Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 4 Das Rohr erschrickt nicht, wenn der Sturm Bäume zerbricht. Böhm.: Netreba se trtine bati, vetrove kdy dub vyvrati. (Celakovsky, 179.) Poln.: Bac sie nietrzeba trzcinie, gdy wiatr dab wywinie. (Celakovsky, 179.) 5 Das Rohr schwankt nicht, wenn es nicht angeweht wird. 6 Das Rohr verdient gemäht zu werden, das den Sumpf verlacht, in dem es wurzelt. 7 Der in rören sitzt, schneidt jm selbs pfeiffen wie er will. - Franck, I, 86b. 8 Durch ein dünnes Rohr kommt wenig Rauch. Holl.: Door eene dunne pijp komt weinig rook. (Harrebomee, II, 183b.) 9 Ein Rohr, das Gott erhalten will, darf der Wind wol biegen, aber nicht zerbrechen. 10 Im Ror is god Pipen sniden. - Dahnert, 349b. 11 Kleide ein Rohr, so stellt es eine Dame vor. S. Besen 13, wo "es scheint" statt "erscheint" heissen soll. 12 Man kann nicht aus jedem Rohr Pfeifen schnitzen. "Man kann nicht allemal vom Rohre Pfeiffen schneiden." (Keller, 175b.) Frz.: Tout bois n'est pas bon a faire fleche. (Starschedel, 50.) 13 Man mäht das Rohr wie es im Ried steht. 14 Was zum Rohr gewachsen ist, taugt nicht zu einem Ruder. 15 Wenn das Rohr fliesst, muss man die Kanne unterhalten. Die Russen: Es hilft nicht, wenn's nur aus der Röhre fliesst, es muss auch ein Fass da sein. (Altmann VI, 391.) 16 Wer auf schwachem Rohr will stehen, dess Anschlag wird auf Krebsen gehen. 17 Wer im Rohr sitzt, hat gut Pfeifen schneiden. - Simrock, 8490; Birlinger, 416; Masson, 156; Dove, 126. Holl.: Die in het riet zit, heeft goed pijpen maken. (Harrebomee, II, 219b.) 18 Wer im Rohr sitzt, steckt andere in den Sack. - Simrock, 8491. 19 Wer in dem ror sitzt, der snytzet pfeuffen wye er wil. - Hofmann, 27, 7; Franck, III, 109a. "Wenn ich mir abzuschneiden vergiss ein eigen Pfeiff, die weil ich söss im röricht hin, so wer ich wol ein Narr vnd aller Thorheit voll." 20 Wer inn den rören sitzt, der mag jm pfeiffen schneiden, wo er will. - Tappius, 142a u. 192a; Eyering, I, 483; Gruter, I, 80; Petri, II, 722; Lehmann, 561, 50; Latendorf II, 30; Blum, 314; Pistor., VII, 73; Eiselein, 520; Gaal, 1044; Sailer, 178; Mayer, I, 188; Simrock, 8490; Körte, 5087; Meinau, 139; Ramann, Unterr., V, 8; für Waldeck: Curtze, 356, 533. Böhm.: Snadno sede ve trti pist'alky delati, a sobe piskati. (Celakovsky, 165.) Engl.: Make hay, while the sun shines. Frz.: A beau gagner a qui la fortune rit. It.: Chi ha la mestola in mano, fa le minestre a suo modo. Lat.: Copia cui piperis hic vescitur ipse polentis. (Sutor, 649.) - Figulus ollis ansas ponit. (Tappius, 142a.) 21 Wer sich an ein Rohr lehnt, der fällt zu Boden. - Lehmann, 945, 58. 22 Wer sich stützet auf ein Rohr, der ist wol ein grosser Thor. 23 Wer wil ein schwaches Rohr zum Stab gebrauchen, der kan nicht lange stehen. - Petri, II, 779. 24 Zwey Rohr, die man wol spannen kan, macht einen guten Braunschweigischen Hoffmann. - Henisch, 485, 52. *25 Das Rohr anlegen. Holl.: Leg uw roer aan. (Harrebomee, II, 225a.) 26 Das Rohr (Gewehr) ist geladen. Ich bin zum Kampf, zur Abwehr bereit. Holl.: Het roer is geladen. (Harrebomee, II, 225a.) 27 Der weiss sich aus jedem Rohr eine Pfeife zu schneiden. 28 Dürres Rohr und macht mit dem Feuer Freundschaft. - Burckhardt, 226. Vom Schwachen, dem ein Unglück droht, und sich demselben noch unvorsichtig blosgibt. [Spaltenumbruch] *29 Er hat im Rohr gesessen, ohne sich Pfeifen zu schneiden. "Wir seind solch Narren gewesen, vnd sein selbst in den Rorn gesessen vnd haben vns kein Pfeiffen geschnitten." (Ayrer, II, 1191, 29.) *30 Er ist ein Rohr, das der Wind hin- und herbewegt. Von einem schwachen und unbeständigen Menschen. Das Schilfrohr war stets ein Sinnbild der Charakterschwäche. Lat.: Animo nunc huc, nunc fluctuat illuc. (Faselius, 16; Binder II, 176.) - Scopae dissolutae. (Cicero.) (Philippi, II, 170.) *31 Er steuert ins Rohr (Schilf). Verwaltet seine Sachen so schlecht, wie ein Schiffer, der sein Fahrzeug nicht aus dem Schilf zu halten weiss. *32 Etwas auf dem Rohr haben. - Lohrengel, II, 280. Wie ein Jäger, der ein Wild auf dem Zielkorn seines Schiessrohrs hat. *33 Im Rohre sitzen und jhme (sich) ein Pfeifen schneiden. - Mathesy, 129b. Gute Gelegenheit haben, sich Vortheil zu schaffen. *34 Sich auf ein (dürres, schwaches) Rohr stützen. - Eiselein, 530; Tendlau, 231. Von denen, die sich auf schwache Hülfe verlassen. Lat.: Arundineo inniti baculo. (Eiselein, 530.) - Baculus arundineus. (Bovill, I, 84.) - In caducum inclinare parietem. (Binder II, 1407; Faselius, 112; Wiegand, 887; Seybold, 234.) - Scipione arundineo niti. (Seybold, 543.) *35 Sich das Rohr durch die Hand stossen. Von einem Faulenzer. Rohrdommel. Die Rohrtummel drummet nit ehe, sie habe denn faule Enteneyer gefressen. - Oec. rur. Sie kommt nach der wilden Ente im Frühjahr angezogen. Röhre. 1 Alte Röhren tropfen gern. - Eiselein, 530; Simrock, 8493; Körte, 5088; Sailer, 139. 2 Aus zwei Röhren quillt mehr Wasser als aus einer. Von mehrern gleich ergiebigen Erwerbsquellen. Eine gute ist dann freilich besser, als zwei oder zehn schlechte. 3 Durch eine kleine Röhre fällt Haus und Hof. *4 Alle sieben Röhren afreisse. (Oberösterreich.) Alle Körperöffnungen aufreissen. Von solchen, welche beim Gähnen den Mund sehr weit öffnen. *5 Es werden Röhren gelegt. In Nordamerika von Wahlbetrügereien (Pipe laying). Die Entstehung dieser Redensart ist folgende: Um das Jahre 1840 wurden die Whigs in Neuyork beschuldigt, eine Menge von Leuten aus Philadelphia veranlasst zu haben, nach Neuyork zu kommen, um dort für die Whigs Stimmen abzugeben. Der Agent, dem die Besorgung aufgetragen war, sprach in seinen Briefen immer nur von so und so viel Yards Röhren (so and so many yards of pipe), weil damals gerade die Röhren für die Crotonwasserleitung gelegt wurden. (Vgl. K. Andree, Geogr. Wanderungen, Dresden 1859, I, 172.) *6 In die Röhre kieken (gucken). - Bresl. Zeitung, 1865, Nr. 45, S. 246. In Berlin, um ein völliges Leerausgaben bei einer Sache zu bezeichnen. *7 Man sollte ihm die Röhre ins Maul richten. - Eiselein, 530; Simrock, 8494. Rohren. 1 Nu ror (heule, schreie), segt Casbom, dat Haus ist verköft. (Mecklenburg.) *2 Rohren (weinen) as en Roggenwulf. - Fr. Reuter, Schurr-Murr, 281. Ueber Roggenwolf (vgl. Mannhard, Roggenwolf und Roggenhund.) Röhren. De dat röhrt, de röhrt en vul Nest. - Eichwald, 1402. Rohrfeuer. Rohrfeuer verlischt schnell. - Burckhardt, 687. Das Feuer der Leidenschaften charakterloser Menschen ist bald verraucht. Röhricht. *1 Im Rörich sitzen vnd Pfeiffen schneiden. - Nigrinus, 254. *2 Im Röhricht sitzen. Volle Gelegenheit haben, sich Nutzen zu schaffen. Röhrje. *1 Dat di de Röhrje! - Eichwald, 1601. *2 De Röhrje sla mi. - Eichwald, 1601. [Spaltenumbruch] 4 Das Rohr erschrickt nicht, wenn der Sturm Bäume zerbricht. Böhm.: Netřeba se třtinĕ báti, vĕtrové kdy dub vyvrátí. (Čelakovský, 179.) Poln.: Bač się nietrzeba trzcinie, gdy wiatr dąb wywinie. (Čelakovský, 179.) 5 Das Rohr schwankt nicht, wenn es nicht angeweht wird. 6 Das Rohr verdient gemäht zu werden, das den Sumpf verlacht, in dem es wurzelt. 7 Der in rören sitzt, schneidt jm selbs pfeiffen wie er will. – Franck, I, 86b. 8 Durch ein dünnes Rohr kommt wenig Rauch. Holl.: Door eene dunne pijp komt weinig rook. 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4 Das Rohr erschrickt nicht, wenn der Sturm Bäume zerbricht.
Böhm.: Netřeba se třtinĕ báti, vĕtrové kdy dub vyvrátí. (Čelakovský, 179.)
Poln.: Bač się nietrzeba trzcinie, gdy wiatr dąb wywinie. (Čelakovský, 179.)
5 Das Rohr schwankt nicht, wenn es nicht angeweht wird.
6 Das Rohr verdient gemäht zu werden, das den Sumpf verlacht, in dem es wurzelt.
7 Der in rören sitzt, schneidt jm selbs pfeiffen wie er will. – Franck, I, 86b.
8 Durch ein dünnes Rohr kommt wenig Rauch.
Holl.: Door eene dunne pijp komt weinig rook. (Harrebomée, II, 183b.)
9 Ein Rohr, das Gott erhalten will, darf der Wind wol biegen, aber nicht zerbrechen.
10 Im Rôr is god Pipen sniden. – Dāhnert, 349b.
11 Kleide ein Rohr, so stellt es eine Dame vor.
S. Besen 13, wo „es scheint“ statt „erscheint“ heissen soll.
12 Man kann nicht aus jedem Rohr Pfeifen schnitzen.
„Man kann nicht allemal vom Rohre Pfeiffen schneiden.“ (Keller, 175b.)
Frz.: Tout bois n'est pas bon à faire flèche. (Starschedel, 50.)
13 Man mäht das Rohr wie es im Ried steht.
14 Was zum Rohr gewachsen ist, taugt nicht zu einem Ruder.
15 Wenn das Rohr fliesst, muss man die Kanne unterhalten.
Die Russen: Es hilft nicht, wenn's nur aus der Röhre fliesst, es muss auch ein Fass da sein. (Altmann VI, 391.)
16 Wer auf schwachem Rohr will stehen, dess Anschlag wird auf Krebsen gehen.
17 Wer im Rohr sitzt, hat gut Pfeifen schneiden. – Simrock, 8490; Birlinger, 416; Masson, 156; Dove, 126.
Holl.: Die in het riet zit, heeft goed pijpen maken. (Harrebomée, II, 219b.)
18 Wer im Rohr sitzt, steckt andere in den Sack. – Simrock, 8491.
19 Wer in dem ror sitzt, der snytzet pfeuffen wye er wil. – Hofmann, 27, 7; Franck, III, 109a.
„Wenn ich mir abzuschneiden vergiss ein eigen Pfeiff, die weil ich söss im röricht hin, so wer ich wol ein Narr vnd aller Thorheit voll.“
20 Wer inn den rören sitzt, der mag jm pfeiffen schneiden, wo er will. – Tappius, 142a u. 192a; Eyering, I, 483; Gruter, I, 80; Petri, II, 722; Lehmann, 561, 50; Latendorf II, 30; Blum, 314; Pistor., VII, 73; Eiselein, 520; Gaal, 1044; Sailer, 178; Mayer, I, 188; Simrock, 8490; Körte, 5087; Meinau, 139; Ramann, Unterr., V, 8; für Waldeck: Curtze, 356, 533.
Böhm.: Snadno sedè ve třtí píst'alky dĕlati, a sobĕ pískati. (Čelakovský, 165.)
Engl.: Make hay, while the sun shines.
Frz.: A beau gagner a qui la fortune rit.
It.: Chi hà la mestola in mano, fa le minestre a suo modo.
Lat.: Copia cui piperis hic vescitur ipse polentis. (Sutor, 649.) – Figulus ollis ansas ponit. (Tappius, 142a.)
21 Wer sich an ein Rohr lehnt, der fällt zu Boden. – Lehmann, 945, 58.
22 Wer sich stützet auf ein Rohr, der ist wol ein grosser Thor.
23 Wer wil ein schwaches Rohr zum Stab gebrauchen, der kan nicht lange stehen. – Petri, II, 779.
24 Zwey Rohr, die man wol spannen kan, macht einen guten Braunschweigischen Hoffmann. – Henisch, 485, 52.
*25 Das Rohr anlegen.
Holl.: Leg uw roer aan. (Harrebomée, II, 225a.)
26 Das Rohr (Gewehr) ist geladen.
Ich bin zum Kampf, zur Abwehr bereit.
Holl.: Het roer is geladen. (Harrebomée, II, 225a.)
27 Der weiss sich aus jedem Rohr eine Pfeife zu schneiden.
28 Dürres Rohr und macht mit dem Feuer Freundschaft. – Burckhardt, 226.
Vom Schwachen, dem ein Unglück droht, und sich demselben noch unvorsichtig blosgibt.
*29 Er hat im Rohr gesessen, ohne sich Pfeifen zu schneiden.
„Wir seind solch Narren gewesen, vnd sein selbst in den Rorn gesessen vnd haben vns kein Pfeiffen geschnitten.“ (Ayrer, II, 1191, 29.)
*30 Er ist ein Rohr, das der Wind hin- und herbewegt.
Von einem schwachen und unbeständigen Menschen. Das Schilfrohr war stets ein Sinnbild der Charakterschwäche.
Lat.: Animo nunc huc, nunc fluctuat illuc. (Faselius, 16; Binder II, 176.) – Scopae dissolutae. (Cicero.) (Philippi, II, 170.)
*31 Er steuert ins Rohr (Schilf).
Verwaltet seine Sachen so schlecht, wie ein Schiffer, der sein Fahrzeug nicht aus dem Schilf zu halten weiss.
*32 Etwas auf dem Rohr haben. – Lohrengel, II, 280.
Wie ein Jäger, der ein Wild auf dem Zielkorn seines Schiessrohrs hat.
*33 Im Rohre sitzen und jhme (sich) ein Pfeifen schneiden. – Mathesy, 129b.
Gute Gelegenheit haben, sich Vortheil zu schaffen.
*34 Sich auf ein (dürres, schwaches) Rohr stützen. – Eiselein, 530; Tendlau, 231.
Von denen, die sich auf schwache Hülfe verlassen.
Lat.: Arundineo inniti baculo. (Eiselein, 530.) – Baculus arundineus. (Bovill, I, 84.) – In caducum inclinare parietem. (Binder II, 1407; Faselius, 112; Wiegand, 887; Seybold, 234.) – Scipione arundineo niti. (Seybold, 543.)
*35 Sich das Rohr durch die Hand stossen.
Von einem Faulenzer.
Rohrdommel.
Die Rohrtummel drummet nit ehe, sie habe denn faule Enteneyer gefressen. – Oec. rur.
Sie kommt nach der wilden Ente im Frühjahr angezogen.
Röhre.
1 Alte Röhren tropfen gern. – Eiselein, 530; Simrock, 8493; Körte, 5088; Sailer, 139.
2 Aus zwei Röhren quillt mehr Wasser als aus einer.
Von mehrern gleich ergiebigen Erwerbsquellen. Eine gute ist dann freilich besser, als zwei oder zehn schlechte.
3 Durch eine kleine Röhre fällt Haus und Hof.
*4 Alle sieben Röhren afreisse. (Oberösterreich.)
Alle Körperöffnungen aufreissen. Von solchen, welche beim Gähnen den Mund sehr weit öffnen.
*5 Es werden Röhren gelegt.
In Nordamerika von Wahlbetrügereien (Pipe laying). Die Entstehung dieser Redensart ist folgende: Um das Jahre 1840 wurden die Whigs in Neuyork beschuldigt, eine Menge von Leuten aus Philadelphia veranlasst zu haben, nach Neuyork zu kommen, um dort für die Whigs Stimmen abzugeben. Der Agent, dem die Besorgung aufgetragen war, sprach in seinen Briefen immer nur von so und so viel Yards Röhren (so and so many yards of pipe), weil damals gerade die Röhren für die Crotonwasserleitung gelegt wurden. (Vgl. K. Andree, Geogr. Wanderungen, Dresden 1859, I, 172.)
*6 In die Röhre kieken (gucken). – Bresl. Zeitung, 1865, Nr. 45, S. 246.
In Berlin, um ein völliges Leerausgaben bei einer Sache zu bezeichnen.
*7 Man sollte ihm die Röhre ins Maul richten. – Eiselein, 530; Simrock, 8494.
Rohren.
1 Nu rôr (heule, schreie), segt Casbôm, dat Hûs ist verköft. (Mecklenburg.)
*2 Rohren (weinen) as en Roggenwulf. – Fr. Reuter, Schurr-Murr, 281.
Ueber Roggenwolf (vgl. Mannhard, Roggenwolf und Roggenhund.)
Röhren.
De dat röhrt, de röhrt en vul Nest. – Eichwald, 1402.
Rohrfeuer.
Rohrfeuer verlischt schnell. – Burckhardt, 687.
Das Feuer der Leidenschaften charakterloser Menschen ist bald verraucht.
Röhricht.
*1 Im Rörich sitzen vnd Pfeiffen schneiden. – Nigrinus, 254.
*2 Im Röhricht sitzen.
Volle Gelegenheit haben, sich Nutzen zu schaffen.
Röhrje.
*1 Dat di de Röhrje! – Eichwald, 1601.
*2 De Röhrje sla mi. – Eichwald, 1601.
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