Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch]
Ruthe. 1 Ach, du liebe Ruthe, du thust mir viel zu Gute. Aus einer 1540 unter dem Titel: Von den sieben bösen Geistern, welche Küster und Dorfschulmeister regieren, erschienenen Schrift. 2 Bei der Ruthe muss der Apfel sein. Strenge und Liebe in weiser Verbindung. Lat.: Oleum et salem oportet emere. (Philippi, II, 64.) 3 Besser die Ruthe der leiblichen Mutter, als von der Stiefmutter Brot mit Butter. (Estl.) 4 Besser mit Einer Ruthe gestrichen als mit zweien. Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse, quam duobus. (Binder II, 2641; Philippi, II, 105; Steinmeyer, 2641.) 5 Danck hab die ruth, sie macht die kinder gut. - Franck, II, 16a; Hofmann, 32, 74. 6 Danck hebbe, rhöde, dat thu berue kinder macken kanst. - Tappius, 18b. 7 De Rade se net feir de Kazen; em sal de Käinjdern häinjder de Schpäjel stechen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 596a. 8 De Rat wiert de Galjen uof. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 600. 9 Die liebe Ruthe thut vieles Gute. - Lohrengel, I, 172. 10 Die rhut macht die kinder gut. - Tappius, 18b; Franck, II, 16a u. 104b; Gruter, I, 21; Latendorf II, 8; Lehmann, 130, 28; Sailer, 64. Mhd.: Nieman kan mit gerten kindes zuht beherten; den man zeren bringen mac, dem ist ein wort als ein slac. (Walther.) ( Zingerle, 82.) Dän.: Riis giör barnet viis. (Prov. dan., 478.) Holl.: De roe maakt het kind vroe. (Harrebomee, II, 223b.) Lat.: Post mala prudentior. (Tappius, 18b.) Schwed.: Aga och rijs giör barna wijs. (Törning, 4.) 11 Die rut bricht kein Bain entzwei. - Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 172. Dän.: Riis bryder ikke beenene. (Prov. dan., 478.) Engl.: Birchen twigs break no ribs. (Bohn II, 71.) Schwed.: Rijs bryter intet been. (Grubb, 689.) 12 Die rute macht fromme Kinder. - Fischer, Psalter, 494, 2. Bei Tunnicius (1089): De rode maket berve (brave) kinder. (Compellit studiis pueros incumbere virga.) Böhm.: Zidka metla dobre ditky cini. (Celakovsky, 409.) 13 Die Ruth macht böse Kinder gut. - Petri, II, 142; Simrock, 8600; Körte, 5121; Körte2, 6417. Böhm.: Metla vyhani deti z pekla. (Celakovsky, 409.) Lat.: Indisciplinatus reprobatur a Deo et hominibus. (Chaos, 988.) 14 Die ruth macht keine beulen. - Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 73; Simrock, 8599. 15 Die Ruthe bricht den Kindern kein Bein, macht auch keine Beulen. - Petri, II, 142; Henisch, 262, 36; Gaal, 1330; Simrock, 8603. Engl.: Birchen twigs break no ribs. (Gaal, 1330.) 16 Die Ruthe, die man sich selber bindet, trifft immer am schwersten. - Neue freie Presse vom 28. Jan. 1873. 17 Die Ruthe, die sich biegt, bricht nicht. - Petri, II, 142; Henisch, 369, 57; Eiselein, 535. 18 Die Ruthe für die kleinen Kinder, den Stock für die grossen Rinder, der Tod für die argen Schinder. Frz.: Le fouet pour les enfans, le baton pour les grands et la mort pour les mechants. (Kritzinger, 328b.) 19 Die Ruthe ist neben dem Brot den Kindern so nöthig als den Pferden die Sporen neben dem Futter. - Wirth, II, 379. 20 Die Ruthe kann neue Schwielen machen, sind die alten geheilt. Holl.: Is de oude roede al vergeten, zij is daarom toch niet versleten. (Harrebomee, II, 223b.) 21 Die Ruthe macht gut. - Eiselein, 535; Simrock, 8598; Schuppius, Schriften, III, 392; Sutor, 374. 22 Die Ruthe muss mit dem Pater noster gebunden werden. - Herberger, Hertzpostille, II, 107. 23 Die Ruthe trifft nur, es ist aber der Arm, der die Schläge gibt. 24 Die Ruthe zieht bessere Kinder als der Fuchsschwanz. Schwed.: Rijs är bättre än Räfweswanz. (Grubb, 689.) 25 Die steife Ruthe bricht. - Petri, II, 144. [Spaltenumbruch] 26 Ein solch Ruth ist allzu scharpff, darvber man nicht klagen darff. - Lehmann, II, 150, 67. 27 Entläufst du der Ruthe, so folgt dir die Knute. 28 Es bindet mancher selbst die Rut, die seinem Gesäss wehe thut. - Suringar, LXXV, 24. 29 Es bindt ihm oft einer ein ruthen uber sein aigen rucken. - Petri, II, 242; Henisch, 387, 60; Nas, 248a. Lat.: Quisquis mali faber est. (Chaos, 1041.) 30 Ey du liebe Ruthe, was thust du uns zu gute. - Herberger, Hertzpostille, I, 704; Simrock, 8603. 31 Frische Ruthen, fromme Kinder. 32 Gebrauchte Ruth' wirft Gott in die Glut. - Petri, II, 129; Simrock, 8606; Körte, 5122. 33 Je schärfer die Ruthe, je besser das Kind. - Körte, 5123; Struve, II, 27; Masson, 198. Fühlbare Züchtigung oder keine. 34 Jeder bindet sich die Ruthe selbst auf den Rücken. 35 Liebe rhut, thetestu, ich thet nimmer gut. - Franck, II, 16a; Tappius, 18b; Petri, II, 438; Gruter, I, 55; Latendorf II, 21. In dieser mir unverständlichen Fassung findet sich dies Sprichwort in sämmtlichen angeführten Quellenschriften. Nach meiner Auffassung müsste es heissen: thätest du nicht, feiertest du, wie es auch Sailer (s. 36) hat. Lat.: Sua cuique nocet stultitia. (Plinius.) 36 Liebe Ruth, feiertest du, ich thäte nimmer gut. - Sailer, 128. 37 Man muss sich nicht selbst eine Ruthe auf den Rücken binden. Lat.: Ne quid suo suat capiti. (Terenz.) (Philippi, II, 19.) 38 Man soll niemand mit zwei Ruthen streichen. - Eisenhart, 618; Hillebrand, 200, 286; Pistor., IV, 50; V, 18; Simrock, 8607. Wider die Zufügung doppelter Strafe für Ein Vergehen. "Es ist ein gemeines Sprichwort: Niemand solle mit zweyen Ruhten geschlagen werden." (Theatrum Diabolorum, 265b.) Böhm.: Zadny dveme metlama mrskan nebud'. (Celakovsky, 356.) Lat.: Idem delictum non debet bis puniri. (Altdorf, 156; Binder II, 1357.) - Onere duplici nemo debet gravari. (Binder II, 2421; Seybold, 416.) 39 Man zeigt die Ruthe nicht gern vor, mit der man geschlagen worden ist. Frz.: Jamais on n'avance les verges dont on est battu. (Cahier, 1779.) 40 Mancher bindet sich eine Ruthe für den eigenen Arsch. - Simrock, 12388. In Pommern: He bindet sick 'ne Rode to sinen egnen Ers. (Dähnert, 383b.) "Mancher bindet selbs eine rut, die seinn ars bald schaden thut." Bei Tunnicius (712): Mannich maket eyne rode to synen eigen sterte. (Virgam saepe puer proprium connectit in anum.) (Suringar, 571b.) Dän.: Man giör tit riis til sin egen rumpe. (Prov. dan., 478.) Holl.: Menich maket een roede tot sijns self eers. (Tunn., 18, 8.) Lat.: Saepe sui dorsum caesoris virga cecidit. (Rein. Vulp., ed. Mone, 2, 307.) - Sepe suum proprium facit puer ipse flagellum. (Fallersleben, 504; Loci comm., 164; Seybold, 535; Sutor, 96.) Schwed.: Mangen gjör rijs at sin egin rumpa. (Törning, 109; Grubb, 552.) 41 Mancher bindet sich selbst eine Ruth, die seinem ars bald wehe thut. - Suringar, LXXV, 16. 42 Mancher macht jhm selber ein Ruth vber den Arss. - Gruter, III, 68; Suringar, LXXV, 24; Petri, II, 419; Lehmann, II, 410, 48. 43 Mit der Ruthe schlägt man kein Bein entzwei. Lat.: Ne mergas puerum nunc parvum post valiturum. (Sutor, 600.) 44 Mit der Ruthe treibt man die Kinder nicht auf den Kirchhof. (Lit.) 45 Mit doppelter Raute straft me net (neiet, nicht). (Meiningen.) - Frommann, II, 409, 68. Für ein und dasselbe Vergehen dürfen nicht zwei Strafen verhängt werden. Jüdisch-deutsch in Warschau: Mit zwei Rüthen struft män nit. "Es ist ein gemeines Sprichwort, niemand sol mit zween Ruten geschlagen .... mit zweyerley straff bestrafft werden." (Lauterbeck, LXXVIIIa.) 46 Mit zwä Rott'n dörf mer en nit straff'n. (Franken.) - Frommann, VI, 322, 321. [Spaltenumbruch]
Ruthe. 1 Ach, du liebe Ruthe, du thust mir viel zu Gute. Aus einer 1540 unter dem Titel: Von den sieben bösen Geistern, welche Küster und Dorfschulmeister regieren, erschienenen Schrift. 2 Bei der Ruthe muss der Apfel sein. Strenge und Liebe in weiser Verbindung. Lat.: Oleum et salem oportet emere. (Philippi, II, 64.) 3 Besser die Ruthe der leiblichen Mutter, als von der Stiefmutter Brot mit Butter. (Estl.) 4 Besser mit Einer Ruthe gestrichen als mit zweien. Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse, quam duobus. (Binder II, 2641; Philippi, II, 105; Steinmeyer, 2641.) 5 Danck hab die ruth, sie macht die kinder gut. – Franck, II, 16a; Hofmann, 32, 74. 6 Danck hebbe, rhöde, dat thu berue kinder macken kanst. – Tappius, 18b. 7 De Râde se net fîr de Kazen; em sâl de Käinjdern häinjder de Schpäjel stêchen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 596a. 8 De Rât wiért de Galjen uof. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 600. 9 Die liebe Ruthe thut vieles Gute. – Lohrengel, I, 172. 10 Die rhut macht die kinder gut. – Tappius, 18b; Franck, II, 16a u. 104b; Gruter, I, 21; Latendorf II, 8; Lehmann, 130, 28; Sailer, 64. Mhd.: Nieman kan mit gerten kindes zuht beherten; den man zêren bringen mac, dem ist ein wort als ein slac. (Walther.) ( Zingerle, 82.) Dän.: Riis giør barnet viis. (Prov. dan., 478.) Holl.: De roe maakt het kind vroe. (Harrebomée, II, 223b.) Lat.: Post mala prudentior. (Tappius, 18b.) Schwed.: Aga och rijs giör barna wijs. (Törning, 4.) 11 Die rut bricht kein Bain entzwei. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 172. Dän.: Riis bryder ikke beenene. (Prov. dan., 478.) Engl.: Birchen twigs break no ribs. (Bohn II, 71.) Schwed.: Rijs bryter intet been. (Grubb, 689.) 12 Die rute macht fromme Kinder. – Fischer, Psalter, 494, 2. Bei Tunnicius (1089): De rode maket berve (brave) kinder. (Compellit studiis pueros incumbere virga.) Böhm.: Židká metla dobré dítky činí. (Čelakovsky, 409.) 13 Die Ruth macht böse Kinder gut. – Petri, II, 142; Simrock, 8600; Körte, 5121; Körte2, 6417. Böhm.: Metla vyhání dĕti z pekla. (Čelakovsky, 409.) Lat.: Indisciplinatus reprobatur a Deo et hominibus. (Chaos, 988.) 14 Die ruth macht keine beulen. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 73; Simrock, 8599. 15 Die Ruthe bricht den Kindern kein Bein, macht auch keine Beulen. – Petri, II, 142; Henisch, 262, 36; Gaal, 1330; Simrock, 8603. Engl.: Birchen twigs break no ribs. (Gaal, 1330.) 16 Die Ruthe, die man sich selber bindet, trifft immer am schwersten. – Neue freie Presse vom 28. Jan. 1873. 17 Die Ruthe, die sich biegt, bricht nicht. – Petri, II, 142; Henisch, 369, 57; Eiselein, 535. 18 Die Ruthe für die kleinen Kinder, den Stock für die grossen Rinder, der Tod für die argen Schinder. Frz.: Le fouet pour les enfans, le bâton pour les grands et la mort pour les méchants. 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Ruthe.
1 Ach, du liebe Ruthe, du thust mir viel zu Gute.
Aus einer 1540 unter dem Titel: Von den sieben bösen Geistern, welche Küster und Dorfschulmeister regieren, erschienenen Schrift.
2 Bei der Ruthe muss der Apfel sein.
Strenge und Liebe in weiser Verbindung.
Lat.: Oleum et salem oportet emere. (Philippi, II, 64.)
3 Besser die Ruthe der leiblichen Mutter, als von der Stiefmutter Brot mit Butter. (Estl.)
4 Besser mit Einer Ruthe gestrichen als mit zweien.
Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse, quam duobus. (Binder II, 2641; Philippi, II, 105; Steinmeyer, 2641.)
5 Danck hab die ruth, sie macht die kinder gut. – Franck, II, 16a; Hofmann, 32, 74.
6 Danck hebbe, rhöde, dat thu berue kinder macken kanst. – Tappius, 18b.
7 De Râde se net fîr de Kazen; em sâl de Käinjdern häinjder de Schpäjel stêchen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 596a.
8 De Rât wiért de Galjen uof. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 600.
9 Die liebe Ruthe thut vieles Gute. – Lohrengel, I, 172.
10 Die rhut macht die kinder gut. – Tappius, 18b; Franck, II, 16a u. 104b; Gruter, I, 21; Latendorf II, 8; Lehmann, 130, 28; Sailer, 64.
Mhd.: Nieman kan mit gerten kindes zuht beherten; den man zêren bringen mac, dem ist ein wort als ein slac. (Walther.) ( Zingerle, 82.)
Dän.: Riis giør barnet viis. (Prov. dan., 478.)
Holl.: De roe maakt het kind vroe. (Harrebomée, II, 223b.)
Lat.: Post mala prudentior. (Tappius, 18b.)
Schwed.: Aga och rijs giör barna wijs. (Törning, 4.)
11 Die rut bricht kein Bain entzwei. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 172.
Dän.: Riis bryder ikke beenene. (Prov. dan., 478.)
Engl.: Birchen twigs break no ribs. (Bohn II, 71.)
Schwed.: Rijs bryter intet been. (Grubb, 689.)
12 Die rute macht fromme Kinder. – Fischer, Psalter, 494, 2.
Bei Tunnicius (1089): De rode maket berve (brave) kinder. (Compellit studiis pueros incumbere virga.)
Böhm.: Židká metla dobré dítky činí. (Čelakovsky, 409.)
13 Die Ruth macht böse Kinder gut. – Petri, II, 142; Simrock, 8600; Körte, 5121; Körte2, 6417.
Böhm.: Metla vyhání dĕti z pekla. (Čelakovsky, 409.)
Lat.: Indisciplinatus reprobatur a Deo et hominibus. (Chaos, 988.)
14 Die ruth macht keine beulen. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 73; Simrock, 8599.
15 Die Ruthe bricht den Kindern kein Bein, macht auch keine Beulen. – Petri, II, 142; Henisch, 262, 36; Gaal, 1330; Simrock, 8603.
Engl.: Birchen twigs break no ribs. (Gaal, 1330.)
16 Die Ruthe, die man sich selber bindet, trifft immer am schwersten. – Neue freie Presse vom 28. Jan. 1873.
17 Die Ruthe, die sich biegt, bricht nicht. – Petri, II, 142; Henisch, 369, 57; Eiselein, 535.
18 Die Ruthe für die kleinen Kinder, den Stock für die grossen Rinder, der Tod für die argen Schinder.
Frz.: Le fouet pour les enfans, le bâton pour les grands et la mort pour les méchants. (Kritzinger, 328b.)
19 Die Ruthe ist neben dem Brot den Kindern so nöthig als den Pferden die Sporen neben dem Futter. – Wirth, II, 379.
20 Die Ruthe kann neue Schwielen machen, sind die alten geheilt.
Holl.: Is de oude roede al vergeten, zij is daarom toch niet versleten. (Harrebomée, II, 223b.)
21 Die Ruthe macht gut. – Eiselein, 535; Simrock, 8598; Schuppius, Schriften, III, 392; Sutor, 374.
22 Die Ruthe muss mit dem Pater noster gebunden werden. – Herberger, Hertzpostille, II, 107.
23 Die Ruthe trifft nur, es ist aber der Arm, der die Schläge gibt.
24 Die Ruthe zieht bessere Kinder als der Fuchsschwanz.
Schwed.: Rijs är bättre än Räfweswanz. (Grubb, 689.)
25 Die steife Ruthe bricht. – Petri, II, 144.
26 Ein solch Ruth ist allzu scharpff, darvber man nicht klagen darff. – Lehmann, II, 150, 67.
27 Entläufst du der Ruthe, so folgt dir die Knute.
28 Es bindet mancher selbst die Rut, die seinem Gesäss wehe thut. – Suringar, LXXV, 24.
29 Es bindt ihm oft einer ein ruthen uber sein aigen rucken. – Petri, II, 242; Henisch, 387, 60; Nas, 248a.
Lat.: Quisquis mali faber est. (Chaos, 1041.)
30 Ey du liebe Ruthe, was thust du uns zu gute. – Herberger, Hertzpostille, I, 704; Simrock, 8603.
31 Frische Ruthen, fromme Kinder.
32 Gebrauchte Ruth' wirft Gott in die Glut. – Petri, II, 129; Simrock, 8606; Körte, 5122.
33 Je schärfer die Ruthe, je besser das Kind. – Körte, 5123; Struve, II, 27; Masson, 198.
Fühlbare Züchtigung oder keine.
34 Jeder bindet sich die Ruthe selbst auf den Rücken.
35 Liebe rhut, thetestu, ich thet nimmer gut. – Franck, II, 16a; Tappius, 18b; Petri, II, 438; Gruter, I, 55; Latendorf II, 21.
In dieser mir unverständlichen Fassung findet sich dies Sprichwort in sämmtlichen angeführten Quellenschriften. Nach meiner Auffassung müsste es heissen: thätest du nicht, feiertest du, wie es auch Sailer (s. 36) hat.
Lat.: Sua cuique nocet stultitia. (Plinius.)
36 Liebe Ruth, feiertest du, ich thäte nimmer gut. – Sailer, 128.
37 Man muss sich nicht selbst eine Ruthe auf den Rücken binden.
Lat.: Ne quid suo suat capiti. (Terenz.) (Philippi, II, 19.)
38 Man soll niemand mit zwei Ruthen streichen. – Eisenhart, 618; Hillebrand, 200, 286; Pistor., IV, 50; V, 18; Simrock, 8607.
Wider die Zufügung doppelter Strafe für Ein Vergehen. „Es ist ein gemeines Sprichwort: Niemand solle mit zweyen Ruhten geschlagen werden.“ (Theatrum Diabolorum, 265b.)
Böhm.: Žádný dvĕme metlama mrskán nebud'. (Čelakovsky, 356.)
Lat.: Idem delictum non debet bis puniri. (Altdorf, 156; Binder II, 1357.) – Onere duplici nemo debet gravari. (Binder II, 2421; Seybold, 416.)
39 Man zeigt die Ruthe nicht gern vor, mit der man geschlagen worden ist.
Frz.: Jamais on n'avance les verges dont on est battu. (Cahier, 1779.)
40 Mancher bindet sich eine Ruthe für den eigenen Arsch. – Simrock, 12388.
In Pommern: He bindet sick 'ne Rode to sinen êgnen Êrs. (Dähnert, 383b.) „Mancher bindet selbs eine rut, die seinn ars bald schaden thut.“ Bei Tunnicius (712): Mannich maket eyne rode to synen eigen sterte. (Virgam saepe puer proprium connectit in anum.) (Suringar, 571b.)
Dän.: Man giør tit riis til sin egen rumpe. (Prov. dan., 478.)
Holl.: Menich maket een roede tot sijns self eers. (Tunn., 18, 8.)
Lat.: Saepe sui dorsum caesoris virga cecidit. (Rein. Vulp., ed. Mone, 2, 307.) – Sepe suum proprium facit puer ipse flagellum. (Fallersleben, 504; Loci comm., 164; Seybold, 535; Sutor, 96.)
Schwed.: Mången gjör rijs åt sin egin rumpa. (Törning, 109; Grubb, 552.)
41 Mancher bindet sich selbst eine Ruth, die seinem ars bald wehe thut. – Suringar, LXXV, 16.
42 Mancher macht jhm selber ein Ruth vber den Arss. – Gruter, III, 68; Suringar, LXXV, 24; Petri, II, 419; Lehmann, II, 410, 48.
43 Mit der Ruthe schlägt man kein Bein entzwei.
Lat.: Ne mergas puerum nunc parvum post valiturum. (Sutor, 600.)
44 Mit der Ruthe treibt man die Kinder nicht auf den Kirchhof. (Lit.)
45 Mit doppelter Rûte straft me net (nîet, nicht). (Meiningen.) – Frommann, II, 409, 68.
Für ein und dasselbe Vergehen dürfen nicht zwei Strafen verhängt werden. Jüdisch-deutsch in Warschau: Mit zwei Rüthen struft män nit. „Es ist ein gemeines Sprichwort, niemand sol mit zween Ruten geschlagen .... mit zweyerley straff bestrafft werden.“ (Lauterbeck, LXXVIIIa.)
46 Mit zwä Rott'n dörf mer ên nit straff'n. (Franken.) – Frommann, VI, 322, 321.
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