Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] Billigkeit sich verkaufen und das Recht zunichte werde. Daher ein Sprichwort gehet: Inventa lege, inventa est fraus legis. Wenn ein Recht angehet, sobald findet sich Jungfrau Fraus auch." (Luther's Werke, III, 347.) Lat.: Inventa lege, inventa est fraus legis. 288 Wenn man das Recht nicht kann mit Glimpff finden, so sucht mans mit der Scherffe. - Petri, II, 662. 289 Wenn man sein eygen recht mit einem spielt vnd thut, wie er gethan, so geschicht jhme nicht vnrecht. - Lehmann, 636, 93. "Kein besser Recht kann man bescheiden, ohn das der Schalk muss selber leiden, was er eim andern hat gethan, das gleiche Erbeit hat gleichen Lohn." (Froschm., CcV.) 290 Wenn Recht für Recht ginge, so were mancher nicht Abt. - Petri, II, 671. 291 Wenn wir unser Recht zerreissen, zerreissen wir auch den Frieden. - Graf, 18, 229. 292 Wenn zu sehr wird gescherrfft das Recht, so geschicht Gewalt manchem armen Knecht. - Petri, II, 677. 293 Wer andern nicht Recht gönnen will, soll kein Recht geniessen. - Graf, 529, 354. Isl.: Sa ei vill ädhrun laga unna, skal ei laga njota. (Jonssyni, 279.) 294 Wer das Recht auf die Finger hat, der nimmt gern auch die Hand. Die Russen: Wer das Recht hat, Krug zu sagen, dem füllt man auch das Bier hinein. (Altmann VI, 426.) 295 Wer das Recht auf seiner Seite hat, muss derb auftreten. Poln.: Majac Boga, rzekne smiele, niedbam nic o przyjaciele. (Lompa, 20.) 296 Wer das Recht in der Tasche hat, der darf keine krummen Wege gehen. Man kann noch so viel Recht in der Tasche haben, im Gerichtssaal wird nicht selten ein Loch in der Tasche; und wenn man herauskommt, ist kein Recht mehr darin. 297 Wer das Recht nicht will leiden, darf über Gewalt (Unrecht) nicht klagen. - Körte, 4952; Simrock, 8237; Venedey, 136; Graf, 314, 206 u. 337, 208; Braun, I, 3485. 298 Wer das Recht nicht will leiden, wird Gewalt nicht vermeiden. 299 Wer das Recht verdirbt, wird vom Recht verdorben. It.: Chi la giustizia impedisce di giustizia perisce. (Pazzaglia, 142, 2.) 300 Wer das Recht vollführt, hat keine Rache. - Graf, 424, 186. Neben dem Vergleiche (s. d.) hatten die alten Deutschen noch einen Ausweg, langen Streit zu meiden, die Selbsthülfe. Eigentliche Rechtsstreitigkeiten (Eigenthum, Schulden u. dgl. betreffend) wurden stets nur auf gerichtlichem Wege oder im geordneten Zweikampf beigelegt. Widerrechtliche Verletzungen dagegen an Ehre, Gut und Blut, sowie das Ausbleiben bei Gericht hatten für den Schuldigen eine Fehde zur Folge, wenn man es nicht vorzog, einen Vergleich zu suchen und die entsprechende Busse oder das vereinbarte Wergeld zu bezahlen, in welchem Falle von beiden Theilen ewiger Friede getrunken wurde. Wer aber den Rechtsweg beschritt, verzichtete, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, auf die Fehde. Es kam daher oft vor, dass die Frauen klagten, um ihren Männern die Rache zu wahren. 301 Wer das Recht weiss vnd verhelt das, der ist seiner eygen Seelen hass (feind). - Gruter, III, 104; Lehmann, II, 871, 152. 302 Wer die Rechte des Reichs nicht achtet, soll ohne die Rechte des Reichs sterben. - Graf, 318. Der Tod trifft so unfehlbar den, der den Frieden des Reichs bricht, dass es nach den Worten des Kaiserrechts gar nicht erst einer Verurtheilung durch den Richter bedarf, er wird vogelfrei, d. i. aus dem Reiche geworfen, ausserhalb der Gesetze erklärt. 303 Wer einen Wollsack voll Recht hat, verliert oft einen Beutel voll Geld. 304 Wer füglich mit Recht zu erreichen ist, den gibt man zu Bürgen. - Graf, 244, 140. 305 Wer gut recht hat, der bedarff noch mehr recht, biss er Kuh vnnd Kalb aussm Stall hat verrechtet. - Lehmann, 631, 57. [Spaltenumbruch] 306 Wer immer (nur) Recht haben will, der hat am meisten Unrecht. 307 Wer jetzt Recht will haben, der schmiere und gebe Gift und Gaben. 308 Wer kein Recht hat zu nehmen, der hat auch nicht Recht zu behalten. - Lehmann, 629, 28. 309 Wer mit Recht seine gerecht Sach in der vnrecht Welt erhalten wil, der muss frühe auffstehen vnd die Hand immer im Beutel haben. - Petri, II, 737. 310 Wer mit Recht seine Gerechtigkeit in der vngerechten Welt will erhalten, der bedarff gross Glück. - Lehmann, 633, 72. 311 Wer mit Recht verurtheilt1 ist, bleibt verurtheilt. - Graf, 479, 663. 1) D. h. hier unter Beobachtung der vorgeschriebenen Rechtsformen, wäre er auch unschuldig. - "Wer verfeymt sey als recht ist, der sey vnd bleibe verfeimt." (Lochner, Femordnung, I, 254.) 312 Wer nicht kennt sein Recht, verdient kein Recht. 313 Wer Recht fordert, muss auch Recht pflegen. - Simrock, 8186; Körte, 4953; Venedey, 136; Braun, I, 3480. 314 Wer recht gantz säck voll hat vnnd mangelt gewalt, so bleibt er vnter der Bank. - Lehmann, 632, 66. 315 Wer Recht hat, behält den Sieg. - Eiselein, 521; Simrock, 8208; Graf, 467, 569. Ein schöner Glaube, auf den sich die mittelalterlichen Gottesurtheile gründeten, der sich aber bis in die neueste Zeit nicht als Regel bewährt hat. Die Mehrzahl der bezüglichen Sprichwörter glaubt die Sache richtiger zu treffen, wenn sie den Satz umkehrt und sagt: Wer den Sieg (s. d.) behält, der hat Recht. Mhd.: De recht heft, schal wol richtig bliven. (Groote, Köln. Reimchronik, 6100.) 316 Wer Recht hat, der habe Recht. - Eiselein, 521. 317 Wer Recht hat, hat niemand zu fürchten. - Simrock, 8210. 318 Wer recht hat, muss den rechten Weg gehen. - Lehmann, 627, 13. 319 Wer recht hat, soll sein recht rechtmässig verfolgen. - Lehmann, 914, 3. 320 Wer Recht hat, wird doch endlich siegen. - Graf, 418, 151. Böhm.: Co pravo chce miti, to musi jiti. (Celakovsky, 339.) 321 Wer Recht hat zu nemen, der hat auch Recht zu behalten. - Lehmann, 629, 28. Dän.: Hvo som har ret at tage, har og at beholde. (Prov. dan., 473.) Lat.: Ne sit major equi ratio, quam juris et aequi. (Chaos, 439.) 322 Wer Recht im Reich sucht, muss die Todten darum fragen. Die alten Rechtsbücher, Urkunden, Ueberlieferungen u. s. w. 323 Wer Recht nicht will leiden, dem geschicht durch gewalt nicht vnrecht. - Lehmann, 305, 24. 324 Wer Recht sprechen soll, muss nicht die Brille der Leidenschaft auf der Nase haben. It.: Voi che giudicate, ogni passion lasciate. (Pazzaglia, 151, 11.) 325 Wer Recht sucht, muss nicht mit leerem Beutel gehen. Die Chinesen: Die Pforten des Mandarinenhofs sind weit geöffnet; wer Recht hat, aber kein Geld, trete nicht ein. 326 Wer Recht sucht, wird Recht finden. - Dove, 209. 327 Wer Recht thun will, dem darf der Kaiser nicht Unrecht thun. - Graf, 426, 223. Das Gericht soll den, welcher Rechtshülfe bei ihm sucht, nicht zurückweisen. Verweigerung des Gehörs oder des Bescheids, gab den Richter frei; man konnte ihn erschlagen und wie einen unehrlichen Verbrecher bei den Füssen unter der Thürschwelle durchziehen. Mhd.: Wer recht wel dun dem ensal der keyser nicht vnrecht thun. (Senckenberg, II, 108.) 328 Wer recht thut, der wirt es finden. - Agricola II, 96; Gruter, I, 82; Simrock, 8184; Braun, I, 3481. 329 Wer Recht thut, wird es finden, wer Unrecht thut, wird's auch finden. - Graf, 409, 48.
[Spaltenumbruch] Billigkeit sich verkaufen und das Recht zunichte werde. Daher ein Sprichwort gehet: Inventa lege, inventa est fraus legis. Wenn ein Recht angehet, sobald findet sich Jungfrau Fraus auch.“ (Luther's Werke, III, 347.) Lat.: Inventa lege, inventa est fraus legis. 288 Wenn man das Recht nicht kann mit Glimpff finden, so sucht mans mit der Scherffe. – Petri, II, 662. 289 Wenn man sein eygen recht mit einem spielt vnd thut, wie er gethan, so geschicht jhme nicht vnrecht. – Lehmann, 636, 93. „Kein besser Recht kann man bescheiden, ohn das der Schalk muss selber leiden, was er eim andern hat gethan, das gleiche Erbeit hat gleichen Lohn.“ (Froschm., CcV.) 290 Wenn Recht für Recht ginge, so were mancher nicht Abt. – Petri, II, 671. 291 Wenn wir unser Recht zerreissen, zerreissen wir auch den Frieden. – Graf, 18, 229. 292 Wenn zu sehr wird gescherrfft das Recht, so geschicht Gewalt manchem armen Knecht. – Petri, II, 677. 293 Wer andern nicht Recht gönnen will, soll kein Recht geniessen. – Graf, 529, 354. Isl.: Sá ei vill ädhrun laga unna, skal ei laga njóta. (Jonssyni, 279.) 294 Wer das Recht auf die Finger hat, der nimmt gern auch die Hand. 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Neben dem Vergleiche (s. d.) hatten die alten Deutschen noch einen Ausweg, langen Streit zu meiden, die Selbsthülfe. Eigentliche Rechtsstreitigkeiten (Eigenthum, Schulden u. dgl. betreffend) wurden stets nur auf gerichtlichem Wege oder im geordneten Zweikampf beigelegt. Widerrechtliche Verletzungen dagegen an Ehre, Gut und Blut, sowie das Ausbleiben bei Gericht hatten für den Schuldigen eine Fehde zur Folge, wenn man es nicht vorzog, einen Vergleich zu suchen und die entsprechende Busse oder das vereinbarte Wergeld zu bezahlen, in welchem Falle von beiden Theilen ewiger Friede getrunken wurde. Wer aber den Rechtsweg beschritt, verzichtete, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, auf die Fehde. Es kam daher oft vor, dass die Frauen klagten, um ihren Männern die Rache zu wahren. 301 Wer das Recht weiss vnd verhelt das, der ist seiner eygen Seelen hass (feind). – Gruter, III, 104; Lehmann, II, 871, 152. 302 Wer die Rechte des Reichs nicht achtet, soll ohne die Rechte des Reichs sterben. – Graf, 318. Der Tod trifft so unfehlbar den, der den Frieden des Reichs bricht, dass es nach den Worten des Kaiserrechts gar nicht erst einer Verurtheilung durch den Richter bedarf, er wird vogelfrei, d. i. aus dem Reiche geworfen, ausserhalb der Gesetze erklärt. 303 Wer einen Wollsack voll Recht hat, verliert oft einen Beutel voll Geld. 304 Wer füglich mit Recht zu erreichen ist, den gibt man zu Bürgen. – Graf, 244, 140. 305 Wer gut recht hat, der bedarff noch mehr recht, biss er Kuh vnnd Kalb aussm Stall hat verrechtet. – Lehmann, 631, 57. 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Billigkeit sich verkaufen und das Recht zunichte werde. Daher ein Sprichwort gehet: Inventa lege, inventa est fraus legis. Wenn ein Recht angehet, sobald findet sich Jungfrau Fraus auch.“ (Luther's Werke, III, 347.)
Lat.: Inventa lege, inventa est fraus legis.
288 Wenn man das Recht nicht kann mit Glimpff finden, so sucht mans mit der Scherffe. – Petri, II, 662.
289 Wenn man sein eygen recht mit einem spielt vnd thut, wie er gethan, so geschicht jhme nicht vnrecht. – Lehmann, 636, 93.
„Kein besser Recht kann man bescheiden, ohn das der Schalk muss selber leiden, was er eim andern hat gethan, das gleiche Erbeit hat gleichen Lohn.“ (Froschm., CcV.)
290 Wenn Recht für Recht ginge, so were mancher nicht Abt. – Petri, II, 671.
291 Wenn wir unser Recht zerreissen, zerreissen wir auch den Frieden. – Graf, 18, 229.
292 Wenn zu sehr wird gescherrfft das Recht, so geschicht Gewalt manchem armen Knecht. – Petri, II, 677.
293 Wer andern nicht Recht gönnen will, soll kein Recht geniessen. – Graf, 529, 354.
Isl.: Sá ei vill ädhrun laga unna, skal ei laga njóta. (Jonssyni, 279.)
294 Wer das Recht auf die Finger hat, der nimmt gern auch die Hand.
Die Russen: Wer das Recht hat, Krug zu sagen, dem füllt man auch das Bier hinein. (Altmann VI, 426.)
295 Wer das Recht auf seiner Seite hat, muss derb auftreten.
Poln.: Mając Boga, rzeknę śmiele, niedbam nic o przyjaciele. (Lompa, 20.)
296 Wer das Recht in der Tasche hat, der darf keine krummen Wege gehen.
Man kann noch so viel Recht in der Tasche haben, im Gerichtssaal wird nicht selten ein Loch in der Tasche; und wenn man herauskommt, ist kein Recht mehr darin.
297 Wer das Recht nicht will leiden, darf über Gewalt (Unrecht) nicht klagen. – Körte, 4952; Simrock, 8237; Venedey, 136; Graf, 314, 206 u. 337, 208; Braun, I, 3485.
298 Wer das Recht nicht will leiden, wird Gewalt nicht vermeiden.
299 Wer das Recht verdirbt, wird vom Recht verdorben.
It.: Chi la giustizia impedisce di giustizia perisce. (Pazzaglia, 142, 2.)
300 Wer das Recht vollführt, hat keine Rache. – Graf, 424, 186.
Neben dem Vergleiche (s. d.) hatten die alten Deutschen noch einen Ausweg, langen Streit zu meiden, die Selbsthülfe. Eigentliche Rechtsstreitigkeiten (Eigenthum, Schulden u. dgl. betreffend) wurden stets nur auf gerichtlichem Wege oder im geordneten Zweikampf beigelegt. Widerrechtliche Verletzungen dagegen an Ehre, Gut und Blut, sowie das Ausbleiben bei Gericht hatten für den Schuldigen eine Fehde zur Folge, wenn man es nicht vorzog, einen Vergleich zu suchen und die entsprechende Busse oder das vereinbarte Wergeld zu bezahlen, in welchem Falle von beiden Theilen ewiger Friede getrunken wurde. Wer aber den Rechtsweg beschritt, verzichtete, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, auf die Fehde. Es kam daher oft vor, dass die Frauen klagten, um ihren Männern die Rache zu wahren.
301 Wer das Recht weiss vnd verhelt das, der ist seiner eygen Seelen hass (feind). – Gruter, III, 104; Lehmann, II, 871, 152.
302 Wer die Rechte des Reichs nicht achtet, soll ohne die Rechte des Reichs sterben. – Graf, 318.
Der Tod trifft so unfehlbar den, der den Frieden des Reichs bricht, dass es nach den Worten des Kaiserrechts gar nicht erst einer Verurtheilung durch den Richter bedarf, er wird vogelfrei, d. i. aus dem Reiche geworfen, ausserhalb der Gesetze erklärt.
303 Wer einen Wollsack voll Recht hat, verliert oft einen Beutel voll Geld.
304 Wer füglich mit Recht zu erreichen ist, den gibt man zu Bürgen. – Graf, 244, 140.
305 Wer gut recht hat, der bedarff noch mehr recht, biss er Kuh vnnd Kalb aussm Stall hat verrechtet. – Lehmann, 631, 57.
306 Wer immer (nur) Recht haben will, der hat am meisten Unrecht.
307 Wer jetzt Recht will haben, der schmiere und gebe Gift und Gaben.
308 Wer kein Recht hat zu nehmen, der hat auch nicht Recht zu behalten. – Lehmann, 629, 28.
309 Wer mit Recht seine gerecht Sach in der vnrecht Welt erhalten wil, der muss frühe auffstehen vnd die Hand immer im Beutel haben. – Petri, II, 737.
310 Wer mit Recht seine Gerechtigkeit in der vngerechten Welt will erhalten, der bedarff gross Glück. – Lehmann, 633, 72.
311 Wer mit Recht verurtheilt1 ist, bleibt verurtheilt. – Graf, 479, 663.
1) D. h. hier unter Beobachtung der vorgeschriebenen Rechtsformen, wäre er auch unschuldig. – „Wer verfeymt sey als recht ist, der sey vnd bleibe verfeimt.“ (Lochner, Femordnung, I, 254.)
312 Wer nicht kennt sein Recht, verdient kein Recht.
313 Wer Recht fordert, muss auch Recht pflegen. – Simrock, 8186; Körte, 4953; Venedey, 136; Braun, I, 3480.
314 Wer recht gantz säck voll hat vnnd mangelt gewalt, so bleibt er vnter der Bank. – Lehmann, 632, 66.
315 Wer Recht hat, behält den Sieg. – Eiselein, 521; Simrock, 8208; Graf, 467, 569.
Ein schöner Glaube, auf den sich die mittelalterlichen Gottesurtheile gründeten, der sich aber bis in die neueste Zeit nicht als Regel bewährt hat. Die Mehrzahl der bezüglichen Sprichwörter glaubt die Sache richtiger zu treffen, wenn sie den Satz umkehrt und sagt: Wer den Sieg (s. d.) behält, der hat Recht.
Mhd.: De recht heft, schal wol richtig bliven. (Groote, Köln. Reimchronik, 6100.)
316 Wer Recht hat, der habe Recht. – Eiselein, 521.
317 Wer Recht hat, hat niemand zu fürchten. – Simrock, 8210.
318 Wer recht hat, muss den rechten Weg gehen. – Lehmann, 627, 13.
319 Wer recht hat, soll sein recht rechtmässig verfolgen. – Lehmann, 914, 3.
320 Wer Recht hat, wird doch endlich siegen. – Graf, 418, 151.
Böhm.: Co právo chce míti, to musí jíti. (Čelakovský, 339.)
321 Wer Recht hat zu nemen, der hat auch Recht zu behalten. – Lehmann, 629, 28.
Dän.: Hvo som har ret at tage, har og at beholde. (Prov. dan., 473.)
Lat.: Ne sit major equi ratio, quam juris et aequi. (Chaos, 439.)
322 Wer Recht im Reich sucht, muss die Todten darum fragen.
Die alten Rechtsbücher, Urkunden, Ueberlieferungen u. s. w.
323 Wer Recht nicht will leiden, dem geschicht durch gewalt nicht vnrecht. – Lehmann, 305, 24.
324 Wer Recht sprechen soll, muss nicht die Brille der Leidenschaft auf der Nase haben.
It.: Voi che giudicate, ogni passion lasciate. (Pazzaglia, 151, 11.)
325 Wer Recht sucht, muss nicht mit leerem Beutel gehen.
Die Chinesen: Die Pforten des Mandarinenhofs sind weit geöffnet; wer Recht hat, aber kein Geld, trete nicht ein.
326 Wer Recht sucht, wird Recht finden. – Dove, 209.
327 Wer Recht thun will, dem darf der Kaiser nicht Unrecht thun. – Graf, 426, 223.
Das Gericht soll den, welcher Rechtshülfe bei ihm sucht, nicht zurückweisen. Verweigerung des Gehörs oder des Bescheids, gab den Richter frei; man konnte ihn erschlagen und wie einen unehrlichen Verbrecher bei den Füssen unter der Thürschwelle durchziehen.
Mhd.: Wer recht wel dun dem ensal der keyser nicht vnrecht thun. (Senckenberg, II, 108.)
328 Wer recht thut, der wirt es finden. – Agricola II, 96; Gruter, I, 82; Simrock, 8184; Braun, I, 3481.
329 Wer Recht thut, wird es finden, wer Unrecht thut, wird's auch finden. – Graf, 409, 48.
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