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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 57 Das recht ist selten seiner Mutter gerechtigkeit ehnlich. - Lehmann, 627, 12.

58 Das Recht ist Simpel, vngewiss vnd vntrew. - Petri, II, 69.

59 Das Recht ist so heilig, das es mit kauffen niemand vnehren soll. (S. Mann 1230.) - Klingen, 32b, 1; Graf, 410, 76.

60 Das Recht ist so heilig, dass man es um kein Geld kaufen kann. - Graf, 410, 75.

Niederd.: Dat recht is also heylich, dat men om gheen ghelt copen noch vten en sal. (Holl. Sachsenspiegel, 46, 25.)

61 Das Recht ist viel gelinder als die Richter. - Graf, 4, 99.

Mhd.: Daz recht ist vil barmherziger wenn der richter. (Daniels, 260.)

62 Das Recht ist wol ein guter Mann, aber nicht immer der Richter. - Simrock, 8211; Körte, 4955; Braun, I, 3479; Masson, 139.

63 Das Recht kann niemand zu mehr zwingen als er hat. - Graf, 480, 687.

Die Pfändung kann nicht mehr nehmen als vorhanden ist.

Altfries.: Dat riucht mey neen menscha fora twinga dan hij haet. (Hettema, XLIII, 8 [38].)

64 Das Recht kann niemand zwingen ohne den Richter. - Graf, 403, 10; Klingen, 212b, 2.

Es würde wenig nützen, zu wissen was Recht ist, wenn es keinen Richter gäbe, welcher befugt wäre, es auszusprechen, und Macht besässe, sein Urtheil zu vollziehen.

65 Das Recht lehrt Zucht. - Graf, 5, 100.

Mhd.: Daz recht leret zucht. (Daniels, 296, 40.)

66 Das Recht liegt in der Mitte.

It.: La diritta ragione non ista mai negli estremi.

67 Das Recht liegt vnder der Banck, das Vnrecht gehet im Schwanck.

"Sagt man im Sprichwort." (Dietrich, 671.)

68 Das Recht macht manchen Herrn zum Knecht. - Lehmann, 630, 42.

69 Das Recht muss der Gewalt weichen.

It.: Dalla forza viene vinta la ragione. (Pazzaglia, 317, 6.)

70 Das Recht muss die Wahrheit niederschlagen. - Graf, 477, 630.

Was unter Beobachtung der gesetzlichen Formen endgültig als Recht erkannt worden ist, gilt forthin als solches, wenn sich auch später herausstellen sollte, dass es den wahren Verhältnissen nicht entspricht. (S. Friedbann und Richten.)

Fries.: Dat riucht moet da wird neder slaen. (Richthofen, 433, 30.)

71 Das Recht muss ehrlich sein. - Graf, 3, 34.

Fries.: Dat Recht schal syn Ehrlich, Hillich vnde Lydtlick, na des Landes Sede. (Thorsen, Vorr. 3.)

Dän.: Loghen skal waerae aerlik.

72 Das Recht muss oben schwimmen.

73 Das Recht muss seinen Gang haben, mag die Welt darüber zu Grunde gehen. - Eiselein, 521; Graf, 5, 88.

Es ist dies der Sinn des alten lateinischen Rechtsspruchs: Fiat justitia, et pereat mundus. (Egeria, 77; Faselius, 89; Seybold, 181.) D. h. nach Kant: "Es herrsche Gerechtigkeit, die Schelme in der Welt mögen immer darüber zu Grunde gehen." (Jahn, Volksthum, 59.) Leider richtet aber unser Recht eher zehn rechtschaffene Leute, welche die Kosten bezahlen müssen, zu Grunde, ehe es einen einzigen Schelm berührt. Wer die Thorheit begeht, etwa für vier Groschen Recht gegen einen Schelm zu beanspruchen, hat hundert Thaler Kosten zu bezahlen. Die in Sprichwörtern niedergelegte Volkserfahrung warnt daher jeden, dem Ruhe und Vermögen lieb sind, vor solchem Beginnen. (S. Process 35-49 u. a.) Der obige lateinische Spruch wil auch wol nur dahin verstanden werden, dass ein vom Richter gefällter, rechtskräftig gewordener Spruch, trotz alles Widerstandes, den der Verurtheilte erheben dürfte, zum Vollzug gebracht werden müsse, weil davon, dass es geschehe, das Ansehen des Gesetzes und des Richters abhänge.

74 Das Recht scheidet wol, awerst freundet nich. - Eichwald, 1576; Petri, II, 69; Haltaus, II, 1711.

75 Das Recht schiert haarscharf. - Pistor., VII, 69; Simrock, 8201.

Das Recht darf schon scharf scheren, aber es soll nicht, wie man in Bergamo von der catalonischen Gerechtigkeit sagt: "das Schaf sammt der Wolle auffressen." (Reinsberg V, 39.) "Verdammt den Richter nicht, er darf nicht billig sein, für ihn ist das Gesetz [Spaltenumbruch] von Eisen, und seine Pflichten sind von Stein, ihn taub und kalt nur auf das Recht zu weisen." - "Nur die Parteien können und sollen billig sein; bei billigen Richtern wäre es um die Gerechtigkeit geschehen." (Seume.) - Das Recht schiert nicht nur, es schiert, wie die Slawen sagen, schärfer als das Schwert.

Böhm.: Horsi pravo nezli mec. (Celakovsky, 339.)

Holl.: Stipt regt, of de wereld vergaat. (Harrebomee II, 214b.)

Poln.: Prawo gorsze niz miecz. (Celakovsky, 339.)

76 Das Recht sieht nicht auf die Person.

Holl.: Het regt ziet geen' persoon aan; de eerst komt, gaat voor. (Harrebomee, II, 214a.)

77 Das Recht sol man mit Erbarmung mischen. - Petri, II, 69.

78 Das Recht soll man gleichen, dem Armen als dem Reichen.

79 Das Recht soll man nicht biegen, ausgenommen die Herren thun (wollen) es.

Frz.: On ne doibt le droict violer, si non a cause de dominer.

Lat.: Si violandum est ius, imperii gratia violandum. (Bovill, II, 90.)

80 Das Recht soll vor der Theologie das Baret abziehen. - Petri, II, 69.

Besser wäre es schon, die Theologie zöge das Baret vor dem Recht ab; aber sie lebt einmal in der bescheidenen Einbildung, ihre Butter müsse überall oben schwimmen. Auch Luther (Tischr., 464a) war von dieser Ansicht sehr stark beherrscht. "Die Juristen", sagt er, "müssen lassen die Theologiam obenan sitzen, oder müssen herunter aufs tiefste, anders wird nichts daraus." Und an einer andern Stelle: "Die Theologen sind der Kiel, die Juristen aber der Strumpff von der Schreibfeder." - "Ein Jurist ist in geistlichen Sachen nicht mehr denn ein Schneider und Schuster." - "Das Jus ist eine schöne Braut, wenn sie in ihrem Bette bleibt; wenn sie aber herübersteigt in ein anderes Bett und will in der Kirche die Theologiam regieren, da ist sie eine grosse Hure. Darum soll das Jus vor der Theologie das Baret abziehen." (Luther's, Tischr., 11b, 464b u. 576b). Andern Facultäten gegenüber nimmt die Theologie dieselbe Haltung ein. Bei Luther (Tischr., 359b) lesen wir: "Die Theologia soll Kaiserin seyn, die Philosophia und andere Künste Dienerin."

81 Das Recht spricht: jedem das Seine; die Liebe: jedem das deine.

82 Das recht stehet auff der faust. - Petri, III, 3; Henisch, 1024, 41.

Es ist das Recht des Stärkern, das Faustrecht gemeint. "Das Recht stehet ietzt auff der faust; dasselbige gilt ietzt; und ist das lateinische Wort Jus umgekehrt siv, Gewalt oder Faustrecht. Wer den andern vermag, der stecket jhn in Sack." (Luther's Tischr., 515a.)

Holl.: Men voert er het regt in de vuist en in de scheede. (Harrebomee, II, 214b.)

83 Das Recht thut Gnade der Thorheit. - Graf, 398, 620.

Mhd.: Dat recht dut gnade der dorheit. (Homeyer, Richtsteig, 36.)

84 Das Recht überwindet alle Gewohnheit. - Graf, 14, 195.

"Auch eine im guten Glauben anfänglich für Recht genommene Gewohnheit fällt, sobald deren Inhalt als widerrechtlich erkannt wird, und selbst alter und gerechter Brauch kann von einer neuen und vom gesetzten Rechte niedergelegt werden, nicht nur, wenn die Aufhebung ausdrücklich ausgesprochen vorliegt, sondern auch dann schon, wenn der Brauch mit dem Neugeschaffenen in offenem Widerspruch steht."

Altfries.: Dat riucht wriunt alle pliga. (Richthofen, 435, 16.)

85 Das Recht und der Palmesel kommen jährlich nur einmal an das Licht.

86 Das recht wehret darumb lang, dass mans wie ein Kleinod in ehren helt vnd selten braucht. - Lehmann, 630, 44.

87 Das Recht were wol gut, wann mans nicht krum machte. - Gruter, III, 14; Sailer, 167; Lehmann, II, 76, 28; Simrock, 8213; Körte, 4956; Braun, I, 3477.

88 Das recht wird so hoch (so weit vnd breit) gespannt, dass daran kein end zu sehen. - Lehmann, 640, 110.

89 Das Recht wird weder enger noch weiter. - Simrock, 8202; Graf, 388, 525.

90 Das Recht wissen vnnd das recht thun ist zweyerlei. - Lehmann, 627, 17.

[Spaltenumbruch] 57 Das recht ist selten seiner Mutter gerechtigkeit ehnlich.Lehmann, 627, 12.

58 Das Recht ist Simpel, vngewiss vnd vntrew.Petri, II, 69.

59 Das Recht ist so heilig, das es mit kauffen niemand vnehren soll. (S. Mann 1230.) – Klingen, 32b, 1; Graf, 410, 76.

60 Das Recht ist so heilig, dass man es um kein Geld kaufen kann.Graf, 410, 75.

Niederd.: Dat recht is also heylich, dat men om gheen ghelt copen noch vten en sal. (Holl. Sachsenspiegel, 46, 25.)

61 Das Recht ist viel gelinder als die Richter.Graf, 4, 99.

Mhd.: Daz recht ist vil barmherziger wenn der richter. (Daniels, 260.)

62 Das Recht ist wol ein guter Mann, aber nicht immer der Richter.Simrock, 8211; Körte, 4955; Braun, I, 3479; Masson, 139.

63 Das Recht kann niemand zu mehr zwingen als er hat.Graf, 480, 687.

Die Pfändung kann nicht mehr nehmen als vorhanden ist.

Altfries.: Dat riucht mey neen menscha fora twinga dan hij haet. (Hettema, XLIII, 8 [38].)

64 Das Recht kann niemand zwingen ohne den Richter.Graf, 403, 10; Klingen, 212b, 2.

Es würde wenig nützen, zu wissen was Recht ist, wenn es keinen Richter gäbe, welcher befugt wäre, es auszusprechen, und Macht besässe, sein Urtheil zu vollziehen.

65 Das Recht lehrt Zucht.Graf, 5, 100.

Mhd.: Daz recht leret zucht. (Daniels, 296, 40.)

66 Das Recht liegt in der Mitte.

It.: La diritta ragione non istà mai negli estremi.

67 Das Recht liegt vnder der Banck, das Vnrecht gehet im Schwanck.

„Sagt man im Sprichwort.“ (Dietrich, 671.)

68 Das Recht macht manchen Herrn zum Knecht.Lehmann, 630, 42.

69 Das Recht muss der Gewalt weichen.

It.: Dalla forza viene vinta la ragione. (Pazzaglia, 317, 6.)

70 Das Recht muss die Wahrheit niederschlagen.Graf, 477, 630.

Was unter Beobachtung der gesetzlichen Formen endgültig als Recht erkannt worden ist, gilt forthin als solches, wenn sich auch später herausstellen sollte, dass es den wahren Verhältnissen nicht entspricht. (S. Friedbann und Richten.)

Fries.: Dat riucht moet da wird neder slaen. (Richthofen, 433, 30.)

71 Das Recht muss ehrlich sein.Graf, 3, 34.

Fries.: Dat Recht schal syn Ehrlich, Hillich vnde Lydtlick, na des Landes Sede. (Thorsen, Vorr. 3.)

Dän.: Loghen skal waerae aerlik.

72 Das Recht muss oben schwimmen.

73 Das Recht muss seinen Gang haben, mag die Welt darüber zu Grunde gehen.Eiselein, 521; Graf, 5, 88.

Es ist dies der Sinn des alten lateinischen Rechtsspruchs: Fiat justitia, et pereat mundus. (Egeria, 77; Faselius, 89; Seybold, 181.) D. h. nach Kant: „Es herrsche Gerechtigkeit, die Schelme in der Welt mögen immer darüber zu Grunde gehen.“ (Jahn, Volksthum, 59.) Leider richtet aber unser Recht eher zehn rechtschaffene Leute, welche die Kosten bezahlen müssen, zu Grunde, ehe es einen einzigen Schelm berührt. Wer die Thorheit begeht, etwa für vier Groschen Recht gegen einen Schelm zu beanspruchen, hat hundert Thaler Kosten zu bezahlen. Die in Sprichwörtern niedergelegte Volkserfahrung warnt daher jeden, dem Ruhe und Vermögen lieb sind, vor solchem Beginnen. (S. Process 35-49 u. a.) Der obige lateinische Spruch wil auch wol nur dahin verstanden werden, dass ein vom Richter gefällter, rechtskräftig gewordener Spruch, trotz alles Widerstandes, den der Verurtheilte erheben dürfte, zum Vollzug gebracht werden müsse, weil davon, dass es geschehe, das Ansehen des Gesetzes und des Richters abhänge.

74 Das Recht scheidet wol, awerst freundet nich.Eichwald, 1576; Petri, II, 69; Haltaus, II, 1711.

75 Das Recht schiert haarscharf.Pistor., VII, 69; Simrock, 8201.

Das Recht darf schon scharf scheren, aber es soll nicht, wie man in Bergamo von der catalonischen Gerechtigkeit sagt: „das Schaf sammt der Wolle auffressen.“ (Reinsberg V, 39.) „Verdammt den Richter nicht, er darf nicht billig sein, für ihn ist das Gesetz [Spaltenumbruch] von Eisen, und seine Pflichten sind von Stein, ihn taub und kalt nur auf das Recht zu weisen.“ – „Nur die Parteien können und sollen billig sein; bei billigen Richtern wäre es um die Gerechtigkeit geschehen.“ (Seume.) – Das Recht schiert nicht nur, es schiert, wie die Slawen sagen, schärfer als das Schwert.

Böhm.: Horší právo neźli meč. (Čelakovský, 339.)

Holl.: Stipt regt, of de wereld vergaat. (Harrebomée II, 214b.)

Poln.: Prawo gorsze niž miecz. (Čelakovský, 339.)

76 Das Recht sieht nicht auf die Person.

Holl.: Het regt ziet geen' persoon aan; de eerst komt, gaat voor. (Harrebomée, II, 214a.)

77 Das Recht sol man mit Erbarmung mischen.Petri, II, 69.

78 Das Recht soll man gleichen, dem Armen als dem Reichen.

79 Das Recht soll man nicht biegen, ausgenommen die Herren thun (wollen) es.

Frz.: On ne doibt le droict violer, si non a cause de dominer.

Lat.: Si violandum est ius, imperii gratia violandum. (Bovill, II, 90.)

80 Das Recht soll vor der Theologie das Baret abziehen.Petri, II, 69.

Besser wäre es schon, die Theologie zöge das Baret vor dem Recht ab; aber sie lebt einmal in der bescheidenen Einbildung, ihre Butter müsse überall oben schwimmen. Auch Luther (Tischr., 464a) war von dieser Ansicht sehr stark beherrscht. „Die Juristen“, sagt er, „müssen lassen die Theologiam obenan sitzen, oder müssen herunter aufs tiefste, anders wird nichts daraus.“ Und an einer andern Stelle: „Die Theologen sind der Kiel, die Juristen aber der Strumpff von der Schreibfeder.“ – „Ein Jurist ist in geistlichen Sachen nicht mehr denn ein Schneider und Schuster.“ – „Das Jus ist eine schöne Braut, wenn sie in ihrem Bette bleibt; wenn sie aber herübersteigt in ein anderes Bett und will in der Kirche die Theologiam regieren, da ist sie eine grosse Hure. Darum soll das Jus vor der Theologie das Baret abziehen.“ (Luther's, Tischr., 11b, 464b u. 576b). Andern Facultäten gegenüber nimmt die Theologie dieselbe Haltung ein. Bei Luther (Tischr., 359b) lesen wir: „Die Theologia soll Kaiserin seyn, die Philosophia und andere Künste Dienerin.“

81 Das Recht spricht: jedem das Seine; die Liebe: jedem das deine.

82 Das recht stehet auff der faust.Petri, III, 3; Henisch, 1024, 41.

Es ist das Recht des Stärkern, das Faustrecht gemeint. „Das Recht stehet ietzt auff der faust; dasselbige gilt ietzt; und ist das lateinische Wort Jus umgekehrt siv, Gewalt oder Faustrecht. Wer den andern vermag, der stecket jhn in Sack.“ (Luther's Tischr., 515a.)

Holl.: Men voert er het regt in de vuist en in de scheede. (Harrebomée, II, 214b.)

83 Das Recht thut Gnade der Thorheit.Graf, 398, 620.

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84 Das Recht überwindet alle Gewohnheit.Graf, 14, 195.

„Auch eine im guten Glauben anfänglich für Recht genommene Gewohnheit fällt, sobald deren Inhalt als widerrechtlich erkannt wird, und selbst alter und gerechter Brauch kann von einer neuen und vom gesetzten Rechte niedergelegt werden, nicht nur, wenn die Aufhebung ausdrücklich ausgesprochen vorliegt, sondern auch dann schon, wenn der Brauch mit dem Neugeschaffenen in offenem Widerspruch steht.“

Altfries.: Dat riucht wriunt alle pliga. (Richthofen, 435, 16.)

85 Das Recht und der Palmesel kommen jährlich nur einmal an das Licht.

86 Das recht wehret darumb lang, dass mans wie ein Kleinod in ehren helt vnd selten braucht.Lehmann, 630, 44.

87 Das Recht were wol gut, wann mans nicht krum machte.Gruter, III, 14; Sailer, 167; Lehmann, II, 76, 28; Simrock, 8213; Körte, 4956; Braun, I, 3477.

88 Das recht wird so hoch (so weit vnd breit) gespannt, dass daran kein end zu sehen.Lehmann, 640, 110.

89 Das Recht wird weder enger noch weiter.Simrock, 8202; Graf, 388, 525.

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[[761]/0775] 57 Das recht ist selten seiner Mutter gerechtigkeit ehnlich. – Lehmann, 627, 12. 58 Das Recht ist Simpel, vngewiss vnd vntrew. – Petri, II, 69. 59 Das Recht ist so heilig, das es mit kauffen niemand vnehren soll. (S. Mann 1230.) – Klingen, 32b, 1; Graf, 410, 76. 60 Das Recht ist so heilig, dass man es um kein Geld kaufen kann. – Graf, 410, 75. Niederd.: Dat recht is also heylich, dat men om gheen ghelt copen noch vten en sal. (Holl. Sachsenspiegel, 46, 25.) 61 Das Recht ist viel gelinder als die Richter. – Graf, 4, 99. Mhd.: Daz recht ist vil barmherziger wenn der richter. (Daniels, 260.) 62 Das Recht ist wol ein guter Mann, aber nicht immer der Richter. – Simrock, 8211; Körte, 4955; Braun, I, 3479; Masson, 139. 63 Das Recht kann niemand zu mehr zwingen als er hat. – Graf, 480, 687. Die Pfändung kann nicht mehr nehmen als vorhanden ist. Altfries.: Dat riucht mey neen menscha fora twinga dan hij haet. (Hettema, XLIII, 8 [38].) 64 Das Recht kann niemand zwingen ohne den Richter. – Graf, 403, 10; Klingen, 212b, 2. Es würde wenig nützen, zu wissen was Recht ist, wenn es keinen Richter gäbe, welcher befugt wäre, es auszusprechen, und Macht besässe, sein Urtheil zu vollziehen. 65 Das Recht lehrt Zucht. – Graf, 5, 100. Mhd.: Daz recht leret zucht. (Daniels, 296, 40.) 66 Das Recht liegt in der Mitte. It.: La diritta ragione non istà mai negli estremi. 67 Das Recht liegt vnder der Banck, das Vnrecht gehet im Schwanck. „Sagt man im Sprichwort.“ (Dietrich, 671.) 68 Das Recht macht manchen Herrn zum Knecht. – Lehmann, 630, 42. 69 Das Recht muss der Gewalt weichen. It.: Dalla forza viene vinta la ragione. (Pazzaglia, 317, 6.) 70 Das Recht muss die Wahrheit niederschlagen. – Graf, 477, 630. Was unter Beobachtung der gesetzlichen Formen endgültig als Recht erkannt worden ist, gilt forthin als solches, wenn sich auch später herausstellen sollte, dass es den wahren Verhältnissen nicht entspricht. (S. Friedbann und Richten.) Fries.: Dat riucht moet da wird neder slaen. (Richthofen, 433, 30.) 71 Das Recht muss ehrlich sein. – Graf, 3, 34. Fries.: Dat Recht schal syn Ehrlich, Hillich vnde Lydtlick, na des Landes Sede. (Thorsen, Vorr. 3.) Dän.: Loghen skal waerae aerlik. 72 Das Recht muss oben schwimmen. 73 Das Recht muss seinen Gang haben, mag die Welt darüber zu Grunde gehen. – Eiselein, 521; Graf, 5, 88. Es ist dies der Sinn des alten lateinischen Rechtsspruchs: Fiat justitia, et pereat mundus. (Egeria, 77; Faselius, 89; Seybold, 181.) D. h. nach Kant: „Es herrsche Gerechtigkeit, die Schelme in der Welt mögen immer darüber zu Grunde gehen.“ (Jahn, Volksthum, 59.) Leider richtet aber unser Recht eher zehn rechtschaffene Leute, welche die Kosten bezahlen müssen, zu Grunde, ehe es einen einzigen Schelm berührt. Wer die Thorheit begeht, etwa für vier Groschen Recht gegen einen Schelm zu beanspruchen, hat hundert Thaler Kosten zu bezahlen. Die in Sprichwörtern niedergelegte Volkserfahrung warnt daher jeden, dem Ruhe und Vermögen lieb sind, vor solchem Beginnen. (S. Process 35-49 u. a.) Der obige lateinische Spruch wil auch wol nur dahin verstanden werden, dass ein vom Richter gefällter, rechtskräftig gewordener Spruch, trotz alles Widerstandes, den der Verurtheilte erheben dürfte, zum Vollzug gebracht werden müsse, weil davon, dass es geschehe, das Ansehen des Gesetzes und des Richters abhänge. 74 Das Recht scheidet wol, awerst freundet nich. – Eichwald, 1576; Petri, II, 69; Haltaus, II, 1711. 75 Das Recht schiert haarscharf. – Pistor., VII, 69; Simrock, 8201. Das Recht darf schon scharf scheren, aber es soll nicht, wie man in Bergamo von der catalonischen Gerechtigkeit sagt: „das Schaf sammt der Wolle auffressen.“ (Reinsberg V, 39.) „Verdammt den Richter nicht, er darf nicht billig sein, für ihn ist das Gesetz von Eisen, und seine Pflichten sind von Stein, ihn taub und kalt nur auf das Recht zu weisen.“ – „Nur die Parteien können und sollen billig sein; bei billigen Richtern wäre es um die Gerechtigkeit geschehen.“ (Seume.) – Das Recht schiert nicht nur, es schiert, wie die Slawen sagen, schärfer als das Schwert. Böhm.: Horší právo neźli meč. (Čelakovský, 339.) Holl.: Stipt regt, of de wereld vergaat. (Harrebomée II, 214b.) Poln.: Prawo gorsze niž miecz. (Čelakovský, 339.) 76 Das Recht sieht nicht auf die Person. Holl.: Het regt ziet geen' persoon aan; de eerst komt, gaat voor. (Harrebomée, II, 214a.) 77 Das Recht sol man mit Erbarmung mischen. – Petri, II, 69. 78 Das Recht soll man gleichen, dem Armen als dem Reichen. 79 Das Recht soll man nicht biegen, ausgenommen die Herren thun (wollen) es. Frz.: On ne doibt le droict violer, si non a cause de dominer. Lat.: Si violandum est ius, imperii gratia violandum. (Bovill, II, 90.) 80 Das Recht soll vor der Theologie das Baret abziehen. – Petri, II, 69. Besser wäre es schon, die Theologie zöge das Baret vor dem Recht ab; aber sie lebt einmal in der bescheidenen Einbildung, ihre Butter müsse überall oben schwimmen. Auch Luther (Tischr., 464a) war von dieser Ansicht sehr stark beherrscht. „Die Juristen“, sagt er, „müssen lassen die Theologiam obenan sitzen, oder müssen herunter aufs tiefste, anders wird nichts daraus.“ Und an einer andern Stelle: „Die Theologen sind der Kiel, die Juristen aber der Strumpff von der Schreibfeder.“ – „Ein Jurist ist in geistlichen Sachen nicht mehr denn ein Schneider und Schuster.“ – „Das Jus ist eine schöne Braut, wenn sie in ihrem Bette bleibt; wenn sie aber herübersteigt in ein anderes Bett und will in der Kirche die Theologiam regieren, da ist sie eine grosse Hure. Darum soll das Jus vor der Theologie das Baret abziehen.“ (Luther's, Tischr., 11b, 464b u. 576b). Andern Facultäten gegenüber nimmt die Theologie dieselbe Haltung ein. Bei Luther (Tischr., 359b) lesen wir: „Die Theologia soll Kaiserin seyn, die Philosophia und andere Künste Dienerin.“ 81 Das Recht spricht: jedem das Seine; die Liebe: jedem das deine. 82 Das recht stehet auff der faust. – Petri, III, 3; Henisch, 1024, 41. Es ist das Recht des Stärkern, das Faustrecht gemeint. „Das Recht stehet ietzt auff der faust; dasselbige gilt ietzt; und ist das lateinische Wort Jus umgekehrt siv, Gewalt oder Faustrecht. Wer den andern vermag, der stecket jhn in Sack.“ (Luther's Tischr., 515a.) Holl.: Men voert er het regt in de vuist en in de scheede. (Harrebomée, II, 214b.) 83 Das Recht thut Gnade der Thorheit. – Graf, 398, 620. Mhd.: Dat recht dut gnade der dorheit. (Homeyer, Richtsteig, 36.) 84 Das Recht überwindet alle Gewohnheit. – Graf, 14, 195. „Auch eine im guten Glauben anfänglich für Recht genommene Gewohnheit fällt, sobald deren Inhalt als widerrechtlich erkannt wird, und selbst alter und gerechter Brauch kann von einer neuen und vom gesetzten Rechte niedergelegt werden, nicht nur, wenn die Aufhebung ausdrücklich ausgesprochen vorliegt, sondern auch dann schon, wenn der Brauch mit dem Neugeschaffenen in offenem Widerspruch steht.“ Altfries.: Dat riucht wriunt alle pliga. (Richthofen, 435, 16.) 85 Das Recht und der Palmesel kommen jährlich nur einmal an das Licht. 86 Das recht wehret darumb lang, dass mans wie ein Kleinod in ehren helt vnd selten braucht. – Lehmann, 630, 44. 87 Das Recht were wol gut, wann mans nicht krum machte. – Gruter, III, 14; Sailer, 167; Lehmann, II, 76, 28; Simrock, 8213; Körte, 4956; Braun, I, 3477. 88 Das recht wird so hoch (so weit vnd breit) gespannt, dass daran kein end zu sehen. – Lehmann, 640, 110. 89 Das Recht wird weder enger noch weiter. – Simrock, 8202; Graf, 388, 525. 90 Das Recht wissen vnnd das recht thun ist zweyerlei. – Lehmann, 627, 17.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [761]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/775>, abgerufen am 28.06.2024.