Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 3 Dem wird in Rom eine Feige gewiesen (wird verhöhnt), der nicht nimmt, was ihm gegeben wird. 4 Der Weg nach Rom führt über Herrnhut. Seit Einführung der Eisenbahnen in Deutschland kann man auch über Berlin reisen. Man will mit der Redensart sagen, dass die orthodoxe, buchstabengläubige Richtung in der evangelischen Kirche ins Papstthum zurückführe. Holl.: De weg naar Rome gaat over Herrnhut. (Harrebomee, I, 506.) 5 Ehe man nach Rom um Ablass läuft, hat man das Fleisch auf dem Markte gekauft. 6 Es ging gen Rom ein Bidermann vnd kam herwider ein Nequam. - Petri, II, 249; Simrock, 8512. "Gang geen Rom, Frummer man, kum herwider nequam." (Ulensp. Historie, 34.) "Gha hen na Rome ein froem man, und kum ein nequam wedder van dan." (Reineke, CX.) Frz.: Tel vient de Rome, qui ne vaut pas mieux qu'en y allant. (Cahier, 1575.) 7 Es ist mancher in Rom gewesen und hat den Papst nicht gesehen. Schwed.: Han haar fulle warit i Rom, man intet sedt Päfwen. (Törning, 55.) 8 Es kan keiner zu Rom sterben, er komme denn erst dahin. - Petri, II, 280; Henisch, 921, 66. 9 Es kann nicht jeder nach Rom gehen. Holl.: Niet ieder mag naar Rome gaan. (Harrebomee, II, 228a.) 10 Es können nicht alle nach Rom und den Papst sehen. - Eiselein, 531; Simrock, 8500. Aehnlich bei H. Bebelii, Proverbia; Lappenberg, 249. Rom galt länger als ein Jahrtausend als Mittelpunkt des kirchlichen Lebens der Christen und ist es seit der Kirchentrennung für die Katholiken noch bisjetzt. Es ist für sie, was Jerusalem für die Juden, Mekka für die Mohammedaner, Shassa für die Bhuddisten, Benares für die Hindus. 11 Hüte dich vor Rom, willst du bleiben fromm. - Handschrift aus dem 16. Jahrhundert; Eiselein, 531; Simrock, 8508; Körte2, 6377. Mhd.: Swer Romer site rehte ersiht, der bezzert seinen glouben niht. (Freidank.) (Zingerle, 122.) 12 Ich habe nichts in Rom verloren. - Reineke. 13 In Rom ist alles für Geld feil. - Eiselein, 531; Simrock, 8505. "Ein Papist fragte einen Reformirten von Amsterdam, welches die grösste Kauff- und Handelsstadt were; der antwortet Rom; denn daselbst kauffe man nicht allein Vergebung der Sünde, sondern den Himmel gar." (Wirth, I, 616.) Lat.: Romae omnia sunt venalia. (Eiselein, 531.) 14 In Rom ist nicht gut wohnen, wenn man Streit hat mit dem Papst. - W. Scott, Karl der Kühne. Victor Emanuel hat dessenungeachtet 1871 in den sauern Apfel beissen müssen. 15 In Rom kann man mit einer Zipfelmütze bis an die Hölle graben. - Simrock, 8503; Körte, 5094; Körte2, 6380. Es muss etwas Wahres an dem Satze sein, dass der Aufenthalt in heiligen Städten die Menschen schlecht macht, denn die Bemerkung haben die Christen an Rom, die Mohammedaner an Mekka gemacht. Th. Mundt (Ital. Zustände, Berlin 1859) sagt: "Das ganze Leben in Rom ist nur Schein und Heuchelei, die von oben bis unten durch alle Volksklassen gehen und nur allein im Stande (gewesen) sind, den (inzwischen zusammengebrochenen) Kirchenstaat (bis dahin) aufrecht zu erhalten. Die Heuchelei ist die einzige Grundlage, auf welcher die päpstliche Verwaltung steht." 16 In Rom lässt man das eine und andere Gebot unter die zehn eingehen, wie eine faule Birne unter viele Aepfel. - Klosterspiegel, 25, 40. 17 In Rom mag man thun, was man will, nur fromm sein nützt da nicht viel. - Reichenberger Zeitung, 1871, Nr. 143. "Das diebische und mörderische Gesindel in Trastevere und im Quartier de Monti (in Rom)", sagt Th. Mundt a. a. O., "ist am meisten fromm und kirchlich. Diese treuesten und gehorsamsten Zöglinge der Priester sind eine bei weitem schlimmere und gefährlichere Volksmasse, als sie in den schmuzigsten Abgründen von Paris und London zu finden ist. Diese Leute, fast alle Verbrecher von Profession, werfen sich sanft und fromm wie ein Lamm vor je'em Madonnenbilde nieder und küssen jedem Priester seine Gewänder. Sie verzehren regelmässig am Freitage nur Fastenspeise, wenn sie auch [Spaltenumbruch] die übrigen Tage in Völlerei und Trunkenheit verbringen." "Die Frömmigkeit in Rom kann sogar mit dem Banditenhandwerk vollkommen bestehen, denn selbst die Mörder sind fromm und verabsäumen den Dienst der Kirche und der Sakramente niemals." 18 In Rom soll man vier F vermeiden: famina, frigus, fructus et femur (femur pro venere aut copula carnali), d. i. Hunger, Kälte, Früchte und Frauen. - Hesekiel, 35. 19 Ist doch Rum och nich in ey Tag gebaut. - Robinson, 295. 20 Ist man zu Rom, so sol man sich der Römer Religion gebrauchen; ist man zu Wittenberg, so soll man lutherisch seyn. - Sarcerius, 89. Man soll sich nach der Landessitte richten; vielleicht auch: Man soll mit den Wölfen heulen oder den Mantel nach dem Winde hängen. Si fueris Romae, Romano vivito more. (Philippi, II, 184.) 21 Je näher Rom, je bösser christen. - Fischart, Bewärung und Erklärung des Sprichworts: Die Gelehrten die Verkehrten; Franck, I, 78a; Henisch, 601, 67; Gruter, I, 50; Waldis, IV, 24, 92; Luther, 383; Blum, 84; Petri, II, 395; Eiselein, 531; Simrock, 8509; Körte, 5091. So sagt der Katholik im Sprichwort. "Je näher Rom, je ärger Christen, sagen selber die Papisten." Der protestantische Brite sagt sehr ähnlich: "Je näher der Kirche, je ferner von Gott." "Je näher Rom, je böser Christ. Je näher Mecca, je böser Alcoran ist." (Breüning, Orient-Reyss, S. 174.) "Je näher Rom, je ärger Christ, wie man pfleget zu sagen." (Theatrum Diabolorum, 220b.) Seune in seinem Spaziergang nach Syrakus: "Je näher man Rom kommt, desto deutlicher spürt man die Folgen des päpstlichen Segens, die durchaus wie Fluch aussehen." So war es im vorigen Jahrhundert. Im Jahre 1863 hat Jouris, ein italienischer Schriftsteller, eine Statistik der Geburten, Sterbefälle und Mordthaten aufgestellt. Zahlen haben keine Confession und sind nicht fanatisch. Nach diesen Zahlen kommen in England auf 75000 eheliche 3200 uneheliche Geburten, in Rom auf 1215 eheliche 3160 uneheliche. In England kommt auf 178000 Einwohner, in den gegenwärtigen päpstlichen Staaten auf 750 Einwohner eine Mordthat. Nach Dreydorff (Die Jesuiten im deutschen Reich, Leipzig 1871) kommen auf 100 eheliche Geburten aussereheliche in London 4, in Leipzig 20, in Paris 48, in München 91, in Wien 118, in Rom 243; kommt in England eine Mordthat auf je 178000, in Holland auf 163000, in dem ein Drittel katholischer Preussen auf 100000, in Oesterreich auf 75000, in Spanien auf 4113, in Neapel auf 2750, in Rom auf 750 Einwohner. Dän.: Jo naermer kirken, jo laengere fra Gud. - Jo naermer Rom, jo slemmere Christen. (Prov. dan., 424.) Holl.: Hoe digter by Rome, hoe verder van de kerk. - Hoe nader bij Rome, hoe verder van de kerk. - Hoe nader men bij Rome is, hoe minder houdt men van de mis. ( Harrebomee, II, 227b.) Lat.: Proximus ecclesiae semper solet ultimus esse. (Seybold, 462; Chaos, 94.) - Quo Romae propiores, sunt Christiani tepidiores. - Vita peiores sunt, qui Papae propiores. (Zinkgref, IV, 250.) 22 Je näher Rom, je näher der Hölle. - Reichenberger Zeitung, 1871, Nr. 143. 23 Je neher Rom, je erger Schalck. - Latendorf, II, 19; Petri, II, 395; Lehmann, II, 276, 14; Henisch, 601, 67; Schaltjahr, III, 487. 24 Je nöjer bie Rom, desto schlechter der Krest. (Siegen.) - Firmenich, I, 520, 20. 25 Je weiter von Rom, je näher bei Gott. Holl.: Hoe verder van Rome, hoe nader bij God. (Harrebomee, II, 227b; Bohn I, 328.) 26 Jetzt dient Rom dem Knecht der Knechte; einst dienten ihm Herren und ihre Geschlechte. Lat.: Servierant tibi, Roma, prius domini dominorum; servorum servi nunc tibi sunt domini. (Zinkgref, IV, 286.) 27 Lauffstu nacher Rom, wirstu drumb nicht frömmer. - Lehmann, II, 377, 17. 28 Man kann nicht zugleich in (nach) Rom und Paris sein (gehen). - Harrebomee, II, 228a. Holl.: Rome en Parijs niet te gelijk. (Harrebomee, II, 228a.) 29 Man sagt vil von Rom, das (nicht) war ist. - Lehmann, 300, 10; Lehmann, II, 403, 43; Simrock, 8505. Nur nicht viel Gutes. Zur Charakterisirung Roms siehe die betreffenden Sprichwörter unter Ding 654 u. a. 30 Man sihet zu Rom ein Schaf nicht an, wanns nicht viel Wollen geben kan. - Henisch, 1383, 34. 31 Me list z' Rom all Tag e Mess, dass der Grass den Chli nit fress. (Luzern.) - Schweiz, II, 243, 48.
[Spaltenumbruch] 3 Dem wird in Rom eine Feige gewiesen (wird verhöhnt), der nicht nimmt, was ihm gegeben wird. 4 Der Weg nach Rom führt über Herrnhut. Seit Einführung der Eisenbahnen in Deutschland kann man auch über Berlin reisen. Man will mit der Redensart sagen, dass die orthodoxe, buchstabengläubige Richtung in der evangelischen Kirche ins Papstthum zurückführe. Holl.: De weg naar Rome gaat over Herrnhut. (Harrebomée, I, 506.) 5 Ehe man nach Rom um Ablass läuft, hat man das Fleisch auf dem Markte gekauft. 6 Es ging gen Rom ein Bidermann vnd kam herwider ein Nequam. – Petri, II, 249; Simrock, 8512. „Gang geen Rom, Frummer man, kum herwider nequam.“ (Ulensp. Historie, 34.) „Gha hen na Rome ein froem mān, und kum ein nequam wedder van dan.“ (Reineke, CX.) Frz.: Tel vient de Rome, qui ne vaut pas mieux qu'en y allant. (Cahier, 1575.) 7 Es ist mancher in Rom gewesen und hat den Papst nicht gesehen. Schwed.: Han haar fulle warit i Rom, man intet sedt Päfwen. (Törning, 55.) 8 Es kan keiner zu Rom sterben, er komme denn erst dahin. – Petri, II, 280; Henisch, 921, 66. 9 Es kann nicht jeder nach Rom gehen. Holl.: Niet ieder mag naar Rome gaan. (Harrebomée, II, 228a.) 10 Es können nicht alle nach Rom und den Papst sehen. – Eiselein, 531; Simrock, 8500. Aehnlich bei H. Bebelii, Proverbia; Lappenberg, 249. Rom galt länger als ein Jahrtausend als Mittelpunkt des kirchlichen Lebens der Christen und ist es seit der Kirchentrennung für die Katholiken noch bisjetzt. Es ist für sie, was Jerusalem für die Juden, Mekka für die Mohammedaner, Shassa für die Bhuddisten, Benares für die Hindus. 11 Hüte dich vor Rom, willst du bleiben fromm. – Handschrift aus dem 16. Jahrhundert; Eiselein, 531; Simrock, 8508; Körte2, 6377. Mhd.: Swer Rômer site rehte ersiht, der bezzert sînen glouben niht. (Freidank.) (Zingerle, 122.) 12 Ich habe nichts in Rom verloren. – Reineke. 13 In Rom ist alles für Geld feil. – Eiselein, 531; Simrock, 8505. „Ein Papist fragte einen Reformirten von Amsterdam, welches die grösste Kauff- und Handelsstadt were; der antwortet Rom; denn daselbst kauffe man nicht allein Vergebung der Sünde, sondern den Himmel gar.“ (Wirth, I, 616.) Lat.: Romae omnia sunt venalia. (Eiselein, 531.) 14 In Rom ist nicht gut wohnen, wenn man Streit hat mit dem Papst. – W. Scott, Karl der Kühne. Victor Emanuel hat dessenungeachtet 1871 in den sauern Apfel beissen müssen. 15 In Rom kann man mit einer Zipfelmütze bis an die Hölle graben. – Simrock, 8503; Körte, 5094; Körte2, 6380. Es muss etwas Wahres an dem Satze sein, dass der Aufenthalt in heiligen Städten die Menschen schlecht macht, denn die Bemerkung haben die Christen an Rom, die Mohammedaner an Mekka gemacht. Th. Mundt (Ital. Zustände, Berlin 1859) sagt: „Das ganze Leben in Rom ist nur Schein und Heuchelei, die von oben bis unten durch alle Volksklassen gehen und nur allein im Stande (gewesen) sind, den (inzwischen zusammengebrochenen) Kirchenstaat (bis dahin) aufrecht zu erhalten. Die Heuchelei ist die einzige Grundlage, auf welcher die päpstliche Verwaltung steht.“ 16 In Rom lässt man das eine und andere Gebot unter die zehn eingehen, wie eine faule Birne unter viele Aepfel. – Klosterspiegel, 25, 40. 17 In Rom mag man thun, was man will, nur fromm sein nützt da nicht viel. – Reichenberger Zeitung, 1871, Nr. 143. „Das diebische und mörderische Gesindel in Trastevere und im Quartier de Monti (in Rom)“, sagt Th. Mundt a. a. O., „ist am meisten fromm und kirchlich. Diese treuesten und gehorsamsten Zöglinge der Priester sind eine bei weitem schlimmere und gefährlichere Volksmasse, als sie in den schmuzigsten Abgründen von Paris und London zu finden ist. Diese Leute, fast alle Verbrecher von Profession, werfen sich sanft und fromm wie ein Lamm vor je'em Madonnenbilde nieder und küssen jedem Priester seine Gewänder. Sie verzehren regelmässig am Freitage nur Fastenspeise, wenn sie auch [Spaltenumbruch] die übrigen Tage in Völlerei und Trunkenheit verbringen.“ „Die Frömmigkeit in Rom kann sogar mit dem Banditenhandwerk vollkommen bestehen, denn selbst die Mörder sind fromm und verabsäumen den Dienst der Kirche und der Sakramente niemals.“ 18 In Rom soll man vier F vermeiden: famina, frigus, fructus et femur (femur pro venere aut copula carnali), d. i. Hunger, Kälte, Früchte und Frauen. – Hesekiel, 35. 19 Ist doch Rum och nich in ey Tag gebaut. – Robinson, 295. 20 Ist man zu Rom, so sol man sich der Römer Religion gebrauchen; ist man zu Wittenberg, so soll man lutherisch seyn. – Sarcerius, 89. Man soll sich nach der Landessitte richten; vielleicht auch: Man soll mit den Wölfen heulen oder den Mantel nach dem Winde hängen. 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Im Jahre 1863 hat Jouris, ein italienischer Schriftsteller, eine Statistik der Geburten, Sterbefälle und Mordthaten aufgestellt. Zahlen haben keine Confession und sind nicht fanatisch. Nach diesen Zahlen kommen in England auf 75000 eheliche 3200 uneheliche Geburten, in Rom auf 1215 eheliche 3160 uneheliche. In England kommt auf 178000 Einwohner, in den gegenwärtigen päpstlichen Staaten auf 750 Einwohner eine Mordthat. Nach Dreydorff (Die Jesuiten im deutschen Reich, Leipzig 1871) kommen auf 100 eheliche Geburten aussereheliche in London 4, in Leipzig 20, in Paris 48, in München 91, in Wien 118, in Rom 243; kommt in England eine Mordthat auf je 178000, in Holland auf 163000, in dem ein Drittel katholischer Preussen auf 100000, in Oesterreich auf 75000, in Spanien auf 4113, in Neapel auf 2750, in Rom auf 750 Einwohner. Dän.: Jo nærmer kirken, jo længere fra Gud. – Jo nærmer Rom, jo slemmere Christen. (Prov. dan., 424.) Holl.: Hoe digter by Rome, hoe verder van de kerk. – Hoe nader bij Rome, hoe verder van de kerk. – Hoe nader men bij Rome is, hoe minder houdt men van de mis. ( Harrebomée, II, 227b.) Lat.: Proximus ecclesiae semper solet ultimus esse. (Seybold, 462; Chaos, 94.) – Quo Romae propiores, sunt Christiani tepidiores. – Vita peiores sunt, qui Papae propiores. (Zinkgref, IV, 250.) 22 Je näher Rom, je näher der Hölle. – Reichenberger Zeitung, 1871, Nr. 143. 23 Je neher Rom, je erger Schalck. – Latendorf, II, 19; Petri, II, 395; Lehmann, II, 276, 14; Henisch, 601, 67; Schaltjahr, III, 487. 24 Je nöjer bie Rom, desto schlechter der Krest. (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 20. 25 Je weiter von Rom, je näher bei Gott. Holl.: Hoe verder van Rome, hoe nader bij God. (Harrebomée, II, 227b; Bohn I, 328.) 26 Jetzt dient Rom dem Knecht der Knechte; einst dienten ihm Herren und ihre Geschlechte. Lat.: Servierant tibi, Roma, prius domini dominorum; servorum servi nunc tibi sunt domini. 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3 Dem wird in Rom eine Feige gewiesen (wird verhöhnt), der nicht nimmt, was ihm gegeben wird.
4 Der Weg nach Rom führt über Herrnhut.
Seit Einführung der Eisenbahnen in Deutschland kann man auch über Berlin reisen. Man will mit der Redensart sagen, dass die orthodoxe, buchstabengläubige Richtung in der evangelischen Kirche ins Papstthum zurückführe.
Holl.: De weg naar Rome gaat over Herrnhut. (Harrebomée, I, 506.)
5 Ehe man nach Rom um Ablass läuft, hat man das Fleisch auf dem Markte gekauft.
6 Es ging gen Rom ein Bidermann vnd kam herwider ein Nequam. – Petri, II, 249; Simrock, 8512.
„Gang geen Rom, Frummer man, kum herwider nequam.“ (Ulensp. Historie, 34.) „Gha hen na Rome ein froem mān, und kum ein nequam wedder van dan.“ (Reineke, CX.)
Frz.: Tel vient de Rome, qui ne vaut pas mieux qu'en y allant. (Cahier, 1575.)
7 Es ist mancher in Rom gewesen und hat den Papst nicht gesehen.
Schwed.: Han haar fulle warit i Rom, man intet sedt Päfwen. (Törning, 55.)
8 Es kan keiner zu Rom sterben, er komme denn erst dahin. – Petri, II, 280; Henisch, 921, 66.
9 Es kann nicht jeder nach Rom gehen.
Holl.: Niet ieder mag naar Rome gaan. (Harrebomée, II, 228a.)
10 Es können nicht alle nach Rom und den Papst sehen. – Eiselein, 531; Simrock, 8500.
Aehnlich bei H. Bebelii, Proverbia; Lappenberg, 249. Rom galt länger als ein Jahrtausend als Mittelpunkt des kirchlichen Lebens der Christen und ist es seit der Kirchentrennung für die Katholiken noch bisjetzt. Es ist für sie, was Jerusalem für die Juden, Mekka für die Mohammedaner, Shassa für die Bhuddisten, Benares für die Hindus.
11 Hüte dich vor Rom, willst du bleiben fromm. – Handschrift aus dem 16. Jahrhundert; Eiselein, 531; Simrock, 8508; Körte2, 6377.
Mhd.: Swer Rômer site rehte ersiht, der bezzert sînen glouben niht. (Freidank.) (Zingerle, 122.)
12 Ich habe nichts in Rom verloren. – Reineke.
13 In Rom ist alles für Geld feil. – Eiselein, 531; Simrock, 8505.
„Ein Papist fragte einen Reformirten von Amsterdam, welches die grösste Kauff- und Handelsstadt were; der antwortet Rom; denn daselbst kauffe man nicht allein Vergebung der Sünde, sondern den Himmel gar.“ (Wirth, I, 616.)
Lat.: Romae omnia sunt venalia. (Eiselein, 531.)
14 In Rom ist nicht gut wohnen, wenn man Streit hat mit dem Papst. – W. Scott, Karl der Kühne.
Victor Emanuel hat dessenungeachtet 1871 in den sauern Apfel beissen müssen.
15 In Rom kann man mit einer Zipfelmütze bis an die Hölle graben. – Simrock, 8503; Körte, 5094; Körte2, 6380.
Es muss etwas Wahres an dem Satze sein, dass der Aufenthalt in heiligen Städten die Menschen schlecht macht, denn die Bemerkung haben die Christen an Rom, die Mohammedaner an Mekka gemacht. Th. Mundt (Ital. Zustände, Berlin 1859) sagt: „Das ganze Leben in Rom ist nur Schein und Heuchelei, die von oben bis unten durch alle Volksklassen gehen und nur allein im Stande (gewesen) sind, den (inzwischen zusammengebrochenen) Kirchenstaat (bis dahin) aufrecht zu erhalten. Die Heuchelei ist die einzige Grundlage, auf welcher die päpstliche Verwaltung steht.“
16 In Rom lässt man das eine und andere Gebot unter die zehn eingehen, wie eine faule Birne unter viele Aepfel. – Klosterspiegel, 25, 40.
17 In Rom mag man thun, was man will, nur fromm sein nützt da nicht viel. – Reichenberger Zeitung, 1871, Nr. 143.
„Das diebische und mörderische Gesindel in Trastevere und im Quartier de Monti (in Rom)“, sagt Th. Mundt a. a. O., „ist am meisten fromm und kirchlich. Diese treuesten und gehorsamsten Zöglinge der Priester sind eine bei weitem schlimmere und gefährlichere Volksmasse, als sie in den schmuzigsten Abgründen von Paris und London zu finden ist. Diese Leute, fast alle Verbrecher von Profession, werfen sich sanft und fromm wie ein Lamm vor je'em Madonnenbilde nieder und küssen jedem Priester seine Gewänder. Sie verzehren regelmässig am Freitage nur Fastenspeise, wenn sie auch
die übrigen Tage in Völlerei und Trunkenheit verbringen.“ „Die Frömmigkeit in Rom kann sogar mit dem Banditenhandwerk vollkommen bestehen, denn selbst die Mörder sind fromm und verabsäumen den Dienst der Kirche und der Sakramente niemals.“
18 In Rom soll man vier F vermeiden: famina, frigus, fructus et femur (femur pro venere aut copula carnali), d. i. Hunger, Kälte, Früchte und Frauen. – Hesekiel, 35.
19 Ist doch Rum och nich in ey Tag gebaut. – Robinson, 295.
20 Ist man zu Rom, so sol man sich der Römer Religion gebrauchen; ist man zu Wittenberg, so soll man lutherisch seyn. – Sarcerius, 89.
Man soll sich nach der Landessitte richten; vielleicht auch: Man soll mit den Wölfen heulen oder den Mantel nach dem Winde hängen. Si fueris Romae, Romano vivito more. (Philippi, II, 184.)
21 Je näher Rom, je bösser christen. – Fischart, Bewärung und Erklärung des Sprichworts: Die Gelehrten die Verkehrten; Franck, I, 78a; Henisch, 601, 67; Gruter, I, 50; Waldis, IV, 24, 92; Luther, 383; Blum, 84; Petri, II, 395; Eiselein, 531; Simrock, 8509; Körte, 5091.
So sagt der Katholik im Sprichwort. „Je näher Rom, je ärger Christen, sagen selber die Papisten.“ Der protestantische Brite sagt sehr ähnlich: „Je näher der Kirche, je ferner von Gott.“ „Je näher Rom, je böser Christ. Je näher Mecca, je böser Alcoran ist.“ (Breüning, Orient-Reyss, S. 174.) „Je näher Rom, je ärger Christ, wie man pfleget zu sagen.“ (Theatrum Diabolorum, 220b.) Seune in seinem Spaziergang nach Syrakus: „Je näher man Rom kommt, desto deutlicher spürt man die Folgen des päpstlichen Segens, die durchaus wie Fluch aussehen.“ So war es im vorigen Jahrhundert. Im Jahre 1863 hat Jouris, ein italienischer Schriftsteller, eine Statistik der Geburten, Sterbefälle und Mordthaten aufgestellt. Zahlen haben keine Confession und sind nicht fanatisch. Nach diesen Zahlen kommen in England auf 75000 eheliche 3200 uneheliche Geburten, in Rom auf 1215 eheliche 3160 uneheliche. In England kommt auf 178000 Einwohner, in den gegenwärtigen päpstlichen Staaten auf 750 Einwohner eine Mordthat. Nach Dreydorff (Die Jesuiten im deutschen Reich, Leipzig 1871) kommen auf 100 eheliche Geburten aussereheliche in London 4, in Leipzig 20, in Paris 48, in München 91, in Wien 118, in Rom 243; kommt in England eine Mordthat auf je 178000, in Holland auf 163000, in dem ein Drittel katholischer Preussen auf 100000, in Oesterreich auf 75000, in Spanien auf 4113, in Neapel auf 2750, in Rom auf 750 Einwohner.
Dän.: Jo nærmer kirken, jo længere fra Gud. – Jo nærmer Rom, jo slemmere Christen. (Prov. dan., 424.)
Holl.: Hoe digter by Rome, hoe verder van de kerk. – Hoe nader bij Rome, hoe verder van de kerk. – Hoe nader men bij Rome is, hoe minder houdt men van de mis. ( Harrebomée, II, 227b.)
Lat.: Proximus ecclesiae semper solet ultimus esse. (Seybold, 462; Chaos, 94.) – Quo Romae propiores, sunt Christiani tepidiores. – Vita peiores sunt, qui Papae propiores. (Zinkgref, IV, 250.)
22 Je näher Rom, je näher der Hölle. – Reichenberger Zeitung, 1871, Nr. 143.
23 Je neher Rom, je erger Schalck. – Latendorf, II, 19; Petri, II, 395; Lehmann, II, 276, 14; Henisch, 601, 67; Schaltjahr, III, 487.
24 Je nöjer bie Rom, desto schlechter der Krest. (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 20.
25 Je weiter von Rom, je näher bei Gott.
Holl.: Hoe verder van Rome, hoe nader bij God. (Harrebomée, II, 227b; Bohn I, 328.)
26 Jetzt dient Rom dem Knecht der Knechte; einst dienten ihm Herren und ihre Geschlechte.
Lat.: Servierant tibi, Roma, prius domini dominorum; servorum servi nunc tibi sunt domini. (Zinkgref, IV, 286.)
27 Lauffstu nacher Rom, wirstu drumb nicht frömmer. – Lehmann, II, 377, 17.
28 Man kann nicht zugleich in (nach) Rom und Paris sein (gehen). – Harrebomée, II, 228a.
Holl.: Rome en Parijs niet te gelijk. (Harrebomée, II, 228a.)
29 Man sagt vil von Rom, das (nicht) war ist. – Lehmann, 300, 10; Lehmann, II, 403, 43; Simrock, 8505.
Nur nicht viel Gutes. Zur Charakterisirung Roms siehe die betreffenden Sprichwörter unter Ding 654 u. a.
30 Man sihet zu Rom ein Schaf nicht an, wanns nicht viel Wollen geben kan. – Henisch, 1383, 34.
31 Me list z' Rom all Tag e Mess, dass der Grass den Chli nit fress. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 48.
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