Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Rücklings.

Wer rücklings (auch: arschling) geht, der geht dem Teufel in d' Scheoss. - Baumgarten, II, 25.

Das sollten sich die Regierungen merken.


Rückwärts.

1 Man muss rückwärts gehen, um wohl zu springen. - Eiselein, 585; Simrock, 8573.

2 Rückwärts kratzen die Hühner.

Als ablehnende Antwort auf die Frage, ob das Geschäft gut gehe.

3 Wenn man rückwärts geht, trägt man dem Teufel Wasser in die Küche. - Eiselein, 591; Simrock, 10194.

"Rückwärts gehen die Krebse gern, doch vorwärts geht die Zeit." (Chamisso.)

4 Wer rückwärts geiht, löpt dem Düwel in de Arme. - Dove, 57.

*5 Er geht rückwärts wie die Seilerlehrjungen.

Wenn jemand in seinen Vermögensverhältnissen zurückkommt.

*6 Hi gongt so hard beaflütj, üs an Hingst rean kann. (Nordfries.)

Er geht so rasch rückwärts, als ein Pferd zu laufen vermag.

*7 Sich rückwärts concentriren. - Büchmann, 6. Aufl., S. 252.

Verhüllend für zurückweichen. Diese Redensart soll Gyulay im italienischen Kriege angewandt haben, als er sich vor der Schlacht bei Magenta vor den Franzosen über den Ticino zurückzog. Sie wurde 1866 von den Oesterreichern und 1870 von den zurückweichenden Franzosen wiederholt.


Rückweg.

1 Auf dem Rückwege sind die Lahmen die Vordersten. - Winckler, XII, 53.

2 Man geht den Rückweg lieber als den Hinweg.

Sogar die Pferde scheinen auf dem Heimwege besser zu laufen.

Frz.: Le retour vaut mieux que matines. (Lendroy, 990.)


Ruckweis.

Ruxwies, as wenn Suckan Kinder moakt. (Ostpreuss.)

Von dem, was ruckweis, in einzelnen Rucken oder Absätzen geschieht. Wer nicht gleichmässig arbeitet, thut es ruckweise.


Rückzug.

1 Ein guter Rückzug ist besser als ein schlechter Vorgang.

Die Italiener scheinen anderer Ansicht zu sein: E piu vergognoso ad un Capitano il ritirarsi con acquisto che l'avvanzarsi con perdita. (Pazzaglia, 44.)

2 Ein Rückzug ist keine Flucht.

*3 Zum Rückzug blasen.

Frz.: Cet homme entend le numero. (Lendroy, 1092.)

Lat.: Palinodiam canere. (Binder II, 2465; Lang, 505.)


Rüde (s. Rüe).

1 Es ist kein Rüde, er pisst gegen die Wand.

Holl.: Al wat reutje heet, wil tegen den wand pissen. (Harrebomee, II, 218a.)

*2 Wo der Rüde fehlt, frisst der Wolf das Schaf.

*3 Die Rüden beissen sich um die Braut. - Theatrum Diabolorum, 233b.


Rudeln.

* Von dem hab' ich noch nit rudeln gehört. - Tendlau, 1011.

Ich habe noch nie vernommen, dass die Leute Schlimmes von ihm gesagt; und so ist wol auch nicht viel an ihm, weil wol jeder einigermassen hervorragende Mensch verleumdet wird. Rudeln heisst im Jüdisch-Deutschen: übel nachreden, lästern, besonders wenn es mehr zur Unterhaltung, als aus eigentlich böser Absicht erfolgt. Man erzählt zum obigen Sprichwort: Es war einmal jemand von einem Dämon ( Ruach, s. d.) besessen. Da liess man einen Beschwörer (baal-schem, Mann des Namens, der vermittels der heiligen Namen Dämonen auszutreiben, zu beschwören versteht) kommen, um den Ruach zu vertreiben. Als der Baal-Schem ins Zimmer trat, fing der Ruach an zu lachen. "Warum lachst du?" fragte der Beschwörer. Der Ruach antwortete: "Wenn ihr Baal-Schemes beieinander seid, wovon rudelt ihr? " - "Von den Ruches." - "Wenn wir Ruches beisammen sind, rudeln wir von den Baal-Schemes." Von dir hab' ich nie rudeln gehört; vor dir hab' ich keine Furcht. Ueber "Rudeln" vgl. noch Tendlau a. a. O.


Ruder.

1 Das Ruder im Land ruht am besten in Einer Hand.

"Regierungsruder muss nur einer führen." (Chaos, 970.)

[Spaltenumbruch] 2 Das Ruder muss führen, wer es zu fuhren gelernt hat.

3 Der eine steht am Ruder1, der andere am Bug2.

1) Hintertheil des Schiffs.

2) Vordertheil des Schiffs. - Wenn mehrere gemeinschaftlich für einen Zweck wirken.

4 Es ist bös, das Ruder von einem grossen Schiffe an ein Schuttgen binden. - Winckler, V, 62.

5 Jeder muss das Ruder gebrauchen, das er hat.

Holl.: Elk moet roeien met de riemen die hij, heeft. (Bohn I, 317.)

6 Man muss keinem das Ruder geben, der es nicht führen kann.

Böhm.: Nesverovati vesla tem, kteri na vodach nebyvali. (Celakovsky, 364.)

Poln.: Szkoda tym styru zwierzac, ktorzy nieplyvali. (Celakovsky, 364.)

7 Mit eigenem Ruder fährt sich's am besten.

Besonders wirksam soll ein silbernes sein; damit kann man, wie die Russen versichern, über die Fälle des Dnjepr fahren.

Holl.: Het is best, op eigen riemen te drijven. (Harrebomee, II, 219a.)

8 Ohne Ruder geht der Kahn schlecht.

Junge Leute ohne gute Führung gerathen leicht auf Abwege.

It.: Mal va la barca senza remo.

9 Ohne Ruder muss man nicht ins Schiff gehen.

Böhm.: Nepoustej se bez vesla na more. (Celakovsky, 248.)

10 Was nützt das Ruder, wenn niemand da ist, der es führt.

Holl.: Noch het roer aan't schip, noch de toom aan 't paard baten, zoo er niemand is, die ze kan besturen. (Harrebomee, II, 225a.)

11 Wenn das Ruder fehlt am Schiff, so geht's zu Grund am nächsten Riff.

Holl.: Zoo gij geen roer hebt aan uw schip, gij moet te grond of op een klip. (Harrebomee, II, 225a.)

12 Wer am Ruder sitzt, der führe es wohl.

Und das Ruder eines Steuermanns, sagen die Russen, muss viel Augen haben. (Altmann VI, 404.)

Holl.: Man te roer, laat het je niet ontwaaijen. - Man te roer, wacht u voor de lij. - Schipper, houd je roer regt. (Harrebomee, II, 225a.)

13 Wer das Ruder nicht führen kann, fass' es nicht an.

*14 Das Ruder ist vom Schiffe fort.

Der leitende Geist.

*15 Das Ruder liegt danach.

Es ist darauf angelegt.

*16 Das Ruder nach dem Winde wenden. (S. Mantel 66.)

Mhd.: Ich wil daz ruoder oueh nach den winden wenden. (Schlegel.) (Zingerle, 98.)

*17 De sitt bi'm Roder. - Dähnert, 383b.

Er hat hier das Meiste zu sagen.

*18 Die Ruder einziehen.

Dän.: Al laegge alle aarer. (Prov. dan., 4.)

Lat.: Desistere ab incoeptis. - Inhibere remos. (Faselius, 38.)

*19 Er hält das Ruder.

Leitet die Sache.

Holl.: Hij heeft het roer in de hand. - Hij houdt het roer in het water. - Hij houdt het roer vast. (Harrebomee, II, 224b.)

*20 Er hält das Ruder fest.

Gibt die Leitung nicht auf, lässt die Regierung nicht fahren.

*21 Er hält die Ruder recht.

Leitet die Sache wohl.

*22 Er hat seine Zeit am Ruder gestanden.

Seine Pflicht gethan.

*23 Er legt das Ruder über das Bord, wo er es binden will.

D. i. er nimmt einen geraden Lauf nach einem sichern Orte, leitet die Sache zur Erreichung eines sichern Ziels wohl.

*24 Er muss mit den Rudern steuern, die er hat.

*25 Er setzt ein Ruder unter das Segel.

Fördert die Sache auf jede Weise.

Holl.: Hij zet een' riem onder het zeil. (Harrebomee, II, 219b.)

*26 Er sitzt am Ruder.

Regiert.

Holl.: Hij zit aan het roer. (Harrebomee, II, 225a.)

*27 Er steckt das Ruder in den Zaun.

Lässt seinen Dienst fahren.

*28 Er steht steif am Ruder.

Bleibt bei seinem Beschluss.

Holl.: Hij staat stijf aan het roer. (Harrebomee, II, 225a.)

[Spaltenumbruch]
Rücklings.

Wer rücklings (auch: arschling) geht, der geht dem Teufel in d' Scheoss.Baumgarten, II, 25.

Das sollten sich die Regierungen merken.


Rückwärts.

1 Man muss rückwärts gehen, um wohl zu springen.Eiselein, 585; Simrock, 8573.

2 Rückwärts kratzen die Hühner.

Als ablehnende Antwort auf die Frage, ob das Geschäft gut gehe.

3 Wenn man rückwärts geht, trägt man dem Teufel Wasser in die Küche.Eiselein, 591; Simrock, 10194.

„Rückwärts gehen die Krebse gern, doch vorwärts geht die Zeit.“ (Chamisso.)

4 Wer rückwärts geiht, löpt dem Düwel in de Arme.Dove, 57.

*5 Er geht rückwärts wie die Seilerlehrjungen.

Wenn jemand in seinen Vermögensverhältnissen zurückkommt.

*6 Hi gongt so hard beaflütj, üs an Hingst rean kann. (Nordfries.)

Er geht so rasch rückwärts, als ein Pferd zu laufen vermag.

*7 Sich rückwärts concentriren.Büchmann, 6. Aufl., S. 252.

Verhüllend für zurückweichen. Diese Redensart soll Gyulay im italienischen Kriege angewandt haben, als er sich vor der Schlacht bei Magenta vor den Franzosen über den Ticino zurückzog. Sie wurde 1866 von den Oesterreichern und 1870 von den zurückweichenden Franzosen wiederholt.


Rückweg.

1 Auf dem Rückwege sind die Lahmen die Vordersten.Winckler, XII, 53.

2 Man geht den Rückweg lieber als den Hinweg.

Sogar die Pferde scheinen auf dem Heimwege besser zu laufen.

Frz.: Le retour vaut mieux que matines. (Lendroy, 990.)


Ruckweis.

Ruxwies, as wenn Suckan Kinder moakt. (Ostpreuss.)

Von dem, was ruckweis, in einzelnen Rucken oder Absätzen geschieht. Wer nicht gleichmässig arbeitet, thut es ruckweise.


Rückzug.

1 Ein guter Rückzug ist besser als ein schlechter Vorgang.

Die Italiener scheinen anderer Ansicht zu sein: E più vergognoso ad un Capitano il ritirarsi con acquisto che l'avvanzarsi con perdita. (Pazzaglia, 44.)

2 Ein Rückzug ist keine Flucht.

*3 Zum Rückzug blasen.

Frz.: Cet homme entend le numéro. (Lendroy, 1092.)

Lat.: Palinodiam canere. (Binder II, 2465; Lang, 505.)


Rüde (s. Rüe).

1 Es ist kein Rüde, er pisst gegen die Wand.

Holl.: Al wat reutje heet, wil tegen den wand pissen. (Harrebomée, II, 218a.)

*2 Wo der Rüde fehlt, frisst der Wolf das Schaf.

*3 Die Rüden beissen sich um die Braut.Theatrum Diabolorum, 233b.


Rudeln.

* Von dem hab' ich noch nit rudeln gehört.Tendlau, 1011.

Ich habe noch nie vernommen, dass die Leute Schlimmes von ihm gesagt; und so ist wol auch nicht viel an ihm, weil wol jeder einigermassen hervorragende Mensch verleumdet wird. Rudeln heisst im Jüdisch-Deutschen: übel nachreden, lästern, besonders wenn es mehr zur Unterhaltung, als aus eigentlich böser Absicht erfolgt. Man erzählt zum obigen Sprichwort: Es war einmal jemand von einem Dämon ( Ruach, s. d.) besessen. Da liess man einen Beschwörer (báal-schem, Mann des Namens, der vermittels der heiligen Namen Dämonen auszutreiben, zu beschwören versteht) kommen, um den Ruach zu vertreiben. Als der Baal-Schem ins Zimmer trat, fing der Ruach an zu lachen. „Warum lachst du?“ fragte der Beschwörer. Der Ruach antwortete: „Wenn ihr Baal-Schemes beieinander seid, wovon rudelt ihr? “ – „Von den Ruches.“ – „Wenn wir Ruches beisammen sind, rudeln wir von den Baal-Schemes.“ Von dir hab' ich nie rudeln gehört; vor dir hab' ich keine Furcht. Ueber „Rudeln“ vgl. noch Tendlau a. a. O.


Ruder.

1 Das Ruder im Land ruht am besten in Einer Hand.

„Regierungsruder muss nur einer führen.“ (Chaos, 970.)

[Spaltenumbruch] 2 Das Ruder muss führen, wer es zu fuhren gelernt hat.

3 Der eine steht am Ruder1, der andere am Bug2.

1) Hintertheil des Schiffs.

2) Vordertheil des Schiffs. – Wenn mehrere gemeinschaftlich für einen Zweck wirken.

4 Es ist bös, das Ruder von einem grossen Schiffe an ein Schuttgen binden.Winckler, V, 62.

5 Jeder muss das Ruder gebrauchen, das er hat.

Holl.: Elk moet roeien met de riemen die hij, heeft. (Bohn I, 317.)

6 Man muss keinem das Ruder geben, der es nicht führen kann.

Böhm.: Nesvĕřovati vesla tĕm, kteři na vodách nebývali. (Čelakovský, 364.)

Poln.: Szkoda tym styru zwierzać, którzy niepłyvali. (Čelakovský, 364.)

7 Mit eigenem Ruder fährt sich's am besten.

Besonders wirksam soll ein silbernes sein; damit kann man, wie die Russen versichern, über die Fälle des Dnjepr fahren.

Holl.: Het is best, op eigen riemen te drijven. (Harrebomée, II, 219a.)

8 Ohne Ruder geht der Kahn schlecht.

Junge Leute ohne gute Führung gerathen leicht auf Abwege.

It.: Mal va la barca senza remo.

9 Ohne Ruder muss man nicht ins Schiff gehen.

Böhm.: Nepouštĕj se bez vesla na moře. (Čelakovský, 248.)

10 Was nützt das Ruder, wenn niemand da ist, der es führt.

Holl.: Noch het roer aan't schip, noch de toom aan 't paard baten, zoo er niemand is, die ze kan besturen. (Harrebomée, II, 225a.)

11 Wenn das Ruder fehlt am Schiff, so geht's zu Grund am nächsten Riff.

Holl.: Zoo gij geen roer hebt aan uw schip, gij moet te grond of op een klip. (Harrebomée, II, 225a.)

12 Wer am Ruder sitzt, der führe es wohl.

Und das Ruder eines Steuermanns, sagen die Russen, muss viel Augen haben. (Altmann VI, 404.)

Holl.: Man te roer, laat het je niet ontwaaijen. – Man te roer, wacht u voor de lij. – Schipper, houd je roer regt. (Harrebomée, II, 225a.)

13 Wer das Ruder nicht führen kann, fass' es nicht an.

*14 Das Ruder ist vom Schiffe fort.

Der leitende Geist.

*15 Das Ruder liegt danach.

Es ist darauf angelegt.

*16 Das Ruder nach dem Winde wenden. (S. Mantel 66.)

Mhd.: Ich wil daz ruoder oueh nâch den winden wenden. (Schlegel.) (Zingerle, 98.)

*17 De sitt bi'm Roder.Dähnert, 383b.

Er hat hier das Meiste zu sagen.

*18 Die Ruder einziehen.

Dän.: Al lægge alle aarer. (Prov. dan., 4.)

Lat.: Desistere ab incoeptis. – Inhibere remos. (Faselius, 38.)

*19 Er hält das Ruder.

Leitet die Sache.

Holl.: Hij heeft het roer in de hand. – Hij houdt het roer in het water. – Hij houdt het roer vast. (Harrebomée, II, 224b.)

*20 Er hält das Ruder fest.

Gibt die Leitung nicht auf, lässt die Regierung nicht fahren.

*21 Er hält die Ruder recht.

Leitet die Sache wohl.

*22 Er hat seine Zeit am Ruder gestanden.

Seine Pflicht gethan.

*23 Er legt das Ruder über das Bord, wo er es binden will.

D. i. er nimmt einen geraden Lauf nach einem sichern Orte, leitet die Sache zur Erreichung eines sichern Ziels wohl.

*24 Er muss mit den Rudern steuern, die er hat.

*25 Er setzt ein Ruder unter das Segel.

Fördert die Sache auf jede Weise.

Holl.: Hij zet een' riem onder het zeil. (Harrebomée, II, 219b.)

*26 Er sitzt am Ruder.

Regiert.

Holl.: Hij zit aan het roer. (Harrebomée, II, 225a.)

*27 Er steckt das Ruder in den Zaun.

Lässt seinen Dienst fahren.

*28 Er steht steif am Ruder.

Bleibt bei seinem Beschluss.

Holl.: Hij staat stijf aan het roer. (Harrebomée, II, 225a.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0893" n="[879]"/>
        <cb n="1757"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rücklings.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer rücklings (auch: arschling) geht, der geht dem Teufel in d' Scheoss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Baumgarten, II, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das sollten sich die Regierungen merken.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rückwärts.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Man muss rückwärts gehen, um wohl zu springen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 585; Simrock, 8573.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Rückwärts kratzen die Hühner.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Als ablehnende Antwort auf die Frage, ob das Geschäft gut gehe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wenn man rückwärts geht, trägt man dem Teufel Wasser in die Küche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 591; Simrock, 10194.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Rückwärts gehen die Krebse gern, doch vorwärts geht die Zeit.&#x201C; (<hi rendition="#i">Chamisso.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wer rückwärts geiht, löpt dem Düwel in de Arme.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dove, 57.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Er geht rückwärts wie die Seilerlehrjungen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand in seinen Vermögensverhältnissen zurückkommt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Hi gongt so hard beaflütj, üs an Hingst rean kann.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er geht so rasch rückwärts, als ein Pferd zu laufen vermag.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Sich rückwärts concentriren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Büchmann, 6. Aufl., S. 252.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Verhüllend für zurückweichen. Diese Redensart soll Gyulay im italienischen Kriege angewandt haben, als er sich vor der Schlacht bei Magenta vor den Franzosen über den Ticino zurückzog. Sie wurde 1866 von den Oesterreichern und 1870 von den zurückweichenden Franzosen wiederholt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rückweg.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auf dem Rückwege sind die Lahmen die Vordersten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XII, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Man geht den Rückweg lieber als den Hinweg.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sogar die Pferde scheinen auf dem Heimwege besser zu laufen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le retour vaut mieux que matines. (<hi rendition="#i">Lendroy, 990.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ruckweis.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ruxwies, as wenn Suckan Kinder moakt.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von dem, was ruckweis, in einzelnen Rucken oder Absätzen geschieht. Wer nicht gleichmässig arbeitet, thut es ruckweise.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rückzug.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ein guter Rückzug ist besser als ein schlechter Vorgang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Italiener scheinen anderer Ansicht zu sein: E più vergognoso ad un Capitano il ritirarsi con acquisto che l'avvanzarsi con perdita. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 44.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ein Rückzug ist keine Flucht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Zum Rückzug blasen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cet homme entend le numéro. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1092.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Palinodiam canere. (<hi rendition="#i">Binder II, 2465; Lang, 505.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Rüde</hi> (s.  Rüe).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es ist kein Rüde, er pisst gegen die Wand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Al wat reutje heet, wil tegen den wand pissen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 218<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Wo der Rüde fehlt, frisst der Wolf das Schaf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Die Rüden beissen sich um die Braut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Theatrum Diabolorum, 233<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rudeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Von dem hab' ich noch nit rudeln gehört.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 1011.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich habe noch nie vernommen, dass die Leute Schlimmes von ihm gesagt; und so ist wol auch nicht viel an ihm, weil wol jeder einigermassen hervorragende Mensch verleumdet wird. Rudeln heisst im Jüdisch-Deutschen: übel nachreden, lästern, besonders wenn es mehr zur Unterhaltung, als aus eigentlich böser Absicht erfolgt. Man erzählt zum obigen Sprichwort: Es war einmal jemand von einem Dämon ( Ruach, s. d.) besessen. Da liess man einen Beschwörer (báal-schem, Mann des Namens, der vermittels der heiligen Namen Dämonen auszutreiben, zu beschwören versteht) kommen, um den Ruach zu vertreiben. Als der Baal-Schem ins Zimmer trat, fing der Ruach an zu lachen. &#x201E;Warum lachst du?&#x201C; fragte der Beschwörer. Der Ruach antwortete: &#x201E;Wenn ihr Baal-Schemes beieinander seid, wovon rudelt ihr? &#x201C; &#x2013; &#x201E;Von den Ruches.&#x201C; &#x2013; &#x201E;Wenn wir Ruches beisammen sind, rudeln wir von den Baal-Schemes.&#x201C; Von dir hab' ich nie rudeln gehört; vor dir hab' ich keine Furcht. Ueber &#x201E;Rudeln&#x201C; vgl. noch <hi rendition="#i">Tendlau a. a. O.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ruder.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das Ruder im Land ruht am besten in Einer Hand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Regierungsruder muss nur einer führen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Chaos, 970.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1758"/>
2 Das Ruder muss führen, wer es zu fuhren gelernt hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der eine steht am Ruder<hi rendition="#sup">1</hi>, der andere am Bug<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Hintertheil des Schiffs.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Vordertheil des Schiffs. &#x2013; Wenn mehrere gemeinschaftlich für einen Zweck wirken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Es ist bös, das Ruder von einem grossen Schiffe an ein Schuttgen binden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, V, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Jeder muss das Ruder gebrauchen, das er hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Elk moet roeien met de riemen die hij, heeft. (<hi rendition="#i">Bohn I, 317.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Man muss keinem das Ruder geben, der es nicht führen kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Nesv&#x0115;&#x0159;ovati vesla t&#x0115;m, kte&#x0159;i na vodách nebývali. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 364.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Szkoda tym styru zwierza&#x0107;, którzy niep&#x0142;yvali. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 364.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Mit eigenem Ruder fährt sich's am besten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Besonders wirksam soll ein silbernes sein; damit kann man, wie die Russen versichern, über die Fälle des Dnjepr fahren.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is best, op eigen riemen te drijven. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 219<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Ohne Ruder geht der Kahn schlecht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Junge Leute ohne gute Führung gerathen leicht auf Abwege.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Mal va la barca senza remo.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Ohne Ruder muss man nicht ins Schiff gehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Nepou&#x0161;t&#x0115;j se bez vesla na mo&#x0159;e. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 248.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Was nützt das Ruder, wenn niemand da ist, der es führt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Noch het roer aan't schip, noch de toom aan 't paard baten, zoo er niemand is, die ze kan besturen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 225<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Wenn das Ruder fehlt am Schiff, so geht's zu Grund am nächsten Riff.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zoo gij geen roer hebt aan uw schip, gij moet te grond of op een klip. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 225<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Wer am Ruder sitzt, der führe es wohl.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Und das Ruder eines Steuermanns, sagen die Russen, muss viel Augen haben. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 404.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Man te roer, laat het je niet ontwaaijen. &#x2013; Man te roer, wacht u voor de lij. &#x2013; Schipper, houd je roer regt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 225<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Wer das Ruder nicht führen kann, fass' es nicht an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Das Ruder ist vom Schiffe fort.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der leitende Geist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Das Ruder liegt danach.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist darauf angelegt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Das Ruder nach dem Winde wenden.</hi> (S.  Mantel 66.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Ich wil daz ruoder oueh nâch den winden wenden. (<hi rendition="#i">Schlegel.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 98.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 De sitt bi'm Roder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 383<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat hier das Meiste zu sagen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*18 Die Ruder einziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Al lægge alle aarer. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Desistere ab incoeptis. &#x2013; Inhibere remos. (<hi rendition="#i">Faselius, 38.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Er hält das Ruder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Leitet die Sache.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft het roer in de hand. &#x2013; Hij houdt het roer in het water. &#x2013; Hij houdt het roer vast. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 224<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Er hält das Ruder fest.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gibt die Leitung nicht auf, lässt die Regierung nicht fahren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 Er hält die Ruder recht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Leitet die Sache wohl.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Er hat seine Zeit am Ruder gestanden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Seine Pflicht gethan.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*23 Er legt das Ruder über das Bord, wo er es binden will.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. er nimmt einen geraden Lauf nach einem sichern Orte, leitet die Sache zur Erreichung eines sichern Ziels wohl.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Er muss mit den Rudern steuern, die er hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*25 Er setzt ein Ruder unter das Segel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Fördert die Sache auf jede Weise.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij zet een' riem onder het zeil. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 219<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*26 Er sitzt am Ruder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Regiert.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij zit aan het roer. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 225<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Er steckt das Ruder in den Zaun.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Lässt seinen Dienst fahren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*28 Er steht steif am Ruder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bleibt bei seinem Beschluss.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij staat stijf aan het roer. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 225<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[879]/0893] Rücklings. Wer rücklings (auch: arschling) geht, der geht dem Teufel in d' Scheoss. – Baumgarten, II, 25. Das sollten sich die Regierungen merken. Rückwärts. 1 Man muss rückwärts gehen, um wohl zu springen. – Eiselein, 585; Simrock, 8573. 2 Rückwärts kratzen die Hühner. Als ablehnende Antwort auf die Frage, ob das Geschäft gut gehe. 3 Wenn man rückwärts geht, trägt man dem Teufel Wasser in die Küche. – Eiselein, 591; Simrock, 10194. „Rückwärts gehen die Krebse gern, doch vorwärts geht die Zeit.“ (Chamisso.) 4 Wer rückwärts geiht, löpt dem Düwel in de Arme. – Dove, 57. *5 Er geht rückwärts wie die Seilerlehrjungen. Wenn jemand in seinen Vermögensverhältnissen zurückkommt. *6 Hi gongt so hard beaflütj, üs an Hingst rean kann. (Nordfries.) Er geht so rasch rückwärts, als ein Pferd zu laufen vermag. *7 Sich rückwärts concentriren. – Büchmann, 6. Aufl., S. 252. Verhüllend für zurückweichen. Diese Redensart soll Gyulay im italienischen Kriege angewandt haben, als er sich vor der Schlacht bei Magenta vor den Franzosen über den Ticino zurückzog. Sie wurde 1866 von den Oesterreichern und 1870 von den zurückweichenden Franzosen wiederholt. Rückweg. 1 Auf dem Rückwege sind die Lahmen die Vordersten. – Winckler, XII, 53. 2 Man geht den Rückweg lieber als den Hinweg. Sogar die Pferde scheinen auf dem Heimwege besser zu laufen. Frz.: Le retour vaut mieux que matines. (Lendroy, 990.) Ruckweis. Ruxwies, as wenn Suckan Kinder moakt. (Ostpreuss.) Von dem, was ruckweis, in einzelnen Rucken oder Absätzen geschieht. Wer nicht gleichmässig arbeitet, thut es ruckweise. Rückzug. 1 Ein guter Rückzug ist besser als ein schlechter Vorgang. Die Italiener scheinen anderer Ansicht zu sein: E più vergognoso ad un Capitano il ritirarsi con acquisto che l'avvanzarsi con perdita. (Pazzaglia, 44.) 2 Ein Rückzug ist keine Flucht. *3 Zum Rückzug blasen. Frz.: Cet homme entend le numéro. (Lendroy, 1092.) Lat.: Palinodiam canere. (Binder II, 2465; Lang, 505.) Rüde (s. Rüe). 1 Es ist kein Rüde, er pisst gegen die Wand. Holl.: Al wat reutje heet, wil tegen den wand pissen. (Harrebomée, II, 218a.) *2 Wo der Rüde fehlt, frisst der Wolf das Schaf. *3 Die Rüden beissen sich um die Braut. – Theatrum Diabolorum, 233b. Rudeln. * Von dem hab' ich noch nit rudeln gehört. – Tendlau, 1011. Ich habe noch nie vernommen, dass die Leute Schlimmes von ihm gesagt; und so ist wol auch nicht viel an ihm, weil wol jeder einigermassen hervorragende Mensch verleumdet wird. Rudeln heisst im Jüdisch-Deutschen: übel nachreden, lästern, besonders wenn es mehr zur Unterhaltung, als aus eigentlich böser Absicht erfolgt. Man erzählt zum obigen Sprichwort: Es war einmal jemand von einem Dämon ( Ruach, s. d.) besessen. Da liess man einen Beschwörer (báal-schem, Mann des Namens, der vermittels der heiligen Namen Dämonen auszutreiben, zu beschwören versteht) kommen, um den Ruach zu vertreiben. Als der Baal-Schem ins Zimmer trat, fing der Ruach an zu lachen. „Warum lachst du?“ fragte der Beschwörer. Der Ruach antwortete: „Wenn ihr Baal-Schemes beieinander seid, wovon rudelt ihr? “ – „Von den Ruches.“ – „Wenn wir Ruches beisammen sind, rudeln wir von den Baal-Schemes.“ Von dir hab' ich nie rudeln gehört; vor dir hab' ich keine Furcht. Ueber „Rudeln“ vgl. noch Tendlau a. a. O. Ruder. 1 Das Ruder im Land ruht am besten in Einer Hand. „Regierungsruder muss nur einer führen.“ (Chaos, 970.) 2 Das Ruder muss führen, wer es zu fuhren gelernt hat. 3 Der eine steht am Ruder1, der andere am Bug2. 1) Hintertheil des Schiffs. 2) Vordertheil des Schiffs. – Wenn mehrere gemeinschaftlich für einen Zweck wirken. 4 Es ist bös, das Ruder von einem grossen Schiffe an ein Schuttgen binden. – Winckler, V, 62. 5 Jeder muss das Ruder gebrauchen, das er hat. Holl.: Elk moet roeien met de riemen die hij, heeft. (Bohn I, 317.) 6 Man muss keinem das Ruder geben, der es nicht führen kann. Böhm.: Nesvĕřovati vesla tĕm, kteři na vodách nebývali. (Čelakovský, 364.) Poln.: Szkoda tym styru zwierzać, którzy niepłyvali. (Čelakovský, 364.) 7 Mit eigenem Ruder fährt sich's am besten. Besonders wirksam soll ein silbernes sein; damit kann man, wie die Russen versichern, über die Fälle des Dnjepr fahren. Holl.: Het is best, op eigen riemen te drijven. (Harrebomée, II, 219a.) 8 Ohne Ruder geht der Kahn schlecht. Junge Leute ohne gute Führung gerathen leicht auf Abwege. It.: Mal va la barca senza remo. 9 Ohne Ruder muss man nicht ins Schiff gehen. Böhm.: Nepouštĕj se bez vesla na moře. (Čelakovský, 248.) 10 Was nützt das Ruder, wenn niemand da ist, der es führt. Holl.: Noch het roer aan't schip, noch de toom aan 't paard baten, zoo er niemand is, die ze kan besturen. (Harrebomée, II, 225a.) 11 Wenn das Ruder fehlt am Schiff, so geht's zu Grund am nächsten Riff. Holl.: Zoo gij geen roer hebt aan uw schip, gij moet te grond of op een klip. (Harrebomée, II, 225a.) 12 Wer am Ruder sitzt, der führe es wohl. Und das Ruder eines Steuermanns, sagen die Russen, muss viel Augen haben. (Altmann VI, 404.) Holl.: Man te roer, laat het je niet ontwaaijen. – Man te roer, wacht u voor de lij. – Schipper, houd je roer regt. (Harrebomée, II, 225a.) 13 Wer das Ruder nicht führen kann, fass' es nicht an. *14 Das Ruder ist vom Schiffe fort. Der leitende Geist. *15 Das Ruder liegt danach. Es ist darauf angelegt. *16 Das Ruder nach dem Winde wenden. (S. Mantel 66.) Mhd.: Ich wil daz ruoder oueh nâch den winden wenden. (Schlegel.) (Zingerle, 98.) *17 De sitt bi'm Roder. – Dähnert, 383b. Er hat hier das Meiste zu sagen. *18 Die Ruder einziehen. Dän.: Al lægge alle aarer. (Prov. dan., 4.) Lat.: Desistere ab incoeptis. – Inhibere remos. (Faselius, 38.) *19 Er hält das Ruder. Leitet die Sache. Holl.: Hij heeft het roer in de hand. – Hij houdt het roer in het water. – Hij houdt het roer vast. (Harrebomée, II, 224b.) *20 Er hält das Ruder fest. Gibt die Leitung nicht auf, lässt die Regierung nicht fahren. *21 Er hält die Ruder recht. Leitet die Sache wohl. *22 Er hat seine Zeit am Ruder gestanden. Seine Pflicht gethan. *23 Er legt das Ruder über das Bord, wo er es binden will. D. i. er nimmt einen geraden Lauf nach einem sichern Orte, leitet die Sache zur Erreichung eines sichern Ziels wohl. *24 Er muss mit den Rudern steuern, die er hat. *25 Er setzt ein Ruder unter das Segel. Fördert die Sache auf jede Weise. Holl.: Hij zet een' riem onder het zeil. (Harrebomée, II, 219b.) *26 Er sitzt am Ruder. Regiert. Holl.: Hij zit aan het roer. (Harrebomée, II, 225a.) *27 Er steckt das Ruder in den Zaun. Lässt seinen Dienst fahren. *28 Er steht steif am Ruder. Bleibt bei seinem Beschluss. Holl.: Hij staat stijf aan het roer. (Harrebomée, II, 225a.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/893
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [879]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/893>, abgerufen am 22.11.2024.