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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Ristenbrei.

Ristenbrei mit silvere Lepels ete. (Kleve.) - Firmenich, I, 382, 35.

Um ein seliges, himmlisches Leben zu bezeichnen.


Risum, s. Rysum.

Reitdeiwel.

* Er ist ein rechter Reitdeiwel. - Frischbier2, 3123.

Von einem Knaben, der seine Kleider schnell zerreisst.


Ritensplit.

* En Reitenspleit. (Mecklenburg.) - Dr. Schiller's Ms.

Der alles zerreisst und vernachlässigt. (Vgl. Hoefer zu Claws Bur, 753; Brem. Wb.: Spleiten, mittelhochdeutsch: spliszen; auch Reitendal.) De Junge is'n rechte Ritensplit. (Eichwald, 1592.)


Rito, s. Ritten.

Ritschratsch.

* Dat geit ritschratsch. - Eichwald, 1593.


Ritten.

*1 Dass dich de ritz scende (schände). - Hamb. Chronik, 30.

Dass dich das Fieber verderbe. (Vgl. Lappenberg, Glossar zu Lauremberg.)

*2 Dass dich der ritt als luren schütt!

*3 Dass dich der Ritten schütt'. - Eiselein, 530.

In dem alten, dem 13. Jahrhundert angehörenden Fabelbuche: Der Edelstein von Boner, handelt die 48. Fabel von der Ritte. Der Ritten (jetzt in Ein- und Mehrzahl Ritten) ist das altdeutsche Wort für Fieber. Man nahm an, dass es mit ridt, reiten, rütteln zusammenhänge, was Weigand (Wb., IIa, 501) u. a. bestreiten, weil dessen alte Formen kein h in Anlauten haben, das Weigand a. a. O. für Ritten nachweist. Das Wort kommt in den Schriften jener Zeit in den verschiedensten Schreibweisen vor, die A. Stöber (vgl. Frommann, VI, 1 fg.) namentlich aus dem 16. Jahrhundert zusammengestellt und mit Belegen versehen hat. Man findet: Ritt, Ritte, Ritten, Rieden, Rito, Rötschit; Garritt, Jaritt, Janritt (s. d.), Jaritten, Jhachritten, Hertzjaritten, Järitten, Gäritten. Es scheint darunter ein im 14., 15. und 16. Jahrhundert besonders sehr verbreitetes, pestartiges Fieber gemeint zu sein, das die Leute schnell (jäh) ergriff und hinraffte; daher Jaritten, Jähritten (wie Jähzorn) genannt, nicht, wie es irrigerweise geschehen ist, als ein Fieber, das ein Jahr dauert (febris quae annum durat. Scherz-Oberlin, Glossar 724). Es hatte zwei Hauptstadien und begann gewöhnlich mit Frost, Rittenfrost. In der elsassischen Mundart heisst reidere: zittern, und heisst der Ritt wol ursprünglich das Zittern und dann das Fieber. (Vgl. Arnold, Pfingstmontag, S. 137 u. 196.) Geiler (Narrenschiff, 128) nennt es dann auch das Kaltwee. "Ein fraw, die das kaltwee hat." Aus der Legenda Sanctorum ad 2. Kal. Jun. erfahren wir, dass die heilige Petronilla dagegen angerufen wurde: "Man eret sie gerne fuir den ritten, wan unser herre tut vil zeichen durch ihren willen." Einige Belege werden zeigen, wie stark im Gebrauch die hierauf bezüglichen Redensarten in jener Zeit gewesen sind. "Do sties in (den Kaiser Leo IV.) eine rötte an das er starb." (Twinger von Königshoven, Allgemeine und elsassische Chronik, S. 98.) "Das dich der rit schit!" (Geiler, Sünden des Mundes, 39.) "Das im got den ritten geb." (Wannenkräm, 83.) "Und ob dich die pestrlentz anstosset in dem stat, in des ritten namen, worumb bistu gehasset." (Geiler, XV; Staffeln, 15.) "Sie haben das fieber oder ritschit." (Geiler, Geistl. Spinnerin, 6.) "Eine fraw, die das kaltwee hat, und den ritten, an dem tantz so bliget sie wie ein ross und meint der war sie sei huibsch." (Geiler, Narrenschiff, S. 128.) "Das Gott dem kargen schelmen den ritten gebe." (Pauli, Schimpf, 60b.) "Nach dem essen stiess jm ein kleiner ritten an, ein klein fieber." (Pauli, Schimpf, 24b.) Bei Murner (Schelmenzunft, 16) findet sich die Redensart sehr häufig: "Ich zitter als mich der ritten schit." (Vom gr. luth. Narren, Ausgabe von H. Kurz, 1848, V. 279.) "Er hat den ritten in den hut." "Wolt Got, das sie der ritte schit." "Das dich der einfeltig ritten schit, als kündstu nit ganz drü erzelen." (Vom gr. luth. Narren, 511, 1813 u. 2528.) "Hyn lüss man dich den ritten han." "Schweig, dass dich der ritten schitt." (Murner, Schelm., 47 u. 81.) "Das in der hertziar ritenschit." (Vom gr. luth. Narren, V. 3640.) "Das dich der hertz jar ritten schitt." "Ich muss den hertz iarritten schweren." (Murner, Nb., 94 in Kloster, IV, 879.) "Dass dich der Ritt schitt; du Bösswicht!" (Moscherosch, Wunderbare Gesch., I, 265.) "Ich liess die Schul haben den Rieden." (Ayrer, II, 1.) "Und dass dich der ritt muss schütten." (H. Sachs, II, 30, 2.) "Ey, das schütt dich der ja ritt." (H. Sachs, XXXV, 2.) "Geht hin, dass euch der Riet schüttelt." (H. Sachs, IV, 44, 1.) "Schütt dich der ritt, du junger Lapp." (H. Sachs, Ausgew. Schriften von Götz, III, 77.) "Ey, das vergelt der Jar ritt dir!" (H. Sachs, II, 126.) "Dass dich der ritt wasch." (H. Sachs, Dialoge, Ausgew. Schriften von R. Köhler, 15, 2.) "Das sie der jarritt schütt." (Fischart, Gesch., 1590, S. 475.) "Der herzewige ritt gange [Spaltenumbruch] sie an!" (Aus einem Brand- und Drohbriefe von Oswalt Franck an den Strassb. Bischof Albrecht von Baiern, 1494, Mspt.) "Der Garritt (s. Jarritt) gehe dich an." (Waldis, III, 98, 60.)

*4 Der iach ritten gehe dich an. - Agricola I, 478.

"Diss wort ist am Reynstrom fast gemeyn vnd ist meines dunkens der ritt das feber, das kalte oder frörer, das die Ertzte nennen das pestilenzische feber, das bald ende gibt vnd tödtet. Denn der iach odder schnell ritten ist ein unterscheydener ritten von dem andern, als von dem viertegigen vnd dreytegigen ritten waren lang, offt ein gantzes iar offt ein halbes, do das feber widerumb laufft. Aber das heyss- odder pestilenzische feber machet auffs lengste ynn vierzehn Tagen Tod odder lebendig. Also ist nun dieser fluch: Der iah ritten gehe dich an, schir als vil, als die pestilenz, das pestilenzische feber vnd iehe tod gehe dich an."

*5 Du narr, dass dich der ritt schit. - Pauli, Schimpff, LXXXb.

*6 Du sollst den Ritten han.

Das Fieber haben, bekommen, eine Redensart, welche nach H. Kurz soviel bedeutet als das vorherige: zum Henker, zum Teufel gehen. Auch bezeichnet ritten im allgemeinen etwas Schlimmes, Unglück u. s. w.

*7 Einem den Ritten geben.

*8 Ick hebb en dögden Ritt mit em hatt. - Eichwald, 1564.

*9 Lauff Bube, dass dich der Riet schüt. - Luther's Werke, VI, 331.


Ritter.

1 Arme Ritter un fette Grewen kann man wol backen in Schmollt. - Eichwald, 1587.

2 Besser Ritter als Knecht. - Eiselein, 530; Hartknoch, 262.

So sprach Graf Hermann von Zil (Cilli), da er Albrecht III., Herzog von Oesterreich, in offenem Felde zum Ritter schlug. (Eiselein, 530.) Knecht bezeichnet den blossen Waffengefährten des Ritters. Die Ritterwürde war schon eine Auszeichnung und der "beste Name, den man dem vollkommenen Mann (d. i. dem Vollfreien) geben kann".

Mhd.: Hie bezzer ritter, danne knecht. (Ring.) (Zingerle, 122.)

3 Der ein Ritter ist, das ist ein zeichen, das er lobliche Thaten1 verricht hat. - Lehmann, 297, 57.

1) Wie diese mitunter beschaffen gewesen sind, erfahren wir nicht nur aus der ältern Geschichte, die uns berichtet, wie sie von ihren Burgen aus den Kaufleuten auflauerten, sie überfielen und ausplünderten; auch die neuere enthält interessante Beispiele davon. Als die Franzosen 1792 Mainz bedrohten, floh der Kurfürst in einem Wagen mit abgekratztem Wappen, der Adel rettete in namenloser Angst Leib und Habe den Rhein hinunter, dann wurde den übrigen Einwohnern verboten, dasselbe zu thun. (Vgl. Jak. Moleschott, Georg Forster, der Naturforscher des Volks, Frankfurt a. M. 1854, S. 257.)

4 Der Ritter dient mit Rittern, der Bürger mit Bürgern. - Graf, 34, 90.

Mhd.: Und sol der Ritter dienen mit dien Ritteren und der Burger mit dien Burgeren. (Bluntschli, I, 143.)

5 Der Ritter ist aller Ehren werth, der im Gericht kein Geschenk begehrt.

6 Der Ritter ist des Kaisers auserwählter Hort (Held). - Graf, 34, 87.

Mhd.: Der ritter ist ein userwelter helt (hort) des kaisers. (Endemann, III, 4, 187.)

7 Der Ritter zuckt vom Leder. - H. Sachs, III, XLVI, 2.

8 Dreier Ritter Eid wiegt so schwer als der von fünf Bürgern oder sieben Bauern. (S. Mann 948.) - Graf, 35.

Von den Vorzügen, die der Adel im Mittelalter vor den andern Ständen genoss.

9 Ein fränkischer Ritter sieht durch einen neunfachen Kittel, wie viel einer Geld im Beutel hat. - Graf, 57.

10 Ein närrisch Ritter muss der sein, der die Sporen lasst daheim.

Lat.: Stultus les sua mi calcaria viscitur obli. - Stultus miles obliviscitur sua calcaria. (Sutor, 896.)

11 Ein Ritter ohn Muth, ein Jüd ohn Gut; ein schön Weib ohn Lieb, ein Jahrmarckt ohn Dieb; ein grindig Heupt ohn Leuss, ein Scheun ohn Meuss; ein Landsknecht ohn Schwert, ein Reuter ohn Pferd; ein Kuh ohn Schwantz, ein Hochzeit ohn Tantz; ein Bock ohn Bart sind wider die Natur geart. - Petri, II, 221.

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Ristenbrei.

Ristenbrei mit silvere Lêpels ête. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 35.

Um ein seliges, himmlisches Leben zu bezeichnen.


Risum, s. Rysum.

Rîtdîwel.

* Er ist ein rechter Rîtdîwel.Frischbier2, 3123.

Von einem Knaben, der seine Kleider schnell zerreisst.


Ritensplit.

* En Rîtensplît. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller's Ms.

Der alles zerreisst und vernachlässigt. (Vgl. Hoefer zu Claws Bur, 753; Brem. Wb.: Splîten, mittelhochdeutsch: spliszen; auch Rîtendâl.) De Junge is'n rechte Ritensplit. (Eichwald, 1592.)


Rito, s. Ritten.

Ritschratsch.

* Dat geit ritschratsch.Eichwald, 1593.


Ritten.

*1 Dass dich de ritz scende (schände).Hamb. Chronik, 30.

Dass dich das Fieber verderbe. (Vgl. Lappenberg, Glossar zu Lauremberg.)

*2 Dass dich der ritt als luren schütt!

*3 Dass dich der Ritten schütt'.Eiselein, 530.

In dem alten, dem 13. Jahrhundert angehörenden Fabelbuche: Der Edelstein von Boner, handelt die 48. Fabel von der Ritte. Der Ritten (jetzt in Ein- und Mehrzahl Ritten) ist das altdeutsche Wort für Fieber. Man nahm an, dass es mit ridt, reiten, rütteln zusammenhänge, was Weigand (Wb., IIa, 501) u. a. bestreiten, weil dessen alte Formen kein h in Anlauten haben, das Weigand a. a. O. für Ritten nachweist. Das Wort kommt in den Schriften jener Zeit in den verschiedensten Schreibweisen vor, die A. Stöber (vgl. Frommann, VI, 1 fg.) namentlich aus dem 16. Jahrhundert zusammengestellt und mit Belegen versehen hat. Man findet: Ritt, Ritte, Ritten, Rieden, Rito, Rötschit; Garritt, Jaritt, Janritt (s. d.), Jaritten, Jhachritten, Hertzjaritten, Järitten, Gäritten. Es scheint darunter ein im 14., 15. und 16. Jahrhundert besonders sehr verbreitetes, pestartiges Fieber gemeint zu sein, das die Leute schnell (jäh) ergriff und hinraffte; daher Jaritten, Jähritten (wie Jähzorn) genannt, nicht, wie es irrigerweise geschehen ist, als ein Fieber, das ein Jahr dauert (febris quae annum durat. Scherz-Oberlin, Glossar 724). Es hatte zwei Hauptstadien und begann gewöhnlich mit Frost, Rittenfrost. In der elsassischen Mundart heisst rîdere: zittern, und heisst der Ritt wol ursprünglich das Zittern und dann das Fieber. (Vgl. Arnold, Pfingstmontag, S. 137 u. 196.) Geiler (Narrenschiff, 128) nennt es dann auch das Kaltwee. „Ein fraw, die das kaltwee hat.“ Aus der Legenda Sanctorum ad 2. Kal. Jun. erfahren wir, dass die heilige Petronilla dagegen angerufen wurde: „Man eret sie gerne fuir den ritten, wan unser herre tůt vil zeichen durch ihren willen.“ Einige Belege werden zeigen, wie stark im Gebrauch die hierauf bezüglichen Redensarten in jener Zeit gewesen sind. „Do sties in (den Kaiser Leo IV.) eine rötte an das er starb.“ (Twinger von Königshoven, Allgemeine und elsassische Chronik, S. 98.) „Das dich der rit schit!“ (Geiler, Sünden des Mundes, 39.) „Das im got den ritten geb.“ (Wannenkräm, 83.) „Und ob dich die pestrlentz anstosset in dem stat, in des ritten namen, worumb bistu gehasset.“ (Geiler, XV; Staffeln, 15.) „Sie haben das fieber oder ritschit.“ (Geiler, Geistl. Spinnerin, 6.) „Eine fraw, die das kaltwee hat, und den ritten, an dem tantz so bliget sie wie ein ross und meint der war sie sei huibsch.“ (Geiler, Narrenschiff, S. 128.) „Das Gott dem kargen schelmen den ritten gebe.“ (Pauli, Schimpf, 60b.) „Nach dem essen stiess jm ein kleiner ritten an, ein klein fieber.“ (Pauli, Schimpf, 24b.) Bei Murner (Schelmenzunft, 16) findet sich die Redensart sehr häufig: „Ich zitter als mich der ritten schit.“ (Vom gr. luth. Narren, Ausgabe von H. Kurz, 1848, V. 279.) „Er hat den ritten in den hut.“ „Wolt Got, das sie der ritte schit.“ „Das dich der einfeltig ritten schit, als kündstu nit ganz drü erzelen.“ (Vom gr. luth. Narren, 511, 1813 u. 2528.) „Hyn lüss man dich den ritten han.“ „Schweig, dass dich der ritten schitt.“ (Murner, Schelm., 47 u. 81.) „Das in der hertziar ritenschit.“ (Vom gr. luth. Narren, V. 3640.) „Das dich der hertz jar ritten schitt.“ „Ich muss den hertz iarritten schweren.“ (Murner, Nb., 94 in Kloster, IV, 879.) „Dass dich der Ritt schitt; du Bösswicht!“ (Moscherosch, Wunderbare Gesch., I, 265.) „Ich liess die Schul haben den Rieden.“ (Ayrer, II, 1.) „Und dass dich der ritt muss schütten.“ (H. Sachs, II, 30, 2.) „Ey, das schütt dich der ja ritt.“ (H. Sachs, XXXV, 2.) „Geht hin, dass euch der Riet schüttelt.“ (H. Sachs, IV, 44, 1.) „Schütt dich der ritt, du junger Lapp.“ (H. Sachs, Ausgew. Schriften von Götz, III, 77.) „Ey, das vergelt der Jar ritt dir!“ (H. Sachs, II, 126.) „Dass dich der ritt wasch.“ (H. Sachs, Dialoge, Ausgew. Schriften von R. Köhler, 15, 2.) „Das sie der jarritt schütt.“ (Fischart, Gesch., 1590, S. 475.) „Der herzewige ritt gange [Spaltenumbruch] sie an!“ (Aus einem Brand- und Drohbriefe von Oswalt Franck an den Strassb. Bischof Albrecht von Baiern, 1494, Mspt.) „Der Garritt (s. Jarritt) gehe dich an.“ (Waldis, III, 98, 60.)

*4 Der iach ritten gehe dich an.Agricola I, 478.

„Diss wort ist am Reynstrom fast gemeyn vnd ist meines dunkens der ritt das feber, das kalte oder frörer, das die Ertzte nennen das pestilenzische feber, das bald ende gibt vnd tödtet. Denn der iach odder schnell ritten ist ein unterscheydener ritten von dem andern, als von dem viertegigen vnd dreytegigen ritten waren lang, offt ein gantzes iar offt ein halbes, do das feber widerumb laufft. Aber das heyss- odder pestilenzische feber machet auffs lengste ynn vierzehn Tagen Tod odder lebendig. Also ist nun dieser fluch: Der iah ritten gehe dich an, schir als vil, als die pestilenz, das pestilenzische feber vnd iehe tod gehe dich an.“

*5 Du narr, dass dich der ritt schit.Pauli, Schimpff, LXXXb.

*6 Du sollst den Ritten han.

Das Fieber haben, bekommen, eine Redensart, welche nach H. Kurz soviel bedeutet als das vorherige: zum Henker, zum Teufel gehen. Auch bezeichnet ritten im allgemeinen etwas Schlimmes, Unglück u. s. w.

*7 Einem den Ritten geben.

*8 Ick hebb en dögden Ritt mit em hatt.Eichwald, 1564.

*9 Lauff Bube, dass dich der Riet schüt.Luther's Werke, VI, 331.


Ritter.

1 Arme Ritter un fette Grewen kann man wol backen in Schmollt.Eichwald, 1587.

2 Besser Ritter als Knecht.Eiselein, 530; Hartknoch, 262.

So sprach Graf Hermann von Zil (Cilli), da er Albrecht III., Herzog von Oesterreich, in offenem Felde zum Ritter schlug. (Eiselein, 530.) Knecht bezeichnet den blossen Waffengefährten des Ritters. Die Ritterwürde war schon eine Auszeichnung und der „beste Name, den man dem vollkommenen Mann (d. i. dem Vollfreien) geben kann“.

Mhd.: Hie bezzer ritter, danne knecht. (Ring.) (Zingerle, 122.)

3 Der ein Ritter ist, das ist ein zeichen, das er lobliche Thaten1 verricht hat.Lehmann, 297, 57.

1) Wie diese mitunter beschaffen gewesen sind, erfahren wir nicht nur aus der ältern Geschichte, die uns berichtet, wie sie von ihren Burgen aus den Kaufleuten auflauerten, sie überfielen und ausplünderten; auch die neuere enthält interessante Beispiele davon. Als die Franzosen 1792 Mainz bedrohten, floh der Kurfürst in einem Wagen mit abgekratztem Wappen, der Adel rettete in namenloser Angst Leib und Habe den Rhein hinunter, dann wurde den übrigen Einwohnern verboten, dasselbe zu thun. (Vgl. Jak. Moleschott, Georg Forster, der Naturforscher des Volks, Frankfurt a. M. 1854, S. 257.)

4 Der Ritter dient mit Rittern, der Bürger mit Bürgern.Graf, 34, 90.

Mhd.: Und sol der Ritter dienen mit dien Ritteren und der Burger mit dien Burgeren. (Bluntschli, I, 143.)

5 Der Ritter ist aller Ehren werth, der im Gericht kein Geschenk begehrt.

6 Der Ritter ist des Kaisers auserwählter Hort (Held).Graf, 34, 87.

Mhd.: Der ritter ist ein userwelter helt (hort) des kaisers. (Endemann, III, 4, 187.)

7 Der Ritter zuckt vom Leder.H. Sachs, III, XLVI, 2.

8 Dreier Ritter Eid wiegt so schwer als der von fünf Bürgern oder sieben Bauern. (S. Mann 948.) – Graf, 35.

Von den Vorzügen, die der Adel im Mittelalter vor den andern Ständen genoss.

9 Ein fränkischer Ritter sieht durch einen neunfachen Kittel, wie viel einer Geld im Beutel hat.Graf, 57.

10 Ein närrisch Ritter muss der sein, der die Sporen lasst daheim.

Lat.: Stultus les sua mi calcaria viscitur obli. – Stultus miles obliviscitur sua calcaria. (Sutor, 896.)

11 Ein Ritter ohn Muth, ein Jüd ohn Gut; ein schön Weib ohn Lieb, ein Jahrmarckt ohn Dieb; ein grindig Heupt ohn Leuss, ein Scheun ohn Meuss; ein Landsknecht ohn Schwert, ein Reuter ohn Pferd; ein Kuh ohn Schwantz, ein Hochzeit ohn Tantz; ein Bock ohn Bart sind wider die Natur geart.Petri, II, 221.

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Es scheint darunter ein im 14., 15. und 16. Jahrhundert besonders sehr verbreitetes, pestartiges Fieber gemeint zu sein, das die Leute schnell (jäh) ergriff und hinraffte; daher Jaritten, Jähritten (wie Jähzorn) genannt, nicht, wie es irrigerweise geschehen ist, als ein Fieber, das ein Jahr dauert (febris quae annum durat. Scherz-Oberlin, Glossar 724). Es hatte zwei Hauptstadien und begann gewöhnlich mit Frost, Rittenfrost. In der elsassischen Mundart heisst rîdere: zittern, und heisst der Ritt wol ursprünglich das Zittern und dann das Fieber. (Vgl. <hi rendition="#i">Arnold, Pfingstmontag, S. 137 u. 196.</hi>) <hi rendition="#i">Geiler</hi> (<hi rendition="#i">Narrenschiff, 128</hi>) nennt es dann auch das Kaltwee. &#x201E;Ein fraw, die das kaltwee hat.&#x201C; Aus der <hi rendition="#i">Legenda Sanctorum ad 2. Kal. 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[[848]/0862] Ristenbrei. Ristenbrei mit silvere Lêpels ête. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 35. Um ein seliges, himmlisches Leben zu bezeichnen. Risum, s. Rysum. Rîtdîwel. * Er ist ein rechter Rîtdîwel. – Frischbier2, 3123. Von einem Knaben, der seine Kleider schnell zerreisst. Ritensplit. * En Rîtensplît. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller's Ms. Der alles zerreisst und vernachlässigt. (Vgl. Hoefer zu Claws Bur, 753; Brem. Wb.: Splîten, mittelhochdeutsch: spliszen; auch Rîtendâl.) De Junge is'n rechte Ritensplit. (Eichwald, 1592.) Rito, s. Ritten. Ritschratsch. * Dat geit ritschratsch. – Eichwald, 1593. Ritten. *1 Dass dich de ritz scende (schände). – Hamb. Chronik, 30. Dass dich das Fieber verderbe. (Vgl. Lappenberg, Glossar zu Lauremberg.) *2 Dass dich der ritt als luren schütt! *3 Dass dich der Ritten schütt'. – Eiselein, 530. In dem alten, dem 13. Jahrhundert angehörenden Fabelbuche: Der Edelstein von Boner, handelt die 48. Fabel von der Ritte. Der Ritten (jetzt in Ein- und Mehrzahl Ritten) ist das altdeutsche Wort für Fieber. Man nahm an, dass es mit ridt, reiten, rütteln zusammenhänge, was Weigand (Wb., IIa, 501) u. a. bestreiten, weil dessen alte Formen kein h in Anlauten haben, das Weigand a. a. O. für Ritten nachweist. Das Wort kommt in den Schriften jener Zeit in den verschiedensten Schreibweisen vor, die A. Stöber (vgl. Frommann, VI, 1 fg.) namentlich aus dem 16. Jahrhundert zusammengestellt und mit Belegen versehen hat. Man findet: Ritt, Ritte, Ritten, Rieden, Rito, Rötschit; Garritt, Jaritt, Janritt (s. d.), Jaritten, Jhachritten, Hertzjaritten, Järitten, Gäritten. Es scheint darunter ein im 14., 15. und 16. Jahrhundert besonders sehr verbreitetes, pestartiges Fieber gemeint zu sein, das die Leute schnell (jäh) ergriff und hinraffte; daher Jaritten, Jähritten (wie Jähzorn) genannt, nicht, wie es irrigerweise geschehen ist, als ein Fieber, das ein Jahr dauert (febris quae annum durat. Scherz-Oberlin, Glossar 724). Es hatte zwei Hauptstadien und begann gewöhnlich mit Frost, Rittenfrost. In der elsassischen Mundart heisst rîdere: zittern, und heisst der Ritt wol ursprünglich das Zittern und dann das Fieber. (Vgl. Arnold, Pfingstmontag, S. 137 u. 196.) Geiler (Narrenschiff, 128) nennt es dann auch das Kaltwee. „Ein fraw, die das kaltwee hat.“ Aus der Legenda Sanctorum ad 2. Kal. Jun. erfahren wir, dass die heilige Petronilla dagegen angerufen wurde: „Man eret sie gerne fuir den ritten, wan unser herre tůt vil zeichen durch ihren willen.“ Einige Belege werden zeigen, wie stark im Gebrauch die hierauf bezüglichen Redensarten in jener Zeit gewesen sind. „Do sties in (den Kaiser Leo IV.) eine rötte an das er starb.“ (Twinger von Königshoven, Allgemeine und elsassische Chronik, S. 98.) „Das dich der rit schit!“ (Geiler, Sünden des Mundes, 39.) „Das im got den ritten geb.“ (Wannenkräm, 83.) „Und ob dich die pestrlentz anstosset in dem stat, in des ritten namen, worumb bistu gehasset.“ (Geiler, XV; Staffeln, 15.) „Sie haben das fieber oder ritschit.“ (Geiler, Geistl. Spinnerin, 6.) „Eine fraw, die das kaltwee hat, und den ritten, an dem tantz so bliget sie wie ein ross und meint der war sie sei huibsch.“ (Geiler, Narrenschiff, S. 128.) „Das Gott dem kargen schelmen den ritten gebe.“ (Pauli, Schimpf, 60b.) „Nach dem essen stiess jm ein kleiner ritten an, ein klein fieber.“ (Pauli, Schimpf, 24b.) Bei Murner (Schelmenzunft, 16) findet sich die Redensart sehr häufig: „Ich zitter als mich der ritten schit.“ (Vom gr. luth. Narren, Ausgabe von H. Kurz, 1848, V. 279.) „Er hat den ritten in den hut.“ „Wolt Got, das sie der ritte schit.“ „Das dich der einfeltig ritten schit, als kündstu nit ganz drü erzelen.“ (Vom gr. luth. Narren, 511, 1813 u. 2528.) „Hyn lüss man dich den ritten han.“ „Schweig, dass dich der ritten schitt.“ (Murner, Schelm., 47 u. 81.) „Das in der hertziar ritenschit.“ (Vom gr. luth. Narren, V. 3640.) „Das dich der hertz jar ritten schitt.“ „Ich muss den hertz iarritten schweren.“ (Murner, Nb., 94 in Kloster, IV, 879.) „Dass dich der Ritt schitt; du Bösswicht!“ (Moscherosch, Wunderbare Gesch., I, 265.) „Ich liess die Schul haben den Rieden.“ (Ayrer, II, 1.) „Und dass dich der ritt muss schütten.“ (H. Sachs, II, 30, 2.) „Ey, das schütt dich der ja ritt.“ (H. Sachs, XXXV, 2.) „Geht hin, dass euch der Riet schüttelt.“ (H. Sachs, IV, 44, 1.) „Schütt dich der ritt, du junger Lapp.“ (H. Sachs, Ausgew. Schriften von Götz, III, 77.) „Ey, das vergelt der Jar ritt dir!“ (H. Sachs, II, 126.) „Dass dich der ritt wasch.“ (H. Sachs, Dialoge, Ausgew. Schriften von R. Köhler, 15, 2.) „Das sie der jarritt schütt.“ (Fischart, Gesch., 1590, S. 475.) „Der herzewige ritt gange sie an!“ (Aus einem Brand- und Drohbriefe von Oswalt Franck an den Strassb. Bischof Albrecht von Baiern, 1494, Mspt.) „Der Garritt (s. Jarritt) gehe dich an.“ (Waldis, III, 98, 60.) *4 Der iach ritten gehe dich an. – Agricola I, 478. „Diss wort ist am Reynstrom fast gemeyn vnd ist meines dunkens der ritt das feber, das kalte oder frörer, das die Ertzte nennen das pestilenzische feber, das bald ende gibt vnd tödtet. Denn der iach odder schnell ritten ist ein unterscheydener ritten von dem andern, als von dem viertegigen vnd dreytegigen ritten waren lang, offt ein gantzes iar offt ein halbes, do das feber widerumb laufft. Aber das heyss- odder pestilenzische feber machet auffs lengste ynn vierzehn Tagen Tod odder lebendig. Also ist nun dieser fluch: Der iah ritten gehe dich an, schir als vil, als die pestilenz, das pestilenzische feber vnd iehe tod gehe dich an.“ *5 Du narr, dass dich der ritt schit. – Pauli, Schimpff, LXXXb. *6 Du sollst den Ritten han. Das Fieber haben, bekommen, eine Redensart, welche nach H. Kurz soviel bedeutet als das vorherige: zum Henker, zum Teufel gehen. Auch bezeichnet ritten im allgemeinen etwas Schlimmes, Unglück u. s. w. *7 Einem den Ritten geben. *8 Ick hebb en dögden Ritt mit em hatt. – Eichwald, 1564. *9 Lauff Bube, dass dich der Riet schüt. – Luther's Werke, VI, 331. Ritter. 1 Arme Ritter un fette Grewen kann man wol backen in Schmollt. – Eichwald, 1587. 2 Besser Ritter als Knecht. – Eiselein, 530; Hartknoch, 262. So sprach Graf Hermann von Zil (Cilli), da er Albrecht III., Herzog von Oesterreich, in offenem Felde zum Ritter schlug. (Eiselein, 530.) Knecht bezeichnet den blossen Waffengefährten des Ritters. Die Ritterwürde war schon eine Auszeichnung und der „beste Name, den man dem vollkommenen Mann (d. i. dem Vollfreien) geben kann“. Mhd.: Hie bezzer ritter, danne knecht. (Ring.) (Zingerle, 122.) 3 Der ein Ritter ist, das ist ein zeichen, das er lobliche Thaten1 verricht hat. – Lehmann, 297, 57. 1) Wie diese mitunter beschaffen gewesen sind, erfahren wir nicht nur aus der ältern Geschichte, die uns berichtet, wie sie von ihren Burgen aus den Kaufleuten auflauerten, sie überfielen und ausplünderten; auch die neuere enthält interessante Beispiele davon. Als die Franzosen 1792 Mainz bedrohten, floh der Kurfürst in einem Wagen mit abgekratztem Wappen, der Adel rettete in namenloser Angst Leib und Habe den Rhein hinunter, dann wurde den übrigen Einwohnern verboten, dasselbe zu thun. (Vgl. Jak. Moleschott, Georg Forster, der Naturforscher des Volks, Frankfurt a. M. 1854, S. 257.) 4 Der Ritter dient mit Rittern, der Bürger mit Bürgern. – Graf, 34, 90. Mhd.: Und sol der Ritter dienen mit dien Ritteren und der Burger mit dien Burgeren. (Bluntschli, I, 143.) 5 Der Ritter ist aller Ehren werth, der im Gericht kein Geschenk begehrt. 6 Der Ritter ist des Kaisers auserwählter Hort (Held). – Graf, 34, 87. Mhd.: Der ritter ist ein userwelter helt (hort) des kaisers. (Endemann, III, 4, 187.) 7 Der Ritter zuckt vom Leder. – H. Sachs, III, XLVI, 2. 8 Dreier Ritter Eid wiegt so schwer als der von fünf Bürgern oder sieben Bauern. (S. Mann 948.) – Graf, 35. Von den Vorzügen, die der Adel im Mittelalter vor den andern Ständen genoss. 9 Ein fränkischer Ritter sieht durch einen neunfachen Kittel, wie viel einer Geld im Beutel hat. – Graf, 57. 10 Ein närrisch Ritter muss der sein, der die Sporen lasst daheim. Lat.: Stultus les sua mi calcaria viscitur obli. – Stultus miles obliviscitur sua calcaria. (Sutor, 896.) 11 Ein Ritter ohn Muth, ein Jüd ohn Gut; ein schön Weib ohn Lieb, ein Jahrmarckt ohn Dieb; ein grindig Heupt ohn Leuss, ein Scheun ohn Meuss; ein Landsknecht ohn Schwert, ein Reuter ohn Pferd; ein Kuh ohn Schwantz, ein Hochzeit ohn Tantz; ein Bock ohn Bart sind wider die Natur geart. – Petri, II, 221.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [848]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/862>, abgerufen am 22.11.2024.