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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 165 Keinerlei Recht hat keiner auf niemands Gut. - Graf, 94, 170.

Niemand hat ein Recht, von fremdem Gut widerrechtlichen Gebrauch zu machen, was durch die mehrfache Verneinung gesagt werden soll.

Mhd.: Keinerlei recht hat kein man uf nimanzgote. (Kl. Kaiserrecht, II, 118.)

166 Lübisch Recht, glüpisch Recht. - Pistor., I, 58; Deecke, 10; Körte, 3954; Simrock, 6619.

Glüpisch, besser klüpisch, von Klüppe, welches eine Falle, ein Netz zum Vögelfangen bedeutet. Man will damit sagen: das Recht von Lübeck sei ein betrügerisches, verfängliches Recht. Wahrscheinlich hat der Neid oder die Rache dazu Veranlassung gegeben, da nach dem Zeugniss von Rechtsgelehrten das lübecker Recht keineswegs ein unbilliges ist. Man schreibt oft etwas auf die Gesetze, was der Unbilligkeit der Parteien zur Last fällt, welche die besten Gesetze zu verdrehen wissen. Man hat das lübische Recht auch mit einem Rollwagen verglichen, den man schieben könne, wie man wolle.

167 Lüübsch Recht - büübsch Recht, lüübsch Geld - hübsch Geld. (Strelitz.) - Firmenich, III, 76, 2.

168 Man deutet ein Recht mit dem andern. - Graf, 5, 97; Klingen, 5b, 1.

Vergangenes Recht dient zur Erklärung des lebenden, wie ein bestehendes zum Verständniss des andern.

169 Man kann das Recht wohl drücken, aber nicht erdrücken.

170 Man muss dem Rechte sein Lauff lassen. - Petri, II, 459.

"Ja, wenn's nur allezeit recht wäre."

171 Man muss einem jeden sein Recht thun, sonst wird nichts guts drauss. - Petri, II, 460.

172 Man soll den alten rechten folgen, aber newe speisen essen. - Lehmann, 631, 56.

173 Man soll sich zu Recht sprechen, nicht sich selbst Recht nehmen. (S. Recht 156.) - Graf, 424, 188.

Jüt.: Man skulac delae sic til raet oc gorae sik sialf raet. (Thorsen, Jüt. Lov., I, 98 [160].)

174 Man theilet das Recht selten recht auss. - Petri, II, 469.

175 Man to, wat Recht is, kummt Recht wedder. - Goldschmidt, 83.

Wird häufig beim Spiel gebraucht, wenn noch einmal geworfen wird.

176 Mit gutem Recht geht man hinein (zum Richter), mit blauem Mal kommt man heraus.

Böhm.: Prijdes-li prav, nevyjdes zdrav; prijdes-li kriv, nevyjdes ziv. (Celakovsky, 348.)

177 Mit Recht die weisen Leute sagen, dass Gimpel ungern Wette wagen.

178 Mit Recht verfolgen, das ist fest. - Graf, 425, 201.

Jeder soll das erlittene Unrecht beim Gericht verfolgen oder durch den öffentlichen Ankläger (Staatsanwalt) verfolgen lassen, aber nicht durch Rache (s. d.) sich selbst helfen.

Mhd.: Med rechte volgen, dat ist veste. (Grimm, Wb., III, 161.)

179 Mit Rechte vnde Gerichte erholt men Landt vnde Lüde. - Hettema, Vorr., 3; Graf, 3, 48.

180 Nach dem nürnberger Recht hängt man den Dieb nicht eher als man ihn hat. - Eiselein, 496; Körte, 4606.

181 Nach dem nürnberger Recht muss der die Prügel behalten, der sie bekommen hat. - Eiselein, 496; Simrock, 7604; Körte, 4607; Körte2, 5787; Braun, I, 3093.

182 Nach dem preusch-markischen Recht muss man behalten, was man bekommen hat. - Frischbier2, 3076.

Diesem Sprichwort soll folgender Vorfall zu Grunde liegen. Einige Einwohner zu Preuschmark geriethen in Streit, der mit einer Schlägerei endigte. Der eine Theil klagte beim preusch- markischen Gerichte, als sei ihm zu viel geschehen. Eine genaue Untersuchung ergab aber, dass die Austheilung der Schläge von beiden Seiten ziemlich gleich erfolgt sei, weshalb die Parteien von dem Gericht das Urtheil empfingen, es solle jeder behalten, was er bekommen. Dies gab in der Folge Veranlassung, von Leuten, die besonders bei Injurienklagen ihre Unschuld nicht genug erweisen können, zu sagen: es wird wol nach dem preusch-markischen Recht ablaufen. Andere wollen, und zwar angeblich mit grösserer Richtigkeit, den Ursprung des Sprichworts von einem ehemaligen preusch-markischen Amtshauptmann herleiten, der bei allen über Schlägereien und Injurien vorgetragenen [Spaltenumbruch] Klagesachen jedesmal den Bescheid in plattdeutscher Sprache ertheilt habe: "Een jeder mag behole, wat he hefft. Von Rechts wegen." (J. G. Bock, Idiot. pruss.; Hennig, 208.)

Frz.: La coutume de Lorris, ou le batu paye l'amende. (Leroux, I, 234.)

183 Nach einem Loth Recht mag man das beste Pferd aus dem Stalle zu Schanden reiten.

184 Natürlich Recht heisst man Gottes Recht. - Graf, 1, 10.

Mhd.: Natuerlich recht heet man goods recht. (Holl. Sachsenspiegel, 2.)

185 Neues Recht verderbt das alte.

Moscherosch (Viertes Gesicht vom Todtenheer) sagt über das Jus: "Vor Zeiten war nur ein Corpus juris, ein einiges Rechtsbuch, vermittels dessen die Gerechtigkeit einem jeden gegönnt worden. Aber jetzt da viele tausende Rechtsbücher, Codices, Digesta, Pandectae, Parakitlae, Institutiones, Consilia, Responsa vorhanden, da stecken die Juristen Archipodi aliter et reflexive so voll Distinctionen, Conciliationen, Extravagantien, raisons d'etat, Seditionen, Processen, rixarum immortalium Listen und Ränken, Aufzügen und Umtrieben, Auslegungen und Deutelungen, dass Gott drein schlagen möchte. Seither 30 Jahren sind mehr Rechtsbücher geschrieben worden als vorhin in tausend Jahren und ist doch noch keines recht, denn ein jeder will es noch rechter machen. Alle Tage kommt ein neuer Doctor, ein neues Buch, grösser als das Corpus selbst, welches sie Glossen (Possen!), Commentaria (commenta varia), Interpretationes (Inter fectiones) nennen. Sind also die mehrern Juristen Rabulae, die Rasende, Schriftenschmiede, Federspitzer, Fretter, Anhetzer, Aufwickler u. s. w."

Böhm.: Novym pravem stare se kazi. (Celakovsky, 339.)

186 Niemand ist ohne Recht geboren.

Holl.: Niemand is buiten regt geboren. (Harrebomee, II, 214b.)

187 Niemand kann sich anderes Recht erwerben, als ihm angeboren ist. - Graf, 57, 202.

Ueber den Stand des einzelnen entschied im Mittelalter die Geburt aus rechter Ehe; sein Recht wurde mit ihm geboren.

Mhd.: Nieman mac et im selben anderz reht erwerben, dan in angeboren ist. (Wackernagel, 16, 12.)

188 Niemand steht über dem Recht.

Holl.: Niemand is boven regt gewassen (het regt ontwassen). (Harrebomee, II, 214b.)

189 Ohne Recht mag der Richter niemand zwingen. - Graf, 286, 8; Klingen, 212b, 2.

Ursprünglich entschied das Rechtsgefühl der Richter, später der Wortlaut des Gesetzes. Mochte eine Handlung noch so unehrenhaft und unsittlich in aller Augen erscheinen, so konnte der Richter sie nicht bestrafen, wenn er sich dabei nicht auf ein Gesetz stützen konnte.

190 Rächt gelt wing, G'walt hot Rächt. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 451.

191 Recht bleibt allzeit und ewig Recht. - Graf, 5, 92; Petri, II, 512.

Holl.: Het regt drijft boven. (Harrebomee, II, 214a.)

192 Recht bleibt Recht, aber man verdreht's gern. - Simrock, 8223.

193 Recht bleibt Recht, bis man's verdreht. - Eiselein, 521.

194 Recht bleibt Recht, wenn man's nicht verdreht. - Eiselein, 521; Graf, 5, 91; Braun, I, 3493.

195 Recht blieb wol recht, wenns armen Leuten werden möcht. - Petri, II, 512.

196 Recht darf man nicht verkaufen. - Graf, 410, 78.

197 Recht darf nirgends wenden. - Graf, 5, 94.

198 Recht, das sich stützt auf Gewalt, wird nicht alt.

199 Recht find allzeit sein Knecht. - Gruter, III, 76; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 404; Lehmann, II, 534, 11; Simrock, 8187; Körte, 4961; Graf, 5, 90; Braun, I, 3484.

200 Recht findet sich. - Agricola I, 65; Gruter, I, 63; Egenolff, 33b; Schottel, 1129a; Körte, 4962; Heuseler, 274; Simrock, 8183; Schulbl., XXVI, 649.

Wer Recht hat, dem wird Recht; nur oft sehr spät.

201 Recht geht über (vor) Verwandt( Vetter-, Freund-)schaft.

Holl.: Regt gaat boven maagschap. (Harrebomee, II, 214b.)

202 Recht geht vor Gewalt.

Lat.: Jus superat vires. (Anonius.) (Binder II, 1604.)

203 Recht geht vor Macht. - Büchmann (6. Aufl.), 248.

Wahlspruch der den Rechtsstaat anstrebenden politischen Partei. (Vgl. J. Fröbel, Theorie der Politik, Wien 1864; Illustrirte Zeitung, Nr. 1124, S. 21.) Mit

[Spaltenumbruch] 165 Keinerlei Recht hat keiner auf niemands Gut.Graf, 94, 170.

Niemand hat ein Recht, von fremdem Gut widerrechtlichen Gebrauch zu machen, was durch die mehrfache Verneinung gesagt werden soll.

Mhd.: Keinerlei recht hat kein man uf nimanzgote. (Kl. Kaiserrecht, II, 118.)

166 Lübisch Recht, glüpisch Recht.Pistor., I, 58; Deecke, 10; Körte, 3954; Simrock, 6619.

Glüpisch, besser klüpisch, von Klüppe, welches eine Falle, ein Netz zum Vögelfangen bedeutet. Man will damit sagen: das Recht von Lübeck sei ein betrügerisches, verfängliches Recht. Wahrscheinlich hat der Neid oder die Rache dazu Veranlassung gegeben, da nach dem Zeugniss von Rechtsgelehrten das lübecker Recht keineswegs ein unbilliges ist. Man schreibt oft etwas auf die Gesetze, was der Unbilligkeit der Parteien zur Last fällt, welche die besten Gesetze zu verdrehen wissen. Man hat das lübische Recht auch mit einem Rollwagen verglichen, den man schieben könne, wie man wolle.

167 Lüübsch Recht – büübsch Recht, lüübsch Geld – hübsch Geld. (Strelitz.) – Firmenich, III, 76, 2.

168 Man deutet ein Recht mit dem andern.Graf, 5, 97; Klingen, 5b, 1.

Vergangenes Recht dient zur Erklärung des lebenden, wie ein bestehendes zum Verständniss des andern.

169 Man kann das Recht wohl drücken, aber nicht erdrücken.

170 Man muss dem Rechte sein Lauff lassen.Petri, II, 459.

„Ja, wenn's nur allezeit recht wäre.“

171 Man muss einem jeden sein Recht thun, sonst wird nichts guts drauss.Petri, II, 460.

172 Man soll den alten rechten folgen, aber newe speisen essen.Lehmann, 631, 56.

173 Man soll sich zu Recht sprechen, nicht sich selbst Recht nehmen. (S. Recht 156.) – Graf, 424, 188.

Jüt.: Man skulac delae sic til raet oc gorae sik sialf raet. (Thorsen, Jüt. Lov., I, 98 [160].)

174 Man theilet das Recht selten recht auss.Petri, II, 469.

175 Man to, wat Recht is, kummt Recht wedder.Goldschmidt, 83.

Wird häufig beim Spiel gebraucht, wenn noch einmal geworfen wird.

176 Mit gutem Recht geht man hinein (zum Richter), mit blauem Mal kommt man heraus.

Böhm.: Přijdeš-li práv, nevyjdeš zdráv; přijdeš-li křiv, nevyjdeš živ. (Čelakovský, 348.)

177 Mit Recht die weisen Leute sagen, dass Gimpel ungern Wette wagen.

178 Mit Recht verfolgen, das ist fest.Graf, 425, 201.

Jeder soll das erlittene Unrecht beim Gericht verfolgen oder durch den öffentlichen Ankläger (Staatsanwalt) verfolgen lassen, aber nicht durch Rache (s. d.) sich selbst helfen.

Mhd.: Med rechte volgen, dat ist veste. (Grimm, Wb., III, 161.)

179 Mit Rechte vnde Gerichte erholt men Landt vnde Lüde.Hettema, Vorr., 3; Graf, 3, 48.

180 Nach dem nürnberger Recht hängt man den Dieb nicht eher als man ihn hat.Eiselein, 496; Körte, 4606.

181 Nach dem nürnberger Recht muss der die Prügel behalten, der sie bekommen hat.Eiselein, 496; Simrock, 7604; Körte, 4607; Körte2, 5787; Braun, I, 3093.

182 Nach dem preusch-markischen Recht muss man behalten, was man bekommen hat.Frischbier2, 3076.

Diesem Sprichwort soll folgender Vorfall zu Grunde liegen. Einige Einwohner zu Preuschmark geriethen in Streit, der mit einer Schlägerei endigte. Der eine Theil klagte beim preusch- markischen Gerichte, als sei ihm zu viel geschehen. Eine genaue Untersuchung ergab aber, dass die Austheilung der Schläge von beiden Seiten ziemlich gleich erfolgt sei, weshalb die Parteien von dem Gericht das Urtheil empfingen, es solle jeder behalten, was er bekommen. Dies gab in der Folge Veranlassung, von Leuten, die besonders bei Injurienklagen ihre Unschuld nicht genug erweisen können, zu sagen: es wird wol nach dem preusch-markischen Recht ablaufen. Andere wollen, und zwar angeblich mit grösserer Richtigkeit, den Ursprung des Sprichworts von einem ehemaligen preusch-markischen Amtshauptmann herleiten, der bei allen über Schlägereien und Injurien vorgetragenen [Spaltenumbruch] Klagesachen jedesmal den Bescheid in plattdeutscher Sprache ertheilt habe: „Een jeder mâg behole, wat he hefft. Von Rechts wegen.“ (J. G. Bock, Idiot. pruss.; Hennig, 208.)

Frz.: La coutume de Lorris, où le batu paye l'amende. (Leroux, I, 234.)

183 Nach einem Loth Recht mag man das beste Pferd aus dem Stalle zu Schanden reiten.

184 Natürlich Recht heisst man Gottes Recht.Graf, 1, 10.

Mhd.: Natuerlich recht heet man goods recht. (Holl. Sachsenspiegel, 2.)

185 Neues Recht verderbt das alte.

Moscherosch (Viertes Gesicht vom Todtenheer) sagt über das Jus: „Vor Zeiten war nur ein Corpus juris, ein einiges Rechtsbuch, vermittels dessen die Gerechtigkeit einem jeden gegönnt worden. Aber jetzt da viele tausende Rechtsbücher, Codices, Digesta, Pandectae, Parakitlae, Institutiones, Consilia, Responsa vorhanden, da stecken die Juristen Archipodi aliter et reflexive so voll Distinctionen, Conciliationen, Extravagantien, raisons d'état, Seditionen, Processen, rixarum immortalium Listen und Ränken, Aufzügen und Umtrieben, Auslegungen und Deutelungen, dass Gott drein schlagen möchte. Seither 30 Jahren sind mehr Rechtsbücher geschrieben worden als vorhin in tausend Jahren und ist doch noch keines recht, denn ein jeder will es noch rechter machen. Alle Tage kommt ein neuer Doctor, ein neues Buch, grösser als das Corpus selbst, welches sie Glossen (Possen!), Commentaria (commenta varia), Interpretationes (Inter fectiones) nennen. Sind also die mehrern Juristen Rabulae, die Rasende, Schriftenschmiede, Federspitzer, Fretter, Anhetzer, Aufwickler u. s. w.“

Böhm.: Novým právem staré se kazí. (Čelakovský, 339.)

186 Niemand ist ohne Recht geboren.

Holl.: Niemand is buiten regt geboren. (Harrebomée, II, 214b.)

187 Niemand kann sich anderes Recht erwerben, als ihm angeboren ist.Graf, 57, 202.

Ueber den Stand des einzelnen entschied im Mittelalter die Geburt aus rechter Ehe; sein Recht wurde mit ihm geboren.

Mhd.: Nieman mac et im selben anderz reht erwerben, dan in angeboren ist. (Wackernagel, 16, 12.)

188 Niemand steht über dem Recht.

Holl.: Niemand is boven regt gewassen (het regt ontwassen). (Harrebomée, II, 214b.)

189 Ohne Recht mag der Richter niemand zwingen.Graf, 286, 8; Klingen, 212b, 2.

Ursprünglich entschied das Rechtsgefühl der Richter, später der Wortlaut des Gesetzes. Mochte eine Handlung noch so unehrenhaft und unsittlich in aller Augen erscheinen, so konnte der Richter sie nicht bestrafen, wenn er sich dabei nicht auf ein Gesetz stützen konnte.

190 Rächt gelt wing, G'wâlt hôt Rächt. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 451.

191 Recht bleibt allzeit und ewig Recht.Graf, 5, 92; Petri, II, 512.

Holl.: Het regt drijft boven. (Harrebomée, II, 214a.)

192 Recht bleibt Recht, aber man verdreht's gern.Simrock, 8223.

193 Recht bleibt Recht, bis man's verdreht.Eiselein, 521.

194 Recht bleibt Recht, wenn man's nicht verdreht.Eiselein, 521; Graf, 5, 91; Braun, I, 3493.

195 Recht blieb wol recht, wenns armen Leuten werden möcht.Petri, II, 512.

196 Recht darf man nicht verkaufen.Graf, 410, 78.

197 Recht darf nirgends wenden.Graf, 5, 94.

198 Recht, das sich stützt auf Gewalt, wird nicht alt.

199 Recht find allzeit sein Knecht.Gruter, III, 76; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 404; Lehmann, II, 534, 11; Simrock, 8187; Körte, 4961; Graf, 5, 90; Braun, I, 3484.

200 Recht findet sich.Agricola I, 65; Gruter, I, 63; Egenolff, 33b; Schottel, 1129a; Körte, 4962; Heuseler, 274; Simrock, 8183; Schulbl., XXVI, 649.

Wer Recht hat, dem wird Recht; nur oft sehr spät.

201 Recht geht über (vor) Verwandt( Vetter-, Freund-)schaft.

Holl.: Regt gaat boven maagschap. (Harrebomée, II, 214b.)

202 Recht geht vor Gewalt.

Lat.: Jus superat vires. (Anonius.) (Binder II, 1604.)

203 Recht geht vor Macht.Büchmann (6. Aufl.), 248.

Wahlspruch der den Rechtsstaat anstrebenden politischen Partei. (Vgl. J. Fröbel, Theorie der Politik, Wien 1864; Illustrirte Zeitung, Nr. 1124, S. 21.) Mit

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[[764]/0778] 165 Keinerlei Recht hat keiner auf niemands Gut. – Graf, 94, 170. Niemand hat ein Recht, von fremdem Gut widerrechtlichen Gebrauch zu machen, was durch die mehrfache Verneinung gesagt werden soll. Mhd.: Keinerlei recht hat kein man uf nimanzgote. (Kl. Kaiserrecht, II, 118.) 166 Lübisch Recht, glüpisch Recht. – Pistor., I, 58; Deecke, 10; Körte, 3954; Simrock, 6619. Glüpisch, besser klüpisch, von Klüppe, welches eine Falle, ein Netz zum Vögelfangen bedeutet. Man will damit sagen: das Recht von Lübeck sei ein betrügerisches, verfängliches Recht. Wahrscheinlich hat der Neid oder die Rache dazu Veranlassung gegeben, da nach dem Zeugniss von Rechtsgelehrten das lübecker Recht keineswegs ein unbilliges ist. Man schreibt oft etwas auf die Gesetze, was der Unbilligkeit der Parteien zur Last fällt, welche die besten Gesetze zu verdrehen wissen. Man hat das lübische Recht auch mit einem Rollwagen verglichen, den man schieben könne, wie man wolle. 167 Lüübsch Recht – büübsch Recht, lüübsch Geld – hübsch Geld. (Strelitz.) – Firmenich, III, 76, 2. 168 Man deutet ein Recht mit dem andern. – Graf, 5, 97; Klingen, 5b, 1. Vergangenes Recht dient zur Erklärung des lebenden, wie ein bestehendes zum Verständniss des andern. 169 Man kann das Recht wohl drücken, aber nicht erdrücken. 170 Man muss dem Rechte sein Lauff lassen. – Petri, II, 459. „Ja, wenn's nur allezeit recht wäre.“ 171 Man muss einem jeden sein Recht thun, sonst wird nichts guts drauss. – Petri, II, 460. 172 Man soll den alten rechten folgen, aber newe speisen essen. – Lehmann, 631, 56. 173 Man soll sich zu Recht sprechen, nicht sich selbst Recht nehmen. (S. Recht 156.) – Graf, 424, 188. Jüt.: Man skulac delae sic til raet oc gorae sik sialf raet. (Thorsen, Jüt. Lov., I, 98 [160].) 174 Man theilet das Recht selten recht auss. – Petri, II, 469. 175 Man to, wat Recht is, kummt Recht wedder. – Goldschmidt, 83. Wird häufig beim Spiel gebraucht, wenn noch einmal geworfen wird. 176 Mit gutem Recht geht man hinein (zum Richter), mit blauem Mal kommt man heraus. Böhm.: Přijdeš-li práv, nevyjdeš zdráv; přijdeš-li křiv, nevyjdeš živ. (Čelakovský, 348.) 177 Mit Recht die weisen Leute sagen, dass Gimpel ungern Wette wagen. 178 Mit Recht verfolgen, das ist fest. – Graf, 425, 201. Jeder soll das erlittene Unrecht beim Gericht verfolgen oder durch den öffentlichen Ankläger (Staatsanwalt) verfolgen lassen, aber nicht durch Rache (s. d.) sich selbst helfen. Mhd.: Med rechte volgen, dat ist veste. (Grimm, Wb., III, 161.) 179 Mit Rechte vnde Gerichte erholt men Landt vnde Lüde. – Hettema, Vorr., 3; Graf, 3, 48. 180 Nach dem nürnberger Recht hängt man den Dieb nicht eher als man ihn hat. – Eiselein, 496; Körte, 4606. 181 Nach dem nürnberger Recht muss der die Prügel behalten, der sie bekommen hat. – Eiselein, 496; Simrock, 7604; Körte, 4607; Körte2, 5787; Braun, I, 3093. 182 Nach dem preusch-markischen Recht muss man behalten, was man bekommen hat. – Frischbier2, 3076. Diesem Sprichwort soll folgender Vorfall zu Grunde liegen. Einige Einwohner zu Preuschmark geriethen in Streit, der mit einer Schlägerei endigte. Der eine Theil klagte beim preusch- markischen Gerichte, als sei ihm zu viel geschehen. Eine genaue Untersuchung ergab aber, dass die Austheilung der Schläge von beiden Seiten ziemlich gleich erfolgt sei, weshalb die Parteien von dem Gericht das Urtheil empfingen, es solle jeder behalten, was er bekommen. Dies gab in der Folge Veranlassung, von Leuten, die besonders bei Injurienklagen ihre Unschuld nicht genug erweisen können, zu sagen: es wird wol nach dem preusch-markischen Recht ablaufen. Andere wollen, und zwar angeblich mit grösserer Richtigkeit, den Ursprung des Sprichworts von einem ehemaligen preusch-markischen Amtshauptmann herleiten, der bei allen über Schlägereien und Injurien vorgetragenen Klagesachen jedesmal den Bescheid in plattdeutscher Sprache ertheilt habe: „Een jeder mâg behole, wat he hefft. Von Rechts wegen.“ (J. G. Bock, Idiot. pruss.; Hennig, 208.) Frz.: La coutume de Lorris, où le batu paye l'amende. (Leroux, I, 234.) 183 Nach einem Loth Recht mag man das beste Pferd aus dem Stalle zu Schanden reiten. 184 Natürlich Recht heisst man Gottes Recht. – Graf, 1, 10. Mhd.: Natuerlich recht heet man goods recht. (Holl. Sachsenspiegel, 2.) 185 Neues Recht verderbt das alte. Moscherosch (Viertes Gesicht vom Todtenheer) sagt über das Jus: „Vor Zeiten war nur ein Corpus juris, ein einiges Rechtsbuch, vermittels dessen die Gerechtigkeit einem jeden gegönnt worden. Aber jetzt da viele tausende Rechtsbücher, Codices, Digesta, Pandectae, Parakitlae, Institutiones, Consilia, Responsa vorhanden, da stecken die Juristen Archipodi aliter et reflexive so voll Distinctionen, Conciliationen, Extravagantien, raisons d'état, Seditionen, Processen, rixarum immortalium Listen und Ränken, Aufzügen und Umtrieben, Auslegungen und Deutelungen, dass Gott drein schlagen möchte. Seither 30 Jahren sind mehr Rechtsbücher geschrieben worden als vorhin in tausend Jahren und ist doch noch keines recht, denn ein jeder will es noch rechter machen. Alle Tage kommt ein neuer Doctor, ein neues Buch, grösser als das Corpus selbst, welches sie Glossen (Possen!), Commentaria (commenta varia), Interpretationes (Inter fectiones) nennen. Sind also die mehrern Juristen Rabulae, die Rasende, Schriftenschmiede, Federspitzer, Fretter, Anhetzer, Aufwickler u. s. w.“ Böhm.: Novým právem staré se kazí. (Čelakovský, 339.) 186 Niemand ist ohne Recht geboren. Holl.: Niemand is buiten regt geboren. (Harrebomée, II, 214b.) 187 Niemand kann sich anderes Recht erwerben, als ihm angeboren ist. – Graf, 57, 202. Ueber den Stand des einzelnen entschied im Mittelalter die Geburt aus rechter Ehe; sein Recht wurde mit ihm geboren. Mhd.: Nieman mac et im selben anderz reht erwerben, dan in angeboren ist. (Wackernagel, 16, 12.) 188 Niemand steht über dem Recht. Holl.: Niemand is boven regt gewassen (het regt ontwassen). (Harrebomée, II, 214b.) 189 Ohne Recht mag der Richter niemand zwingen. – Graf, 286, 8; Klingen, 212b, 2. Ursprünglich entschied das Rechtsgefühl der Richter, später der Wortlaut des Gesetzes. Mochte eine Handlung noch so unehrenhaft und unsittlich in aller Augen erscheinen, so konnte der Richter sie nicht bestrafen, wenn er sich dabei nicht auf ein Gesetz stützen konnte. 190 Rächt gelt wing, G'wâlt hôt Rächt. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 451. 191 Recht bleibt allzeit und ewig Recht. – Graf, 5, 92; Petri, II, 512. Holl.: Het regt drijft boven. (Harrebomée, II, 214a.) 192 Recht bleibt Recht, aber man verdreht's gern. – Simrock, 8223. 193 Recht bleibt Recht, bis man's verdreht. – Eiselein, 521. 194 Recht bleibt Recht, wenn man's nicht verdreht. – Eiselein, 521; Graf, 5, 91; Braun, I, 3493. 195 Recht blieb wol recht, wenns armen Leuten werden möcht. – Petri, II, 512. 196 Recht darf man nicht verkaufen. – Graf, 410, 78. 197 Recht darf nirgends wenden. – Graf, 5, 94. 198 Recht, das sich stützt auf Gewalt, wird nicht alt. 199 Recht find allzeit sein Knecht. – Gruter, III, 76; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 404; Lehmann, II, 534, 11; Simrock, 8187; Körte, 4961; Graf, 5, 90; Braun, I, 3484. 200 Recht findet sich. – Agricola I, 65; Gruter, I, 63; Egenolff, 33b; Schottel, 1129a; Körte, 4962; Heuseler, 274; Simrock, 8183; Schulbl., XXVI, 649. Wer Recht hat, dem wird Recht; nur oft sehr spät. 201 Recht geht über (vor) Verwandt( Vetter-, Freund-)schaft. Holl.: Regt gaat boven maagschap. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [764]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/778>, abgerufen am 22.11.2024.