Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] des Vertrags zurückzutreten. Das verlorene Angeld ist Strafe für den Rücktritt und heisst daher Reugeld.

Holl.: Door rouwkoop mag men voldoen, het geen men niet wil betalen. (Harrebomee, II, 232a.)

*2 Er hat den Reukauf bezahlen müssen.

Die Kosten tragen, die Mühe haben, während andere den Vortheil geniessen.

Frz.: Payer les violons et les autres dansent. (Kritzinger, 498a.)


Reulein.

* Das Reule kommt hintennach.


Reulied.

* Das Reulied singen müssen.

"Teutschland wird das schändliche Rew Lied noch singen müssen: non putaram, non credideram, wann es nun zu grunde und drümmern geht." (Luther's Werke, II, 302b.)


Reuling.

1 Der Reuling soll mich nicht beissen. - Sailer, 268.

2 Der Reuling wird jach beissen. - Schottel, 1118b; Simrock, 8440.

Daher überlege zuvor; Vorsorge verhütet Nachsorge. "Es wird am Todbette gar ein böser Rewling kommen." (Luther's Werke, II, 249.) "Bey andern Sünden kommt endlich der Rewling." (Luther, Tischreden, I, 9.)

3 Der Rewling volgt gähen räthen. - Franck, I, 59b; Lehmann, II, 534, 67; Schottel, 1126b; Sailer, 74; Simrock, 8091; Körte, 5063.


Reuschel.

* Sie ist ein wilder Reuschel.

Weder sehr sittsam, noch sehr häuslich. "Sie ist ein wilder Reuschel, eine tolle Vrsel, ein Rollbusch, die das Hauss, ich weiss nicht, wohin, brennt." (Mathesy, 137a.)


Reuse.

*1 Die Reuse1 aufstellen, nachdem die Fische vorüber sind.

1) Geflochtener Behälter zum Fisch- und Krebsfange. (Weigand, II, 490.) Zu spät kommen, den rechten Augenblick versäumt haben.

*2 Die Reuss überm Kopff haben. - Lehmann, 92, 47.

Betrogen sein. Lehmann führt a. a. O. in demselben Sinne noch folgende Redensarten an: Der hat die Narrenkapp angestreifft, er hat Esels Ohren davon getragen, er hat das Seil an den Hörnern, er hängt in der Schling, der Hans ist im Garn.

*3 Ein anderer hat die Reusen gehoben.

Lat.: Procrastinator semper cum damno luctatur. - Sero venis, alius fructum jam abstulit.

*4 Man hat kein Reissen noch Garn, damit mann die gedancken kan fangen. - Lehmann, 239, 35.


Reutlingen.

Wer von Reutlingen kommt unbeschmissen, und aus Tübingen ungerissen, und aus Rottenburg ungeschlagen, der kann wol von Wundern sagen. (S. Insterburg und Jena.) - Deutsche Romanzeitung, III, 41, 393.


Reuwasser.

Es gehört viel Reuwasser dazu, einen Sündenfleck abzuwaschen.

Die Russen: Ein Pud Reue bezahlt keine Dolja Sünde. (Altmann VI, 509.)


Revanche.

* Revanche für Speierbach.

Diese im Volksmunde Hessens und Westfalens noch lebende, im übrigen Deutschland, wie es scheint, völlig unbekannte Redensart hat nach Büchmann (6. Aufl., S. 251) folgenden Ursprung: In der Schlacht am Speierbach (Spanischer Erbfolgekrieg, 14. Nov. 1703) waren die deutschen Truppen, unter ihnen die von ihrem Erbprinzen geführten Hessen-Kasseler, gänzlich geschlagen worden. Am 13. Aug. 1704 verloren dagegen die Franzosen die Schlacht bei Höchstedt (Blenheim). Ale ihr Feldherr, der Marschall Tallard, gefangen vor den Erbprinzen geführt wurde, rief ihm dieser entgegen: "Ah, Monsieur le marechal, vous etes le tres- bien venu; voila de la revanche pour Speierbach." Ist diese Redensart aber auch dem grössern Theile des Volks völlig unbekannt, desto bekannter ist der Gedanke in einer andern Form als: Revanche für Sadowa, Revanche für Sedan u. s. w.


Reventer.

* Wat hebbe ji mi to reventer to lesen. - Hoefer, Claws Bur, 28.

K. Schiller bemerkt dazu: Auf diese Redensart wirft vielleicht ein Licht, was Gryse (Fr. 26) sagt: "Vnder den tall der süluen Godtlosen gehören ock de, so patientiam profoss eine gedwungene vnde gedrungene gedult hebben, in deme se sick nicht allene alse de Papistischen werkhilligen vnde Franciscaner bröder vnder sick [Spaltenumbruch] in eren Reuenterischen Capittelhuseren vnder deme Miserere mei spreckende, heimlick ein gudt product auer ere egene schulderen geuen unde ein yder sick sülvest geduldigliken geyselt, vnde alse de Geyselers ordens Bröder sick offentlick vor yderman süluest mit proter gedult stüpen vnde pitzigen."


Reverenz.

1 Reverenz und grosse Streich machen Advocaten reich.

*2 Mit Reverenz, Kratzfuss und Scherwenzel handeln. - Eiselein, 527.

*3 Reverentz vnd Baselmanns machen. - Dietrich, 488.

*4 Reverenz machen und mit den Füssen scharren wie ein Bruthenn. - Chaos, 34.

*5 Reverenz und flectamus genua machen. - Eiselein, 527.


Revolution.

In Revolutione b'sacket si d' Cujone. - Sutermeister, 127.


Revolutionär.

Ein Revolutionär im Schlafrock (und Pantoffeln). - Büchmann, 198; 6. Aufl., 242.

Es sind damit solche Personen gemeint, welche einer bestehenden Gewalt entgegenwirken, ohne sich als offene Gegner mit ihr in Widerspruch zu setzen. Die Redensart hat in der Rede ihre Quelle, welche der preussische Minister des Auswärtigen, Freiherr von Manteuffel, am 8. Januar 1851 in der achten Sitzung der ersten Kammer gehalten hat. In Erwiderung auf Angriffe Camphausen's bei Gelegenheit der Adressdebatte sagte er: "Ich weiss sehr wohl, dass man über die hessische Angelegenheit heute verschiedene Ansichten hat; und ich bin nicht der Meinung, dass diese Frage zu einer Erörterung in dieser Versammlung führen dürfe. Als thatsächlich ist mir bekannt, dass die einen meinen, es handle sich um die grössten Willkürlichkeiten seitens der Regierung, während die andern der Meinung sind, es liege eine sehr gefährliche Revolution, eine Beamtenrevolution vor. (Unruhe.) Ja, meine Herren, ich erkenne eine solche Revolution für sehr gefährlich, gerade, weil man sich dabei in Schlafrock und Pantoffeln betheiligen kann, während der Barrikadenkämpfer wenigstens den Muth haben muss, seine Person zu exponiren."


Revue.

* Er muss Revue passiren.

Sich dem öffentlichen Urtheil aussetzen.

Holl.: Hij moet de revue passeren. (Harrebomee, II, 218b.)


Rex.

1 Novus Rex, noue Lex.

Man spricht: "Novus Rex, noua Lex." ( Franck, Weltbuch, Vorr.; Herberger, Hertzpostilla, II, 531.)

2 Rex vnd Carnifex reimet sich wie Engel vnd Teuffel. - Herberger, Hertzpostilla, I, 102.


Rhabarber.

1 Der eine trinkt gern Rhabarber, der andere Sennesblätter.

2 Rhabarber und Geduld wirken viel. - Dove, 871.

Das bekannte Recept Friedrich's des Grossen. Der grosse König hatte bei der Musterung in Preussen einem Obersten seine Unzufriedenheit über dessen Regiment mit einiger Empfindlichkeit geäussert, weshalb derselbe unter dem Vorwande, dass er kränklich sei, seine Entlassung erbat, die der König nach einer Entscheidung, datirt Potsdam 10. Juli 1754, nicht ertheilte, vielmehr eigenhändig darunter schrieb: "Mir geht es auch nicht immer, wie ich es gern haben möchte, deswegen muss ich doch König bleiben, Rhabarber und Geduld wirken vortrefflich." (Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's II., Berlin 1787, X. Samml., S. 32.)

*3 Sie haben sich den Rhabarber zu Gunsten der Sennesblätter gestattet. - Lendroy, 1167.

Sie haben sich verabredet, ihre Unwissenheit gegenseitig zu bemänteln. Diese Redensart hat ihre Entstehung in einer komischen französischen Oper. Während eines ganzen Auftritts streiten sich zwei Aerzte über die heilsamsten Gegenmittel gegen gewisse Uebel. Der Streit wird immer ernstlicher. Ein junger ebenso unwissender Richter eilt zur Entscheidung herbei und fällt nun mit der höchsten Richterwürde das Erkenntniss: die zwei Parteien gestatten sich den Rhabarber zu Gunsten der Sennesblätter. Von da die Redensart, um anzuzeigen, dass die Unwissenden stets bereit sind, sich gegenseitig zu vertheidigen und einander in allen Fällen zu helfen suchen.

Frz.: Passez-moi la rhubarbe, je vous passerai le sene. (Bohn I, 45.)


Rhede.

Es ist eine schlechte Rhede, die süsses Wasser hat. (Kronstadt.)

Ein Uebelstand, der bei der kronstädter Rhede stattfindet.


[Spaltenumbruch] des Vertrags zurückzutreten. Das verlorene Angeld ist Strafe für den Rücktritt und heisst daher Reugeld.

Holl.: Door rouwkoop mag men voldoen, het geen men niet wil betalen. (Harrebomée, II, 232a.)

*2 Er hat den Reukauf bezahlen müssen.

Die Kosten tragen, die Mühe haben, während andere den Vortheil geniessen.

Frz.: Payer les violons et les autres dansent. (Kritzinger, 498a.)


Reulein.

* Das Reule kommt hintennach.


Reulied.

* Das Reulied singen müssen.

„Teutschland wird das schändliche Rew Lied noch singen müssen: non putaram, non credideram, wann es nun zu grunde und drümmern geht.“ (Luther's Werke, II, 302b.)


Reuling.

1 Der Reuling soll mich nicht beissen.Sailer, 268.

2 Der Reuling wird jach beissen.Schottel, 1118b; Simrock, 8440.

Daher überlege zuvor; Vorsorge verhütet Nachsorge. „Es wird am Todbette gar ein böser Rewling kommen.“ (Luther's Werke, II, 249.) „Bey andern Sünden kommt endlich der Rewling.“ (Luther, Tischreden, I, 9.)

3 Der Rewling volgt gähen räthen.Franck, I, 59b; Lehmann, II, 534, 67; Schottel, 1126b; Sailer, 74; Simrock, 8091; Körte, 5063.


Reuschel.

* Sie ist ein wilder Reuschel.

Weder sehr sittsam, noch sehr häuslich. „Sie ist ein wilder Reuschel, eine tolle Vrsel, ein Rollbusch, die das Hauss, ich weiss nicht, wohin, brennt.“ (Mathesy, 137a.)


Reuse.

*1 Die Reuse1 aufstellen, nachdem die Fische vorüber sind.

1) Geflochtener Behälter zum Fisch- und Krebsfange. (Weigand, II, 490.) Zu spät kommen, den rechten Augenblick versäumt haben.

*2 Die Reuss überm Kopff haben.Lehmann, 92, 47.

Betrogen sein. Lehmann führt a. a. O. in demselben Sinne noch folgende Redensarten an: Der hat die Narrenkapp angestreifft, er hat Esels Ohren davon getragen, er hat das Seil an den Hörnern, er hängt in der Schling, der Hans ist im Garn.

*3 Ein anderer hat die Reusen gehoben.

Lat.: Procrastinator semper cum damno luctatur. – Sero venis, alius fructum jam abstulit.

*4 Man hat kein Reissen noch Garn, damit mann die gedancken kan fangen.Lehmann, 239, 35.


Reutlingen.

Wer von Reutlingen kommt unbeschmissen, und aus Tübingen ungerissen, und aus Rottenburg ungeschlagen, der kann wol von Wundern sagen. (S. Insterburg und Jena.) – Deutsche Romanzeitung, III, 41, 393.


Reuwasser.

Es gehört viel Reuwasser dazu, einen Sündenfleck abzuwaschen.

Die Russen: Ein Pud Reue bezahlt keine Dolja Sünde. (Altmann VI, 509.)


Revanche.

* Revanche für Speierbach.

Diese im Volksmunde Hessens und Westfalens noch lebende, im übrigen Deutschland, wie es scheint, völlig unbekannte Redensart hat nach Büchmann (6. Aufl., S. 251) folgenden Ursprung: In der Schlacht am Speierbach (Spanischer Erbfolgekrieg, 14. Nov. 1703) waren die deutschen Truppen, unter ihnen die von ihrem Erbprinzen geführten Hessen-Kasseler, gänzlich geschlagen worden. Am 13. Aug. 1704 verloren dagegen die Franzosen die Schlacht bei Höchstedt (Blenheim). Ale ihr Feldherr, der Marschall Tallard, gefangen vor den Erbprinzen geführt wurde, rief ihm dieser entgegen: „Ah, Monsieur le maréchal, vous êtes le très- bien venu; voilà de la revanche pour Speierbach.“ Ist diese Redensart aber auch dem grössern Theile des Volks völlig unbekannt, desto bekannter ist der Gedanke in einer andern Form als: Revanche für Sadowa, Revanche für Sedan u. s. w.


Reventer.

* Wat hebbe ji mi tô reventer tô lesen.Hoefer, Claws Bur, 28.

K. Schiller bemerkt dazu: Auf diese Redensart wirft vielleicht ein Licht, was Gryse (Fr. 26) sagt: „Vnder den tall der süluen Godtlosen gehören ock de, so patientiam profoss eine gedwungene vnde gedrungene gedult hebben, in deme se sick nicht allene alse de Papistischen werkhilligen vnde Franciscaner bröder vnder sick [Spaltenumbruch] in eren Reuenterischen Capittelhuseren vnder deme Miserere mei spreckende, heimlick ein gudt product auer ere egene schulderen geuen unde ein yder sick sülvest geduldigliken geyselt, vnde alse de Geyselers ordens Bröder sick offentlick vor yderman süluest mit proter gedult stüpen vnde pitzigen.“


Reverenz.

1 Reverenz und grosse Streich machen Advocaten reich.

*2 Mit Reverenz, Kratzfuss und Scherwenzel handeln.Eiselein, 527.

*3 Reverentz vnd Baselmanns machen.Dietrich, 488.

*4 Reverenz machen und mit den Füssen scharren wie ein Bruthenn.Chaos, 34.

*5 Reverenz und flectamus genua machen.Eiselein, 527.


Revolution.

In Revolutione b'sacket si d' Cujone.Sutermeister, 127.


Revolutionär.

Ein Revolutionär im Schlafrock (und Pantoffeln).Büchmann, 198; 6. Aufl., 242.

Es sind damit solche Personen gemeint, welche einer bestehenden Gewalt entgegenwirken, ohne sich als offene Gegner mit ihr in Widerspruch zu setzen. Die Redensart hat in der Rede ihre Quelle, welche der preussische Minister des Auswärtigen, Freiherr von Manteuffel, am 8. Januar 1851 in der achten Sitzung der ersten Kammer gehalten hat. In Erwiderung auf Angriffe Camphausen's bei Gelegenheit der Adressdebatte sagte er: „Ich weiss sehr wohl, dass man über die hessische Angelegenheit heute verschiedene Ansichten hat; und ich bin nicht der Meinung, dass diese Frage zu einer Erörterung in dieser Versammlung führen dürfe. Als thatsächlich ist mir bekannt, dass die einen meinen, es handle sich um die grössten Willkürlichkeiten seitens der Regierung, während die andern der Meinung sind, es liege eine sehr gefährliche Revolution, eine Beamtenrevolution vor. (Unruhe.) Ja, meine Herren, ich erkenne eine solche Revolution für sehr gefährlich, gerade, weil man sich dabei in Schlafrock und Pantoffeln betheiligen kann, während der Barrikadenkämpfer wenigstens den Muth haben muss, seine Person zu exponiren.“


Revue.

* Er muss Revue passiren.

Sich dem öffentlichen Urtheil aussetzen.

Holl.: Hij moet de revue passeren. (Harrebomée, II, 218b.)


Rex.

1 Novus Rex, noue Lex.

Man spricht: „Novus Rex, noua Lex.“ ( Franck, Weltbuch, Vorr.; Herberger, Hertzpostilla, II, 531.)

2 Rex vnd Carnifex reimet sich wie Engel vnd Teuffel.Herberger, Hertzpostilla, I, 102.


Rhabarber.

1 Der eine trinkt gern Rhabarber, der andere Sennesblätter.

2 Rhabarber und Geduld wirken viel.Dove, 871.

Das bekannte Recept Friedrich's des Grossen. Der grosse König hatte bei der Musterung in Preussen einem Obersten seine Unzufriedenheit über dessen Regiment mit einiger Empfindlichkeit geäussert, weshalb derselbe unter dem Vorwande, dass er kränklich sei, seine Entlassung erbat, die der König nach einer Entscheidung, datirt Potsdam 10. Juli 1754, nicht ertheilte, vielmehr eigenhändig darunter schrieb: „Mir geht es auch nicht immer, wie ich es gern haben möchte, deswegen muss ich doch König bleiben, Rhabarber und Geduld wirken vortrefflich.“ (Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's II., Berlin 1787, X. Samml., S. 32.)

*3 Sie haben sich den Rhabarber zu Gunsten der Sennesblätter gestattet.Lendroy, 1167.

Sie haben sich verabredet, ihre Unwissenheit gegenseitig zu bemänteln. Diese Redensart hat ihre Entstehung in einer komischen französischen Oper. Während eines ganzen Auftritts streiten sich zwei Aerzte über die heilsamsten Gegenmittel gegen gewisse Uebel. Der Streit wird immer ernstlicher. Ein junger ebenso unwissender Richter eilt zur Entscheidung herbei und fällt nun mit der höchsten Richterwürde das Erkenntniss: die zwei Parteien gestatten sich den Rhabarber zu Gunsten der Sennesblätter. Von da die Redensart, um anzuzeigen, dass die Unwissenden stets bereit sind, sich gegenseitig zu vertheidigen und einander in allen Fällen zu helfen suchen.

Frz.: Passez-moi la rhubarbe, je vous passerai le séné. (Bohn I, 45.)


Rhede.

Es ist eine schlechte Rhede, die süsses Wasser hat. (Kronstadt.)

Ein Uebelstand, der bei der kronstädter Rhede stattfindet.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0846" n="[832]"/><cb n="1663"/>
des Vertrags zurückzutreten. Das verlorene Angeld ist Strafe für den Rücktritt und heisst daher Reugeld.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Door rouwkoop mag men voldoen, het geen men niet wil betalen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 232<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er hat den Reukauf bezahlen müssen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Kosten tragen, die Mühe haben, während andere den Vortheil geniessen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Payer les violons et les autres dansent. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 498<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reulein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Das Reule kommt hintennach.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reulied.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Das Reulied singen müssen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Teutschland wird das schändliche Rew Lied noch singen müssen: non putaram, non credideram, wann es nun zu grunde und drümmern geht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther's Werke, II, 302<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reuling.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Reuling soll mich nicht beissen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 268.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Reuling wird jach beissen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1118<hi rendition="#sup">b</hi>; Simrock, 8440.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Daher überlege zuvor; Vorsorge verhütet Nachsorge. &#x201E;Es wird am Todbette gar ein böser Rewling kommen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther's Werke, II, 249.</hi>) &#x201E;Bey andern Sünden kommt endlich der Rewling.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther, Tischreden, I, 9.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der Rewling volgt gähen räthen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 59<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 534, 67; Schottel, 1126<hi rendition="#sup">b</hi>; Sailer, 74; Simrock, 8091; Körte, 5063.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reuschel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Sie ist ein wilder Reuschel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Weder sehr sittsam, noch sehr häuslich. &#x201E;Sie ist ein wilder Reuschel, eine tolle Vrsel, ein Rollbusch, die das Hauss, ich weiss nicht, wohin, brennt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesy, 137<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reuse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Die Reuse<hi rendition="#sup">1</hi> aufstellen, nachdem die Fische vorüber sind.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Geflochtener Behälter zum Fisch- und Krebsfange. <hi rendition="#i">(Weigand, II, 490.)</hi> Zu spät kommen, den rechten Augenblick versäumt haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Die Reuss überm Kopff haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 92, 47.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Betrogen sein. <hi rendition="#i">Lehmann</hi> führt a. a. O. in demselben Sinne noch folgende Redensarten an: Der hat die Narrenkapp angestreifft, er hat Esels Ohren davon getragen, er hat das Seil an den Hörnern, er hängt in der Schling, der Hans ist im Garn.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Ein anderer hat die Reusen gehoben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Procrastinator semper cum damno luctatur. &#x2013; Sero venis, alius fructum jam abstulit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Man hat kein Reissen noch Garn, damit mann die gedancken kan fangen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 239, 35.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reutlingen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer von Reutlingen kommt unbeschmissen, und aus Tübingen ungerissen, und aus Rottenburg ungeschlagen, der kann wol von Wundern sagen.</hi> (S.  Insterburg und  Jena.) &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 41, 393.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reuwasser.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Es gehört viel Reuwasser dazu, einen Sündenfleck abzuwaschen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Ein Pud Reue bezahlt keine Dolja Sünde. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 509.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Revanche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Revanche für Speierbach.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese im Volksmunde Hessens und Westfalens noch lebende, im übrigen Deutschland, wie es scheint, völlig unbekannte Redensart hat nach <hi rendition="#i">Büchmann</hi> (6. Aufl., S. 251) folgenden Ursprung: In der Schlacht am Speierbach (Spanischer Erbfolgekrieg, 14. Nov. 1703) waren die deutschen Truppen, unter ihnen die von ihrem Erbprinzen geführten Hessen-Kasseler, gänzlich geschlagen worden. Am 13. Aug. 1704 verloren dagegen die Franzosen die Schlacht bei Höchstedt (Blenheim). Ale ihr Feldherr, der Marschall Tallard, gefangen vor den Erbprinzen geführt wurde, rief ihm dieser entgegen: &#x201E;Ah, Monsieur le maréchal, vous êtes le très- bien venu; voilà de la revanche pour Speierbach.&#x201C; Ist diese Redensart aber auch dem grössern Theile des Volks völlig unbekannt, desto bekannter ist der Gedanke in einer andern Form als: Revanche für Sadowa, Revanche für Sedan u. s. w.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reventer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Wat hebbe ji mi tô reventer tô lesen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, Claws Bur, 28.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">K. Schiller</hi> bemerkt dazu: Auf diese Redensart wirft vielleicht ein Licht, was <hi rendition="#i">Gryse</hi> (Fr. 26) sagt: &#x201E;Vnder den tall der süluen Godtlosen gehören ock de, so patientiam profoss eine gedwungene vnde gedrungene gedult hebben, in deme se sick nicht allene alse de Papistischen werkhilligen vnde Franciscaner bröder vnder sick <cb n="1664"/>
in eren Reuenterischen Capittelhuseren vnder deme Miserere mei spreckende, heimlick ein gudt product auer ere egene schulderen geuen unde ein yder sick sülvest geduldigliken geyselt, vnde alse de Geyselers ordens Bröder sick offentlick vor yderman süluest mit proter gedult stüpen vnde pitzigen.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reverenz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Reverenz und grosse Streich machen Advocaten reich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Mit Reverenz, Kratzfuss und Scherwenzel handeln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 527.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Reverentz vnd Baselmanns machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dietrich, 488.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Reverenz machen und mit den Füssen scharren wie ein Bruthenn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 34.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Reverenz und flectamus genua machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 527.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Revolution.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">In Revolutione b'sacket si d' Cujone.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 127.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Revolutionär.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein Revolutionär im Schlafrock (und Pantoffeln).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Büchmann, 198; 6. Aufl., 242.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es sind damit solche Personen gemeint, welche einer bestehenden Gewalt entgegenwirken, ohne sich als offene Gegner mit ihr in Widerspruch zu setzen. Die Redensart hat in der Rede ihre Quelle, welche der preussische Minister des Auswärtigen, Freiherr von Manteuffel, am 8. Januar 1851 in der achten Sitzung der ersten Kammer gehalten hat. In Erwiderung auf Angriffe Camphausen's bei Gelegenheit der Adressdebatte sagte er: &#x201E;Ich weiss sehr wohl, dass man über die hessische Angelegenheit heute verschiedene Ansichten hat; und ich bin nicht der Meinung, dass diese Frage zu einer Erörterung in dieser Versammlung führen dürfe. Als thatsächlich ist mir bekannt, dass die einen meinen, es handle sich um die grössten Willkürlichkeiten seitens der Regierung, während die andern der Meinung sind, es liege eine sehr gefährliche Revolution, eine Beamtenrevolution vor. (Unruhe.) Ja, meine Herren, ich erkenne eine solche Revolution für sehr gefährlich, gerade, weil man sich dabei in Schlafrock und Pantoffeln betheiligen kann, während der Barrikadenkämpfer wenigstens den Muth haben muss, seine Person zu exponiren.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Revue.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er muss Revue passiren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich dem öffentlichen Urtheil aussetzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij moet de revue passeren. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 218<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rex.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Novus Rex, noue Lex.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man spricht: &#x201E;Novus Rex, noua Lex.&#x201C; ( <hi rendition="#i">Franck, Weltbuch, Vorr.; Herberger, Hertzpostilla, II, 531.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Rex vnd Carnifex reimet sich wie Engel vnd Teuffel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, Hertzpostilla, I, 102.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rhabarber.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der eine trinkt gern Rhabarber, der andere Sennesblätter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Rhabarber und Geduld wirken viel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dove, 871.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das bekannte Recept Friedrich's des Grossen. Der grosse König hatte bei der Musterung in Preussen einem Obersten seine Unzufriedenheit über dessen Regiment mit einiger Empfindlichkeit geäussert, weshalb derselbe unter dem Vorwande, dass er kränklich sei, seine Entlassung erbat, die der König nach einer Entscheidung, datirt Potsdam 10. Juli 1754, nicht ertheilte, vielmehr eigenhändig darunter schrieb: &#x201E;Mir geht es auch nicht immer, wie ich es gern haben möchte, deswegen muss ich doch König bleiben, Rhabarber und Geduld wirken vortrefflich.&#x201C; (<hi rendition="#i">Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's II., Berlin 1787, X. Samml., S. 32.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Sie haben sich den Rhabarber zu Gunsten der Sennesblätter gestattet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lendroy, 1167.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie haben sich verabredet, ihre Unwissenheit gegenseitig zu bemänteln. Diese Redensart hat ihre Entstehung in einer komischen französischen Oper. Während eines ganzen Auftritts streiten sich zwei Aerzte über die heilsamsten Gegenmittel gegen gewisse Uebel. Der Streit wird immer ernstlicher. Ein junger ebenso unwissender Richter eilt zur Entscheidung herbei und fällt nun mit der höchsten Richterwürde das Erkenntniss: die zwei Parteien gestatten sich den Rhabarber zu Gunsten der Sennesblätter. Von da die Redensart, um anzuzeigen, dass die Unwissenden stets bereit sind, sich gegenseitig zu vertheidigen und einander in allen Fällen zu helfen suchen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Passez-moi la rhubarbe, je vous passerai le séné. (<hi rendition="#i">Bohn I, 45.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rhede.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es ist eine schlechte Rhede, die süsses Wasser hat.</hi> (<hi rendition="#i">Kronstadt.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Uebelstand, der bei der kronstädter Rhede stattfindet.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[832]/0846] des Vertrags zurückzutreten. Das verlorene Angeld ist Strafe für den Rücktritt und heisst daher Reugeld. Holl.: Door rouwkoop mag men voldoen, het geen men niet wil betalen. (Harrebomée, II, 232a.) *2 Er hat den Reukauf bezahlen müssen. Die Kosten tragen, die Mühe haben, während andere den Vortheil geniessen. Frz.: Payer les violons et les autres dansent. (Kritzinger, 498a.) Reulein. * Das Reule kommt hintennach. Reulied. * Das Reulied singen müssen. „Teutschland wird das schändliche Rew Lied noch singen müssen: non putaram, non credideram, wann es nun zu grunde und drümmern geht.“ (Luther's Werke, II, 302b.) Reuling. 1 Der Reuling soll mich nicht beissen. – Sailer, 268. 2 Der Reuling wird jach beissen. – Schottel, 1118b; Simrock, 8440. Daher überlege zuvor; Vorsorge verhütet Nachsorge. „Es wird am Todbette gar ein böser Rewling kommen.“ (Luther's Werke, II, 249.) „Bey andern Sünden kommt endlich der Rewling.“ (Luther, Tischreden, I, 9.) 3 Der Rewling volgt gähen räthen. – Franck, I, 59b; Lehmann, II, 534, 67; Schottel, 1126b; Sailer, 74; Simrock, 8091; Körte, 5063. Reuschel. * Sie ist ein wilder Reuschel. Weder sehr sittsam, noch sehr häuslich. „Sie ist ein wilder Reuschel, eine tolle Vrsel, ein Rollbusch, die das Hauss, ich weiss nicht, wohin, brennt.“ (Mathesy, 137a.) Reuse. *1 Die Reuse1 aufstellen, nachdem die Fische vorüber sind. 1) Geflochtener Behälter zum Fisch- und Krebsfange. (Weigand, II, 490.) Zu spät kommen, den rechten Augenblick versäumt haben. *2 Die Reuss überm Kopff haben. – Lehmann, 92, 47. Betrogen sein. Lehmann führt a. a. O. in demselben Sinne noch folgende Redensarten an: Der hat die Narrenkapp angestreifft, er hat Esels Ohren davon getragen, er hat das Seil an den Hörnern, er hängt in der Schling, der Hans ist im Garn. *3 Ein anderer hat die Reusen gehoben. Lat.: Procrastinator semper cum damno luctatur. – Sero venis, alius fructum jam abstulit. *4 Man hat kein Reissen noch Garn, damit mann die gedancken kan fangen. – Lehmann, 239, 35. Reutlingen. Wer von Reutlingen kommt unbeschmissen, und aus Tübingen ungerissen, und aus Rottenburg ungeschlagen, der kann wol von Wundern sagen. (S. Insterburg und Jena.) – Deutsche Romanzeitung, III, 41, 393. Reuwasser. Es gehört viel Reuwasser dazu, einen Sündenfleck abzuwaschen. Die Russen: Ein Pud Reue bezahlt keine Dolja Sünde. (Altmann VI, 509.) Revanche. * Revanche für Speierbach. Diese im Volksmunde Hessens und Westfalens noch lebende, im übrigen Deutschland, wie es scheint, völlig unbekannte Redensart hat nach Büchmann (6. Aufl., S. 251) folgenden Ursprung: In der Schlacht am Speierbach (Spanischer Erbfolgekrieg, 14. Nov. 1703) waren die deutschen Truppen, unter ihnen die von ihrem Erbprinzen geführten Hessen-Kasseler, gänzlich geschlagen worden. Am 13. Aug. 1704 verloren dagegen die Franzosen die Schlacht bei Höchstedt (Blenheim). Ale ihr Feldherr, der Marschall Tallard, gefangen vor den Erbprinzen geführt wurde, rief ihm dieser entgegen: „Ah, Monsieur le maréchal, vous êtes le très- bien venu; voilà de la revanche pour Speierbach.“ Ist diese Redensart aber auch dem grössern Theile des Volks völlig unbekannt, desto bekannter ist der Gedanke in einer andern Form als: Revanche für Sadowa, Revanche für Sedan u. s. w. Reventer. * Wat hebbe ji mi tô reventer tô lesen. – Hoefer, Claws Bur, 28. K. Schiller bemerkt dazu: Auf diese Redensart wirft vielleicht ein Licht, was Gryse (Fr. 26) sagt: „Vnder den tall der süluen Godtlosen gehören ock de, so patientiam profoss eine gedwungene vnde gedrungene gedult hebben, in deme se sick nicht allene alse de Papistischen werkhilligen vnde Franciscaner bröder vnder sick in eren Reuenterischen Capittelhuseren vnder deme Miserere mei spreckende, heimlick ein gudt product auer ere egene schulderen geuen unde ein yder sick sülvest geduldigliken geyselt, vnde alse de Geyselers ordens Bröder sick offentlick vor yderman süluest mit proter gedult stüpen vnde pitzigen.“ Reverenz. 1 Reverenz und grosse Streich machen Advocaten reich. *2 Mit Reverenz, Kratzfuss und Scherwenzel handeln. – Eiselein, 527. *3 Reverentz vnd Baselmanns machen. – Dietrich, 488. *4 Reverenz machen und mit den Füssen scharren wie ein Bruthenn. – Chaos, 34. *5 Reverenz und flectamus genua machen. – Eiselein, 527. Revolution. In Revolutione b'sacket si d' Cujone. – Sutermeister, 127. Revolutionär. Ein Revolutionär im Schlafrock (und Pantoffeln). – Büchmann, 198; 6. Aufl., 242. Es sind damit solche Personen gemeint, welche einer bestehenden Gewalt entgegenwirken, ohne sich als offene Gegner mit ihr in Widerspruch zu setzen. Die Redensart hat in der Rede ihre Quelle, welche der preussische Minister des Auswärtigen, Freiherr von Manteuffel, am 8. Januar 1851 in der achten Sitzung der ersten Kammer gehalten hat. In Erwiderung auf Angriffe Camphausen's bei Gelegenheit der Adressdebatte sagte er: „Ich weiss sehr wohl, dass man über die hessische Angelegenheit heute verschiedene Ansichten hat; und ich bin nicht der Meinung, dass diese Frage zu einer Erörterung in dieser Versammlung führen dürfe. Als thatsächlich ist mir bekannt, dass die einen meinen, es handle sich um die grössten Willkürlichkeiten seitens der Regierung, während die andern der Meinung sind, es liege eine sehr gefährliche Revolution, eine Beamtenrevolution vor. (Unruhe.) Ja, meine Herren, ich erkenne eine solche Revolution für sehr gefährlich, gerade, weil man sich dabei in Schlafrock und Pantoffeln betheiligen kann, während der Barrikadenkämpfer wenigstens den Muth haben muss, seine Person zu exponiren.“ Revue. * Er muss Revue passiren. Sich dem öffentlichen Urtheil aussetzen. Holl.: Hij moet de revue passeren. (Harrebomée, II, 218b.) Rex. 1 Novus Rex, noue Lex. Man spricht: „Novus Rex, noua Lex.“ ( Franck, Weltbuch, Vorr.; Herberger, Hertzpostilla, II, 531.) 2 Rex vnd Carnifex reimet sich wie Engel vnd Teuffel. – Herberger, Hertzpostilla, I, 102. Rhabarber. 1 Der eine trinkt gern Rhabarber, der andere Sennesblätter. 2 Rhabarber und Geduld wirken viel. – Dove, 871. Das bekannte Recept Friedrich's des Grossen. Der grosse König hatte bei der Musterung in Preussen einem Obersten seine Unzufriedenheit über dessen Regiment mit einiger Empfindlichkeit geäussert, weshalb derselbe unter dem Vorwande, dass er kränklich sei, seine Entlassung erbat, die der König nach einer Entscheidung, datirt Potsdam 10. Juli 1754, nicht ertheilte, vielmehr eigenhändig darunter schrieb: „Mir geht es auch nicht immer, wie ich es gern haben möchte, deswegen muss ich doch König bleiben, Rhabarber und Geduld wirken vortrefflich.“ (Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's II., Berlin 1787, X. Samml., S. 32.) *3 Sie haben sich den Rhabarber zu Gunsten der Sennesblätter gestattet. – Lendroy, 1167. Sie haben sich verabredet, ihre Unwissenheit gegenseitig zu bemänteln. Diese Redensart hat ihre Entstehung in einer komischen französischen Oper. Während eines ganzen Auftritts streiten sich zwei Aerzte über die heilsamsten Gegenmittel gegen gewisse Uebel. Der Streit wird immer ernstlicher. Ein junger ebenso unwissender Richter eilt zur Entscheidung herbei und fällt nun mit der höchsten Richterwürde das Erkenntniss: die zwei Parteien gestatten sich den Rhabarber zu Gunsten der Sennesblätter. Von da die Redensart, um anzuzeigen, dass die Unwissenden stets bereit sind, sich gegenseitig zu vertheidigen und einander in allen Fällen zu helfen suchen. Frz.: Passez-moi la rhubarbe, je vous passerai le séné. (Bohn I, 45.) Rhede. Es ist eine schlechte Rhede, die süsses Wasser hat. (Kronstadt.) Ein Uebelstand, der bei der kronstädter Rhede stattfindet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/846
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [832]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/846>, abgerufen am 22.11.2024.