Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 91 Das Recht zu betteln ist niemand gewehrt. In einem guten Staatswesen ist für das Betteln kein Raum. 92 Das scharff Recht wil einen gelinden Meister haben. - Petri, II, 69. 93 Das schärffste (strengste) Recht, das grössest vnrecht. - Petri, II, 69; Luther, 44; Sutor, 232. Vgl. Rom. Teller's Predigt über das Sprichwort: Das schärfste Recht u. s. w. (Leipzig 1745). - Luther a. a. O. sagt bei Behandlung der Frage: "Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können", über das obige Sprichwort: "Billigkeit muss das Recht meistern, denn es kann geschehen, dass Zween ein gleich Werk thun, aber mit ungleichem Herzen." Dän.: For streng lov er stundum ulov. - Höyeste og störste ret, höyeste uret. (Prov. dan., 390.) Frz.: Extreme justice, extreme injustice. It.: Chi troppo in alto va, cade sovente precipitevolis-simevolmente. Schwed.: Högsta rätt är ofta högsta orätt. (Marin, 16; Törning, 24.) 94 Dat Recht is for jedermann. - Goldschmidt, 86. Verlangt, dass das Recht auf alle ohne Ansehen der Person gleichmässig angewandt werde. 95 Dem Recht ist keiner gewachsen. - Petri, II, 75. 96 Dem Recht thut öfters Hülfe noth. - Körte, 4964; Simrock, 8226. 97 Dem Recht will nachgeholfen sein. - Soltau, Reineke Fuchs, II, 9c; Eiselein, 521; Simrock, 8227. 98 Der beim Recht steht, behält seine Sache. - Graf, 476, 619. Er sollte sie wenigstens behalten. Isl.: Hinn have sittmal, er a logomstendr. (Jarnsida, 41, 20.) 99 Der darf vom Recht nichts Gutes hoffen, der sich selber klaget an. Lat.: Qui genus jactat suum, aliena laudat. (Seneca.) (Philippi, I, 132.) 100 Der ist dem Recht am nächsten, der den besten Beweis hat. - Graf, 453, 430. Altfries.: Ellick menscha is nyaer riuchtes, der noeglicker bywisinghe haet. (Hettema, XIII, 43 [90].) 101 Des Rechtes Grundstein, dem Unrecht ein Eckstein, der Deutschen Edelstein. Die Unterschrift auf das Bild des Freiherrn von Stein. 102 Det Recht huot en Nuos ous Wuos; em dret se, wa em wäl. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 784. Das Recht hat eine Nase aus Wachs; man dreht sie, wie man will. 103 Die Recht sind aussm lincken gemacht. - Lehmann, 625, 1. "Wer lincks kan rechtthun, so ist's eben soviel, als thet er's rechts." 104 Die recht sind lincks vnnd rechts, wie man sie drehen will. - Lehmann, 628, 20; Eiselein, 521; Simrock, 8219. "Wer kann uns Recht vereiteln?" "Ein Kaiserwort (einst Konrad sprach), soll man nicht drehn und deuteln." (Bürger.) 105 Die Rechte sind geneigter zu entlassen als zu verdammen. - Graf, 433, 262. Sie sind dem Beklagten günstiger als dem Kläger; der Richter wird, wenn seine Ueberzeugung nur etwas schwankt, eher freisprechen als verurtheilen. (S. Recht 42.) Voltaire: "Wenn gegen hunderttausend Wahrscheinlichkeiten, dass der Angeklagte schuldig ist, eine einzige für seine Unschuld da ist, so muss diese einzige alle andern aufwiegen." Mhd.: Die recht sien vil bereiter, eynen zu entlosen, denne zu verdampnen. (Daniels, Weichbildglossen, 328, 17.) 106 Die wider das Recht treten, werden vom Recht zertreten. It.: Chi litiga senza ragione, patisce poi con ragione. (Pazzaglia, 200, 10.) 107 Dingt Recht bricht Landrecht. Lat.: Conventio est lex. (Seybold, 89.) 108 Drü Recht: Recht ist Recht; us Unrecht macht me Recht; wie me's macht, so isch's Recht. - Schweiz, II, 216, 6. 109 Du hast Recht, du sast (sollst) hangen. - Schütze, II, 99. "Ein feiner Stich auf die Justiz. Wer recht hat, verliert (oft wenigstens) und muss an den Galgen von (Un-)rechtswegen." 110 Du musst recht finden vnd nit recht bringen. - Franck, II, 51b; Tappius, 49b; Gruter, I, 23; Petri,[Spaltenumbruch] II, 155; Lehmann, II, 403, 40; Simrock, 8182; Graf, 25, 278. Man muss sich nach den Gesetzen des Landes, in dem man sich aufhält, beurtheilen lassen und kann nicht verlangen, nach denen seiner Heimat behandelt zu werden. (S. Nachbar 122.) Lat.: Lex et regio. (Tappius, 49a; Seybold, 278.) 111 Durch das Recht sind alle Rechte gefunden. - Graf, 2, 14; Klingen, 4b, 1. 112 Eben Recht ist weder eng noch weit. - Simrock, 8203; Graf, 4, 76; Braun, I, 3494. 113 Ehe man von seinem Recht einen Heller hergibt, soll man einen Gaul zu todt reiten. (Franken.) Die Chinesen sagen: Scharf entscheidet man sein Recht und männlich verficht man es. (Hlawatsch, 199.) 114 Ein besser Recht ist Leibesnoth als Herrengebot. - Graf, 389, 545. Ist der Nothstand nachgewiesen, so treten die sonst gewöhnlichen Rechtsfolgen einer Handlung nicht ein; Selbsterhaltung ist dann das natürliche und erste Recht, dem Hungertode gegenüber tritt die Eigenthumsfrage zurück. "Ein beter Recht ys, lyffs noit off Herrengebot." (Lünig, II, 1042.) 115 Ein erstanden Recht muss man in Jahr und Tag einbringen. - Graf, 95, 179. Mhd.: Ein derstünden reht sal man in jar und tag einbrengen. (Rössler, I, 91.) 116 Ein ieglicher sol sein recht wissen. - Klingen, 109b, 1; Graf, 22, 247. Wenn jemand geistig gesund ist, so dürfte es schwer einen rechtlichen Grund geben, welcher jemand entschuldigen könnte, der sein Recht nicht kennt. 117 Ein neu Recht legt ein elters abe (nieder). - Klingen, 196a, 2; Graf, 18, 232. 118 Ein Recht muss dem andern helfen. - Graf, 486, 12. Hier in Bezug auf kirchliches und weltliches Recht. (S. Papst 51 und Petrus 12.) 119 Endlich siegt das Recht. Frz.: Enfin la bonne cause triomphe. (Kritzinger, 112b.) 120 Erhalten recht bringt kaum die vnkosten wider. - Petri, II, 241. 121 Es gibt dreierlei Recht: Recht, Unrecht, un wie mer's macht1 is aach Recht. - Tendlau, 686; Eiselein, 521; Simrock, 8215. 1) D. h. wie die höchste Instanz urtheilt, entscheidet. Steffen vor Gericht: "Wisset, Herr Oberrichter, bei uns zu Haus sagt man halt, es gebe dreierlei Recht, amol a Recht, a Unrecht und a Recht, wie man's macht." (Anekdotenjäger, Nordhausen 1861, Hft. 67, S. 284.) Auch in der Schweiz: 'S git dreierlei Rächt: Rächt, Unrächt und wie me's macht, ist au e Rächt. (Sutermeister, 123.) 122 Es ist allerorten Recht, dass der Richter richtet mit Urtheil. - Graf, 425, 197. Nicht jeder einzelne soll sich selbst Recht schaffen; jeder soll bei den vom Staate angeordneten Behörden Recht suchen. Mhd.: In allen steten ist daz Recht, daz die richter richtet mit Urteile. (Tzschoppe, 359, 63.) 123 Es ist besser kämpfen (sich schlagen) für das Recht als spielen den faulen Knecht. Böhm.: Lepe jest tri leta se souditi a snemovati, nez jeden rok valeti. (Celakovsky, 365.) 124 Es ist kein besser Recht, denn ein Mägdlein und ein Knecht. - Simrock, 8242; Körte, 4959; Petri, II, 265. 125 Es ist kein Recht so klar, dass man keinen Widerspruch erheben könnte. - Graf, 446, 420. Altfries.: Neen riucht so claer ne se, dar ma neen toseggen to habbe ne moge. (Hettema, I, 50 [16].) 126 Es ist kein Recht so scharf als das burgsche. Dies Sprichwort hat folgenden Ursprung: Als Hans Fuchs, ein Tuchknappe aus Burg, den Tuchmachern daselbst einiges Geld sammt der Zechlade entwendet hatte und entflohen war, hatten nach einiger Zeit die Meister in Erfahrung gebracht, dass der Verbrecher in Frankenstein in Arbeit stehen solle. Sogleich machten sich mehrere Meister in Begleitung eines Scharfrichters auf den Weg nach Frankenstein, kommen dort den 19. Juli 1551 an, bemächtigten sich des Flüchtlings, und liessen ihn noch an demselben Tage köpfen. (Vgl. Schles. Blätter, Breslau 1828, S. 338, nach M. Koblitzii Annales.) 127 Es ist nicht alls recht, was dem Esel wolgefelt. - Petri, II, 273.
[Spaltenumbruch] 91 Das Recht zu betteln ist niemand gewehrt. In einem guten Staatswesen ist für das Betteln kein Raum. 92 Das scharff Recht wil einen gelinden Meister haben. – Petri, II, 69. 93 Das schärffste (strengste) Recht, das grössest vnrecht. – Petri, II, 69; Luther, 44; Sutor, 232. Vgl. Rom. Teller's Predigt über das Sprichwort: Das schärfste Recht u. s. w. (Leipzig 1745). – Luther a. a. O. sagt bei Behandlung der Frage: „Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können“, über das obige Sprichwort: „Billigkeit muss das Recht meistern, denn es kann geschehen, dass Zween ein gleich Werk thun, aber mit ungleichem Herzen.“ Dän.: For streng lov er stundum ulov. – Høyeste og største ret, høyeste uret. (Prov. dan., 390.) Frz.: Extrême justice, extrême injustice. It.: Chi troppo in alto va, cade sovente precipitevolis-simevolmente. Schwed.: Högsta rätt är ofta högsta orätt. (Marin, 16; Törning, 24.) 94 Dat Recht is for jedermann. – Goldschmidt, 86. Verlangt, dass das Recht auf alle ohne Ansehen der Person gleichmässig angewandt werde. 95 Dem Recht ist keiner gewachsen. – Petri, II, 75. 96 Dem Recht thut öfters Hülfe noth. – Körte, 4964; Simrock, 8226. 97 Dem Recht will nachgeholfen sein. – Soltau, Reineke Fuchs, II, 9c; Eiselein, 521; Simrock, 8227. 98 Der beim Recht steht, behält seine Sache. – Graf, 476, 619. Er sollte sie wenigstens behalten. Isl.: Hinn have sittmal, er a logomstendr. (Jarnsida, 41, 20.) 99 Der darf vom Recht nichts Gutes hoffen, der sich selber klaget an. Lat.: Qui genus jactat suum, aliena laudat. (Seneca.) (Philippi, I, 132.) 100 Der ist dem Recht am nächsten, der den besten Beweis hat. – Graf, 453, 430. Altfries.: Ellick menscha is nyaer riuchtes, der noeglicker bywisinghe haet. (Hettema, XIII, 43 [90].) 101 Des Rechtes Grundstein, dem Unrecht ein Eckstein, der Deutschen Edelstein. Die Unterschrift auf das Bild des Freiherrn von Stein. 102 Det Rêcht huot en Nuos ous Wuos; em drêt se, wâ em wäl. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 784. Das Recht hat eine Nase aus Wachs; man dreht sie, wie man will. 103 Die Recht sind aussm lincken gemacht. – Lehmann, 625, 1. „Wer lincks kan rechtthun, so ist's eben soviel, als thet er's rechts.“ 104 Die recht sind lincks vnnd rechts, wie man sie drehen will. – Lehmann, 628, 20; Eiselein, 521; Simrock, 8219. „Wer kann uns Recht vereiteln?“ „Ein Kaiserwort (einst Konrad sprach), soll man nicht drehn und deuteln.“ (Bürger.) 105 Die Rechte sind geneigter zu entlassen als zu verdammen. – Graf, 433, 262. Sie sind dem Beklagten günstiger als dem Kläger; der Richter wird, wenn seine Ueberzeugung nur etwas schwankt, eher freisprechen als verurtheilen. (S. Recht 42.) Voltaire: „Wenn gegen hunderttausend Wahrscheinlichkeiten, dass der Angeklagte schuldig ist, eine einzige für seine Unschuld da ist, so muss diese einzige alle andern aufwiegen.“ Mhd.: Die recht sien vil bereiter, eynen zu entlosen, denne zu verdampnen. (Daniels, Weichbildglossen, 328, 17.) 106 Die wider das Recht treten, werden vom Recht zertreten. It.: Chi litiga senza ragione, patisce poi con ragione. (Pazzaglia, 200, 10.) 107 Dingt Recht bricht Landrecht. Lat.: Conventio est lex. (Seybold, 89.) 108 Drü Recht: Recht ist Recht; us Unrecht macht me Recht; wie me's macht, so isch's Recht. – Schweiz, II, 216, 6. 109 Du hast Recht, du sast (sollst) hangen. – Schütze, II, 99. „Ein feiner Stich auf die Justiz. Wer recht hat, verliert (oft wenigstens) und muss an den Galgen von (Un-)rechtswegen.“ 110 Du musst recht finden vnd nit recht bringen. – Franck, II, 51b; Tappius, 49b; Gruter, I, 23; Petri,[Spaltenumbruch] II, 155; Lehmann, II, 403, 40; Simrock, 8182; Graf, 25, 278. Man muss sich nach den Gesetzen des Landes, in dem man sich aufhält, beurtheilen lassen und kann nicht verlangen, nach denen seiner Heimat behandelt zu werden. (S. Nachbar 122.) Lat.: Lex et regio. (Tappius, 49a; Seybold, 278.) 111 Durch das Recht sind alle Rechte gefunden. – Graf, 2, 14; Klingen, 4b, 1. 112 Eben Recht ist weder eng noch weit. – Simrock, 8203; Graf, 4, 76; Braun, I, 3494. 113 Ehe man von seinem Recht einen Heller hergibt, soll man einen Gaul zu todt reiten. (Franken.) Die Chinesen sagen: Scharf entscheidet man sein Recht und männlich verficht man es. (Hlawatsch, 199.) 114 Ein besser Recht ist Leibesnoth als Herrengebot. – Graf, 389, 545. Ist der Nothstand nachgewiesen, so treten die sonst gewöhnlichen Rechtsfolgen einer Handlung nicht ein; Selbsterhaltung ist dann das natürliche und erste Recht, dem Hungertode gegenüber tritt die Eigenthumsfrage zurück. „Ein beter Recht ys, lyffs noit off Herrengebot.“ (Lünig, II, 1042.) 115 Ein erstanden Recht muss man in Jahr und Tag einbringen. – Graf, 95, 179. Mhd.: Ein derstünden reht sal man in jar und tag einbrengen. (Rössler, I, 91.) 116 Ein ieglicher sol sein recht wissen. – Klingen, 109b, 1; Graf, 22, 247. Wenn jemand geistig gesund ist, so dürfte es schwer einen rechtlichen Grund geben, welcher jemand entschuldigen könnte, der sein Recht nicht kennt. 117 Ein neu Recht legt ein elters abe (nieder). – Klingen, 196a, 2; Graf, 18, 232. 118 Ein Recht muss dem andern helfen. – Graf, 486, 12. Hier in Bezug auf kirchliches und weltliches Recht. (S. Papst 51 und Petrus 12.) 119 Endlich siegt das Recht. Frz.: Enfin la bonne cause triomphe. (Kritzinger, 112b.) 120 Erhalten recht bringt kaum die vnkosten wider. – Petri, II, 241. 121 Es gibt dreierlei Recht: Recht, Unrecht, un wie mer's macht1 is aach Recht. – Tendlau, 686; Eiselein, 521; Simrock, 8215. 1) D. h. wie die höchste Instanz urtheilt, entscheidet. Steffen vor Gericht: „Wisset, Herr Oberrichter, bei uns zu Haus sagt man halt, es gebe dreierlei Recht, amol a Recht, a Unrecht und a Recht, wie man's macht.“ (Anekdotenjäger, Nordhausen 1861, Hft. 67, S. 284.) Auch in der Schweiz: 'S git dreierlei Rächt: Rächt, Unrächt und wie me's macht, ist au e Rächt. (Sutermeister, 123.) 122 Es ist allerorten Recht, dass der Richter richtet mit Urtheil. – Graf, 425, 197. Nicht jeder einzelne soll sich selbst Recht schaffen; jeder soll bei den vom Staate angeordneten Behörden Recht suchen. Mhd.: In allen steten ist daz Recht, daz die richter richtet mit Urteile. (Tzschoppe, 359, 63.) 123 Es ist besser kämpfen (sich schlagen) für das Recht als spielen den faulen Knecht. Böhm.: Lépe jest tři léta se souditi a snĕmovati, než jeden rok váleti. (Čelakovský, 365.) 124 Es ist kein besser Recht, denn ein Mägdlein und ein Knecht. – Simrock, 8242; Körte, 4959; Petri, II, 265. 125 Es ist kein Recht so klar, dass man keinen Widerspruch erheben könnte. – Graf, 446, 420. Altfries.: Neen riucht so claer ne se, dar ma neen toseggen to habbe ne moge. (Hettema, I, 50 [16].) 126 Es ist kein Recht so scharf als das burgsche. Dies Sprichwort hat folgenden Ursprung: Als Hans Fuchs, ein Tuchknappe aus Burg, den Tuchmachern daselbst einiges Geld sammt der Zechlade entwendet hatte und entflohen war, hatten nach einiger Zeit die Meister in Erfahrung gebracht, dass der Verbrecher in Frankenstein in Arbeit stehen solle. Sogleich machten sich mehrere Meister in Begleitung eines Scharfrichters auf den Weg nach Frankenstein, kommen dort den 19. Juli 1551 an, bemächtigten sich des Flüchtlings, und liessen ihn noch an demselben Tage köpfen. (Vgl. Schles. Blätter, Breslau 1828, S. 338, nach M. Koblitzii Annales.) 127 Es ist nicht alls recht, was dem Esel wolgefelt. – Petri, II, 273.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0776" n="[762]"/><cb n="1523"/> 91 Das Recht zu betteln ist niemand gewehrt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In einem guten Staatswesen ist für das Betteln kein Raum.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">92 Das scharff Recht wil einen gelinden Meister haben.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 69.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">93 Das schärffste (strengste) Recht, das grössest vnrecht.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 69; Luther, 44; Sutor, 232.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Vgl. <hi rendition="#i">Rom. Teller's Predigt über das Sprichwort: Das schärfste Recht u. s. w. (Leipzig 1745).</hi> – <hi rendition="#i">Luther</hi> a. a. O. sagt bei Behandlung der Frage: „Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können“, über das obige Sprichwort: „Billigkeit muss das Recht meistern, denn es kann geschehen, dass Zween ein gleich Werk thun, aber mit ungleichem Herzen.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: For streng lov er stundum ulov. – Høyeste og største ret, høyeste uret. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 390.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Extrême justice, extrême injustice.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi troppo in alto va, cade sovente precipitevolis-simevolmente.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Högsta rätt är ofta högsta orätt. (<hi rendition="#i">Marin, 16; Törning, 24.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">94 Dat Recht is for jedermann.</hi> – <hi rendition="#i">Goldschmidt, 86.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Verlangt, dass das Recht auf alle ohne Ansehen der Person gleichmässig angewandt werde.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">95 Dem Recht ist keiner gewachsen.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 75.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">96 Dem Recht thut öfters Hülfe noth.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 4964; Simrock, 8226.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">97 Dem Recht will nachgeholfen sein.</hi> – <hi rendition="#i">Soltau, Reineke Fuchs, II, 9<hi rendition="#sup">c</hi>; Eiselein, 521; Simrock, 8227.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">98 Der beim Recht steht, behält seine Sache.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 476, 619.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er sollte sie wenigstens behalten.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Isl.</hi>: Hinn have sittmal, er a logomstendr. (<hi rendition="#i">Jarnsida, 41, 20.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">99 Der darf vom Recht nichts Gutes hoffen, der sich selber klaget an.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui genus jactat suum, aliena laudat. (<hi rendition="#i">Seneca.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 132.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">100 Der ist dem Recht am nächsten, der den besten Beweis hat.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 453, 430.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Ellick menscha is nyaer riuchtes, der noeglicker bywisinghe haet. (<hi rendition="#i">Hettema, XIII, 43 [90].</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">101 Des Rechtes Grundstein, dem Unrecht ein Eckstein, der Deutschen Edelstein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Unterschrift auf das Bild des Freiherrn von Stein.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">102 Det Rêcht huot en Nuos ous Wuos; em drêt se, wâ em wäl.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) – <hi rendition="#i">Schuster, 784.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Das Recht hat eine Nase aus Wachs; man dreht sie, wie man will.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">103 Die Recht sind aussm lincken gemacht.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 625, 1.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Wer lincks kan rechtthun, so ist's eben soviel, als thet er's rechts.“</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">104 Die recht sind lincks vnnd rechts, wie man sie drehen will.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 628, 20; Eiselein, 521; Simrock, 8219.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Wer kann uns Recht vereiteln?“ „Ein Kaiserwort (einst Konrad sprach), soll man nicht drehn und deuteln.“ (<hi rendition="#i">Bürger.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">105 Die Rechte sind geneigter zu entlassen als zu verdammen.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 433, 262.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sie sind dem Beklagten günstiger als dem Kläger; der Richter wird, wenn seine Ueberzeugung nur etwas schwankt, eher freisprechen als verurtheilen. (S. Recht 42.) <hi rendition="#i">Voltaire:</hi> „Wenn gegen hunderttausend Wahrscheinlichkeiten, dass der Angeklagte schuldig ist, eine einzige für seine Unschuld da ist, so muss diese einzige alle andern aufwiegen.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Die recht sien vil bereiter, eynen zu entlosen, denne zu verdampnen. (<hi rendition="#i">Daniels, Weichbildglossen, 328, 17.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">106 Die wider das Recht treten, werden vom Recht zertreten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi litiga senza ragione, patisce poi con ragione. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 200, 10.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">107 Dingt Recht bricht Landrecht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Conventio est lex. (<hi rendition="#i">Seybold, 89.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">108 Drü Recht: Recht ist Recht; us Unrecht macht me Recht; wie me's macht, so isch's Recht.</hi> – <hi rendition="#i">Schweiz, II, 216, 6.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">109 Du hast Recht, du sast (sollst) hangen.</hi> – <hi rendition="#i">Schütze, II, 99.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Ein feiner Stich auf die Justiz. Wer recht hat, verliert (oft wenigstens) und muss an den Galgen von (Un-)rechtswegen.“</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">110 Du musst recht finden vnd nit recht bringen.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 51<hi rendition="#sup">b</hi>; Tappius, 49<hi rendition="#sup">b</hi>; Gruter, I, 23; Petri,<cb n="1524"/> II, 155; Lehmann, II, 403, 40; Simrock, 8182; Graf, 25, 278.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Man muss sich nach den Gesetzen des Landes, in dem man sich aufhält, beurtheilen lassen und kann nicht verlangen, nach denen seiner Heimat behandelt zu werden. (S. Nachbar 122.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Lex et regio. (<hi rendition="#i">Tappius, 49<hi rendition="#sup">a</hi>; Seybold, 278.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">111 Durch das Recht sind alle Rechte gefunden.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 2, 14; Klingen, 4<hi rendition="#sup">b</hi>, 1.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">112 Eben Recht ist weder eng noch weit.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 8203; Graf, 4, 76; Braun, I, 3494.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">113 Ehe man von seinem Recht einen Heller hergibt, soll man einen Gaul zu todt reiten.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Die Chinesen sagen: Scharf entscheidet man sein Recht und männlich verficht man es. (<hi rendition="#i">Hlawatsch, 199.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">114 Ein besser Recht ist Leibesnoth als Herrengebot.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 389, 545.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ist der Nothstand nachgewiesen, so treten die sonst gewöhnlichen Rechtsfolgen einer Handlung nicht ein; Selbsterhaltung ist dann das natürliche und erste Recht, dem Hungertode gegenüber tritt die Eigenthumsfrage zurück. „Ein beter Recht ys, lyffs noit off Herrengebot.“ (<hi rendition="#i">Lünig, II, 1042.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">115 Ein erstanden Recht muss man in Jahr und Tag einbringen.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 95, 179.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Ein derstünden reht sal man in jar und tag einbrengen. (<hi rendition="#i">Rössler, I, 91.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">116 Ein ieglicher sol sein recht wissen.</hi> – <hi rendition="#i">Klingen, 109<hi rendition="#sup">b</hi>, 1; Graf, 22, 247.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn jemand geistig gesund ist, so dürfte es schwer einen rechtlichen Grund geben, welcher jemand entschuldigen könnte, der sein Recht nicht kennt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">117 Ein neu Recht legt ein elters abe (nieder).</hi> – <hi rendition="#i">Klingen, 196<hi rendition="#sup">a</hi>, 2; Graf, 18, 232.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">118 Ein Recht muss dem andern helfen.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 486, 12.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Hier in Bezug auf kirchliches und weltliches Recht. (S. Papst 51 und Petrus 12.)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">119 Endlich siegt das Recht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Enfin la bonne cause triomphe. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 112<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">120 Erhalten recht bringt kaum die vnkosten wider.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 241.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">121 Es gibt dreierlei Recht: Recht, Unrecht, un wie mer's macht<hi rendition="#sup">1</hi> is aach Recht.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 686; Eiselein, 521; Simrock, 8215.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) D. h. wie die höchste Instanz urtheilt, entscheidet. Steffen vor Gericht: „Wisset, Herr Oberrichter, bei uns zu Haus sagt man halt, es gebe dreierlei Recht, amol a Recht, a Unrecht und a Recht, wie man's macht.“ <hi rendition="#i">(Anekdotenjäger, Nordhausen 1861, Hft. 67, S. 284.)</hi> Auch in der Schweiz: 'S git dreierlei Rächt: Rächt, Unrächt und wie me's macht, ist au e Rächt. <hi rendition="#i">(Sutermeister, 123.)</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">122 Es ist allerorten Recht, dass der Richter richtet mit Urtheil.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 425, 197.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Nicht jeder einzelne soll sich selbst Recht schaffen; jeder soll bei den vom Staate angeordneten Behörden Recht suchen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: In allen steten ist daz Recht, daz die richter richtet mit Urteile. (<hi rendition="#i">Tzschoppe, 359, 63.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">123 Es ist besser kämpfen (sich schlagen) für das Recht als spielen den faulen Knecht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Lépe jest tři léta se souditi a snĕmovati, než jeden rok váleti. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 365.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">124 Es ist kein besser Recht, denn ein Mägdlein und ein Knecht.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 8242; Körte, 4959; Petri, II, 265.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">125 Es ist kein Recht so klar, dass man keinen Widerspruch erheben könnte.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 446, 420.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Neen riucht so claer ne se, dar ma neen toseggen to habbe ne moge. (<hi rendition="#i">Hettema, I, 50 [16].</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">126 Es ist kein Recht so scharf als das burgsche.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Dies Sprichwort hat folgenden Ursprung: Als Hans Fuchs, ein Tuchknappe aus Burg, den Tuchmachern daselbst einiges Geld sammt der Zechlade entwendet hatte und entflohen war, hatten nach einiger Zeit die Meister in Erfahrung gebracht, dass der Verbrecher in Frankenstein in Arbeit stehen solle. Sogleich machten sich mehrere Meister in Begleitung eines Scharfrichters auf den Weg nach Frankenstein, kommen dort den 19. Juli 1551 an, bemächtigten sich des Flüchtlings, und liessen ihn noch an demselben Tage köpfen. (Vgl. <hi rendition="#i">Schles. Blätter, Breslau 1828, S. 338,</hi> nach M. Koblitzii Annales.)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">127 Es ist nicht alls recht, was dem Esel wolgefelt.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 273.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[762]/0776]
91 Das Recht zu betteln ist niemand gewehrt.
In einem guten Staatswesen ist für das Betteln kein Raum.
92 Das scharff Recht wil einen gelinden Meister haben. – Petri, II, 69.
93 Das schärffste (strengste) Recht, das grössest vnrecht. – Petri, II, 69; Luther, 44; Sutor, 232.
Vgl. Rom. Teller's Predigt über das Sprichwort: Das schärfste Recht u. s. w. (Leipzig 1745). – Luther a. a. O. sagt bei Behandlung der Frage: „Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können“, über das obige Sprichwort: „Billigkeit muss das Recht meistern, denn es kann geschehen, dass Zween ein gleich Werk thun, aber mit ungleichem Herzen.“
Dän.: For streng lov er stundum ulov. – Høyeste og største ret, høyeste uret. (Prov. dan., 390.)
Frz.: Extrême justice, extrême injustice.
It.: Chi troppo in alto va, cade sovente precipitevolis-simevolmente.
Schwed.: Högsta rätt är ofta högsta orätt. (Marin, 16; Törning, 24.)
94 Dat Recht is for jedermann. – Goldschmidt, 86.
Verlangt, dass das Recht auf alle ohne Ansehen der Person gleichmässig angewandt werde.
95 Dem Recht ist keiner gewachsen. – Petri, II, 75.
96 Dem Recht thut öfters Hülfe noth. – Körte, 4964; Simrock, 8226.
97 Dem Recht will nachgeholfen sein. – Soltau, Reineke Fuchs, II, 9c; Eiselein, 521; Simrock, 8227.
98 Der beim Recht steht, behält seine Sache. – Graf, 476, 619.
Er sollte sie wenigstens behalten.
Isl.: Hinn have sittmal, er a logomstendr. (Jarnsida, 41, 20.)
99 Der darf vom Recht nichts Gutes hoffen, der sich selber klaget an.
Lat.: Qui genus jactat suum, aliena laudat. (Seneca.) (Philippi, I, 132.)
100 Der ist dem Recht am nächsten, der den besten Beweis hat. – Graf, 453, 430.
Altfries.: Ellick menscha is nyaer riuchtes, der noeglicker bywisinghe haet. (Hettema, XIII, 43 [90].)
101 Des Rechtes Grundstein, dem Unrecht ein Eckstein, der Deutschen Edelstein.
Die Unterschrift auf das Bild des Freiherrn von Stein.
102 Det Rêcht huot en Nuos ous Wuos; em drêt se, wâ em wäl. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 784.
Das Recht hat eine Nase aus Wachs; man dreht sie, wie man will.
103 Die Recht sind aussm lincken gemacht. – Lehmann, 625, 1.
„Wer lincks kan rechtthun, so ist's eben soviel, als thet er's rechts.“
104 Die recht sind lincks vnnd rechts, wie man sie drehen will. – Lehmann, 628, 20; Eiselein, 521; Simrock, 8219.
„Wer kann uns Recht vereiteln?“ „Ein Kaiserwort (einst Konrad sprach), soll man nicht drehn und deuteln.“ (Bürger.)
105 Die Rechte sind geneigter zu entlassen als zu verdammen. – Graf, 433, 262.
Sie sind dem Beklagten günstiger als dem Kläger; der Richter wird, wenn seine Ueberzeugung nur etwas schwankt, eher freisprechen als verurtheilen. (S. Recht 42.) Voltaire: „Wenn gegen hunderttausend Wahrscheinlichkeiten, dass der Angeklagte schuldig ist, eine einzige für seine Unschuld da ist, so muss diese einzige alle andern aufwiegen.“
Mhd.: Die recht sien vil bereiter, eynen zu entlosen, denne zu verdampnen. (Daniels, Weichbildglossen, 328, 17.)
106 Die wider das Recht treten, werden vom Recht zertreten.
It.: Chi litiga senza ragione, patisce poi con ragione. (Pazzaglia, 200, 10.)
107 Dingt Recht bricht Landrecht.
Lat.: Conventio est lex. (Seybold, 89.)
108 Drü Recht: Recht ist Recht; us Unrecht macht me Recht; wie me's macht, so isch's Recht. – Schweiz, II, 216, 6.
109 Du hast Recht, du sast (sollst) hangen. – Schütze, II, 99.
„Ein feiner Stich auf die Justiz. Wer recht hat, verliert (oft wenigstens) und muss an den Galgen von (Un-)rechtswegen.“
110 Du musst recht finden vnd nit recht bringen. – Franck, II, 51b; Tappius, 49b; Gruter, I, 23; Petri,
II, 155; Lehmann, II, 403, 40; Simrock, 8182; Graf, 25, 278.
Man muss sich nach den Gesetzen des Landes, in dem man sich aufhält, beurtheilen lassen und kann nicht verlangen, nach denen seiner Heimat behandelt zu werden. (S. Nachbar 122.)
Lat.: Lex et regio. (Tappius, 49a; Seybold, 278.)
111 Durch das Recht sind alle Rechte gefunden. – Graf, 2, 14; Klingen, 4b, 1.
112 Eben Recht ist weder eng noch weit. – Simrock, 8203; Graf, 4, 76; Braun, I, 3494.
113 Ehe man von seinem Recht einen Heller hergibt, soll man einen Gaul zu todt reiten. (Franken.)
Die Chinesen sagen: Scharf entscheidet man sein Recht und männlich verficht man es. (Hlawatsch, 199.)
114 Ein besser Recht ist Leibesnoth als Herrengebot. – Graf, 389, 545.
Ist der Nothstand nachgewiesen, so treten die sonst gewöhnlichen Rechtsfolgen einer Handlung nicht ein; Selbsterhaltung ist dann das natürliche und erste Recht, dem Hungertode gegenüber tritt die Eigenthumsfrage zurück. „Ein beter Recht ys, lyffs noit off Herrengebot.“ (Lünig, II, 1042.)
115 Ein erstanden Recht muss man in Jahr und Tag einbringen. – Graf, 95, 179.
Mhd.: Ein derstünden reht sal man in jar und tag einbrengen. (Rössler, I, 91.)
116 Ein ieglicher sol sein recht wissen. – Klingen, 109b, 1; Graf, 22, 247.
Wenn jemand geistig gesund ist, so dürfte es schwer einen rechtlichen Grund geben, welcher jemand entschuldigen könnte, der sein Recht nicht kennt.
117 Ein neu Recht legt ein elters abe (nieder). – Klingen, 196a, 2; Graf, 18, 232.
118 Ein Recht muss dem andern helfen. – Graf, 486, 12.
Hier in Bezug auf kirchliches und weltliches Recht. (S. Papst 51 und Petrus 12.)
119 Endlich siegt das Recht.
Frz.: Enfin la bonne cause triomphe. (Kritzinger, 112b.)
120 Erhalten recht bringt kaum die vnkosten wider. – Petri, II, 241.
121 Es gibt dreierlei Recht: Recht, Unrecht, un wie mer's macht1 is aach Recht. – Tendlau, 686; Eiselein, 521; Simrock, 8215.
1) D. h. wie die höchste Instanz urtheilt, entscheidet. Steffen vor Gericht: „Wisset, Herr Oberrichter, bei uns zu Haus sagt man halt, es gebe dreierlei Recht, amol a Recht, a Unrecht und a Recht, wie man's macht.“ (Anekdotenjäger, Nordhausen 1861, Hft. 67, S. 284.) Auch in der Schweiz: 'S git dreierlei Rächt: Rächt, Unrächt und wie me's macht, ist au e Rächt. (Sutermeister, 123.)
122 Es ist allerorten Recht, dass der Richter richtet mit Urtheil. – Graf, 425, 197.
Nicht jeder einzelne soll sich selbst Recht schaffen; jeder soll bei den vom Staate angeordneten Behörden Recht suchen.
Mhd.: In allen steten ist daz Recht, daz die richter richtet mit Urteile. (Tzschoppe, 359, 63.)
123 Es ist besser kämpfen (sich schlagen) für das Recht als spielen den faulen Knecht.
Böhm.: Lépe jest tři léta se souditi a snĕmovati, než jeden rok váleti. (Čelakovský, 365.)
124 Es ist kein besser Recht, denn ein Mägdlein und ein Knecht. – Simrock, 8242; Körte, 4959; Petri, II, 265.
125 Es ist kein Recht so klar, dass man keinen Widerspruch erheben könnte. – Graf, 446, 420.
Altfries.: Neen riucht so claer ne se, dar ma neen toseggen to habbe ne moge. (Hettema, I, 50 [16].)
126 Es ist kein Recht so scharf als das burgsche.
Dies Sprichwort hat folgenden Ursprung: Als Hans Fuchs, ein Tuchknappe aus Burg, den Tuchmachern daselbst einiges Geld sammt der Zechlade entwendet hatte und entflohen war, hatten nach einiger Zeit die Meister in Erfahrung gebracht, dass der Verbrecher in Frankenstein in Arbeit stehen solle. Sogleich machten sich mehrere Meister in Begleitung eines Scharfrichters auf den Weg nach Frankenstein, kommen dort den 19. Juli 1551 an, bemächtigten sich des Flüchtlings, und liessen ihn noch an demselben Tage köpfen. (Vgl. Schles. Blätter, Breslau 1828, S. 338, nach M. Koblitzii Annales.)
127 Es ist nicht alls recht, was dem Esel wolgefelt. – Petri, II, 273.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |