Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 243 Recht schimmert doch den Leuten in die Augen, wenn mans gleich verdunkeln möcht. - Petri, II, 513.

244 Recht siegt1, Unrecht erliegt.

1) Nach meinen Wahrnehmungen würde die Schreibung "siecht" die richtigere sein.

245 Recht und Bill lassen sich drehen, wie man will.

246 Recht und Bräuche scheiden die Lande. - Graf, 13, 167.

247 Recht und Redlichkeit währt am längsten - 's macht, man braucht's am allerwenigsten. - Aarg. Taschenbuch.

Am Becher der aarauer Schützeninnung aus dem 16. Jahrhundert.

248 Recht und Unrecht beissen einander in den Schwanz. - Binder II, 3243.

"Darum muss man nicht die verfluchen, die vor dem Recht das Weite suchen; denn in dem Recht ist's oft sehr enge, da ist das Weitere die Länge." (Glassbrenner, Reineke, 251.)

249 Recht und Unrecht sind Nachbarn.

"Eine Messerscheide breit, ist das Recht vom Unrecht weit. Wer aber sitzt auf der Schneide, kommt sicherlich zu Leide; drum sei du auch kein Firlefanz und habe eins von beiden ganz." (Schücking, 49, 194.)

250 Recht vnd gerechtigkeit sitzt zu Haupt der Fürsten vnd nicht vnter jhren füssen. - Lehmann, 635, 82.

Und beide lassen sich nicht trennen; die Italiener sagen: Morta la ragione langue la giustizia. (Pazzaglia, 317, 7.)

251 Recht wäre wol recht, wann man es nur lies sein recht, das dann sich beklaget mancher knecht. - Zinkgref, IV, 129.

252 Recht wird weder enger noch weiter. - Schottel, 1119a.

253 Recht zerreisst Gedinge. - Graf, 228, 34.

Verträge, welche gegen die Gesetze verstossen, sind nichtig.

254 'S luter Rächt braucht kei Awalt. - Sutermeister, 123.

255 'S Rächt het kei Egge. - Sutermeister, 123.

256 Scharf Recht will einen gelinden Meister haben.

Poln.: Dobrodjetel podobna solney ne smotrja na mrak, prodolzajet swoje teczenyje i sowerszajet swoje djelo. (Wurzbach I, 298, 316.)

257 Schnell Recht, gut Recht.

Holl.: Kort regt is goed regt. (Harrebomee, II, 214a.)

258 Streng recht ist oft das grösste vnrecht. - Petri, II, 336; Lehmann, 631, 52; Hillebrand, 5; Simrock, 8205; Gaal, 1291; Graf, 4, 74; Teller, 861; Dove, 479.

Strenges Recht ist in jedem Falle besser, als eine unverdiente, demüthigende, erbettelte Gnade. (Vgl. Maltitz, Pfefferkörner, Hft. 1.)

Lat.: Summum jus, summa injuria. (Cicero.) (Binder II, 3243; Egeria, 268a; Faselius, 245; Frob., 581; Seybold, 587; Hauer, Liiij, 2; Philippi, II, 205; Schonh., S, 32; Wiegand, 81.) - Summum jus, summa saepe malitia est. (Gaal, 1291.)

259 Strenges Recht, gewiss Unrecht. - Simrock, 8206; Hillebrand, 54; Graf, 4, 75.

Enthält eine Uebertreibung.

260 Strenges Recht ist nicht freundlich. - Haltaus, 491, 1512; Graf, 4, 70; Estor, III, 1366, 4952.

261 Strenges Recht verlangt viel Milde. - Graf, 4, 71.

Isl.: Strangr rett er heimtar stilling godha. (Jonssyni, 323.)

262 So geht das Recht, wie es den Zug hat. - Graf, 11, 121.

Das Gewohnheitsrecht wird von einem Geschlecht dem andern überliefert. (S. Finden 49, Kommen 119, Schöffe und Weisen.)

Dän.: Svo ganga lög sem hafa tog. (Jonssyni, 329.)

263 Tewr Recht, schnöde Geld ist in der Welt. - Petri, II, 545.

264 Thue Recht und scheue niemand.

Frz.: Fais ton devoir et va tete levee.

265 To väl Recht is Unrecht. - Köster, 254.

266 Unser Recht verbitten wir mit dem Schwerte. - Graf, 42, 133.

Mhd.: Unse recht vorbidde wy mit dem Schwerde. (Westphalen, III, 45.)

267 Von Recht zu Unrecht ist nur ein Schritt (eine Spanne).

Lat.: Vicina saepe sunt virtutibus vitia. (Sallust.) (Philippi, II, 248.)

[Spaltenumbruch] 268 Wäre kein Recht im Lande, so hätte das Meiste, wer das Meiste nehmen könnte. - Graf, 3, 85.

In Jütland: Waerae aei logh a landae, tha hafnae hin mest thaer mest mattae gripae. (Thorsen, Vorr., 2.)

269 Wäre kein Recht im Lande, so hätte jeder, was er erwischt. - Graf, 3, 55.

Isl.: Vaern ei lög i landi, hef dhi hvör thadh feingi (maedhi). (Jonssyni, 357.)

270 Was das Recht sagt, hat statt. - Graf, 3, 50.

271 Was das Recht sagt, mag (d. i. soll) jeder wissen und verstehen. - Graf, 22, 248.

Dän.: Allae maen mughae witae oi vndaerstandae hwat logh seghaer. (Thorsen, Vorr., 3.)

272 Was dem einen Recht ist, ist dem andern billig. - Gaal, 1292; Graf, 3, 42; Braun, I, 3487.

Engl.: Sauce for the goose, is sauce for the gander. (Gaal, 1292.)

273 Was einem das Recht gibt, das kann ihm niemand nehmen. - Graf, 479, 665.

Altfries.: Haet so een man dat riucht to jowt, dat mey hem nymmen bynima. (Hettema, I, 16 [8].)

274 Was einem Recht ist, ist allen Recht. - Simrock, 8200; Graf, 3, 40; Braun, I, 3488.

275 Was einer Recht und Freiheit hat, das haben die andern auch. - Graf, 496, 68.

Mhd.: Was einer gerechtigkait vnnd freyheit hat, das habendt die andern auch. (Grimm, III, 807.)

276 Was ist Recht? Gewalt kann's sagen. - Törning, 100.

277 Was mir Recht ist, das ist einem jeden Recht. - Büttner, Q 6.

278 Was mit Rechte nicht vbereintregt, das ist jmmer vnrecht. - Klingen, 16b, 1; Graf, 3, 36.

279 Wat e'n Recht is, is de ander gen Unrecht, sagte der Bauer, da gab er dem Stockmeister die Hiebe wieder, die er von ihm bekommen.

280 Wat enen Recht is, is'n annern ken Unrecht. - Goldschmidt, 86; Hauskalender, I; hochdeutsch bei Graf, 3, 41.

281 Wat Recht is, mot Recht bleifen. - Bueren, 1226.

282 Weltlich Recht folge nach Gottes Recht. - Graf, 1, 9.

Mhd.: Daz wertliche recht volge noch gotes rechte. (Ortloff, I, 1, 8.)

283 Wem das Recht nicht genügt, den soll der Kaiser nicht lassen. - Graf, 424, 194.

Erst als die Staatsgewalt stark genug war, konnte sie der längst untersagten Selbsthülfe wirksam entgegentreten. Schon vor 1495 galt der Grundsatz: Man soll Recht (beim Gericht) suchen, aber nicht nehmen; aber ohne eine starke Vollzugsgewalt nützen die besten Gesetze sehr wenig. Nachdem diese vorhanden, untersagte sie die Selbsthülfe bei Strafe. (S. Recht 350.)

Mhd.: Weme mit deme rechten nich begnüget den ensoll der Kayser nicht laassen. (Senckenberg, II, 119.)

284 Wenig mit Recht ist besser als viel mit Unrecht. - Simrock, 8216.

285 Wenn das Recht das Gewissen verwirren will, so soll man durchreissen wie ein Mühlstein durch ein Spinnwebe.

"Darum, wo du findest, dass sich ein Verwirren im Gewissen will erheben, über dem Recht, da reisse getrost durchs Recht, wie ein Mühlstein durch ein Spinnweb." (Luther's Werke, V, 259.)

286 Wenn das römische Recht wie ein Schweinsbraten hinunter ist, wird das preussische wie ein Schnaps darauf gesetzt. - Jahn's Volksthum.

Ein sprichwörtlich gewordener Professorenwizt. Jahn in seinem Volksthum (S. 82) sagt, dass in den Vorlesungen vieler Professoren die Witze hergelesen und Jahr aus Jahr ein wiederkommen, wie die Namen der Kalenderheiligen. Er bemerkt dann, ein junger Gelehrter habe diese Witze von sämmtlichen Hochschulen Deutschlands gesammelt und sie unter dem Titel Schulwitz, gesammelt am Ende des 18. Jahrhunderts, herausgeben wollen. Die Witzmacher waren nach Namen, Ort und Zeit angeführt. Der Sammler ist aber vor der Herausgabe gestorben, einzelne solcher Sätze sind aber, wie der obige, im Volksmunde erhalten worden.

287 Wenn ein Recht angeht, findet sich auch Frau Fraus. - Petri, II, 653.

"Es ist eine Untugend in uns Menschen, die heisset fraus, d. i. List oder Tücke. Wenn dieselbige höret, dz billigkeit über Recht gehet, so ist sie dem Rechten ganz fremd und suchet, wie sie unter dem Schein der

[Spaltenumbruch] 243 Recht schimmert doch den Leuten in die Augen, wenn mans gleich verdunkeln möcht.Petri, II, 513.

244 Recht siegt1, Unrecht erliegt.

1) Nach meinen Wahrnehmungen würde die Schreibung „siecht“ die richtigere sein.

245 Recht und Bill lassen sich drehen, wie man will.

246 Recht und Bräuche scheiden die Lande.Graf, 13, 167.

247 Recht und Redlichkeit währt am längsten – 's macht, man braucht's am allerwenigsten.Aarg. Taschenbuch.

Am Becher der aarauer Schützeninnung aus dem 16. Jahrhundert.

248 Recht und Unrecht beissen einander in den Schwanz.Binder II, 3243.

„Darum muss man nicht die verfluchen, die vor dem Recht das Weite suchen; denn in dem Recht ist's oft sehr enge, da ist das Weitere die Länge.“ (Glassbrenner, Reineke, 251.)

249 Recht und Unrecht sind Nachbarn.

„Eine Messerscheide breit, ist das Recht vom Unrecht weit. Wer aber sitzt auf der Schneide, kommt sicherlich zu Leide; drum sei du auch kein Firlefanz und habe eins von beiden ganz.“ (Schücking, 49, 194.)

250 Recht vnd gerechtigkeit sitzt zu Haupt der Fürsten vnd nicht vnter jhren füssen.Lehmann, 635, 82.

Und beide lassen sich nicht trennen; die Italiener sagen: Morta la ragione langue la giustizia. (Pazzaglia, 317, 7.)

251 Recht wäre wol recht, wann man es nur lies sein recht, das dann sich beklaget mancher knecht.Zinkgref, IV, 129.

252 Recht wird weder enger noch weiter.Schottel, 1119a.

253 Recht zerreisst Gedinge.Graf, 228, 34.

Verträge, welche gegen die Gesetze verstossen, sind nichtig.

254 'S luter Rächt brûcht kei Awalt.Sutermeister, 123.

255 'S Rächt het kei Egge.Sutermeister, 123.

256 Scharf Recht will einen gelinden Meister haben.

Poln.: Dobrodjetel podobna sołney ne smotrja na mrak, prodołżajet swoje teczenyje i sowerszajet swoje djeło. (Wurzbach I, 298, 316.)

257 Schnell Recht, gut Recht.

Holl.: Kort regt is goed regt. (Harrebomée, II, 214a.)

258 Streng recht ist oft das grösste vnrecht.Petri, II, 336; Lehmann, 631, 52; Hillebrand, 5; Simrock, 8205; Gaal, 1291; Graf, 4, 74; Teller, 861; Dove, 479.

Strenges Recht ist in jedem Falle besser, als eine unverdiente, demüthigende, erbettelte Gnade. (Vgl. Maltitz, Pfefferkörner, Hft. 1.)

Lat.: Summum jus, summa injuria. (Cicero.) (Binder II, 3243; Egeria, 268a; Faselius, 245; Frob., 581; Seybold, 587; Hauer, Liiij, 2; Philippi, II, 205; Schonh., S, 32; Wiegand, 81.) – Summum jus, summa saepe malitia est. (Gaal, 1291.)

259 Strenges Recht, gewiss Unrecht.Simrock, 8206; Hillebrand, 54; Graf, 4, 75.

Enthält eine Uebertreibung.

260 Strenges Recht ist nicht freundlich.Haltaus, 491, 1512; Graf, 4, 70; Estor, III, 1366, 4952.

261 Strenges Recht verlangt viel Milde.Graf, 4, 71.

Isl.: Strangr rétt er heimtar stilling gòdha. (Jonssyni, 323.)

262 So geht das Recht, wie es den Zug hat.Graf, 11, 121.

Das Gewohnheitsrecht wird von einem Geschlecht dem andern überliefert. (S. Finden 49, Kommen 119, Schöffe und Weisen.)

Dän.: Svo ganga løg sem hafa tog. (Jonssyni, 329.)

263 Tewr Recht, schnöde Geld ist in der Welt.Petri, II, 545.

264 Thue Recht und scheue niemand.

Frz.: Fais ton devoir et va tête levée.

265 To väl Recht is Unrecht.Köster, 254.

266 Unser Recht verbitten wir mit dem Schwerte.Graf, 42, 133.

Mhd.: Unse recht vorbidde wy mit dem Schwerde. (Westphalen, III, 45.)

267 Von Recht zu Unrecht ist nur ein Schritt (eine Spanne).

Lat.: Vicina saepe sunt virtutibus vitia. (Sallust.) (Philippi, II, 248.)

[Spaltenumbruch] 268 Wäre kein Recht im Lande, so hätte das Meiste, wer das Meiste nehmen könnte.Graf, 3, 85.

In Jütland: Waerae aei logh a landae, tha hafnae hin mest thaer mest mattae gripae. (Thorsen, Vorr., 2.)

269 Wäre kein Recht im Lande, so hätte jeder, was er erwischt.Graf, 3, 55.

Isl.: Vaern ei lög i landi, hef dhi hvör thadh feingi (maedhi). (Jonssyni, 357.)

270 Was das Recht sagt, hat statt.Graf, 3, 50.

271 Was das Recht sagt, mag (d. i. soll) jeder wissen und verstehen.Graf, 22, 248.

Dän.: Allæ mæn mughæ witæ oi vndærstandæ hwat logh seghær. (Thorsen, Vorr., 3.)

272 Was dem einen Recht ist, ist dem andern billig.Gaal, 1292; Graf, 3, 42; Braun, I, 3487.

Engl.: Sauce for the goose, is sauce for the gander. (Gaal, 1292.)

273 Was einem das Recht gibt, das kann ihm niemand nehmen.Graf, 479, 665.

Altfries.: Haet so een man dat riucht to jowt, dat mey hem nymmen bynima. (Hettema, I, 16 [8].)

274 Was einem Recht ist, ist allen Recht.Simrock, 8200; Graf, 3, 40; Braun, I, 3488.

275 Was einer Recht und Freiheit hat, das haben die andern auch.Graf, 496, 68.

Mhd.: Was einer gerechtigkait vnnd freyheit hat, das habendt die andern auch. (Grimm, III, 807.)

276 Was ist Recht? Gewalt kann's sagen.Törning, 100.

277 Was mir Recht ist, das ist einem jeden Recht.Büttner, Q 6.

278 Was mit Rechte nicht vbereintregt, das ist jmmer vnrecht.Klingen, 16b, 1; Graf, 3, 36.

279 Wat ê'n Recht is, is de ander gên Unrecht, sagte der Bauer, da gab er dem Stockmeister die Hiebe wieder, die er von ihm bekommen.

280 Wat enen Recht is, is'n annern kên Unrecht.Goldschmidt, 86; Hauskalender, I; hochdeutsch bei Graf, 3, 41.

281 Wat Recht is, môt Recht blîfen.Bueren, 1226.

282 Weltlich Recht folge nach Gottes Recht.Graf, 1, 9.

Mhd.: Daz wertliche recht volge noch gotes rechte. (Ortloff, I, 1, 8.)

283 Wem das Recht nicht genügt, den soll der Kaiser nicht lassen.Graf, 424, 194.

Erst als die Staatsgewalt stark genug war, konnte sie der längst untersagten Selbsthülfe wirksam entgegentreten. Schon vor 1495 galt der Grundsatz: Man soll Recht (beim Gericht) suchen, aber nicht nehmen; aber ohne eine starke Vollzugsgewalt nützen die besten Gesetze sehr wenig. Nachdem diese vorhanden, untersagte sie die Selbsthülfe bei Strafe. (S. Recht 350.)

Mhd.: Weme mit deme rechten nich begnüget den ensoll der Kayser nicht laassen. (Senckenberg, II, 119.)

284 Wenig mit Recht ist besser als viel mit Unrecht.Simrock, 8216.

285 Wenn das Recht das Gewissen verwirren will, so soll man durchreissen wie ein Mühlstein durch ein Spinnwebe.

„Darum, wo du findest, dass sich ein Verwirren im Gewissen will erheben, über dem Recht, da reisse getrost durchs Recht, wie ein Mühlstein durch ein Spinnweb.“ (Luther's Werke, V, 259.)

286 Wenn das römische Recht wie ein Schweinsbraten hinunter ist, wird das preussische wie ein Schnaps darauf gesetzt.Jahn's Volksthum.

Ein sprichwörtlich gewordener Professorenwizt. Jahn in seinem Volksthum (S. 82) sagt, dass in den Vorlesungen vieler Professoren die Witze hergelesen und Jahr aus Jahr ein wiederkommen, wie die Namen der Kalenderheiligen. Er bemerkt dann, ein junger Gelehrter habe diese Witze von sämmtlichen Hochschulen Deutschlands gesammelt und sie unter dem Titel Schulwitz, gesammelt am Ende des 18. Jahrhunderts, herausgeben wollen. Die Witzmacher waren nach Namen, Ort und Zeit angeführt. Der Sammler ist aber vor der Herausgabe gestorben, einzelne solcher Sätze sind aber, wie der obige, im Volksmunde erhalten worden.

287 Wenn ein Recht angeht, findet sich auch Frau Fraus.Petri, II, 653.

„Es ist eine Untugend in uns Menschen, die heisset fraus, d. i. List oder Tücke. Wenn dieselbige höret, dz billigkeit über Recht gehet, so ist sie dem Rechten ganz fremd und suchet, wie sie unter dem Schein der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0780" n="[766]"/><cb n="1531"/>
243 Recht schimmert doch den Leuten in die Augen, wenn mans gleich verdunkeln möcht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 513.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">244 Recht siegt<hi rendition="#sup">1</hi>, Unrecht erliegt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Nach meinen Wahrnehmungen würde die Schreibung &#x201E;siecht&#x201C; die richtigere sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">245 Recht und Bill lassen sich drehen, wie man will.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">246 Recht und Bräuche scheiden die Lande.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 13, 167.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">247 Recht und Redlichkeit währt am längsten &#x2013; 's macht, man braucht's am allerwenigsten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Aarg. Taschenbuch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Am Becher der aarauer Schützeninnung aus dem 16. Jahrhundert.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">248 Recht und Unrecht beissen einander in den Schwanz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Binder II, 3243.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Darum muss man nicht die verfluchen, die vor dem Recht das Weite suchen; denn in dem Recht ist's oft sehr enge, da ist das Weitere die Länge.&#x201C; (<hi rendition="#i">Glassbrenner, Reineke, 251.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">249 Recht und Unrecht sind Nachbarn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Eine Messerscheide breit, ist das Recht vom Unrecht weit. Wer aber sitzt auf der Schneide, kommt sicherlich zu Leide; drum sei du auch kein Firlefanz und habe eins von beiden ganz.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schücking, 49, 194.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">250 Recht vnd gerechtigkeit sitzt zu Haupt der Fürsten vnd nicht vnter jhren füssen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 635, 82.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Und beide lassen sich nicht trennen; die Italiener sagen: Morta la ragione langue la giustizia. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 317, 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">251 Recht wäre wol recht, wann man es nur lies sein recht, das dann sich beklaget mancher knecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 129.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">252 Recht wird weder enger noch weiter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1119<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">253 Recht zerreisst Gedinge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 228, 34.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Verträge, welche gegen die Gesetze verstossen, sind nichtig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">254 'S luter Rächt brûcht kei Awalt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 123.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">255 'S Rächt het kei Egge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 123.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">256 Scharf Recht will einen gelinden Meister haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Dobrodjetel podobna so&#x0142;ney ne smotrja na mrak, prodo&#x0142;&#x017C;ajet swoje teczenyje i sowerszajet swoje dje&#x0142;o. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 298, 316.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">257 Schnell Recht, gut Recht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Kort regt is goed regt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 214<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">258 Streng recht ist oft das grösste vnrecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 336; Lehmann, 631, 52; Hillebrand, 5; Simrock, 8205; Gaal, 1291; Graf, 4, 74; Teller, 861; Dove, 479.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Strenges Recht ist in jedem Falle besser, als eine unverdiente, demüthigende, erbettelte Gnade. (Vgl. <hi rendition="#i">Maltitz, Pfefferkörner, Hft. 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Summum jus, summa injuria. (<hi rendition="#i">Cicero.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 3243; Egeria, 268<hi rendition="#sup">a</hi>; Faselius, 245; Frob., 581; Seybold, 587; Hauer, Liiij, 2; Philippi, II, 205; Schonh., S, 32; Wiegand, 81.</hi>) &#x2013; Summum jus, summa saepe malitia est. (<hi rendition="#i">Gaal, 1291.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">259 Strenges Recht, gewiss Unrecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 8206; Hillebrand, 54; Graf, 4, 75.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Enthält eine Uebertreibung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">260 Strenges Recht ist nicht freundlich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Haltaus, 491, 1512; Graf, 4, 70; Estor, III, 1366, 4952.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">261 Strenges Recht verlangt viel Milde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 4, 71.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Isl.</hi>: Strangr rétt er heimtar stilling gòdha. (<hi rendition="#i">Jonssyni, 323.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">262 So geht das Recht, wie es den Zug hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 11, 121.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Gewohnheitsrecht wird von einem Geschlecht dem andern überliefert. (S.  Finden 49,  Kommen 119,  Schöffe und  Weisen.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Svo ganga løg sem hafa tog. (<hi rendition="#i">Jonssyni, 329.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">263 Tewr Recht, schnöde Geld ist in der Welt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 545.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">264 Thue Recht und scheue niemand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Fais ton devoir et va tête levée.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">265 To väl Recht is Unrecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Köster, 254.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">266 Unser Recht verbitten wir mit dem Schwerte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 42, 133.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Unse recht vorbidde wy mit dem Schwerde. (<hi rendition="#i">Westphalen, III, 45.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">267 Von Recht zu Unrecht ist nur ein Schritt (eine Spanne).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Vicina saepe sunt virtutibus vitia. (<hi rendition="#i">Sallust.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 248.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1532"/>
268 Wäre kein Recht im Lande, so hätte das Meiste, wer das Meiste nehmen könnte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 3, 85.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Jütland: Waerae aei logh a landae, tha hafnae hin mest thaer mest mattae gripae. (<hi rendition="#i">Thorsen, Vorr., 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">269 Wäre kein Recht im Lande, so hätte jeder, was er erwischt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 3, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Isl.</hi>: Vaern ei lög i landi, hef dhi hvör thadh feingi (maedhi). (<hi rendition="#i">Jonssyni, 357.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">270 Was das Recht sagt, hat statt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 3, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">271 Was das Recht sagt, mag (d. i. soll) jeder wissen und verstehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 22, 248.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Allæ mæn mughæ witæ oi vndærstandæ hwat logh seghær. (<hi rendition="#i">Thorsen, Vorr., 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">272 Was dem einen Recht ist, ist dem andern billig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gaal, 1292; Graf, 3, 42; Braun, I, 3487.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Sauce for the goose, is sauce for the gander. (<hi rendition="#i">Gaal, 1292.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">273 Was einem das Recht gibt, das kann ihm niemand nehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 479, 665.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Haet so een man dat riucht to jowt, dat mey hem nymmen bynima. (<hi rendition="#i">Hettema, I, 16 [8].</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">274 Was einem Recht ist, ist allen Recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 8200; Graf, 3, 40; Braun, I, 3488.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">275 Was einer Recht und Freiheit hat, das haben die andern auch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 496, 68.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Was einer gerechtigkait vnnd freyheit hat, das habendt die andern auch. (<hi rendition="#i">Grimm, III, 807.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">276 Was ist Recht? Gewalt kann's sagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Törning, 100.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">277 Was mir Recht ist, das ist einem jeden Recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Büttner, Q 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">278 Was mit Rechte nicht vbereintregt, das ist jmmer vnrecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klingen, 16<hi rendition="#sup">b</hi>, 1; Graf, 3, 36.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">279 Wat ê'n Recht is, is de ander gên Unrecht, sagte der Bauer, da gab er dem Stockmeister die Hiebe wieder, die er von ihm bekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">280 Wat enen Recht is, is'n annern kên Unrecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Goldschmidt, 86; Hauskalender, I;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Graf, 3, 41.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">281 Wat Recht is, môt Recht blîfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 1226.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">282 Weltlich Recht folge nach Gottes Recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 1, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Daz wertliche recht volge noch gotes rechte. (<hi rendition="#i">Ortloff, I, 1, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">283 Wem das Recht nicht genügt, den soll der Kaiser nicht lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 424, 194.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Erst als die Staatsgewalt stark genug war, konnte sie der längst untersagten Selbsthülfe wirksam entgegentreten. Schon vor 1495 galt der Grundsatz: Man soll Recht (beim Gericht) suchen, aber nicht nehmen; aber ohne eine starke Vollzugsgewalt nützen die besten Gesetze sehr wenig. Nachdem diese vorhanden, untersagte sie die Selbsthülfe bei Strafe. (S.  Recht 350.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Weme mit deme rechten nich begnüget den ensoll der Kayser nicht laassen. (<hi rendition="#i">Senckenberg, II, 119.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">284 Wenig mit Recht ist besser als viel mit Unrecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 8216.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">285 Wenn das Recht das Gewissen verwirren will, so soll man durchreissen wie ein Mühlstein durch ein Spinnwebe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Darum, wo du findest, dass sich ein Verwirren im Gewissen will erheben, über dem Recht, da reisse getrost durchs Recht, wie ein Mühlstein durch ein Spinnweb.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther's Werke, V, 259.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">286 Wenn das römische Recht wie ein Schweinsbraten hinunter ist, wird das preussische wie ein Schnaps darauf gesetzt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Jahn's Volksthum.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein sprichwörtlich gewordener Professorenwizt. <hi rendition="#i">Jahn</hi> in seinem <hi rendition="#i">Volksthum</hi> (S. 82) sagt, dass in den Vorlesungen vieler Professoren die Witze hergelesen und Jahr aus Jahr ein wiederkommen, wie die Namen der Kalenderheiligen. Er bemerkt dann, ein junger Gelehrter habe diese Witze von sämmtlichen Hochschulen Deutschlands gesammelt und sie unter dem Titel <hi rendition="#i">Schulwitz, gesammelt am Ende des 18. Jahrhunderts,</hi> herausgeben wollen. Die Witzmacher waren nach Namen, Ort und Zeit angeführt. Der Sammler ist aber vor der Herausgabe gestorben, einzelne solcher Sätze sind aber, wie der obige, im Volksmunde erhalten worden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">287 Wenn ein Recht angeht, findet sich auch Frau Fraus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 653.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es ist eine Untugend in uns Menschen, die heisset fraus, d. i. List oder Tücke. Wenn dieselbige höret, dz billigkeit über Recht gehet, so ist sie dem Rechten ganz fremd und suchet, wie sie unter dem Schein der
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[766]/0780] 243 Recht schimmert doch den Leuten in die Augen, wenn mans gleich verdunkeln möcht. – Petri, II, 513. 244 Recht siegt1, Unrecht erliegt. 1) Nach meinen Wahrnehmungen würde die Schreibung „siecht“ die richtigere sein. 245 Recht und Bill lassen sich drehen, wie man will. 246 Recht und Bräuche scheiden die Lande. – Graf, 13, 167. 247 Recht und Redlichkeit währt am längsten – 's macht, man braucht's am allerwenigsten. – Aarg. Taschenbuch. Am Becher der aarauer Schützeninnung aus dem 16. Jahrhundert. 248 Recht und Unrecht beissen einander in den Schwanz. – Binder II, 3243. „Darum muss man nicht die verfluchen, die vor dem Recht das Weite suchen; denn in dem Recht ist's oft sehr enge, da ist das Weitere die Länge.“ (Glassbrenner, Reineke, 251.) 249 Recht und Unrecht sind Nachbarn. „Eine Messerscheide breit, ist das Recht vom Unrecht weit. Wer aber sitzt auf der Schneide, kommt sicherlich zu Leide; drum sei du auch kein Firlefanz und habe eins von beiden ganz.“ (Schücking, 49, 194.) 250 Recht vnd gerechtigkeit sitzt zu Haupt der Fürsten vnd nicht vnter jhren füssen. – Lehmann, 635, 82. Und beide lassen sich nicht trennen; die Italiener sagen: Morta la ragione langue la giustizia. (Pazzaglia, 317, 7.) 251 Recht wäre wol recht, wann man es nur lies sein recht, das dann sich beklaget mancher knecht. – Zinkgref, IV, 129. 252 Recht wird weder enger noch weiter. – Schottel, 1119a. 253 Recht zerreisst Gedinge. – Graf, 228, 34. Verträge, welche gegen die Gesetze verstossen, sind nichtig. 254 'S luter Rächt brûcht kei Awalt. – Sutermeister, 123. 255 'S Rächt het kei Egge. – Sutermeister, 123. 256 Scharf Recht will einen gelinden Meister haben. Poln.: Dobrodjetel podobna sołney ne smotrja na mrak, prodołżajet swoje teczenyje i sowerszajet swoje djeło. (Wurzbach I, 298, 316.) 257 Schnell Recht, gut Recht. Holl.: Kort regt is goed regt. (Harrebomée, II, 214a.) 258 Streng recht ist oft das grösste vnrecht. – Petri, II, 336; Lehmann, 631, 52; Hillebrand, 5; Simrock, 8205; Gaal, 1291; Graf, 4, 74; Teller, 861; Dove, 479. Strenges Recht ist in jedem Falle besser, als eine unverdiente, demüthigende, erbettelte Gnade. (Vgl. Maltitz, Pfefferkörner, Hft. 1.) Lat.: Summum jus, summa injuria. (Cicero.) (Binder II, 3243; Egeria, 268a; Faselius, 245; Frob., 581; Seybold, 587; Hauer, Liiij, 2; Philippi, II, 205; Schonh., S, 32; Wiegand, 81.) – Summum jus, summa saepe malitia est. (Gaal, 1291.) 259 Strenges Recht, gewiss Unrecht. – Simrock, 8206; Hillebrand, 54; Graf, 4, 75. Enthält eine Uebertreibung. 260 Strenges Recht ist nicht freundlich. – Haltaus, 491, 1512; Graf, 4, 70; Estor, III, 1366, 4952. 261 Strenges Recht verlangt viel Milde. – Graf, 4, 71. Isl.: Strangr rétt er heimtar stilling gòdha. (Jonssyni, 323.) 262 So geht das Recht, wie es den Zug hat. – Graf, 11, 121. Das Gewohnheitsrecht wird von einem Geschlecht dem andern überliefert. (S. Finden 49, Kommen 119, Schöffe und Weisen.) Dän.: Svo ganga løg sem hafa tog. (Jonssyni, 329.) 263 Tewr Recht, schnöde Geld ist in der Welt. – Petri, II, 545. 264 Thue Recht und scheue niemand. Frz.: Fais ton devoir et va tête levée. 265 To väl Recht is Unrecht. – Köster, 254. 266 Unser Recht verbitten wir mit dem Schwerte. – Graf, 42, 133. Mhd.: Unse recht vorbidde wy mit dem Schwerde. (Westphalen, III, 45.) 267 Von Recht zu Unrecht ist nur ein Schritt (eine Spanne). Lat.: Vicina saepe sunt virtutibus vitia. (Sallust.) (Philippi, II, 248.) 268 Wäre kein Recht im Lande, so hätte das Meiste, wer das Meiste nehmen könnte. – Graf, 3, 85. In Jütland: Waerae aei logh a landae, tha hafnae hin mest thaer mest mattae gripae. (Thorsen, Vorr., 2.) 269 Wäre kein Recht im Lande, so hätte jeder, was er erwischt. – Graf, 3, 55. Isl.: Vaern ei lög i landi, hef dhi hvör thadh feingi (maedhi). (Jonssyni, 357.) 270 Was das Recht sagt, hat statt. – Graf, 3, 50. 271 Was das Recht sagt, mag (d. i. soll) jeder wissen und verstehen. – Graf, 22, 248. Dän.: Allæ mæn mughæ witæ oi vndærstandæ hwat logh seghær. (Thorsen, Vorr., 3.) 272 Was dem einen Recht ist, ist dem andern billig. – Gaal, 1292; Graf, 3, 42; Braun, I, 3487. Engl.: Sauce for the goose, is sauce for the gander. (Gaal, 1292.) 273 Was einem das Recht gibt, das kann ihm niemand nehmen. – Graf, 479, 665. Altfries.: Haet so een man dat riucht to jowt, dat mey hem nymmen bynima. (Hettema, I, 16 [8].) 274 Was einem Recht ist, ist allen Recht. – Simrock, 8200; Graf, 3, 40; Braun, I, 3488. 275 Was einer Recht und Freiheit hat, das haben die andern auch. – Graf, 496, 68. Mhd.: Was einer gerechtigkait vnnd freyheit hat, das habendt die andern auch. (Grimm, III, 807.) 276 Was ist Recht? Gewalt kann's sagen. – Törning, 100. 277 Was mir Recht ist, das ist einem jeden Recht. – Büttner, Q 6. 278 Was mit Rechte nicht vbereintregt, das ist jmmer vnrecht. – Klingen, 16b, 1; Graf, 3, 36. 279 Wat ê'n Recht is, is de ander gên Unrecht, sagte der Bauer, da gab er dem Stockmeister die Hiebe wieder, die er von ihm bekommen. 280 Wat enen Recht is, is'n annern kên Unrecht. – Goldschmidt, 86; Hauskalender, I; hochdeutsch bei Graf, 3, 41. 281 Wat Recht is, môt Recht blîfen. – Bueren, 1226. 282 Weltlich Recht folge nach Gottes Recht. – Graf, 1, 9. Mhd.: Daz wertliche recht volge noch gotes rechte. (Ortloff, I, 1, 8.) 283 Wem das Recht nicht genügt, den soll der Kaiser nicht lassen. – Graf, 424, 194. Erst als die Staatsgewalt stark genug war, konnte sie der längst untersagten Selbsthülfe wirksam entgegentreten. Schon vor 1495 galt der Grundsatz: Man soll Recht (beim Gericht) suchen, aber nicht nehmen; aber ohne eine starke Vollzugsgewalt nützen die besten Gesetze sehr wenig. Nachdem diese vorhanden, untersagte sie die Selbsthülfe bei Strafe. (S. Recht 350.) Mhd.: Weme mit deme rechten nich begnüget den ensoll der Kayser nicht laassen. (Senckenberg, II, 119.) 284 Wenig mit Recht ist besser als viel mit Unrecht. – Simrock, 8216. 285 Wenn das Recht das Gewissen verwirren will, so soll man durchreissen wie ein Mühlstein durch ein Spinnwebe. „Darum, wo du findest, dass sich ein Verwirren im Gewissen will erheben, über dem Recht, da reisse getrost durchs Recht, wie ein Mühlstein durch ein Spinnweb.“ (Luther's Werke, V, 259.) 286 Wenn das römische Recht wie ein Schweinsbraten hinunter ist, wird das preussische wie ein Schnaps darauf gesetzt. – Jahn's Volksthum. Ein sprichwörtlich gewordener Professorenwizt. Jahn in seinem Volksthum (S. 82) sagt, dass in den Vorlesungen vieler Professoren die Witze hergelesen und Jahr aus Jahr ein wiederkommen, wie die Namen der Kalenderheiligen. Er bemerkt dann, ein junger Gelehrter habe diese Witze von sämmtlichen Hochschulen Deutschlands gesammelt und sie unter dem Titel Schulwitz, gesammelt am Ende des 18. Jahrhunderts, herausgeben wollen. Die Witzmacher waren nach Namen, Ort und Zeit angeführt. Der Sammler ist aber vor der Herausgabe gestorben, einzelne solcher Sätze sind aber, wie der obige, im Volksmunde erhalten worden. 287 Wenn ein Recht angeht, findet sich auch Frau Fraus. – Petri, II, 653. „Es ist eine Untugend in uns Menschen, die heisset fraus, d. i. List oder Tücke. Wenn dieselbige höret, dz billigkeit über Recht gehet, so ist sie dem Rechten ganz fremd und suchet, wie sie unter dem Schein der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/780
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [766]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/780>, abgerufen am 28.06.2024.