Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 32 Nach Rom führen viel Fussstapfen, aber keine zurück. Erklärt sich daraus der Ausspruch: Alle Durchlauchten münden in der Tiber. "Man hat recht gesagt: keiner (der Keyser) hat können von Rom widerkommen." (Cramer, Pomm. Chronik, 13.) 33 Nach Rom führen viel Wege. It.: E' si va per piu strade a Roma. - Sono molte le strade che conducono a Roma. 34 Nach Rom ging weder Mann noch Pferd, sie waren, kamen sie wieder, minder werth. 35 Rom bezwingt alles durch drei Dinge: durch Gewalt, List und verstellte Heiligkeit. Aus Trias romana u. s. w. (S. Ding 654.) Mhd.: Rome ist ein geleite aller trügenheite. Die heiligen sol man suochen da guot bilde suochet anders wa. (Freidank.) (Zingerle, 122.) 36 Rom darf man nur einen Finger bieten, und es nimmt sofort die ganze Hand. - Dove, 745. 37 Rom, das heilige oder die ewige; Genua, das stolze; Florenz, das schöne; Venedig, das reiche. Wie es in den Clauren'schen Romanen nur Alabasterarme, Engelsköpfchen, Rosenlippen, Veilchenaugen u. s. w. gab; wie die homerischen Helden ihre stehenden Bezeichnungen als Städteverwüster, Rossebändiger, Kampfrufer u. s. w. hatten, so führen die italienischen Städte ihre besondern Beinamen. Frz.: Rome la sainte, Bologne la docte, Genes la superbe, Florence la belle, Venise la riche. (Cahier, 1822.) 38 Rom geht über alles. Span.: A Roma por todo. (Don Quixote.) 39 Rom, hüte dich vor dem Hahne, wenn dieser kräht, weint Petrus! Dies Sprichwort wurde durch die Französische Revolution (Gallus) wieder auf eine sehr ernste Art bewahrheitet. Das gewaltige Krähen dieses Hahns hat Rom viel Thränen gekostet. 40 Rom ist das Haupt aller Welt. - Graf, 28, 5. Wie man im Mittelalter annahm, dass alle christlichen Lande von Rechts wegen dem römischen König (s. d. 35) unterthan seien, so betrachtete man den Papst als das Oberhaupt der Welt und versuchte auch sogar die kaiserliche Macht der päpstlichen unterzuordnen. Diese Versuche sind aber nie zu Gesetzeskraft gelangt; alle Rechtsquellen des Mittelalters beweisen das Gegentheil: "Der Kaiser hat die Schwertgewalt von Gott", er konnte sie nie vom Papste erhalten, weil dieser sie nie besessen, keins der Rechtsbücher stellt ihn unter den Papst. Ein Kaiser ist niemand unterthan als Gott und der Gerechtigkeit. Niemand kann sprechen: Ich bin Pfaffe, was geht mich der Kaiser an; denn die Christenheit ist unter des Kaisers Gewalt. (Vgl. Graf, 29 fg.) "Vnd darumb ist auch Rom ein heupt aller welt." (Klingen, 7a.) 41 Rom ist die Garküche für ungare Geister. - Zehner, Pietistin. 42 Rom ist ein böser neuer Essig von gutem, altem Wein. - Einfälle, 400. So pflegte J. C. Scaliger zu sagen, wenn man ihn um seine Meinung von Rom fragte. "J. C. Scaliger sagt von der jetzigen Stadt Rom, dass es ein newer, aber böser essig wär, von einem sehr guten, alten Wein, andeutend, dass die Stadt Rom sehr abgewichen von dem Ruhm, Tugend vnd Frömmigkeit der alten Römer. Novum esse acetum pessimum veteris vini optimi." (Zinkgref, IV, 65; Witzfunken, IVb, 185.) 43 Rom ist ein fruchtbarer Acker, aber voll Vnkraut. - Zinkgref, IV, 191. 44 Rom ist eine fromme Stadt, da heisst's: so viel Klöster, so viel Hurenhäuser. - Klosterspiegel, 57, 2. 45 Rom ist eine heilige Stadt, aber die Römer sind ein schlimmes Volk. 46 Rom ist heilig, aber die Einwohner sind gottloss. - Berckenmeyer, 174. "Rom", sagt Seume, "ist oft die Kloake der Menschheit gewesen, aber vielleicht nie mehr als jetzt (1802 oder überhaupt jetzt?). Es ist keine Ordnung, keine Justiz, keine Polizei, auf dem Lande noch weniger, als in der Stadt; und wenn die Menschheit nicht noch tiefer gesunken ist, als sie wirklich liegt, so kommt es blos daher, weil man das Göttliche in der Natur durch die grösste Unvernunft nicht ausrotten kann." - Ein anderes Sprichwort sagt: Roma la Santa, ma populo cattivo. (Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713; Hesekiel, 35.) Die Neugriechen sagen ähnlich: O Athen, der Städte erste, was für Esel jetzt ernährst du! (Sanders, 231, 132.) 47 Rom ist heilig, aber die Römer sind abscheulich. - Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713. [Spaltenumbruch] 48 Rom ist nur mächtig, wenn die Welt dumm ist. "Die Tage der Geistesknechtschaft sind vorüber. Zwischen den gebrochenen Pfeilern ihres Coliseums sitzt zwar noch die alte Kreuzspinne und spinnt noch immer das alte Gewebe; aber es ist alt und morsch, und es verfangen sich darin nur Schmetterlinge und Fledermäuse, aber nicht mehr die Steinadler des Nordens." (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, II, 9.) 49 Rom liegt in der Mitte der Welt, Pomeisl mitten im Dreck. Pomeisl ist eine kleine böhmische Stadt im saazer Kreise, der es schwer werden möchte, bei ungünstiger Witterung einen Widerspruch gegen die Behauptung des obigen Sprichworts zu begründen. In der Schweiz sagt man ähnlich: Venedig liegt im Wasser und Sempach im Koth. (Kirchhofer, 94.) 50 Rom oder der Tod! Die sprichwörtlich gewordene Losung Jos. Garibaldi's im Kampfe gegen Rom. Zu vier malen ist sie bereits erhoben worden, nämlich 1849, 1860, 1862 und 1866. (Vgl. darüber H. Gelzer, Monatsblatt für innere Zeitgeschichte, 1868, Hft. 3.) 51 Rom schliesst den Himmel nur dem auf, der bezahlen kann. 52 Rom ward ynn einem iar nicht erbawet. - Agricola I, 292; Franck, I, 87b u. 163a; Gruter, I, 63; Eyering, III, 290; Egenolff, 172; Petri, II, 514; Latendorf II, 24; Lehmann, 18, 28; Hollenberg, III, 1; Lehmann, II, 832, 97; Wendvnmuth, VI, 55; Schottel, 1145a; Chaos, 812; Blum, 324; Lang, 74; Eiselein, 531; Siebenkees, 103; Simrock, 8496; Gaal, 1316; Mayer, II, 214; Körte, 5089; Struve, 8; Müller, 21; Lohrengel, I, 570; für Waldeck: Curtze, 336, 273. Dennoch klingt eine Stelle im Plutarch fast so: "An demselben Tage, als Romulus die Stadt erbaute." "Es ward auch Rom gebuwen nicht in einem Tage, als man spricht." (Liedersaal.) " ... Darzu is Rom och nich in em Tage gebaut." (Keller, 163b.) Is doch Rom og nich in am Tage geboot. (Gomolcke, 656.) Im Plattdeutschen: Rom is nich in en Dag boet worn. (Marahrens, 95.) Mhd.: Es ward Rom gestifftet nicht aines tags, als man gicht. (Clara Hätzlerin, Liederbuch, von Haltaus, II, 7, 278; Zingerle, 122.) Engl.: Rome was not built in one day. (Bohn II, 128; Gaal, 1316.) Frz.: Grand bien ne vient pas en peu d'heures. (Bohn II, 128.) - Rome (Paris) ne s'est pas fait en un jour. (Kritzinger, 621b; Bohn I, 55; Lendroy, 708.) Holl.: Gent en Brugge zijn op eenen dag niet gebouwd. - Rome zoo oud, is op een' dag niet gebouwd. (Harrebomee, I, 274; II, 228a.) It.: In un sol giorno non si fece Roma. (Gaal, 1316; Pazzaglia, 150, 5; Bohn II, 104.) Lat.: Alta die solo non est exstructa Corinthus. (Binder I, 322; II, 134; Buchler, 90; Eiselein, 531; Gaal, 1516; Philippi, I, 21; Seybold, 20.) - Roma non fuit una die condita. (Binder II, 2975.) Poln.: Nie od razu Krakow zbudowany. (Lompa, 24; Masson, 119.) Schwed.: Rom blef intet alt bygt uppa en dag. (Grubb, 690.) - Rom byggdes icke pa en dag. (Marin, 23.) Span.: De un solo golpe no se derrueca un roble. - No se gano Zamora en una hora. (Don Quixote.) Ung.: Nem egy nap epült Buda vara. (Gaal, 1316.) 53 Roma heisst der Christenheit Haupt. - Hesekiel, 35. 54 Rome theilet in mannech Land ihr Blei. - Eiselein, 531. Rom versendet sein Blei an den Bullen in viele Länder. 55 Roms Republik hätte sich bis heute erhalten, wenn im Senat Windsheimer gesessen. - Gutzkow, Hohenschwangau, II, 22. 56 Seit Rom den äussern Feind besiegt, hat es im Innern einen schlimmern kriegt. 57 Trüg man jn ghen Rom vnnd setzt jn nur vnsanfft nider, es wer alles verschüt vnd auss. - Franck, II, 118a; Eiselein, 531; Sailer, 164. "Wann einer einen nacher Rom that tragen, und wider heimb, ohn alles Klagen ihn einmal unsanfft nidersetzt, so ist die Wohlthat gantz verletzt." (Zinkgref, IV, 351; Chaos, 331.) Mhd.: Nun seh ich, mancher hab das glück, trüg er seinen feind auff dem rück biss hin gen rom ein weiten gang, so verdient er doch keinen danck, wenn er ihn mit eim wort verletzt odr am thor unsanfft niedersetzt. (Froschm., 204 u. 507.) Böhm.: By jednoho az do Rima nesl, a tam ho neposadil po vuli, vsecko po dekovani sobe zkazil ceovek. (Celakovsky, 51.)
[Spaltenumbruch] 32 Nach Rom führen viel Fussstapfen, aber keine zurück. Erklärt sich daraus der Ausspruch: Alle Durchlauchten münden in der Tiber. „Man hat recht gesagt: keiner (der Keyser) hat können von Rom widerkommen.“ (Cramer, Pomm. Chronik, 13.) 33 Nach Rom führen viel Wege. It.: E' si va per più strade a Roma. – Sono molte le strade che conducono a Roma. 34 Nach Rom ging weder Mann noch Pferd, sie waren, kamen sie wieder, minder werth. 35 Rom bezwingt alles durch drei Dinge: durch Gewalt, List und verstellte Heiligkeit. Aus Trias romana u. s. w. (S. Ding 654.) Mhd.: Rôme ist ein geleite aller trügenheite. Die heiligen sol man suochen dâ guot bilde suochet anders wa. (Freidank.) (Zingerle, 122.) 36 Rom darf man nur einen Finger bieten, und es nimmt sofort die ganze Hand. – Dove, 745. 37 Rom, das heilige oder die ewige; Genua, das stolze; Florenz, das schöne; Venedig, das reiche. Wie es in den Clauren'schen Romanen nur Alabasterarme, Engelsköpfchen, Rosenlippen, Veilchenaugen u. s. w. gab; wie die homerischen Helden ihre stehenden Bezeichnungen als Städteverwüster, Rossebändiger, Kampfrufer u. s. w. hatten, so führen die italienischen Städte ihre besondern Beinamen. Frz.: Rome la sainte, Bologne la docte, Gênes la superbe, Florence la belle, Venise la riche. (Cahier, 1822.) 38 Rom geht über alles. Span.: A Roma por todo. (Don Quixote.) 39 Rom, hüte dich vor dem Hahne, wenn dieser kräht, weint Petrus! Dies Sprichwort wurde durch die Französische Revolution (Gallus) wieder auf eine sehr ernste Art bewahrheitet. Das gewaltige Krähen dieses Hahns hat Rom viel Thränen gekostet. 40 Rom ist das Haupt aller Welt. – Graf, 28, 5. Wie man im Mittelalter annahm, dass alle christlichen Lande von Rechts wegen dem römischen König (s. d. 35) unterthan seien, so betrachtete man den Papst als das Oberhaupt der Welt und versuchte auch sogar die kaiserliche Macht der päpstlichen unterzuordnen. Diese Versuche sind aber nie zu Gesetzeskraft gelangt; alle Rechtsquellen des Mittelalters beweisen das Gegentheil: „Der Kaiser hat die Schwertgewalt von Gott“, er konnte sie nie vom Papste erhalten, weil dieser sie nie besessen, keins der Rechtsbücher stellt ihn unter den Papst. Ein Kaiser ist niemand unterthan als Gott und der Gerechtigkeit. Niemand kann sprechen: Ich bin Pfaffe, was geht mich der Kaiser an; denn die Christenheit ist unter des Kaisers Gewalt. (Vgl. Graf, 29 fg.) „Vnd darumb ist auch Rom ein heupt aller welt.“ (Klingen, 7a.) 41 Rom ist die Garküche für ungare Geister. – Zehner, Pietistin. 42 Rom ist ein böser neuer Essig von gutem, altem Wein. – Einfälle, 400. So pflegte J. C. Scaliger zu sagen, wenn man ihn um seine Meinung von Rom fragte. „J. C. Scaliger sagt von der jetzigen Stadt Rom, dass es ein newer, aber böser essig wär, von einem sehr guten, alten Wein, andeutend, dass die Stadt Rom sehr abgewichen von dem Ruhm, Tugend vnd Frömmigkeit der alten Römer. Novum esse acetum pessimum veteris vini optimi.“ (Zinkgref, IV, 65; Witzfunken, IVb, 185.) 43 Rom ist ein fruchtbarer Acker, aber voll Vnkraut. – Zinkgref, IV, 191. 44 Rom ist eine fromme Stadt, da heisst's: so viel Klöster, so viel Hurenhäuser. – Klosterspiegel, 57, 2. 45 Rom ist eine heilige Stadt, aber die Römer sind ein schlimmes Volk. 46 Rom ist heilig, aber die Einwohner sind gottloss. – Berckenmeyer, 174. „Rom“, sagt Seume, „ist oft die Kloake der Menschheit gewesen, aber vielleicht nie mehr als jetzt (1802 oder überhaupt jetzt?). Es ist keine Ordnung, keine Justiz, keine Polizei, auf dem Lande noch weniger, als in der Stadt; und wenn die Menschheit nicht noch tiefer gesunken ist, als sie wirklich liegt, so kommt es blos daher, weil man das Göttliche in der Natur durch die grösste Unvernunft nicht ausrotten kann.“ – Ein anderes Sprichwort sagt: Roma la Santa, ma populo cattivo. (Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713; Hesekiel, 35.) Die Neugriechen sagen ähnlich: O Athen, der Städte erste, was für Esel jetzt ernährst du! (Sanders, 231, 132.) 47 Rom ist heilig, aber die Römer sind abscheulich. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713. [Spaltenumbruch] 48 Rom ist nur mächtig, wenn die Welt dumm ist. „Die Tage der Geistesknechtschaft sind vorüber. Zwischen den gebrochenen Pfeilern ihres Coliseums sitzt zwar noch die alte Kreuzspinne und spinnt noch immer das alte Gewebe; aber es ist alt und morsch, und es verfangen sich darin nur Schmetterlinge und Fledermäuse, aber nicht mehr die Steinadler des Nordens.“ (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, II, 9.) 49 Rom liegt in der Mitte der Welt, Pomeisl mitten im Dreck. Pomeisl ist eine kleine böhmische Stadt im saazer Kreise, der es schwer werden möchte, bei ungünstiger Witterung einen Widerspruch gegen die Behauptung des obigen Sprichworts zu begründen. In der Schweiz sagt man ähnlich: Venedig liegt im Wasser und Sempach im Koth. (Kirchhofer, 94.) 50 Rom oder der Tod! Die sprichwörtlich gewordene Losung Jos. Garibaldi's im Kampfe gegen Rom. Zu vier malen ist sie bereits erhoben worden, nämlich 1849, 1860, 1862 und 1866. (Vgl. darüber H. 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Mhd.: Nun seh ich, mancher hab das glück, trüg er seinen feind auff dem rück biss hin gen rom ein weiten gang, so verdient er doch keinen danck, wenn er ihn mit eim wort verletzt odr am thor unsanfft niedersetzt. (Froschm., 204 u. 507.) Böhm.: By jednoho až do Řima nesl, a tam ho neposadil po vůli, všecko po dĕkování sobĕ zkazil čeovĕk. (Čelakovský, 51.)
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32 Nach Rom führen viel Fussstapfen, aber keine zurück.
Erklärt sich daraus der Ausspruch: Alle Durchlauchten münden in der Tiber. „Man hat recht gesagt: keiner (der Keyser) hat können von Rom widerkommen.“ (Cramer, Pomm. Chronik, 13.)
33 Nach Rom führen viel Wege.
It.: E' si va per più strade a Roma. – Sono molte le strade che conducono a Roma.
34 Nach Rom ging weder Mann noch Pferd, sie waren, kamen sie wieder, minder werth.
35 Rom bezwingt alles durch drei Dinge: durch Gewalt, List und verstellte Heiligkeit.
Aus Trias romana u. s. w. (S. Ding 654.)
Mhd.: Rôme ist ein geleite aller trügenheite. Die heiligen sol man suochen dâ guot bilde suochet anders wa. (Freidank.) (Zingerle, 122.)
36 Rom darf man nur einen Finger bieten, und es nimmt sofort die ganze Hand. – Dove, 745.
37 Rom, das heilige oder die ewige; Genua, das stolze; Florenz, das schöne; Venedig, das reiche.
Wie es in den Clauren'schen Romanen nur Alabasterarme, Engelsköpfchen, Rosenlippen, Veilchenaugen u. s. w. gab; wie die homerischen Helden ihre stehenden Bezeichnungen als Städteverwüster, Rossebändiger, Kampfrufer u. s. w. hatten, so führen die italienischen Städte ihre besondern Beinamen.
Frz.: Rome la sainte, Bologne la docte, Gênes la superbe, Florence la belle, Venise la riche. (Cahier, 1822.)
38 Rom geht über alles.
Span.: A Roma por todo. (Don Quixote.)
39 Rom, hüte dich vor dem Hahne, wenn dieser kräht, weint Petrus!
Dies Sprichwort wurde durch die Französische Revolution (Gallus) wieder auf eine sehr ernste Art bewahrheitet. Das gewaltige Krähen dieses Hahns hat Rom viel Thränen gekostet.
40 Rom ist das Haupt aller Welt. – Graf, 28, 5.
Wie man im Mittelalter annahm, dass alle christlichen Lande von Rechts wegen dem römischen König (s. d. 35) unterthan seien, so betrachtete man den Papst als das Oberhaupt der Welt und versuchte auch sogar die kaiserliche Macht der päpstlichen unterzuordnen. Diese Versuche sind aber nie zu Gesetzeskraft gelangt; alle Rechtsquellen des Mittelalters beweisen das Gegentheil: „Der Kaiser hat die Schwertgewalt von Gott“, er konnte sie nie vom Papste erhalten, weil dieser sie nie besessen, keins der Rechtsbücher stellt ihn unter den Papst. Ein Kaiser ist niemand unterthan als Gott und der Gerechtigkeit. Niemand kann sprechen: Ich bin Pfaffe, was geht mich der Kaiser an; denn die Christenheit ist unter des Kaisers Gewalt. (Vgl. Graf, 29 fg.) „Vnd darumb ist auch Rom ein heupt aller welt.“ (Klingen, 7a.)
41 Rom ist die Garküche für ungare Geister. – Zehner, Pietistin.
42 Rom ist ein böser neuer Essig von gutem, altem Wein. – Einfälle, 400.
So pflegte J. C. Scaliger zu sagen, wenn man ihn um seine Meinung von Rom fragte. „J. C. Scaliger sagt von der jetzigen Stadt Rom, dass es ein newer, aber böser essig wär, von einem sehr guten, alten Wein, andeutend, dass die Stadt Rom sehr abgewichen von dem Ruhm, Tugend vnd Frömmigkeit der alten Römer. Novum esse acetum pessimum veteris vini optimi.“ (Zinkgref, IV, 65; Witzfunken, IVb, 185.)
43 Rom ist ein fruchtbarer Acker, aber voll Vnkraut. – Zinkgref, IV, 191.
44 Rom ist eine fromme Stadt, da heisst's: so viel Klöster, so viel Hurenhäuser. – Klosterspiegel, 57, 2.
45 Rom ist eine heilige Stadt, aber die Römer sind ein schlimmes Volk.
46 Rom ist heilig, aber die Einwohner sind gottloss. – Berckenmeyer, 174.
„Rom“, sagt Seume, „ist oft die Kloake der Menschheit gewesen, aber vielleicht nie mehr als jetzt (1802 oder überhaupt jetzt?). Es ist keine Ordnung, keine Justiz, keine Polizei, auf dem Lande noch weniger, als in der Stadt; und wenn die Menschheit nicht noch tiefer gesunken ist, als sie wirklich liegt, so kommt es blos daher, weil man das Göttliche in der Natur durch die grösste Unvernunft nicht ausrotten kann.“ – Ein anderes Sprichwort sagt: Roma la Santa, ma populo cattivo. (Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713; Hesekiel, 35.) Die Neugriechen sagen ähnlich: O Athen, der Städte erste, was für Esel jetzt ernährst du! (Sanders, 231, 132.)
47 Rom ist heilig, aber die Römer sind abscheulich. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713.
48 Rom ist nur mächtig, wenn die Welt dumm ist.
„Die Tage der Geistesknechtschaft sind vorüber. Zwischen den gebrochenen Pfeilern ihres Coliseums sitzt zwar noch die alte Kreuzspinne und spinnt noch immer das alte Gewebe; aber es ist alt und morsch, und es verfangen sich darin nur Schmetterlinge und Fledermäuse, aber nicht mehr die Steinadler des Nordens.“ (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, II, 9.)
49 Rom liegt in der Mitte der Welt, Pomeisl mitten im Dreck.
Pomeisl ist eine kleine böhmische Stadt im saazer Kreise, der es schwer werden möchte, bei ungünstiger Witterung einen Widerspruch gegen die Behauptung des obigen Sprichworts zu begründen. In der Schweiz sagt man ähnlich: Venedig liegt im Wasser und Sempach im Koth. (Kirchhofer, 94.)
50 Rom oder der Tod!
Die sprichwörtlich gewordene Losung Jos. Garibaldi's im Kampfe gegen Rom. Zu vier malen ist sie bereits erhoben worden, nämlich 1849, 1860, 1862 und 1866. (Vgl. darüber H. Gelzer, Monatsblatt für innere Zeitgeschichte, 1868, Hft. 3.)
51 Rom schliesst den Himmel nur dem auf, der bezahlen kann.
52 Rom ward ynn einem iar nicht erbawet. – Agricola I, 292; Franck, I, 87b u. 163a; Gruter, I, 63; Eyering, III, 290; Egenolff, 172; Petri, II, 514; Latendorf II, 24; Lehmann, 18, 28; Hollenberg, III, 1; Lehmann, II, 832, 97; Wendvnmuth, VI, 55; Schottel, 1145a; Chaos, 812; Blum, 324; Lang, 74; Eiselein, 531; Siebenkees, 103; Simrock, 8496; Gaal, 1316; Mayer, II, 214; Körte, 5089; Struve, 8; Müller, 21; Lohrengel, I, 570; für Waldeck: Curtze, 336, 273.
Dennoch klingt eine Stelle im Plutarch fast so: „An demselben Tage, als Romulus die Stadt erbaute.“ „Es ward auch Rom gebuwen nicht in einem Tage, als man spricht.“ (Liedersaal.) „ ... Darzu is Rom och nich in em Tage gebaut.“ (Keller, 163b.) Is doch Rom og nich in am Tage geboot. (Gomolcke, 656.) Im Plattdeutschen: Rom is nich in en Dag boet worn. (Marahrens, 95.)
Mhd.: Es ward Rom gestifftet nicht aines tags, als man gicht. (Clara Hätzlerin, Liederbuch, von Haltaus, II, 7, 278; Zingerle, 122.)
Engl.: Rome was not built in one day. (Bohn II, 128; Gaal, 1316.)
Frz.: Grand bien ne vient pas en peu d'heures. (Bohn II, 128.) – Rome (Paris) ne s'est pas fait en un jour. (Kritzinger, 621b; Bohn I, 55; Lendroy, 708.)
Holl.: Gent en Brugge zijn op eenen dag niet gebouwd. – Rome zoo oud, is op één' dag niet gebouwd. (Harrebomée, I, 274; II, 228a.)
It.: In un sol giorno non si fece Roma. (Gaal, 1316; Pazzaglia, 150, 5; Bohn II, 104.)
Lat.: Alta die solo non est exstructa Corinthus. (Binder I, 322; II, 134; Buchler, 90; Eiselein, 531; Gaal, 1516; Philippi, I, 21; Seybold, 20.) – Roma non fuit una die condita. (Binder II, 2975.)
Poln.: Nie od razu Kraków zbudowany. (Lompa, 24; Masson, 119.)
Schwed.: Rom blef intet alt bygt uppå en dag. (Grubb, 690.) – Rom byggdes icke på en dag. (Marin, 23.)
Span.: De un solo golpe no se derrueca un roble. – No se ganó Zamora en una hora. (Don Quixote.)
Ung.: Nem egy nap épült Buda vára. (Gaal, 1316.)
53 Roma heisst der Christenheit Haupt. – Hesekiel, 35.
54 Rome theilet in mannech Land ihr Blei. – Eiselein, 531.
Rom versendet sein Blei an den Bullen in viele Länder.
55 Roms Republik hätte sich bis heute erhalten, wenn im Senat Windsheimer gesessen. – Gutzkow, Hohenschwangau, II, 22.
56 Seit Rom den äussern Feind besiegt, hat es im Innern einen schlimmern kriegt.
57 Trüg man jn ghen Rom vnnd setzt jn nur vnsanfft nider, es wer alles verschüt vnd auss. – Franck, II, 118a; Eiselein, 531; Sailer, 164.
„Wann einer einen nacher Rom that tragen, und wider heimb, ohn alles Klagen ihn einmal unsanfft nidersetzt, so ist die Wohlthat gantz verletzt.“ (Zinkgref, IV, 351; Chaos, 331.)
Mhd.: Nun seh ich, mancher hab das glück, trüg er seinen feind auff dem rück biss hin gen rom ein weiten gang, so verdient er doch keinen danck, wenn er ihn mit eim wort verletzt odr am thor unsanfft niedersetzt. (Froschm., 204 u. 507.)
Böhm.: By jednoho až do Řima nesl, a tam ho neposadil po vůli, všecko po dĕkování sobĕ zkazil čeovĕk. (Čelakovský, 51.)
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