierten Knie. (S. Grad 1.) – Graf, 550, 112.
Altfries.: Dat riucht dis aefftis steet in da fyaerda kne. (Hettema, XLIX, 8, 100.)
27 Das Recht dünkt selten gut, wenn es uns Schaden thut. – Graf, 446, 119.
Mhd.: Vnd duncket selden gut, Recht wo das schaden thut. (Thüngen, 7, 119.)
28 Das Recht entschuldigt das Weib in der Unwissenheit. – Graf, 22, 252.
Nach dem römischen Recht nicht blos das Weib, sondern auch Bauern und Ritter. (S. Unwissenheit.)
29 Das Recht frommt keinem ohne seinen Dank. – Graf, 425, 207.
Der Richter kann über den Antrag des Klägers nicht hinausgehen.
Mhd.: Daz recht fromet keime ân sinem dangk. (Daniels, Weichbildglossen, 239, 6.)
30 Das Recht gebrauchen ist eine grössere Kunst, als das Recht erlernen.
„Rechte lernen oder wissen, ist nicht grosse Kunst; aber das rechte Recht brauchen und in ihrem Ziel und Rinck behalten, dass sie nicht zu weit fahren, das ist Kunst.“ (Luther's Werke, V, 259a.)
31 Das Recht gehört ins Gericht. – Graf, 425, 200.
Mhd.: Dat reicht gehoret in dat reicht. (Grimm, Wb., II, 490.)
32 Das recht geht offt auff steltzen der vngerechtigkeit. – Lehmann, 627, 11.
33 Das Recht geht seinen Gang, du kommst oder nicht. (S. Kommen 28.) – Graf, 444, 383.
Mhd.: Du komest eder nicht, dennoch geit dat recht sinen gank. (Kindlinger, III, 693.)
34 Das Recht gibt das Pfand ohne des Herrn Willen. – Graf, 1161, 293.
Dem Vermiether gilt die ganze Habe des Miethers als Pfand. Das Recht verleiht ihm das Pfandrecht auch ohne des Herrn, d. h. des Eigenthümers Willen. Das Sprichwort gehört dem hamburger Recht an, wo es heisst: Dat recht ghyfft dat pand ane der heren willen. (Lappenberg, Alterthümer des hamb. Rechts, 248, 6.)
35 Das Recht hängt am Galgen.
36 Das Recht hat ain wächsin nasen. – Agricola II, 122; Petri, II, 68; Egenolff, 34a; Latendorf II, 9; Eiselein, 522; Hillebrand, 10; Körte, 4958; Steiger, 281; Simrock, 8217; Graf, 446, 421; Lohrengel, I, 115; Braun, I, 3478; Zarncke, Brant's Narrenschiff, S. 412; für Nürnberg: Frommann, VI, 416, 23.
Auch wol mit dem Zusatz: man mag es drehen, wie man will. Vgl. Jo. G. Fichtner Diss. de cereo jur. naso, seu vulg. dicterio: jus habere cereum nasum, das Recht habe u. s. w. R. Jo. Fried. Puchelbergero, Neo stadiensi ad Oyssum. Altdorf 1724. „Wo denn noch woll geschicht, dat Recht ene wassern Näse gehabt vnd als en Spinnwebe gehanget.“ (Neocorus, I, 324.) „Dem recht ein wächssen nasen biegen.“ (Waldis, IV, 75, 158.) Von einem Volksbrauch entlehnt, nach welchem man Fratzenbildern und auch wol Personen, welche alte Göttergestalten darstellten, wirkliche grosse Wachsnasen, auch Bärte von Flachs oder Stroh ( s. Bart 92 u. Gott 837) andrehte, um seinen Spott damit zu treiben. (S. Nase 210.) Die Russen behaupten z. B.: Wenn der Knecht klagt, ist das Recht immer des Edelmanns (Altmann V, 105), was wol auch in Deutschland öfter als es geboten war, zur Zeit, als noch die Patrimonialgerichte bestanden, stattfand. In ähnlichem Sinne sagen sie auch: Das Recht ist ein Stück Gold, das sich in dünnen Plättchen zerhämmern lässt. Das Recht hat gläserne Augen, wächserne Ohren und eine thönerne Zunge. (Altmann VI, 386 u. 414.)
Mhd.: Das recht hât gar ain waxe nas, es lât sich piegen als der has. (Wolkenstein, XXVI, 122.) – Sie zichent daz reht umb bi der nasen. (Renner.)
Böhm.: Právo má tenký nos. (Čelakovský, 339.)
Frz.: Les lois ont le nez de cire. (Masson, 139.)
37 Das Recht hilft dem, der sich selbst nicht helfen kann. – Graf, 5, 104.
Altfries.: Dat riucht helpet dam, deer him selm naet helpa mei. (Richthofen, 423, 15.)
38 Das Recht hilft oft gar schlecht.
Böhm.: Právo nepomůže, když levo přemůže. (Čelakovský, 350.)
Holl.: Dat rechte hevet dicwijl hulpe noot.
Lat.: Quod confortetur ius sepe necesse videtur. (Fallersleben, 180.)
39 Das Recht ist alles recht, das nicht gegen die Wahrheit fecht. – Graf, 2, 23.
Fries.: Dat riucht is alle riucht, daer to einst da wird ne flucht. (Richthofen, 435, 18.)
40 Das Recht ist allzeit ein fromm Mann, aber der Richter ist oft ein Schalck. – Petri, II, 68.
Man spricht auf deutsch: „Das Recht ist allzeit ein fromm Mann, aber der Richter ist oft ein Schalck; und ich gedenke, da Hertzog Friedrich einmahl einen Klagezettel kriegt von einer armen Frau, darinnen sie bat, er wolle ihr schaffen zu dem rechten Recht, dass der gute Fürst sehr guter Dinge darüber war, dass die Frau zweyerley Recht anzeiget, so er doch nichts wusste von einem unrechten Recht, verstands aber bald, dass es war gered so viel, der Richter wär ein Schalck.“ (Luther's Werke, VII, 440.)
41 Das Recht ist alt und hergekommen manchen Tag. – Graf, 10, 115.
Die Gewohnheit (s. 2, 7 u. a.) ist die älteste Rechtsquelle.
Mhd.: Daz reht ist alt und ist herkomen manigen tac.
42 Das Recht ist an beide Füsse gerecht, wie ein polnischer Stiefel. – Simrock, 8120.
43 Das Recht ist dem Antworter (Beklagten) viel günstiger als dem Kläger. – Graf, 432, 258.
Es gilt zwar als Grundsatz, dass das Recht für beide Parteien gleich sei. (S. Einwohner 1, Gericht 23, Kläger 18, Mann 736 und Partei 2.) Das obige Sprichwort hebt aber hervor, dass in der Wirklichkeit die Wage sich zu Gunsten des Beklagten neige. Schon das ist ein Vorzug, dass er nur an seinem Wohnsitz verklagt werden kann, was für den Kläger mit manchen Schwierigkeiten verbunden ist.
Mhd.: Das recht ist vil gunstiger dem antwerter wenne dem clegere. (Daniels, Weichbildglossen, 339, 32.)
44 Das Recht ist der Lebenden.
Der Abgeordnete von Thadden-Trieglaff in seinem bekannten Antrage vom 25. April 1847 gegen die Anonymität der Presse sagt: „Wer fällt, der bleibet liegen, wer steht, der kann noch siegen; wer übrigbleibt, hat Recht, und wer entflieht, ist schlecht.“ (A. Th. Woeniger, Preussens erster Reichstag, Berlin 1847, X, 176.)
45 Das recht ist der wachenden. – Franck, I, 64a; II, 155b; Gruter, I, 10; Eyering, I, 335.
46 Das Recht ist der wachenden, das glück der Schlaffenden. – Petri, II, 68; Henisch, 1660, 68; Lehmann, 627, 15; Lehmann, II, 59, 43; Eiselein, 624; Körte, 4954; Simrock, 3790; Braun, I, 3475.
Böhm.: Bdícím práva pomáhají. – Práva bdícím, ne spícím slouží. (Čelakovský, 341.)
Holl.: Het regt is voor den wakende geschreven. (Harrebomée, II, 214a.)
Lat.: Vigilantibus jura, non dormientibus scripta sunt. (Seybold, 267.)
47 Das recht ist der wachenden vnd nahrung der arbeiter. – Lehmann, 38, 39; Eiselein, 521.
48 Das Recht ist des Stärksten. – Simrock, 8224; Körte, 4963; Körte2, 6213; Braun, I, 3486.
„Die Götter sind immer auf Seite des Stärksten.“ Napoleon I. drückte den Gedanken durch den Satz aus: „Die Vorsehung commandire stets das stärkste Bataillon.“
Frz.: Contre fort et contre faux ne valent ne lettres ne sceaux. – Le bâton est le roi du monde. – Le plus fort chasse le plus faible. (Masson, 140.)
Lat.: Jus est in armis (opprimit leges timor). (Seneca.) (Seybold, 267; Philippi, I, 217.)
Span.: Do fuerza viene, el derecho se pierde. (Masson, 140.)
49 Das Recht ist ein dünnes, breites Netz; die Mücken bleiben darin hängen, die Hummeln brechen durch. – Sailer, 249.
50 Das Recht ist eine grosse Glocke, wenn nur der Schwengel nicht so leicht herunterfiele. – Sailer, 249.
51 Das Recht ist eine Nase von Wachs, man kann sie drehen wie man will.
Rabelais verglich das von den Gelehrten commentirte Recht mit einem Goldgewande, unten mit Koth verbrämt.
52 Das Recht ist eine schöne Braut, wenn sie in ihrem Bette bleibt. – Henisch, 343, 5; Petri, II, 69.
53 Das Recht ist für jedermann. – Graf, 3, 44.
54 Das Recht ist gut, aber der Juristen Practica (die Rechtspractica) taugt nichts. – Petri, II, 69; Körte, 4957; Körte2, 8212.
55 Das Recht ist heiliger und barmherziger als wir. – Graf, 398, 619.
Niederd.: Dat reht is heylig ende barmharthiger dan wy syn. (Holl. Sachsenspiegel, 36, 27.)
56 Das Recht ist krummer hand, wird leichtlich vmgewand. – Petri, II, 69.
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